Castles on the Hills von karlach (— drabbles) ================================================================================ Kapitel 1: nachts um zwölf: nüchtern ------------------------------------ Manchmal war es schwierig, nicht an Ylisse zu denken. Wenn die Dunkelheit sich über Nohr legte, konnte Laslow sich manchmal vorstellen, er wäre wieder daheim. Das Ziehen in seiner Brust liess ihn etwas bereuen, noch nüchtern zu sein. "Ich vermisse es." Selenas Stimme war belegt mit unvergossenen Tränen. "Es?" Odin klang ungewohnt matt. "Alles", verbesserte sich die junge Frau ohne ihren üblicherweise scharfen Tonfall. "Wir haben hier eine Aufgabe", erinnerte Odin sie brüchig. (Und Inigo. Und sich selbst.) "Wenn wir fertig sind, werden wir nicht mehr vermissen müssen." Selena seufzte. "Manchmal fürchte ich nur, dass dieser Tag nie kommen wird." Kapitel 2: ostern, pt. 1 ------------------------ Als Lucina diesen Morgen vor ihm gestanden und ihm stolz den Anzug überreicht hatte, den er für das Frühlingsfest anziehen sollte, war Chrom reichlich verwirrt gewesen. Nur noch dumpf erinnerte er sich an die Vorbereitungen der Feier am Vorabend, aber viel Wein war am Werk gewesen. Der Wechsel von Dekoration auf Kostüme war fliessend verlaufen und Chrom hatte irgendwie den Anschluss verschlafen. Umso mehr befremdet war er nun, als er seine Häschenohren betastete. "Wessen Idee war das eigentlich?" Fragte er Kiran, den er auf dem Weg zum Speisesaal antraf. Kiran seufzte. "Ich hätte Alfonse einfach nicht vom Osterhasen erzählen sollen." Kapitel 3: ostern, pt. 2 ------------------------ Leo von Nohr hatte früh gelernt, stets mit vollem Herzen hinter den Entscheidungen seiner Familie zu stehen. Aber so wie ihn Takumi von Hoshido anfeixte, fühlte er, wie sich seine Contenance langsam verabschiedete. "Wag es nicht, auch nur ein Wort darüber zu verlieren." "Oh, Nohrenprinz. Meint ihr etwa-" Leo knurrte. "Kein Wort. Ich kenne Flüche, die Euch nachts jeglichen Schlaf rauben werden." "Ihr Nohren seid so feindselig! Dabei geht es doch lediglich um-" "Es ist mein voller Ernst." "- die reizenden Hasenohren Eures Bruders. Sagt bloss, dass Euch das peinlich ist?" Leo verfluchte sich dafür, nicht wütend lügen zu können. Kapitel 4: bettzeit ------------------- Henry fand seinen Sohn auf dem höchsten Turm des Palasts, fest in warme Kleidung gepackt. Die Wüste von Plegia wurde nach Sonnenuntergang so tödlich kalt, wie sie tagsüber warm war. "Ich will noch nicht ins Bett, Papa", grüsste der Junge resolut, bevor der Schwarzmagier überhaupt das Wort erheben konnte. "Heute Nacht singen die Sterne doch." Mit einem wissenden Lächeln stellte sich Henry neben Marlon. "In so Nächten träumt man am Besten, weisst Du?" Die Augen weit wie Unterteller sah das Kind zu ihm auf. "Wirklich?" "Wirklich, versprochen." Henry grinste. "Na komm. Wir wollen die Träume doch nicht warten lassen, oder?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)