Du kannst weglaufen... von Maginisha (...aber du kannst dich nicht verstecken) ================================================================================ Kapitel 3: Hungriges Herz ------------------------- Die Tür zum Büro des Polizeichefs hatte sich noch nicht ganz hinter ihm geschlossen, als Omi schon die kalte Wut in seinem Bauch spürte. Perser saß an seinem Schreibtisch, an seiner Seite Manx. Die beiden sahen ihm aufmerksam entgegen. „Bombay“, begrüßte ihn Perser. „Gut, dass du kommst.“ „Hallo Perser“, spuckte Omi dem Mann vor die Füße. „Oder sollte ich dich besser Onkel Shuichi nennen?“ Auf Persers Gesicht erschien für Sekunden echtes Erstaunen, doch er hatte sich schnell wieder im Griff. Er deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Bitte nimm doch Platz, dann können wir reden.“ Omi blieb demonstrativ neben dem Stuhl stehen und funkelte Perser an. „Warum? Warum hast du mich auf diese Missionen geschickt? Warum hast du mir nie gesagt, dass wir verwandt sind? Was verschweigst du mir NOCH?“ Das letzte Wort hatte er Perser wie einen Dart entgegengeschleudert. Der Mann hatte nicht mal gezuckt. „Ich will endlich Antworten!“, schrie Omi und hieb mit den Fäusten auf den Tisch. Was auch immer für ein Spiel Perser trieb, er würde es sich nicht länger gefallen lassen. „Du schickst mich los und lässt mich meine Familie, unsere Familie umbringen, von der ich bis vor Kurzem nicht einmal wusste, dass ich sie habe. Aber du wusstest es. Du wusstest über alles Bescheid. Warum hast du deine Neffen nicht selbst umgebracht? Warum bist du kein Weiß geworden?“ „Ich ein Weiß?“, echote Perser. „Tut mir leid, Omi, ich bin nicht so stark wie ihr alle.“ Omi hörte ihm gar nicht zu. „Ich sage dir, warum du es nicht getan hast. Weil du dir nicht die Hände schmutzig machen wolltest. Stattdessen hast du mich geschickt um deine Drecksarbeit zu machen.“ „Omi, es reicht“, tadelte ihn Manx. „Denk daran, wo du bist.“ Omi schnitt eine angeekelte Grimasse. „Nicht einmal jetzt kannst du mir ins Gesicht sehen und mir die Wahrheit sagen. Du lässt andere für dich sprechen. Kannst du mir wenigstens erklären, warum mein Vater damals das Lösegeld für mich nicht zahlen wollte? Kannst du wenigstens das?“ Perser rührte keine Miene. Er blickte zu Manx und gab ihr ein Zeichen in Richtung Tür. „Geh, bitte. Ich will mit Omi allein reden.“ Als die Tür sich hinter Manx schloss, seufzte Perser und stütze das Gesicht in die Hände. Omi wartete. Eine Ewigkeit, wie es schien. Schließlich begann Perser zu sprechen. Seine Stimme war leise, so als wolle er das, was er Omi offenbarte, eigentlich nicht preisgeben. „Deine Mutter, Kikuno, sie war...eine schöne Frau. Eine gute Frau. Als sie Reiji heiratete, war sie ihm eine gute Ehefrau. Sie schenkte ihm zwei Söhne.“ „Hirofumi und Masafumi.“ Perser nickte. „Ja, alles schien gut. Ein perfekter Hintergrund für den Aufbau eines Imperiums, das sich mein Bruder so wünschte. Er arbeitete hart daran. Er war viel auf Reisen. Oft im Ausland. Kikuno, sie war...allein. Einsam. Saß fest in einer arrangierten Ehe. Aber sie war eine gute Frau. Sie hielt durch. Lange hielt sie durch. Bis sie sich einen Augenblick der Schwäche erlaubte. Ein kleines Glück hinter verschlossenen Türen. Ein Glück, das Folgen hatte.“ Perser blickte nun auf und sah Omi direkt ins Gesicht. Omis Gedanken rasten und stoppten je bei einer Erkenntnis. „Mich“, hauchte er. „Ich bin...nicht...Reiji Takatoris Sohn. Aber wer? Wer ist mein Vater? Kanntest du ihn?“ Persers Züge wurden weich. „Ja, ich kannte ihn. Er war ein junger Mann, nicht so erfolgreich wie Reiji und somit keine gute Partie. Er hat deine Mutter sehr geliebt. Schon bevor sie Reijis Frau wurde. Aber es durfte nicht sein und so hat er sich mit der Situation abgefunden. Hat Platz gemacht für ihr Glück. Aber als er erfuhr, wie unglücklich sie in Wirklichkeit war, konnte er sie nicht weiter damit allein lassen. Er wollte ihr helfen...und hat alles nur noch schlimmer gemacht.“ Omi nickte verstehend. „Reiji muss ausgerastet sein, als er es erfuhr. Was ist passiert?“ „Reiji ließ Kikuno ins Ausland bringen, um die Schande zu verheimlichen. Die Leute können rechnen, weißt du. Hirofumi und Masafumi gingen mit ihr. Man sprach von einem Aufenthalt, der ihrer Gesundheit guttun sollte. Tatsächlich war sie in der Zeit dort oft kränklich. Du wurdest zu früh geboren, brauchtest viel medizinische Aufwartung. All das kostete Geld, das Kikuno aus ihrer eigenen Tasche bezahlen musste. Sie verkaufte ihre Kleidung, ihren Schmuck, alles um an Geld zu kommen. Als schließlich nichts mehr da war, bat sie Reiji, zurückkommen zu dürfen. Auch wegen seiner anderen Söhne. Du warst inzwischen schon fast ein Jahr alt, als sie zurückkam. Man verschleierte das, du bekamst andere Papiere, einen andere Namen, einen anderen Geburtstag. Niemand fragte danach, es schien alles in Ordnung. Doch es war nur Fassade. Reiji ließ Kikuno leiden für ihren Verrat. Und als du schließlich entführt wurdest, weigerte er sich, das Lösegeld zu bezahlen. In ihrer Verzweiflung wandte sich deine Mutter an mich. Ich befreite dich und...naja den Rest der Geschichte kennst du.“ Omi ließ sich auf einen Stuhl fallen. Statt rasender Gedanken herrschte in seinem Kopf nun Stillstand. Minutenlang schwieg er, dann fiel ihm etwas ein. „Dann ist Ouka gar nicht meine Schwester?“, fragte er. „Denn wenn Reiji nicht mein Vater ist und ihre Mutter nicht meine Mutter, dann sind wir gar nicht verwandt?“ Die Sonne war inzwischen um das Gebäude herumgewandert. Persers Gesicht lag im Schatten. Omi konnte nur die Umrisse erkennen. „Doch“, sagte Perser mit leiser Stimme. „Doch, ihr beide seid verwandt, Omi. Ouka ist deine Cousine.“ „Cousine?“ Omi runzelte die Stirn. „Das heißt, unsere Eltern waren Geschwister? Aber das ist unmö...“ Omis Worte versiegten, als ihn die Erkenntnis wie ein Hammerschlag traf. Seine Hände begannen zu zittern. Er musste sich an der Tischkante festhalten, um nicht vom Stuhl zu rutschen. „Hat...“, begann er und musste schlucken. „Hat Reiji noch weitere Brüder außer dir?“ Perser schüttelte den Kopf. „Nein, nur mich. Es tut mir leid, Omi.“ Omi war völlig erstarrt. All das schienen seinen Kopf in tausend Stück sprengen zu wollen. Perser stand auf und schien um den Tisch herumgehen zu wollen, blieb aber stehen und verschränkte die Arme. „Ich wollte nicht, dass das alles passiert. Ich...deine Mutter...ich habe sie wirklich geliebt. Aber ich war machtlos. Mein Bruder, er hielt alle Fäden in der Hand. Deswegen will ich ihn nun endlich zu Fall bringen. Mit deiner Hilfe und der von Weiß. Er hat schon zu viele Menschen verletzt auf seinem Weg zur Macht. Seine Position als zukünftiger Premierminister erlaubt ihm, bald die Kontrolle über ganz Japan an sich zu reißen. Wir müssen das verhindern, Omi.“ Omis ließ die geballten Fäuste sinken. „Ich muss nachdenken“, sagte er und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er noch einmal stehen. „Du hast gesagt, ich hatte einen anderen Namen? Welchen?“ Auf Persers Gesicht erschien ein leichtes Lächeln. „Deine Mutter hat dich Omi genannt. Als ich dich aufnahm, gab ich dir deinen richtigen Namen zurück. Omi nickte erneut. „Ich verstehe. Und mein Geburtstag?“ „Am 18. August.“ Omi brauste auf. „Das ist ja nächste Woche! Warum hast du das denn nicht auch geändert? Du wusstest doch alles!“, schrie er Perser an. Perser zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht. Ich habe es vergessen. Du warst so klein und...es erschien passend, das Datum beizubehalten.“ „Du...“, Omis Stimme zitterte. Ob vor Wut oder wegen etwas anderem, konnte er selbst nicht sagen. „Du hast mich klein halten wollen. Hast mich benutzt für deine Rache. Ich...“ Er fühlte einen dicken Kloß im Hals aufsteigen. Jetzt nur nicht in Tränen ausbrechen. Wütend sein. Ja, wütend sein war gut. Er musste kurz an Aya denken und verstand den schweigsamen Weißleader mit einem Mal. Wut machte stark. Mit einem Schnauben drehte er sich auf dem Absatz herum und verließ das Büro, jedoch nicht ohne die Tür hinter sich zuzuwerfen. Vor dem Polizeipräsidium begann Omi zu laufen. Er achtete nicht darauf, wohin ihn seine Füße trugen. Hauptsache weg von dem Ort, an dem er gerade gewesen war. Menschen liefen an ihm vorbei. Menschen mit normalen, alltäglichen Leben und er? Er war ein Fremdkörper. Ein Virus, den niemand erkannte. Bis es zu spät war. Bis sie ihm zu nahe kamen und den schrecklichen Preis bezahlten. Omi blickte irgendwann auf und sah vor sich eine Reihe von Straßencafés liegen, deren Tische und Stühle vor den Geschäften standen. Gelächter und muntere Gespräche erklangen von überall her. Omi blieb stehen und schluckte. Er wollte nicht zwischen all diesen Leuten hindurch. Doch als er sich gerade umdrehen und nach Hause zurückgehen wollte, lenkte etwas seinen Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite. Dort stand mitten auf dem Gehweg ein roter Sportwagen. Die Fußgänger musste sich förmlich an ihm vorbeiquetschen, um ihren Weg fortzusetzen. Aber niemand schien diesen Umstand wirklich zu bemerken. Eine Politesse, die gerade des Weges kam, lief ohne mit der Wimper zu zucken an dem Wagen vorbei und hielt dann an, um einem anderen Fahrer, dessen Parkuhr abgelaufen war, einen Strafzettel auszustellen. 'Das gibt es doch gar nicht.' Omis Neugier war geweckt. Er wechselte die Straßenseite und sah sich in der Nähe des Autos um. Nur einige Schritte weiter öffnete sich ein schmaler Seiteneingang in einen Park. Omi trat hindurch und sah sich suchend um. Seine Augen wurden groß, als er auf einer Parkbank in der Nähe eine bekannte Gestalt entdeckte. Deren orangerote Haarmähne leuchtete in dem grünen Park wie eine Signalleuchte. Daran änderte auch das gelbe Bandana nichts, dass diese Flut wohl irgendwie unter Kontrolle bringen sollte. Omi überlegte. Sollte er wirklich zu dem Fremden hingehen? Der hatte immerhin nicht nur gute Seiten an den Tag gelegt. Er hatte Omi verprügelt, entführt, seinen Freunden gedroht. Omi hatte sich die ganze Geschichte noch einmal von Ken erzählen lassen, da er selbst bei dem Kampf halb bewusstlos gewesen war. Aber er hatte Omi auch geholfen. Was sollte er tun? Während Omis Kopf noch überlegte, waren seine Füße schon längst in Richtung der Parkbank gelaufen, wo der Fremde entspannt in der Sonne saß. Es war heiß. Der Mann hatte seinen Mantel ausgezogen, das Gesicht der Sonne zugewendet, die Augen geschlossen. Auf seinem Gesicht lag ein träumerischer Ausdruck, als würde er einer unhörbaren Musik lauschen. Omi blieb wieder stehen. Wie sollte er ihn ansprechen? Was sollte er sagen? Seine Handflächen begannen zu schwitzen. Die ganze Situation war total lächerlich. Er sollte sich jetzt sofort umdrehen und gehen. In diesem Augenblick öffnete der Fremde die Augen. Ohne es zu wollen, wurde Omi rot, als ihn der Blick aus fragenden, blauen Augen traf. „Sieh an, der kleine Weiß“, sagte der Mann und kräuselte amüsiert die Lippen. „Was verschafft mir denn diese Ehre?“ „Ich..ich bin nur zufällig hier“, stotterte Omi und fügte dann mutig hinzu: „Und ich heiße Omi.“ 'Dämlich! Dämlich! Dämlich!', schrie er sich selbst in Gedanken an. Das Wichtigste an Weiß war die Geheimhaltung, das Agieren aus den Schatten heraus, und er präsentierte sich einem potenziellen Mörder auf einem Silbertablett. Er hätte ihm auch gleich ein Messer in die Hand drücken können. Sein Gegenüber schien irgendetwas unglaublich komisch zu finden. Er deutete auf die Parkbank neben sich. „Willst du dich nicht setzen?“ Omis Beine schienen immer noch ein Eigenleben zu führen und platzierten ihn gehorsam auf dem Sitz. Der Mann, dessen Namen Omi immer noch nicht kannte, lehnte sich zu ihm herüber. Er betrachtete Omi ganz genau und Omi spürte seine Wangen schon wieder unangenehm prickeln. „Ich glaube, ich weiß, was du jetzt brauchst“, verkündete der Mann, stand auf und ließ Omi alleine auf der Parkbank sitzen. Der schnaufte laut und ließ sich an die Rückenlehne sinken. Er überlegte gerade, ob er die Gelegenheit zur Flucht nutzen sollte, da kam der Mann schon wieder zurück. In seine Hand hielt er zwei lange Eis am Stiel. Er drückte Omi eine der bunt gestreiften Stangen in die Hand und kreuzte dann sein Eis mit Omis wie Schwerter bei einem Kampf. „Hajime!“, grinste er und steckte sich sein Eis in den Mund. Omi starrte ihn mit offenem Mund an. „Du solltest langsam anfangen, sonst gibt es eine ziemliche Schweinerei“, hörte Omi den Mann sagen, aber er konnte sich immer noch nicht rühren. Da nahm der andere plötzlich seine Hand, führte sie zu seinem eigenen Mund und schloss die Lippen um den Stiel und die Spitzen von Omis Fingern. Er saugte geräuschvoll den bunten Saft auf, der sich dort gesammelt hatte, und ließ Omis Hand dann langsam wieder sinken. In seinen Augen funkelte es. „Ich hab mir damit mal eine Hose wirklich versaut. Die Dinger färben wie verrückt.“ Zum Beweis streckte er Omi seine bunt gefärbte Zunge raus. In dem Moment konnte Omi nicht mehr. Er musste einfach lachen. Er lachte und lachte, bis ihm die Tränen in die Augen schossen und seine Seiten zu schmerzen begannen. Dann endlich machte er sich über die Reste seines Eises her und genoss den süßen, kühlenden Geschmack in seinem Mund. Da saß er nun, ein Weiß, ein Assassine, ein eiskalter Killer und aß Eis am Stiel mit...ja mit wem eigentlich? „Wie heißt du eigentlich?“, fragte er den Mann. „Schuldig“, stellte der sich vor. „Schu...wie?“ Omi versuchte das ungewohnte Wort auszusprechen und scheiterte grandios. Der andere sprach es ihm noch ein paar Mal vor, bis Omi es beherrschte. „Gar nicht übel“, bemerkte der Mann, der Schuldig hieß, anerkennend. „Andere haben länger gebraucht.“ „Woher kommst du?“, wollte Omi wissen. Der andere hob nur eine Augenbraue. Omi verstand. Er würde es kaputt machen, wenn er zu viel fragte. So saßen sie noch eine Weile schweigend auf der Bank, bis Schuldig schließlich aufstand. „Ich muss los. Die Arbeit ruft“, sagte er und Omi meinte fast so etwas wie Bedauern in seiner Stimme zu hören. Aber das konnte er sich auch eingebildet haben. „Wie sehen uns, Bishounen“, verabschiedete sich Schuldig, nahm seinen Mantel von der Bank, warf ihn über die Schulter und schlenderte langsam in Richtung Ausgang. Kurz darauf hörte Omi den Motor eines Sportwagens aufheulen. Nagis Telefon klingelte. Ohne hinzusehen, streckte er den Arm aus und das Gerät sprang vom Tisch in seine Hand. Er drückte die Annahmetaste. „Was willst du, Schuldig?“, fragte er, ohne vorher auf das Display zu sehen. „Woher weißt du...ach vergiss es“, dröhnte die Stimme aus dem Lautsprecher. Im Hintergrund waren Motorengeräusche zu hören. Offenbar war Schuldig im Auto unterwegs. „Hör mal, Nagi, hast du dir schon die Sachen angesehen, die ich dir hingelegt habe? Die, die du für mich ins Netz stellen sollst?“ Die Miene des jungen Japaners blieb ungerührt. „Crawford wird das nicht erlauben. Das weißt du.“ Er konnte förmlich sehen, wie Schuldig ein Gesicht zog. „Dann sag es ihm nicht“, giftete sein Teamkollege. „Er braucht doch nicht alles zu wissen. Und kriegst du das andere auch hin?“ Nagi konnte ein Augenrollen nicht verhindern. „Natürlich kriege ich das hin. Ich kriege alles hin. Aber ich kann gerade nicht. Crawford hat mir Daten zur Auswertung gegeben. Dein Projekt muss noch warten.“ Schuldig hingegen dachte nicht daran aufzugeben. „Bitte Nagi, wenigstens den ersten Punkt auf der Liste. Komm, das wird lustig. Spiel ein bisschen mit. Der Rest hat bis nächste Woche Zeit.“ Nagi schnaufte. „Also schön. Ich speise die Informationen ein. Aber jetzt lass mich endlich in Ruhe arbeiten.“ Er legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten. Manchmal war es wirklich nicht leicht, er selbst zu sein. Als Omi am Koneko ankam, wurde es schon langsam dunkel. Hatte er sich wirklich so lange draußen herumgetrieben? Die anderen machten sich bestimmt schon Sorgen. Es war früher Nachmittag gewesen, als er den Blumenladen in Richtung Perser verlassen hatte. Das schien ihm eine Ewigkeit her zu sein. Doch jetzt, da er sich erinnerte, fühlte er den Groll wieder in sich aufsteigen. Er hatte das Gefühl, dass Perser...dass sein Vater ihm etwas schuldete. Mindestens ein halbes Jahr seines Lebens. Das würde er sich jetzt zurückholen. Omi hatte die Wohnungstür kaum geschlossen, da fielen die andere schon über ihn her. „Wo warst du?“, grollte Aya. „Wir haben uns Sorgen gemacht“, fügte Ken hinzu. „Du bist nicht an dein Handy gegangen“, stellte Yoji fest. „Mein Handy?“ Omis Hand wanderte zu seiner Hosentasche. Er hatte gar nicht gehört, dass es geklingelt hatte. „Also?“ Die Falte auf Ayas Stirn war nie tiefer gewesen. Seit er wusste, dass Omi auch ein Takatori war, war ihr Verhältnis nicht unbedingt besser geworden. Was der Aya wohl dazu gesagt hätte, wenn er erfuhr, dass Perser ebenfalls ein Takatori war. Omi hatte große Lust es ihm zu sagen, behielt es aber für sich. „Ich war bei Perser“, blieb er so weit bei der Wahrheit, wie er konnte. „Er hat mir...er hat eine geheime Akte gefunden, die ich ihm helfen sollte zu entschlüsseln. Sie enthielt einige Informationen über meine Vergangenheit. Viel ist nicht dabei raus gekommen, aber wisst ihr was: Ich hab gar nicht im Februar Geburtstag. Mein richtiger Geburtstag ist der 18. August.“ Verblüfft starrten die drei anderen Weiß ihn an. Ken war der erste, der sich wieder fing. Er schlug Omi strahlend auf die Schulter „Mensch, Omi, das ist ja schon nächste Woche. Das müssen wir feiern!“ „Oh, endlich 18!“, rief Yoji und griff sich ans Herz. „Unser Chibi wird erwachsen.“ Er tat, als müsse er eine Träne verdrücken. Aya sagte gar nichts. Er starrte Omi nur mit ausdrucksloser Miene an und glaubte ihm offensichtlich kein Wort. Aber das war Omi egal. So was von egal. Sollten ihn alle Takatoris und Ayas dieser Welt in diesem Moment doch gerade mal ganz gepflegt gernhaben. Er freute sich auf die nächste Woche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)