Von Asen & Devas von Flos_Sapientiae ================================================================================ Kapitel 6: Der Minne Macht? --------------------------- Der Unterricht mit Agni war immer ein riesen Spaß. Zuerst war es etwas kompliziert aber nach ein paar Anläufen kapierte ich es Gewürze zu rösten, sie richtig zu mahlen und, ganz wichtig, sie richtig aufzubewahren. Ich würde natürlich niemals so gut sein wie Agni oder Sebastian, aber gut genug um etwas Leckeres und auch Heilsames zuzubereiten. Es war dann als der junge Herr mal wieder im Auftrag ihrer Majestät, die Königin unterwegs war, da waren Agni und ich in der Stadt. Wir sollten frische Gewürze einkaufen gehen. „…Wie erkennst du die Frische von Nelken, Chela?“, fragte mich Agni unter anderen ab. Seit er mich nun lehrt, nannte er mich Chela, was so viel wie „Schüler“ bedeutet. Ich dagegen nannte ihn „Magister“, lateinisch für „Lehrer“. „Indem man sie zwischen den Fingern zerdrückt und etwas reibt. Fühlt es sich ölig an, ist die Nelke frisch.“ „Sehr schön, gut aufgepasst, Chela.“ Ich strahlte vor Freude, während wir an einer Bande junger Männer vorbei gehen. „He, Kleine!“, rief einer, wir gingen aber weiter. „HEY!!! Häng doch nicht mit diesem stinkenden Inder ab!! Komm doch her!!“ „Er stinkt nicht!!! Und ich hab wichtigeres zu tun!!!“, raunzte ich ohne den Typen anzusehen. „Achte nicht auf sie…“; flüsterte Agni leise und beruhigend. „Ich mag’s aber nicht wenn meine Freunde beleidigt werden….“ Ich versuchte mich zu beruhigen und ignorierte so gut wie ich konnte, die nächsten paar Rufe der Kerle. „He Kleine!!! So verzweifelt oder warum hängst du mit solchem Dreck wie ihm rum?!“ Sie lachten auf einmal, ich blieb stehen. „Beachte sie nicht…“, flüstert Agni. „Auch bei mir daheim sind die Engländer überheblich gegenüber meiner Landsleute.“ „Was hast du da grad gesagt?“, fragte ich hasserfüllt, Agni ignorierend und drehte mich mit giftigem Blick zu der Bande um. Deren Lachen erstarb als die meinen psychopathischen Blick sahen. Mit festen Schritt trat ich, wie ferngesteuert auf den Anführer zu, der schon etwas blass um die Nase war. „Oh… äh… Kleine…?“ „Niemand nennt mich „Dreck“!“, zischte ich, mit Verachtung die aus meinen tiefsten Abgründen stammen musste. „Ey, wir haben ihn gemeint, nicht dich, Honey…“ „Ja, wirklich, das haben wir…“ „Wigburg…“, versuchte Agni auf mich einzureden. „Wir sollten weiter…“ Zack!!! Meine Faust schnellte in das Gesicht des Anführers. Ein Knacken war zu hören und Blut floss aus seiner Nase, während er auf dem Hintern landete. „NIEMAND NENNT MICH „DRECK“!!!!!“ Das hatte ich auf Deutsch gesagt, während ich mir den nächsten vorknöpfte und auf ihn einschlug. Ich war so wütend und rasend, ich war nicht mehr dieselbe. Der Typ, der jetzt am Boden lag heulte vor Schmerz, einer seiner Freunde griff nach mir, um mich von ihm herunter zu zerren, doch ich schrie nur wütend und stürzte mich rasend auf ihn, bevor mich zwei schnappen konnten. Ich riss wild an ihrem Griff, wie ein tollwütiger Hund an der Kette und schrie laut vor Zorn. „Du elende Schlampe!“, knurrte der Anführer entrüstet, der sich aufgerappelt hat und sich das Blut aus dem Gesicht gewischt hat. „Wenn du Streit haben willst kannst du ihn gerne haben!!!“ Agni dagegen war nur seelenruhig dazugekommen und gab ihm einen Handkantenschlag gegen den Nacken. Der Anführer sackte ohnmächtig zusammen. Bevor der Rest der Bande es raffte, gab Agni, schnell wie der Blitz, denen ein zwei Stöße auf ein paar Stellen an den Gelenken, dem Hals und Brust, und die sackten alle ebenso zu Boden, gelähmt oder gar ebenso ohnmächtig wie deren Anführer. Ich, befreit aus deren Griff, bebte noch vor Wut und knurrte. „Wigburg…“ Er legte sacht seine Hände auf meine Schultern. Ich beruhigte mich, als wenn man einen Hebel bei mir umgelegt hätte. „Alles in Ordnung… Geht es dir gut?“ „Hab ich es schon wieder getan?“, fragte ich erschrocken. „Du bist auf sie losgegangen wie ein Nashorn, aber du hättest mich nicht verteidigen müssen…“ „NEIN DAS HAB ICH NICHT!!!“ Ich weinte etwas. „Es war wie damals, als ich sieben war… Ein paar Jungen hatten mich ganz schlimm beschimpft, mich herum geschubst, meine Schultasche in den Bach geschmissen und mein Lieblingsbuch in den Matsch geschmissen. „Wertloser Dreck“ und „Hexe“ haben sie mich genannt. Einer kam sogar mit Schwefelhölzern und wollte mich anzünden, da bin ich so ausgeflippt wie jetzt. Der eine musste sogar ins Krankenhaus. Der Vater von ihm hatte meinen Vater auf Schmerzensgeld verklagt und ich wurde fast der Schule verwiesen.“ „Aber du hast dich doch nur gewehrt!“, protestierte Agni entsetzt. „Einige im Dorf hatten was gegen uns besonders gegen mich und Lieschen… Der Vater hatte gemeint ich sei grundlos auf seinen Sohn losgegangen. Nur mein matschiges Buch war der Beweis meiner Unschuld… Eine Mutter aus armen Hause oder grüne Augen zu besitzen ist wohl bei einigen aus unserm Dorf ein Verbrechen.“ „Warum? Wieso ist es schlimm dass deine Augen grün sind? Ich finde das schön.“ Bei diesen Worten fuhr es mir schaudernd über den Rücken und ich starrte rot im Gesicht ihn an. „Du… findest das nicht schlimm?“ „Nein…“ Sein Lächeln schien mir jetzt freundlicher als sonst und ich fühlte ein Kribbeln. „Es ist doch die Farbe des Waldes und des Lebens. Warum ist es so schlimm grüne Augen zu haben?“ „Weil… weil einige Menschen glauben… zumindest in unseren Kulturkreisen, dass grünäugige Hexen, Dienerinnen des Teufels oder gar Dämonen in menschlicher Gestalt sind.“ Agni schüttelt verständnislos den Kopf. „Aber du bist doch so ein gutmütiges Mädchen. Reinen Herzens, das ihre Familie und Freunde liebt und ihren Gott ehrt. Wie können sie sowas nur behaupten?!“ „So denken sie auch über Rothaarige. Die brauchen immer jemanden den sie alles Schlechte anhängen können, was ihnen widerfährt.“ „Denk nicht so…“, sagte Agni. Zärtlich strich er mir über den Kopf. Mir war als ob mir das Herz in der Brust gleich explodierte, während er mich tröstend anlächelte. „Du bist sehr stark. Sehr stark für eine Frau aber mit reinem Herzen. Du hast ja nicht über mich und den Prinzen geurteilt wegen unserer Hautfarbe, wie andere hellhäutige es getan hatten.“ Ich konnte nix sagen und starrte ihn nur an. „Auch wenn du keine Hindu bist, glaube ich dass die Götter dir zulächeln.“ Ich konnte immer noch nichts sagen. Wir setzten unseren Weg fort und erledigten unsere Einkäufe. Ich sagte dabei kaum etwas. Ich war innerlich sehr aufgewühlt, aber irgendwie glücklich. Zurück bei der Villa sagte ich immer noch nix. „Wigburg?“, fragte Agni. „Ja?“ „Ist wirklich alles in Ordnung? Du bist so still…“ „Äh… nix… ich, ähm… ich muss noch etwas Wäsche waschen… Bis dann!!“ Und ich lief davon. In Wirklichkeit ging ich nicht nur in die Waschküche um die Wäsche zu machen, sondern um auch allein zu sein, um nach zu denken. Was er gesagt hatte, bewegte mich. Er hatte ja auch nicht über mich geurteilt, das stimmt, auch wenn ich ihm mit Hels Heilschlaf-Trunk mächtig erschreckt hatte. „…reinen Herzens…“ so dachte er über mich?? Trotz meines Hasses der noch in mir brodelte? „Ob ich ihm gefalle…?“, murmelte ich vor mich hin, während es mir warm im Gesicht und ums Herz wurde. „Agni…“ Sein Name verstärkte das Gefühl nur und ich musste Lächeln. Ich hatte mich offensichtlich in den Inder verliebt. „Ob er grad an mich denkt?“, fragte ich mich überglücklich, während ich Wasser und Waschmittel in den Zuber tat, bevor ich die Wäsche reintunkte. Ich musste Kichern bei dem Gedanken, was mein Vater oder gar Oma Inge denken würden, wenn sie wüssten in wen ich mich verliebt hatte. „…Aber Engelchen…“, hörte ich innerlich meinen Vater sagen. „Es gibt doch genug… nun ja… muss es „der“ sein? Es gibt doch bessere junge Männer als er…“ „EIN UNGLÄUBIGER?!!!!“, hörte ich jetzt Oma Inges Stimme in meinem Kopf. „JESUS UND HEILIGE JUNGFRAU!!! Wie tief bist du nur gesunken?!!!“ Ich kicherte keck. „Ja, es muss er sein!“, sagte ich zu mir selbst. „Weil für mich… für mich ist er ein reiner Engel…“ Hosted by Animexx e.V. 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