und dann war alles anders von XdramaX ================================================================================ Kapitel 29: Montag, 10. September 2018 -------------------------------------- „Mir wäre es wesentlich lieber, wenn du wenigstens in das Penthouse deines Vaters ziehen würdest.“, verkündete Nana mir am Morgen am Telefon, als Grace gerade für uns beide Cappuccinos in der Mensa holte. Ich sah ihr dabei zu. „Wäre natürlich eine Idee…“, überlegte ich. „Ich verstehe langsam warum Elli im Wohnheim durchdreht. Nie wird es ruhig und es ist so eng und beklemmend.“ „Bitte überleg es dir, meine Süße. Wenigstens so lange, bis Marcos Mutter wieder weg ist.“ „Du meinst sie verschwindet?“ Es blieb still am anderen Ende und ich wusste, welche Antwort das war. „Serena!“, hörte ich jemanden hinter mir rufen und sah meinen Bruder, der sich durch die Schülermenge auf mich zubewegte. Unbeeindruckt wandte ich mich wieder ab und sah zu Grace, die natürlich auch aufsah, während sie Deckel auf unsere Becher drückte. „Ich überlege es mir. Aber vermutlich wird dort einiges zu machen sein, oder? Dad hatte das Penthouse ja eigentlich nur als Bummshöhle.“ „Sera!“, tadelte mich Nana und ich hörte förmlich, wie sie rot anlief. Mein Bruder erreichte mich und drehte mich zu sich – was auch immer er sagen wollte, es blieb ihm im Halse stecken, als er sah, dass ich mein Telefon am Ohr hatte. Ich hatte absolut keine Lust auf ihn. Dieser Dreckssack konnte mir wirklich gestohlen bleiben! Er hatte zugelassen, dass seine Mutter mich aus unserem Haus wirft. Wie demütigend! Ich riss meine Hand los und wandte mich erneut ohne jede Gefühlsregung ab. „Ich bespreche das mal in Ruhe in mit meinen diversen Persönlichkeiten. Eigentlich habe ich keine großartige Lust woanders zu wohnen, aber wenn mir nichts anderes übrigbleibt ziehe ich halt aus. Nur auf das Wohnheim hab ich keinen Bock.“ „Du ziehst aus? Was? Sera!“, mein Bruder griff wieder nach meiner Hand, während Nana sagte: „Danke, mein Liebling. Vielen, vielen Dank. Im Penthouse kann ich mich auch viel besser um dich kümmern, als im Wohnheim. Dort komme ich doch nicht mehr zu dir nach achtzehn Uhr!“ Ich sah Grace auf uns zu kommen. „Hi, alles klar?“, fragte sie und nickte Marco kurz zu, der noch immer verwirrt zwischen uns hin und her sah. „Grace ist wieder da, wir telefonieren später weiter, ok?“ „Ja, das machen wir. Hab einen schönen Tag, mein Liebling.“ „Du auch. Bis nachher.“ Ich legte auf und entzog meinem Bruder dabei erneut meine Hand. „Hast du nicht Lavinia irgendwo mit der du Händchen halten kannst? Oder deine Mama?“, fuhr ich ihn mit finsterem Blick an und nahm meinen Cappuccino von Grace entgegen. Marcos Schultern fielen förmlich zu Boden und er sah mich verletzt an. „Leute, in zehn Minuten beginnt Mathe. Lasst uns mal langsam hoch gehen.“, bat Grace und schob sich lieber zur Sicherheit zwischen uns. „Warum bist du so gemein?“, fragte Marco über ihren Kopf hinweg. „Wenn du willst, dass ich dir mein heißes Getränk ins Gesicht schütte, dann stellst du mir die Frage noch einmal!“, blaffte ich ihn an und stapfte sauer voran und die Treppe hinauf. Grace und Marco folgten, doch in der dichten Schülermenge verloren sie schnell den Anschluss. Ich war so geladen, dass viele der Jüngeren mir sofort bereitwillig Platz machten, als ich angerauscht kam. In der ersten Etage suchte ich meinen Klassenraum und knallte meine Bücher auf den Tisch, als Marco und Grace gerade herein kamen. Die beiden unterhielten sich leise auf dem Weg zu mir, während die anderen Schüler beruhigt wieder ihren eigenen Geschäften nachgingen. Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen und tippte sauer eine Nachricht an Nahele, als Marco sich neben mich setzte und sich auf seinem Stuhl zu mir drehte. Schweigend betrachtete er mein Profil. „Was?“, fuhr ich ihn irgendwann an, als ich dieses Starren nicht mehr ertragen konnte. „Sag mir, wie ich es hätte richtig machen können.“, bat er leise und ich schlug mein Telefon unsanft auf unseren Tisch. „Ist das dein Ernst? Du lässt zu, dass diese uns völlig unbekannte Kuh mich aus unserem Haus rauswirft und fragst mich dann wirklich, was du hättest besser machen können?“, ich schrie beinahe, wodurch nun die anderen auf uns aufmerksam wurden. „Hi, Sera, beruhige dich! Es gucken schon alle!“, flüsterte Grace von hinten. „Sie ist meine Mutter, Serena. Hätte ich sie rauswerfen sollen?“ „Oh, deine Mutter! Nein, natürlich nicht! Was habe ich mir nur dabei gedacht? Stimmt ja, sie ist ja deine Mutter! Dann ist es ja völlig normal, dass sie deine Schwester aus ihrem eigenen Haus wirft.“ Er stieß die Luft aus. „Du hättest auch selbst etwas sagen können. Oder einfach bleiben können…“ „Ja klar, mich mit deiner Mutter anlegen, damit du mir dann wieder vorhalten kannst, dass du mich hasst und wünschst, dass ich sterbe, weil ich erneut deine Mutter vergrault habe?“ Erschrocken sah er mich an. Ich wandte mich ab. Das hatte gut getan… Wenn es auch furchtbar weh tat mich mit Marco zu streiten. „Sera, ich würde nie…“ „Pff“, machte ich und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu, in dem ich meinen Stuhl ein Stück in Grace Richtung drehte, die mich vorsichtig musterte. „Lass mich in Frieden! Ich bin durch mit dir!“ Selbst meine Freundin sah mich fassungslos an. Mir wurde schlecht. Marco… Gedanklich jammerte ich seinen Namen, wollte mich an seinen Hals werfen und ihn für das Gesagte um Verzeihung bitten. Bitte sag doch was! Irgendwas! Bitte lass das nicht so stehen! Bitte sieh doch einfach, dass ich verletzt bin und mach es wieder gut… Drück mich… Doch natürlich geschah nichts davon. Wortlos drehte sich Marco auf seinem Stuhl nach vorne. Grace sah mich abwartend an, doch als Mr Byrd die Szenerie betrat, setzte auch ich mich wieder richtig hin. Kurz sah ich im Augenwinkel zu Marco rüber. Abwesend bekritzelte er die Tischplatte vor sich. Ich hatte ihn so lange nicht gesehen. Seit ich Samstag die Villa verlassen hatte, hatte ich nichts von meinem Bruder gehört. Ich wollte heulen und schreien, so einsam kam ich mir vor. Lavinia kaute in der Pause nachdenklich an ihrem Honigbrötchen. Irgendwann sah sie es an, schluckte runter und hielt mir die angebissene Seite entgegen. „Möchtest du auch mal beißen?“, fragte sie, aber ich schüttelte den Kopf. Wie bockig hatte ich beide Beine neben mir auf die kleine Mauer des Hochbetes auf dem ich saß gestellt und nuckelte über meine Knie hinweg am Strohhalm einer Capri-Sonne. Sie stieß die Luft aus. „Serena, du musst heute auch irgendwann mal was essen.“, stellte sie fest und biss noch einmal ab. „Ich habe keinen Hunger.“, murmelte ich verzweifelt und stocherte mit dem kleinen Plastikrohr blind im Inneren der Tüte herum. Ich war nur froh, dass wir die beiden einzigen waren, die hier draußen unter dem Baum saßen. Elli und Nahele waren mit Marco in die Mensa gegangen und Grace war mal wieder verschwunden. Vini kaute eine Weile, würgte dann ihren Bissen runter und erklärte recht siegessicher: „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass du dich verliebt hast.“ Wenig begeistert sah ich zu ihr auf und saugte wieder an meinem Getränk. „Bin ich nicht.“, grummelte ich… Oder vielleicht doch? Ich sah mich vorsichtig um. Wo war Marco? Ich wollte ihn doch nur sehen… Ich hoffte, dass das keiner bemerkte. Lavinia sah mich zweifelnd an. „Wer ist es?“, fragte sie direkt und grinste. Scheiße, hatte sie Recht? Ich schlurfte weiter in dem inzwischen leeren Päckchen und stellte fest, dass ich sogar ungeheuer verliebt war. Alles in mir kribbelte, wenn ich an ihn dachte. Und ich wollte heulen bei dem Gedanken, dass ich seine Schwester war und ihn trotzdem nicht mehr jeden Tag sehen würde. Und was war mit unseren Nächten, wenn er zu mir ins Bett krabbelte? Er tat es nicht immer, aber wenn, dann waren wir uns so nahe. Wenn er gewusst hätte, dass ich wegen ihm feucht geworden war, hätte wir dann… Daran durfte ich nicht mal denken! „Also?“, fragte Lavinia nun siegessicher und ich begann das Päckchen zu falten. Ich konnte ihr doch nicht sagen, dass ich in meinen Bruder verliebt war. Nicht nur, weil es gegen das Gesetz verstieß, dass wir etwas miteinander hatten, sondern auch, weil sie mit ihm zusammen war… Oder sowas ähnliches… Was war eigentlich ihr Beziehungsstatus. Ich sah auf. „Du und Marco“, sie sah mich überrascht an, als ich nun wohl das Thema wechselte. „Was läuft da jetzt eigentlich genau?“ Sie stieß nachdenklich die Luft aus. „Eigentlich gar nichts.“, gestand sie mir dann, wirkte aber nicht sonderlich enttäuscht, sondern eher verwirrt. „Wie meinst du das?“ „Wir verstehen uns sehr gut. Wir verbringen gerne Zeit miteinander… und irgendwann haben wir uns auch mal geküsst, aber ich glaube es hat nicht wirklich gefunkt bei uns beiden.“ Ich sah sie überrascht an. Mein Herz begann zu schlagen. Ja, ich war eifersüchtig wegen des Kusses, aber es hat nicht gefunkt bei ihnen? Das hieß, dass sie nicht… „Und du und Nahele?“, vorsichtig sah sie zu mir auf. Ich legte den Kopf schräg. „Wie meinst du das?“ „Ihr seid gemeinsam über Nacht weg, geht alleine ins Kino… Ihr seid zusammen, oder?“ Ich versuchte ihr in die Augen zu sehen, aber sie wich mir kaum merklich aus. Hatte sie Angst vor der Antwort? Ich schüttelte den Kopf und sie drückte den Rücken durch. „Nein“, schwor ich. „Wir waren nur alleine Zelten, weil ihr alle keine Zeit hattet und ins Kino wollte er eigentlich mit dir gehen, aber du warst bei Marco, also…“, ich zuckte mit den Schultern und verschwieg ihr lieber den ganzen Rest. Lavinia nickte und sah sich um. Die anderen drei kamen gerade lachend aus dem Schulgebäude und steuerten langsam auf uns zu. „Aber er hat eine andere, oder?“, raunte sie mir noch zu und beugte sich zu mir rüber. War sie eifersüchtig? Was sollte dieses Kreuzverhör? Ich schüttelte den Kopf. „Na ihr? Was wird hier getuschelt?“, fragte Nahele und reichte seiner Cousine das Getränk, um das sie ihn gebeten hatte. „Tampons und Binden.“, sagte ich knallhart und er hob direkt abwehrend die Hände. „Alles klar, genug Informationen! Mehr will ich gar nicht hören!“, er stopfte sich die Finger in den Ohren und sang laut „lalala“, während er sich neben Lavinia fallen ließ, die mich verschwörerisch angrinste. „Ich hab so einen Hunger!“, flötete Elli und ließ sich in meinem Rücken fallen. Herzhaft biss sie in ein Stück Pizza. „Physik und Chemie fallen übrigens aus.“, erklärte Marco als wäre nichts und ließ sich zwischen mir und Lavinia fallen. So nah und doch so fern. Ich atmete tief ein und drehte mich weg von ihm. Sein Geruch, seine Nähe… Warum konnte ich mich nicht einfach an ihn anschmusen und dann war wieder alles gut? Gerade erst vertragen und schon wurden wir wieder getrennt. Und dieses Mal war der Grund wohl derselbe wie beim ersten Mal: Seine Mutter. Während die anderen fröhlich aßen, saß ich nur da, krallte die Hände in das Gemäuer unter mir und versuchte krampfhaft die Gegenwart von Marco auszublenden. Ich schloss die Augen und atmete tief durch… Sein Geruch… Ich bekam einen leichten Stoß aus seiner Richtung und sah überrascht auf. „Melone?“, fragte er leise und hielt mir einen Holzspieß mit einem großen Stück Wassermelone entgegen. Sein Blick. Dieser Ausdruck. Ich spürte, wie ich zu schmelzen begann. Es war nicht zu leugnen, Lavinia hatte Recht gehabt. Ich liebte jemanden… Meinen Bruder… Oh Himmel, was ein Dilemma! „Ganz süß und saftig“, flüsterte er mir zu. Ich lächelte. Und wie ich dieses Stück Melone von ihm wollte. Ich beugte mich vor. Er zog nicht zurück. Sanft zog ich den Leckerbissen mit den Lippen von dem Zahnstocher, blinzelte zweimal und sah zu ihm hinauf. Seine Lider waren halb geschlossen und er lächelte. Seine Brust blähte sich breit auf, als er einatmete. Mein Blick glitt an ihm vorbei zu Lavinia, die uns mit riesigen Augen beobachtete. „Du meinst, dass das eine gute Idee ist?“, fragte ich Marco nach dem Footballtraining unsicher, als er sein Auto mit einem Knopfdruck öffnete und unsere Taschen im Kofferraum verstaute. „Natürlich ist es das! Du bist meine Schwester und wir haben beide dieses Haus geerbt. Das ganze Vermögen gehört uns beiden. Ob es ihr nun passt oder nicht. Du hast das gleiche Recht in der Strandvilla zu leben wie ich und das lassen wir uns nicht nehmen.“ Wir stiegen ein und er ließ das Dach zurückfahren, als er den Motor startete. „Streite dich nur bitte nicht mit ihr. Sie ist deine Mutter.“ „Jetzt macht dir mal keine Gedanken deswegen. Das ist wirklich das Letzte worum du dir Sorgen machen musst.“, er setzte zurück und fuhr los. „Außerdem hat sie selbst zu Nana gesagt, dass sie dich nie rausgeworfen hat. Du bist freiwillig gegangen.“ Ich atmete erleichtert aus und sah die Häuser an uns vorbei ziehen. Ein schönes Gefühl wieder nachhause zurückzukehren. Ich wollte auch nirgendwo anders Leben, nur hier. Bei Marco. Und Nana. Aber vorwiegend bei Marco. Ob ich mich zu so einer verrückten Psychotante entwickeln würde, die ihrem Bruder überall hin folgte und seinen Freundinnen das Leben zur Hölle machte? „Ich glaube nicht, dass ich mich jemals mit deiner Mutter verstehen werde. Die beiden Male, wo ich sie bisher gesehen habe, waren irgendwie… seltsam.“ Er nickte. „Ja, ich weiß…“ Ich sah ihn eine Weile von der Seite an. „Versprichst du mir, dass du das nächste Mal einschreitest, wenn sie wieder was Dummes macht?“ Er lächelte und sah kurz zu mir rüber. Er fuhr um eine Kurve, dann löste er eine Hand vom Lenkrad und griff über den Schalthebel hinweg. Überrascht sah ich seiner Hand nach, wie er nach meinem Arm griff und langsam daran hinab fuhr, bis er meine Hand erreichte. „Ich verspreche es dir.“, sagte er sanft und fuhr mit den Fingern über meine. Ich konnte nicht anders. Ich musste breit Lächeln und zog den Kopf ein. Hoffentlich sah er nicht, was diese kleine Berührung in mir auslöste! Ich drehte die Hand und unsere Finger verschränkten sich ineinander. Ich lehnte mich wieder zurück und besah mir weiter die Umgebung. Liebevoll strich er mit dem Daumen über meinen Handrücken und lenkte den Wagen einhändig für den Rest der Strecke. Erst als er vor der Einfahrt bremste, ließ er mich los und dann fuhren wir den Weg zur Villa hinauf. „Ich hoffe, dass du bereit bist deinem Albtraum zu begegnen.“, meinte Marco grinsend und drückte den Knopf, um das Dach wieder hochfahren zu lassen. Ich sah ihn missmutig an. „Und was wenn nicht?“ „Werde ich dich trotzdem mit dort hinein zwingen.“ Ich stieß die Luft aus und sah die Fassade hinauf und zu jedem einzelnen Fenster. „Sera?“ Ich lehnte mich wieder zurück und sah zu ihm, als das Dach sich endlich schloss. „Es tut mir leid, dass ich am Samstag nichts gesagt habe. Ich hab dich vermiss.“, er lehnte sich ebenso zurück. Entspannt sahen wir einander an, bis sein Blick an mir hinab glitt und er erneut meine Hand ergriff. „Fürchterlich sogar…“ Ich lächelte. „Ich dich auch.“, hauchte ich erstickt. Er lächelte knapp, doch dann erschlafften seine Mundwinkel und er strich erneut über meine Hand. „Was ist los?“, fragte ich alarmiert. „Hat deine Mutter Nana gekündigt?“ „Gott nein! Nana würde das auch sicherlich nicht annehmen. Nicht von ihr.“, er schüttelte den Kopf und sah wieder zu mir auf. „Nein… Ich… muss dir nur unbedingt was sagen.“ Ich schluckte schwer. Das klang ernst. Furchtbar ernst. Wollte er auswandern und mich alleine lassen? „Sera, dieser… dieser Typ von der Party…“ Ich schüttelte direkt den Kopf. Aus einem plötzlichen Impuls heraus hob ich die freie Hand und strich ihm über die Wange. Verwirrt sah er mich an. „Nicht, behalte es für dich.“, bat ich ihn. „Es ist mir so scheiß egal wer er war. Wirklich… Mir ist nur wichtig, dass wir beide…“ Ja was eigentlich? Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass ich mehr von ihm wollte. Ich presste meine Zähne zusammen und sah ihn schwer schluckend an. „Ich war der Kerl.“, murmelte er nach einer Weile und sah mir dabei fest in die Augen. Ich erschrak fast. Es dauerte einen Moment, bis diese Information wirklich zu mir durchgedrungen war. Mein Bruder? Ich hatte mit meinem Bruder rumgeknutscht? Als ich nicht reagierte sondern ihn einfach nur völlig schockiert ansah, drehte er sich wieder nach vorne. „Scheiße…“, murmelte er und strich sich durch die Haare. „Ich habe mir furchtbare Sorgen um dich gemacht. Du kamst auf diese Party und warst total neben dir. Dann hockst du in einem Raum voller feiernder Menschen und heulst dir die Seele aus dem Leib und am Ende säufst du dich zu, strippst und fällst vom Tisch, weil das Kleid sich um deine Füße gewickelt hat.“, er sah sich um. „Ich wollte dich eigentlich nur anziehen und dort wegschaffen… Und irgendwie ist das völlig aus dem Ruder gelaufen.“ Er sah mich entschuldigend an. „Verzeih mir.“ Mir klappte die Kinnlade runter. Er entschuldigte sich? Warum entschuldigte er sich? „Marco?“ „Hm?“, abwartend sah er mich an. Wir schluckten beide, dann wandte ich mich ab. „Sera?“, fragte er vorsichtig und legte eine Hand auf mein Bein. Das war zu viel. Eilig löste ich meinen Sicherheitsgurt. „Sera! Bitte lauf jetzt nicht weg!“, bettelte er und löste hektisch seinen Riemen. Aber ich dachte gar nicht daran. Ich schob dieses nervige Ding beiseite und sprang förmlich aus dem Sitz auf ihn zu. Erschrocken viel er nach hinten gegen seinen Sitz. Fest drückte ich meine Lippen auf seine, setzte einmal ab und legte den Kopf schräg, presste ihm meinen Mund noch einmal auf und saugte leicht an seiner Unterlippe. Er keuchte überrascht, doch dann waren sie da. Seine Hände fuhren über meine Hüfte, meine Taille hinauf und wieder hinab und hielten mich fest. Ich keuchte leise und es schmatzte jedes Mal, wenn wir erneut ansetzten und die Köpfe drehten. „Du weißt, dass wir das nicht dürfen?“, fragte er leise. „Egal… Wer soll uns aufhalten?“, stöhnte ich leise und genoss, wie seine Finger mutig über meinen Hintern glitten, den Rocksaum passierten und an meinem bloßen Oberschenkel wieder hinauffuhren. Ich schloss die Augen, saugte fest an seinen Lippen und fuhr seinen Hals hinab zur Knopfleiste des Hemdes. Er lächelte nahezu erleichtert, als ich über seine Schultern und seine Brust strich. „Ist es scheiße von mir, dass mir das gefällt und ich mehr will? Viel mehr?“, fragte er leise und seine Hand krallte sich kurz in meinen Hintern. Seine andere fuhr meine Seite wieder hinauf und schob sich langsam unter meine Brust. „Ich will auch…“, flüsterte ich und noch einmal küssten wir uns kurz. „Kommst du heute Nacht zu mir?“ Sein Lächeln verschwand und er senkte den Kopf. Sanft küsste ich seine Stirn in der Hoffnung, dass er wieder zu mir hochsehen würde, doch es brauchte meine Hand an seiner Wange, dass er mir wieder in die Augen sah. „Ich würde sofort, nur…“, er schluckte, als habe er Angst vor dem, was er sagen wollte. „Nur meine Mutter“ – Verdammt scheiße! Nein! – „Ich habe das Gefühl sie beobachtet mich auf Schritt und Tritt. Und das hier mit uns darf keiner Erfahren, Sera… Das ist verboten…“ Ich wusste, dass der Schmerz, den er mir mit diesen Worten zugefügt hatte, mehr als offensichtlich war. Er sah nicht besser aus. „Glaub mir ich will… unbedingt… meinetwegen sofort hier im Auto nur…“ Ich nickte. „Ja, ich weiß…“ „Küss mich!“ Ich kam diesem Befehl direkt nach und beugte mich wieder vor. So viel Liebe. Warum durfte ich das nicht immer genießen? Eine Bewegung im Hintergrund ließ mich hochschrecken. Der Butler kam aus der Tür und joggte die Stufen hinunter. Eilig zog ich mich zurück. „Sera“, jammerte Marco, der das gar nicht mitbekommen hatte, doch als seine Tür aufgerissen wurde sah er erschrocken zu unserem Butler hinauf. „Bitte verzeihen Sie meine Verspätung, Sir! Ich war unaufmerksam.“ Verständnislos sahen wir einander an. „Oh Gott, Miss Matthews, Sie auch!“, heulte er und rannte um den Wagen rum, um auch meine Tür zu öffnen. „Was soll denn diese Hektik, Martin?“, fragte Marco, als er aus dem Wagen ausstieg und die Tür hinter sich zuwarf. „Du öffnest uns doch sonst auch nicht die Autotüren. Das können wir schon alleine, weißt du?“ „Natürlich, Sir, aber Ihre Frau Mutter…“ – war ja klar. Ich warf einen Blick zu Marco, der ihn vielsagend erwiderte – „Trug mir auf künftig jedem, der die Villa erreicht, die Autotür zu öffnen.“ „Anweisung aufgehoben.“, sagte Marco mit einer Handbewegung. „Und in Zukunft, Martin – und das kannst du auch allen anderen hier im Haus sagen: Meine Mutter hat keine Weisungsbefugnis euch gegenüber. Es sei denn sie wünscht etwas zu trinken oder zu essen. Alles andere bekommt ihr wenn dann von mir oder von Sera aufgetragen.“ Martin war sichtlich erleichtert und verneigte sich leicht. „Selbstverständlich, Sir. Vielen Dank.“ Ich sah zu Marco und schüttelte den Kopf. Was würde die Frau noch alles bringen? Ich trat um das Auto zu ihm herum und sah die Fassade hoch. „Ich habe mächtigen Hunger und du?“, fragte er mich und legte mir einen Arm um die Schultern, als ich hinter einem Fenster in der oberen Etage Miss Florentin entdeckte. Ob sie uns gesehen hat? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)