Deine Freundschaft ist mein Verrat von Kai_Tsukishima ================================================================================ Kapitel 3: Unsicherheit ----------------------- Es waren bereits 3 Wochen vergangen, seit Tsukishima in seine Klasse kam und er den Kontakt zu Semi vorläufig abgebrochen hatte. Seither hatte er kein Wort mehr mit ihm gewechselt, obwohl dieser Tag ein, Tag aus immer wieder ins Klassenzimmer kam um ihn anzusprechen. Anfangs war der Ältere sehr darauf aus, sich wieder mit ihm zu unterhalten. Doch auch ihm ging irgendwann die Kraft aus, um sich um dessen Aufmerksamkeit zu bemühen. So dass er ihn nur noch kurz ansprach, danach jedoch direkt zu Tsukishima ging. Seine Blicke spürte Kawanishi sehr wohl auf seinem Rücken, doch er wollte nicht darauf eingehen. Es widerte ihn an, dass er mit dieser Person seine Zeit verbringen wollte. Die ersten Tage sprach er ihn an, wollte, dass er doch zu ihnen an den Tisch kommen solle, um sich mit ihnen zu unterhalten. Tsukishima wäre ein sehr netter Kerl und solche Dinge. Genau diese Worte waren es, die seinen Entschluss verfestigten. Semi konnte sich noch so sehr bemühen, für Kawanishi war dieser Semi völlig fremd. Dieser, welcher den Neuen immer mit diesem leuchten in den Augen und den geröteten Wangen ansah. So viel Unsinniges mit ihm sprach, was er nicht einmal mit ihm tat. Es war ihm bewusst geworden. Sein bester Freund hatte sich auf den ersten Blick in diesen Kerl verliebt. Dieser Schmerz in seiner Brust zeigte ihm jeden Tag aufs Neue, dass er sich niemals so sehr auf ihn hätte verlassen sollen. Ihm niemals so viel Vertrauen hätte schenken dürfen. Doch dafür war es zu spät. Das Einzige, was er noch tun konnte, war die Bremse zu ziehen und sich von ihm fernzuhalten, damit dieser Schmerz in der Brust nicht immer schlimmer wurde. „Kawanishi? Könntest du mir vielleicht kurz helfen…?“ Ein Mädchen, viel kleiner als er selbst, stand neben ihm am Tisch und sah ihn etwas verlegen und verunsichert an. Sie war klein, hatte grosse Augen, schöne glatte Haare. Er seufzte kurz, stand von seinem Stuhl auf, legte eine Hand auf ihren Kopf. Diese zuckte zwar kurz zusammen, errötete jedoch sofort bei der Berührung. Ob er ihr helfen würde? Ja, das tat er. Da die Bücher für sie alleine zu schwer waren und sonst kaum noch wer im Klassenzimmer war, aufgrund der Mittagspause, brauchte sie Hilfe von jemandem. Sie bedankte sich etwas hastig bei ihm, nahm einen kleinen Stapel und ging etwas voraus. Worauf er den Rest nahm und ihr stillschweigend nachging. So konnte er wenigstens etwas Abstand zu den anderen beiden halten und sich endlich etwas entspannen. Er war ihr sogar etwas dankbar. *~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~* Semi blickte Kawanishi nach, welcher mit dem Mädchen mitging. Irgendwie schien ihm das alles so paradox. Mit Mädchen konnte er doch bisher nie etwas anfangen. Allgemein mit seinen Klassenkameraden wollte er nie etwas zu tun haben. Doch auch mit ihm wollte dieser keinerlei Kontakt mehr pflegen. Was war es nur, was er falsch gemacht hatte? Solange Kawanishi nicht mit ihm sprach, konnte er nicht verstehen, was sein Problem war. „Ich geh kurz auf die Toilette…“ Tsukishima winkte ab, interessierte ihn nicht. Sowas hätte er ihm nicht sagen brauchen. Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend machte er sich auf den Weg, sah sich nervös immer mal wieder nach seinem Freund um, ob er ihn nicht doch zufällig antraf und vielleicht doch ein paar Wörter mit ihm reden konnte. Doch statt Kawanishi fand er eine kleine Gruppe an Jungs, welche aus dessen Klasse zu sein schienen. Sie sprachen anscheinend gerade über genau jenen, den Semi eigentlich insgeheim suchte. „Kawanishi ist in letzter Zeit seltsam, oder?“, fragte einer, verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ja. Und das alles, seit Semi sich an Tsukishima rangeschmissen hat.“ „Das war doch mit Kawanishi dasselbe?“ „Ich bin ja immer noch der Meinung, dass Kawanishi eigentlich ein korrekter Kerl ist. Semi ist das Problem. Weil er immer so sehr an ihm klebt. Wir sind nie an ihn rangekommen, weil der immer das Gefühl hat, das sich alles nur um ihn dreht.“ Erschrocken darüber, was er hörte, fasste er sich an die Brust. Als er hörte, worüber sie sprachen, versteckte er sich instinktiv um die Ecke. Eigentlich wollte er nicht lauschen, jedoch war er doch sehr neugierig gewesen, worüber sie sprechen würden. Dass sie aber so negativ über ihn sprachen, das konnte er nicht erahnen. Sein ganzer Körper begann zu zittern. War er wirklich so egoistisch? Das hatte er nie bemerkt. Er war einfach gerne unter Leuten… „Da er nun endlich aus dem Weg zu sein scheint, können wir uns endlich auch mal mit Kawanishi anfreunden. Schliesslich scheinen sie ihre Freundschaft gekündigt zu haben.“ Erschrocken riss Semi seine Augen auf. Sie waren gar keine Freunde mehr? Aber sie hatten sich doch gar nicht gestritten. Und gar nicht ausgesprochen. Wie konnte da ihre Freundschaft zu Ende sein? Die Gruppe verzog sich langsam von dem Standort, liessen Semi mit diesem Schmerz in der Brust zurück. Ob sein Freund auch so dachte wie diese Typen? Hatte er wortlos die Freundschaft gekündigt? Es schien alles dafür zu sprechen, denn dieser redete kein Wort mehr mit ihm. Da war wahrscheinlich wirklich etwas dran? Niedergeschlagen machte er sich wieder auf den Weg ins Klassenzimmer der 2. Klasse. Vielleicht würde Tsukishima noch etwas wissen? „Tsukishima… Hast du nach der Schule schon etwas vor?“ Der Brillenträger sah zu dem Älteren hoch, seufzte und verneinte. Sie würden nach dem Unterricht in die Stadt gehen und sich dort etwas die Zeit vertreiben. Auch wenn der Blonde wenig interessiert schien, so willigte er ein mitzugehen. Erleichtert fuhr Semi sich durch die Haare, bedankte sich bei ihm und machte sich auf den Weg in sein eigenes Klassenzimmer. Ob er Kawanishi auch fragen sollte? Vielleicht würde er ja mitkommen? In Gedanken versunken ging er den Korridor entlang, dachte sich etliche Versionen aus, wie er ihn fragen konnte. Dass er ihn aber schon früher als geplant antreffen würde, konnte er nicht erahnen. Als er um die Ecke zog, stiess er mit jemandem zusammen. Er torkelte etwas zurück, rieb sich die Stirn und blickte dann in das Gesicht seines Gegenübers, während er sich entschuldigte. „Huh? Kawanishi…?“ Überrascht sah er in dessen Gesicht, welcher eher abschätzig auf ihn herab sah. Was hatte er bloss falsch gemacht? „Ähm… Ich wollte dich etwas fragen… Hör mich kurz an…“ Warum war er plötzlich so verunsichert? Waren es etwa die Worte der anderen, die ihn so fühlen liessen? Ja, diese waren sicher auch mit Schuld an diesem seltsamen Unwohlsein. Kawanishis Blick änderte sich nicht. Es schien eher so, als würde er absolut keine Lust darauf haben. Semis Hände zitterten, während er in dessen Gesicht sah. Als er den Mund öffnete, brachte er kurz keinen Ton raus, riss sich aber zusammen. „Weisst du… Ich wollte dich fragen, ob du nach dem Unterricht mit in die Stadt kommen willst…?“ Kawanishi schnalzte abschätzig mit der Zunge und zog an ihm vorbei. Er schien kein Interesse daran zu haben, noch Zeit mit ihm zu verbringen. Doch Semi wollte ihn nicht einfach vorbei ziehen lassen. „Uhm… Warte…!“ Er war verunsichert. Wie konnte er ihn dazu bringen? Würde es ihm vielleicht weniger etwas ausmachen, wenn er wüsste, dass noch jemand dabei ist? „Ts… Tsukishima würde auch mitkommen, also…--“, fing er an, wurde jedoch abrupt von Kawanishi gestoppt, als dieser ihn am Kragen packte und wütend ansah. Verwirrt blickte er in das Gesicht seines eigentlichen Freundes, verstand nicht, was los war. Die Gesichtszüge änderten sich. Verengte Augen, knirschende Zähne. Sie zogen bereits viel Aufmerksamkeit auf sich. Mittlerweile hatte sogar Ushijima mitbekommen, dass sich vor ihrem Klassenzimmer etwas abspielte. Gerade, als er eingreifen wollte, schrie Kawanishi den Jungen an, welchen er immer noch am Kragen hielt. „Halt endlich deine verdammte Klappe! Kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen?! Du und dieser Penner, lasst mich raus aus eurem Scheiss!!“ Diese Wut schien sich angestaut gehabt zu haben. Erschrocken darüber fing Semi am ganzen Körper an zu zittern, zupfte an seinem Blazer. Er machte ihm furchtbar Angst. Er kannte ihn nur still und zurück halten. Wie konnte es passieren, dass dieser sonst so gelassene Junge so ausrastete? „Oi, es reicht…“ Ushijima mischte sich, wenn auch eher unfreiwillig, ein. Er sorgte dafür, dass Kawanishi sein Gegenüber los liess, sich von ihm abdrehte und seiner Wege ging. Semi hingegen liess sich auf den Boden zusammensacken. Er war furchterregend… Wieso nur war er so wütend auf ihn. „Wakatoshi…“ Der Grössere zog ihn etwas in seinen Arm um ihm wenigstens etwas Geborgenheit zu geben. Doch wirklich beruhigen konnte sich dieser nicht. Die Schaulustigen lösten sich langsam aber sich auch langsam auf, da der Streit schliesslich schon vorbei war. Doch Gespräche, Gerüchte und Lästereien waren vorprogrammiert. Ob sie sich wieder vertragen würden? Irgendwann…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)