So we meet again von Glasmond ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Auf dem Weg nach Hause sprachen sie kaum ein Wort. Jane hatte jedoch auf halber Strecke nach ihrer Hand gegriffen und streichelte diese nun sanft mit ihrem Daumen, während sie durch die relativ leeren Gassen Londons streiften. Donna war zutiefst aufgewühlt. Sie verstand nicht, was ihr gerade passiert war. Wüsste sie es nicht besser, würde sie denken sie wäre alkoholisiert oder berauscht. Aber sie begriff zumindest, dass sie etwas nicht begriff. Etwas großes. Oder... doch nicht? Vielleicht hatte die seltsame, voyeuristische Chefin der Eisdiele etwas in ihren Shake getan. Das würde erklären, dass sie etwas umsonst bekommen hatte. Vielleicht Roofies? Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. Nein, das war es wahrscheinlich nicht. Aber klar war, dass Jane weitaus mehr wusste, als sie zugab. Donna drückte leicht ihre Hand. Zur Antwort hielt Jane diese etwas fester. Donna blickte zu ihr hinüber. Sie glaubte ihr, dass Jane ihr nie wehtun würde. Oder zumindest meine sie, das zu fühlen. Aber eigentlich war das absolut lächerlich. Sie kannte diese Frau nicht einmal einen halben Tag. Und doch hatte sie ihr ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. Wenn Jane aber Therapeut oder Psychiater war, war das gar nicht mal so ungewöhnlich, nicht? Die wussten doch, welche Knöpfe sie drücken mussten, um an Informationen zu kommen. Aber warum würde ein Psychiater sich mit einem Wrack wie ihr ohne einen Check in der Kralle auseinander setzen wollen? Weshalb war Jane so liebevoll und zutraulich? Nein. Da war mehr. Selbst durch den Schleier ihrer Konfusion hindurch fühlte sie das. Oder war das am Ende nur Wunschdenken darüber, dass sie nun endlich in ihrem verlorenen Leben einen wahren Freund gefunden hatte? Sie musste es herausfinden. “Jane”, unterbrach Donna die Stille, wenngleich leise, “Ich habe das Gefühl dass wir Seelenverwandte sind.” Da. Sie hatte es gesagt. Jane schwieg, drückte ihre Hand jedoch noch etwas fester. Donna schluckte. “Und … du…?”, fragte sie vorsichtig. Zunächst schwieg ihre Begleiterin und machte Donna damit äußerst nervös. Nach einigen Schritten erwiderte sie jedoch ebenso leise: “Ich habe nicht nur das Gefühl dass es so ist, ich weiß es.” Donnas Herz schlug schneller. Sie meinte zu erfühlen, dass Jane die Warhheit sagte. Jane sagte es mit so einer Selbstverständlichkeit, als wären sie beide in irgendeinem vergangenen Leben tatsächlich einmal ein Herz und eine Seele gewesen. War das die Erklärung? Fühlte Jane genau wie sie? Hatte sie in dem Augenblick, als sie Donna in der Tankstelle sah, gewusst, dass dort ihr Seelenverwandter stand? Eine Schwester aus einem vergangenen Leben? Oder war es vielleicht sogar mehr…? So etwas wie Liebe auf den ersten Blick? Donna hatte zuvor noch nie überhaupt daran gedacht, wie es wohl wäre, sich in eine Frau zu verlieben. Aber wenn sie daran dachte, wie nah sie sich Jane fühle, wie verstanden, wie respektiert … und all diese anderen Dinge, die sie in dieser intensität zuvor bei keinem ihrer Partner gefühlt hatte, dann ergab das durchaus irgendwie Sinn. Sie fühlte, wie sie rot und verlegen wurde. “Woher weißt du es?”, fragte Donna, sich vorsichtig ins tiefere Wasser wagend. Jedoch bekam sie von Jane diesmal keine Antwort. Donna wartete einige Minuten, dann sagte sie schließlich: “Jane … bin ich… bin ich ein geisteskranker Patient aus einer Anstalt, und du meine ehemalige Ärztin, die schaut, dass ich in meinen Wahnvorstellungen bleibe und mich nicht erinnere?” Jane blieb stehen und blickte sie erschrocken an. “Habe ich recht?”, fragte Donna schockiert. “Nein!”, rief Jane aus. “Dann … bist du aus der Zukunft?” “Wie bitte?” “Bist du so etwas wie meine Urenkelin, die in die Vergangenheit gereist ist, um sicher zu stellen, dass sie geboren wird, um ein Paradoxon zu verhindern?” “Donna, bitte. Nein. Mein Fluxkompensator ist außerdem gerade kaputt.” Donna musste unwillkürlich lächeln. Jane hatte also nicht nur Ahnung von Star Trek, sondern auch ein breitflächigeres SciFi-Wissen. “Außerdem ist Zeit keine gerade Linie mit Ursache und Effekt.”, fügte sie noch an. “Jaja, ich weiß. Mehr so ein Ball aus Gummibändern.” Jane betrachtete sie mit einem überraschten Lächeln auf den Lippen. “Ja, ja, in der Tat. Das kommt ganz gut als Metapher ran. Viele kleine Zeitachsen, ineinander verschlungen und fixen Knoten, aber auch lose, die porös werden, wenn man sie zu sehr streckt. Nicht schlecht. Das werde ich verwenden, wenn es sich ergibt. Danke.” “Ist mir ein Vergnügen”, erwiderte Donna. Sie schwieg kurz und begann dann erneut: “Ist es dann vielleicht so wie in der Matrix, ist das hier gar nicht die Realität - “ “Donna!”, unterbrach Jane sie lautstark. Donna sah sie an. “Bitte, hör auf nachzufragen. Bitte.” Die intensität ihrer Bitte war deutlich zu erkennen. “Aber … da ist etwas.”, fragte Donna leise nach. Jane schwieg. Lange. Donna dachte, dass sie auch hierauf keine Antwort geben würde. Aber schließlich sagte Jane: “Ja.” Donna hielt die Luft an. In ihrem Kopf drehte sich immer noch alles und sie hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Aber sie spürte, dass Jane diesmal ehrlich war. “Und du willst es mir nicht sagen.”, hakte Donna nach. “Ja.” “Weil du es für das Beste hältst.” “Ja.” Donna zitterte. Janes Daumen streichelte beruhigend über ihren Handrücken. Sie atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Schließlich fragte sie: “Wirst du mit mir etwas machen, was mich ruhig stellen wird, wenn wir bei mir zu Hause sind?” Jane antwortete auch hier ehrlich: “Ich weiß es noch nicht. Vielleicht.” Donna gab sich Mühe, nicht einem erneuten Gefühlsausbruch zu unterliegen. “Ich … ich vertraue dir, Jane. Dass du weißt, was das Richtige für mich ist. Ich kann dir nicht sagen wieso, und ich habe Angst, darüber nachzudenken. Aber ich glaube dir, dass du mir nicht weh tun willst und dein Bestes gibt. Und dass es wichtig ist, dass ich nicht zu viel nachdenke, über all das hier. Nur, versprich mir, sag es mir, bevor du es tust. Was auch immer mit mir geschehen wird, ich möchte es aus freien Stücken tun. Versprich es mir, ja?” “Ich verspreche es.” Jane sah erschöpft und unglücklich aus. Aber Donna war sich sicher, dass sie diesmal die Wahrheit sprach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)