Five missed opportunities von NightcoreZorro (Mystrade [BBC]) ================================================================================ Kapitel 1: First chance missed ------------------------------ Es war ein heißer Sommertag, sehr zum Bedauern Mycrofts, der sich mit einem Buch über die Präzession der Ekliptik unter einen Baum gesetzt hatte. Gelegentlich hob er den Blick von den Seiten – zumeist, wenn er gerade eine Neue aufschlug -, um sicher zu gehen, dass sich sein kleiner Bruder noch immer mit seinem besten Freund in Sichtweite befand. Eine frische Brise wehte an dem Abhang nahe eines Sees, an dem sie sich befanden, und zerwühlte seine braunen Haare, welche von einem leichten Rotstich durchzogen wurden. Einen Moment lang schloss der Ältere des Holmesbrüder die Augen und genoss den kühlen Wind auf seiner Haut, dabei den Dialogen lauschend, die seiner Meinung nach einfach nur kindisch waren. Sollte Sherlock nicht bereits aus dem Alter raus sein? Komm Rotbart! Dort hinten wird der Schatz sein!, äffte er ihn in Gedanken nach und schüttelte sachte mit dem Kopf, seinen Blick wieder auf sein Buch senkend. Er versuchte, die Stimmen der Jüngeren, die furchtbare Hitze und überhaupt die ganze Welt um sich herum auszublenden und sich einzig auf sein Buch zu konzentrieren, welches gerade erläuterte, wie der langwierige Zyklus der Präzession zustande kam. Umso erschrockener zuckte er zusammen, als er plötzlich von etwas getroffen wurde, was ihm das Buch aus der Hand riss. Sein Blick fiel auf einen Fußball, der neben ihm noch etwas weiter rollte, ehe er in die Richtung sah, aus welcher der Ball gekommen sein musste. „Hey! Sorry, war keine Absicht!“, rief ihm ein Junge zu, der auf ihn zugerannt kam. Vielleicht vierzehn Jahre, sportlich, braungebrannt. Vermutlich nur zum Urlaub hier, Stadtkind, schoss es Mycroft unweigerlich durch den Kopf und setzte sich etwas aufrechter hin, die Schultern straffend, als der Braunhaarige neben ihm zum Stehen kam und sich vor ihn kniete. „Hey? Hast du dich verletzt?“, fragte er nun etwas besorgt, da sein Gegenüber noch immer kein Wort über die Lippen gebracht hatte. Seine braunen Augen musterten ihn, allerdings nicht so analytisch, wie es das blaue Augenpaar des Jüngeren tat. „Hörst du mich nicht?“, hakte er nach und seine Brauen zogen sich irritiert zusammen, ehe er die Hand ausstreckte, um Mycroft an die Schulter zu fassen. Dieser zuckte nun allerdings erschrocken zurück und leckte sich über die Lippen. „Doch, ich höre dich klar und deutlich. Es geht mir gut, kein Grund zur Sorge.“, antwortete er schließlich und sah an dem Fremden vorbei, um nach Sherlock zu sehen, jedoch richtete sich sein Augenmerk schnell wieder auf den Jungen vor ihm, als dieser leise auflachte. „Okay, gut! Ich dachte schon. Hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, als du einfach nicht reagiert hast. Dabei habe ich gar nicht deinen Kopf getroffen!“, grinste er ihm erleichtert zu. „.. Ich habe nicht damit gerechnet, jemanden zu begegnen. Ich nehme an, ich war ebenso erschrocken wie du.“, murmelte er und spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Leise räusperte er sich und griff nach dem Fußball, um diesen in die Hände des Anderen zu drücken. „Hier. Den wolltest du doch sicherlich zurückholen.“ Seine blauen Augen suchten wieder die Umgebung nach den Kindern ab, auf welche er hatte aufpassen sollen. Dabei stellte er mit Erschrecken fest, dass er sie nicht nur aus der Sicht-, sondern auch aus der Hörweite verloren hatte. Verflucht. Verärgert zogen sich seine Mundwinkel nach unten, während er sich erhob und dabei sein Buch vom Gras hob. „Mein Name ist übrigens Greg. Ich bin mit meinen Eltern noch 'ne Woche hier.“, stellte sich der Fremde vor, der ihn aufmerksam beobachtete und sich ebenfalls wieder aufrichtete. „Aha.“, entwich es Mycroft kühl, sich an ihm vorbeischiebend. „Ich habe keine Zeit mehr, ich muss los.“, entschuldigte er sich halbherzig, hatte er doch keine Lust auf eine Standpauke seitens seiner Mutter, sollte sein kleiner Bruder wieder irgendeinen Blödsinn anstellen, wie er es zu tun pflegte. „Oh, dann will ich dich natürlich nicht aufhalten! Bist du morgen wieder hier?“ Die Schultern des Angesprochenen hoben sich ein wenig. „Mal sehen.“, meinte er nur ausweichend und beeilte sich, weiter zu gehen, um nicht weiter in ein Gespräch verwickelt zu werden. Morgen würde er das Haus wohl nicht verlassen, ebenso wenig wie den Rest der Woche. Kapitel 2: Second moment missed ------------------------------- Es war laut, eng und stickig. Eine Kombination, die nicht hätte schlimmer sein können. Wäre die Luft in den überfüllten Gängen nicht so verbraucht, Mycroft hätte tief die Luft eingesogen, um sich mental zu wappnen. Bisher hatte der Braunhaarige das Privileg einer Privatschule genossen. Es war ruhig gewesen, geordnet und vor allem waren dort nicht so unsagbar viele Menschen. Alleine, wenn er nur an das Wort dachte, verzogen sich seine Lippen zu einem dünnen Strich. Doch hier, in der Universität, fand er nichts davon wieder. Erneut bedauerte er die Tatsache, den Prozess eines Studiums nicht beschleunigen zu können. Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen, welches unter den Gesprächen seiner neuen Kommilitonen unterging, ehe er die Schultern raffte und den kleinen Stapel an Büchern, die nicht mehr in seine Tasche gepasst hatten, gegen seine Brust presste. Dabei drehte er kurz seinen linken Unterarm, um einen Blick auf seine Armbanduhr zu erhaschen, bevor er sich in Bewegung setzte und sich seinen Weg durch die Menschen suchte. Mycroft versuchte tunlichst, mit niemanden zusammenzustoßen, aber dieses Unterfangen stellte sich als ein Ding der Unmöglichkeit heraus. Immer wieder stieß er, meist mit dem Arm, gegen jemand anderes und war mehr als erleichtert, als er endlich vor dem Raum stand, in dem seine Vorlesung stattfinden würde. Ein letztes Mal warf er einen Blick auf seine Uhr und stellte erfreut fest, dass er noch pünktlich war, ehe er seine kurze Unaufmerksamkeit auch schon bereute. Mycroft keuchte erschrocken auf, als er von hinten so stark gestoßen wurde, dass er ins Straucheln geriet und ein paar Schritte nach vorne stolperte, um sein Gleichgewicht halten zu können. Dabei umklammerte er seine Bücher regelrecht, als würde er versuchen, sich an diesen festzuhalten. Als sich der Braunhaarige wieder gefangen hatte, wirbelte er herum und wollte den Verantwortlichen schon anfahren, warum er denn nicht aufpassen konnte, jedoch blieben ihm die Worte im Hals stecken, als sein Blick auf ein braunes Augenpaar fiel. Er musste ein paar Mal blinzeln und räusperte sich, ehe er den Mund öffnete, allerdings unterbrach ihn sein Gegenüber bei dem Versuch, doch etwas zu sagen. „Oh man, tut mir echt leid! Ich war etwas abgelenkt.“, meinte er rasch und ging dann in die Hocke, um einige Blätter aufzusammeln, die er selbst bei dem Zusammenstoß hatte fallen lassen. Mycroft beobachtete sein Tun aufmerksam, kam aber nicht auf die Idee, ihm zu helfen. Schließlich hatte er sich das selbst zu verschulden. Jedoch zog er etwas die Brauen zusammen. „Du bist kein Student.“, merkte er nachdenklich an. „Nein, bin ich nicht.“ Die braunen Augen sahen wieder zu ihm auf und funkelten warmherzig. Etwas, was den Jüngeren ein wenig aus der Bahn riss und seine Wangen kaum merklich erhitzen ließen. Beschämt kratzte er sich über diese, als er es merkte. „Meine Mutter arbeitet hier und sie hat das hier..“ Der Junge mit den faszinierenden Augen hob die Mappe an, aus welcher die Blätter gefallen waren und richtete sich wieder auf. „.. Zuhause liegen lassen und mich gebeten, es ihr vorbeizubringen. Eigentlich gehe ich zur Polizeischule.“ Mycroft nickte sachte und fragte sich innerlich, wie man nur so viel von sich preisgeben konnte. „Mein Name ist übrigens Greg. Ähm.. Du hast nicht zufällig Lust, einen Kaffee trinken zu gehen? Ich würde dich einladen. So als Entschädigung für's Umrennen.“ Wieder lag es an Mycroft, erstaunt zu blinzeln. Eigentlich konnte er andere Menschen gut einschätzen und reagierte stehts mit Desinteresse auf das, was sie taten oder sagten, da er bereits damit gerechnet hatte, doch dieser Mann stellte ihn vor Rätsel. Von dieser ungewohnten Situation ein wenig verunsichert leckte er sich über die Lippen und warf einen Blick auf seine Uhr, um dem unangenehmen Druck auf eine Antwort etwas hinauszuzögern und merkte erst dann, dass er dringend den Saal betreten müsste. Deshalb setzte er ein entschuldigendes Lächeln auf. „Ich habe keine Zeit mehr, ich muss los.“, erklärte er sich rasch und warf einen letzten Blick auf die braunen Augen, in denen sich Bedauern widerspiegelte, ehe er sich rasch abwandte und hinter einer Tür verschwand. Er war erleichtert darüber, der Situation erfolgreich entkommen zu sein, doch ein kleiner Teil in ihm bereute es bereits. Kapitel 3: Third occacion missed -------------------------------- Mycroft verzog kaum merklich das Gesicht, als ihm der beißende Geruch von Erbrochenem in die Nase stieg, während er rasch weiter ging. Nur seiner Selbstbeherrschung hatte er zu verdanken, dass er wegen des Gestanks nicht selbst seinen Mageninhalt entleeren musste. Ein erschrockenes Japsen entwich ihm, als er mit dem Fuß an etwas hängen blieb und ins Straucheln kam, bereute aber im selben Moment, scharf die Luft eingesogen zu haben und hielt sich eine Hand vor den Mund, um ein Würgen zu unterdrücken. Für gewöhnlich würde er niemals an einen solchen Ort kommen.. Mycroft raffte die Schultern, nachdem er sich wieder gefasst hatte und suchte in der nur spährlich beleuchteten Gasse nach seinem Bruder, auf den er anschließend zuging, als er ihn entdeckt hatte. Er kniete sich vor ihn und stieß die angehaltene Luft aus seinen Lungen, ehe er an seiner Schulter rüttelte, jedoch nicht mehr als Reaktion bekam, als ein Blick aus getrübten Augen. „Oh Sherlock..“, murmelte er und zog ihn in in eine sitzende Position, ehe er mit spitzen Fingern einen Zettel aus seiner Tasche fischte und auffaltete, was ihn dazu veranlaste, erneut schwer auszuatmen. „Du bist dir selbst der größte Feind, kleiner Bruder..“, entwich es ihm, auch, wenn seine Worte nicht bei dem Jüngeren ankamen. Er schob den Zettel in seine Jackentasche und wollte ihn gerade auf die Beine ziehen, als ihn ein heller Lichtstrahl traf. Mycroft kniff die Augen zusammen und hob schützend eine Hand vor diese, waren seine Augen doch noch an die Dunkelheit der Gasse gewohnt. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ „Als erstes würde es sich als hilfreich erweisen, wenn Sie die Taschenlampe senken würden.“,merkte Mycroft spitz an und der Andere wendete den Strahl tatsächlich von ihm ab. „Sorry. Uhm.. ist er bewusstlos? Soll ich einen Krankenwagen rufen?“, bot der Mann an und trat näher. Langsam konnte Mycroft auch mehr als nur Schemen erkennen und sein Blick blieb einen Moment zu lange an den braunen Augen hängen, ehe er blinzelte. „Nein, nicht nötig. Aber wenn Sie sich schon so anbieten, können Sie mir gern helfen, ihn zu meinem Wagen zu bringen.“ Mycroft beobachtete aufmerksam und mit dezenter Faszination, die er sich selbst nicht erklären konnte, wie die brauen Iriden zu seinem Bruder und anschließend wieder zu ihm wanderten. „Er sieht aber wirklich aus, als könnte er ärztliche Hilfe gebrauchen..“, merkte er nun skeptisch an, Mycroft schüttelte aber entschieden den Kopf. „Darum kümmere ich mich selbst.“ „Sind Sie Arzt?“ „Nein, aber sein Bruder.“ Seine Mundwinkel hoben sich für einen kurzen Moment, als er den irritierten Blick auf sich spürte. „Was ist denn nun? Werden Sie mir helfen oder nicht?“, fragte der Jüngere mit wachsender Ungeduld. Die Frage, woher diese plötzliche Rastlosigkeit rührte, konnte er in diesem Moment nicht beantworten. „Ja, natürlich!“, beeilte sich der Fremde nun zu antworten. Er schaltete seine Taschenlampe ab und schob sie in seinen Gürtel, ehe er Mycroft half, Sherlock auf die Beine zu ziehen und zu stützen, der nur zusammenhangslos und unverständlich murmelte. „.. Wissen Sie, Sie sollten ihn wirklich in ein Krankenhaus..“ „Ich weiß schon, was ich tu. Danke.“, unterbrach ihn der Regierungsbeamte und musterte ihn einen Moment lang. „Wenn Sie sich weiter so engagieren, werden Sie sicherlich zeitnah befördert, Constable.“ Mit Vergnügen nahm er wahr, wie sein uneingeplanter Helfer stockte und im dämmrigen Schein der Straßenlaterne, der sie langsam näher kamen, erkannte er auch den irritierten Blick, der allerdings schnell etwas schelmisches bekam. „Greg. Ich bin gerade nicht im Dienst.“ Nun war es an Mycroft, erstaunt die Braue nach oben zu ziehen. Dann schnaufte er amüsiert und sagte vorerst nichts darauf. Erst, als sie Sherlock auf den Rücksitz seines Wagens verfrachtet hatten, blickte er wieder seinen Helfer an. „Hatten Sie etwa eine bestimmte Intention, mir Ihren Namen zu verraten, Constable?“ „Denkst du denn zufällig an das gleiche?“, dutzte Greg ihn einfach und hob leicht grinsend die Schultern. Mycroft räusperte sich leise und schielte eine Sekunde weg, ehe er ihm wieder direkt in die braunen Augen sah. „Denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Daran sollten Sie arbeiten.“ Er nickte ihm leicht zu und setzte sich ebenfalls in den Wagen. „Die Sache ist, dass ich nicht weiß, ob es einen günstigeren Zeitpunkt geben wird.“, merkte der Polizist an, ehe er die Wagentür schließen konnte. Mycrofts Braue hob sich wieder. „Nun, offenbar soll es dann nicht sein. Aber ich bedanke mich für Ihre Hilfe. Wenn Sie mich dann entschuldigen würden?“ Tatsächlich trat der Andere etwas von der Tür zurück, sodass Mycroft diese ohne weitere Zwischenfälle schließen und seinem Fahrer das Zeichen geben konnte, loszufahren. Anstatt sich aber weiter Sorgen um den Zustand seines Bruders zu machen, überlegte er angestrengt, warum ihm diese braunen Augen nur so bekannt vorkamen.. Kapitel 4: Fourth option missed ------------------------------- Mycroft atmete die kühle Luft ein letztes Mal ein und strich sich durch die braunen Haare, ehe er die Schultern raffte und durch die Tür trat. Die Lautstärke, die bereits vor dem Club nach draußen gedröhnt war, wurde nur noch lauter und der Politiker widerstand dem Drang, sich die Ohren zu halten oder auf dem Absatz kehrt zu machen. Draußen erwartete ihn nur die beißende Kälte und wer wusste schon, wie lange er dort noch ausharren müsste. Er verabscheute zwar solche Menschenmassen, stellte aber mit Erfreuen fest, dass man wenigstens genügend Freiraum hatte, um nicht ständig mit jemandem zu kollidieren. Zielstrebig trugen ihn seine Schritte zur Theke und er ließ sich vom Barkeeper einen Whiskey zuschieben, als dieser ihm endlich seine Aufmerksamkeit schenkte. Mycroft entwich ein tiefes Seufzen, welches in der lauten Musik unterging, wobei er sich erneut fragte, warum sich Menschen so etwas freiwillig antaten. Kaum merklich schauderte er und nippte an seinen Glas, ehe er sich herumdrehte und mit dem Rücken gegen die Theke lehnte, seinen Blick über die Männer gleiten lassend. Zum wiederholten Male fragte er sich, warum er eingewilligt hatte, einen Undercoverauftrag anzunehmen. Eigentlich war das nicht sein Gebiet. Er blieb lieber hinter dem Schreibtisch und hatte alles im Auge, konnte zur Not eingreifen und behielt stehts die Kontrolle über die Situation. Nur waren sie derzeit wegen einer Terrororganisation etwas ausgeschöpft und wenn er nicht wollte, dass Zweitklassige dieser Aufgabe nachkamen und seine Befehle wohl möglich nicht korrekt ausführten – nicht auszudenken, was das für Folgen für ihn hätte – musste er nun mal selbst ran. Als seine Augen den Mann seiner Aufmerksamkeit erfassten, der ihm momentan den Rücken zukehrte, erdolchte er ihn mit Blicken. Warum zur Hölle musste dieser Kerl ausgerechnet in einen Club gehen? Und dann auch noch... „Dein Ex?“, wurde er aus den Gedanken gerissen und zuckte ertappt zusammen, den Kopf zur Seite drehend. „Bitte?“, entkam es ihm, ehe ihm der Atem stockte. Neben ihm stand der Polizist, der ihm mal mit Sherlock geholfen hatte. Mit Greg hatte er sich vorgestellt, wenn er sich recht entsinnte. Und das tat er immer. Der Braunhaarige schenkte ihm ein Grinsen und deutete mit seinem eigenen, halbleeren Pint in Richtung des Mannes, den er beobachten musste. „Ich hab' gefragt, ob das dein Ex ist. Der wäre ja glatt umgekippt, wenn Blicke denn töten könnten.“, lachte er amüsiert und hob dann die Schultern. „Sorry. Der Ex ist wohl nicht der beste Gesprächseinstieg.“ Mycroft kam nicht drum herum, dass seine Mundwinkel ein wenig nach oben zuckten. „Mitnichten.“, erwiderte er nur und führte sein Glas wieder an seinen Lippen. Sein Blick schweifte wieder zurück zu seiner Zielperson, die sich noch immer mit einigen Männern unterhielt. „Weißt du, du solltest ihn nicht mit deinem Blicken versuchen zu töten. Auch für einen Mordversuch müsste ich dich festnehmen.“, erhaschte sich Greg wieder seine Aufmerksamkeit. Mycrofts Braue wanderte ein wenig in die Höhe und ihm entwich ein amüsiertes Schnauben. Offenbar verstand der Ältere seine Körpersprache nicht, dass er eigentlich nicht reden wollte. „Flirten scheint nicht deine Stärke zu sein?“, entkam es ihm, nur, um etwas erwidert zu haben. Die Schultern des etwas Kleineren hoben sich und er schenkte ihm ein Lachen, dass dem Politiker doch tatsächlich eine zarte Röte ins Gesicht trieb. Glücklicherweise war diese durch das gedämmte Licht nicht zu sehen, hoffte er jedenfalls. „Soll ich lieber einen dieser schlechten Anmachsprüche verwenden?“, wollte der Polizist wissen und lehnte sich nun lässig gegen die Theke. „Ich hoffe doch, dass solch ein Spruch nicht folgen wird.“, merkte Mycroft trocken an. Wieder lachte sein Gesprächspartner auf. „Schwachsinn! Die sind nicht so mein Ding.“ Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen und Mycroft wog sich bereits in Sicherheit, dass der andere Mann das Interesse an ihm verloren hätte, wurde jedoch eines Besseren belehrt. „Du bist das erste Mal hier, kann das sein?“ Innerlich atmete der Regierungsbeamte schwer aus. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, verbot es ihm doch seine Höflichkeit. „Was hat mich verraten?“ „Keine Ahnung, Intuition. Du wirkst auf mich nicht so, als würdest du oft Clubs besuchen. Oder überhaupt. Bist etwas verkrampft.“ „Gut erkannt.“ Mycroft lenkte seinen Blick kurz von seinem Zielobjekt zu Greg. „Allerdings bin ich mir nicht sicher, was du mit dieser Erkenntnis anfangen möchtest.“ Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Polizisten. „Ich könnte dir anbieten, dir zu helfen, mal etwas abzuschalten.“ Skeptisch zog Mycroft eine Braue nach oben. „Bittest du mich gerade um billigen und schnellen Sex?“ „Nein! Ich meinte damit.. wir setzen uns an einen der Tische, trinken ein bisschen und reden über belangloses Zeug. Ich.. das klingt vielleicht etwas komisch, aber ich bin nicht so der Typ dafür, einfach nach Sex zu fragen. … Wobei du aber durchaus gut aussiehst.“, erklärte sich Greg. „Also.. wenn es zwischen uns passt.. warum nicht.“, wagte er sich vor. Nachdenklich nippte Mycroft an seinem Glas und ließ sich die Worte nochmal im Kopf durchgehen. Er hätte dann, durch Greg, eine passable Tarnung und umging, von noch irgendwem angesprochen zu werden, den er unter Umständen noch schwerer loswerden würde. Und er wäre nicht zu irgendwas gezwungen. Trinken und reden. Nicht mehr. Langsam nickte er und strich sich kurz durch sein Haar, ehe er dem Barkeeper ein Zeichen gab, ihm nachzuschenken. „Fein.“, stimmte er nun auch verbal zu und sah aufmerksam zu, wie sich das Gesicht des Älteren erhellte, ehe auch er sein Pint wieder füllen ließ und ihn leicht am Arm packte, um ihn zu ein paar Tischen zu ziehen. Mycroft ließ sich auf einen Stuhl sinken, von den er weiterhin den Mann im Auge behalten könnte, und überschlug die Beine. Greg setzte sich ihm gegenüber und stellte sein Pint vorerst auf dem Tisch ab, den Anderen musternd. „Warum ziehst du nicht deine Jacke aus?“, wollte Greg wissen. Die Frage ließ Mycroft ein wenig die Stirn runzeln, hätte er doch mit etwas ganz anderem gerechnet. „Bitte?“ „Na ja, ist doch warm hier drin.“ „Das ist zutreffend. Aber wo sollte ich meine Jacke lassen? An der Garderobe, wo man sie jeder Zeit entwenden könnte? Dafür ist es mir draußen zu kalt.“ „Nun.. eher wirkst du auf mich wie auf dem Sprung. Aufbruchsbereit, sobald irgendwas dich dazu veranlasst.“ Erstaunt weiteten sich Mycrofts Augen, hätte er mit einer solch zielsicheren Antwort doch nicht gerechnet. „Ich..“ „Ist er noch nicht dein Ex und du willst ihn auf frischer Tat erwischen? Wenn er mit wem den Club verlässt?“, bohrte er weiter und Mycroft fühlte sich zunehmens unsicher. Der Polizist war nicht dumm und hatte eine gute Menschenkenntnis, auch wenn seine Theorie falsch war. Ein wenig imponierte dies dem Jüngeren schon, war er solch Aussagen selbst nicht von höherrangigen Polizisten gewohnt, mit denen er sich hin und wieder mal auseinandersetze. Diesen Mann würde er sich merken. „Himmel, dieser Mann ist nicht mein Ex. Flirten ist definitiv nicht deine Stärke.“, schnaubte er und Greg blinzelte irritiert, beließ es jedoch dabei, wollte er die Stimmung zwischen ihnen doch nicht noch mehr kippen lassen. „Okay, sorry. Lassen wir das Thema.“, beschwichtigte er deshalb und trank ein Schluck Bier. „Danke.“ Wieder entstand ein Schweigen zwischen ihnen und der Ältere schien wirklich zu überlegen, was er sagen sollte, ohne dass Mycroft noch genervter von ihm wurde. Dieser bekam fast schon Mitleid mit ihm, läge seine Aufmerksamkeit nur nicht so sehr auf dem anderen Mann. Greg hatte wirklich kein Glück für gute Situationen. Und kein Glück mit Flirten. Dieser Gedanke ließ seine Mundwinkel dann doch wieder nach oben zucken und er warf dem Älteren einen Blick zu, an seinem Whiskey nippend. „Du solltest mehr auf dein Bauchgefühl hören, als so lange zu grübeln. Mir scheint, als läge dir dies weniger.“, merkte er an und versuchte es nicht zu stark nach einer Beleidigung klingen zu lassen, war es doch nicht so gemeint. „Hm, das sage ich sonst auch immer!“, wurde ihm beigepflichtet. „Dann sag einfach, was du denkst.“ Ihre Blicke trafen sich und es war, als konnten sie beide das Knistern in der Luft spüren. Greg lehnte sich etwas vor und sah tief in die tiefblauen Augen vor ihm. „Ich wüsste gern, wie sich deine Lippen anfühlen.“, entkam es ihm nun direkt und Mycroft merkte erst im Nachhinein, dass er ihm etwas entgegengekommen war. „Du wolltest dich erst unterhalten.“ „War wohl nicht eine meiner besten Ideen.“, murmelte Greg immer leise werdend. In weiser Vorsicht stellte Mycroft sein Glas auf dem Tisch ab, ehe ihre Lippen aufeinander trafen. Es überraschte ihn nicht, dennoch keuchte er leise auf und wollte sich aus Reflex zurückziehen, jedoch hinderte ihn Gregs Hand daran, die sich unbemerkt in seinen Nacken geschoben hatte. Sanft, aber mit Nachdruck schob er ihn näher und biss sachte in seine Unterlippe, ehe er den Kuss wieder vertiefte. Langsam lockerte sich auch die Haltung des Politikers und er erwiderte den Kuss, die Augen dabei schließend. Für diesen Moment verschwand alles um ihn herum. Die Musik und den herben Geruch von Alkohol nahm er nur noch am Rande war, konzentrierte er sich doch vollständig auf Greg. Ein entspanntes Seufzen entwich ihm und wurde vom Kuss gedämpft, als sich eine Zunge in seinen Mund vorwagte, die seine umspielte und seinen Mund erkundete. Als sie den Kuss lösten, waren die Augen des Jüngeren etwas verhangen und er atmete etwas schwerer. Über das Gesicht des Älteren zog sich eine leichte Röte und er leckte sich über die Lippen. Einen Moment lang starrten sie sich einfach nur an und Greg wollte ihm bereits einen weiteren Kuss aufdrücken, als Mycrofts Kopf zur Seite ruckte und sich seine Augen weiteten, als er den Mann, denn er beschatten musste, nicht mehr fand. Einen Fluch unterdrückend sprang er auf und vertröstete den Polizisten mit eiligen Worten, dass er keine Zeit mehr hätte, ehe er ihn einfach sitzen ließ. Diesem fiel darauf keine Erwiderung ein, ging das für ihn gerade einfach zu schnell. Nicht mal mehr nach seinem Arm hatte er greifen können. „Verdammt..!“, knurrte er leise, zum Einen enttäuscht von dem ihm eigentlich fremden Mann, zum Anderen von sich selbst. Er ballte die Hand zur Faust und musste sich ernsthaft zusammenreißen, nicht auf den Tisch zu schlagen. Stattdessen griff er nach seinem Pint und stürzte diesen herunter. Er hatte einfach kein Glück. Weder mit Frauen, noch mit Männern. Und er kannte nicht mal den Namen von dem mit den blauen Augen, die ihn so in den Bann rissen.. „Greg, du bist ein Idiot..“, murrte er leise und erhob sich, um sich auf den Heimweg zu machen. Der Abend war gelaufen. Kapitel 5: Fifth opportunity missed ----------------------------------- Er war nervös. Das traf seinen Zustand gerade am Besten. Nervös. Und das ausgerechnet er. Mycroft konnte über sich selbst nur mit dem Kopf schütteln. Er saß in seinem Wagen, welcher sich auf dem Weg zum New Scotland Yard befand. Der Politiker hatte ein Anliegen, welches er dem neuen Detective Inspector persönlich nahelegen wollte und er hatte sich im Vorfeld eingehend über diesen informiert. Immerhin war er gründlich in dem, was er tat. Er ließ die Leute in seiner Umgebung immer abscannen, um sie besser einschätzen, besser kategorisieren zu können. Nur dieses Mal hatte er sich selbst darum gekümmert. Gregory Lestrade, kurz einfach nur Greg, war zwei Jahre älter als er selbst und braunhaarig, auch wenn sich bereits die ein oder andere graue Strähne in sein dichtes Haar verirrt hatte. Seine Mutter hatte vor ihrer Rente an der Universität gearbeitet, an welcher Mycroft selbst einst studierte und die Familie machte früher, als Gregs Vater noch gelebt hatte, bevorzugt Urlaub in Sussex, da dort seine Tante väterlicherseits wohnte. Konnte es eigentlich noch mehr Beweise dafür geben, dass es sich um ein und den selben Mann handelte, der sich immer öfter in seine Gedanken schlich? Dem er immer begegnete, wenn er am Wenigsten mit ihm rechnete? Ein leises, frustiertes Stöhnen entwich ihm und er legte den Kopf in den Nacken. Aber das war nicht mal alles. Dieser Kerl hatte sich in seine Gedanken geschlichen und sein Interesse geweckt. Seit dem Punkt, an dem er ihn geküsst hatte... Noch immer verfluchte er die Tatsache, dass er diesen Auftrag selbst übernommen hatte. Nicht, weil er ihn nicht erfolgreich hatte ausführen können, sondern, weil er deshalb nicht bei Greg hatte bleiben können. Zum verrückt werden war das! Mycroft glaubte nicht an Dinge wie eine übermenschliche Macht oder dem Schicksal, aber Zufälle gab es nicht. Alles hatte seinen Sinn. Und seine Begegnungen mit Greg dienten offenbar dem Zweck, sein Interesse für diesen Mann zu wecken. Etwas, das schon längst passiert war. Sein eigentliches Problem war aber weniger, nun, wo er das endlich festgestellt hatte, den ersten Schritt zu wagen, sondern viel mehr, was er noch über den Älteren hatte in Erfahrung bringen können. Verheiratet. Und das nun seit zwei Jahren. Mycroft fuhr sich kurz mit den Fingern über das Gesicht, ehe er sie aneinander legte und die Ellenbogen dabei auf seinen Oberschenkeln abstützte. Ausnahmsweise schien er mal der Langsame gewesen zu sein. Jedoch gab es seit ein paar Wochen eine Spannung in der Ehe, war seine Frau doch das erste Mal fremdgegangen. War er in seinen Recherchen gründlich? Und wie. War das fast schon krankhaft? Vielleicht... „Wirst du jetzt etwa emotional, Mycroft?“, murmelte er leise und über sich selbst verärgert, ehe er die Schultern raffte und einen Blick aus dem Fenster warf, darauf wartend, dass sein Chauffeur den Wagen anhielt. Als dies der Fall war, schloss er für einige Sekunden nochmals die Augen, ehe er nach seinem Regenschirm griff und ausstieg. Innerlich atmete der Braunhaarige durch, äußerlich hatte er bereits seine Maske des kühlen Regierungsbeamten aufgesetzt und betrat wenig später das Büro, nachdem er kurz anklopfte, sich aber nicht damit aufhielt, darauf zu warten, hereingebeten zu werden. „Guten Tag, Inspector.“, grüßte er den Älteren mit einem aufgesetzten Lächeln und musterten die überraschten, braunen Augen, die ihn regelrecht anstarrten. Lange Nacht, ganz offensichtlich Streit mit der Ehefrau, schoss es Mycroft durch den Kopf und seine Mundwinkel kräuselten sich etwas mehr. Jedoch sah er Greg auch an, dass dieser zwar verständlicherweise sauer und enttäuscht davon war, allerdings um die Ehe kämpfen würde.. Es würde sich zeigen, wie lange das so gehen würde und wenn es so weit war, würde er da sein, nahm sich der Jüngere von ihnen fest vor. „.. Hallo.“, kam es nun etwas verzögert von seinem Gegenüber, dessen Braue sich ein wenig hob. „Kennen wir uns irgendwoher? Sie kommen mir bekannt vor.“ „Nein, kennen wäre wohl zu viel gesagt. Ich habe eine Bitte an Sie, Inspector.“ „Eine Bitte?“, hakte er nach und öffnete den Mund, um noch eine weitere Frage zu stellen, wurde aber bereits von Mycroft unterbrochen. „Ich möchte, dass Sie Sherlock Holmes in Ihren aktuellen Fall mit dem vermeintlichen Autounfall mit einbeziehen. Er bezeichnet sich selbst als sogenannten Consulting Detective und würde Ihnen mit Sicherheit wesentliche Fortschritte in diesem Fall liefern, in welchen Sie sich völlig verrannt haben.“ Mit leichter Belustigung nahm er wahr, wie sich die Brauen des Polizisten aufgrund seiner Sticheleien verärgert zusammenzogen. „Wer glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, dass Sie hier einfach in mein Büro reinplatzen und meinen, mir vorschreiben zu können, irgendeinen Außenstehenden in meine Fälle mit einzubeziehen?!“, brauste er auf und erhob sich von seinem Stuhl. Mycrofts Mundwinkel zuckten wieder kurz nach oben. „Ich werde Ihnen seine Adresse zukommen lassen und zögern Sie bitte nicht, ihn aufzusuchen. Er braucht dringend eine Beschäftigung und ich mache mir wirklich ernsthafte Sorgen um ihn.“, entgegnete der Politiker nonchalant, ohne auf seine Worte einzugehen. „Wer, zum Teufel noch mal, sind Sie?!“ „Mit dem Teufel liegen Sie gar nicht so verkehrt, Inspector, auch wenn ich gestehen muss, solchen Mythen keinen Glauben zu schenken. Ich bin jemand, den Sie gewiss nicht zu Ihrem Feind machen wollen. Also lege ich Ihnen dringenst nahe, meiner Forderung nachzukommen.“ Greg stützte seine Hände auf seinen Schreibtisch und beugte sich etwas vor. „Drohen Sie mir etwa?“ „Aber mitnichten, Inspector. Ich gebe Ihnen lediglich einen.. freundschaftlichen Rat, der Ihnen in zweierlei Hinsicht zugute kommen wird. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag. Meine Zeit ist leider begrenzt.“ Er nickte ihm zu und verließ dann das Büro. Greg starrte ihm perplex nach und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. War das gerade wirklich passiert? Nur am Rande bemerkte er, dass sein Handy vibrierte er und zog es hervor. Als er die Nachricht von einer unbekannten Nummer sah, in der lediglich eine Adresse stand, musste er tatsächlich belustigt schnauben und erhob sich, nach seinem Mantel und einer Schachtel Zigaretten greifend. Die hatte er dringend nötig. Wo war er da nur hinein geraten... Kapitel 6: Sixth chance used ---------------------------- Greg nagte sich ein wenig unsicher an seiner Lippe herum, als er sich auf den Stuhl in dem piekfeinen Restaurant sinken ließ, Mycroft Holmes ihm gegenüber. Dieser hatte ihm angeordnet, dass es dringend sei und er unbedingt kommen musste – Was sollte man auch anderes tun, wenn Mycroft Holmes etwas verlangte? -, aber was genau er hier sollte... „Mr. Holmes..“, setzte er daher an, um genau dies zu erfragen, wurde aber sogleich unterbrochen. „Mycroft.“ Greg blinzelte irritiert und starrte ihn einen Moment an, ehe er ein leises „Was..?“ hervorbrachte, riss ihn die vertraute Anrede, die ihm gerade offeriert wurde, doch ziemlich aus dem Konzept. „Wenn man es genau nehmen möchte, wäre es eigentlich Alexander Mycroft Chad, aber bitte, Mycroft reicht vollkommen.“, fügte der Politiker schmunzelnd hinzu und räumte ihm die Zeit ein, das erst mal zu verdauen. „Alexander, ehrlich?“, fragte Greg schließlich schief grinsend nach und versuchte sich nur auf die Worte zu konzentrieren, anstatt auf den Zusammenhang zu achten. Geduldig nickte der Braunhaarige. „Ich schätze, ich war es Ihnen schuldig, mich auch persönlich vorzustellen.“ „Warum?“, entkam es dem Polizisten sofort, erneut mehrfach blinzelnd. „Ich meine.. generell.. was wird das hier?“ Er machte eine ausladende Geste durch den Raum. „Sie würden es vermutlich als... Date bezeichnen.“ „.. Ein Date..“, wiederholte Greg leise und schüttelte dann mit dem Kopf. „Sie wissen schon, dass man nach einem Date fragt und es nicht einfach bestimmt?! Herrgott, was ist bei euch Holmes' nur so falsch?“, fluchte er und erhob sich. „Gregory, Sie können nicht einfach gehen.“ „Weil Sie mir sonst drohen?“, harkte er nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Mycroft seufzte leise. „Nein. Weil ich Sie darum bitte. Geben Sie mir einen Abend, um mich kennenzulernen. Sie scheinen ein wirklich schlechtes Bild von mir zu haben..“ „Wer könnte es mir verübeln..“, murmelte der Grauhaarige, ließ sich aber tatsächlich zurück auf seinen Stuhl sinken. „Also gut, wie Sie wollen, Mr. … Uhm, Mycroft. Wieso glauben Sie, dass ich Interesse habe, Sie kennenzulernen? Ich könnte jetzt genauso gut aufstehen und gehen. Und sagen Sie jetzt nicht, das haben Sie deduziert.“ „Sie baten mich bereits mehrfach darum. Nun, vielleicht nicht direkt, aber indirekt. Vielleicht erinnern Sie sich an einige unserer.. Zusammenstöße.“ Leise räusperte er sich, während Greg die Braue nach oben zog und angestrengt nachdachte, ehe er nach Luft schnappte. „Im Club! Das waren Sie!“ „Auch..“, schmunzelte er und hob den Blick, als ein Kellner zu ihnen trat, um ihnen Wein einzuschenken. „Ich hoffe, Sie trinken Rotwein.“, merkte der Braunhaarige an, als sie wieder unter sich waren. „Passt schon. Was haben Sie damals überhaupt in dem Club gemacht?“, wollte Greg neugierig wissen, verdrehte aber die Augen, als Mycroft nur einen Finger an seine Lippen legte. „Ich bin zwar durchaus gewillt, mich Ihnen gegenüber etwas zu öffnen, Gregory, aber über meine Arbeit sprechen wir lieber nicht.“ Mit einem Nicken nahm er es so hin. „Dennoch. Habe ich Ihnen damals wirklich so den Kopf verdreht, dass Sie sich noch immer an mich erinnern und mich sogar auf ein Date einladen? Na ja, zu einem Date zwingen trifft es wohl eher.“ Leise lachte er und sein Gegenüber kam um ein Schmunzeln nicht drum herum. „Sagen wir, Sie haben genug getan, um sich zurück in mein Gedächtnis zu rufen. Ich wäre schon eher auf Sie zugekommen, allerdings.. nun, Sie waren verheiratet.“ Greg nickte langsam und sah auf seine Hand, an der er einst den Ehering getragen hatte. „War wohl mein größter Fehler.“ Die Schultern des Polizisten hoben sich etwas. „Lassen wir das.“ „Besser wäre es wohl. Die Ex ist einfach kein gutes Gesprächsthema bei einem Date.“, merkte Mycroft eine Spur belustigt an, was ihm nur einen verwirrten Seitenblick bescherte. „Wie auch immer.. Ich hoffe, Sie stören sich weder an der Tatsache, dass ich bereits für sie mitbestellt habe, noch, dass es sich um ein Drei-Gänge-Menü handelt. Der Abend ist noch nicht weit fortgeschritten und diesmal habe ich viel Zeit eingeplant.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)