Five missed opportunities von NightcoreZorro (Mystrade [BBC]) ================================================================================ Kapitel 5: Fifth opportunity missed ----------------------------------- Er war nervös. Das traf seinen Zustand gerade am Besten. Nervös. Und das ausgerechnet er. Mycroft konnte über sich selbst nur mit dem Kopf schütteln. Er saß in seinem Wagen, welcher sich auf dem Weg zum New Scotland Yard befand. Der Politiker hatte ein Anliegen, welches er dem neuen Detective Inspector persönlich nahelegen wollte und er hatte sich im Vorfeld eingehend über diesen informiert. Immerhin war er gründlich in dem, was er tat. Er ließ die Leute in seiner Umgebung immer abscannen, um sie besser einschätzen, besser kategorisieren zu können. Nur dieses Mal hatte er sich selbst darum gekümmert. Gregory Lestrade, kurz einfach nur Greg, war zwei Jahre älter als er selbst und braunhaarig, auch wenn sich bereits die ein oder andere graue Strähne in sein dichtes Haar verirrt hatte. Seine Mutter hatte vor ihrer Rente an der Universität gearbeitet, an welcher Mycroft selbst einst studierte und die Familie machte früher, als Gregs Vater noch gelebt hatte, bevorzugt Urlaub in Sussex, da dort seine Tante väterlicherseits wohnte. Konnte es eigentlich noch mehr Beweise dafür geben, dass es sich um ein und den selben Mann handelte, der sich immer öfter in seine Gedanken schlich? Dem er immer begegnete, wenn er am Wenigsten mit ihm rechnete? Ein leises, frustiertes Stöhnen entwich ihm und er legte den Kopf in den Nacken. Aber das war nicht mal alles. Dieser Kerl hatte sich in seine Gedanken geschlichen und sein Interesse geweckt. Seit dem Punkt, an dem er ihn geküsst hatte... Noch immer verfluchte er die Tatsache, dass er diesen Auftrag selbst übernommen hatte. Nicht, weil er ihn nicht erfolgreich hatte ausführen können, sondern, weil er deshalb nicht bei Greg hatte bleiben können. Zum verrückt werden war das! Mycroft glaubte nicht an Dinge wie eine übermenschliche Macht oder dem Schicksal, aber Zufälle gab es nicht. Alles hatte seinen Sinn. Und seine Begegnungen mit Greg dienten offenbar dem Zweck, sein Interesse für diesen Mann zu wecken. Etwas, das schon längst passiert war. Sein eigentliches Problem war aber weniger, nun, wo er das endlich festgestellt hatte, den ersten Schritt zu wagen, sondern viel mehr, was er noch über den Älteren hatte in Erfahrung bringen können. Verheiratet. Und das nun seit zwei Jahren. Mycroft fuhr sich kurz mit den Fingern über das Gesicht, ehe er sie aneinander legte und die Ellenbogen dabei auf seinen Oberschenkeln abstützte. Ausnahmsweise schien er mal der Langsame gewesen zu sein. Jedoch gab es seit ein paar Wochen eine Spannung in der Ehe, war seine Frau doch das erste Mal fremdgegangen. War er in seinen Recherchen gründlich? Und wie. War das fast schon krankhaft? Vielleicht... „Wirst du jetzt etwa emotional, Mycroft?“, murmelte er leise und über sich selbst verärgert, ehe er die Schultern raffte und einen Blick aus dem Fenster warf, darauf wartend, dass sein Chauffeur den Wagen anhielt. Als dies der Fall war, schloss er für einige Sekunden nochmals die Augen, ehe er nach seinem Regenschirm griff und ausstieg. Innerlich atmete der Braunhaarige durch, äußerlich hatte er bereits seine Maske des kühlen Regierungsbeamten aufgesetzt und betrat wenig später das Büro, nachdem er kurz anklopfte, sich aber nicht damit aufhielt, darauf zu warten, hereingebeten zu werden. „Guten Tag, Inspector.“, grüßte er den Älteren mit einem aufgesetzten Lächeln und musterten die überraschten, braunen Augen, die ihn regelrecht anstarrten. Lange Nacht, ganz offensichtlich Streit mit der Ehefrau, schoss es Mycroft durch den Kopf und seine Mundwinkel kräuselten sich etwas mehr. Jedoch sah er Greg auch an, dass dieser zwar verständlicherweise sauer und enttäuscht davon war, allerdings um die Ehe kämpfen würde.. Es würde sich zeigen, wie lange das so gehen würde und wenn es so weit war, würde er da sein, nahm sich der Jüngere von ihnen fest vor. „.. Hallo.“, kam es nun etwas verzögert von seinem Gegenüber, dessen Braue sich ein wenig hob. „Kennen wir uns irgendwoher? Sie kommen mir bekannt vor.“ „Nein, kennen wäre wohl zu viel gesagt. Ich habe eine Bitte an Sie, Inspector.“ „Eine Bitte?“, hakte er nach und öffnete den Mund, um noch eine weitere Frage zu stellen, wurde aber bereits von Mycroft unterbrochen. „Ich möchte, dass Sie Sherlock Holmes in Ihren aktuellen Fall mit dem vermeintlichen Autounfall mit einbeziehen. Er bezeichnet sich selbst als sogenannten Consulting Detective und würde Ihnen mit Sicherheit wesentliche Fortschritte in diesem Fall liefern, in welchen Sie sich völlig verrannt haben.“ Mit leichter Belustigung nahm er wahr, wie sich die Brauen des Polizisten aufgrund seiner Sticheleien verärgert zusammenzogen. „Wer glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, dass Sie hier einfach in mein Büro reinplatzen und meinen, mir vorschreiben zu können, irgendeinen Außenstehenden in meine Fälle mit einzubeziehen?!“, brauste er auf und erhob sich von seinem Stuhl. Mycrofts Mundwinkel zuckten wieder kurz nach oben. „Ich werde Ihnen seine Adresse zukommen lassen und zögern Sie bitte nicht, ihn aufzusuchen. Er braucht dringend eine Beschäftigung und ich mache mir wirklich ernsthafte Sorgen um ihn.“, entgegnete der Politiker nonchalant, ohne auf seine Worte einzugehen. „Wer, zum Teufel noch mal, sind Sie?!“ „Mit dem Teufel liegen Sie gar nicht so verkehrt, Inspector, auch wenn ich gestehen muss, solchen Mythen keinen Glauben zu schenken. Ich bin jemand, den Sie gewiss nicht zu Ihrem Feind machen wollen. Also lege ich Ihnen dringenst nahe, meiner Forderung nachzukommen.“ Greg stützte seine Hände auf seinen Schreibtisch und beugte sich etwas vor. „Drohen Sie mir etwa?“ „Aber mitnichten, Inspector. Ich gebe Ihnen lediglich einen.. freundschaftlichen Rat, der Ihnen in zweierlei Hinsicht zugute kommen wird. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag. Meine Zeit ist leider begrenzt.“ Er nickte ihm zu und verließ dann das Büro. Greg starrte ihm perplex nach und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. War das gerade wirklich passiert? Nur am Rande bemerkte er, dass sein Handy vibrierte er und zog es hervor. Als er die Nachricht von einer unbekannten Nummer sah, in der lediglich eine Adresse stand, musste er tatsächlich belustigt schnauben und erhob sich, nach seinem Mantel und einer Schachtel Zigaretten greifend. Die hatte er dringend nötig. Wo war er da nur hinein geraten... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)