I'll be yours von Dolly-Bird ================================================================================ Kapitel 1: Unerwiderte Liebe ---------------------------- Nachdem Sarah Alfred gebissen hatte stand sie auf und nahm seine Hand. Benommen tastete Alfred nach seinem Hals. Seine Hand zuckte erschrocken zurück als er die zwei kleinen Löcher fühlte. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen als Sarah ihn unbarmherzig mit sich zerrte. Sein Blick war verschwommen, er stolperte mehr als dass er lief. Wind, Schnee und Äste peitschen in sein Gesicht und zerrten an seiner Kleidung und seinen Haaren. Alfred wusste nicht wie lange er nun schon mit gezerrt wurde, geschweige denn in welche Richtung. Erst als Sarah stehen blieb stellte er erschrocken fest, dass sie wieder vor dem Schloss standen. Doch dieses Mal standen der furchteinflößende Graf und sein Sohn bereits im Tor und erwarteten sie scheinbar schon. Sarah ließ Alfreds Hand los und lief strahlend auf den Grafen zu. Dieser lächelte sogar leicht. Während Sarah noch breiter grinste lief es Alfred bei diesem Anblick kalt den Rücken herunter. Doch ehe er sich versah stand er allein mit Herbert im Schlosstor. Dunkel glaubte sich Alfred daran zu erinnern den Professor vorbeihuschen gesehen zu haben, doch sicher war er sich nicht. Verwundert blickte er sich um. Sarah hatte ihn doch tatsächlich wie bestellt und nicht abgeholt stehen lassen! Aber wieder wurden seine Gedanken unterbrochen, dieses Mal von Herbert: „Cherie, komm mit, du musst einen unglaublichen Durst haben.“ Plötzlich fühlte sich Alfreds Hals total trocken und rau an. Er glaubte noch nie in seinem Leben so einen Durst gehabt zu haben. Widerstandslos ließ er sich mitziehen, durch endlose Gänge, ohne auf den Weg zu achten. Irgendwann fand er sich in einer Küche wieder. Herbert drückte ihm ein Glas mit roter Flüssigkeit in die Hand. Alfred wusste, dass es Blut war und dass es ihn eigentlich anwidern müsste. Aber allein der metallische Geruch ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen und er leerte das Glas in einem Zug. Herbert schenkte ihm noch einige Male nach, bis Alfred genug hatte. Genießerisch leckte er sich über die Lippen und bemerkte nicht wie Herberts Blick seiner Zunge wie gebannt folgte. „Die Sonne wird bald aufgehen, wir sollten uns schlafen legen“, sagte Herbert und rief sich selbst zur Ordnung. Er bedeutete Alfred ihm zu folgen, was dieser auch bereitwillig tat. Die Ereignisse der letzten Stunden waren doch recht kräfteraubend. Auf dem Weg zur Gruft sagte Herbert in möglichst neutralem Ton: „Da wir allerdings keine Särge auf Reserve haben würde ich vorschlagen du schläfst bei mir.“ Alfred blieb wie angewurzelt stehen. Das konnte nicht sein Ernst sein! Herbert blieb stehen und drehte sich zu dem anderen um: „Entweder du schläfst bei mir oder du setzt dich der Sonne aus. Und glaub mir, das willst du nicht. Es ist ein langsamer, schmerzhafter, grausamer Tod.“ Alfred schluckte bei diesen Optionen und entschied sich für das kleinere Übel. Ernst sah er Herbert an: „Ich hoffe du kannst deine Finger bei dir behalten. Ich mache das nur weil ich keine Wahl habe.“ Als Antwort zog der Angesprochene nur eine Augenbraue hoch. Der zweite Satz hatte ihm einen Stich versetzt, doch er ließ sich nichts anmerken. In der Gruft angekommen ging Herbert zu seinem Sarg und schob den Deckel zur Seite. Zögerlich folgte ihm Alfred. Er war erst vor kurzem hier gewesen, aber das konnte er schlecht Herbert sagen. Als er vor dessen Sarg stand zögerte Alfred. „Nach dir“, lächelte Herbert ihn an. Innerlich seufzend kletterte Alfred in den Sarg und Herbert folgte ihm. Alfred drückte sich eng an die Wand, aber trotz dass es recht geräumig war konnte er Körperkontakt nicht verhindern. Herbert stimmte es traurig, dass Alfred so offensichtlich von ihm wegrückte, doch er nahm es kommentarlos hin. Als Alfred am nächsten Abend erwachte spürte er eine angenehme Wärme an seiner Seite. Noch im Halbschlaf kuschelte er sich an die Wärmequelle und döste noch einige Zeit friedlich weiter. Herberts Herz hätte einen Hüpfer gemacht wenn es noch schlagen würde. Vorsichtig strich er durch Alfreds blonde Locken und flüsterte ein „guten Abend“. Der Angesprochene murmelte, dann riss er erschrocken die Augen auf und setzte sich aus Reflex ruckartig auf. Zumindest wollte er es bis sein Kopf schmerzhaft Bekanntschaft mit dem Sargdeckel machte. Stöhnend hielt er sich den Kopf. Herbert blickte ihn besorgt an: „Geht es?“ Langsam nickte Alfred. Er war ziemlich erschrocken darüber, dass er so eng neben Herbert geschlafen hatte. Dieser hob abwehrend die Hände: „Hey, schau mich nicht so an! Du hast dich im Schlaf an mich gekuschelt, nicht umgekehrt.“ Alfred sagte nichts mehr dazu. Herbert schob den Deckel zur Seite und stieg aus dem Sarg. Dann reichte er dem anderen eine Hand und half ihm. „Sarah!“ rief Alfred erfreut aus, als er sie erblickte. Doch diese sah ihn nur kühl an. „Guten Abend Alfred.“ Mit diesen Worten verließ sie mit dem Grafen die Gruft und würdigte ihn keines Blickes mehr. Herbert stimmte es traurig und wütend zugleich. Was bildete sie sich eigentlich ein? Nur weil sein Vater sie als sein neues Sternenkind auserkoren hatte glaubte sie sie könnte sich aufführen wie eine Prinzessin. Sie war nicht mehr als ein Mädchen aus dem Dorf, ungebildet und von den Eltern wohlbehütet. Es war nur eine Frage der Zeit bis sein Vater ihrer überdrüssig wurde und sich ein neues Spielzeug suchte. Noch dazu hatte Alfred so viel auf sich genommen um sie zu retten. Das war ihr Dank? Herbert schüttelte nur den Kopf darüber. Verzogenes Gör. „Komm Alfred, wir gehen erst einmal frühstücken“, lächelte er ihn an. Wortlos ließ Alfred sich mitziehen. Sarah hatte ihm gerade ganz schön weh getan. So vergingen die Monate und Alfred gestand sich immer mehr ein, dass Sarah ihn nur ausgenutzt hatte. Das Einzige was sie wollte war der Graf und Baden. Alfreds Gefühle waren ihr egal. Herbert versuchte die ganze Zeit Alfred abzulenken und aufzumuntern, doch dieser war viel zu niedergeschlagen. Er war das erste Mal verliebt gewesen, und dann sowas! Manchmal wenn er in die Bibliothek ging begegnete er Professor Abronsius, oder hörte ihn nur. Allmählich glaubte Alfred, dass der Professor verrückt geworden war. Der schien sich auch nur von Luft und Büchern zu ernähren. Wenn er Alfred sah drückte er ihm immer irgendwelche Bücher in die Hand, murmelte Namen von längst verstorbenen Wissenschaftlern und verschwand in den Regalen. Anfangs hatte Alfred sich noch die Mühe gemacht mit Professor Abronsius zu reden, doch das war absolut sinnlos. Der Professor hörte ihm gar nicht zu, wie eigentlich immer. So verbrachte Alfred die Nächte damit Trübsal zu blasen wegen Sarah und der ganzen Situation. Oder er ließ sich von Herbert umwerben. Dieser gab sich alle Mühe, doch Alfred nahm es nie für voll. Auch teilte er immer noch den Sarg mit ihm. Anfangs hatte Alfred Herbert noch nach einem eigenen Sarg gefragt, doch dieser hatte ihn so lange vertröstet, bis Alfred aus purer Gewohnheit bei ihm schlief. Doch eines Abends stritten der Graf und Sarah heftig. Sofort kam sie zu Alfred gerannt um sich bei ihm auszuweinen. Dieser war erst einmal so überrumpelt, dass er gar nicht wusste was er machen sollte. Da kam auch schon Herbert zu ihnen. Es machte ihn unglaublich wütend Sarah in den Armen von Alfred zu sehen. Ohne weiter darüber nachzudenken riss er die beiden auseinander und schrie Sarah an was ihr einfiele jetzt zu Alfred zu kommen wo sein Vater sie nicht mehr wollte. Sarah stritt es sofort ab, doch Herbert schickte sie fauchend weg. Alfred sah ihn wütend an: „Was sollte das gerade?“ Mit einem Schlag war Herberts Wut verraucht. Doch er konnte nicht zulassen, dass Alfred diesem Gör hinterher laufen würde, nur weil sie ein paar Tränen vergoss. Es lief doch gerade so gut zwischen ihnen. „Glaubst du wirklich sie beachtet dich noch wenn sie sich mit meinem Vater wieder versöhnt hat?“ fragte Herbert Alfred ernst. Der Angesprochene senkte seinen Blick zu Boden. Herbert hatte Recht. „Nein…“, flüsterte Alfred. Trotz allem tat die Erkenntnis weh. „Ich verstehe sowieso nicht wieso du ihr immer noch hinterherrennst! Nur weil sie dir mal schöne Augen gemacht hat?“ Alfred öffnete seinen Mund um etwas zu erwidern, doch Herbert hatte gerade erst begonnen: „Seit deiner Ankunft hier kümmere ich mich um dich, versuche dich aufzumuntern, zeige dir die Vorteile des Vampirseins. Doch kaum schnippt Sarah mit dem Finger läufst du ihr hinterher wie ein Schoßhündchen! Ist das dein Dank? Ich liebe dich, Alfred! Seit ich dich das erste Mal gesehen habe! Aber das ist dir scheinbar egal. Warum? Weil ich ein Mann bin? Dafür kann ich nichts. Aber eigentlich sollte das Geschlecht keine Rolle spielen wenn es um die Liebe geht. Oder nicht?“ Herbert machte eine kurze Pause um Luft zu holen und blickte in Alfreds erschrockenes Gesicht. Dieser setzte an etwas zu sagen, doch Herbert schnitt ihm das Wort ab: „Mach dir nicht die Mühe.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand. Sprachlos blieb Alfred allein zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)