Zwei Seiten einer Medaille von Shino-Tenshi ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Klack. Die Dunkelheit umschloss mich immer weiter. Ich wollte hier bleiben. Fern der Schmerzen und der Pein. Klack. Warum sollte ich überhaupt aufwachen? Egal, was ich tat. Es würde niemals besser werden. Solange ich nicht auf eigenen Beinen stehen konnte, würde ich immer wieder dieser Wut ausgesetzt sein. Klack. Klack. Langsam kehren die Schmerzen zurück. Ich wagte es kaum mich zu bewegen. Zu groß war die Angst, dass alles nur noch schlimmer wurde. Es war also wirklich geschehen. Kein Traum, sondern die kalte Realität. Ich... Klack. Klack. Klack. Das Geräusch wurde immer penetranter und führte mich hinaus aus der geistigen Dunkelheit hinein in die Finsternis der Nacht, die sich in meinem Zimmer ausgebreitet hatte. Meine Augen fühlten sich geschwollen an und mein Körper protestierte unter jeder Bewegung. Ich wollte nur noch liegen bleiben. Es hatte doch keinen Sinn mehr. Klack. Klack. Klack. Klack. Das Geräusch wurde lauter und immer heftiger. Langsam bekam ich Angst, dass die Glasscheibe bald zu Bruch gehen würde, wodurch ich mich mit einem Grummeln aufrichtete und dann vorsichtig mein Fenster öffnete. Der nächste Stein flog erneut in mein Zimmer und sofort hörte das Bombardement auf, wodurch ich kurz nach draußen sah. Castiel stand dort unten und Demon war an seiner Seite. Er wirkte total aufgelöst und pure Erleichterung kam in sein Gesicht, als er mich erblickte. „Gott sei Dank. Dir geht es einigermaßen gut. Ich... warum lässt du das geschehen?!“ „Das verstehst du nicht. Du solltest gehen.“ Ich wollte wieder zurück in mein Zimmer gehen und das Fenster schließen, doch er hielt mich sofort auf. „Warte! Kannst du nicht runter kommen? Ich... wir sollten reden, okay?“ So kannte ich ihn gar nicht, doch ich wusste nicht, was es zu bereden gab. Beziehungsweise wollte ich es nicht wissen. „Du solltest zu deiner Freundin zurückgehen.“ Mehr sagte ich nicht und schloss dann wieder das Fenster, bevor ich mich auf mein Bett legte und in die Dunkelheit starrte. Immer wieder flogen Steine gegen das Fenster, doch ich reagierte nicht. Er warf immer neue Steine bis die Stimme meines Vaters erklang. Ich wollte ihn nicht verstehen und dann hörte es auch schon auf. Irgendwie spürte ich, dass sich Castiel jetzt entfernte und dieser Fakt schmerzte. Kurz darauf begann mein Handy zu klingeln. Es war Luzifer, doch ich konnte nicht rangehen. Schließlich war es besser, wenn der Kontakt sich nur noch auf das Spiel begrenzte. Ich wollte das nicht, aber es musste sein. Jeder neuer Versuch von Castiel zerriss mich innerlich. Er sollte es gut sein lassen. Umso früher er das verstand, umso besser war es für uns. Plötzlich kam eine Nachricht von ihm rein: „Ich werde bis 23 Uhr im Park warten. Dann geht mein Zug nach Hause. Nathy, wir müssen reden. Das kann so nicht weitergehen.“ Ich antwortete nicht darauf, sondern drehte mich nur um. Nein, ich wollte nicht mit ihm darüber reden. Es aussprechen und somit wirklich werden lassen. Das konnte ich nicht. Castiel sollte einfach fern bleiben. Es war das Beste für uns Beide und wahrscheinlich würde es seine Freundin auch nicht so toll finden, wenn sie rausbekam, was hier beinahe passiert wäre. Ich wollte wieder schlafen, doch ich konnte nicht, sondern starrte auf die leuchtenden Ziffern meines Weckers. Sie näherten sich immer mehr der Deadline von Luzifer und nur kurz erwachte der Gedanke, dass ich doch gehen sollte, doch etwas hielt mich ab. Der Fakt, dass immer noch Licht unter meiner Tür hinein kam. Bestimmt lag mein Vater auf der Lauer. Nur kurz sah ich zu meinem Fenster, doch ich wusste, dass es fast unmöglich war unbeschadet dort hinaus zu klettern. Daher rollte ich mich noch einmal ein wenig enger zusammen und versteckte mich unter meiner Bettdecke. Dieser Tag hatte so schön begonnen, um dann umso katastrophaler zu enden. Wie würde es jetzt weitergehen? Auf welche Art und Weise sollte ich jetzt meinen Vater begegnen? Ich war nicht einmal mehr hier sicher. Hier in meinem Zimmer. Das... das konnte ich nicht zulassen. Irgendwo musste ich einen Ort haben, an dem ich mich geschützt fühlte. Aber wie? Oder war es einmalig? Vielleicht vergaß es mein Vater auch wieder, wenn er Castiel nicht mehr sah? Ja, vielleicht war das schon genug. Ich hoffte es so sehr und zog all meine Kraft aus dieser Überzeugung. Die Zeit schritt weiter voran. Das Ziffernblatt zeigte 23 Uhr und ich spürte, wie sich meine Kehle zuschnürte und mein Herz schwerer wurde. Jetzt würde er weg sein und wir würden einander nie wiedersehen. Zumindest wenn es nach mir ging. Ich hoffte, dass er es auch verstand. Egal was wir hatten, es sollte nicht sein. Das sollte auch er jetzt verstanden haben. Kurz zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen und mich beschlich der Gedanke, dass ich vielleicht etwas essen sollte, aber ich wollte nicht aus diesem Raum gehen. Nicht meiner Familie begegnen und spüren, was ich für sie war. Ja, vielleicht sollte ich etwas daran ändern. Aber was? Ich ging doch noch zur Schule und saß dadurch hier fest. Ich seufzte schwer, als ich mich erneut umdrehte und die Augen schloss. Vielleicht würde es morgen schon viel besser aussehen. Ganz bestimmt. Es war doch immer so, oder nicht? Hoffentlich... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)