Dschungelfieber von Chimi-mimi ================================================================================ Kapitel 1: Erwachen ------------------- Detective Daniel Williams hatte das untrügliche Gefühl, dass dies nicht sein Bett war, in dem er gerade aufwachte. In der Regel war seine Matratze deutlich weicher und sein Apartment… ruhiger. Abgesehen von dem Hupen der Autos zumindest. Zwar war er noch nicht ganz wach, aber diese Geräusche klangen ganz eindeutig nicht nach Autos. Eher nach Vögeln. Es klang… nach Dschungel. Noch immer war der Jersey-Cop nicht bereit, seine Augen zu öffnen. Stattdessen überlegte er sich, warum Dschungelgeräusche ihn gerade aufweckte. War er mit Steve, diesem Oger von SEAL, etwa campen gegangen? Nein. Warum sollte er campen gehen? Er, Danny Williams, hatte definitiv KEINEN Grund in diesem verfluchten Grün einen gemütlichen Camping-Ausflug zu machen, selbst nicht für einen verrückt gewordenen Ex-SEAL, der sich als sein Freund bezeichnete. Gut, das war also nicht der Grund, warum ein Stein in seinen Rücken drückte, während ein Vogel mit seinem ach so lieblichen Gesang seinen Kopf zum Hämmern brachte. Gut. Zeit für eine Bestandsaufnahme. Zögerlich öffnete Danny ein Auge – gefolgt vom zweiten, auch wenn er eher das Bedürfnis hatte, die Augen sofort wieder zu schließen, vielleicht wäre das ja doch ein Traum. Eine leichte Bewegung zeigte ihm jedoch deutlich, dass dies kein Traum war. Ein scharfer Schmerz raubte Danny für einen Moment den Atem. Er zischte leise ein paar Flüche, bevor dieser nervtötende Schmerz wieder etwas nachließ. „Typisch, dass das ausgerechnet mich erwischt. Wenn dieser nervige Amy-SEAL hier wäre, wäre er vermutlich schon längst wieder zurück in der Zivilisation, aber nein! Ich hasse den Dschungel. Ich hasse diese verdammte Insel.“ Navy, Danny, Navy. Nicht Army. „Na toll, nicht mal, wenn er nicht da ist, habe ich meine Ruhe vor diesem Neandertaler.“ Danny seufzte ergeben und beschloss dann, noch einmal eine Bestandsaufnahme seines Körpers zu versuchen. Dieses Mal ohne die Ursache des Schmerzes zu bewegen, denn so viel hatte er schon ausgemacht: Es war ganz eindeutig seiner rechter Arm. Gut, dass er Linkshänder war… Moment mal, das war er natürlich nicht. Daniel Williams war Rechtshänder und das nervte ihn in diesem Augenblick gewaltig. Vorsichtig ging er seinen Körper von unten nach oben durch: Zehen war dran und funktionierten, de Füße schienen auch halbwegs intakt, seine alte Knieverletzung hingegen schien den Ausflug in den Dschungel genauso wenig genießen wie der Rest von ihm. Das Knie war wieder geschwollen und Danny wusste genau, jede Bewegung würde schmerzen. Traumhaft. Genau das, was man brauchen konnte, wenn man IRGENDWO in diesem verdammten Dschungel auf dieser verdammten Insel war. Und im Gegensatz zu so manchem SEAL, den Danny kannte – Steve, um genau zu sein -, würde er sich nicht anhand von dem Himmel und irgendwelchen Pflanzen rausnavigieren können. Obwohl… erstmal müsste er sich erst aus dieser unbequemen Lage rausnavigieren. Also setzte Danny seine Bestandsaufnahme fort. Hüften: check, Oberkörper: ein paar Prellungen, aber nicht dramatisch. Linker Arm vollkommen intakt und funktionstüchtig. Sein Nacken schmerzte etwas, aber hey, auf einem Stein schlafen, war nur in seiner Sache förderlich: Verspannungen. Im Gesicht konnte er eine aufgeplatzte Augenbraue ertasten und dankte dem Herrn für seinen Dickschädel. Auch ein Sturkopf wie deiner hat Vorteile, Danno. „Halt die Klappe, Steven. Und hör gefälligst auf, mich selbst in meinen eigenen Gedanken Danno zu nennen. Es heißt Danny. Kapiert, du Neandertaler? Danny. D. A. N. N. Y.“, beschwerte sich Danny, nur um dann den Kopf zu schütteln. Vielleicht hatte sein Kopf ja doch etwas abbekommen – immerhin stritt er sich gerade mitten im Dschungel mit seinem Partner, der nicht mal da war. „Also gut. Das ist nur die Situation. Alles ist gut. Ich höre jetzt auf mit nicht anwesenden Personen zu reden und rede lieber mit mir selbst. Nicht dass das besser wäre.“ Wieder einmal seufzte Danny in die Leere des Waldes. „Aber bevor ich noch richtig wahnsinnig werde, stehe ich jetzt ganz langsam auf. Wie würde der Oger sagen, erstmal die Lage checken, dann mit einem Plan aufkommen.“ Das klingt nach einem guten Plan, Danny. Aber mach langsam, klar? „Gut. Das war jetzt der endgültige Hinweis, dass ich durchdrehe. Steven J. McGarrett würde niemals, NIE in seinem Leben und bei all seinen Army-Schwüren sagen, dass ich langsam machen soll. Langsam. Das Wort kennt dieser Oger ja nicht mal.“ Navy, Danny, Navy. Und mit deiner Armverletzung solltest du langsamer machen. Sonst kommst du hier gar nicht mehr raus, Buddy. Dieses Mal versuchte Danny, seinen inneren Steve zu ignorieren. Vorsichtig rückte er sich so zurecht, dass er sich mit seinem linken Arm langsam an dem Busch neben ihm hochziehen konnte, bis er endlich aufrecht saß. Gut gemacht, Danno. Vergiss nicht zu atmen, ich weiß, dass das schmerzt. Und wie es schmerzte. In seinem Kopf ging Danny sämtliche Flüche durch, die er kannte – und das waren dank seiner Polizistenlaufbahn so einige. Aber keiner schien ihm stark genug, um auszudrücken, was er gerade empfand. „Verdammt… was für ein verdammter Zitronenfalter“, presste er mit schmerzverzogenem Gesicht heraus. Zitronenfalter? Ernsthaft, Danny? Das ist alles, was dir dazu einfällt? Steves Stimme in Dannys Kopf hatte doch ernsthaft die Frechheit amüsiert zu klingen. Er sah Steve und sein dämliches Grinsen direkt vor sich. „Ja, verdammter Zitronenfalter. Das ist ein verdammt guter Fluch. Und jetzt halt die Klappe, du Oger. Ich muss mich konzentrieren.“ Tatsächlich verstummte seine innere Stimme und Danny konzentrierte sich wieder voll auf seinen Arm. Er hatte zwar keine Medizin studiert, aber ihm war auch so klar, dass ein Am nicht so aussehen sollte. Shit, Danno, du musst das stabilisieren, okay Buddy? Und du weißt, das wird weh tun… Danny konnte seinem inneren Steve nichts entgegensetzen. Das würde weh tun, aber es würde noch mehr weh tun, wenn er nichts tat. „Jetzt wünschte ich mir doch tatsächlich, dass du mit deinen dämlichen Cargohosen hier wärst. Da wäre zumindest ein Verband drin.“ Jetzt auf einmal, ja? Selbst schuld, Danny, wenn du dich immer wie ein Cop aus ein schlechter Serie anziehst, mit Hemd und Krawatte. Das war es! Die Krawatte! Damit konnte Danny den Bruch stabilisieren. Alles, was er noch brauchte, war ein stabiles Stück Holz und das sollte in diesem verdammten Dschungel kein Problem sein. Wenn er etwas im Überfluss hatte, dann Holz. Zögernd drehte er sich nach links, um einen passenden Ast zu besorgen. Danno, nicht das Holz. Das ist viel zu brüchig. Du brauchst etwas Elastischeres, klar? „Fantastisch, Super-SEAL“, knurrte Danny vor sich hin, doch zugleich folge er seiner inneren Stimme und fand nicht weit von ihm einen Ast, der seinen Bedürfnissen entsprach. „Zähne zusammenbeißen, Williams… du schaffst das.“ Und tatsächlich hatte er nach einigen weiteren herzhaft vor sich gefluchten „Zitronenfalter!“ den Ast zu sich geangelt. Nächster Schritt: Die Krawatte abbinden. Das war leichter gedacht als getan und Danny murmelte immer wieder seinen neuen Lieblingsfluch vor sich hin, bis der Krawattenknoten sich gelöst hatte. Gut gemacht, Danny. Du weißt, was als Nächstes kommt? Oh ja. Das wusste Danny. Darum hielt er es nicht für nötig, seinem inneren Super-SEAL zu antworten. Er musste sich konzentrieren. Da konnte er keine Stimmhalluzinationen gebrauchen. Er musste den verdammten Bruch richten. Sein Arm stand in eine ungesunde Richtung ab und Danny hatte genug von seinem Partner gelernt, um zu wissen, dass ein ungerichteter Bruch zu langwierigen Folgen führen könnte. Zugleich war Danny bewusst, dass das Schmerzen bedeutete. Heftige Schmerzen. Vielleicht sogar Schmerzen, die ihn wieder für eine Weile ausknocken würden. Aber es musste sein. Du schaffst das, Danno, ich bin bei dir, okay, Kumpel? „Wenn du bei mir wärst, Steven, müsste ich das nicht selbst machen.“ Da hast du einen Treffer, Kumpel. Aber ich weiß, dass du mich dafür nicht brauchst. „Ich habe ja auch keine Wahl… Zum Glück ist hier niemand. Wenn die mich sehen und hören könnten, die würden mich sofort wegsperren.“ Hey, Danno. Du musst auf etwas beißen. Nimm deinen Gürtel und beiß drauf. Bitte, Danno. „Steve, so leicht kriegst du mich nicht ins Bett. Bloß weil ich meinen Gürtel ausziehe, heißt das noch gar nichts, Babe.“ Sein innerer Steve schwieg, aber Danny konnte die amüsierte Stille in sich selbst spüren. Nach diesem kleinen – wenn auch inneren Dialog – fühlte er sich dennoch etwas ruhiger und bereit zu tun, was getan werden musste. Ganz vorsichtig robbte er nach hinten, um sich an den Baumstamm lehnen zu können. Sollte der Schmerz ihn ausknocken, würde er so zumindest nicht umkippen. Krawatte und Ast lagen griffbereit neben ihm. Sobald er den Arm gerichtet hatte und den größten Schmerz überstanden hatte, würde er mit ihnen den Bruch notdürftig schienen. „Oh Gott. Ich glaube nicht, dass ich das jetzt mache.“ Vergiss nicht den Gürtel, Danno. „Wie könnte ich?“ Fest entschlossen zog Danny den Gürtel raus und biss darauf. Du hast nur eine Hand, das wird nicht leicht. Du musst schnell sein, okay, Danno? „Hmpf.“ Halt ausnahmsweise mal den Mund, Kumpel, ich führ dich da durch. Heute bin ich dran mit Reden. Danny schloß die Augen und atmete einmal tief durch, bevor er entschlossen seinen gebrochenen Arm mit einem Ruck wieder in eine natürlichere Position schob. Das war Schmerz, reiner heftiger, unmittelbarer Schmerz. Ein Schmerz, dem Danny verzweifelt zu entkommen versuchte. Lass los, Danny, kämpf nicht dagegen an. Bitte Danno. Du brauchst das. Das waren die letzten Worte, die Detective Daniel Williams vernahm, bevor er sich der Ohnmacht ergab und in unendliche Schwärze fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)