The Conversion von Fandalite ================================================================================ Kapitel 7: Kollaborateure ------------------------- Der Platz an dem die Volontären wie die Yirks uns nennen sich aufhalten dürfen ist eigentlich ein ganz angenehmer Ort. Nun ja das heißt insofern es irgendwo am Yirkpool überhaupt angenehm sein kann .Da gibt es nämlich erst einmal einen relativ hohen aus schwarzen Furnierholz bestehenden Sichtschutz der durch ein davorgelegtes Gleet-Bio-Kraftfeld welches nur Menschen und Yirks durchschreiten können auch alle Yirkpooltypischen Geräusche ausblendet. Das bedeutet dahinter gibt es keine Schreie, kein Weinen, nichts . Es ist einfach nur vollkommen still. Man kann sich also an die kleinen ebenfalls schwarzen Tischchen auf bequeme rote Sessel setzen , sich mit anderen Freiwilligen unterhalten, in den bereitliegenden Zeitungen blättern , Fernsehschauen oder auch essen denn kleine Knabbereien wie Erdnüsse oder Kekse stehen immer bereit. Genauso wie Kannen mit Saft, oder kaltem Tee und Plastikbecher . An jenem Tag war es im Freiwilligen-Bereich allerdings nicht nur wegen des Gleet-Bio-Kraftfelds still sondern vordergründig deshalb weil ich vollkommen alleine dort war. Der Fernseher lief nicht, die Zeitschriften lagen fein säuberlich auf geraden , unangetasteten Stapeln und die Häppchenteller waren noch bis zum Rand gefüllt. Ziemlich verwirrt über diese ganze Yirkpool- untypische Atmosphäre aber irgendwo auch erleichtert mit niemandem reden zu müssen ließ ich mich in einen der Sessel sinken und lehnte mich mit geschlossenen Augen zurück an die Wand hinter mir. Eine ganze Weile rührte ich mich nicht. Ich fühlte wie die stickige Wärme welche ein wenig mit dem Klima eines gut beheizten Hallenbades vergleichbar ist mich einlullte und genoss es einfach nur ganz für mich alleine zu sein -etwas das wenn man das Leben eines Controllers führt ohnehin viel zu selten der Fall ist- bis ich plötzlich vom Geräusch von Schritten und einer erwachsenen wispernden und einer anderen kichernden Kinderstimme aufgeschreckt wurde. Hastiger als beabsichtigt riss ich die Augen auf und starrte in die Gesichter zweier Menschen. Einer davon war eine ältere Frau. Sie war mitte vierzig , und circa einssiebzig groß. Ihre glatten, rotbraunen Haare trug sie in einem praktischen Kurzhaarschnitt und ihr Körper war schlank, muskulös und ziemlich burschikos. Das Gesicht war etwas zu langgeraten, ebenso wie die Nase . Aber sie hatte freundliche graublaue Augen und ihre schmalen Lippen waren zu einem kaum merklichen Lächeln verzogen. Ihre Kleidung bestand aus einfachen aber sehr robust wirkenden schwarzglänzenden Schuhen, einer blauen Stoffhose mit einem schwarzen Gürtel die ein bisschen an eine Uniform erinnerte und einem schlichten weißen T-Shirt. Das Mädchen neben ihr war ihr exaktes Spiegelbild nur um mindestens dreißig Jahre jünger und mit schulterlangen leicht lockigen Haaren. Sie war in ein schwarzes langärmliges Top gekleidet und trug unter einer verdammt kurzen fransigen Jeanshose eine großteils dunkel gefärbte Strumpfhose die unterhalb der Knie von lustigen, weißen Blümchen und rosa Ringelstreifen verziert wurden . Ihre Füße steckten in bereits etwas abgetragenen quietschpinken Hello-Kitti-Turnschuhen und lässig über der Schulter trug sie passend dazu eine kleine zartrosa Kinderhandtasche. Natürlich ebenfalls mit Hello Kitty-Motiv. Mutter undTochter!. Der Gedanke war in meinem Kopf bevor ich irgendetwas sagen konnte. Gleichzeitig schockierte mich die Tatsache ein derart junges Mädchen hier im Volontär-Bereich anzutreffen der maßen dass mir einfach nur der Mund offen stand. Bestimmt sah ich ziemlich belämmert aus. „Ich hoffe wir haben dich nicht gestört.“ Sagte die fremde Frau schließlich als sie nach einigen Sekunden anscheinend das Gefühl hatte ich müsste jetzt endlich mal mit Starren fertig sein . „Nein…nein!, Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich ein wenig zusammen zu reißen. „Ich hatte nur wenig Schlaf in den letzten zwei Nächten das ist alles. Ausserdem ist es hier unten immer so warm und feucht. Einfach perfekt zum Einschlafen." „Ja hier unten ist es wirklich immer ziemlich warm oder?.“ Das kleine Mädchen fing wieder an zu kichern, doch die Frau sah sie tadelnd an woraufhin das Kind sofort verstummte. „Entschuldige bitte." Sagte sie nun wieder zu mir. „Elli ist einfach nur ein wenig überdreht. Sie ist meine Tochter .Ich heiße übrigens Petra. Wartest du auf Jemanden oder Dürfen wir uns ein wenig zu dir setzen?“ „Sicher setzen Sie sich , kein Problem.Ich bin Lou.“ „Hallo Lou.“ Die beiden setzten sich an meinen Tisch und Petra schenkte sich etwas Tee in einen Plastikbecher ein während sie fortfuhr: „Du bist neu hier, nicht wahr?. Wir beide sind nämlich immer um dieselbe Uhrzeit hier und wir haben dich noch nie gesehen.“ "Nein, nicht neu nur das erste mal so bald hier. Es ging dieses Mal einfach nicht anders. Sagen Sie, ist es wirklich immer so ruhig so früh am Morgen?." "Ja ,immer. Der Morgen ist für die Junior- Volontäre da. Du wirst also bald noch ein paar mehr sehen die genauso jung, oder sogar jünger sind als Elli . Was das Sie betrifft fände ich es übrigens nett wenn wir das in der oberen Welt lassen könnten " Petra schien nur mit den Augen zu lächeln und ich fühlte mich ertappt. "Genau hier sind wir alle per Du. " Schaltete sich nun auch das Mädchen wieder ein. "Außerdem bin ich schon zehn .Ich mache sogar schon Recruiting. Hast du auch Kinder?" "Nein," Ohne es zu wollen musste ich lachen. "Ich bin erst achtzehn, das wär´ doch einbisschen früh für Kinder. Aber ich habe eine Schwester die ein bisschen älter ist als du." "Cool. Wie alt ist deine Schwester?, ist sie auch ein Wirt?, wie heißt denn dein Yirk? " "Emily ist zwölf und nein sie ist kein Wirt.Es....der Yirk- heißt Issrin Neun-Acht-Fünf." Meine Stimme zitterte etwas als ich diesen Namen aussprach und gleichzeitig hatte ich das Gefühl als hätte ich Glasscherben verschluckt angesichts der Unbefangenheit dieses Kindes. Ich meine sie redete so über das Ganze als ginge es dabei um sowas wie die Pfadfinder oder darum im Ferienlager das Zelt mit irgendeinem anderen Mädchen zu teilen. Es klang nicht die Spur nach dem Alptraum den ich nun bereits seit über zwei Monaten erlebte. Die Kleine schien meine gedrückte Stimmung allerdings gar nicht zu bemerken denn sie hätte bestimmt munter noch ein paar weitere Fragen gestellt, hätte ihre Mutter ihr nicht eine Hand auf die Schulter gelegt. "Was ist denn Mama?, ich will ja nur ein bisschen mit ihr reden!.Sie darf mich dann auch was wegen Alf fragen. Ich w e i ß dass sie das will!. " Motzte Elli, ganz offensichtlich etwas missmutig darüber dass ihre Mum ihr einfach so den Wind aus den Segeln genommen hatte. "Ja , mein Schatz, sicher" Sagte Petra sanft aber bestimmt zu ihrer Tochter. "Aber ich glaube das alles ist Lou gerade ein bisschen zu viel. Sie ist keine so jungen Leute gewohnt die Freiwillige sind .Ja vielleicht ist sie auch selber noch nicht lange volontär ." An mich gerichtet sagte sie: "Es tut mir wirklich sehr, sehr leid Lou. Ich kann nicht mehr tun als mich noch einmal für sie zu entschuldigen. Wenn du willst dass wir gehen dann setzen wir uns an einen anderen Tisch und...-" "Nein," Unterbrach ich Petra schnell . "Bitte. Ihre To-…ähm ich meine d e i n e Tochter, sie hat ja Recht. Ich war wirklich ziemlich erschrocken, dass sie freiwillig ist...Tut mir Leid Elli." "Schon gut . Ganz am Anfang als meine Mama mir das alles so erzählt hat, mit den Ausserirdischen und mich dann auch mitgenommen hat dass ich ein Wirt werde hab ich wirklich ziemlich Angst davor gehabt . Ich war da auch noch jünger und hab ein bisschen geweint und so . Die ersten paar Mal auf jeden Fall wie der Yirk in mein Ohr gekommen ist weil dann ja die Hände und Füße so taub werden und weil es halt auch kurz weh tut und schon ein bisschen strange ist . Aber jetzt finde ich es ganz okay . Alf ist total nett zu mir , fast wie eine große Schwester und sie kann total schnell alles lernen und meine Mathe und Deutscharbeiten so schreiben dass ich endlich auch mal Einsen habe." "Alf?" Fragte ich ein bisschen verwirrt und musste an diese zottlige braune Plüschpuppe aus dem Fernsehen denken die irgendwie aussieht, wie ein Bär mit Salzstangennase. "Ja. Wie Alf vom Planet Melmak ." Elli grinste . "Ich meine, eigentlich heißt sie ja Aleeraf vom Noor-Esol-Pool und dann kommen noch ihre ganzen Identifikationszahlen aber das konnte ich mir ganz am Anfang nicht merken. Mir ist immer nur Alf eingefallen und jetzt ist das halt ihr Spitzname. Außerdem passt es irgendwie weil Alf ja auch ein Alien ist und bei den anderen Kindern haben die Yirks auch fast alle irgendwelche abgekürzten Namen. " Wie auf ein Stichwort tauchten nun auch noch andere Volontäre auf, mindestens um die dreißig und alles Kinder annähernd in Ellis Alter von denen nicht einmal alle in Begleitung ihrer Eltern oder älterer Geschwister hier waren . „Hey José !," Rief Elli einem kleinen ausländisch aussehenden Jungen mit langen dunkelbraunen Haaren zu der vielleicht gerade mal in die vierte Klasse ging. „Wie geht’s Norgi ? .Hast du Relaxo und Sichlor heute endlich mal dabei?“ „ Norgi geht es gut und du kannst die Pokemon haben wenn du dein GB-Link Kabel nicht vergessen hast. Aber ich will ein gutes Vulnona dafür haben und ein Level- Dreißig Snobilikat. Mindestens“ Gab der Bub grinsend zurück . „Du bist ein richtiger Geizhals, Jose´!“ Lachend schnappte sich Elli ihre kleine Umhängetasche und ging nach dem sie mir noch ein kurzes „Bye!“ zugerufen hatte hinüber zu den anderen Kindern die am anderen Ende des Freiwilligen-Bereichs bereits eilig ein paar Tische zusammenschoben. Nun war ich mit Petra allein und wir schwiegen Beide. Sie nippte immer wieder gedankenverloren an ihrem Tee und ich knabberte da ich langsam doch Hunger bekam an einem kleinen Haselnusskeks der überraschend lecker schmeckte. „Der Name meines Yirks lautet Estran Vier-Eins-Null vom Sulp-Niaar Pool.“ Sagte Petra plötzlich als ich mich eigentlich schon an den Gedanken gewohnt hatte dass wir beide einfach so sitzen bleiben und dann wenn es an der Zeit wäre einfach wieder gehen würden ohne dass ein weiteres Wort gewechselt worden war. Vor Schreck fiel ich beinahe vom Stuhl doch die Frau beachtete mich gar nicht während sie fort fuhr. „Estran ist ein freier leitender Supervisor des yirkanischen Geheimdienstes. Du hingegen teilst dein Leben im Moment mit einem Kadetten des Imperiums. Soldatenfraktion fünfte Klasse, erster Grad wenn ich die Rangnummer richtig in Erinnerung habe.“ „Ja, ich meine Ich weiß nicht. Vielleicht. Ist das denn wichtig? “ Fragte ich etwas verwundert über das Thema. „Nein. Aber ich möchte nur für den Fall dass wir uns nun öfter hier begegnen, dass du verstehst warum ich ihnen meine Tochter gegeben habe .Dass ich kein Monster bin. Genauso wenig wie die anderen Eltern oder die Geschwister der freiwilligen Kinder . Ich fand es besser , es würde volontär gehen wenn es schon sein musste. Die Yirks sind inzwischen kurz davor wirklich hohe Positionen auf diesem Planeten zu besetzen: Berühmtheiten, Generäle, Präsidenten...Deshalb holen einige auch bereits ihre Verwandten auf die Erde, ihre Familien sozusagen. Viele Zivilisten und Junge die mit den Kriegen bisher nicht das Geringste zu tun hatten. Aleeraf war damals selbst fast noch ein Kind und bekam Elli als ihren ersten permanenten Wirt zugewiesen. Das war sehr passend. “ „Sie holen Ihre Verwandten auf die Erde?!“ Wiederholte ich nur und merkte gleichzeitig wie mir alle Farbe aus dem Gesicht wich. „Aber das hieße ja dann dass…-“ „Ja ." Petra schenkte sich noch etwas Tee nach. „Der Krieg ist für sie so gut wie gewonnen. Bestenfalls gebe ich der Menschheit noch ein weiteres Jahr und auch wenn du mich jetzt für einen Deserteur hälst kann ich dir nur sagen dass ich sehr froh über den Sieg der Yirks bin .Das solltest du auch sein." "Was?!" , Flüsterte ich und konnte gar nicht glauben was ich da grade gehört hatte. Ich meine sicher, ich war bei den Freiwilligen und hatte auch schon mal den einen oder anderen Wirt reden hören, er hätte eigentlich kein Problem damit einen Yirk im Kopf zu haben. Besonders dann wenn dieser Yirk dem Volontär privat auch des öfteren erlaubte seinen Körper zu benutzen und vom Charakter her kein total psychopatischer Irrer war kam das vor. Aber die Hoffnung dass die Menschheit irgendwann doch noch dahinter steigen und diese ganze Invasionssache kräftig vereiteln würde teilten wir dennoch alle . Das da aber jetzt jemand vor mir saß, ein atmendes , menschliches Wesen und mir völlig ungerührt ins Gesicht schleuderte wir hätten verloren und es wäre auch noch okay traf mich wie ein harter Schlag . Ich war so schockiert dass ich kurzfristig sogar vergaß zu kauen und mich ziemlich böse an meinem Keks verschluckte . "Oje, das war jetzt anscheinend ein wenig zu viel für den Anfang." Murmelte Petra Rasch stand sie auf und holte einen frischen Becher und goss mir geistesgegenwärtig etwas Saft ein . "Hier ." Sagte sie und ich nahm das Gefäß aus ihrer Hand . Setzte es gehorsam an meine Lippen und trank obwohl ich dieser Frau die nun wieder vor mir saß das Getränk am liebsten ins Gesicht geschüttet hätte. "Ich weiß das was ich sage muß für dich sehr nach Gehirnwäsche klingen ." Sagte Petra schließlich als ich wieder halb wegs Luft bekam "Aber du bist auch noch sehr jung und noch nicht lange freiwillig. Ausserdem weißt so gut wie nichts über die Yirks ." " Da gibt es auch nicht viel zu wissen , krächzte ich mit immer noch leicht verlegter Kehle. "Böse Aliens kriechen den Menschen ins Gehirn und wollen unseren ganzen Planeten erobern. Ich bin nur hier weil ich muß, nicht weil ich es möchte." "So? und warum bist du dann eine Freiwillige und sitzt nicht im Käfig wie all die anderen die es nicht besser wissen?." "Das würde ich, glauben Sie mir! " Fauchte ich Petra an. "Hätte ich niemanden, wäre ich allein würde ich dort sitzen. Ich verhalte mich nur ruhig weil ich meine Familie beschützen will. Wie die meisten Volontären übrigens die keine feigen Verräter sind wie Sie!“ Das Sie verwendete ich mit vollster Absicht weil es mir extremst gegen den Strich ging sowas wie diese Person auch noch weiterhin zu dutzen. Doch Petra kümmerte sich nicht darum . Völlig gleichmütig und so als hätte ich gar nichts gesagt fuhr sie fort: "Weißt du Lou, als ich Estran kennenlernte, als sie mich zu sechst festhielten und meinen Kopf in den Pool drückten war ich auch nicht gerade begeistert. In der oberen Welt arbeite ich viel in der Öffentlichkeit. Also hatte Estran eigentlich die Anweisung bekommen meinen Willen zu brechen damit ich keine Schwierigkeiten machen konnte . Aber in ihrer Position hatte sie auch einen relativ großen Kompetenzspielraum und tat stattdessen etwas ganz anderes um mich gefügig zu machen : Sie öffnete sich mir, erklärte mir warum ihr Volk zu uns auf die Erde gekommen ist . Zeigte es mir in ihrer Erinnerung und der Ort den ich sah war wunderschön. Es handelte sich um einen anderen Planeten , Den ersten Planeten. Seine Bewohner waren uns sehr ähnlich als die Yirks kamen und sie wurden alle erobert wie wir jetzt .Der Krieg war schlimm. Sehr schlimm aber nach dem er erst gewonnen war , nach dem die Bewohner sich ergeben hatten und das Militär abgezogen wurde und als schließlich die ersten Nachkommen in den dort errichteten Pools geboren wurden und mehr und mehr Zivilisten kamen um die Bewohner dieser Welt als Wirte zu nehmen wurde es besser. Sie haben eine etwas kürzere Lebenserwartung als wir Menschen und heute lebt kein einziger Nahara mehr der sich noch an das Töten der letzten Zeugen erinnert. Stattdessen herrscht großer Frieden zwischen allen . Dank der hochentwickelten Medizin der Yirks gibt keine Seuchen mehr .Die Nahara haben keine Hungersnöte zu fürchten und auch keine Kriege .Es gibt weder Religionen, noch Geld und auch sonst keinen unnötigen Reichtum der den Verstand vernebelt. Alles was wir aufgebaut haben all die Lügen und das unnütze Wissen dass wir tagtäglich in die Köpfe unserer Kinder pflanzen wird verschwinden wenn die Yirks die Erde erst vollständig übernommen haben . Alle Menschen dieser Welt werden vereint sein in Einfachheit und dafür müssen wir lediglich unsere Körper mit ihnen teilen" Ohne jede Vorwarnung beugte Petra sich weit über den Tisch. Ihre weitaufgerissenen Augen schienen vor Euphorie zu leuchten und beinah war mir als könnte ich in ihnen das Bild dieser wunderschönen neuen Welt direkt vor mir sehen während sie nun fast flüsternd hinzufügte : „Schon bevor ich Estrans Wirt wurde war ich Kriminalhauptkommissarin bei der Mordkommission. Ich habe unzählige Leichen gesehen. Blut und Perversionen die man sich nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen vorstellen möchte. Rache, Eifersucht, Habgier Neid und natürlich die Befriedigung des Geschlechtstriebes sind die Hauptgründe der Menschen einander umzubringen . Ja , du hast Recht Lou. Ich habe mich von meiner eigenen Spezies abgewandt. Ich habe die Menschheit verraten aber es brauchte nicht erst die Yirks dazu." Im ersten Moment war ich einfach baff. Ja ich glaube es gibt kein besseres Wort dafür um es zu beschreiben denn was Petra sagte klang einerseits so verdreht und falsch und andererseits auch wieder so überzeugend und wahr dass es mir eiskalt den Rücken runter lief . Ich meine manche Menschen sind wirklich ganz schön kranke Tiere und auf der Welt geschehen schlimme Dinge. Jeder der sich am abend regelmäßig die Nachrichten reinzieht oder zumindest manchmal die Zeitung liest weiß das. Aber deshalb waren wir doch nicht alle potentielle Täter!. Die meisten Menschen die jetzt gerade von den Yirks versklavt wurden waren keine Kettensägenmörder sondern einfach irgendwelche Normalos die dem Freundschaftsklub oder was auch immer vielleicht einfach beigetreten waren weil sie einsam waren oder wegen irgendjemandem den sie toll fanden . So wie ich diesen einen Jungen toll gefunden hatte . Sie hatten vielleicht keine "Alfs" in ihren Köpfen wie Elli sondern wurden gequält und litten unter dem was mit ihnen geschah. Ich wusste es , immerhin war ich zu anfangs auch in den Käfigen gesessen und hatte mit solchen Leuten gesprochen. Genau das sagte ich auch Petra als ich mich weitgehend gefasst hatte. Dieses mal sehr ruhig denn meine anfängliche Wut auf sie war, auch wenn ich den bloßen Gedanken daran die Yirks könnten tatsächlich siegen schrecklich fand , so gut wie verraucht. "Ja, besonders Soldaten die noch von der Heimatwelt stammen oder niederrangige Yirks die von ihren Vorgesetzten als Fußabtreter benutzt werden sind nicht gerade für ihre Sanftheit berühmt .Aber irgendwann werden auch diese Menschen sich mit ihrem neuen Schicksal abfinden. Dann wird es keine Notwendigkeit mehr geben sie zu disziplinieren oder einzusperren. Ganz abgesehen davon sind die Zivilisten nicht im Geringsten wie das Militär. Sie entscheiden schlussendlich auch was von der Präkultur erhalten bleibt.“ Disziplinieren... Wie sehr ich dieses harmlose Wort das die Yirks für ihre widerliche Psychofolter benutzen inzwischen hasse dachte ich voller Ekel und es schüttelte mich um so mehr es aus dem Mund eines anderen Menschen zu hören. Was mich aber dennoch sehr interessierte war dass diese Frau über alles was die Yirks betraf anscheinend mehr als nur gut Bescheid wusste. „Präkultur?, damit sind wir Menschen gemeint oder?“ Fragte ich deshalb. „ Ja .Die ersten Veerik- so werden die Zivilisten auch genannt- besichtigen die Erde bereits wie Touristen und fast alle von ihnen teilen den westlichen Sinn für Humor . Weiters lieben sie unser Essen, verhätscheln ihre Wirte fast so sehr wie wir unsere Haustiere und freuen sich wie kleine Kinder über ein Stück Schokolade. Letzteres grassiert selbst unter den hochrangigen Militärs derart dass der Rat der Dreizehn die Süßigkeit beinahe schon als Droge klassifizieren und verbieten lassen wollte . Du siehst also ein paar der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit - Komödien , Süßigkeiten und Fastfood- werden erhalten beiben. Auch dann noch wenn sich die ersten Yirks mit Milka vom Am´rika-Washington-Pool vorstellen.“ Der letzte Satz von Petra klang heiter und wie ein Scherz. Leider war mir gar nicht nach Lachen zu Mute. „Keine Sorge Lou. Sagte sie deshalb mit nun wieder ernsterer Miene. " Wir werden es gut haben wenn der Krieg erst gewonnen ist. Allerdings wird es noch eine Weile dauern bis es tatsächlich so weit ist und ich würde dir dringendst raten mit Issrin Neun-Acht-Fünf Frieden zu schließen . Immerhin herrscht unter den Kadetten und niederen Soldaten eine hohe Fluktuationsrate bezüglich der Wirte. Der Yirk dem du zugewiesen wurdest dient dem Imperium noch nicht lange. also kann es auch bei euch bald soweit sein und es hat Vorteile für dich als volontär und passiv zu gelten, besonders bei der Zuteilung kann Issrin bei ihren Vorgesetzten dann ein gutes Wort für dich einlegen denn kein Yirk der als Quäler bekannt ist erhält einen passiven Volontär .Keiner ihrer Lieutenants oder Commander würde jemals so dumm sein und einen solchen Körper leichtsinnig verschwenden " "Was meinen Sie mit Frieden schließen?" War alles was ich herausbrachte . "Genau das was ich sagte.“ Petra streckte sich kurz und gähnte bevor sie fortfuhr: "Du weißt es natürlich nicht, aber fast alle der jungen Kadetten hier auf der Erde haben zuvor noch nie einen Planeten betreten. Sie werden auf Poolschiffen geboren und wachsen anschließend im Weltraum auf. Der Wirtskontakt dort hält sich sehr in Grenzen und wird auf ein Minimum beschränkt . Zusätzlich sind die Körper die benutzt werden alle entweder in dem Wissen aufgewachsen eines Tages dem Imperium zu dienen oder gebrochen. Wenn diese Yirks dann hier her kommen müssen sie ohne jede eigene praktische Erfahrung mit meist unfreiwilligen, rebellierenden Freigeborenen zurechtkommen. Versagen wird nicht toleriert. " "Sie meinen sie quälen die Menschen nur aus Stress und tun Dinge die sie wenn der Wirt von anfang an kooperiert hätte niemals getan hätten?, Sagte ich und hätte um ein Haar gelacht . "Ach bitte, das ist doch lächerlich!" "Nein, ist es nicht. Allein schon dass du offensichtlich nicht teilgebrochen oder sonst wie dauerhaft verletzt wurdest ist ein Zeichen dafür dass du an einen eher akkuraten Kadetten gelangt bist. Nicht alle von ihnen halten dem Druck der auf ihnen lastet derartig gut stand " Petra warf einen kurzen Blick auf ihre Tochter bevor sie etwas leiser fortfuhr: "Denn von Einheimischen entdeckt zu werden, ja sogar schon Verdacht zu erregen bedeutet die Todesstrafe, ganz egal ob Kadett oder nicht . Manche der Visser- ihre Generäle- sind grausam und deshalb ist es eine Tatsache dass du einer unangenehmen Konfrontation entgehen kannst wenn du volontär bleibst und es dem Yirk so einfach wie möglich machst. Auch deine Familie wird vermutlich verschont solange du nicht rebellierst und keinem hochrangigen Yirk mit wichtigen Aufgaben zugewiesen wirst der fürchten müsste enttarnt zu werden wie es bei mir und Elli der Fall war ." "Ich verstehe." Murmelte ich. Eigentlich hatte ich noch mehr fragen wollen als eine monotone Computerstimme aus kleinen Lautsprechern über mir meinen Namen und den dazugehörigen Wirtscode nannte. Es war zeit wieder in die "obere Welt" zurückzukehren. 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