I'll be yours von Dolly-Bird ================================================================================ Kapitel 1: Unerwiderte Liebe ---------------------------- Nachdem Sarah Alfred gebissen hatte stand sie auf und nahm seine Hand. Benommen tastete Alfred nach seinem Hals. Seine Hand zuckte erschrocken zurück als er die zwei kleinen Löcher fühlte. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen als Sarah ihn unbarmherzig mit sich zerrte. Sein Blick war verschwommen, er stolperte mehr als dass er lief. Wind, Schnee und Äste peitschen in sein Gesicht und zerrten an seiner Kleidung und seinen Haaren. Alfred wusste nicht wie lange er nun schon mit gezerrt wurde, geschweige denn in welche Richtung. Erst als Sarah stehen blieb stellte er erschrocken fest, dass sie wieder vor dem Schloss standen. Doch dieses Mal standen der furchteinflößende Graf und sein Sohn bereits im Tor und erwarteten sie scheinbar schon. Sarah ließ Alfreds Hand los und lief strahlend auf den Grafen zu. Dieser lächelte sogar leicht. Während Sarah noch breiter grinste lief es Alfred bei diesem Anblick kalt den Rücken herunter. Doch ehe er sich versah stand er allein mit Herbert im Schlosstor. Dunkel glaubte sich Alfred daran zu erinnern den Professor vorbeihuschen gesehen zu haben, doch sicher war er sich nicht. Verwundert blickte er sich um. Sarah hatte ihn doch tatsächlich wie bestellt und nicht abgeholt stehen lassen! Aber wieder wurden seine Gedanken unterbrochen, dieses Mal von Herbert: „Cherie, komm mit, du musst einen unglaublichen Durst haben.“ Plötzlich fühlte sich Alfreds Hals total trocken und rau an. Er glaubte noch nie in seinem Leben so einen Durst gehabt zu haben. Widerstandslos ließ er sich mitziehen, durch endlose Gänge, ohne auf den Weg zu achten. Irgendwann fand er sich in einer Küche wieder. Herbert drückte ihm ein Glas mit roter Flüssigkeit in die Hand. Alfred wusste, dass es Blut war und dass es ihn eigentlich anwidern müsste. Aber allein der metallische Geruch ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen und er leerte das Glas in einem Zug. Herbert schenkte ihm noch einige Male nach, bis Alfred genug hatte. Genießerisch leckte er sich über die Lippen und bemerkte nicht wie Herberts Blick seiner Zunge wie gebannt folgte. „Die Sonne wird bald aufgehen, wir sollten uns schlafen legen“, sagte Herbert und rief sich selbst zur Ordnung. Er bedeutete Alfred ihm zu folgen, was dieser auch bereitwillig tat. Die Ereignisse der letzten Stunden waren doch recht kräfteraubend. Auf dem Weg zur Gruft sagte Herbert in möglichst neutralem Ton: „Da wir allerdings keine Särge auf Reserve haben würde ich vorschlagen du schläfst bei mir.“ Alfred blieb wie angewurzelt stehen. Das konnte nicht sein Ernst sein! Herbert blieb stehen und drehte sich zu dem anderen um: „Entweder du schläfst bei mir oder du setzt dich der Sonne aus. Und glaub mir, das willst du nicht. Es ist ein langsamer, schmerzhafter, grausamer Tod.“ Alfred schluckte bei diesen Optionen und entschied sich für das kleinere Übel. Ernst sah er Herbert an: „Ich hoffe du kannst deine Finger bei dir behalten. Ich mache das nur weil ich keine Wahl habe.“ Als Antwort zog der Angesprochene nur eine Augenbraue hoch. Der zweite Satz hatte ihm einen Stich versetzt, doch er ließ sich nichts anmerken. In der Gruft angekommen ging Herbert zu seinem Sarg und schob den Deckel zur Seite. Zögerlich folgte ihm Alfred. Er war erst vor kurzem hier gewesen, aber das konnte er schlecht Herbert sagen. Als er vor dessen Sarg stand zögerte Alfred. „Nach dir“, lächelte Herbert ihn an. Innerlich seufzend kletterte Alfred in den Sarg und Herbert folgte ihm. Alfred drückte sich eng an die Wand, aber trotz dass es recht geräumig war konnte er Körperkontakt nicht verhindern. Herbert stimmte es traurig, dass Alfred so offensichtlich von ihm wegrückte, doch er nahm es kommentarlos hin. Als Alfred am nächsten Abend erwachte spürte er eine angenehme Wärme an seiner Seite. Noch im Halbschlaf kuschelte er sich an die Wärmequelle und döste noch einige Zeit friedlich weiter. Herberts Herz hätte einen Hüpfer gemacht wenn es noch schlagen würde. Vorsichtig strich er durch Alfreds blonde Locken und flüsterte ein „guten Abend“. Der Angesprochene murmelte, dann riss er erschrocken die Augen auf und setzte sich aus Reflex ruckartig auf. Zumindest wollte er es bis sein Kopf schmerzhaft Bekanntschaft mit dem Sargdeckel machte. Stöhnend hielt er sich den Kopf. Herbert blickte ihn besorgt an: „Geht es?“ Langsam nickte Alfred. Er war ziemlich erschrocken darüber, dass er so eng neben Herbert geschlafen hatte. Dieser hob abwehrend die Hände: „Hey, schau mich nicht so an! Du hast dich im Schlaf an mich gekuschelt, nicht umgekehrt.“ Alfred sagte nichts mehr dazu. Herbert schob den Deckel zur Seite und stieg aus dem Sarg. Dann reichte er dem anderen eine Hand und half ihm. „Sarah!“ rief Alfred erfreut aus, als er sie erblickte. Doch diese sah ihn nur kühl an. „Guten Abend Alfred.“ Mit diesen Worten verließ sie mit dem Grafen die Gruft und würdigte ihn keines Blickes mehr. Herbert stimmte es traurig und wütend zugleich. Was bildete sie sich eigentlich ein? Nur weil sein Vater sie als sein neues Sternenkind auserkoren hatte glaubte sie sie könnte sich aufführen wie eine Prinzessin. Sie war nicht mehr als ein Mädchen aus dem Dorf, ungebildet und von den Eltern wohlbehütet. Es war nur eine Frage der Zeit bis sein Vater ihrer überdrüssig wurde und sich ein neues Spielzeug suchte. Noch dazu hatte Alfred so viel auf sich genommen um sie zu retten. Das war ihr Dank? Herbert schüttelte nur den Kopf darüber. Verzogenes Gör. „Komm Alfred, wir gehen erst einmal frühstücken“, lächelte er ihn an. Wortlos ließ Alfred sich mitziehen. Sarah hatte ihm gerade ganz schön weh getan. So vergingen die Monate und Alfred gestand sich immer mehr ein, dass Sarah ihn nur ausgenutzt hatte. Das Einzige was sie wollte war der Graf und Baden. Alfreds Gefühle waren ihr egal. Herbert versuchte die ganze Zeit Alfred abzulenken und aufzumuntern, doch dieser war viel zu niedergeschlagen. Er war das erste Mal verliebt gewesen, und dann sowas! Manchmal wenn er in die Bibliothek ging begegnete er Professor Abronsius, oder hörte ihn nur. Allmählich glaubte Alfred, dass der Professor verrückt geworden war. Der schien sich auch nur von Luft und Büchern zu ernähren. Wenn er Alfred sah drückte er ihm immer irgendwelche Bücher in die Hand, murmelte Namen von längst verstorbenen Wissenschaftlern und verschwand in den Regalen. Anfangs hatte Alfred sich noch die Mühe gemacht mit Professor Abronsius zu reden, doch das war absolut sinnlos. Der Professor hörte ihm gar nicht zu, wie eigentlich immer. So verbrachte Alfred die Nächte damit Trübsal zu blasen wegen Sarah und der ganzen Situation. Oder er ließ sich von Herbert umwerben. Dieser gab sich alle Mühe, doch Alfred nahm es nie für voll. Auch teilte er immer noch den Sarg mit ihm. Anfangs hatte Alfred Herbert noch nach einem eigenen Sarg gefragt, doch dieser hatte ihn so lange vertröstet, bis Alfred aus purer Gewohnheit bei ihm schlief. Doch eines Abends stritten der Graf und Sarah heftig. Sofort kam sie zu Alfred gerannt um sich bei ihm auszuweinen. Dieser war erst einmal so überrumpelt, dass er gar nicht wusste was er machen sollte. Da kam auch schon Herbert zu ihnen. Es machte ihn unglaublich wütend Sarah in den Armen von Alfred zu sehen. Ohne weiter darüber nachzudenken riss er die beiden auseinander und schrie Sarah an was ihr einfiele jetzt zu Alfred zu kommen wo sein Vater sie nicht mehr wollte. Sarah stritt es sofort ab, doch Herbert schickte sie fauchend weg. Alfred sah ihn wütend an: „Was sollte das gerade?“ Mit einem Schlag war Herberts Wut verraucht. Doch er konnte nicht zulassen, dass Alfred diesem Gör hinterher laufen würde, nur weil sie ein paar Tränen vergoss. Es lief doch gerade so gut zwischen ihnen. „Glaubst du wirklich sie beachtet dich noch wenn sie sich mit meinem Vater wieder versöhnt hat?“ fragte Herbert Alfred ernst. Der Angesprochene senkte seinen Blick zu Boden. Herbert hatte Recht. „Nein…“, flüsterte Alfred. Trotz allem tat die Erkenntnis weh. „Ich verstehe sowieso nicht wieso du ihr immer noch hinterherrennst! Nur weil sie dir mal schöne Augen gemacht hat?“ Alfred öffnete seinen Mund um etwas zu erwidern, doch Herbert hatte gerade erst begonnen: „Seit deiner Ankunft hier kümmere ich mich um dich, versuche dich aufzumuntern, zeige dir die Vorteile des Vampirseins. Doch kaum schnippt Sarah mit dem Finger läufst du ihr hinterher wie ein Schoßhündchen! Ist das dein Dank? Ich liebe dich, Alfred! Seit ich dich das erste Mal gesehen habe! Aber das ist dir scheinbar egal. Warum? Weil ich ein Mann bin? Dafür kann ich nichts. Aber eigentlich sollte das Geschlecht keine Rolle spielen wenn es um die Liebe geht. Oder nicht?“ Herbert machte eine kurze Pause um Luft zu holen und blickte in Alfreds erschrockenes Gesicht. Dieser setzte an etwas zu sagen, doch Herbert schnitt ihm das Wort ab: „Mach dir nicht die Mühe.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand. Sprachlos blieb Alfred allein zurück. Kapitel 2: Wenn Liebe schmerzt ------------------------------ Es tat weh. Es tat so unglaublich weh. Es tat weh ihn zu sehen, neben ihm zu stehen und doch zu wissen dass er unerreichbar war. Herbert wusste, dass Alfred nur Augen für Sarah hatte, doch sein dummes, untotes Herz hatte sich trotzdem in ihn verliebt. Wenn er doch nicht so unglaublich niedlich aussehen würde! Herbert hatte in seinem langen Leben schon so viele Jünglinge gesehen, doch kaum einer hatte ihm auf den ersten Blick so gut gefallen wie Alfred. Klar, es war nicht die feine Art den anderen so zu überrumpeln wie damals im Bad, aber Herbert war niemand der lange um den heißen Brei schlich. Er fiel eher mit der Tür direkt ins Haus. Doch Alfred hatte Angst vor ihm gehabt. Und ganz offensichtlich kein Interesse an Herbert. Aber trotzdem hatte er begonnen sich eine Zukunft mit ihm auszumalen. Hatte gedacht, er könnte der Eine, der Richtige, sein. Doch Alfred wollte ihn nicht. Herbert hatte es die ganze Zeit gewusst, aber die Flamme der Hoffnung wollte nicht erlöschen. Erst als Alfred ihm deutlich sagte, dass er einfach nicht auf Männer stand, sah er es ein. Es hatte keinen Zweck, er konnte ihn doch nicht zwingen. Es war nicht das erste Mal, dass Herbert zurückgewiesen wurde, aber das erste Mal, dass es wirklich schmerzte. Obwohl es offensichtlich war. Alfred gab ihm ja nicht einmal eine Chance ihn wirklich kennen zu lernen. Wäre Herbert eine Frau, hätte er diese Möglichkeit mit Sicherheit bekommen. Aber so? Es war zum heulen. Hätte er sich doch nicht so große Hoffnungen gemacht! Er schimpfte sich selbst einen Narren. Doch ihm war klar, dass er es beim nächsten Mal genauso machen würde. Er stürzte sich immer blindlings ins nächste Abenteuer, auch auf die Gefahr hin verletzt zu werden. Und leider passierte das bisher fast jedes Mal. Fürs erste hatte er wirklich genug davon. Er hatte den Scherbenhaufen, der sein untotes Herz darstellte, gerade erst wieder zusammengeklebt. Die letzte Liebelei in die er sich gestürzt hatte, hatte ein abruptes Ende gefunden. Und nun kam ein hübscher Jüngling, verdrehte ihm den Kopf und brach ihm wieder das Herz. Herbert wusste nicht, wie oft er das noch aushalten würde. Er war in dieser Hinsicht nun mal ein wenig zu optimistisch. Er wollte nicht mehr verletzt werden. In den Büchern die er so gerne las gab es auch immer ein Happy End. Egal ob Prinz und Bürgerliche oder umgekehrt. Die Herkunft spielte keine Rolle. Auch wenn sie sich am Anfang nicht mochten verliebten sich die Charaktere doch jedes Mal ineinander und lebten glücklich zusammen bis an ihr Lebensende. So etwas wollte er auch! War das denn zu viel verlangt? Jemand der ihn so liebte wie er war. Nicht eine Vorstellung von dem was er sein könnte. Der ihm nicht immer wieder seine Fehler vorhielt. Herbert wusste, dass er nicht perfekt war. Aber wer war das schon? Noch dazu wäre das doch auch viel zu langweilig. Oft saß er nachts am Fenster und starrte in die Nacht oder betrachtete die Sterne und den Mond. Wie oft wünschte er sich jemanden an seiner Seite? Oder einfach jemanden der ihn in den Arm nahm. Von seinem Vater konnte er das nicht erwarten. Dieser war viel zu sehr mit sich selbst und seinen Sternenkindern beschäftigt, als dass er merken würde was wirklich in Herbert vorging. Oft fühlte er sich einsam und allein gelassen. Aber er hatte niemandem dem er das anvertrauen könnte. Ein wortwörtlich ewiges Leben hatte auch Nachteile. I don't quite know How to say How I feel Mit Tränen in den Augen sah Herbert den Schneeflocken zu wie sie langsam auf die Erde fielen. Die Landschaft war komplett weiß, es schneite schon seit Tagen dicke Flocken. Eigentlich mochte er diesen Anblick, doch jetzt stimmte es ihn eher traurig. So oft hatte Herbert sich schon vorgestellt in solchen Momenten jemanden an seiner Seite zu haben. Doch dazu war es bisher nie gekommen. Er war ein hoffnungsloser Romantiker, das war ihm bewusst. Aber so war er nun einmal. If I lay here If I just lay here Would you lie with me and just forget the world? Immer wieder hörte Herbert die Worte die Alfred zu ihm gesagt hatte, einige Tage nachdem er ihn angeschrien hatte wegen Sarah. Als diese sich bei ihm ausweinen und Alfred sie trösten wollte. Wie Alfred nervös und unsicher vor ihm stand und dann doch den Mut fand Herbert fest in die Augen zu sehen und die Worte sagte die dieser niemals von Alfred hatte hören wollen: „Du bist wirklich sehr nett, und der erste der mir wirklich zuhört, aber ich fühle mich nicht zu Männern hingezogen. Ich hoffe du verstehst das.“ Herberts Mund brachte ein schiefes Lächeln zustande und sagte: „Ja natürlich. Ich kann dich schlecht zwingen.“ Doch in seinem Inneren zerbrach in diesem Augenblick etwas. Schüchtern und entschuldigend lächelte Alfred und ging. Herbert behielt das Lächeln so lange aufrecht, bis der andere außer Sicht war. Immer wieder hallten die Worte in seinem Kopf wider. Ich hoffe du verstehst das. Am liebsten hätte er geschrien. Nein! Er verstand es nicht! Überhaupt nicht! Gar nichts konnte er verstehen! Es war doch einfach nur ungerecht. Wie oft hatte er schon gehört, dass er sehr nett wäre, oder gutaussehend. Aber gereicht hatte es nie. Ich hoffe du verstehst das. Herbert schnaubte abfällig. Natürlich konnte er es irgendwo verstehen, schließlich war Alfred mit diesen Moralvorstellungen, dass ein Mann eine Frau zu lieben und heiraten hatte und nicht einen Mann, aufgewachsen und erzogen worden. Aber es machte ihn trotzdem unglaublich wütend. Herbert wusste nicht wohin mit diesen Gefühlen. Jede Kleinigkeit brachte ihn auf die Palme. Dinge über die er sonst hinwegsah machten ihn nun rasend vor Wut. Er musste sich sehr zusammenreißen nicht die Einrichtung zu demolieren oder die anderen Schlossbewohner anzuschreien. Er war so unglaublich wütend. Wütend, verletzt und traurig. Er schallt sich selbst einen Narren. Er war doch selbst Schuld wenn er sich immer so große Hoffnungen machte. Ich hoffe du verstehst das. Dieser Satz wiederholte sich in seinem Kopf wie eine Schallplatte die hing. Am liebsten würde er zu Alfred gehen und ihn schütteln und anschreien, seinen Gefühlen endlich ein Ventil geben. Doch das ging nicht. Stattdessen schluckte Herbert sie immer wieder runter. Wenn er Alfred sah zwang er sich zu einem Lächeln das kaum gezwungener und aufgesetzter sein könnte. Es erreichte auch nicht mehr seine Augen. Sie wussten beide dass Herberts Lächeln und Freundlichkeit nicht echt waren und sie wussten, dass es der jeweils andere wusste. So gingen sie sich die meiste Zeit aus dem Weg. Alfred tat es unglaublich leid. Immer wenn sie sich zufällig begegneten setzte er an Herbert anzusprechen, doch dessen kalter Blick ließ seinen Mut sofort wieder verschwinden. Herbert bemerkte durchaus, dass Alfred etwas sagen wollte, sich wohl entschuldigen wollte, doch Herbert wollte und konnte es nicht hören. Seine Antwort würde auch nicht sonderlich nett ausfallen. Er konnte in Alfreds Augen sehen dass dieser unter der Situation litt, aber das war Herbert nur recht. Er sollte nicht der Einzige sein dem es schlecht ging. Noch dazu war es auch unter anderem Alfreds Schuld. Es hätte nur noch gefehlt, dass dieser gesagt hätte, dass er Herbert nicht verletzen wollen würde. Snow Patrol – Chasing Cars Kapitel 3: Erkenntnis --------------------- Nachdem Herbert ihm die Meinung gesagt hatte ging Alfred auf den Friedhof, dort hatte er durch Zufall einen leeren Sarg entdeckt. Er konnte und wollte nun nicht den Tag neben Herbert verbringen. Und er war sich sicher, dass Herbert ihn auch nicht mehr bei sich haben wollte. Nachts ging er in die hintersten Ecken der Bibliothek um Herbert möglichst nicht zu begegnen. So vergingen einige Wochen. Anfangs hatte Alfred versucht die Zeit sinnvoll zu nutzen und las Bücher, doch nach ein paar Tagen hatte er es wieder aufgegeben. Er konnte sich einfach nicht auf den Inhalt konzentrieren. Immer wieder sah er Herberts wütendes, verletztes Gesicht vor sich. Und wenn er es endlich schaffte das Bild vor seinem inneren Auge zu verdrängen sah er Herbert lächelnd vor sich. Seine leuchtenden Augen wenn er Alfred mit Begeisterung den atemberaubenden Ausblick über die Landschaft zeigte, den man vom dem höchsten Turm des Schlosses hatte. Oder sein Lachen, wenn sie sich eine erbitterte Schneeballschlacht lieferten. Anfangs hatte Herbert immer gewonnen, unter anderem auch weil Alfred sich nicht getraut hatte ihm ernsthaft entgegen zu treten. Doch das hatte sich mit der Zeit gelegt. Alfred erinnerte sich daran als Herbert ihm den Sonnenaufgang zeigte. Sie waren nicht weit von der Gruft entfernt um sich schnell in die sichere Dunkelheit flüchten zu können. Es war ein winziges Fenster durch das wenig Licht fiel, doch der Anblick war einfach nur atemberaubend. „Herbert, das ist wunderschön!“, hatte Alfred sprachlos gehaucht. „Ja, das ist es wirklich.“ In diesem Moment hatte Alfred sich zu dem anderen umgewandt und begegnete einem Blick voller Liebe, der sein untotes Herz erwärmte. Und er galt ihm. Er war drauf und dran in diesen blauen Augen zu versinken. Es waren nur Sekunden, dann schien Herbert aus seinen Gedanken zu Schrecken und packte Alfreds Hand und stürmte mit ihm zur Gruft. Beinahe hätten sie die Zeit vergessen. Zu ihrem Glück war der Graf schon mit Sarah in ihrem Sarg verschwunden. Nachdem Herbert den Deckel Sargs über ihnen geschlossen hatte kicherte er leise: „Puh, das war knapp.“ Alfred schmunzelte und nickte. „Einmal hat mein Vater mich erwischt, als ich den Sonnenaufgang betrachtet habe und dann fast zu spät in die Gruft kam. Das hatte gehörigen Ärger gegeben. Ich musste zuvor durch das halbe Schloss hetzen bis ich in der Gruft war. Ich war noch ein Jungvampir und hatte mich noch nicht ganz damit abgefunden nie wieder einen Sonnenaufgang sehen zu können. Mein Vater war außer sich vor Sorge und hätte mich am liebsten in der Gruft festgebunden. Die folgenden Wochen hatte er immer penibel darauf geachtet dass ich immer frühzeitig in meinem Sarg war.“ Mit großen Augen hatte Alfred ihm zugehört. „Wir sollten jetzt aber wirklich schlafen.“ Flüsterte Herbert und schloss seine Augen. Wehmütig dachte Alfred daran zurück. Die ganze Zeit kreisten seine Gedanken um Herbert. Auch am Tag wenn er dann alleine in dem ungemütlichen Sarg auf dem Friedhof lag. Eine kleine Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm zu, dass es mit Herbert an seiner Seite viel gemütlicher wäre. Alfred hatte bis dahin nie so nah neben einer anderen Person geschlafen. Er hatte sich schnell daran gewöhnt neben Herbert zu schlafen und später auch mit diesem zu kuscheln. Nun vermisste Alfred dessen Nähe. Doch er wollte es nicht wahrhaben. Wäre Herbert eine Frau wären sie mit ziemlicher Sicherheit schon längst ein Paar. Aber so? Sie waren beide Männer, das ging doch nicht! Das durfte man nicht. So hatte er es von klein auf gelernt. Ein Mann gehörte zu einer Frau und nicht zu einem anderen Mann. In Gedanken sagte Alfred sich das immer wieder vor. Doch eine kleine Stimme in seinem Unterbewusstsein flüsterte ihm immer wieder zu: „Bist du dir da sicher?“ Anfangs bejahte er diese Frage immer, aber mit der Zeit wurde seine Überzeugung immer schwächer, bis sie gänzlich verschwand. Stimmte es? Konnten nur Mann und Frau zusammen sein? Und galt dies nicht nur für Menschen? Aber hatte er in seinem Studium nicht gelernt, dass es immer wieder gleichgeschlechtliche Paare gab? Wenn auch nur heimlich, da dies von der Gesellschaft nicht akzeptiert wurde. Waren es vielleicht doch nur die Moralvorstellungen der Menschen? Galten diese überhaupt noch für ihn, wo er doch kein Mensch mehr war? Als Mensch trank man auch kein Blut, als Vampir schon. Wenn ein Mensch einen anderen tötete wurde er bestraft. Wenn ein Vampir einen Menschen tötete wurde der Vampir nicht von anderen Menschen bestraft, schließlich brauchten sie das Blut als Nahrung. Galt das auch für die Liebe? Durfte er nun lieben wen er wollte, egal ob Mann oder Frau? Gerne hätte Alfred jemanden gefragt, doch er wusste nicht wen. Fragen über Fragen und keine Antwort. Der Graf schien offensichtlich keine Probleme damit zu haben, dass sein Sohn die Gesellschaft anderer Männer bevorzugte. Lag es also nur an seinen anerzogenen Moralvorstellungen? Alfred konnte nicht sagen wie viele Tage und Nächte er schon damit verbracht hatte darüber zu grübeln was richtig und falsch war. Und ob es überhaupt ein Richtig und Falsch gab. Irgendwann beschloss er, dass es keinen Wert hatte und lenkte seine Gedanken in eine neue Richtung. Konnte er sich vorstellen einen Mann zu küssen? Herbert zu küssen? Alfred hatte noch nie jemanden geküsst, aber wieso sollte es anders sein als wenn er eine Frau küssen würde? Mit gewissem Schrecken musste er feststellen, dass er die Frage recht leicht mit „ja“ beantworten konnte. Er konnte sich tatsächlich vorstellen Herbert zu küssen! Und dann? Könnte er mit ihm schlafen? Alfred schob diesen Gedanken rasch zur Seite. Er war sich nicht einmal sicher ob das überhaupt möglich war. So ging er zur nächsten Frage über: konnte er sich vorstellen Herbert zu lieben? Wäre er eine Frau hätte Alfred diese Frage sofort bejaht. Wieso also jetzt nicht? Ihm fiel nicht auch nur ansatzweise ein Grund ein, wieso nicht. Wenn er an Herberts leuchtende Augen dachte, sein strahlendes Lächeln oder dieser Blick voller Liebe und Zuneigung der er ihm manchmal schenkte wurde Alfred ganz warm und ihn überkam ein Gefühl tiefster Zufriedenheit und Glück. Dann fühlte er sich sicher, auch wenn Herbert gar nicht in der Nähe war. Wenn er ihn vor seinem inneren Auge sah legte sich unbewusst ein kleines, glückliches Lächeln auf Alfreds Lippen. Bei Sarah hatte er nie so gefühlt. Diese Erkenntnis traf ihn unerwartet. Plötzlich hatte Alfred das Gefühl, dass die Antwort auf all seine Fragen zum Greifen nah war. War es tatsächlich so einfach? Ganz langsam sickerte die Erkenntnis bis zu seinem Bewusstsein durch. Sofort sprang Alfred von seinem Stuhl auf, so schwungvoll, dass dieser umfiel. Aber das war ihm egal, er bekam es nur am Rande mit. Alfred stürmte durch die endlos vielen Gänge des Schlosses auf der Suche nach Herbert. Als er ihn endlich sah rannte er strahlend auf ihn zu: „Herbert!“ Der Angesprochene drehte sich zu Alfred um: „Keine Sorge, ich bin gleich weg, dann kannst du das Bad haben.“ Verwundert schaute er Herbert an, bis ihm klar wurde wo er gerade stand, vor der Tür zu Herberts Badezimmer. „Oh…“ Herbert war im Begriff zu gehen, da hielt Alfred ihn am Arm fest: „Herbert, warte. Ich muss dir etwas sagen!“ Er blieb zwar stehen, drehte sich jedoch nicht um. Er ertrug den Gedanken nicht in Alfreds strahlende Augen zu sehen und zu hören, dass dieser ein nettes Mädchen kennen gelernt hatte. Doch Alfred redete unbeirrt weiter bevor ihn der Mut verließ. „Herbert, ich bin verliebt! Weißt du auch in wen?“ Die erwartete Reaktion blieb aus, stattdessen bekam Alfred nur ein leises „nein“ als Antwort. Energisch drehte er Herbert zu sich um, er wollte ihm schließlich in die Augen sehen wenn er es ihm sagte. Seufzend drehte Herbert sich zu ihm um. Auch wenn er das Gefühl hatte gerade seinem Henker gegenüber zu stehen. Alfred lächelte ihn breit und glücklich an. Dann sagte er die Worte, die Herbert nicht mehr glaubte je aus dessen Mund zu hören: „Ich liebe dich.“ Kapitel 4: Ich liebe dich ------------------------- „Was?“ fragte Herbert. Er war sich sicher, dass er sich verhört hatte. Das wäre zu schön um wahr zu sein! Alfreds Grinsen wurde noch breiter als er die Worte wiederholte: „Ich liebe dich, Herbert!“ Er konnte zusehen wie bei diesem allmählich die Bedeutung durchsickerte was Alfred zu ihm sagte. „Sag das nochmal!“ flüsterte Herbert atemlos. Er wollte sicher gehen dass er nicht träumte. Der Angesprochene schmunzelte und wiederholte die drei berühmten Worte: „Ich liebe dich.“ „Oh Alfred!“ Herbert zog ihn in seine Arme und hielt ihn fest an sich gedrückt. Der Kleinere ächzte: „Nicht so fest, du erdrückst mich!“ „Entschuldige“, lächelte Herbert verlegen. „Ich bin nur so glücklich!“ Alfred lächelte ihn entschuldigend an: „Tut mir leid dass ich dir solchen Kummer beschert habe. Es hat lange gedauert bis ich zu dieser Erkenntnis kam.“ „Ach, vergessen und vergeben. Das einzige das zählt ist jetzt“, winkte Herbert ab. Dann nahm er Alfreds Hand und zog ihn Richtung Gruft: „Die Sonne wird bald aufgehen, wir sollten uns schlafen legen.“ Auf dem Weg fiel Herbert ein: „Sag mal, wo warst du eigentlich die letzten Wochen? Ich habe mir ernsthafte Sorgen um dich gemacht! Ich hatte befürchtet dass du dich vielleicht der Sonne ausgesetzt hattest, unfreiwillig.“ „Das wollte ich nicht, tut mir leid. Ich hab auf dem Friedhof in einem leeren Sarg geschlafen.“ Herbert erwiderte nichts mehr darauf, sie hatten die Gruft auch schon erreicht. Als beide im Sarg aneinander gekuschelt lagen war an Schlaf nicht zu denken. Herbert war viel zu glücklich und Alfred viel zu aufgeregt. Wenn er ehrlich zu sich war überraschte ihn die Zurückhaltung des Anderen doch ein wenig. Da musste er nur an den Zwischenfall im Bad damals zurückdenken. Alfred wartete noch einige Minuten darauf dass Herbert die Initiative ergriff, doch vergebens. Also fasste er sich ein Herz, bevor ihn der Mut wieder verließ: „Du Herbert?“ „Ja?“ „Willst du...Ich meine, ähm, willst du nicht, äh…“ stotterte Alfred nervös. Wäre er noch ein Mensch wäre er knallrot angelaufen. „Was will ich?“ fragte Herbert schmunzelnd um den Anderen zu necken. „Ein…ein Kuss. Vielleicht…?“ stotterte er. „So?“ fragte Herbert verführerisch. Alfred bekam nur noch ein Nicken zustande. Er war viel zu aufgeregt. Herbert konnte es sich denken und lächelte ihn beruhigend an, dann beugte er sich langsam zu Alfred rüber. Ganz sachte legte er seine Lippen auf die des anderen. Im ersten Moment versteifte sich Alfred, war dies schließlich sein erster Kuss und er hatte doch keine Ahnung. Herbert hielt still und ließ ihm Zeit sich daran zu gewöhnen. Als er spürte, dass Alfred sich entspannte intensivierte er vorsichtig den Druck. Sein untotes Herz machte einen Hüpfer als Alfred den Kuss zaghaft erwiderte. Langsam intensivierte Herbert den Druck. Nach einigen Sekunden, es fühlte sich für beide fast wie eine Ewigkeit an, lösten sie sich voneinander. „Und wie war das?“ fragte Herbert lächelnd. Als Antwort zog Alfred ihn zu sich, um ihn zu küssen. Dieses Mal erbat Herbert mit seiner Zunge um Einlass, der ihm auch gewährt wurde. Langsam erkundete er Alfreds Mund und stupste dann dessen Zunge an und forderte ihn zu einem Duell heraus. Als sie sich wieder voneinander lösten fühlte Alfred sich wie berauscht. „Willst du mehr?“ fragte Herbert mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht als er Alfreds verschleierten Blick sah. Dieser brachte nur ein schwaches Nicken zustande. So vergingen einige Tage. Herbert stellte fest, dass Alfred wesentlich entspannter war, wenn sie zu zweit im Sarg waren und sie mit Sicherheit niemand stören oder sehen würde. In der ersten darauffolgenden Nacht hatte er versucht Alfred in der Bibliothek zu küssen, doch als dieser Schritte hörte und dann die Stimme des Professors brachte er sofort Abstand zwischen sie. In diesem Fall konnte Herbert es sogar noch verstehen. Aber als sie sich später in einem verlassenen Gang küssten und sie die schlurfenden Schritte von Koukol hörten löste Alfred sich auch abrupt von ihm. Herbert nahm es hin, zumindest fürs Erste. Das war schließlich kein Dauerzustand. Ein paar Tage später begann Herbert vorsichtig Alfred zu streicheln während sie aneinander gekuschelt im Sarg lagen. Alfred genoss es sehr an der Seite des anderen jeden Morgen einzuschlafen und jeden Abend aufzuwachen. Und er mochte es sehr Herbert zu küssen, wie er sich eingestehen musste. Allerdings spürte er, dass er nur sehr schwer eine körperliche Reaktion unterdrücken konnte. Alfred wusste nicht wieso, aber er wollte nicht dass Herbert spürte wie sehr ihn dessen Küsse erregten. Noch dazu war er sich nicht sicher ob sie überhaupt miteinander schlafen könnten. Er traute sich aber auch nicht den anderen zu fragen. Als Herbert dann auch noch damit begann Alfred beim Küssen zu streicheln konnte dieser sich nicht mehr zurückhalten. Allerdings merkte er es erst als Herbert sich von ihm mit einem wissenden Grinsen löste und es in seiner Hose schon unangenehm drückte. Erschrocken darüber hielt Alfred sich die Hände vors Gesicht. Doch Herbert zog sie wieder weg und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen: „Hey, das ist doch ganz normal. Du hast keinen Grund dich dafür zu schämen.“ Mit diesen Worten legte sich Herbert halb auf Alfred, so dass dieser deutlich spüren konnte, dass es ihm nicht anders ging. Er nahm Alfreds Hand und führte sie zu seiner Mitte. Dabei beobachtete Herbert genau seine Reaktion: „Siehst du, ist doch gar nicht schlimm.“ Unsicher nickte Alfred. Es war komisch einen anderen Mann so anzufassen. Einige Wochen später hatte Alfred das Gefühl sein Kopf würde platzen wenn er nicht endlich eine Antwort auf diese Frage bekam, ob es möglich war mit Herbert zu schlafen. Er hatte festgestellt, dass Herbert sehr offen war und ihm freudig zeigte was ihm gefiel. Alfred genoss die Zeit mit ihm sehr. Allerdings traute er sich immer noch nicht den Anderen außerhalb ihres Sargs zu küssen. So standen sie oft erst mitten in der Nacht auf. So auch in dieser Nacht. Der Graf und Sarah hatten die Gruft vor ein paar Minuten verlassen und Alfred beschloss, dass nun der richtige Zeitpunkt war: „Herbert, ähm, kann…kann ich dich etwas fragen?“ „Alles was du möchtest Cherie“, lächelte Herbert ihn liebevoll an. „Können, also ähm…können Männer miteinander…äh“, stotterte Alfred. „Ganz ruhig Cherie, frag einfach“, schmunzelte Herbert. Alfred holte tief Luft: „Können Männer miteinander schlafen? Also so richtig?“ „Was bedeutet so richtig?“ fragte Herbert mit hochgezogenen Augenbrauen. Wäre es Alfred noch möglich wäre er rot wie eine Tomate: „Naja…so wie, ähm, wie ein Mann mit…mit einer Frau.“ Er wurde zum Ende hin so leise, dass Herbert es fast nicht verstanden hätte. Dann lächelte er breit: „Na klar geht das. Soll ich er dir zeigen?“ Ein anzügliches Grinsen legte sich auf seine Lippen und er beugte sich zu Alfred nach unten. Doch dieser schob ihn weg: „Aber doch nicht jetzt!“ Herbert schürzte die Lippen: „Nenn mir einen guten Grund wieso nicht. Die Nacht hat gerade erst begonnen.“ Der Angesprochene grinste frech: „Wie wäre es mit der Hochzeit deines Vaters?“ Damit ist diese kurze Geschichte auch schon zu Ende. Ich hoffe es hat euch gefallen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)