Ungewiss von ChocolateChip ================================================================================ Kapitel 1: -----------   Ungewiss       Akaashi Keiji hatte sich immer erträumt mit einen starken Alpha im Bett aufzuwachen und ihn liebevoll anzusehen, während sein Partner versuchte wach zu werden. Er hatte immer davon geträumt, dass ihn gelbe Augen verschlafen aber mit so viel Liebe anstarren, das ihm beinahe das Herz zu zerplatzen drohte. Er würde den anderen Mann selbst noch etwas verschlafen ansehen und ihn dann fragen, ob er hungrig wäre. Er würde ihnen beiden dann ein Frühstück zubereiten, weil sein Alpha eine Katastrophe in der Küche wäre und sich sonst wie ein Kind ernähren würde. Keiji wusste das, da er immer nur einen bestimmten Alpha vor Augen hatte, dem sein Herz gehörte und er ihn kannte seit sie Teenager waren. Und dieser Alpha hatte ihm immer zu verstehen gegeben, dass es für ihn nur Keiji geben würde.   Doch dieser Traum zerplatzte wie eine Seifenblase als sie älter wurden, erwachsen wurden, und sich Mächte grösser, als die ihren eingemischt hatten.   Keiji wachte mit einem schmerzenden Kopf auf und blickte neben sich. Er konnte sich gut an den Tag und die Nacht vorher erinnern, denn egal wie viel er auch trinken würde, sein Herz würde immer gebrochen bleiben. Neben ihm lag ein weiterer Mann, ein Alpha. Er starrte aus gelben Augen zurück und doch waren es nicht die Augen, die er sich immer gewünscht hatte. Die Augen, in die er blicken wollte waren groß und mit so viel Leben gefüllt. Diese Augen jedoch waren klein und spiegelten denselben Schmerz wider, wie er selbst ihn gerade in sich trug.   Denn neben ihm lag nicht Bokuto Koutaro, den Jungen – jetzt Mann – in den er sich in der Oberschule unsterblich verliebt hatte, sondern Kuroo Tetsurou, Koutaros bester Freund. Denn am Abend vorher hatten die beiden mit angesehen wie Koutaro geheiratet hatte. Jemanden, der nicht Akaashi war. Jemanden, den Kuroo über alles liebte und nun nicht mehr haben konnte. Tsukishima Kei wurde am Tag vorher Bokuto Kei und durch diese Hochzeit wurden gleich vier Herzen gebrochen. Niemand wollte diese Hochzeit, doch die Regierung hatte den Alpha dazu gezwungen Kei zu heiraten, da er ein seltener männlicher Omega war. Sie wollten damit sicher gehen, dass sein Blut und seine Gene weitergeführt wurden. Und Tetsurou konnte dies nicht, auch wenn er ein Alpha war. Eine Erkrankung als kleiner Junge hatte ihn unfruchtbar und somit für einen Omega ungeeignet gemacht. Keiji selbst war ein Beta und fiel somit ebenfalls aus dem Raster der Regierung.   Das Schicksal hatte ins Gesicht der vier Freunde – den zwei Pärchen – gelacht; ihnen einen heftigen Schlag in die Magengrube gegeben, als durch genetische Tests herausgefunden wurde, dass Kotarou und Kei perfekt zueinander passten und für viele Kinder sorgen konnten. Perfekt für das Zuchtprogramm der Regierung, die sich erhoffte, mehr Alphas und Omegas zu bekommen. Sie versuchten etwas Gutes darin zusehen. Immerhin wurden die beiden nicht mit Fremden verheiratet und hatten zumindest einen Freund an ihrer Seite, dem sie vertrauen konnten. Sie malten sich aus wie sie sogar die Regierung veralbern konnten. Koutarou und Kei würden nur auf dem Papier heiraten, aber immer noch mit ihren jeweiligen Partnern zusammenbleiben. Sie dachten sie könnten die Regierung austricksen. Doch die Regierung hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.   Ein einziger Besuch eines hohen Beamten – Keiji konnte sich nicht mehr wirklich erinnern welchen Posten dieser innehatte – hatte ihnen klar gemacht, dass sie von solchen Plänen wussten. Dieser Besuch hatte den Pärchen klar gemacht, dass sie nicht die Einzigen in dieser Situation waren, dass man bereits alle Tricks kannte und man wusste, wie man dies unterbinden konnte. Die Drohung dahinter war allen klar gewesen. Sie wussten selbst nicht was passieren würde, doch sie waren nur Menschen und dieser Besuch hatte ihnen eine Höllenangst eingejagt. Keiji und die anderen waren sich bewusst, dass sie nicht in irgendeinem Film lebten und sich alles auf magische Art und Weise auflöste und sie vier ihr Happy End bekommen würden. Also fügten sie sich ohne weiteren Kampf.   Da die Hochzeit feststand und niemand mehr daran rütteln konnte, hatten sich die beiden Paare dazu entschieden ihrer Liebe noch diese wenigen Momente zu geben, ehe sie sich trennen mussten. Als sogenannten Akt der Gnade hatte man Tetsurou und Keiji erlaubt an der Hochzeit teilzunehmen, doch auch wenn sie gekonnt hätten, wollten sie nicht als Trauzeugen bei ihren Liebsten sein. Dies hätte nur einen weiteren Pfahl in ihre Herzen gestoßen. Allein die Anwesenheit bei der Hochzeit brachte Keiji fast um vor Schmerz und Tetsurou ging es nicht anders.   Das unfreiwillige Brautpaar sah wunderbar aus. Keiji hatte immer gewusst, dass Kotarou gut aussehen würde in einem Anzug. Doch ihn nun in seinen schwarzen und eleganten Hochzeitssmoking zu sehen raubte ihm beinahe den Atem. Der junge Alpha sah einfach nur perfekt aus. So hatte Keiji ihn sich immer vorgestellt, sollten die beiden diesen Schritt gehen. Doch Kotarou war nicht sein. Seine Braut war nicht Keiji. Kei sah in seinem weißen Anzug nicht weniger atemberaubend aus. Ein kurzer Blick zu Tetsurou hatte ihm genügt, um zu sehen wie dieser fühlte. Kei sprengte bestimmt ebenfalls Tetsurous Vorstellungen. Koutarou und Kei sahen nebeneinander aus wie aus einer Werbung. Perfekt. Doch unter der schönen Fassade herrschte viel Schmerz und das Brautpaar hatte eine Maske aufgelegt. Keiner der beiden lächelte. Nicht für Fotos und auch nicht nach der Zeremonie, als man ihnen zum Bund der Ehe gratulierte. Tetsurou und Keiji hatten die beiden wortlos in den Arm genommen. Für Außenstehende hatte es nach Glückwünschen ausgehen. Doch die vier wussten, dass dies ein Abschied für immer sein würde. Und das nur weil die liebe Regierung künstliche Befruchtung nicht wollte, da sie ihre Statistik von mit einander verheirateten Paaren bestehend aus Alpha und Omega nicht ruinieren wollten. Alle sahen viele Fehler in diesem Denken, doch keiner wagte es etwas zu unternehmen.   „Was hast du jetzt vor?“   Keiji wurde aus seinen dunklen Gedanken gerissen und sah nun wieder Tetsurou vor sich.   „Ich weiß es nicht. Und du?“   Tetsurou seufzte und legte sich auf den Rücken. Er wandte seinen Blick von Keiji ab und blickte die Zimmerdecke an.   „Ich bin mir nicht sicher. Ich wollte aber schon immer einmal Amerika bereisen.“   Keiji brummte nur. Er konnte den Wunsch nach Abstand nur zu gut verstehen. Und eine Amerikareise würde lange dauern und hoffentlich einen Teil von Tetsurous Schmerz lindern, auch wenn er wohl nie vergehen würde.   „Ich hab Verwandte in Europa. Vielleicht besuche ich die einmal und sehe dann weiter“, murmelte Keiji  und tat es Tetsurou gleich und starrte die Decke an.   Keiner der beiden fragte den anderen wie er sich fühlte, denn sie wussten es. Ohne Worte standen die beiden dann auf und machten sich bereit aus dem Hotel auszuchecken. Sie hatten im Vorfeld ausgemacht, dass sie ohne ein Abschiedswort an das Brautpaar verschwinden würden. Sie wollten es sich nicht noch schwerer machen. Der Weg von Tetsurou und Keiji trennte sich am Eingang des Hotels. Sie wollten nicht mehr beieinander bleiben, da sie sich sonst immer an das erinnert fühlen würden, was sie verloren hatten. Vielleicht konnten sie später wieder Freunde sein. Aber im Moment mussten sie alles loslassen und sich selbst wieder finden, nachdem sie alles verloren hatten.         Jahre später ging es Keiji besser. Er dachte immer noch an Koutaro – und Kei -  und war wieder mit Tetsurou befreundet. Nachdem sich ihre Wege getrennt hatten, dauerte es über ein Jahr bis sie wieder den Kontakt zueinander gefunden hatten. Dem jungen Alpha ging es auch wieder besser. Es war nicht gut aber besser. Man sagte Zeit heile alle Wunden, doch noch war nicht genug Zeit vergangen, als dass die Wunde in ihren Herzen hätte komplett heilen können. Keiji hatte es mit neuen Beziehungen versucht aber keiner seiner Partner war Koutaro. Von Tetsurou wusste er, dass er sogar geheiratete hatte, doch seine Ehe war gescheitert und Keiji wusste, dass niemand Kei das Wasser reichen konnte, wenn es um Tetsurous Liebe ging.   Keiji hatte es nach seiner letzten Beziehung nicht mehr weiter versucht in Sachen Liebe glücklich zu werden. Er konzentrierte sich dann lieber auf seine Karriere. Er hatte seine Familie in England besucht und war dann dort geblieben. Die Zeit mit seiner Familie und der Abstand zu Japan hatten ihm gut getan. Als Schriftsteller konnte er sich seinen Schmerz von der Seele schreiben und ihn so in seinen Geschichten verarbeiten. Anfangs hatten seine Werke sich nicht verkauft, doch nachdem er im Sprachgebrauch besser wurde, wurden seine Bücher auch gelesen. Doch nun Mitte dreißig hatte er seinen Weg zurück nach Japan gefunden. Erstaunlicherweise hatte er dort eine große Fangemeinde auch wenn er nur auf Englisch schrieb und im englischsprachigen Raum verkaufte.   Es tat gut sich wieder unter seine Landsleute zu mischen und nicht aufzufallen. Keiji hatte mit Hilfe von Tetsurou eine kleine Wohnung gefunden und bereits einige Sachen im Voraus nach Japan verschifft. Sein Heimweh war einfach zu groß geworden, weswegen er die Entscheidung getroffen hatte, wieder zurückzuziehen. Er hatte eine Stelle als Englischlehrer in einer Oberschule angenommen, doch nebenher würde er weiter versuchen Bücher zu schreiben, auch wenn er gerade keine Inspiration hatte. Deswegen hatte er die Arbeit als Lehrer gebraucht.   Er wanderte gerade durch die Straßen, um sich erneut mit Tokyo vertraut zu machen. Vieles hatte sich verändert und doch war einiges gleich geblieben. Mit der Bahn fuhr er an die Orte seiner Jungend zurück und erkundete erneut seine alte Schule, den alten Spielplatz, den er als Kind besucht hatte. Nostalgie machte sich in seinem Inneren breit und er kämpfte mit den Tränen. Viele dieser Orte hatte er mit Koutarou besucht und kleine Dates gehabt. Und doch hielt es ihn nicht davon ab, alle Orte aufzusuchen und wenn es nur kurz war. Einmal hatte er sich vor den Augen anderer verstecken müssen, da seine Gefühle ihn übermannt hatten und er einen ruhigen Platz gebraucht hatte, um sich zu beruhigen.   Auf dem Weg zurück nach Hause hatte er einen Zwischenstopp in einem kleinen Restaurant gemacht. Er hatte keine Lust für sich alleine zu kochen, also beschloss er sich sein Essen einpacken zu lassen. Er wollte nicht alleine im Restaurant sitzen, das konnte er gut zu Hause machen. Vielleicht sollte er in den nächsten Tagen versuchen Tetsurou zu erreichen, damit sie sich mal wieder zu Gesicht bekamen und er Gesellschaft hatte. Irgendwie hatte es ihn nicht verwundert, dass es ihn ebenfalls wieder zurück nach Tokyo gezogen hatte. Hier hatten beide die schönste – und auch schmerzhafteste – Zeit verbracht und es war nur sehr schwer sich von allem loszulösen.   Keiji hatte sein Handy hervorgeholt, um Tetsurou zu fragen ob er etwas mit ihm unternehmen wollte, während er auf sein Essen wartete. Ihm wäre das Gerät beinahe aus der Hand gefallen, als eine ihm vertraute Stimme an seine Ohren drang.   „Lass das! Spiel nicht mit deinem Essen.“   Keiji drehte sich langsam um und ließ seinem Blick durch das Restaurant schweifen. Es war nicht schwer den Besitzer der Stimme zu finden. Selbst sitzend war er größer als die meisten anderen und seine blonden Haare waren ein weiterer auffälliger Punkt. Keiji versteckte sich halb hinter einer Pflanze als sein Blick an dem Tisch mit vier Personen haften blieb.   Dort friedlich sitzend waren Kei und Koutarou, in Gesellschaft von zwei Kindern. Ihren Kindern.   „Aber Mama! Ich mag Paprika nicht!“   „Kein Grund ihn vom Teller zu werfen. Schieb ihn einfach beiseite“, dröhnte Keis Stimme zu Keiji herüber.   „Ach Menno…“   Keiji hatte die kleine Familie gut im Blick. Koutarou sah gut aus. Verdammt gut aus. Und Kei ebenfalls. Genau wie Keiji sind sie älter geworden und es stand den beiden sehr gut zu Gesicht. Koutarous Gesicht zierten Lachfältchen rund um Augen und Mund und auch Kei konnte man ansehen, dass es ihm gut ging. Ihre beiden Kinder – zwei Söhne – sahen einfach nur toll aus. Wie man es bei einem genetisch perfekten Match erwarten konnte. Etwas in Keiji zog sich schmerzhaft zusammen, und es wurde schlimmer als Koutarous Lachen durch das ganze Restaurant zu hören war.   „Jetzt sei nicht so streng zu ihm“, dröhnte Koutarou und in all den Jahren war er nicht leiser geworden. Seine Stimme ging Keiji immer noch ins tiefste Innere und drohte etwas zu wecken, das er lange vergraben hatte.   „Einer muss es ja sein. Wenn ihr euch nicht benehmt gibt es für euch keinen Nachtisch“, drohte Kei seinem Mann und seinem Sohn. Der andere Junge war ruhig und beobachtete alles. Er war jünger als der andere und schien eher nach Kei zu kommen auch wenn er aussah wie ein Klon Koutarous. Der erste Sohn war eine gute Mischung aus beiden. Sie sahen aus wie eine Bilderbuchfamilie.   Keiji entschloss sich genug gesehen zu haben, da sein Herz nicht noch mehr ertragen konnte. Kei und Koutarou sahen einfach nur glücklich aus. So als hätten sie sich nicht einfach nur miteinander abgefunden sondern als hätten sie sich ineinander verliebt. Keiji verzichtete auf sein bereits bezahltes Essen und wandte sich zum Gehen um, als einer der Kellner ihn aufhielt und ihm seine Bestellung überreichte. Er bedankte sich und verließ hastig das Restaurant. Seine Gefühle drohten ihn abermals zu übermannen und das Brennen in seinen Augen wurde immer mehr, bis ihm schließlich die Tränen über die Wangen liefen.   „Keiji!“   Er blieb abrupt stehen. Drehte sich nicht um. ‚Koutaoru‘, schoss es ihm durch den Kopf. Keiji wollte weitergehen, doch etwas hielt ihn an Ort und Stelle. Die Sehnsucht in der Stimme des Mannes war ihm nicht entgangen. Er hatte zwei Möglichkeiten. Entweder ignorierte er den verheirateten Mann hinter sich und ging weiter und versuchte zu vergessen was er gesehen hatte und lebte sein Leben wie gewohnt weiter oder aber er drehte um, ins Ungewisse. Er hob einen Fuß um einen Schritt nach vorne zu machen.   „Keiji.“   Er hielt abermals inne. Diesmal war es Kei, der ihn rief.   Keiji schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Niemand rührte sich. Nach einer Weile öffnete er seine Augen erneut. Er wusste, dass er es für immer bereuen würde, würde er jetzt einfach weitergehen. Keiji nahm noch einmal einen tiefen Atemzug und drehte sich um.     Fin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)