Godlike Reality von Acquayumu (Eine Geschichte über Sagen und Mythen) ================================================================================ Kapitel 1: Sechs Irre in der Gruselhöhle ---------------------------------------- Weißer Schnee rieselte herab und färbte den Boden mit seinem weißen Glanz. Ich beobachtete die fallenden Flocken mit ausdrucklosem Blick, die Stille genießend. Nur für einen Augenblick hatte ich die Welt um mich herum vergessen. Doch dann kehrte ich wieder ich die Welt zurück, die man hier „die Realität" nannte. Schnell zog ich mir meine dunkeltürkiese Winterjacke an und begab mich zu meiner Haustüre, nur um mir dort die Schuhe anzuziehen. Mit einem „Tschüss Mama, bin mit Freunden unterwegs" spazierte ich aus der Türe und begab mich direkt in das riesige Schneegestöber hinein. Es war die perfekte Weihnachtszeit, mit viel Schnee, weiß gezuckerten Häusern und zu gefrosteten Autos. Schneemänner standen in den Gärten oder auf der Straße und es war bitterkalt. Ein wenig über die Kälte bibbernd stapfte ich durch die weiße Pracht. Paar Meter weit entfernt konnte ich schon zwei meiner Freundinnen erkennen. Die eine, Mirabelle, saß in ihrem Rollstuhl und versuchte sich irgendwie festzuhalten, während die andere Freundin, Zeynep, fluchend versuchte das höllische Rollgefährt durch den Schnee zu ziehen und gleichzeitig die riesige Sauerstoffflasche zu transportieren, an die Mira angeschlossen war. Als die beiden mich sahen, warfen sie mir dankbare Blicke zu. Seufzend kam ich auf meine Freundinnen zugelaufen und nahm ohne Umschweife die Sauerstoffflasche in Gewahrsam, damit Zey den Rollstuhl schieben konnte. „Wo wollt ihr beiden denn so eilig hin?!" fragte ich sie freundlich, während wir uns durch den Schnee kämpften. „Zum Treffpunkt eigentlich, aber keiner hat daran gedacht, dass wir Mira abholen müssen, weil die sonst nicht alleine durch den Schnee kommt!" entgegnete Zey mir, während sie sich nervös durch das schwarze lange Haar fuhr. Zeynap Uslus Eltern waren türkischer Herkunft, ihr Kind bekamen sie allerdings in Deutschland. Zey sprach beide Sprachen fließend und beherrschte zudem auch noch japanisch. Ihre Familie war modern, sodass meine Freundin kein Kopftuch tragen musste. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr also glatt über die Schultern und ergossen sich bis zu ihren Hüften. Sturmgraue Augen blickten mir vorwurfsvoll entgegen, so als sei es nur alleine meine Schuld, dass sie Mira durch die Schneefluten hatte schieben müssen. Ihr sportlicher Körper steckte in einer schwarzen zugeknöpften Jacke mit Fellkragen, unter dieser dunkle Jeans mit schwarzen Stiefeln hervorguckten. „Ja, daran habe ich leider auch nicht mehr gedacht! Sorry Mira!" einen entschuldigenden blick Richtung Mira werfend, kämpfte ich mich mit der schweren Sauerstoffflache ab, die nur provisorisch auf einen fahrbaren Untersatz geschnürt worden war. Wenn mir das Teil hinfiel und irgendwie zerbrach, dann hatte ich automatisch meine Freundin umgebracht. Mirabelle Schubert hatte Mukoviszidose, eine Erbkrankheit. Um euch diese mal genauer zu erklären: Von Geburt an verstopft zähes Sekret Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber und Darm. Regelmäßig wiederkehrende Entzündungen zerstören die Lunge Stück für Stück. Mit fortschreitendem Lebensalter kann Diabetes, Osteoporose und Nierenerkrankungen hinzukommen. Deshalb war Mira auf diese Sauerstoffflasche angewiesen, weil sie ohne nicht mehr atmen konnte. Warum Zey also mir, dem absoluten Tollpatsch, so ein überlebenswichtiges Ding überließ, wusste ich deshalb nicht. Mira saß auf ihren fahrbaren Untersatz und man sah ihr an, dass ihr die Situation mehr als nur unangenehm war. Durch ihre Erkrankung war sie immer auf Unterstützung angewiesen, anders ging es nicht. Doch waren solche Situationen wohl mehr als peinlich, wenn die Freundinnen sich mit den Hilfsutensilien abmühen mussten, während man selber tatenlos im Rollstuhl ausharrte. Es wäre kein Problem gewesen Mira zu tragen. Sie war stark untergewichtig, was auch irgendwie mit ihrer Krankheit zusammenhing und war deshalb ziemlich leicht. Aber trotzdem hing sie dann immer noch an dieser Flasche fest und ihr wäre es nicht mehr möglich gewesen sich dann wenigstens auf schneefreiem Grund eigenständig bewegen zu können. Mira war sehr blass, da es ihr leider nicht so oft möglich war die Sonne zu sehen und hatte schwarzes langes Haar. Ihre Augen blitzten grün und sie steckte in einem roten Ski-Anzug, indem sie wie das Michelin-Männchen aussah. Ich hieß übrigens Alexandra Rosenberg, meine Freunde nannten mich aber Alec. Ich hatte dunkelblonde Haare, die in einem typischen Emoschnitt geschnitten waren. „Smokey Eyes" zierten mein Gesicht und meine dunkeltürkisen Klamotten ergänzten sich gut mit meinen türkiesfarbenen Augen. Ich war eigentlich mehr der Stubenhocker und deswegen ziemlich blass. Mein scheinbarer Lebenszweck war es Chaos zu verbreiten, zumindest wenn man sich meine Eltern so anhörte. Aber eigentlich war ich mehr so der Insidertyp, mit ein wenig Witz und einem Talent für's Zeichnerische. Auf halber Strecke kamen uns dann Aigneis Burghart, Luana Fröhlich und Samantha Reibolt entgegen. Scheinbar hatten die Freundinnen auf uns gewartet und als wir zur vereinbarten Zeit nicht am Ort gewesen waren, hatten sie sich in Bewegung gesetzt, um uns zu suchen. Mit drei Mann mehr ließ sich der Rollstuhl besser schieben und die Sauerstoffflasche anständig transportieren. So fanden wir unseren Weg in das kleine gemütliche Café, welches der Treffpunkt für alle Jugendlichen unserer Stadt war. Als wir das Café betraten, kamen uns gerade die Jungs aus unserer Schule entgegen. Mark und seine Kumpanen waren sowas wie unreife Kinder, die aber meinten wer weiß was für Checker sie waren. Aber anscheinend entsprachen wir Sechs nicht ihren Idealvorstellungen einer „Heißen Braut", so wie sie sich auszudrücken pflegten, denn kaum hatten sie uns bemerkt, wurde ich auch schon wieder mit „Hallo Emu, heute wieder mit der Steckdose gespielt?!" begrüßt. Genervt verzog ich das Gesicht: „Es heißt EmO, mit O! Emus sind Vögel, nur mal so zur Info! Und nein, habe ich nicht, aber scheinbar warst du heute ziemlich beschäftigt, oder? Ich meine, diese ganzen Pickel zählen sich ja nicht von alleine!". Mark hatte während seiner Pubertät so viel Akne bekommen, dass er die im Nachhinein nicht mehr so schnell loswurde. Später würde er sicher richtig Löcher im Gesicht haben. Wütend funkelte mich der Angesprochene an: „Aber du mit deinen Haaren und deinem scheiß kranken Fetisch!". Mark konnte es gar nicht leiden, wenn man ihn auf seine Pickelbefölkerung ansprach, weswegen er jetzt wieder versuchte meinen Stil und meine Vorliebe für Animes und Mangas zu kritisieren. Wütend rauschte er mit seinen Kumpels an uns vorbei, während Zey, Mira, Luna und ich ihm den Mittelfinger präsentierten. Schließlich waren alle meine Freunde Animefans und entsprechend reagierten wir dann auch. Agni und Sunny waren eher von der zurückhaltenden Sorte und mischten sich deswegen nicht ein. Mich wunderte es nur, dass die Jungs einfach gegangen waren, da ich die Gruppe eigentlich streitsüchtiger in Erinnerung hatte. Doch ein plötzliches „WIR GEHEN AUF DIE PARTYYYY!!!! Und machen Party-Datty!" erläuterte mir den Grund. „Wer geht um die Mittagszeit denn bitte auf eine Party?" sprach Sunny in die Runde, als wir endlich an unserem Stammtisch saßen. Sunny war ein feenhaftes junges Mädchen mit hellblonden langen Haaren, die sie sich vorne und hinten einfach gerade abgeschnitten hatte. Rehbraune Augen blicken fast unschuldig in die Runde, während sie sich ihr mindgrünes Kleid zurechtzupfte. Sunny war sehr sanftmütig, stand aber trotzdem immer für ihre Meinung ein. Sie war sehr naturverbunden und interessierte sich für Fabelwesen. Ihre Cousine Luna hatte braune schulterlange glatte Haare ohne einen Ponyschnitt. Ihre Augen waren blau, genau wie die Kleidung die sie trug. Luna träumte von der wahren Liebe, war ein bisschen pervers, genau wie Mira, und ein totaler Batman Fan. Agni hatte ebenfalls braune Haare, nur das sie bei ihr etwas dunkler waren und lockig. Außerdem hatte sie einen Mittelscheitel, im Gegensatz zu Luna, und braune Augen. Ihre Kleidung war in verschiedenen brauntönen gehalten und hatten einen keltischen Touch. Agnis Eltern mochten alles was mit den Kelten zu tun hatte und so kam Agni an diesen schrecklichen Namen. Das Mädchen mochte ihren Namen allerdings und begeisterte sich ebenfalls für dieses Thema. Wenn es um Fakten ging, die mit Chemie oder historischen Ereignissen zu tun hatten, war sie die erste Anlaufstelle. „Ich auf jeden Fall nicht!" gab ich Sunny murrend zur Antwort, während ich meinen Kopf auf meiner Hand platzierte und gelangweilt vor mich her starrte. Meine Freundinnen fingen jetzt an sich miteinander zu unterhalten, während ich meine Zeichenutensilien hervorkramte und anfing zu zeichnen. Das machte ich immer so und meine Freunde störte es nicht. Zwischenzeitlich kam dann die Bedienung, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Ich rührte gerade in meinem dargebrachten Kakao, als Sunny anfing über einen Ausflug zu erzählen, den sie mit uns unternehmen wollte. „Am Wochenende könnten wir doch zu der Fledermaushöhle wandern, da haben wir genug Zeit!" erklärte das abenteuersüchtige Mädchen gerade den anderen. „Bitte was?!" ich fiel gerade aus allen Wolken. Die wollte doch nicht ernsthaft im Winter, bei Schnee und Sturm, mit Mira im Gepäck, da den Berg hochwandern und dann in eine finstere Höhle kraxeln? „Sunny, den Vorschlag habe ich dir im Sommer gemacht, im SOMMER! zu der Zeit des schönen Wetters! Wie stellst du dir das bitte vor? Es ist kalt, man kann leicht ausrutschen und da oben kriegen wir auch nicht so schnell Hilfe, wenn etwas passieren sollte!" empört starrte ich meine Freundin an. Doch diese wollte so gar nicht einsichtig sein: „Ach was, das kriegen wir schon hin und es ist ein tolles Abenteuer!". „Und wie stellst du dir das vor, mit Mira?!" wütend schmachtete ich das Sonnenscheinchen an, während ich im Inneren ein schlechtes Gewissen hatte. Ich wollte nicht dass Mira sich als Last sah, schließlich war sie meine Blutsschwester. Aber ich sah auch nicht, dass wir gemeinsam den Berg besteigen konnten. Was wenn wir mit der Flasche oder dem Rollstuhl abrutschen würden? Es fror und der Boden war glitschig vom gefrorenen und dann wieder angetauten Eis. „Wir passen schon auf und können uns ja Zeit lassen!" entgegnete Sunny und der Rest stimmte mit ein. So musste ich mich also geschlagen geben und rührte deshalb missmutig in meinem Kakao: „Ich trage die Sauerstoffflasche aber nicht!". Wenn Mira bei dem Ausflug draufging, dann war es wenigstens nicht meine Schuld. Murrend kämpfte ich mich den Berg hoch, während ich darüber sinnierte, wie es wohl gewesen wäre, wäre ich einfach zu Hause geblieben. Sunny und ihre blöden Ideen immer. Dabei schob ich weder den Rollstuhl, noch die Flasche. Beides hatte ich einfach meinen, scheinbar geisteskranken, Freunden überlassen. Grinsend schaute ich dabei zu, wie Luna und Sunny die Flasche trugen, während Agni und Zey Mira schoben. Alleine schon zu sehen, wie die anderen sich abmühten, gestaltete mir den Ausflug so viel schöner. „Uff! du könntest uns auch mal helfen!" wurde ich von Agni, die sich zu mir ungewandt hatte, angeraunzt, während ich gemütlich hinter meinen Freundinnen her spazierte. „Na gut, ich komme ja schon!" ich konnte meine Freundinnen ja schlecht im Stich lassen, auch wenn ich mir wegen ihnen gerade den Arsch abfror. Also eilte ich zu dem Rollstuhl und schob kräftig mit an. Nach ein und halb Stunden hatten wir die Bergspitze endlich erreicht. Prustend wurde erstmal eine Pause gemacht. Anschließend hockten wir uns auf einen Felsen, Mira stand mit ihrem Rollstuhl und Zubehör daneben. Danach ging es weiter. „Ladys First!" bekomplimentierte ich Sunny, als erstes in die düstere Höhle zu steigen, „Ich reiche dir dann Mira samt Rollstuhl und Flasche an!". „Ich glaube da brauche ich schon Hilfe bei, hier sieht man ja nichts!" entgegnete mir Sunny, als sie endlich unten angekommen war. Die Höhle sah dunkel aus und seltsame Geräusche kamen aus ihr. Außerdem konnte ich nicht erkennen wie weit entfernt der Boden war. Ich konnte meine Freundin nur noch hören. „Okay, ich komme jetzt zu dir runter und Zey reicht uns dann die Flasche runter!" erwiderte ich und begann mit dem Abstieg in die dunkle Höhle. „Sei vorsichtig, Onee-Sama!" hörte ich Mira noch rufen. Der Abstieg gestaltete sich als sehr anstrengend, auch wenn die Höhle wirklich nicht tief war, aber die Wände waren steil und vom einfallenden Schneewasser glitschig „Bin unten!". „So, ich reiche euch jetzt den Rollstuhl runter!" rief Zey von Oben. Daraufhin hörte ich das Schaben von Rädern und ein Schatten verdunkelte das wenige Licht, welches noch durch den kleinen Eingang fiel. Ich fing es langsam an zu bereuen in der Eifel zu wohnen, wo Berge und Höhlen im Überfluss vorhanden waren. Zwar war die Fledermaushöhle für Touristen gedacht, aber bei dem Wetter fanden ja noch nicht mal mehr Führungen statt. Nur die sechs Irren kletterten in eine finstere Höhle, fernab von jeglicher Hilfe. Ich hatte mich an die Wand gehangelt und versuchte, mit der Hilfe von Agni und Zey, den Rollstuhl zu Sunny hinunter zu buchzieren, ohne dass dieser meiner Freundin auf den Kopf fiel. „Ich habe ihn!" hörte ich Sunny sagen, was für mich das Zeichen war, dass ich endlich von der Wand klettern konnte. Müde schüttelte ich meine verkrampften Muskeln durch, damit sie sich wieder entspannten. „So. jetzt tauschen wir!" entgegnete ich matt. Sunny nickte nur und kletterte an die Wand, da Luna jetzt mit Mira auf dem Rücken runtersteigen würde und einer die Flasche auffangen musste und um diese nach unten zu bringen. Dafür wollte ich nun wirklich nicht verantwortlich sein. Alleine schon, weil die beste Freundin daran hing. Also stand ich am Boden, während Sunny jetzt an der Wand hing und sich die Flasche von Zey und Agni herunterreichen lief. Gleichzeitig kletterte Luna mit Mira hinunter. Doch entgegen meiner Ängste kam die Flasche heile bei mir an und auch Mira war nichts passiert. Nachdem Luna unten angekommen war, nahm ich ihr die Freundin ab und setzte sie wieder in ihren Rollstuhl. „Und wie kriegen wir sie später wieder hoch?" fragend blickte ich nach oben zum Ausgang. „Keine Ahnung!" entgegnete mir Zey. Damit war der Käse anscheinend gegessen, denn man wandte sich jetzt dem Eingang zu. Ich kramte meine Taschenlampe hervor und lief, mit Zey im Schlepptau, als Erste in die Finsternis. Insgeheim fragte ich mich, warum keiner der anderen Mal an eine Taschenlampe gedacht hatte. Wenn meiner was geschah, dann sah es ziemlich düster aus. Kaum waren wir ein paar Schritte in die stille Finsternis gelaufen, kam uns plötzlich etwas entgegen geschossen. Kreischend stürzte ich zu Boden, die Lampe fiel zu Boden und flimmerte heftig. Hunderte von Fledermäusen waren mir entgegen gekommen und stoben nun aus der Höhle. Scheinbar hatten die kleinen Batmänner nicht mit Besuch gerechnet. „Oh mein Gott, Alec! Bist du in Ordnung?!" hörte ich Luna von hinten rufen und anschließendes Stampfen von Schritten. Schnell hatten meine Freundinnen zu mir aufgeholt und wollten sehen, ob mir etwas passiert war. Ich war zum Glück nur auf meinem Hintern gelandet und die Lampe schien auch noch heile zu sein. Missmutig rappelte ich mich auf. Ein paar Kratzer zierten mein Gesicht, da einige der Flederviecher mich nicht wahrgenommen hatten und mir direkt ins Gesicht geklatscht waren und die Flügel hatten verdammt scharfe Enden. „Die Fledermausschau ist wohl schon beendet!" knurrte ich, während meine Freunde einfach darüber zu lachen anfingen. Wütende Blicke wurden ihnen zugeworfen, während ich meine Lampe vom Boden klaubte. „Die Kratzer tun total weeeh!" jammerte ich vor mich hin, während alle anderen wieder hinter mir her dackelten. Ich hörte wie Sunny und Mira sich über Fledermäuse unterhielten, während Agni Mitleid mit mir hatte und auf mich zugelaufen kam: „Ich mache dir zu Hause einen Kräuterumschlag, okay?!". „Bis dahin bin ich längst an Fledermauskrätze verreckt!" murrte ich und rieb mir die schmerzende Backe. Es ging immer tiefer in die Höhle und je tiefer wir kamen, umso mulmiger wurde mir zu Mute und umso mehr Fledermäuse kamen uns entgegen. Schlussendlich kamen wir dann auf den Trichter, dass das Licht der Taschenlampe sie aufscheuchte und so tasteten wir uns an dann weiter blind voran. Inzwischen waren wir müde, mit lauter Kratzern übersäht und schon so weit in die Höhle gestiegen, dass die Luft schon ziemlich dünn war und uns auch keine weiteren Flederschätze mehr entgegenkamen. „Ich denke das reicht, wir sind schon ziemlich weit gelaufen und irgendwann müssen wir auch wieder zurück!" ergriff Sunny das Wort, als wir uns zu einer kurzen Rast niedergelassen hatten und Agnis Sandwiches futterten. Auch ich hatte mich, total erschöpft, auf dem kalten Steinboden niedergelassen, mit einen Sandwich in der Hand. „Schön dass du mal endlich zu diesem Ergebnis kommst! Ich kriege hier nämlich kaum noch Luft!" beschwerte ich mich und fächelte mir theatralisch Luft zu. Ich war Asthmatiker und bekam deswegen schlechter Luft als die anderen. „Ehrlich gesagt will ich auch nach Hause! Ich bin müde, irgendwie müssen wir auch wieder durch den Eingang und wie wir wieder zurück finden ist mir auch ein Rätzel! Außerdem müsste es schon Abend sein! Und eine neue Sauerstofflasche brauche ich auch bald!" stimmte mir Mira zu. „Okay, dann machen wir eine kleine Pause und gehen wieder zurück!" stimmte Luna zu. Also aß man sein Sandwich und unterhielt sich noch eine Weile. Ich hatte mein Sandwich schon längst gegessen und untersuchte jetzt aus Langweile die Höhle, da mich das momentane Gesprächsthema nicht wirklich reizte und ich meine Malsachen nicht dabei hatte. Es wäre eh unmöglich gewesen bei diesem Licht zu zeichnen, von daher störte es mich nicht wirklich sie vergessen zu haben. Beim Betasten der kalkhaltigen Wände, fiel mir plötzlich was ins Auge. „Hey, Leute! Kommt mal her!" rief ich die anderen zu mir, die wenig später zur Stelle waren. In einer der Höhleneingänge hatte ich eine weiße kleine Perle entdeckt, die einfach ungeachtet auf dem Boden gelegen hatte. Sie war klein, weiß und hatte einen eigenartigen Schimmer. „Hier war wohl schon Jemand und hat das hier vergessen?!" vermutete Agni, als sie die Perle sah. „Das kann aber auch eine von Persephones Perlen sein!" entgegnete ich und wog das kleine Schmuckstück in meiner Hand. „Persephones Perlen?" entgegnete Agni fragend. „Ja, in der griechischen Mythologie verteilt Persephone Perlen, damit die Toten wieder zurück ins Leben finden oder so!" erklärte ich und betrachtete begeistert meinen Pfund. „Dann sollten wir mal ausprobieren, ob wir damit auch in den Hades kommen!" scherzte Sunny und nahm mir die Perle aus der Hand, was ich ihr mit einem missmutigen Blick quittierte. Schließlich war es ja auch MEINE Perle. „Ich glaube nicht, dass das auch rückwärts klappt!" mischte sich Mira mit ins Gespräch ein. „Probieren können wir es ja mal!" entgegnete Zey und legte ihre Hand auf die von Sunny. Grummelnd folgte ich ihrem Beispiel und auch die Anderen legten ihre Hände auf die von Sunny, die immer noch die Perle hielt. „In den Hades bitte!" befahl ich dem, bestimmt wertlosen Schmuckstück. Ich glaubte ja nicht wirklich daran, dass wir jetzt im Hades landen würden. Doch plötzlich entsprang der Perle ein Blitzstrahl und tauchte uns in helles Licht. Danach hatte ich das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, weswegen ich mich an die Hände meiner Freundinnen festklammerte. Dann war es plötzlich vorbei und ich landete, durch einen heftigen Schwindelanfall gepackt, auf meinem Hintern. Als ich wieder etwas sehen konnte, rappelte ich mich mühsam auf und half meinen Freundinnen ebenfalls wieder auf die Beine zu kommen. Nachdem alle wieder standen, Mira war mitsamt ihrem Rollstuhl anständig auf dem Boden gelandet, konnten wir dann einen ersten Blick darauf werfen, wo wir eigentlich gelandet waren. Denn ich vermutete stark, dass wir uns nicht mehr in der Fledermaushöhle befanden. Schockierend starrte ich auf einen riesigen Höhlenraum, der gefüllt war mit leuchtenden Amethysten: „Ach.du.SCHANDE!!!". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)