Storm von Lon ================================================================================ Kapitel 2: Heather ------------------ Abends 18.00 Müde gähnte er und riss seinen Mund dabei so weit auf, dass man auf das Zäpfchen sehen konnte. "Hey!", das Mädchen zu seiner linken boxte ihm in die Seite, sodass er sich zusammenkrümmte. "Halt gefälligst die Hand vor den Mund." "Ja, ja" "Ja, ja mich nicht!" Sie boxte ihn erneut. "Okay, Okay. Maaan", genervt verdrehte er die Augen. "Da komm ich schon mit und du zickst nur rum", maulte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Du könntest ruhig freundlicher zu mir sein", grummelte er. "Willst du mir etwa sagen, du würdest mich alleine hier lang gehen lassen?" Das Mädchen sah ihn aus großen Augen an. Kenneth zuckte nur mit den Schultern "Kann schon sein." Erneut boxte sie ihn. Kenneth hielt sich die Seite: "Hör endlich auf!" "Kann sein..? Kann sein! Was ist das bitte für eine Aussage?!", entrüstet sah sie ihn an. "Weißt du was, ich geh einfach allein. Ich brauche dich nicht!" "Häh? Wie jetzt?" Kenneth starrte sie verwirrt an "Du hast mich schon verstanden. Ich gehe jetzt einfach ganz alleine. Ich werd schon nicht überfallen, Mister!", sie reckte ihr Kinn und stakste davon. Kenneth verdrehte wieder die Augen. Na gut. War ihm gleich, ob die doofe Kuh zurückkam oder nicht. … Andererseits würde er mächtig Ärger bekommen, wenn er sie nicht heil wieder zu Hause absetzte. Weiber, dachte er genervt. "Meine Güte, reg dich ab. Sei mal nicht so überempfindlich", murrte er und schloss widerwillig zu Heather auf. Sie gelangten schließlich unversehrt durch den Westbezirk und verließen die Stadt. "Wo willst du überhaupt hin?", fragte Kenneth. "Die Stadt verlassen" "Und dann?" "Ich werde meinen Vater suchen gehen" "Häh?" Seine Halbschwester kramte in ihrer Tasche und zog einen gefalteten Zettel heraus. "Hier" Kenneth starrte auf den Zettel. Sie hatte dort irgendwas draufgekritzelt. Vielleicht eine Adresse, vielleicht ein Name? "Was ist das?", fragte er irritiert. "Na, seine Adresse, Dummerchen. Ich hab sie aus Mamas Schublade. Aus der Schublade." "Ja und? Das kann doch alles sein. Vielleicht wohnt da ja..., keine Ahnung wer, aber bestimmt nicht dein Vater!" "Das kannst du nicht wissen!" "Und du auch nicht. Außerdem wie willst du über die Grenze kommen? Da kommt höchstens die Elite rüber. Sind wir mal so gar nicht." "Ich schleiche mich auf einen der Anhänger, der die Stadt verlässt." Kenneth fing an zu lachen: "Nein. Nein tust du nicht." Dieses Mädchen war so unfassbar dumm! "Wer will mich aufhalten?" "Mal sehen, da wären du und äh... ich. Ja ich", stellte er nüchtern fest. "Ich. Wer sonst? Ich muss." "Du kannst mitkommen..." "Nein, weil ich nicht, und du auch nicht, über die Grenze gehe. Ich bin doch nicht bescheuert. Komm mit!" "Nein!" "W- oh Mann. Ich will dich nicht durch den Bezirk zerren, aber ich mach das auch." Er konnte die gut gesicherte Grenze bereits sehen. Er roch Ärger und das stank ihm gewaltig. Auf einmal wurde es laut an der Grenze. Irgendwas war passiert. Seine Schwester rannte los. "Ist das dein -!" Ein Blitz durchzuckte den Himmel gefolgt von lautem Donnergrollen. Es war laut, direkt über ihnen. Und Heather lief blindlings über das offene Feld, das zwischen Grenze und Westbezirk lag. Kenneth setzte ihr nach. Der Himmel riss auf und es begann zu schütteln. Große Tropfen knallten ihm ins Gesicht und der Wind war so stark, er kam kaum dagegen an. "Heather!", rief er, doch in dem Lärm, den Himmel und Wind erzeugten, konnte er sich selbst kaum hören. Ein Blitz, wieder Donner. "Heather!" Der Wind warf ihn zu Boden. Kenneth erkannte, dass er hier so nicht weiter kam. Die Blitze schlugen in das weite Gelände und der Junge kroch zurück. Er konnte hier nichts tun. Er konnte nichts für Heather tun. ×.×.×.× Auf einmal wurde es dunkel im Raum. Das Feuer schien sich zurückzuziehen. Oder...war sie es? Verließ sie ihren Körper? Der Boden unter ihr wurde weich, bis er unter ihrem Gewicht schließlich nachgab. Dann fiel sie. Es fühlte sich angenehm an. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich richtig frei. War es so, zu sterben? Der Lärm war ohrenbetäubend laut, aber ihre Augen geschlossen als sie unkontrolliert in Richtung Boden fiel. Mehrere Male überschlug sich ihr Körper in der Luft und knallte schließlich dumpf auf dem Boden auf. "Shit! Was is das denn?!" Kenneth näherte sich vorsichtig dem runter gefallenem Etwas. Ein Mensch?, dachte er. Aus dem Himmel gefallen? Er hob das Mädchen auf und warf sie über die Schulter. Dann verlies er endgültig das flache Land. Der Sturm jagte noch immer darüber. Von Heather keine Spur. Jade öffnete ihre Augen. Sie waren schwer und ihr Kopf hämmerte schmerzvoll. Kurz fielen ihr die Augen wieder zu. Nur mit viel Anstrengung, konnte sie sie erneut öffnen. Mühselig setzte sie sich auf und bemerkte die Verbände an ihrem Körper. "Du bist wach." In der Tür lehnte ein fremder Junge und starrte zu ihr herüber. "Oi Marry, sie ist wach!", rief er in den Flur zu wem anders. Jade schlug die Bettdecke weg und wollte gehen. "Oi, du musst liegen bleiben", meinte der Junge. "Dein Körper muss heilen oder so." "Sei nicht albern", sie versuchte aufzustehen. Es gelang ihr, obwohl ihr schwindelig war. Dann tat sie einen Schritt vorwärts. Der Junge starrte sie perplex an, dann sagte er: "Warte, warte. Du-" Er kam nicht weiter, denn Jade ging bereits an ihm vorbei. "Marry, halt sie auf!", rief er. Jade hatte keine Zeit für sowas. Sie musste... musste... wach bleiben. Taumelnd versuchte sie einen Weg durch das Zimmer zu finden. Es war voll mit allerlei Krimskrams oder Müll. Sie stolperte über eine Kiste und fiel zu Boden. Es knackte und krachte, als sie irgendwo drauf fiel. Schmerz war das Letzte, das sie fühlte, bevor ihre Sicht dunkel wurde. "Was für ein Durcheinander", seufzte Marry. Sie hob das Mädchen vom Boden auf und trug sie sehr vorsichtig ins Zimmer zurück. Dort legte sie sie wieder ins Bett und deckte sie zu. "Du wirst also nicht einmal mit einem Mädchen fertig?", rügte sie Kenneth. Der zuckte nur mit den Schultern: "Is doch nicht mein Problem, wenn sie nicht hört." Mary legte ein nasses Handtuch auf Jades Stirn "Du solltest nach deiner Schwester sehen. Vielleicht ist sie wieder aufgetaucht..." "Halbschwester" "Hab dich nicht so. Sie ist ein gutes Mädchen, also los jetzt!", fordert sie ihn auf. "Ja, ja", Kenneth ging. Maria seufzte erneut. Dieser Nichtsnutz von einem Faulpelz... Ihr Blick fiel auf Jade, die viel durchgemacht haben musste. Armes Ding, dachte sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)