Let a song tell our story von Daelis (Overwatch-OneShots) ================================================================================ Kapitel 2: Highway to hell -------------------------- “Schneller, Roadie!”, forderte der hagere, junge Mann mit den Prothesen lautstark, ehe ein wildes Lachen seinerseits ertönte. Der massige Hüne, den er angefeuert hatte, reagierte nur mit einem leisen Brummen, tat aber nichts, um der Aufforderung nachzukommen. Junkrat verzog die Miene. “Was is’ los? Komm schon! Das Teil kann doch schneller!” Wieder erhielt er keine Antwort, weder von Roadhog, seinem Kumpanen, der sich ohnehin als wortkarger Geselle entpuppt hatte, noch von sonst jemanden, denn weit und breit war niemand außer ihnen zu sehen. Kilometerweit zeigte ihnen der Highway nur Staub und öde Wüste, geziert von ein paar kargen Sträuchern, deren Blätter gelb und welk herab hingen. Die Hitze der letzten Tage hatte auch hier ihren Tribut gefordert.   ♫ Living easy, living free Season ticket on a one-way ride Asking nothing, leave me be Taking everything in my stride Don’t need reason, don’t need rhyme Ain’t nothing I'd rather do Going down, party time My friends are gonna be there too, yeah ♫   Feiner Staubnebel legte sich über die beiden Junker. Doch daran nahmen sie beide keinen Anstoß. Sauberkeit gehörte zu den Dingen, die schnell in den Bereich von Luxus fielen, wenn man gesucht wurde und nur selten Möglichkeit und Geld genug hatte, um wirklich für einen Moment lang auszuspannen. Nicht, dass diese Zwei darauf Wert legten. Solange sie etwas Essbares in die Finger bekamen und ein Auftrag winkte, der dafür sorgte und obendrein Spaß machte, war es ihnen recht egal, ob sie gut oder schlecht bezahlt wurden oder welche Ziele ihr Auftraggeber damit verfolgen mochte. Interesse an politischen Machenschaften, Reichtum oder Macht hatten sie beide nie gehabt. Spaß hingegen, der war Junkrats Lebenselixier, so fragwürdig seine Ansichten zu diesem Thema scheinen mochten. Was genau Roadhog veranlasste, sich stets den Wünschen seines bedeutend kleineren und zierlicheren Begleiters zu fügen, war so manchem Auftraggeber bereits ein Rätsel gewesen. Beide Junker nahmen das Leben, wie es kam, lebten im Augenblick und selten konnte man das besser erkennen als in diesem Augenblick, als Junkrat, mit bürgerlichem Namen eigentlich Jamison, wenngleich niemand ihn so nannte, eine kleine Bombe aus seiner Hosentasche zog. Jeder Spezialist hätte über diese wohl heftig den Kopf geschüttelt und sie gleichermaßen als instabil wie hochgradig gefährlich eingestuft, doch Sicherheitsbestimmungen interessierten Junkrat glatt noch weniger als Geld, obwohl ihn das bereits einige Male in Gefahr gebracht hatte. Die Verletzungen, die seinen Körper bis heute zeichneten, mochten verheilt sein - seine Leidenschaft zu Explosivem jedoch blieb ungeschmälert.   ♫ I’m on the highway to hell on the highway to hell highway to hell I’m on the highway to hell ♫   “Da vorn, Roadie! DA!”, deutete Roadhog energisch auf einen kleinen Fleck am Horizont, der zusehends näher kam und sich schon wenige Sekunden später als ein heruntergekommenes Diner entpuppte, das schon vor Jahren verlassen worden war. Das Neonschild mit dem Namen ‘Sunny’s Diner’ war zerschlagen und hing herab, die Fenster fehlten längst und ein Blick in das Gebäude hätte sofort preisgegeben, dass es auch drinnen nicht besser um den Zustand des Diners bestellt war. “Glaub nicht, dass wir dort essen können”, ergriff Roadhog zum ersten Mal an diesem Tag das Wort, während sein Begleiter von seiner neuen Bombe plapperte und dass er diesen komischen Sprengstoff schon immer mal probieren hatte wollen. Junkrat hielt inne und schirmte mit einer Hand die Augen ab, um das Diner in Augenschein zu nehmen, ehe er einfach nur lachte. Ein Geräusch, das die meisten Leute dazu anhielt, ihn für wahnsinnig zu erklären. Eine Einschätzung, die Junkrat nicht weiter in Frage stellte, sondern höchstens mit einem breiten Grinsen oder einem ‘Na und?’ kommentierte. “Egal! Ich will da hin!” Roadhog sagte nichts, doch wie stets fügte er sich. Ohnehin, das wusste er zu genüge, würde Junkrat ihm sonst sowieso damit in den Ohren liegen. “Fahr da hin!”, orderte Junkrat begeistert, eine Hand in den Gürtel seines Mitstreiters gehakt, um nicht vom Motorrad zu fallen, während er mit der anderen Hand fest die kaum faustgroße Bombe umklammerte, die er ob einer kleinen Unebenheit der Straße und der daraus resultierenden Erschütterung beinahe hätte fallen lassen, was ihm jedoch nur ein weiteres Gackern entlockte.   ♫ No stop signs, speed limit Nobody’s gonna slow me down Like a wheel, gonna spin it Nobody’s gonna mess me round Hey satan, paid my dues Playing in a rocking band Hey momma, look at me I’m on my way to the promised land ohhhh ♫   Noch ehe das Motorrad zum Stehen kam, war Junkrat bereits herunter gesprungen. “Das wird lustig”, ereiferte sich der junge Australier und fuhr sich mit einer Hand über die schweißnasse Stirn. “Sei mal locker, Roadie”, redete unermüdlich weiter, als der kräftig gebaute Mann mit der Gasmaske neben ihm stehen blieb, den Blick auf die heruntergekommene Ruine des Diners gerichtet. Obwohl der Hüne nichts sagte, fuhr Junkrat fort, als habe er eine Erwiderung erhalten. “Das wird ein klasse Feuerwerk! Wette, das Zeug hat’s richtig in sich! Sonst hätten die ja nicht drauf gehockt wie die Hühner. Versteh’ eh nicht, warum sie das nur horten anstatt ein wenig Spaß damit zu haben!”   ♫ I’m on the highway to hell highway to hell i’m on the highway to hell highway to hell ohhhhh ♫   Lässig warf Junkrat die instabile Bombe in die Luft und fing sie wieder auf, ehe er sie mit ordentlich Schwung durch eines der Fenster des Diners pfefferte. Dass der Sprengstoff nicht schon in seiner Hand hoch gegangen war, war wohl nichts weiter als pures Glück, denn kaum, dass die kleine kugelförmige Bombe auf dem Boden aufkam, krachte es auch schon. Die Explosion zerfetzte die rote Sitzbank mit den zerschlissenen Sitzen förmlich und trieb Splitter von Plastik in die Polster. Ein letzter Plastiktisch wurde umgeworfen, Staub wirbelte auf und hüllte das Innere des Diners in eine dichte Wolke. Sehr zum Missvergnügen des kleineren der beiden Beobachter. Junkrat verschränkte die Arme, die Miene verzogen und den Kopf in leichter Schräglage, als wolle er abwägen, ob diese Bombe nun seinen Ansprüchen genügte oder nicht. “Hatte mir etwas mehr… Bumms erhofft”, meinte er schließlich langsam und unverkennbar enttäuscht. Einige Augenblicke standen sie einfach nur da, Roadhog und Junkrat, beide mit dem Blick auf den sich lichtenden Staubnebel gerichtet, der die Zerstörung preisgab, die die Explosion mit sich gebracht hatte. Der beißende Geruch von verbranntem Plastik mischte sich in die staubige Trockenheit. “Meh.” Junkrat zuckte mit den Schultern. Mehr brauchte er nicht sagen. Roadhog hatte diese Geste bereits als stummes Zeichen verstanden und hatte nach dem Lenker des Motorrads gegriffen.   ♫ Don't stop me yeah, yeah, owwww i’m on the highway to hell on the highway to hell i’m on the highway to hell on the highway to... HELL highway to hell i’m on the highway to hell highway to hell highway to hell highway to hell momma, highway to highway to hell ♫ Keiner der beiden hatte den kleinen Hamster gesehen, der ihnen verärgert nachsah. Dass seine geheime Basis im Keller dieses Diners einfach in die Luft fliegen würde, hatte er nicht erwartet. “Hammond?”, erklang besorgt eine metallen klingende Stimme aus einem Lautsprecher, der bedrohlich knackte. “Irgendwelche Idioten”, mokierte sich der kluge Hamster missgelaunt, “haben hier eine Bombe reingeworfen!” Einen Moment lang war es still, dann ertönte erneut die Stimme des Omnics am anderen Ende der Leitung. “Ich hoffe, du bist wohlauf. Gewiss lässt sich diese Differenz auf friedliche Weise klären.” “Hmpf”, fiel Hammonds Erwiderung weniger überzeugt auf. “Die jag ich nachher den Highway rauf und runter!”   ♫ And I’m going down, all the way down I’m on the highway to hell ♫ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)