Crosscourt von Schangia (One Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Meister des Flirtens (Atobe/Sanada) -------------------------------------------------- »Findest du nicht auch, dass ich eine sehr gute Partie bin, Sanada?« Sanada hielt in seiner Bewegung inne und warf Atobe einen fragenden Blick zu. Sie hatten gerade ihr gemeinsames Training beendet – seit fast drei Monaten trafen sie sich jeden Sonntag für einige Stunden auf einem öffentlichen Platz, um gegeneinander anzutreten –, räumten ihre jeweilige Ausrüstung zusammen und genossen die Stille. Zumindest hatte Sanada sie genossen, ehe Atobe vor seiner Aussage selbstbewusst gelacht hatte, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er wusste nicht wirklich worauf Atobe hinauswollte, aber das wusste er in den seltensten Fällen. Gerade in letzter Zeit schien der andere noch sonderbarer zu sein als sowieso schon, und so reagierte Sanada wie in den meisten anderen Fällen auch, runzelte die Stirn und hoffte (fast ausnahmslos vergebens), dass seine Worte ihn zum Schweigen bringen würden. »Du bist in der Tat ein würdiger Trainingspartner.« »Ich sprach eigentlich von etwas anderem«, meinte Atobe darauf kryptisch, dieses seltsame Grinsen auf den Lippen, von dem Sanada instinktiv wusste, dass es eine tiefere Bedeutung hatte, die sich ihm jedoch stets entzog. Etwas ratlos schwieg er und wartete darauf, dass Atobe fortfuhr. »Nun,«, Sanada verstand nicht, wie Menschen so überheblich grinsen konnten, ohne sich selbst lächerlich vorzukommen, »von meinem unverschämt guten Aussehen mal abgesehen habe ich nicht nur als Sportler eine strahlende Zukunft vor mir. Mein Vermögen sichert meinen späteren Partner und dessen Familie locker mit ab. Jedes Elternteil könnte sich glücklich schätzen, mich als Schwiegersohn zu gewinnen.« So gerne er auch mit Atobe trainierte, sobald es um Gespräche ging, deren Thema nicht Tennis war, wusste Sanada in neun von zehn Fällen nicht, wovon er überhaupt redete oder warum er es ausgerechnet in diesem Moment zur Sprache brachte. Jetzt war einer dieser Fälle, und auch wenn seine Ausführungen Sinn ergaben, wusste er nichts damit anzufangen. »Das mag sein, ja«, gab er zu, die Stirn immer noch in Falten gelegt. »Aber warum erzählst du mir das?« Hätte Atobe weniger Selbstkontrolle wären ihm seine Gesichtszüge vermutlich komplett entglitten. Er sah Sanada ungläubig an, so als könnte er nicht fassen, wie man ihn in dieser Situation nicht verstehen konnte. Sanada wartete einige Augenblicke, doch als Atobe immer noch nichts erwiderte, nickte er ihm knapp zu und wandte sich zum Gehen. Er wollte sich noch mit Yukimura und Yanagi treffen, um den Trainingsplan für die nächsten Wochen durchzugehen, und soweit er sich richtig erinnerte, hatte Atobe auch noch Pläne gehabt. Trotz seiner Pläne stand Atobe noch einige Momente wie angewurzelt da und starrte Sanada nach, der festen Schrittes den Platz verließ. Nicht einmal der kalte Januarwind schien ihn in seiner Schockstarre zu stören. Dann lächelte er und schüttelte leicht den Kopf. »Ich habe nicht einkalkuliert, wie begriffsstutzig er manchmal ist.« Atobes Verhalten der letzten Wochen verwirrte Sanada so sehr, dass er manchmal sogar schon von ihm träumte. In diesen Träumen überhäufte Atobe ihn mit Geschenken – teurem Tenniszubehör, Autogrammen berühmter Spieler, Reisen zu Trainingscamps in europäischen Ländern – und lud ihn ein, mit ihm die größten internationalen Stars der Tennisszene zu besuchen. Am nächsten Morgen wachte er meist genauso ratlos auf, wie er sich während der Träume fühlte und ging dann seinem gewohnten Tagesablauf nach. Gegen acht Uhr morgens bekam er im Regelfall die erste SMS von Atobe, die entweder aus einer leeren Floskel oder einem für seinen Geschmack viel zu protzigen Bild bestand. Wenn ihm danach war, antwortete er ihm sogar, aber das war nicht allzu oft der Fall. Vor allem dann nicht, wenn Atobe ihm Bilder schickte, häufig von sich selbst mit irgendeinem Statussymbol. Sanada konnte mit Selbstdarstellung dieser Art nichts anfangen. Ganz zu Anfang hatte Atobe sogar mal versucht, ein Telefonat mit ihm zu führen, doch dieser Versuch war nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Es mochte daran gelegen haben, dass er gerade den Moment abgepasst hatte, in dem Sanada sein Schwert gezogen hatte und trainieren wollte. Da Sanada jedoch generell kein großer Freund von längeren Telefonaten war, wäre es vermutlich so oder so das erste und letzte gewesen. Atobe versuchte auch regelmäßig, ihm Geschenke zu machen, und das nicht nur in seinen Träumen. Trotz aller Proteste seitens Sanada hörte er damit auch nicht auf; er lächelte nur, triumphal, selbstsicher und zufrieden, und einige Wochen später präsentierte er ihm das nächste aufwendig verpackte Päckchen, mit dessen Inhalt er eigentlich nichts anfangen konnte. Und obwohl er sich beschwerte, dass Atobe unnötig Geld für ihn ausgab, wusste er die Geste zu schätzen. Nichtsdestotrotz wusste Sanada nicht mit der Situation umzugehen, also wollte er Yukimura und Yanagi um Rat bitten, nachdem sie ihre Pflicht getan hatten. Es dauerte nicht lange, bis sie den neuen Trainingsplan aufgestellt hatten, also genossen sie nach erledigter Arbeit den Tee, den Yanagis Mutter ihnen gebracht hatte, und unterhielten sich über alles mögliche. Bis Sanada sich schließlich leicht beschämt räusperte und den beiden erzählte, was ihm auf dem Herzen lag. »Sieht für mich danach aus, als wollte er dich beeindrucken«, sagte Yukimura langsam, nachdem er einige Zeit so getan hatte, als würde er intensiv nachdenken. Eigentlich hatte er sofort eine Ahnung gehabt, worum es ging, doch der Anblick eines fast schon hilflosen, überforderten Sanada war so amüsant wie ungewohnt. »Wozu denn?« »Damit du ihn magst.« »Aber ich habe nichts gegen ihn.« Sichtlich verwirrt zog Sanada die Augenbrauen zusammen. Yukimura hätte ihm zwar geradeheraus sagen können, worum es Atobe ging, aber er hatte viel zu viel Spaß daran, diese neue Seite an seinem Freund zu beobachten. »Oh?«, hakte er nach, ein schwaches Grinsen auf den Lippen, ehe er den Kopf auf seiner Hand bettete und darauf wartete, dass der andere fortfuhr. »Wenn ich Atobe nicht mögen würde, würde ich wohl kaum wöchentlich mit ihm trainieren.« Yukimura legte den Kopf schief, sein Grinsen wurde unmerklich breiter. Es amüsierte ihn, wie Sanada höchstwahrscheinlich unbewusst von ihm wegrückte. »Vielleicht magst du ihn für seinen Geschmack nicht genug.« Neben ihm seufzte Yanagi lautlos und verzog den Mund ein wenig. Während sie ihrem Freund beide helfen wollten, war Yanagi sehr viel mehr daran gelegen, es so schnell und schmerzlos wie möglich zu machen. Yukimura hingegen machte sich gerne einen persönlichen Spaß daraus, wie ahnungslos Sanada in manchen Dingen war. Auch jetzt verstand er nicht ansatzweise, worauf Yukimura hinauswollte. Stattdessen weiteten sich seine Augen für einen kurzen Moment, ehe er in seinen Erinnerungen zu kramen schien. »Meinst du, ich habe ihn unbeabsichtigt beleidigt?« Es war leicht für Yukimura, seine stetig wachsende Schadenfreude vor seinem Freund zu verbergen, also entschied er sich dafür, weiterzumachen. »Du sagtest doch, du wärst der Einzige, mit dem Atobe sich zum Einzeltraining trifft.« Sanada nickte eifrig, vollkommen überzeugt davon, dass der andere ihm aufrichtig helfen wollte. »Was meinst du, warum er nur mit dir trainieren will?« Darauf war er lange still. Wenn er ehrlich war, hatte Sanada nicht die geringste Ahnung, warum Atobe ihn jede Woche zum Training rief. Selbstverständlich sah er den Nutzen dahinter, gegen einen starken Spieler anzutreten, schließlich profitierte er genauso davon. Was ihn hingegen irritierte war all das, das Atobe zusätzlich tat – der ständige Kontakt zu ihm, die Geschenke, das auffällige Verhalten. Doch so sehr er auch überlegte, er konnte sich keinen Reim darauf machen. »Ich gebe dir einen Tipp: es hat nichts mit deinen Fähigkeiten als Spieler zu tun«, meinte Yukimura irgendwann, nachdem Sanada eine ganze Weile geschwiegen hatte. Wie beabsichtigt verwirrte er ihn mit diesen Worten komplett. Man konnte ihm ansehen, wie angestrengt er nachdachte, ohne der Antwort auch nur ein Stückchen näher zu kommen. »Atobe ist ein hervorragender Rivale, ich denke nicht, dass—«, begann Sanada irgendwann beinahe hilflos, eine Erklärung zu finden, doch Yanagi konnte sich das Trauerspiel nicht länger mit ansehen und unterbrach ihn. »Er meint, dass Atobe allem Anschein nach versucht, mit dir zu flirten.« »Was?!« Yanagis Worte überraschten ihn so sehr, dass er sich fast an seiner eigenen Spucke verschluckte. Yukimura hingegen schob gespielt schmollend die Unterlippe vor und sah Yanagi missbilligend an. »Wie gemein, jetzt hast du mir den Spaß verdorben.« »Es geht auch nicht um deinen Spaß. Genichirou hat uns um einen Rat gebeten, weil er selbst nicht weiterkommt.« Für einen kurzen Moment blickte Yukimura unzufrieden drein, doch er fing sich schnell und lächelte wieder. Sanada war immer noch zu verwirrt, um an der Unterhaltung teilzunehmen, also konnte er bei Yukimuras nächsten Worten auch nicht protestieren. »In Ordnung, dann wollen wir ihm mal verraten, wie er sich in so einer Situation verhalten sollte.« Es war mehr als ungewöhnlich für Sanada ihn um ein Treffen zu bitten, das nicht an einem Sonntag stattfand. Atobe hatte im ersten Augenblick nicht gewusst, wie er auf die SMS des anderen reagieren sollte, die er Montagnachmittag vor dem Training bekommen hatte. Dann wiederum war er für jede Möglichkeit dankbar, Zeit mit Sanada zu verbringen, also stimmte er dem Treffen selbstsicher grinsend zu. In der Tat hielt seine Laune das ganze Training über an, und vielleicht wurde sie sogar noch besser, als die Schüler aus dem ersten Jahr zunehmend Angst vor seinem Grinsen bekamen. Als er am Abend an ihrem üblichen Treffpunkt ankam, war Sanada bereits dort und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. So erstaunt Atobe auch darüber war, schob er es auf den kalten Wind, der bereits die letzten Tage über wehte und dachte sich nichts weiter dabei. Zumindest bis Sanada ihn auf seine lockere Begrüßung hin nur anstarrte, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. »A-atobe, wir müssen reden!« Darauf wusste er nun wirklich nichts zu sagen, also wartete er, bis Sanada sein Schweigen als Zeichen deutete, fortzufahren. Anstatt einer ausgereiften, schlüssigen Erklärung – die er zugegeben erwartet hatte –, schleuderte er ihm jedoch nur eine einzelne Frage entgegen. »Wieso machst du das?« »Wieso mache ich was?«, fragte Atobe ehrlich überrascht. Er hatte mit vielem gerechnet, hatte sich einige wünschenswerte Szenarien für dieses Treffen ausgemalt, doch das Verhalten des anderen machte nicht ansatzweise Sinn für ihn. »Spiel nicht den Ignoranten!«, blaffte Sanada ihn an, die Ohren mittlerweile so rot gefärbt, dass Atobe es zwar nicht mehr auf die Kälte schieben konnte, es sich aber auch sonst nicht erklären konnte. Irritiert legte er die Stirn in Falten. »Sanada, bitte, wenn du mir nicht zumindest einen kleinen Hinweis gibst, weiß ich nicht, worum es dir geht.« Endlich schien Sanada einzusehen, dass er ein bisschen konkreter sein musste. Für einen kurzen Moment dachte Atobe sogar, er würde sich entschuldigen, doch stattdessen räusperte er sich und starrte ihn wieder an. »Warum f...« Er stockte beim zweiten Wort, und wäre Atobe nicht immer noch so verwirrt gewesen, hätte er ihm gesagt, wie niedlich er dabei aussah. »Warum f-flirtest du mit mir?« »Aah. Das.« Jetzt, da Atobe alles klar war, kehrte das Grinsen auf seine Lippen zurück. »Warum nicht?« »Weil ich ein Junge bin! Und weil es verwirrend ist!« Sanada fühlte sich von Atobes Grinsen provoziert. Das tat er zwar meistens, doch jetzt war es besonders schlimm. Seit seinem gestrigen Gespräch mit Yukimura und Yanagi fühlte er sich rastlos und unkonzentriert. Er hatte kaum geschlafen, war auch durch seine morgendliche Meditation nicht ruhiger geworden und hatte das Training nur überstanden, weil sich niemand wagen würde, ihn auch nur schief anzusehen. Es war nicht so sehr das, worüber er mit den beiden gesprochen hatte, sondern vielmehr das, was nicht zur Sprache gekommen war; nämlich welche Art Gefühle er für Atobe hatte. Sanada sah sich schlichtweg nicht in der Lage, diese Frage allein zu beantworten. Dafür kannte er sich auf diesem Gebiet viel zu wenig aus, also würde er versuchen es so lange ruhen zu lassen, bis er für eine Konfrontation bereit war. »Hör auf damit«, bat er Atobe schließlich, ohne ihn anzusehen. Eine Antwort erhielt er prompt, auch wenn sie ihm nicht gefiel. »Und wenn ich nicht aufhören will?« »W-was?« »Es ist doch normal mit der Person zu flirten an der man Interesse hat, also warum sollte ich aufhören?« Atobe gefiel die Richtung nicht, in die dieses Gespräch zu laufen schien, aber er war sich sicher, dass Sanada ihm das nicht anmerken würde. »Meine Gesellschaft und die paar Geschenke werden dich ja wohl nicht so sehr stören, dass ich aus deinem Leben verschwinden soll.« Darauf schwieg Sanada lange, aber man sah an seinem fokussierten Blick, dass er angestrengt nachdachte. »Es ist nicht deine Gesellschaft, die mich stört.« »Sondern?«, hakte Atobe nach. »Alles andere halt«, presste Sanada nach einer gefühlten Ewigkeit hervor. Er war schon immer eher ein Mann der Tat statt des Wortes gewesen, und gerade diese Gefühle in Worte zu fassen fiel ihm unglaublich schwer. »Dass ich lächeln muss, wenn ich eine SMS von dir kriege, obwohl ich genau weiß, dass du nichts Interessantes schreibst. Dass ich mich auf Sonntage mehr freue als auf mein reguläres Training. Dass mir flau im Magen wird, wenn du mir eine Hand auf die Schulter legst.« Er hielt inne, ehe er etwas leiser fortfuhr. »Und dass ich dir das alles nicht einmal klar sagen kann.« Atobe überlegte lange, überlegte hin und her, bis er sich seiner nächsten Aussage so sicher war, dass er sie mit dem gleichen selbstbewussten Grinsen sagen konnte, das er immer versuchte zu tragen, wenn er die Kontrolle über eine Situation nicht verlieren wollte. »Für mich klingt das so, als hättest du auch Gefühle für mich.« »Nein«, antwortete Sanada reflexartig und viel zu schnell, um für einen von ihnen überzeugend zu klingen. Darauf schwiegen sie lange. Sanada, weil ihm nun endgültig die Worte fehlten, und Atobe, weil dies die letzte Situation war, mit der er vor ihrem Treffen gerechnet hatte. Nach einer Weile begann Sanada seinen Mund immer wieder zu öffnen und zu schließen, so als wollte er unbedingt etwas sagen, aber wüsste nicht wie. Schließlich räusperte er sich und fixierte Atobe mit festem Blick. »Ich...« Er stockte kurz, holte tief Luft und setzte dann erneut an. »Ich bin kein Mann für eine Nacht, aber ein bis zwei Stunden hätte ich schon Zeit.« Diesmal reichte Atobes Selbstkontrolle nicht aus. Mit offenem Mund starrte er sein Gegenüber an, völlig sicher, dass er sich verhört haben musste. Doch als er die Situation endlich vollkommen verstanden hatte, brach er in schallendes Gelächter aus. »Wo hast du das denn her?« »Yukimura meinte, dass ich das sagen soll, wenn wir an einem toten Punkt angekommen sind«, erklärte er, verwirrt darüber, dass Atobes Reaktion vollkommen anders war, als Yukimura ihm zugesichert hatte. Atobe hingegen hob eine Augenbraue und blickte ihn skeptisch an. »Und du glaubst wirklich, dass ihr Freunde seid?« Erst schien es so, als wollte er Yukimura verteidigen, doch letzten Endes starrte Sanada nur peinlich berührt den Boden an und stellte sich diese Frage gedanklich vermutlich immer und immer wieder selbst. »Na gut, Sanada, wie wäre es hiermit?« Atobe seufzte lautlos und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. »Wir küssen uns, und wenn dich das völlig kalt lässt, werde ich nicht mehr mit dir flirten, in Ordnung?« »K-küssen?« Wäre ihm nicht so sehr daran gelegen gewesen, dieses Desaster von einem Geständnis positiv enden zu lassen, hätte Atobe ihm gesagt, wie niedlich er aussah, wenn er sich so genierte. »Hast du eine bessere Idee?« Wenn er ganz ehrlich war, war Atobe unzufrieden damit, wie sie dieses Problem lösen wollten. Vor allem verglichen mit seinen anderen möglichen Plänen – die meisten beinhalteten Tennisplätze außerhalb Japans und vorangegangene Treffen mit berühmten Spielern, andere wiederum begannen ganz klassisch in einem Restaurant und endeten an einem Strand – war dies die wohl unspektakulärste, unangenehmste Variante. Er nahm an, dass Yukimura der Schuldige war, und auch wenn er noch nicht wusste, wie genau er es anstellen wollte, würde er ihn definitiv dafür büßen lassen. Zuerst galt es allerdings Schadensbegrenzung zu leisten, und wenn er sich Sanada so ansah, würde das ein hartes Stück Arbeit. Der andere schüttelte zwar auf seine Frage den Kopf, doch er sah alles andere als überzeugt aus. Als Atobe den Abstand zwischen ihnen überwand und eine Hand in seinen Nacken legte, meinte er sogar zu spüren, wie er zitterte. Innerlich schreiend atmete er einmal tief durch und küsste Sanada für einige kurze Sekunden auf die Lippen, bevor er wieder ein paar Schritte von ihm zurücktrat. Seinem Selbstwertgefühl zuliebe beschloss Atobe, den leicht glasigen Blick des anderen als Etappensieg zu verbuchen. Er wartete noch, ob Sanada vielleicht etwas sagen wollte, seufzte dann schließlich und gab sich für diesen Abend geschlagen. »Wenn du erst noch Zeit brauchst, darüber nachzudenken, können wir das auch wann anders klären«, meinte Atobe gedehnt und wartete auf irgendeine Art von Reaktion. Sanada wusste allerdings nicht, wie er darauf antworten sollte. Es war nicht so, dass ihm der Kuss nicht gefallen hätte. Eigentlich hatte er es ganz schön gefunden, aber gerade das verwirrte ihn noch mehr. Er war schon immer jemand gewesen, der sich eher durch Taten als durch Worte ausdrücken konnte, und genau aus diesem Grund vertraute er Taten auch sehr viel mehr. »Das nehme ich mal als Ja. Also da—« Atobe wollte sich gerade umdrehen und gehen, als Sanada ihn am Arm packte und zurückhielt. Einige Sekunden lang starrten sie sich einfach nur an, bis Sanada ihn so lange zu sich zog, bis sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Beide wirkten auf den ersten Blick vollkommen ruhig, doch Atobe musste sich eingestehen, dass sein Herz gerade so laut wie nie gegen seinen Brustkorb hämmerte. »Und was soll das jetzt werden?«, fragte Atobe atemlos, ohne ihren Blickkontakt zu unterbrechen. Sanada wirkte etwas verunsichert, blinzelte jeden Zweifel in seinem Blick jedoch schnell weg. »Ich... flirte mit dir«, erklärte er, unsicher, ob er das wirklich tat. Atobes kurzes, tiefes Auflachen verriet ihm jedoch schnell, dass er sich gar nicht so schlecht schlug. »Oho?« Wieder in seinem Element legte er seine Hand an Sanadas Wange und fuhr mit dem Daumen seine Unterlippe nach. »Hat dir mein Charme so sehr die Sprache verschlagen, dass du dich auf Taten verlassen musst?« Merklich gelassener als vorher rollte Sanada mit den Augen. »Halt doch einfach mal für einen Moment den Mund.« »Zwing mich doch«, raunte Atobe mit tiefer Stimme, ehe er den letzten Abstand zwischen ihren Lippen überwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)