Aggressive Retsuko/アグレッシブ烈子 von SainzDeRouse (Überstunden-téte-á-téte) ================================================================================ Kapitel 3: Keine Konzentration ------------------------------ Kapitel 3 – Keine Konzentration „Was ist aus deiner Band geworden?“, fragte ich neugierig. „Oh, ich denke wir sind dem Traum einfach entwachsen. Plötzlich ist man mit Bewerbungsschreiben und Vorstellungsgesprächen beschäftigt und die Realität überholt einen. Oh fuck, schon so spät, wir wollten vor einer viertel Stunde anfangen.“ „Dann sollten wir uns ran halten ehe Direktor Ton uns morgen umbringt weil wir es nicht geschafft haben“, lächelte ich, stand auf und zupfte kurz meine Uniform zurecht.   Doch irgendwie war es mir nicht möglich mich so recht zu konzentrieren. Immerzu musste ich eingegebene Zahlen löschen oder noch einmal angefertigte Rechnungen kontrollieren, da ich meinem eigenen Ergebnis nicht traute. Es war mehr als ungewohnt Haida oder überhaupt jemand anderes, bei den mir so vertrauten einsamen Überstunden hier zu haben. Das arhythmische Klicken seiner Tastatur, sein Kopf und seine großen Ohren die hinter seinem Bildschirm hervorragten, welche ich im Augenwinkel sehen konnte, das brachte mich irgendwie aus dem Konzept. Nur verstand ich nicht wieso. Tagsüber verbrachten wir sehr viele Stunden zusammen und da war das Großraumbüro mit insgesamt fünfzehn Kollegen gefüllt. Da war es mir egal ob Fenneko aufstand um auf Toilette zu gehen, Tsunoda Direktor Ton umschwärmte oder Frau Kabae in den Raum hinein rief: „Möchte jemand Tee? Ich setze einen auf.“ Wenn Haida mit seinem Stapel weit früher fertig werden sollte als ich, würde es peinlich werden. „Uuuaaah...“, gähnte Haida herzhaft und streckte sich ausgiebig. „Wollen wir noch einmal eine kleine Pause machen? Ich könnte einen Kaffee vertragen, willst du auch einen?“ „Was? Oh, natürlich“, willigte ich ein und bekam innerlich einen Herzinfarkt als ich sah das bereits eine Stunde vergangen war und ich nicht so recht voran gekommen war. Am liebsten hätte ich mir seinen Stapel angesehen um ihn einschätzen zu können wie viel er weg gearbeitet hatte, aber Haida hatte auf mich gewartet. In der Küche bereitete Haida das Wasser vor und so standen wir herum und warteten darauf das es heiß wurde. „Was ist aus deiner E-Gitarre geworden?“, fragte Haida plötzlich in die Stille hinein. „Ich durfte sie zur Erinnerung behalten.“ „Hast du je wieder darauf gespielt?“ „Ehrlich gesagt nicht, sie liegt noch in meiner Wohnung. Ich bedaure es etwas nicht weiter machen zu können, der Anfang war schwer, aber es hat Spaß gemacht.“ „Du kannst ja weiter üben.“ „Mmh“, lächelte ich, „Stimmt. Nur kann ich mir leider keine Stunden leisten.“ „Wenn es nur das ist, könnte ich dir da weiter helfen.“ „Darauf hatte ich gehofft“, lächelte ich schüchtern. Das plötzliche hohe Pfeifen riss uns aus unserer Unterhaltung und Haida bereitete uns zwei Tassen Kaffee zu. Da stand ich nun, mich Halt suchend an meiner Tasse festhaltend. Irgendetwas war anders, doch konnte ich es nicht bestimmen. „Morgen steht wieder Yoga mit Frau Gori und Frau Washimi an, nicht wahr?“, fragte Haida in die Stille hinein, pustete in die Tasse und nahm einen kleinen Schluck. „Ja richtig. Ich freu mich schon drauf. Es klingt albern, aber nach der letzten Zeit, gibt es mir etwas gewohnte Normalität zurück.“ „Es ist nicht albern. Dir ist etwas schreckliches Wiederfahren und es ist nur natürlich das sich damit alles verändert. Warum hattest du damals mit Yoga angefangen?“, lenkte er vom bedrückenden Thema ab, wofür ich sehr dankbar war. „Ähm....“ Ich konnte ihm unmöglich sagen das ich das getan habe um eine schöne Figur zu bekommen um einen Ehemann zu finden, damit ich nicht mehr arbeiten musste. Aber nach allem was passiert war. Haida war wirklich ein Freund, kein Kollege. Was konnte peinlicher sein als verängstigt im ehemaligen, leeren Kinderzimmer auf eine Matratze vorgefunden zu werden? „Also ehrlich gesagt. Wollte ich meine Figur formen um …. einen Ehemann zu finden...“ „Was?“, fragte Haida verständlicherweise verwirrt. „...Um nicht mehr arbeiten zu müssen, weil Direktor Ton sich mir gegenüber immer wie so ein sexistisches Schwein benommen hat.“ „Verstehe. Fenneko hatte mir einmal einen ganz schönen Schrecken eingejagt und geäußert das du dich vom Dach stürzen könntest wegen Direktor Ton.... was... moment.... hattest du mich deswegen gefragt ob, wenn ich verheiratet wäre, meine Frau Zuhause bleiben würde?“, seine Wangen färbten sich sichtlich rot. „Äh... ja. Tatsächlich“, lachte ich etwas peinlich berührt. Ich spürte seinen intensiven Blick auf mich. In diesem Augenblick war ich mir sicher zu wissen was für eine Frage ihm auf der Zunge brannte. Hätte ich ihm eine Chance gegeben wenn er mir eine andere Antwort gegeben hätte? Das wusste ich nicht und ich war ihm sehr dankbar das er die Frage nicht äußerte. „Mmh. Du hättest... ich meine du hast kein Yoga nötig“, sagte er plötzlich in die unangenehme Stille hinein. Überrascht blickte ich ihn an, ganz perplex das er das Thema wieder auf etwas angenehmeres gezogen hatte. Dann wurde mir bewusst was er gesagt hatte und ehe ich darauf reagieren konnte, zwinkerte er mir zu, lief lässig an mir vorbei und machte sich wieder an die Arbeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)