Memories von Pragoma ================================================================================ Kapitel 7: Heuboden mit Charme ------------------------------ Chrom - Only you I don't wanna feel like garbage I don't wanna lose myself in you I try to keep the courage I try to separate the truth It's not always my fault Come on forget about your pride If you don't the world could be cold Come on it's time now to decide All I ever waited for Was the chance to reach your door All I wanted you to do Say these words Only you Now I'm lying on the floor Sad and lonely more and more Rustikales Bauernhaus traf auf Neubau, ringsherum waren riesige Koppeln, auf denen vereinzelt Pferde standen und grasten. Angrenzend war direkt der Wald, welcher zu langen Spaziergängen einlud und doch zogen ihn vorerst die Pferde magisch an. Kevin lächelte als er eine Stute mit ihrem Fohlen sah und doch sah er zu seinem besten Freund, der verträumt den Kopf auf das Gatter gelegt hatte. "Wer war der Typ vorhin?", wollte er von seinem dunkelblonden Freund wissen, der sich in Gedanken den Finger in seinen Tunnel steckte und den Blick zufrieden auf die Koppel gerichtet hatte. "Mein älterer Bruder", erwiderte Jack ruhig, während er die Stute zu sich lockte, die jedoch skeptisch den Kopf hob und keinerlei Anstand machte, seiner Aufforderung nachzukommen. "Und wer ist Max?", fragte Kevin weiter und kletterte auf den hölzernen Zaun. "Ähm ..." Kevin sah geduldig zu seinem Freund, der scheinbar die passenden Worte suchte, vorerst zu ihm kletterte und leise seufzte. "Max ist unser Max aus dem Büro und na ja, es hat sich da halt was entwickelt." Daher wehte der Wind, es war scheinbar frisch und dennoch hatte Kevin nicht mitbekommen, dass sich zwischen den beiden etwas anbahnte. Wie auch, er war selten im Büro, sah Max dementsprechend wenig und meist telefonierte er und dann hatte er entweder Elio am Telefon oder Philippe. "Also alles noch frisch, wie mir scheint", erwiderte Kevin ohne wütend oder enttäuscht zu sein. Grund dazu hätte er gehabt, immerhin war er Jacks bester Freund und normal redeten sie über alles. Auch über Jungs, über Typen die sie irgendwie interessant fanden oder aber einfach nur heiß. Max zählte für Kevin allerdings eher zu den Jungs, die er als Kumpel sehen würde, vielleicht mal etwas mit ihm trank aber für mehr war er nicht bereit. Bei keinem. "Sorry, dass ich es dir nicht erzählt habe. Aber wir wollten noch etwas warten und Max ist auch noch nicht so weit, dass er es ganz offiziell machen will", entschuldigte sich Jack. Kevin nickte verstehend, zeigte Verständnis und ihm war klar, wie schwer das für beide sein musste. Ihr Job war nicht ohne, nicht jeder verstand es und oftmals zerrissen sich die Leute unwissend ihren Mund und hatten keinerlei Ahnung wo der Hase lang lief. Klischees hielten sich hartnäckig, besonders aber jenes, dass sie es nur wegen des Geldes taten oder aber schlichtweg gezwungen wurden. Totaler Blödsinn, Kevin hatte damals schon wegen des Geldes angefangen, sah aber auch den Spaß dahinter, die vielen Reisen und schließlich sah er ihn. Andre. Sein Sternchen, sein Kollege und gemeinsam waren sie sehr schnell in die Elite aufgestiegen. Ebenso Jack und Adam, die beide etwa zeitgleich mit Andre kamen und jahrelang nicht wegzudenken waren. Vier Jungs, die sich nicht wirklich kannten, auf Anhieb aber verstanden und von denen einer schmerzlich fehlte. Jack schien das zu merken, legte den Arm um Kevin und sah dennoch zu den Pferden. "Du musst nach vorn blicken. Andre wird nicht wiederkommen. Er hat seine Zelte abgebrochen und nicht nur in der Agentur selber." Er verstand, was sein Freund sagen wollte, hatte es selbst mitbekommen und es war beinahe genauso schmerzhaft anzusehen, wie Andre auch aus den sozialen Netzwerken verschwunden war. Erst Facebook, dann folgte Twitter und anschließend Instagram. Ein Schock für sie alle, über Instagram waren sie alle verbunden gewesen, ebenso über Handy und selbst die Telefonnummer gab es nicht mehr. Kevin biss heftig auf die Unterlippe, er wollte schreien, doch angesichts der Tatsache, dass recht scheue Tiere auf der Koppel standen, widerstand er dem Ausbruch und schluckte das ungute Gefühl herunter. "Du hättest damals schon aufwachen müssen. Damals als ..." "Verschone mich bitte mit weiteren Details, ich weiß, was du sagen willst", unterbrach Kevin ihn rabiat, ehe er langsam vom Zaun kletterte und neckisch an Jacks Shirt zupfte. "Zeig mir lieber endlich mal dein Reich. Ich brenne darauf, zu erfahren, wie du wohnst." Jack schwang sich breit grinsend vom Zaun, legte den Arm um Kevin und lachend stolperten beide zu der alten Scheune, die er in liebevoller Kleinstarbeit mit seinem Bruder umgebaut hatte. Außen war das riesige Scheunentor aus Holz, dahinter Platz für landwirtschaftliche Fahrzeuge und Geräte und die Treppe links der Wand entlang führte rauf zu Jacks Wohnung. "Beeindruckend", flötete Kevin anerkennend und sah rauf zum alten Heuboden. "Da oben hast du dich bestimmt immer versteckt. Ich kenn dich doch." Jack lachte herzlich, schüttelte jedoch den Kopf. "Nein, das war eher Andrej, der sich auf den Heuboden verzogen hat." "Also kein Verstecken." Kevins Augen funkelten spitzbübisch, er steuerte die große Leiter an und ehe Jack etwas sagen konnte, kletterte er bereits hoch und ließ sich in einen riesigen Berg an Heu fallen. Kaum später warf sich Jack neben ihn, blickte versonnen zur Decke rauf und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. "Wenn du magst, können wir die Nacht auch hier oben pennen." "Hab nichts dagegen", erwiderte Kevin, während er sich einen Halm in den Mund schob, darauf herumkaute und grinste. Jack entging das Grinsen nicht, ebenso der Gedanke dahinter. "Irgendwann bestimmt mal, aber nicht sofort. Wir gehen das langsam an." "Du und langsam. Ist klar", schmunzelte Kevin, wurde darauf hin mit Heu beworfen und eine wilde Rangelei entstand. Man bewarf sich immer wieder mit Heu, welches auch schon mal in der Hose verschwand. "Bor ne, das kitzelt überall", murrte Jack, fischte ein paar der Halme aus seiner Shorts und ebenso eine fette Kellerspinne. "Immerhin keine Maus", stellte er fest, setzte das Tier ab und wandte sich Kevin zu. "Na komm, wir sollten was essen. Die ganze Balgerei macht hungrig." Jack ging vor, kletterte die Leiter herunter und wartete auf Kevin, der ihm kaum später folgte. "Wir grillen. Meine Eltern wissen, dass du kommst." "Dein Bruder wohl aber eher nicht, der dachte ernsthaft, ich wäre Max", erwiderte Kevin, zupfte dabei seinem Freund das Heu vom Shirt und sah ihn eingehend an. "Seit wann läuft da was zwischen euch und wieso hab ich davon nichts gemerkt? Normal reden wir doch immer über alles, warum nicht auch über Max?" Deutlich sah Jack, wie enttäuscht der Andere war. "Ich hatte meine Gründe", entschuldigte er sich bei Kevin, nahm ihn an der Hand und zog ihn schließlich zu sich. "Allein, weil du immer noch an Andre hängst und da wollte ich für dich da sein und dich nicht mit meiner Verliebtheit zu Max belästigen." Kevin antwortete nicht und es sah aus, als wäre er sauer, doch bei genauerem Hinsehen stellte Jack fest, dass er mit den Tränen kämpfte. "Scheiße, dich hat's ziemlich heftig erwischt." Noch bevor es ganz vorbei war, Kevin emotional zusammenbrach, umarmte Jack ihn rasch, strich beruhigend über seinen Rücken und versuchte ihm eine Stütze zu sein. "Ich pack das nicht. Ich krieg ihn einfach nicht aus meinem Kopf heraus." Tränen liefen ihm über die Wange, seine Nase vergrub sich an Jacks Hals und sein Körper begann zu zittern. "Schhh ..." Immer wieder sprach Jack leise auf ihn ein. "Wir kriegen das hin, versprochen", wisperte er und hielt Kevin seinen bebenden Körper dicht an den seinigen gepresst. Wie, sobald er schlief, sah er ihn, bekam die letzten Jahre immer wieder wie einen Film vorgeführt und selbst sein Lachen hatte sich wie ein Mantra in seinem Kopf festgesetzt. Am schlimmsten aber waren seine Augen, unterstrichen mit diesem sinnlich, kecken Blick, den er vor Jahren das erste Mal sehen durfte und der ihn immer wieder aus der Fassung brachte. Kevin versuchte sie sich nicht vorzustellen, wehrte sich dagegen und selbst Jack bekam mit, dass irgendwas in seinem Freund arbeitete. "Lass uns erstmal essen, du brauchst Ablenkung und meine Eltern sind echt neugierig, was dich betrifft." Er ließ ab von ihm, nahm jedoch seine Hand und führte ihn zum Haupthaus, welches noch typisch wie ein Bauernhaus wirkte und einen gewissen Charme besaß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)