Füreinander bestimmt? von LadyKaiba ================================================================================ Kapitel 2: Gefühle ------------------ Füreinander bestimmt? Teil 2: Gefühle -14 Jahre später- „Herzlichen Glückwunsch!“, wurde kollektiv gerufen, als Trey sein neues Büro betrat. All seine Kollegen hatten sich hier in aller Frühe zusammengefunden, um ihm zu seiner gerade erhaltenen Juniorprofessur zu gratulieren. Das Büro war festlich geschmückt, ein großer, ebenfalls mit Glückwünschen beschrifteter, Kuchen stand auf dem Tisch. „Oh man, ihr seid ja verrückt...Ich habe doch gesagt, dass ihr nichts organisieren müsst...“, sagte der Blauhaarige und kratzte sich verlegen die Schläfe. „Ach, red' keinen Quatsch, Trey! Du bist mit 30 Jahren nun offiziell der jüngste Professor, den es je am Institut für Biologie gab, so etwas muss gefeiert werden!“, entgegnete sein Kollege und öffnete mit einem lauten „Plöpp!“ die erste Sektpulle. Treys Bedenken bezüglich Alkoholkonsums um halb acht morgens wurden gekonnt ignoriert und alle stießen freudig auf ihren Kollegen an. „Auf Professor Dr. Usui!“ Trey hatte nach seinem Schulabschluss hier, an der Universität Tokio, Biologie studiert. Nach seinem Diplom hatte er am Institut als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet und promoviert. Und seit dieser Woche hatte er tatsächlich eine Juniorprofessur für ökologische Systeme erhalten. Er freute sich unglaublich darüber, das war seit langen sein Ziel gewesen. Er konnte sich nichts schöneres vorstellen, als für den Rest seines Lebens die Natur zu erforschen. „Und, Professor? Was wird Ihr erstes Forschungsprojekt?“, fragte seine Kollegin, Naomi Osara freundlich lächelnd. Naomi arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut und war, wie Trey, Biologin aus Leidenschaft. Sie war 28 Jahre als, trug mittellange, schwarze Haare, eine dicke, rote Nerdbrille und war mit gerade einmal 1,63 m die kleinste Mitarbeiterin. Sie war ruhig, immer freundlich und wurde von allen gemocht. Und auch, wenn Naomi es glaubte, war es kein Geheimnis, dass sie sich bis über beide Ohren in ihren großen, muskulösen, blauhaarigen Kollegen, verguckt hatte. Auch Trey wusste das. Ihr Verhalten war einfach viel zu auffällig. Sie suchte immer und überall den Kontakt zu ihm, errötete sofort und schaute verlegen zur Seite, sobald sein Blick den ihren zufällig traf, sie machte ihm immer wieder kleine Geschenke, und wenn es nur ein stylischer, neuer Kugelschreiber war, und beinahe jedes Mal, wenn sie sich unterhielten, berührte ihre Hand 'aus Versehen' seine...Man hätte schon ein Autist sein müssen, um nicht zu kapieren, was hier Sache war. Doch Trey stellte sich dumm. Er hoffte, dass sie bald das Interesse an ihm verlieren würde, wenn er einfach keinerlei Reaktionen zeigte. Er mochte Naomi zwar, es war auch fast unmöglich, sie nicht zu mögen, doch in dieser Hinsicht interessierte er sich kein Stück für sie. Sie war einfach ZU freundlich, ZU gut gelaunt und ZU niedlich...Überhaupt nicht der Typ, auf den er stand. Sehr zum Unverständnis seiner männlichen Kollegen, welche sich regelmäßig an seine Stelle wünschten. Und Trey wünschte sich das auch. Anfangs fand er es ja noch niedlich und fühlte sich geschmeichelt, doch mittlerweile gingen ihm ihre ständigen Anmachen, wenn gleich sie versuchte, diese so unterschwellig wie möglich zu machen, gehörig auf den Geist. „Ich werde mich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Huflattichfelder beschäftigen“, antwortete der junge Professor freundlich. „Was für ein interessantes Thema!“, erwiderte sie fröhlich. „Wenn du mal Hilfe gebrauchen kannst, stehe ich dir jederzeit zur Verfügung...“, fügte sie noch hinzu, dabei legte sie ihre Hand an seine Schulter und machte zunächst keine Anstalten, sie wieder zu entfernen. Der Blauhaarige verdrehte innerlich die Augen, antwortete jedoch freundlich lächelnd: „Das ist lieb von dir, aber du hast mit deiner Dissertation momentan genug zu tun.“ „Nein wirklich! Ich helfe dir gern!“, entgegnete Naomi hastig. „Das weiß ich sehr zu schätzen, danke.“ 'Meine Güte...', dachte er jedoch genervt und war heilfroh, dass gerade Professor Okamaru dazukam, an dessen Lehrstuhl er bisher gearbeitet hatte. „Trey! Trink noch einen Sekt mit mir!“, rief dieser fröhlich und füllte das noch halb volle Glas des Blauhaarigen erneut bis zum Rand. „Ich muss heute noch Vorlesungen halten“, sagte er seufzend. 'Ich hab von den eineinhalb Gläsern schon einen sitzen...' Gegen 15 Uhr kam der Juniorprofessor zu Hause an. Er lebte in einem kleinen Haus mit Garten, etwas außerhalb der Innenstadt. Als er die Haustür öffnete und eintrat, stieg ihm gleich der Duft von gebratenem Fleisch und Gemüse in die Nase. Er wunderte sich darüber, da Ren eigentlich noch nicht zu Hause sein dürfte. Als er die Küche betrat, erblickte er diesen jedoch am Herd stehend. „Das Essen ist gleich fertig“, sagte der Teenager und füllte gerade eine Ladung gebratenes Gemüse aus der Pfanne in eine Schüssel. Trey nahm einen tiefen Atemzug und schwärmte: „Hmm...Das riecht köstlich! Wie kommt's, dass du schon zu Hause bist?“, fragte er dann, gab dem Gelbäugigen einen Kuss auf die Stirn und begann damit, den Tisch zu decken. „Meine Vorlesung ist ausgefallen, der Dozent ist krank“, antwortete dieser und stellte das zubereitete Essen auf den Tisch. Trey lief das Wasser im Munde zusammen, als er das kleine Buffet, bestehend aus so ziemlich jeder seiner absoluten Lieblingsköstlichkeiten, sah. „Wow, das ist ja ein richtiges Festmahl...Gibt es einen besonderen Anlass?“, fragte er, sowohl überrascht, als auch vorfreudig. „Nein, ich hatte heute einfach Lust zu kochen“, antwortete der Jüngere trocken und holte zwei Gläser aus dem Schrank. Noch einmal sah der Blauhaarige sich den reichlich gedeckten Tisch an. Ren musste mehrere Stunden in der Küche gestanden haben, um all diese Köstlichkeiten zuzubereiten. Ein warmes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, denn er verstand genau, was sein Ziehsohn ihm damit sagen wollte. Sanft zog er den Kleineren in seine Arme und drückte ihn fest. „Vielen Dank“, sagte er nur und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Keine große Sache“, erwiderte Ren verlegen, löste sich aus der Umarmung und setzte sich an den Tisch. Trey musste kichern. Ein einfaches „Glückwunsch zu deiner Professur“ war eben einfach nicht Rens Art... Obwohl der Chinese erst siebzehn Jahre alt war, studierte er bereits im zweiten Semester Rechtswissenschaften an der Universität Tokio. Das lag daran, dass seine Leistungen in der Schule so herausragend gewesen waren, dass er zwei Klassen übersprungen hatte. Trey hatte das kein bisschen überrascht, schließlich wusste er, dass Ren hochintelligent war. Nachdem er den Entschluss gefasst hatte, den dreijährigen Ren aufzunehmen, hatten er und seine Freunde eine Menge Mühe damit gehabt, die Taos, bzw. Rens Schwester Run davon zu überzeugen, dass der Junge bei Trey aufwachsen sollte. Doch schlussendlich hatte die Grünhaarige schweren Herzens eingewilligt, den Grauäugigen zu unterstützen, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie ihren kleinen Bruder regelmäßig sehen und Teil seines Lebens bleiben durfte. Run hatte sogar mit einem kleinen Vermögen das Jugendamt bestochen, sodass diese den Adoptionsantrag einfach durchgewunken hatten. Eigentlich hätte Trey es ja skandalös gefunden, dass ausgerechnet das Jugendamt, welches für das Wohl hilfloser Kinder verantwortlich war, sich tatsächlich bestechen ließ, in diesem Fall war er jedoch froh darüber gewesen. So hatte er Ren ohne Probleme adoptieren können. Es war wirklich eine schöne Zeit. Ren war ein so fröhliches, neugieriges und aufgeschlossenes Kind gewesen. Er war zuckersüß, hatte so viel Spaß und fast immer ein Lächeln auf dem Gesicht gehabt. Das Haus der Beiden war geradezu mit Fotos tapeziert. Bei fast allen Aktivitäten, die sie unternommen hatten, hatte der Blauhaarige stets seine Kamera dabei. Beim Campen, im Freizeitpark, im Zoo, auf dem Spielplatz, zu Weihnachten und zu Rens Geburtstagen, immer wenn sie ihre Freunde besucht hatten... Natürlich waren auch Kohoro und Bason überall dabei. Es hatte ewig gedauert, Bason auszutreiben, Ren mit „Meister“ anzusprechen, doch irgendwann hatte es geklappt. Auch Bason genoss es ungemein, seinen Schamanen so glücklich aufwachsen zu sehen. Das hatte er verdient. Das der Draufgänger aus dem hohen Norden mal einen Doktortitel machen und ein renommierter Professor werden würde, hätte früher sicherlich niemand gedacht. Doch Trey wusste, dass Ren der Grund dafür war. Er wollte dem Kleinen ein gutes Leben bieten können. Das war immer sein Antrieb gewesen, etwas aus seinem Leben zu machen, seine Ziele zu verfolgen und nicht aufzugeben. Für den Wissenschaftler in ihm war Rens zweite Kindheit gleichzeitig eine unheimlich spannende Langzeitstudie darüber, welche Persönlichkeitseigenschaften eher veranlagt, und welche eher von der Umwelt beeinflusst wurden. Interessanterweise hatten sich die Grundzüge von Rens Persönlichkeit kaum verändert. Er war, wenn auch auf etwas charmantere Weise als früher, relativ arrogant, sarkastisch, stolz, zielstrebig, fleißig und eher ruhig. Allerdings war er, und das machte eben den feinen Unterschied aus, sehr viel offener, lachte viel häufiger als früher und hatte Freunde, mit denen er gerne etwas unternahm. Alles in Allem war er ein hochintelligenter, disziplinierter Teenager, der aber auch gerne Spaß hatte. Er und Trey hatten immer ein sehr inniges Verhältnis gehabt. Viele Jahre lang gab es für den Biologen nur zwei Dinge: Ren und sein Studium. Es war zwar anstrengend gewesen, allein erziehender Vater zu sein, und gleichzeitig eine Karriere aufzubauen, doch jedes Lächeln auf Rens Gesicht, jedes fröhlich gerufene „Papa!“ ließ sein Herz höher schlagen und all die Mühen vergessen. Seit etwa einem guten Jahr beobachtete der Dreißigjährige aber, dass Ren sich langsam von ihm distanzierte. Das war natürlich normal bei einem pubertierenden Teenager, aber trotzdem machte er sich in letzter Zeit viele Gedanken darüber. „Bist du fertig?“, fragte der Gelbäugige und begann, nachdem Trey genickt hatte, damit, den Tisch abzuräumen. „Ich helfe dir.“ „Trey, gibst du mir mal die Pfanne?“, fragte Ren und bekam sogleich einen unangenehmen Kneifer in sein linkes Ohrläppchen. „Ich bin dein Vater!, Also nenn' mich gefälligst nicht 'Trey'“, meckerte der Blauhaarige. „Autsch! Ist ja gut...Gibst du mir bitte mal die Pfanne, PAPA?“ „Gerne, mein Sohn“, erwiderte der Andere schnippisch. Nachdem die Küche wieder vorzeigbar war zog Ren sich in sein Zimmer zurück, welches im ersten Stock lag, und der junge Professor machte es sich auf der Couch gemütlich. Heute war Freitag und er beschloss, das Wochenende mit ein paar seiner Lieblingsfilme und einem kühlen Bier einzuleiten. Die Stunden vergingen und gegen 19:30 Uhr klingelte es plötzlich an der Tür. Trey erwartete keinen Besuch, daher vermutete er, dass es sich wahrscheinlich um einen Freund von Ren handeln würde. Er öffnete die Haustür und musste sogleich feststellen, dass er sich da geirrt hatte. 'Ernsthaft?!', dachte er verärgert. „Naomi, was machst du denn hier?“, fragte er seine Kollegin, welche eine große, grüne Kunststoffdose in den Händen hielt. Sie schwirrte zwar in der Uni fast ununterbrochen um ihn herum, aber soweit, vor seiner Haustür aufzutauchen, war die junge Wissenschaftlerin noch nie gegangen. Auch ihr Äußeres sprach für sich: Sie trug ein blaues, extrem kurzes Kleid mit tiefem Ausschnitt, High-Heels, Kontaktlinsen statt ihrer Brille, auffälligen, silbernen Schmuck, und aufgestylte Haare. Sie sah aus, als wäre sie auf dem Weg in die Discothek gewesen, doch Trey war klar, dass das nicht der Fall war. „Ähm...Hallo Trey...Entschuldige die Störung...Aber, ähm...Du hast deinen Notizblock im Büro liegen lassen...Normalerweise nimmst du ihn immer mit....Und ähm, ja...Ich wollte ihn dir vorbeibringen...Falls du ihn am Wochenende brauchst...“, druckste sie verlegen herum und holte den Block aus ihrer Handtasche. Innerlich seufzend nahm der Blauhaarige den Notizblock entgegen. Das wurde ja immer schlimmer... „Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen, ich hatte nicht vor, am Wochenende zu arbeiten...Wir sehen uns dann am Mon-“ „-Warte! Ähm...I-Ich hatte Muffins gebacken, für deine Feier heute...Aber ich habe sie heute Morgen dummerweise in der Küche stehen lassen...“, unterbrach sie de Anderen hastig und hielt diesem die grüne Dose vor die Nase. „Äh...Das...ist nett von dir...“, erwiderte Trey, ratlos darüber, was er dazu sagen sollte. „Es sind deine Lieblingsmuffins...Mit Nüssen und Zimt“, sagte sie lächelnd. 'Ich habe wohl keine andere Wahl...', dachte der Biologe resignierend. „Willst du auf einen Kaffee reinkommen?“ Naomi schlug begeistert ihre Hände zusammen. „Wahnsinnig gern!“ Er nahm ihr die Dose mit den Muffins ab und ließ sie eintreten. 'Von wegen in der Küche vergessen...Die Dose ist noch warm, du hast sie vorhin erst gebacken...' Eigentlich wollte er es ja vermeiden, aber er musste ihr wohl oder übel eine klare Abfuhr erteilen. Seine „Ignorier-Strategie“ war eindeutig gescheitert. Die junge Frau schaute sich neugierig um, während Trey eine Kanne Kaffee aufsetzte. „Eine wirklich tolle Einrichtung! Modern aber trotzdem total gemütlich!“ Fasziniert betrachtete sie die vielen Fotos im Wohnzimmer. „Oh man...Dein Sohn war ja wirklich zum Anbeißen, als er klein war!...“ Trey bekam von Naomis Gebrabbel nichts mit. Während er darauf wartete, dass der Kaffee endlich durch war, dachte er krampfhaft darüber nach, wie er seiner Kollegin am schonendsten beibringen konnte, dass aus ihnen nichts werden würde und sie ihn doch bitte ab sofort in Ruhe lassen sollte. Bewaffnet mit Kaffee, Tassen, Zucker und Milch atmete der Hausherr noch einmal tief durch, bevor er das Wohnzimmer betrat und das Tablett auf dem Tisch abstellte. „Setz dich“, sagte er zu seinem Gast und nahm ebenfalls auf der Couch Platz. Freudig setzte sie sich, wenig überraschend, direkt neben den Blauhaarigen. Dieser goss für zwei Tassen Kaffee ein und reichte seiner Kollegin eine davon. Naomi griff mit beiden um die Tasse, wobei sich ihre linke Hand über Treys rechte legte, mit welcher er die Tasse festhielt. Langsam streifte sie mit ihrer Hand über die Seine, wobei der Dreißigjährige erneut innerlich die Augen verdrehte. 'jetzt nimm einfach die verdammte Tasse!', dachte er genervt. Er konnte seine Hand nicht einfach wegziehen und ihr mit dem heißen Kaffee die Beine verbrennen, also sagte er: „Nimm bitte die Tasse, sie ist heiß.“ „Oh, natürlich, Entschuldige...“, erwiderte sie schnell und griff endlich die Tasse, sodass der Grauäugige seine Hand wegziehen konnte. „Wie waren denn deine Vorlesungen heute? Haben die Studenten gemerkt, dass du einen im Tee hattest?“, fragte sie kichernd. „Ich hatte gar keinen im Tee, ich-“ „-Oh doch, und wie! Dein Gesicht war ganz rot, bist zu deinen Ohren! Das war...“, sanft legte sie ihre freie Hand auf Treys Oberschenkel und streichelte langsam darüber, „...wirklich niedlich“, beendete sie ihren Satz mit verführerischem Unterton. 'Jetzt reicht's...' Der Blauhaarige griff nach der Hand seiner Kollegin und schob diese von seinem Oberschenkel runter. „Naomi, das muss aufhören“, sagte er mit ernster Stimme. „Was meinst du?“, fragte sie und stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab. „Das weißt du genau. Alle fünf Minuten tauchst du an meinem Schreibtisch auf, ständig machst du mir irgendwelche Geschenke, heute tauchst du einfach vor meiner Haustür a- mpf!“, wurde er unterbrochen, als er plötzlich die Lippen der Schwarzhaarigen auf seinen eigenen spürte. Er war so perplex, dass er in diesem Moment nicht reagieren konnte. Mit weit aufgerissenen Augen saß er da. Sofort bewegten sich die Lippen der zierlichen Frau leidenschaftlich gegen seine. Sie legte ihre Hände auf die muskulösen Schultern ihres Kollegen und presste ihren Oberkörper fest gegen seine durchtrainierte Brust, mit ihrer Zunge leckte sie fordernd über Treys Lippen, erbat Einlass. Diesen wollte der Größere ihr verwehren, doch als er den ungewollten Kuss beenden wollte, in dem er seine Lippen öffnete um „mpf! Naom-mpf!“, zu sagen, nutzte sie diese Gelegenheit sofort aus und schob ihre Zunge in Treys Mund. Dieser musste seine ganze Willenskraft zusammennehmen, die junge Biologin nicht einfach mit voller Wucht von sich runter zu schubsen. Grob packte er sie an den den Oberarmen und schob sie zurück neben sich auf das Sofa. „Lass das, Naomi! Mein Sohn ist oben!“, fauchte er wütend. Die Wangen seiner Verehrerin glichen einer Tomate und ihre Augen waren bereits glasig vor Lust. „Dann...“, begann sie zu erwidern und kam den Lippen des Älteren erneut gefährlich nahe, „...lass uns doch in dein Schlafzimmer gehen...“, flüsterte sie nun in dessen Ohr und leckte einmal verführerisch über Treys Ohrmuschel. Dieser war völlig überrascht über diesen plötzlichen Verhaltenswechsel seiner Kollegin. Auf der Arbeit war sie immer so schüchtern und zurückhaltend gewesen, aber wahrscheinlich war das einfach ihre Masche. Viele Männer standen auf solche Frauen, bei denen sie ihren Beschützerinstinkt ausleben konnten, doch bei ihm hatte das nicht gezogen, also zeigte sie nun ihr wahres Gesicht. Zumindest war das die Einzig plausible Erklärung, die ihm einfiel. Doch jetzt wurde er so richtig sauer. Wieder packte er sie und schob sie grob von sich. „SCHNALLST DU ES WIRKLICH NICHT?! ICH WILL NICHTS VON DIR! ALSO LASS MICH ENDLICH IN RUHE!“; schrie er sie an, woraufhin sie merklich zusammenzuckte. „A-Aber Trey...W-Wieso denn nicht?...“, stotterte sie leise. „I-Ich...Ich mag dich...Sehr sogar...“, fügte sie hinzu, dabei wurde ihre Stimme immer brüchiger. Das ließ den Blauhaarigen seine Fassung wiedererlangen. „Es tut mir Leid, Naomi...Aber ich erwidere deine Gefühle nicht. Entschuldige, dass ich dich angeschrien habe...Ich habe immer so getan, als ob ich deine Annäherungsversuche nicht bemerken würde, weil ich dir nicht weh tun wollte. Ich dachte, dass du nach einer Weile einfach das Interesse an mir verlieren würdest...Ich fühle mich wirklich geschmeichelt, aber...Das wird nichts mit uns. Tut mir Leid.“ Endlich war es raus. Trey war erleichtert, auch wenn er sich einen anderen Ausgang dieser Situation gewünscht hätte. Naomi senkte ihren Kopf. Ein paar Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln, doch sie schaffte es, diese weg zu blinzeln. „Warum?“, hauchte sie leise. Der Biologe seufzte. „Das spielt keine Rolle...“ „Doch! Ich habe dir meine Gefühle gestanden, wenn du mich schon abweist, habe ich wenigstens das Recht, den Grund zu erfahren“, entgegnete sie fordernd. Trey schaute zur Seite. Konnte sie es nicht einfach gut sein lassen? „Du...bist einfach nicht mein Typ“, antwortete er schließlich, ohne seine Kollegin anzusehen. Diese starrte ihren Schwarm eine Weile schweigend an, bevor die fragte: „Was hat sie, was ich nicht habe?“ Verdutzt blickte der Größere sie an. „Was?“, fragte er, sich augenscheinlich ertappt fühlend. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Schwarzhaarigen, als sie antwortete: „Ich bin nicht dumm, Trey...Es gibt eine Andere, richtig? Dein Verhalten mir gegenüber schreit geradezu nach unerwiderter Liebe...Du kriegst sie einfach nicht aus deinem Kopf, deshalb kannst dich auf keine andere Frau einlassen, habe ich recht? Wer ist sie? Kennst du sie schon lange?“ Fassungslos starrte der allein erziehende Vater sein Gegenüber an. Obwohl er wusste, dass es unmöglich war, hatte er trotzdem gerade das Gefühl, dass Naomi seine Gedanken lesen konnte. Und so lächerlich es auch klang, hatte er in diesem Moment wirklich panische Angst, sie könnte auch den zweiten, den düsteren, den unaussprechlichen Teil seiner Gedanken, lesen. Noch immer traurig lächelnd, neigte sie ihren Kopf zur Seite. „Ich liege richtig, stimmt's?“ Nun war es Trey, der seinen Kopf soweit senkte, dass seine Augen nicht mehr zu sehen waren, bevor er leicht nickte. Auch Naomi nickte. „Ich weiß genau, wie du dich fühlst...Und ich habe wirklich gar keine Chance?“ Der Grauäugige schüttelte den Kopf. „Gar keine...Tut mir Leid“, flüsterte er traurig. „Weiß sie, wie du fühlst?“, fragte die Jüngere vorsichtig. Wieder schüttelte der Andere den Kopf. „Sie darf es auch nie erfahren...Es ist aussichtslos, meine Gefühle sind absolut einseitig“, erklärte er traurig. Trey so niedergeschlagen, sogar verzweifelt zu sehen, brach Naomi beinahe das Herz. „T-Trey...Es tut mir so Leid, es-“ „-Ist schon gut“, unterbrach er sie. „So lange sie glücklich ist, bin ich es auch“, flüsterte er mit dem wohl traurigsten Lächeln, das Naomi je gesehen hatte. Sofort schlang sie ihre Arme um den Blauhaarigen und drückte diesen fest. Es war keine anbaggernde Umarmung, es war eine freundschaftliche, tröstende Umarmung. Das spürte der Grauäugige genau, weshalb er sich auch nicht dagegen wehrte. Fürsorglich streichelte die Schwarzhaarige durch die blauen Strähnen. „Aber weißt du, Trey...Wenn es wirklich so aussichtslos ist, wie du glaubst...Dann darfst du ihr nicht den Rest deines Lebens hinterher trauern, irgendwann zerbrichst du daran...“ „Ich weiß...Ich schaffe das schon...“ Sie lösten ihre Umarmung wieder und die junge Wissenschaftlerin erhob sich von der Couch. „Ich habe dir genug Ärger gemacht...Ich werde jetzt nach Hause fahren. Aber wenn du mal reden willst, kannst du mich jederzeit anrufen. Keine überraschenden Küsse, versprochen“, sagte sie und zwinkerte ihrem Kollegen zu. Dieser lachte leicht und begleitete seinen Gast zur Tür. „Auch wenn es heute nicht optimal gelaufen ist, aber...sind wir noch Freunde?“, fragte Trey lächelnd. Naomi lächelte ebenfalls und antwortete fröhlich: „Natürlich.“ Der junge Professor war erleichtert. „Da bin ich aber froh...Es tut mir wirklich Leid, Naomi...Du bist eine tolle Frau und-“ „-Du musst dich nicht entschuldigen, Trey. Du hast nichts falsch gemacht. Alles ist gut“, unterbrach sie ihn. Der Andere nickte nur. „Wir sehen uns dann Montag.“ „Jap, bis dann...Und iss die Muffins, die heilen jeden Liebeskummer“, sagte sie noch zwinkernd. „Da bin ich sicher“, erwiderte er grinsend. 'Eine einseitige, aussichtslose Liebe?', dachte der Gelbäugige, welcher im dunklen Flur mit dem Rücken an die Wand lehnte. Er hatte das gesamte Gespräch mit angehört. Er wartete noch noch zwei Minuten, bevor er das Wohnzimmer betrat. Sein Adoptivvater saß auf der Couch und schien nachzudenken. „Ich haue jetzt ab“, sagte der Teenager, als ob er gerade erst herunter gekommen wäre. „Wo gehst du denn hin?“ „Ich treffe mich mit ein paar Freunden.“ „Okay, viel Spaß.“ „Danke, bis später.“ Schnell verließ der Siebzehnjährige das Haus und machte sich auf den Weg in die Stadt. Wer könnte nur diese Frau sein? Trey hatte in den letzten Jahren ein paar wenige Frauen gedatet, aber mit keiner eine feste Beziehung angefangen. War diese Unbekannte tatsächlich der Grund dafür? Ren war irritiert. Die Vorstellung, dass es da draußen eine Frau gab, der Treys Herz gehörte, gefiel dem Studenten überhaupt nicht. Vor allem, weil er seit geraumer Zeit, diese...seltsamen Gefühle hatte. Gefühle, die ein Junge nicht für seinen Vater empfinden sollte. Der Blauhaarige war zwar nicht sein leiblicher Vater, aber er hatte ihn adoptiert und großgezogen. Es begann vor ein paar Jahren, als er in die Pubertät kam, dass er irgendwie das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmte. Mit Trey und mit ihm, er konnte sich nicht erklären, was es war, doch es wurde immer stärker. Er hatte immer mehr das Bedürfnis, seinen Vater beim Vornamen zu nennen, er konnte sich selbst nicht erklären, wieso, doch „Papa“ fühlte sich irgendwie...falsch an. Nicht, dass Trey kein guter Vater war, ganz im Gegenteil. Er war der beste Vater, den man sich wünschen konnte. Er war liebevoll, witzig und immer für ihn da. Trey liebte ihn abgöttisch, das wusste Ren ganz genau. Und Ren liebte ihn... Nach ca. 20 Minuten war der Chinese an seinem Ziel angekommen. Der „Biker Club“ war eine Rockerkneipe in der Innenstadt von Tokio. Er trat ein und wurde sogleich von dem Inhaber begrüßt. „Da ist ja mein Lieblingsneffe! Schön, dass du dich mal wieder sehen lässt, mein Junge!“ „Hey Onkel Ryu“, begrüßte er den Biker lächelnd. „Juhuu Reen!“, hörte er sofort die Stimmen von Yoh und Manta, welche an ihrem Stammtisch in der Ecke unmittelbar neben der Bar saßen. „Hi Leute“, begrüßte der Gelbäugige sie ebenfalls und setzte sich zu ihnen. „Machst du mir ein Bier?“, fragte er den Barkeeper und zog seine Jacke aus. „Kommt sofort mein Lieber.“ „Na, wie läuft's Ren?“, fragte Yoh grinsend, augenscheinlich schon leicht angeduselt. „Alles in Ordnung, und bei euch?“ „Alles Tuttii“, antwortete der Brünette amüsiert und schlürfte genüsslich seinen Cocktail. Sowohl Ren, als auch Manta und Ryu zogen skeptisch eine Augenbraue hoch und schauten ihren Freund eindringlich an. Dieser seufzte einmal bevor er mit Tränen in den Augen zugab: „Ist ja gut...Anna räumt gerade mein Konto und mein Haus leer, aber sonst ist alles supii...“ Die übrigen nickten verstehend. Yoh war gerade mitten in der Scheidung von Anna. Von seiner Seite aus war es ohnehin von Anfang an eher eine Zwangsehe gewesen, wirklich geliebt hatte er sie nie, zumindest nicht auf die romantische Art. Manta war in den letzten 14 Jahren kaum gewachsen. Er hatte nach seinem Schulabschluss Informatik studiert und arbeitete als IT-Spezialist für eine große Telekommunikationsfirma. Für Ren waren die Männer so etwas wie seine Onkels, sie waren die besten Freunde seines Vaters und gehörten ohne Zweifel zur Familie. Der Teenager kam gerne hierher und verbrachte Zeit mit ihnen. Sie waren lustig und locker, aber er konnte auch gut mit ihnen reden, wenn ihm etwas auf dem Herzen lag. Über das Meiste zumindest... Die Drei Älteren bemerkten sofort, dass Ren Redebedarf hatte. Er wirkte so nachdenklich... „Was ist los, Ren? Hast du dich mit deinem Vater gestritten?“, fragte Yoh leicht besorgt. Erschrocken darüber, dass der Braunhaarige ihn wie immer sofort durchschaut hatte, guckte der Student verlegen zur Seite. „Nein, dass nicht...Aber...Kann ich euch was fragen?“ „Natürlich, alles, was du willst“, antworteten die Drei synchron. „Wer ist die Frau, die Tr-, also, die Papa nicht aus seinem Kopf bekommt?“ -Bei Trey- Der junge Professor ging in den Keller um eine Maschine Wäsche anzuschmeißen. Die Aktion mit Naomi vorhin hatte ihn ziemlich aufgewühlt. Hausarbeit half ihm immer ganz gut, den Kopf frei zu bekommen. Es hatte ihn wirklich erschreckt, wie schnell seine Kollegin ihn durchschaut hatte. Dabei tat er seit Jahren alles dafür, seine Gefühle vor allen anderen zu verstecken. Er feuerte alle dunklen Klamotten in die Wäschetrommel, gab Waschmittel und Weichspüler dazu, und schaltete sie an. Als er sich umdrehte und wieder hoch gehen wollte, sah er, dass er ein auf dem Boden liegendes Teil übersehen hatte. 'Mist...', ärgerte er sich gedanklich. Er hob den schwarzen Stoff auf und erkannte sogleich, dass es sich um ein schwarzes Muskelshirt von Ren handelte. Es war eins seiner Trainingsshirts, die er immer anzog, wenn er ins Fitnessstudio ging. Er wollte dem Drang, welcher ihn sofort wie eine Welle überkam, widerstehen, doch er schaffte es nicht. Er führte das Shirt zu seinem Gesicht und nahm einen tiefen Atemzug. Sofort durchzog ein wahrer Tsunami der Erregung seinen gesamten Körper. Dieser Duft. Dieser wunderschöne, unverwechselbare Duft. 'Ren...' Beinahe wie hypnotisiert stieg er die Treppe hinauf und lief geradewegs in sein Schlafzimmer, dabei durchgehend den süßen Duft seiner Begierde inhalierend. Sein Verstand schien sich bereits beim ersten Einatmen verabschiedet zu haben. Er legte sich auf sein Bett, nahm erneut einen tiefen Atemzug und begann, sanft über die sich bereits gebildete Beule in seinem Schritt zu streicheln. Er öffnete seine Jeans und ließ seine Hand hineingleiten. Vorsichtig umgriff er sein halb steifes Glied und fing an, dieses langsam zu massieren. Leise seufzte er immer wieder in Rens Shirt, während er sanft mit seinem Daumen die empfindliche Spitze seiner Eichel verwöhnte. Er drehte sich auf die Seite, zog schnell seine Hose ein Stück herunter, umgriff sein mittlerweile zu voller Größe geschwollenes Glied erneut und begann, dieses Mal etwas fester, dieses zu massieren. Er schloss seine Augen und hatte sofort dieses Bild vor sich. Das Selbe Bild, welches er immer sah, wenn er sich anfasste, genau wie in seinen Träumen. -Ahh! Trey! -Fühlt es sich gut an, Ren? -Ja! Fester! Die Hand des Blauhaarigen pumpte seinen erregten Penis immer schneller. Je deutlicher er den Gelbäugigen sah, unter ihm liegend, nackt, stöhnend, sich vor Lust windend, desto mehr Lusttropfen bildeten sich an seinem Glied. Sein Herzschlag beschleunigte sich immer mehr, jeder Atemzug saugte den begehrten Duft noch gieriger auf, als der Vorherige. -Trey! I-Ich..Ko-ahh! -I-Ich auch...ahh... „Ren...Ren...Ren...“ Trey stöhnte immer lauter, seine Hand bewegte sich schneller und schneller. -Ren...Ich liebe dich... -Ich liebe dich auch, Trey... „Ahh! Ren! Ich liebe dich!“, stöhnte der Grauäugige laut, als er sich in seine Hand und über das Bettlaken ergoss. Schwer atmend und mit knallroten Wangen lag er da. Doch unmittelbar nach der Extase, folgte ein dunkles Tief der Scham, der Verzweiflung, des Ekels. Er ekelte sich vor sich selbst. So war es immer, wenn das hier tat. Und in den letzten Jahren war es immer häufiger geworden. Schwerer und schwerer fiel es ihm, seine Gefühle zu unterdrücken. Als Ren noch klein war, war alles in Ordnung, doch je älter er wurde, desto mehr kamen seine alten Gefühle für den Chinesen zurück. Mittlerweile sah er wieder genauso aus, wie damals... Das letzte Bild, das der Dreißigjährige jedes Mal vor Augen hatte, kurz bevor er kam, war, wie Ren ihn nach dem Sex so liebevoll anlächelte und sagte: -Ich liebe dich auch, Trey Direkt danach sah er auch immer das Gleiche Bild: Ren mit vier Jahren, als er das erste Mal ein Glühwürmchen im Wald erblickt hatte, und ihn fröhlich anlächelte. „Guck mal, Papa!“ Eine Träne lief über die Wange des Blauhaarigen, als er, mit einem bitteren Lächeln auf dem Gesicht, hauchte: „Solange du glücklich bist, bin ich es auch...“ -Bei Ren- Alle Drei sahen den Gelbäugigen schockiert an. Keiner wusste, was er sagen sollte. „W-Was meinst du?“, stammelte Manta unsicher. „Ihr wisst also genau, von wem ich rede“, stellte Ren mit ernster Miene fest. „Wer ist sie?“ „Wissen wir nicht...Ich glaube nicht, dass dein Vater momentan jemanden hat...“, antwortete Yoh. „Er ist auch nicht mit ihr zusammen, aber er liebt sie...Er muss sie schon lange kennen. Ihr seid schon ewig mit ihm befreundet, ihr müsst wissen, wer sie ist.“ „Worum geht es hier wirklich, Ren?“, fragte Yoh nach und hoffte inständig, so vom Thema ablenken zu können. Wieder schaute der Student nachdenklich zur Seite. „Stimmt etwas nicht bei euch, Ren?“, fragte Ryu besorgt und setzte sich neben seinen Neffen an den Tisch. „Es ist nur...“ Ren sprach nicht weiter. „Es ist nur was? Du kannst uns alles erzählen, Ren. Wir sagen es auch nicht deinem Vater, wenn du das nicht willst. Du kannst uns vertrauen“, versicherte Yoh mit einem typischen, warmen Lächeln auf den Lippen. Der Chinese schluckte einmal, bevor er begann zu erklären: „Es ist nur...Wisst ihr...Ich habe in letzter Zeit irgendwie ein komisches Gefühl bei...Papa.“ „Was denn für ein Gefühl?“, fragte Manta nach. „Das ist es ja, ich weiß es auch nicht wirklich...Ich kann es nicht richtig erklären, aber...Es fühlt sich irgendwie so an, als ob da etwas nicht richtig ist, zwischen uns...“ „Was sollte denn nicht richtig zwischen euch beiden sein?“, hakte Ryu nach. „Ich weiß nicht, es ist so als, sollten wir nicht...Vater und Sohn sein...Versteht ihr, was ich meine?“, fragte der Teenager und blickte die Anderen an. Welche ihn wiederum alle schockiert anstarrten, bevor sie den Blick von dem jungen Chinesen abwandten. Niemand sagte etwas. Ren seufzte. „Natürlich versteht ihr es nicht...Ich verstehe es ja nicht einmal selbst...“, murmelte er, mehr zu sich selbst, als zu den Anderen. 'Doch, wir verstehen genau, was du meinst...' Kurz danach hatte Ren die Bar wieder verlassen. Er war nicht mehr in Stimmung. Die Drei Männer blieben ratlos zurück. „Das ist gar nicht gut...“, sagte Yoh leise. Manta und Ryu nickten zustimmend. Zwanzig Minuten später schloss Ren die Haustür auf. Sein Vater würde sich sicher wundern, dass er schon wieder zurück war. Er hängte seine Jacke auf und ging durch das, zu seiner Überraschung leere, Wohnzimmer. Das Licht schaltete er nicht an, für den kurzen Weg war das nicht notwendig. Als er den Flur betrat sah er sofort, dass im Schlafzimmer Licht brannte. Die Tür war einen Spalt geöffnet. Und er vernahm leise Geräusche aus dem Zimmer, konnte diese jedoch nicht sofort zuordnen. Vorsichtig schob er seinen Kopf durch den Türspalt und erblickte den Blauhaarigen, welcher in gebückter Haltung am Fußende des Bettes saß. Er schien etwas in der Hand zu halten. „Papa?“ Der Größere erschrak und richtete seinen Blick schockiert zur Tür seines Schlafzimmers. Augenblicklich erkannte der Gelbäugige die nassen Wangen und geröteten Augen seines Adoptivvaters. Er rannte zu ihm. „Ren?! Was machst du denn schon hier?! Nicht! Komm nicht her!“, rief er schockiert und versuchte das, was er in seiner Hand hielt, vor dem Kleineren zu verstecken. „Was ist los mit dir? Wieso weinst du denn? Und was hast du da?“, rief der Jüngere zurück und hatte dem Grauäugigen mit einer geschickten Handbewegung das Foto aus der Hand gerissen. Er vernahm noch ein laut gebrülltes „NICHT!“, bevor er sich das, offensichtlich bereits ziemlich alte, Foto ansah. Und er erstarrte. Auf diesem Bild konnte er Trey sehen. Im Teenageralter. Genau wie Yoh, Manta, Ryu, Anna, Lyserg und Joco. Sie alle mussten, mit Ausnahme von Ryu, um die 15, 16 Jahre alt gewesen sein. Dieses Bild wurde in einem Café oder einer Bar aufgenommen. Doch was ihn so erstarren ließ, war, dass da auf dem Bild, neben dem jugendlichen Trey, noch ein weiterer Junge saß. Ein Junge, der exakt, aber wirklich EXAKT so aussah, wie er selbst. Er war im selben Alter, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger, als er es jetzt war. Mit tausend Fragezeichen im Gesicht drehte er sich zu seinem Ziehvater, welcher ihn nur, kreidebleich im Gesicht, beide Hände vor den Mund geschlagen, mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen, ansah. „Wer ist dieser Junge?“ Tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)