Im Herzen vereint von dattelpalme94 (Michi-Woche) ================================================================================ Kapitel 1: Fantasie ------------------- Tag und Nacht saß ich an meiner Arbeit und webte fleißig Gewänder für meinen Vater, den Himmelsgott. Ich wollte eine gute Tochter sein, so wie er es von mir erwartete. Doch manchmal, in kleinen, unbeobachteten Momenten, entfernte ich mich von meiner Arbeit und warf einen Blick in die Menschenwelt. Von hier oben sahen sie alle so klein aus. Sie arbeiteten genauso hart wie ich, da sie sich so ihr Leben finanzierten. Dennoch beneidete ich sie, da sie etwas hatten, das ich nicht hatte: einen Menschen an ihrer Seite, der sie liebte. Wie oft träumte ich davon, auch jemanden zu lieben. Kapitel 2: Sterne ----------------- Einmal in der Woche durfte ich meine Arbeit unterbrechen und etwas tun, worauf ich Lust hatte. Das war der Tag in der Woche, auf den ich mich am meisten freute. Ich sprang von Stern zu Stern und schaute mir alle möglichen Flecken auf der Erde an. Am liebsten machte ich das abends, denn da schauten so unheimlich viele Menschen in den Himmel zu den Sternen hinauf, dass ich mir einbildete, dass sie mir winken würden. Doch je länger ich die Menschen beobachtete, desto bewusster wurde ich mir, was diese Enge in meiner Brust zu bedeuten hatte: Ich fühlte mich einsam. Kapitel 3: Verbindung --------------------- Als ich eines Abends wieder auf die Menschen herabschaute, fiel mir sofort ein junger Mann ins Auge. Ich hatte ihn noch nie gesehen, doch ich fühlte mich sofort von ihm angezogen. Als ich meinen Vater nach dem Mann ausfragte, merkte er sofort, welche Intention eigentlich hinter meinen Fragen steckte. „Da du immer sehr fleißig bist, will ich dir erlauben, Taichi Yagami kennenzulernen.“ Mein Herz machte einen Sprung als mein Vater das sagte und kurz darauf war ich schon auf der Erde, auf den Wiesen, auf denen Tai seine Rinder weiden ließ. „Wer bist du denn?“, fragte er mit sanfter Stimme. Kapitel 4: Gold --------------- So glücklich wie mit Taichi war ich noch nie in meinem Leben. Wir heirateten kurz nach unserem Kennenlernen und verbrachten jede Minute miteinander. Endlich konnte ich dieses Grinsen, das ich bei Pärchen immer gesehen hatte, nachvollziehen. Nie wieder wollte ich ohne Taichi sein. Wir gingen gemeinsam baden, spazieren, er zeigte mir die Umgebung seines Bauernhofes. Und an manchen Tagen, da lagen wir einfach nur gemeinsam im Bett und liebten uns oder redeten. Doch es war nicht alles Gold, was glänzte. Über unserem Liebeshimmel bahnten sich dunkle Wolken an. Mein Vater war erzürnt über unsere Lebenseinstellung und verlangte das Unmögliche: Trennung. Kapitel 5: Versprechen ---------------------- Ich weinte und flehte, doch vergebens. „Taichis Rinder sind krank und du hast aufgehört, zu weben. Ich kann nicht anders, ich muss euch trennen, damit ihr wieder arbeitet“, erklärte er streng und ich wusste, er würde sich nicht umstimmen lassen. „Was sollen wir nur machen, Taichi? Ich kann ohne dich nicht mehr leben“, ich weinte in meine Hände und Taichi legte tröstend seinen Arm um mich. „Mach dir keine Sorgen, Mimi. Wir werden einen Weg finden. Das verspreche ich dir.“ Doch kurz darauf trennte uns mein Vater und verbannte uns auf unterschiedliche Sterne, die von einem breiten Fluss getrennt waren. Kapitel 6: Kreation ------------------- Ich dachte, in der Zeit ohne Taichi wäre ich einsam gewesen. Doch nun, da er auf der anderen Seite des Himmels war und wir uns nicht mehr sehen durften, da wusste ich, was Einsamkeit wirklich bedeutet. Mein Herz schrie lautstark nach ihm und die Sehnsucht nahm oft so Überhand, dass ich nichts machen konnte, außer in meinem Bett zu liegen und mich meiner Trauer hinzugeben. „So kann das nicht weitergehen, Mimi“, schimpfte mein Vater, doch es ließ mich kalt. Das alles war seine Schuld. „Einmal im Jahr.“ Ich blickte ihn fragend an. „Ihr dürft euch einmal im Jahr sehen, okay?“ Kapitel 7: Unendlichkeit ------------------------ Die Jahre zogen ins Land und ich webte fleißig während Taichi auf die Rinder aufpasste. Wir gingen unserer Arbeit nach, denn so verging die Zeit schneller. Jedes Jahr warteten wir, dass der 7. Juli kommen würde. Denn an diesem Tag gestattete mein Vater uns, dass wir uns sehen durften. Wir verbrachten den Tag zusammen und genossen unsere Zweisamkeit. Jede Sekunde musste voll ausgekostet werden, denn trotz der Wiedersehensfreude und der Endorphine, die unser Treffen auslöste, gab es doch den bitteren Beigeschmack, dass wir uns danach 364 Tage nicht sehen würden. Doch diese 24 Stunden und unsere Liebe gaben uns Kraft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)