Containment- After the epidemic von Kayte ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Seine kleinen nackten Füße berührten das kalte Laminat, mit dem der Boden seines Zimmers ausgelegt war. Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken und er schüttelte sich langsam, bevor sich seine Füße in Bewegung setzten und er sich zu der Tür seines Kinderzimmers begab. Der Junge öffnete sie, es war draußen schon hell, trotzdem war es in der Wohnung ungewohnt still. Nur das leise ticken seines Weckers erfüllte den Raum. Er legte seine Hand auf die kalte Türklinke, zog sie noch einmal zurück, öffnete dann aber die Tür, um in den Flur zu gelangen. Von dort aus bahnte sich der Junge mit den braunen, zerzausten Haaren den Weg ins Wohnzimmer und schließlich in das Schlafzimmer, welches er schon so oft besucht hatte, als er noch jünger war. Normalerweise wäre er auf die Person gesprungen, hätte sie geweckt, doch das tat er nun schon lange nicht mehr. Außerdem lag da seit zwei Jahren nicht die Person, die eigentlich in dieses Bett gehörte. Quentin starrte auf Jake herab, welcher in jenem Bett lag, wo sie auch einmal gelegen hatte. Der Junge hatte immer noch nicht richtig begriffen, dass sie nicht mehr da war. Als er jünger war, war Quentin oft in ihr Bett gestiegen, hatte sich an den Körper seiner Mutter gekuschelt und war dort noch ein weiteres Mal in das Land der Träume entführt worden. Doch nun lag Jake dort und Quentin wusste genau, dass der junge Mann vor ihm alles für ihn tun würde. Eines konnte der Polizist aber nicht: er konnte Katie nie ersetzten. Es dauerte eine Weile, bis Jake den Wecker gehört hatte, welcher angefangen hatte, zu klingeln. Mit verschlafenen Blick sah er auf die Uhr und dann zu seinem Schützling neben seinem Bett, welcher ihn immer noch anstarrte. Der Braunhaarige vergrub seinen Kopf erneut in dem weißen Kissen und seufze auf, bevor ihm in den Sinn kam, was heute für ein Tag war. Er riss die Augen auf, sah zu dem Jungen hoch und murmelte ein verschlafenes „Guten Morgen!“. Quentins Züge glätteten sich und er begann zu grinsen, sah nun auch nicht mehr so traurig wie vorher aus. „Gib es doch einfach zu, dass du vergessen hast, deinen Wecker richtig zu stellen.“, murmelte der 14 jährige, setzte sich auf die Bettkante, schwang die Beine auf die Matratze und legte sich zu Jake ins Bett. Dieser sah ihn an und schüttelte, so gut es ging, den Kopf. „Nein, ich weiß ganz genau was heute für ein Tag ist, Quentin. Und ich weiß auch, dass er sehr wichtig ist.“, der junge Mann deckte seinen Schützling zu und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Alles Gute zum Geburtstag.“, murmelte Jake Riley und sah an dem Jungen vorbei zu einem Foto, welches auf dem Nachttisch stand. „Sie wäre so stolz auf dich, wenn sie hier wäre, weißt du das?“, murmelte der Polizist und seufze auf. Der Junge nickte und drückte sich etwas an Jakes Brust, bevor er sich im Land der Träume wiederfand. Jake wiederum nahm den Bilderrahmen vom Nachttisch, er war schon ganz verstaubt, und musterte die Frau auf dem Foto. Ein leises Schniefen entkam ihm und er stellte es zurück. Katie Frank, Mutter von Quentin Frank, war vor 2 Jahren bei einer Epidemie in Atlanta ums Leben gekommen. Die Zeit nach ihrem Tod war für Quentin und auch für Jake schwer gewesen. Es hatten Hunderte, wenn nicht Tausende, ihr Leben gelassen. Es nagte heute noch an Jake, wenn er daran dachte, dass er, gerade er, Victor Cannerts beim einäschern der Toten, so auch Katie, geholfen hatte. Er hatte sich machtlos gefühlt. So erging es sicherlich nicht nur ihm. Alle Menschen außerhalb der Isolationszone hatten sich sicherlich so gefühlt. Naja, zumindest die meisten. Es betrübte den Officer sehr, dass er nicht mehr als ein Beschützer für Quentin sein konnte. Einen Vater hatte der Junge zwar, doch dieser war in seiner Drogensucht versunken, seine Großeltern waren vor einem Jahr gestorben und seine Mutter, Katie, lebte ja auch nicht mehr. Es war schwer zu begreifen, das wusste Jake und er würde Quentin so viel Zeit geben, wie er nun mal brauchte, um sich an diese „neuen“ Umstände zu gewöhnen. Er lebte nun bei Jake. Das wäre das beste, hatten die Behörden beschlossen. Noch etwa eine Stunde lagen sie zusammen in dem warmen Bett, doch auch heute musste das Leben weitergehen. Es war nur eine kurze ruckartige Bewegung von Jake, welche Quentin erwachen ließ. Der Officer stand auf, sah zu dem Jungen und deutete ihm an, dass er ruhig liegen bleiben könne. Der 14 jährige nickte und kuschelte sich wieder in die warme Decke, zog sie fest um seinen Körper und schloss die Augen. Jake wusste, dass der Kleine nun nicht mehr schlafen würde. Er begab sich in die Küche, machte Frühstück und sah auf sein Handy, welches laut klingelte. Wie fast jeden Morgen rief Lex an, um in Erfahrung zu bringen, wie es seinem besten Freund denn nun ging. Das tat er seit zwei Jahren und manchmal könnte Jake ihn dafür verfluchen, aber er wusste ja, dass es Lex nur gut meinte. Er und Jana hatten sich verlobt. Manchmal konnte Jake nicht glauben, dass er doch wirklich einmal mit Jana ausgegangen war. Doch nun war alles gut, wie es war. Jake starrte einige Sekunden auf sein Handy, bevor er den Anruf wegdrückte und erneut Richtung Schlafzimmer ging um Quentin zum aufstehen zu bewegen. „Komm. Es ist schon spät und wir wollten doch los.“, der Officer seufze und zog dem Jungen die Decke weg. Der Braunhaarige grummelte etwas und klang dabei recht verärgert, was den Älteren nur zum schmunzeln brachte. Wie süß Kinder doch manchmal waren, obwohl Jake sie sicher nicht so toll fand, wie Baseball. Trotzdem liebte er jede Sekunde, die er mit dem Sohn seiner Liebschaft verbringen konnte. Der junge Mann wusste wie es war, ohne Mutter aufzuwachsen. Seine starb als er klein war. Jake erinnerte sich nicht gerne daran. Seufzend zog er Quentin aus dem Bett und kicherte. „Das nächste Mal kitzel ich dich durch, damit du endlich aufstehst.“, Jake grinste den Jungen an und dieser begann ebenfalls zu Lachen. Er stand auf und zog sich an, lief dann in die Küche und machte große Augen. Er sah sich nach Jake um und lächelte mit Tränchen in den Augen. Eine Menge Geschenke, ein Kuchen mit 14 Kerzen, ein Bild seiner Mom und ein paar weitere Kerzen standen auf dem Tisch. Quentin setzte sich und blies die Kerzen aus. „Es ist sicher nicht mehr so in, einem 14 jährigen einen Kuchen mit Kerzen zu schenken?“, Jake zuckte mit den Schulter und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Bevor er Quentin ansah und seine Worte, die er gleich aussprechen würde, vernahm, schnitt er den Kuchen an, holte Teller aus dem Küchenschrank und legte seinem Schützling ein Stück drauf. Nun schob er es vor den Jungen, welcher ihn immer noch mit großen Augen anstarrte und bis jetzt nichts gesagt hatte. „Nein...nein, nein. Es ist perfekt, Jake. Ja, wirklich.“, murmelte der braunhaarige Junge, strich sich unbeholfen durchs Haar und sah auf das Stück Kuchen, welches nun vor ihm stand. Er hob die Kuchengabel und steckte sich ein Stückchen in den Mund. „Gekauft, in der Bäckerei zwei Straßen weiter oder hat ihn doch Jana gebacken?“, wollte der Junge dann wissen. Sein Gegenüber schmunzelte und fühlte sich anscheinend etwas ertappt, da er sich verlegen am Hinterkopf kratze. „Bäckerei war schon richtig...“, meinte Jake und seufze auf. „Warum ertappst du mich immer damit?“, fragte er und kicherte etwas. „Du bist ein schlechter Lügner, glaub mir.“, meinte der braunhaarige Junge und lachte. Nach dem morgendlichen Kuchenessen ging es dann an das auspacken der Geschenke. Sie waren nicht alle von Jake. Von Jana und Lex war eins dabei und von Teresa. Nicht zu vergessen natürlich das von Suzy, welche nach all der Zeit einen gesunden Jungen zur Welt gebracht hatte. Zahlreiche Geschenke waren aber von Jake. Quentins Augen strahlten, als er das blaue Auto und die dazugehörende schwarze Steuerung aus dem großen Karton gerupft hatte. „Jake...danke.“, rief der Junge und setzte das Auto auf den Boden, versuchte schon zu lenken, obwohl noch gar keine Batterien in der Fernbedienung waren. Jake lachte, stand auf und holte die Fernbedienung des teuren Flachbildfernsehers , öffnete sie und entnahm die Batterien. Schnell waren diese in der Steuerung platziert und Quentin begann freudestrahlend das Auto durch die Küche zu jagen. Sein Mentor grinste und sah dem spielenden Jungen zu. Er war zwar schon 14, aber für Spielzeugautos waren Männer oder eben Jungs nie zu alt. Die anderen Geschenke schienen in Vergessenheit geraten zu sein, so toll fand Quentin sein Auto anscheinend. Jake stand auf und räumte, unter ständig waltender Vorsicht vor dem Spielzeug den Tisch ab. Der Kuchen kam als Letztes. Eigentlich sollte er ja in den Kühlschrank, doch der Junge konnte es einfach nicht lassen, seinen sogenannten Ersatzdaddy etwas zu ärgern. Er fuhr Jake in die Beine, welcher mit dem Kuchen in der Hand stütze und sich kurz darauf auf dem Küchenboden wiederfand. Das laute Lachen des Teenagers erfüllte den Raum und Jake seufze auf. Er war über und über mit Küchen bedeckt. Er war nur froh, dass die Kerzen nicht mehr gebrannt hatten. Langsam stand er auf und versuchte, nicht auch noch auszurutschen. Er musste lustig aussehen, sonst würde Quentin sich kaum so amüsieren. Der junge Polizist strich sich über die Wange und sah nun seine Hand an, welche über und über mit Sahne bedeckt war. „Warte ab! Dich kriege ich!“, rief der junge Mann und stütze sich auf Quentin, um ihn festzuhalten und ihn zu knuddeln. Er Junge quiekte auf und rannte natürlich vor ihm weg, was allerdings kaum etwas nütze. Jake hatte ihn innerhalb von ein paar Sekunden gepackt und sich mit ihm auf das Sofa geworfen, wo er ihn knuddelte und somit auch mit Kuchen einsaute. Doch nicht nur Quentin blieb unverschohnt, sondern auch das komplette Sofa inklusive Kissen und Wohnzimmertisch. Quentin lachte, versuchte, sich aus Jakes Griff zu befreien und flehte um Gnade. Es dauerte seine Zeit, bis Jake den Jungen losließ und lachend neben ihn sank. Nun war alles voll mit Kuchen. Der junge Mann sah sich um und seufze. Dann sah er zu Quentin und schmunzelte. „Also, was wollen wir heute machen?“, fragte der Polizist, rollte sich herum und sah seinen Schützling an. „Ich würde gerne...zu Mom ans Grab gehen.“, meinte dieser leise und sein Gefährte nickte. Es war schon der 3te Geburtstag ohne sie und langsam begriffen beide, dass sie nie wieder kehren würde. Katie Frank würde nie wieder mit ihnen Lachen oder mit ihrem Sohn spielen können, wie sie es in der Vergangenheit getan hatte. Jedoch war sie nicht vergessen. Langsam stand Quentin auf, sah auf Jake nieder und sagte dann etwas, das den Polizisten sehr verwirrte und zum nachdenken anregte. „Jake...denkst du nicht, dass wir vielleicht von hier wegziehen sollten?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)