Der Preis der Schwesternschaft von Dolette ================================================================================ Kapitel 1: Der Preis der Schwesternschaft ----------------------------------------- Erbarmungslos peitschte der regendurchtränkte Wind über das Plateau, dass den Silberwald überragte. Die willkommene Dunkelheit umschloss die dunkle Fürstin, die sich fern ab des verfolgten Menschen postiert hatte und geduldig wartete. Die Kaputze ihres verfranzten dunkelroten Umhangs hatte sie tief in das fahle Gesicht gezogen, damit das verräterisch leuchtende Rot ihrer Augen keine Aufmerksamkeit auf sich zog. Die gelben Augen der Wölfe spähten überall durch die Nadeln des Waldes, doch war es nicht an der Zeit für eine direkte Auseinandersetzung. Allein stand sie da und wartete. Wartete auf das Unvermeidliche. Doch eine vertraute Präsenz umgab sie. Die Präsenz, die Ergebnis eines ewig andauernden Paktes war, der Freiheit brachte, für sie und für ihre Schwesternschaft. "Verschwinde, Agatha.", zischte Sylvanas scheinbar ins Nichts. Der Adlige stand noch immer reglos an der Klippe, doch die Bansheekönigin übte sich in Geduld. Er schien zu hardern. Ein verständlicher menschlicher Zug, den er schon bald ablegen würde. Schon im Leben war er ein wertvoller verbündeter, dennoch war sein Vorhaben, den König von Gilneas, Genn Graumähne, zu entführen und ihn an die Verlassenen auszuliefern, misslungen. Er wollte kein Monster werden, noch ein Sklave dieser Hunde, also blieb ihm keine andere Wahl. Ein dunkles Lächeln glitt über die blutroten Lippen der Bansheekönigin. Sie zog den Umhang enger um den schlanken hochgewachsenen Körper und taxierte weiter die Gestalt am Abhang, als die verregnete Luft vor ihr leicht zu verschwimmen begann. Aus dem nichts schälten sich die schemenhaften Umrisse einer Frau. Ihre Gestalt flirrte leicht, doch die scharfen Augen der ehemaligen Waldläufergeneralin betrachteten den vertrauten Anblick mürrisch. Agatha war erschienen. In ihren spärlichen Platten, das verschwommene Gesicht bedeckt von dem Helm der Val'kyr, die Augen durchscheinend in einem milchigen Grün, schwebend getragen von schwarzen durchscheinenden Schwingen. "Unsere Macht ist verschwendet, an diesen da." Agathas Stimme war leise und hell. Geisterhaft drang sie an die schlanken Ohren ihrer neuen Schwester. Sylvanas Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie war diesen Pakt nicht eingegangen um sie von der Schwesternschaft Vorschriften machen zulassen. Die Val'kyr hatten sie ausgewählt um sich von dem Lichkönig zu befreien, nicht andersherum. Sie ausgewählt zur neuen Gebieterin über den Tod und das neue Leben, dass nur sie allein erschaffen konnte. Die Fürsten war eine Kriegerin, mit der Schläue und Verschlagenheit, der Waldläuferin, die sie einst war. Niemand, ob tot oder lebendig würde ihr sagen was zutun war. Und sie wusste nur zu gut warum sie den verzweifelten Menschen, der dort an der Klippe stand, ausgewählt hatte, ihm ein neues untotes Leben zu verschaffen. Ein Leben in Mitten des aufsteigenden Volkes von Azeroth. Ihrem Volk. Den Verlassenen. Lord Vincent Godfrey war ein Gilneer und die dunkle Val'kyr vor der Banshee wusste nur zu gut, warum sie sich ausgerechnet für diesen Abschaum von Mensch interessierte. Er war nicht mehr und nicht weniger als eine Gelegenheit. Ein mächtiges Werkzeug, das nur dem brillianten Geist der in ihrem untoten Fleisch ruhte, bestens zur Hilfe gereichte. Godfrey hatte es mit angesehen. Er hatte erfahren welch dunkles Geheimnis in den höchsen Reihen, der Monarchie von Gilneas, vom Getuschel zur hässlichen Wahrheit herangewachsen war. Und er lehnte es ab. Er verabscheute sie. Sylvanas wähnte sich in greifbarer Nähe zum Schlüssel, um den Worgen einen vernichtenden Streich zuspielen. Nein. Sie musste sich der Val'kyr ganz sicher nicht erklären. "Verschwinde!", wiederholte sie deshalb nur kalt und herablassend. Und in dem Augenblick geschah es. Der erbärmliche Mensch tat den letzten Schritt und stieß sich ab. Der Augenblick riss das Unterbewusstsein der dunklen Fürstin auf und für den Moment sah sie sich selbst. Hoch oben auf dem Eiskronengletscher. Dem racheschwangeren Sinn ihres untoten wertlosen Daseins beraubt. Die zerbrochene Rüstung des Lichkönigs, Arthas Menethil, Körperlängen hinter ihr, ließ sie sich fallen, in die willkommene Umarmung des Todes, der tief unten im Saronitgestein auf sie warten sollte. Doch es war anders gekommen und wie um sie aus dieser düsteren Erinnerung zu befreien spürte sie eine Berührung an ihrer graublauen Wange, die nicht mehr schien als ein Hauch. Ein Nebel. Greifbar und doch nicht. Das geisterhafte Antlitz von Agatha stellte sich scharf und die Dunkelläuferin war augenblicklich zurück im Hier und Jetzt. Ohne ihre Retterin weiter zu beachten rannte sie einfach durch die dunkle Val'kyr durch und Agatha verging in schwarzem Nebel. Ihre überragende Geschwindigkeit brachte sie binnen eines Herzschlags an den Rand des Abgrunds und ihre glühend roten Augen streiften den kaum zu erkennendem Boden nach dem toten Lord Godfrey ab. Nachdem der Adlige zu einem Verlassenen wurde und die dunkle Fürstin zurück nach Unterstadt gereist war, hatte sie keine ihrer Schwestern weiter mit ungewollten Warnungen behelligt und sie war dankbar dafür. Ihr Plan nahm Formen an und zufrieden wandte sich die Herrscherin der Verlassenen, in ihrem Thronsaal, wieder ihren Plänen und Karten zu, während sich Godfrey noch erholen sollte. Sie wartete nun schon ewig wie ihr schien und die kahlen Mauern Unterstadts schienen sie zu beobachten. Das Scheppern einer herannahenden untoten Wache riss sie aus ihrer Ödnis. "Herrin, ein Bote aus Andorhal ist eingetroffen." Sylvanas stöhnte innerlich. Das war nicht die Nachricht auf die sie so sehnlichst wartete. Andorhal war eine andere Baustelle und sie hatte gehofft den Auftrag in gute Hände übertragen zu haben. Ohne ihre fahle Miene auch nur eine Spur zu verziehen nickte sie der Wache kaum merklich zu, woraufhin dieser wieder in dem steinernen Gang verschwand, aus dem er gekommen war. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis ein vergleichbares Geräusch erklang, doch es war leiser, nicht so ungelenk und die dunkle Fürstin erhob erwartend den glühenden Blick. Was ihre roten Augen erblickten ließ sie für den Bruchteil eines Herzschlages stocken. Sie ließ es sich jedoch nicht anmerken und wandte sich ihren Karten zu. Eine Blutelfentodesritterin hatte den Raum betreten und sie schien ihn augenblicklich mit ihrer Präsenz auszufüllen. Aufrecht war sie vor der Empore auf der Sylvanas thronte zum Stillstand gekommen und wartete auf eine Reaktion. Das blonde halblange Haar, schien noch immer voller Leben, obwohl es anders, als das graue Blond der dunklen Fürstin, fast weiß war. Es wippte mit jedem anmutigen Schritt den die untote Elfe tat und umspielte das runde, fast noch kindliche Gesicht. In ihrer schwarzen Rüstung hätte sie einen vertrauten Blick für die Bansheekönigin abgeben sollen, doch diese unnachahmliche Aura umgab sie sanft und doch gebieterisch. Sylvanas befand, dass sie gut daran getan hatte sich abzuwenden. "Was will Koltira?", verlangte die ehemalige Walläufergeneralin zu erfahren. Wieder erklang das verhaltene Klirren der schwarzen Platten und sie hob den Blick, um auf eine niedergekniete Todesritterin hinab zuschauen. "Lord Todesweber schickt mich, um Verstärkung zu bitten. Die Alianztruppen sind in erheblicher Überzahl, meine Königin." Die Angesprochene schnaubte leise und Verachtung schlich sich in ihren Blick. "Dieser Versager. Ich beginne langsam daran zu zweifeln, dass ich den Richtigen mit dieser Mission betraut habe." Noch immer ruhten ihre rot schimmernden Augen auf der knienden Frau und ein seltsames Gefühl breitete sich in der Fürstin aus. "Erhebt euch und kommt her, Todesritterin.", befahl sie herrisch und die andere gehorchte augenblicklich. Sylvanas beobachtete ihren eleganten Gang, den nicht mal die schweren Platten an ihrem Körper zu behindern schienen, während sie die wenigen Treppen auf die Empore der Bansheekönigin trat. Sie erreichte den massiven Holztisch an dem die Fürstin stand und die leuchtenden hellblauen Augen trafen für die Winzigkeit eines Moments den, der dunklen Herrscherin. Etwas forschendes und alles durchdringendes lag darin, dem sich Sylvanas nur mit größer Mühe zu entziehen vermochte. Die untote Elfe richtete ihren Blick auf die Karte vor ihr und Sylvanas deutete auf einen bestimmten Punkt, ohne hinzusehen. Zu gefesselt war sie von dem unerklärlichen Antlitz der jungen Todesritterin. Sie fing sich eilig und linste nun auch auf das Ledertuch auf dem Lordearon abgebildet war. "Seht ihr diese Felsspalte kurz hinter Koltiras Lager?" Die dunkle Ritterin fixierte den Punkt auf den ihre Königin zeigte und nickte kaum merklich. "Wenn ihr es schafft die Truppen der Allianz in diese Passage zu locken, ist die Überzahl der Allianztruppen bedeutungslos. Ich habe von eurem Befehlshaber erwartet, dass er von alleine darauf kommt." Sylvanas hatte erwartet, dass das junge untote Ding, vor ihr, zumindest anstandshalber vor Scham den Blick abwenden würde, doch die eisblauen Augen schauten auf und wieder trafen sich die gegensätzlichen Blicke der beiden Untoten. "Es steht mir nicht zu mich, für das Fehlverhalten meines Befehlshabers, zu entschuldigen, oder rechtzufertigen, meine Königin, aber ich werde augenblicklich aufbrechen und ihm euren Ratschlag mitteilen." Die untote Ritterin neigte ihr Haupt und wandte sich um, die kleine Treppe hinab zuschreiten und den Audienzsaal wieder zu verlassen. Die dunkle Fürstin schaute ihr unbeeindruckt hinterher, doch ein Impuls wand sich in ihr und schlängelte sich durch die kalte Abgeklärtheit hoch. Unbändig und übermächtig drangen Worte durch die dunkelroten Lippen der Bansheekönigin, ohne dass sie sie hätte aufhalten können. "Wartet!", befahl sie gebieterisch. Der Ton ihres Befehls klang vertraut. Erhaben und herrisch, ließ er wie gewohnt keine Widerrede zu. Die Todesritterin hatte grade den Fuß der Treppe erreicht und drehte sich zu ihrer Herrscherin. "Ja, meine Königin?", fragte sie unterwürfig wie es sich für einen Untertan geziemte. "Dies ist eine Lektion für Koltira. Ihr werdet bleiben. Ich will sehen, ober er dem gewachsen ist und wie es wharhaftig um seine Loyalität gegenüber den Verlassenen steht." Ein frecher Schalk schlich sich in das blaue Schimmern der Augen der dunklen Ritterin und dann geschah etwas Verwunderliches. Die Ergebenheit schwand aus ihren Gliedern und sie schwang sich mit einem anmutigen Satz hoch auf die Empore, direkt vor die Fürstin. Instinktiv wich Sylvanas einen Schritt zurück, doch die bedeutend kleinere Todesritterin folgte diesem ohne Mühe. Eines von ihren lederumschlossenen Handgelenken wurde gepackt und unvermittelt spürte die dunkle Fürstin die blutleeren Lippen der Ritterin auf ihren eigenen. Sie erstarrte für dem Moment. Was bildete sich diese junge Todesritterin ein. Sylvanas war eine Kriegerin und nach derlei Spielen war der Herrscherin ganz sicher nicht der Sinn. Mit ihrer freien Hand holte sie aus und löste sich aus dem unfreiwilligen Kuss. Ihre Hand schnellte vor, doch die Reaktion der Todesritterin war unglaublich. Schnell und präzise hatte sie den nahenden Schlag abgewehrt und umschloss nun auch das andere Hangelenk der Bansheekönigin mit festem Griff. "Was erdreistet ihr euch... ", begann Sylvanas entrüstet, doch wie der vorangegangene, brannte schon ein weiterer Kuss auf ihren dunkelroten Lippen. Unbeirrt drängte die kleine Todesritterin die mächtige Banshee an die nächste Wand und Sylvanas fing an sich zu fragen, ob sie derartig stark war, oder ob sie sie vielleicht einfach gewähren ließ. Als sich ihre dunkelroten Lippen einen Spalt breit öffneten und der drängenden Zunge der anderen Einlass gewährten, wusste sie, dass es letzteres war. Innerlich wand sich die dunkle Fürstin, dabei hatte die untote Elfe ihre Handgelenke schon lange frei gelassen. Ein vertrautes Scheppern drang an ihre schlanken Ohren und als sich die andere von ihr löste, sah Sylvanas auch ihre langen Ohren kurz zucken. In einer einzigen fließenden Bewegung war die Todesritterin um den Tisch gerauscht, wie es der Fürstin schien und schaute wieder auf die Karte. Als die Untotenwache den Audienzsaal betrat, kam sie nicht umhin sich zu fragen, ob sie einem Traum, oder einer Vision unterlegen war. Gedankenverloren lehnte die Herrscherin der Verlassenen noch immer an der Wand und strich sich einmal über die roten Lippen. Sie linste zu der Todesritterin, die sich jedoch nichts anmerken ließ. "Fühlt ihr euch nicht wohl, Herrin?", ließ sich der Wachmann ergeben vernehmen. "Mach dich nicht lächerlich. Was willst du?" Die Wache stockte, ob der kühlen noch abweisenderen Antwort, als sonst. "Lord Godfrey bittet um eine Audienz." Endlich! In Sylvanas breitete sich eine kindliche Aufregung aus, die sie bestimmt zurück drängen musste, um die Maske zu wahren die sie pflegte aufzulegen. "Bring ihn her! Auf der Stelle!", befahl sie harsch. Er neigte den Kopf und eilte sofort hinaus. Zufriedenheit breitete sich in ihr aus und vertrieb die Aufregung. Gelassen drehte sie sich zurück zu der Karte und wollte sich wieder an die Arbeit machen. Dass die Todesritterin noch immer dort stand und sie herausfordernd anblickte, rüttelte an ihrer Erinnerung und versetzte ihr einen einen überraschenden Stich. "Ich denke ihr richtet eure Anstrengungen auf das falsche Ziel, meine Königin.", sprach die Ritterin ohne Aufforderung. Wut kroch in der dunklen Fürstin hoch. "Was maßt ihr euch an? Aus meinen Augen, Todesritterin!", herrschte sie ihr Gegenüber an, der dabei ein Schmunzeln über die blutleeren Lippen glitt. "Wie ihr wünscht, meine Königin.", entgegnete sie gelassen und schritt quälend langsam die Empore hinab zu dem Gang der sie aus dem Audienzsaal führen würde. Die Bansheekönigin fluchte leise vor sich hin und fragte sich, ob sie grade einen Fehler gemacht hatte die Todesritterin unbehelligt gehen zulassen. Ein Räuspern erklang und verdrängte die wirren Gedanken. "Lord Godfrey, willkommen im Kreise der Verlassenen." Ihre Pläne nahmen dank Vincent Godfrey endlich handfeste Formen an. So war es seinem fundierten Wissen zu verdanken, dass Sylvanas tiefere Einblicke in die Pläne und Aufstellungen der Gilneer erhielt. Die Truppen die ihre Verlassenen seit jeher mit aller Macht zurückdrängten wurden angeführt von Darius Crowley. Es gelang dem Neu-Verlassenen Godfrey deren Tochter Lorna zu entführen und ein Treffen mit dem Gruppenführer zu arrangieren. Ungeduldig wippte der untote Lord mit dem Fuß. "Wo bleibt diese Ausgeburt eines stinkenden Wolfes?", drang die flatterhafte Stimme von Godfrey an ihre schlanken Ohren, doch sie starrte weiter in das Dunkel der Nadelbäume vor sich. Es dämmerte und so lag der Silberwald schon bei Tag in einem undurchdringlichen Dunkel. "Mein Vater wird sich nie ergeben, ihr gräßlichen Untoten!", zeterte die junge Crowley, doch auch das ließ die Bansheekönigin kalt. Ganz im Gegensatz zu ihrem Begleiter der ohne zu zögern seine Hand vorschnellen ließ und die junge Menschenfrau so zum Schweigen brachte. Die Dunkelläuferin wandte ihren Blick zur Seite und betrachtete das Menschenweib, die zur Seite gebeugt, von der Wucht des Schlages, einen Augenblick brauchte um sich zu fassen. Sie schüttelte ihre schwarze Mähne zurück und richtete sich auf um den Untoten eines finsteren Blickes zu bedenken. "Endlich! Er kommt. Oh wie ich dich hasse du erbermlicher Überrest eines Ogerhaufens.", murmelte Godfrey zu sich selbst und Sylvanas folgte seinem Blick. Ein paar Äste wurden auseinander geschoben und dazwischen heraus trat Darius Crowley. Anders als seine Tochter, hatte Lord Crowley rotes halblanges Haar, dass ihm schlaff und Schweizdurchtränkt vom Haupt fiel. Die vielen Schlachten gegen ihre Verlassenen hatten bei ihm schon einen Tribut gefordert, so bedeckte eine schwarze Augenklappe sein rechtes Auge, was Sylvanas anerkennend registrierte. Er kam einige Körperlängen vor den dreien zum Stehen und tauschte einen besorgten Blick mit Lorna. "Was verlangt ihr für das Leben meiner Tochter?" Er verschwendete keine Zeit. Sylvanas sollte es recht sein. Godfrey wollte ihm antworten, doch sie schob sich vor ihn und gebot seiner gehässigen Zunge so Einhalt. "Schön zusehen, dass den Gilneern Zusammenhalt doch noch etwas bedeutet, Lord Crowley. Ihr hättet mächtige Verbündete in der Allianz,hättet ihr euch nicht über Jahre feige hinter eurer Mauer verschanzt." Er schenkte ihr einen verachtenden Blick, was sie schmunzeln ließ, also fuhr sie fort: "Zieht eure Truppen ab und eure Tochter ist frei." Der Gilneer bedachte sie eines Blickes, der sie seine Verachtung spüren ließ, doch er musste nicht lange überlegen. Er pfiff zweimal in die Nadeln hinter sich und es vergingen einge Augenblicke, bis ein Gilneeischer Soldat auf die baumumringte Lichtung trat. "Herr?" "Zieht die Truppen ab!", befahl er deutlich, ohne die dunkle Fürstin aus den Augen zu lassen. "Aber..." "Das ist ein Befehl!" Der Soldat salutierte eilig und wandte sich in die Richtung, aus der er gekommen war. "Ihr habt was ihr wolltet, Bansheekönigin. Lasst meine Tochter frei." Ihre glühendem Augen funkelten für den Moment, doch sie wandte sich um und ließ nun ihrerseits ein zwitscherndes Geräusch erklingen, um einen ihrer Verlassenen heran zuzitieren. Er schob sich gar nicht erst durch die Nadelbäume. Sylvanas erkannte seine kleinen verstohlenen Augen und nickte ihm kaum merklich zu. "Ich lasse das überprüfen, wenn ihr erlaubt?" Wieder der verachtende Blick, doch der Mensch schwieg und die Zeit verstrich. Das Knacken brechender Zweige ließ Sylvanas wieder zu den Bäumen hinter ihr herum fahren. "Haben sie sich zurückgezogen?", fragte sie nur, ohne den Verlassenen weiter zu beachten. "Ja, meine Königin." Seine Stimme klang zischend, so leise wie er sprach und so schnell wie er gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Mehr bedurfte es nicht. Die Fürstin zog ihren Stiefeldolch und ließ ihn auf Lorna Crowley niederfahren. Geräuschlos fielen ihre Fesseln zu Boden. Kurz schaute die Schwarzhaarige verwirrt in das untote Gesicht ihrer Entführerin, dann spuckte sie dem Verräter Godfrey vor die Füße und rannte in die Arme ihres Vaters. Dieser nickte Sylvanas erst zu und stierte dann ebenfalls zu dem Neu-Verlassenen. "Dafür werdet ihr bezahlen, Godfrey!", zischte er ihm angewidert zu und drehte sich mit seiner Tocher um, im Wald zu verschwinden. Ein gieriges Lächeln glitt über die zerfallenen Lippen Godfrys, als er seine Muskete anhob und auf Vater und Tochter zielte. "Lord Godfrey, stellt euch nicht über meine Befehlsgewalt.", unterbrach die Fürstin sein Tun und sie sah den Hass in seinen toten Augen aufflackern. Es war ihr gleich. Er hatte seinen Zweck erfüllt, sollte er sie doch hassen. Sie drehte ihm den Rücken zu. "Wir gehen!" Seine Schritte erklangen nicht hinter ihr, doch sie ließ sich nicht beirren. Ein explosionsartiger Knall schmerzte ihre sensiblen Ohren. Vögel stürzten von den Bäumen und erhoben sich eilig gen wolkenverhangenen Himmel. Leises Getrampel fegte über den aufgeweichten Waldboden und auch das Wild war entschwunden. Gemurmelte Worte folgten die Sylvanas nicht verstand. Es klingelte in ihren Ohren und es scherte sie auch nicht, was Lord Godfrey, der Verräter in diesem Augenblick zusagen hatte. Dann der Schmerz. Viel später als erwartet und ungeheuer intensiv. Die dunkle Fürstin suchte tastend ihren Kopf ab, bis ihre Hand die verräterische Nässe spürte und schließlich sackte sie auf die Knie und fiel zur Seite. Aus den Augenwinkeln konnte sie den Verräter noch erhaschen wie er sich rennend entfernte. Die Beine unbequem angewinkelt und die Arme von sich gestreckt, lag die Bansheekönigin auf dem aufgeweichten Waldboden und starrte hinauf zum dunkelgrauen Himmel. Sie spürte wie der Tod begann an ihr zu zerren. Ein vertrautes Gefühl. Dieser verräterische Abschaum. Das würde er ihr büßen, falls sie sich aus dieser misslichen Lage befreien konnte. Sylvanas spürte wie ihr untotes Leben mehr und mehr aus ihren Gliedern wich und fragte sich nun, ob der Packt mit den Val'kyr wirklich etwas wert war. Mittlerweile hatte der Regen eingesetzt und die Tropfen schienen in Zeitlupe auf ihren sterbenden Körper niederzuprassen und zu zerbersten. Was würde jetzt geschehen? Ein verdrängter Gedanke schlich sich in das untote Bewusstsein. Eine verdrängte Erinnerung und ein wehmütiges Schmunzeln schlich sich auf ihre roten Lippen. Mühsam hob sie ihre rechte Hand und führte sie zu dem dunklen Rot, strich langsam darüber und suchte nach einer Spur die die Küsse der forschen Todesritterin auf ihren Lippen hinterlassen hatte. Hätte sie gewusst, dass ihr Ende so unmittelbar bevor steht, hätte sie die dunkle Elfe nicht so unüberlegt hinfort geschickt und über die Ungeheuerlichkeit ihrer Tat hinweg gesehen. Eine vertraute Präsenz unterbrach ihre Gedankengänge und der Schmerz, nun nicht mehr betäubt von ungewohnter Gefühlsduselei, kehrte unbarmherzig zurück. Sylvanas krallte in den Schlamm links und rechts von ihrem Körper. Die schwebenden Körper von Arthura und Daschla schälten sich hell in die düstere Umgebung. Ihre weißen durchscheinenden Schwingen trugen sie langsam an den leblosen Körper ihrer Paktschwester. "Es ist unsere heilige Pflicht. Wie es der Handel gelobt, erfüllen wir diesen Pakt, Herrscherin über den Tod und das Leben.", drang die geisterhafte Stimme von Arthura an ihre kraftlosen Ohren. Zu ihren Füßen begann die Luft erneut zu flirren und aus dunklem Nebel erschien nun auch Agatha. Trauer zuckte in ihren milchig grünen Augen. Die Körper der drei Val'kyr begannen hell zu strahlen und ihre Macht, das Leben selbst, ströhmte in ihre untoten Glieder, in die Gedärme und Sylvanas spürte wie sich die Wunde an ihrem Kopf langsam verschloss. Die beiden weißen und auch die schwarze Val'kyr wurden durchsichtig, während die Bansheekönigin bereits wieder in der Lage war sich mühsam zu rühren. "Verschwendet unsere Macht nicht noch einmal.", sprach Agatha nun und der Blick der entschwindenden Val'kyr traf die roten glühenden Augen der dunklen Fürstin wie ein herber Schlag. Ein frecher Schalke blitzte für den Bruchteil eines Herzschlages in ihnen auf und sie entschwand gänzlich. Ebenso wie ihre beiden weißen Schwestern. Sylvanas Augen hatten sich erkennend geweitet und mit einem tiefen Stich spürte sie plötzlich das untote Leben in sich. Der Regen, der auf ihre graublaue Haut niederfuhr. Der eisige Wind der an ihrem zerschlissenen Umhang und den graublonden Haaren zerrte. Alles war hart und wirklich und die Sehnsucht nach etwas weichem drang in ihr hoch. Ihre Züge verzogen sich schmerzlich. Kein körperlicher Schmerz, den hatte sie soeben hinter sich gelassen. Doch etwas in ihr verzog sich quälend und zaghaft führte sie einmal mehr ihre Fingerkuppen an ihre blutroten Lippen und suchte nach etwas verloren gegangenen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)