Beauty vs. Beast von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 1: Runde I - Nimm mich für ihn -------------------------------------- Runde I - Nimm mich für ihn Aber auch wenn ER allen Grund hat, mir für damals Vorwürfe zu machen, ER ist beileibe auch kein Unschuldsengel gewesen. Wenn ich nur daran denke, wie er mich behandelt hat, wie herablassend und besserwisserisch, er regelrecht auf mich nieder geschaut hat, fast genau so, wie er es jetzt tut, gerate ich wieder in Rage, und das zeige ich ihm auch. Ich schicke vernichtende Blicke in seine Richtung, die er, wie immer, mit einem sarkastischen Lächeln beantwortet. Und da will ER mir einen Ratschlag in Sachen klärende Worte erteilen?! Tse! Das ich nicht lache! Schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen hatte er rein gar nichts für klärende Worte übrig, hat mich nur mit diesem, für ihn so typischen, abwertenden Blick angeschaut, als wäre ich ein kleiner dummer Junge. Für ihn war doch seit je her immer nur eins wichtig: ER selbst und dass ER seinen Spaß hatte. Wer dafür herhalten musste war ihm gleich, Hauptsache hübsch und willig. Das gab er mir bei unserem ersten Zusammentreffen auch ohne viel Federlesens zu verstehen. Unser erstes Treffen ... Ich musste die letzten beide Jahre so oft daran denken. Besonders an das darauf folgende Wochenende, das wir miteinander verbracht hatten. Seit dem überlege ich immer wieder hin und her, ob ich nicht etwas anders machen hätte sollen, komme aber immer wieder zu dem Ergebnis, dass ich so oder so nicht über meinen eigenen Schatten hätte springen können. Wie auch? Allein an ihn zu denken macht mich immer noch rasend. Rasend vor Wut und rasend vor Sehnsucht. Leider überwiegt meist die Wut in mir und ich komme nicht aus meiner Haut, kann meinen Stolz nicht überwinden und nicht das kleinste bisschen nachgeben. Selbst heute bin dazu nicht in der Lage, fürchte ich ... Oder vielleicht doch? Kann ich meinen Stolz runterschrauben und den anderen Gefühle in mir endlich mehr Raum geben? Ein paar mal war ich kurz davor, doch ... "Was ist denn Lui? Hat es dir bei meinem Anblick wieder die Sprache verschlagen?" 'Lui.' Oh ich könnte ihm …! Ich schlucke und hasse mich dafür, denn ich weiß, dass er das mitbekommen hat, denn er sieht mich mit einem überheblich-siegreichen Grinsen an. 'Ja', würde ich, ungeachtet seines Verhaltens und dieses beschissenen 'Kosenamen', den er mir verpasst hat, so gern sagen. 'So, wie dein Anblick es schon immer getan hat', doch da ist sie wieder, die Wut und das heiße Gefühl im Bauch, ihn besiegen zu müssen und mir auf keinen Fall auch nur die kleinste Blöße vor ihm geben zu dürfen. Aus diesem Grund gebe ich mich in seiner Gegenwart sofort genauso hochnäsig und abwertend wie er. Trotz der zwei Jahre die zwischen unserem letzten Treffen liegen, ist es noch genau so wie bei unserem letzten Wiedersehen zwischen uns. Wie zwei kampfeslustige Hirsche, die kurz davor sind, mit ihren Geweihen voran gegeneinander zu prallen, obwohl ich doch viel lieber mit ihm hinter den nächsten Baumstamm verschwinden würde, um ... Es ordentlich knallen zu lassen. Ihr versteht? Doch das einzige, das hier knallt, ist meine Sicherung, fürchte ich. Ich verschränke also meine Arme vor der Brust und grinse ebenfalls überheblich zurück. Meine Nase dabei so hoch gen Himmel gerichtet, wie es nur geht, ohne komplett lächerlich zu wirken. Und da ist er wieder, der unausweichliche Trotz, den ich in seiner Gegenwart verspüre. "Na klar", lache ich sarkastisch. "Bei einem so geilen Hengst wie dir kann ich gar nicht anders, als in Ehrfurcht zu erstarren", speie ich ihm entgegen, und hasse mich sofort selbst dafür. "Hab nichts anderes erwartet", kontert er und lässt seine Kiefermuskeln spielen. Ich presse meine dagegen fest zusammen. Er hat immer noch diese verdammt starke Wirkung auf mich! Positiv wie negativ. Scheiße! Was soll das bringen? Er hat sich kein Stück verändert, wie ich insgeheim so sehr gehofft hatte. In meiner Fantasie malte ich mir ständig aus, wie wir uns irgendwo unvorbereitet treffen, uns ansehen und uns ohne ein einziges Wort um den Hals fallen. Aber Pustekuchen. Das Leben ist eben kein watterosiges Märchen. Wäre es so, würden wir uns nun nicht gegenüberstehen wie zwei alt eingeschworene Erzfeinde, bereit, dem anderen einen Hieb nach dem nächsten zu verpassen. Dabei hätte doch an unserem letzten Tag alles so einfach sein können, hätte ich nur einmal meinen Stolz und mein Ego runtergeschraubt, und ihm zugehört. Aber ich konnte nicht. Ich konnte einfach nicht nachgeben. Heute wie damals ... *** Es war einmal ... Fangen so nicht alle Märchen an? Irgendwas mit: In einem weit entfernten Land lebte einmal ein junges, wunderschönes Mädchen, oder sowas in der Art. Tja, bei dem nun folgenden Märchen würde der Märchenerzähler ganz anders beginnen. Zum Beispiel so: Stickige Luft, geschwängert mit Testosteron. Kunstnebelschwaden, heiße Bodys, einige unbekleidet und glänzend, die sich im bassdröhnenden Takt der Musik zuckend bewegen. Willkommen in Gigis Märchenwelt: Einem umtriebigen Gay-Club. "Ich bin ja so aufgeregt!" Kevin, oder wie ich ihn immer nenne, Kev, sieht mich mit seinen großen unschuldigen blauen Augen an. "Es ist so toll hier! Danke, dass du mich mitgenommen hast!" "Kein Ding", erwidere ich grinsend. "Bist ja jetzt schließlich alt genug dafür." Großväterlich wuschle ich ihm durchs Haar, was ihn immer ganz wütend macht. Lachend richte ich es ihm wieder. Bin ja nicht umsonst einer der besten Hairstylisten der Stadt. "Ich geh wieder auf die Tanzfläche. Kommst du mit?" "Nee, lass mal", winke ich ab. "Ich bleibe hier und lasse mir meinen Drink schmecken." Kev lächelt mich vergnügungslustig an und verschwindet ohne Wiederwort wieder in der tanzenden Menge. Soll er ruhig seinen Spaß haben. Zwar glaubt seine Mutter (meine Tante Carina), dass ich wie ein Adler über ihren einzigen Sprössling wache, aber was soll's. Kev ist schlau genug, um nicht auf diese windigen Typen reinzufallen, die ihm nur an den kleinen jungfräulichen Arsch wollen. Na ja, jungfräulich ist er schon seit einiger Zeit nicht mehr. Laut seiner Aussage nach jedenfalls. Ob ich ihm das glaube, das ist eine andere Frage. Ich wende mich wieder dem süßen Barkeeper und meinem noch süßeren Cocktail zu (ich liebe dieses Wort. Cock-tail ... hrrr) und nippe am Strohalm. Mit dem Fuß wippe ich im Takt der elektronischen Musik und hänge meinen Gedanken nach. Wie lange ich das tue, weiß ich nicht genau. Nur, dass ich schon an meinem vierten Drink hänge, als mir jemand von hinten an die Schulter tippt. Kev steht strahlend wie ein Glühwürmchen hinter mir. "Na? Gut amüsiert?", frage ich ihn mit watteweicher Zunge. Der Alkohol hat seine Wirkung nicht verfehlt. Betrunken bin ich noch lange nicht, aber schon recht gut angeheitert, wie ich bemerke. Der Barkeeper meinte es sehr gut mit mir, wie es scheint. "Und wie!", quietscht Kev und klatscht in die Hände. "Ich habe jemanden kennengelernt." "So so ..." Ich werde hellhörig. Gefahrenstufe eins ist angesagt. "Wen denn?" "Einen superheißen Typen! Er hat mich, kurz nachdem ich auf die Tanzfläche bin, angesprochen. Wir haben die ganze Zeit über miteinander geknutscht!" Oh oh. Gefahrenstufe fünf leuchtet auf! "Habt ihr das?", frage ich lauernd und rutsche vom Barhocker. Kev nickt. "Wo ist der superheiße Typ denn?" "Ähm ..." Mein Cousin sieht sich um. "Da! Dort hinten bei der großen Gummi-Palme." Heute ist karibische Nacht im Club. Bloß falls Fragen aufkommen. "Er hat ein ockerfarbenes Oberteil an." "Ich sehe ihn", knurre ich. Der Kerl ist doch viel zu alt für Kev! Eindeutig ein Aufreißer und eindeutig nichts für einen Jungen von gerade mal achtzehn Jahren. "Ist er nicht heiß?" Ja, ist er. Doch das tut nichts zur Sache. "Er hat mich eingeladen, das Wochenende mit ihm zu verbringen." Soeben verdoppelt sich die Gefahrenstufe. All meine Alarmsirenen heulen auf. Da ist doch was gewaltig faul! "Wofür?", möchte ich von meinem kleinen, anscheinend doch schnell herumzubekommenden, Cousin wissen. "Ähm ... irgendeine Familiensache. Er will mich mitnehmen." "Einfach so?", puste ich. "Ja." Kleine Herzchen in Kevins Augen. Das ist nicht gut. Ganz und gar nicht. "Na das werde ich doch gleich mal überprüfen", schnaube ich und laufe los. Kev folgt mir wie ein aufgeregtes Huhn. "Gigi! Was hast du vor?", gackert er erschrocken. "Was wohl? Den Typen genaustens unter die Lupe nehmen." Ich höre, wie Kev einen entsetzen Laut von sich gibt und ich weiß, dass ich mich mit der Aktion sehr unbeliebt bei ihm mache, aber ich kann ich nicht einfach mit einem Fremden weggehen lassen. Carina bringt mich um! Und das zu recht. "Bitte Gigi! Das musst du nicht tun!" Er zieht an meinem Arm, doch davon lasse ich mich nicht aufhalten. Ich halte geradewegs auf den Kerl im ockerfarbenen Oberteil zu und bremse erst, als ich genau vor ihm stehe. Er ist mir seitlich abgewandt und tippt abwesend auf seinem sehr teuer aussehenden Handy herum. Sehr sympathisch. Muss man schon sagen. Snob! Hoffentlich klaut ihm jemand sein dämliches Handy. Widerlicher Kinderverführer! "Gigi!", zischt Kev mir leise zu und fummelt immer noch an meinem Arm herum. Vergebens. Zudem wurde sein Sugardaddy dadurch auf uns aufmerksam. Mit hochgezogener Augenbraue mustert er uns. "Hallo", sagt er. "Wen bringst du denn da mit?" Eine hart zuschlagende Faust, wenn du meinem Cousin auch nur ein Haar krümmst! "Ähm ... Das ist Gigi", fiepst Kev peinlich berührt. "Gigi?" Der Arsch lacht auf. "Wie süß." Ich knirsche mit den Zähnen und beginne vor Wut zu kochen. Ich werde von oben bis unten genaustens gemustert. Wie das Urteil dieses Widerlings ausfällt, kann ich nicht sagen, und es ist mir auch relativ egal, auch wenn seine Blicke mir auf unerklärliche Weise eine Gänsehaut verursachen. "Wie lautet denn dein Name?", will ich von ihm wissen und gebe mir gar keine Mühe, mir mein mehr als gereiztes Gemüt nicht anmerken zu lassen. Wieder mustert er mich. Dieses mal mein Gesicht. Mir wird kurz heiß. Was soll das? "Du willst wissen, wie ich heiße?", lacht er schließlich auf. "Rate doch mal. Kleiner Tipp: So dämlich wie Gigi ist er nicht." Oh dieser …! Ich balle meine Hände zu Fäusten. "Kevin? Hol deine Jacke", knurre ich. "Was? Wieso?" Mein kleiner Cousin reagiert total panisch auf meinen Befehl. "Wir gehen", antworte ich knapp, packe seinen Arm und ziehe ihn mit mir. "Ich will aber nicht!", schreit er und versucht sich zu wehren. "Lass mich los!" Ich kassiere einen Schlag auf meinen Arm. Erschrocken lasse ich ihn los und muss dabei entsetzt zuschauen, wie er zu diesem verdammten Aufreißer zurückrennt und sich in seine Arme flüchtet. Überheblich grinsend sieht dieser Typ mich dabei an. Ich könnte platzen vor Zorn! "Kev! Komm sofort her!" "Nein! Du hast mir gar nichts zu sagen!" Und um noch eins drauf zu setzen, fängt Kev auch noch an, mit diesem Widerling herumzuknutschen. Das ist doch zum aus der Haut fahren! Wutentbrannt laufe ich auf die beiden zu. Das Kinder verführende Schwein bemerkt das und schiebt Kevin hinter sich. "Fass ihn nicht an", zische ich ihm ins Gesicht. "Sonst ..." "Sonst was?", fragt er belustigt. "Willst du mir sonst auch so eine kack Frisur verpassen, wie du sie trägst?" Ich explodiere. Niemand, aber auch niemand hat meine Arbeit zu kritisieren! Es sei denn, er ist mein Kunde und möchte etwas umgeändert haben, was ziemlich selten passiert. "Du mieses Arschloch!", schnaube ich, hole aus und ... stoppe, noch ehe meine Faust Bekanntschaft mit seinem dämlichen Gesicht machen kann. Stattdessen wir mein Handgelenk umfasst, mein Arm herumgezogen, sodass er auf meinem Rücken landet und ich mit meiner Kehrseite gegen den Kerl lande, der mich nun fest an sich drückt. "Loslassen!" Hilflos hänge ich in dem Klammergriff dieses Arschlochs. Hinter mir ein Lachen. Warme Atemluft, die meinen Nacken berührt. Ich keuche unterdrückt auf. Scheiße! Wo kam das denn jetzt her? Das Lachen wird lauter. "Gut was? So fest gegen einen anderen Körper gepresst zu werden." "Fick dich!", zische ich ungehalten. Wieder ein Lachen. Diesmal noch näher an meinem Nacken. "Sicher, dass du nicht derjenige bist, der gefickt werden will?" AHHH! Wütend zapple ich hilflos herum und könnte mich gleichzeitig selbst ohrfeigen, weil es in meinem Schritt anfängt zu pochen. Das kann doch nicht wahr sein! So gut sieht dieses Arschloch doch nun auch nicht aus! Und seit wann stehe ich auf solche unverschämten Äußerungen? "Kevin, Süßer? Geh doch schon mal deine Jacke holen, solange ich deinen Freund hier von mir überzeuge, ja?" "... Okay ..." Kev hört auf den Kerl, wenn auch nur zögernd, und verschwindet. Wenigstens etwas. So ist er vorerst aus der Reichweite dieses Widerlings. "So", flüstert der Typ. "Und nun unterhalten wir uns. Ganz in Ruhe. Abgemacht?" "Abgemacht", antworte ich durch meine zusammengepressten Zähne. "Fein." Ich werde losgelassen. Ich drehe mich umgehend um, nicht, dass er mich wieder in den Schwitzkasten nimmt. "Ich bin Tayte." Eine Hand wird mir entgegengestreckt. "Schön für dich Tayte. Finger weg von meinem Cousin, kapiert?" Seine kurze Verwirrung darüber, dass ich nicht seine Hand ergreife, koste ich voll und ganz aus. Sie hält nur leider nicht lange an. Sein Arm senkt sich und sein Rücken streckt sich durch. Der Kerl ist größer als ich, was mich wieder zum Kochen bringt. Von unten herab schaut er mich an und verzieht spöttisch seinen Mund. "Warum sollte ich das tun?", fragt er mich. "Er ist scharf auf mich." "Er ist noch ein halbes Kind!" Sieht er das denn nicht? "Kevin hat gesagt, dass er volljährig ist. Also alles bestens." "Bestens?" "Ja, bestens." "Ich geb dir gleich bestens, du ..." Ich bin nahe dran ihn erneut anzufallen, beherrsche mich jedoch. "Wenn, dann gebe ich es dir, nur mal so nebenbei bemerkt", lacht er gehässig. "Dein Hintern eignet sich sicher viel besser zum hinhalten, als meiner." "Du miese Ratte", grolle ich. "Wenn du Kevin auch nur noch einmal anfasst, dann drehe ich dir den Hals um." 'Warum bis dahin warten? Tue es jetzt!', höre ich das kleine Teufelchen auf meiner linken Schulter sagen. Selbst das Engelchen auf der anderen nickt beipflichtend und übt Luftboxen. Meine Finger kribbeln voller Tatendrang. "Mann, bist du eine Zicke", grinst Tayte. "Komm mal runter." Er macht einen Schritt auf mich zu, was wohl einschüchternd wirken soll, doch ich bleibe unbeirrt stehen. "Kevin wird nicht mit dir das Wochenende verbringen. Und das wirst du ihm gleich sagen, wenn er wieder hier ist. Ansonsten wirst du es bereuen." "Ah ja. So gerne ich das würde, aber", meint dieser Mistsack sarkastisch, macht dann eine bedeutungsschwangere Pause, so glaubt er wahrscheinlich, schaut durch den Club und leckt sich dabei über die Lippen, bis er wieder mich anschaut und weiterspricht "dein kleiner Cousin hat mir schon versprochen, dass er mich begleiten wird. Und versprechen nehme ich sehr ernst." "Mir scheiß egal! Sag ihm, dass du ihn, wohin auch immer, nicht mehr dabei haben willst!", keife ich ihn an. "Hm ... Und wenn ich das tue, was bekomme ich dafür dann von dir?" "Was?" Hat der sie noch alle? "Was bietest du mir, was er mir nicht bieten kann?" Er will was dafür, dass er Kevin abserviert? Eigentlich keine Schlechte Idee. Besser, als dass sich ihm Kevin zum Fraß vorwirft. "Eine gratis Frisur. Ganz nach deinen Wünschen." Verdattert starrt Tayte mich an, fängt dann urplötzlich an laut loszulachen. "Das war ernst gemeint! Ich bin Friseur. Einer der besten. Ich habe letzten Monat in Berlin den zweiten Platz in der Meisterschaft gemacht und ..." "Du bist Friseur? ... Pfahhahaha! Wie passend!" Okay. Nun bin ich echt beleidigt. "Hör auf zu lachen du widerlicher Snob!" "Moment", japst er und wischt sich über die Augen. "Du bist ... also Friseur, ja?" "Was dagegen?" Ich bin stinke sauer. Was bildet der sich eigentlich ein? "Nein, aber ... egal." Er atmet einmal tief durch. "Auch wenn du der beste Friseur der Welt wärst, ich will keine neue Frisur." "Was willst du dann?" "Einen Ersatz für deinen kleinen schnuckeligen Cousin", antwortet er mit einem gehässigen Grinsen im Gesicht. "Und woher soll ich den bekommen?" "Keine Ahnung." Schulterzucken. "Wie wäre es mit dir?" "Mit mir?!" Okay, nun ist es amtlich. Der Kerl ist durchgedreht! "Ja." "Du spinnst! Nie im Leben würde ich mit so jemanden wie dir das Wochenende verbringen." "Gut." Noch ein Schulterzucken. "Dann nehme ich Kevin mit und mache all die verdorbenen Dinge mit ihm, die er mir vorhin lüstern versprochen hat." Mir fällt alles aus dem Gesicht. "Du lügst", krächze ich. "Er hat dir gar nichts versprochen." "Warum sollte ich lügen? Dein kleiner Cousin ist wirklich ein versautes Früchtchen. Was er da alles losgelassen hat ... Bin schon gespannt, was ihm sonst noch alles einfällt." Mir reißt die Hutschnur entzwei. "Du wirst nichts von alle dem mit ihm machen! Nur über meine Leiche!" Drohend baue ich mich vor ihm auf. Es mag leicht lächerlich wirken, da er, wie schon erwähnt, größer ist als ich, doch scheiß drauf! Der Typ wird nicht mit Kev in die Kiste hüpfen! "Dann komm du an seiner Stelle mit mir. Du hast die Wahl." Siegessicher werde ich angelächelt und ich bin kurz vorm Platzen. Meine Halsschlagader pulsiert schon wie wild. Sicher ist mein Kopf bereits knallrot vor Zorn. "Entscheide dich mal lieber schnell. Kevin kommt." Ich schaue hinter mich. Und tatsächlich. Gleich ist er bei uns. "Wenn ich ja sage, dann servierst du Kevin jetzt ab?" "Werde ich", bestätigt er mir. Bleibt mir eine andere Wahl? Ich muss doch meinen kleinen, unschuldigen Cousin beschützen. Ich kann mich gegen diesen Kerl zur Wehr setzen, doch er nicht, so blauäugig, wie er ist. "Schön! Ich mache es. Nimm mich für ihn." "Fein", sagt er mit einem so scheiß-arroganten Ausdruck im Gesicht, dass ich mich wieder arg zusammen nehmen muss, nicht meine Faust zu erheben. "Und apropos nehmen. Du wirst all das tun, was Kevin mir versprochen hat." "Was?!" Mir rutscht das Herz in die Hose. "Tust du es nicht, dann ... Hallo Kevin." "Hey." Kev steht neben uns. Was nun? Ich werde wohl oder übel in den sauren Apfel beißen müssen. Aber eins verspreche ich, leicht werde ich es diesem Tayte nicht machen. "Deine Antwort?", fragt Tayte mich säuselnd und legt dabei seinen Arm um Kev. Das macht der doch extra! "Abgemacht. Du hast mein Wort", knurre ich und sehe ihn eindringlich an. Er soll Kev loslassen! "Hand drauf." Mir wird seine Rechte hingehalten, die ich widerstrebend ergreife. "Wunderbar! Kevin? War schön mit dir, aber meine Pläne für das Wochenende haben sich kurzfristig geändert." "Was?" Mein Cousin schaut verwirrt aus der Wäsche. "Ein schönes Leben noch", wünscht Tayte ihm und schiebt ihn von sich. "Aber ..." Kev versteht die Welt nicht mehr. Ich muss hart schlucken, denn ich muss tatenlos zusehen, wie seine Augen feucht werden. "Geh wo anders spielen", gibt sich dieses Arschloch Tayte unbeeindruckt von Kevs Gemütszustand und winkt ihn sogar von sich, während er endlich meine Hand wieder loslässt. Kevs Schleusen öffnen sich und dann rennt er davon. Ich will ihm nach, werde aber festgehalten. Drei mal dürft ihr raten von wem. "Äh, äh, äh. Nicht abhauen. Erst will ich deine Handynummer und deine Adresse. Ich muss schließlich wissen, von wo ich dich abholen soll." Meine Kiefer pressen sich hart aufeinander. "Hast du was zu schrieben?" Er reicht mir sein Handy. "Aber wehe du gibst mir nicht deine richtigen Daten. Dann überlege ich es mir nochmal anders und versöhne mich wieder mit Kevin. Seine Adresse und Telefonnummer habe ich nämlich schon längst gespeichert." Oh dieser ... "Keine Sorge", grolle ich. "Alles richtig." Mit diesen Worten gebe ich ihm sein dummes Handy zurück. "Fein." Dieser Mistsack strahlt vom einen Ohr zum anderen. "Dann bis Freitag." "Freitag? Da kann ich nicht! Ich muss arbeiten." "Dann nimm dir frei, oder ..." Er dreht das Display seines Handys zu mir. Darauf er und Kev, wie sie in die Kamera lächeln und darunter unverkennbar Kevins Nummer. "Schön", keife ich. "Ich lass mir was einfallen." "Braver Gigi." Oh ich würde ihm am liebsten …! ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)