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Verschlossen

Kurzgeschichten
von

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Zimmer..

Seit Tagen schon schließt sie sich wieder in ihr Zimmer ein. Kommt auf kein bitten raus und spricht kein Wort. Die Verzweiflung steht ihr ins Gesicht geschrieben und doch zeigt sie keine Gefühlsregungen. Ihr Leben ist zur Routine geworden. Jeden morgen steht sie um halb sieben auf, geht duschen, zieht sich an und macht sich dann auf den Weg zur Schule. Dort sieht es auch nicht viel anders aus. Sie sitzt einfach nur da. Antwortet nicht, wenn sie etwas gefragt wird, zieht sich in den Pausen immer zurück. Nach der Schule geht sie nach Hause und schließt sich wieder in ihr Zimmer ein.

Es geht Tage, Wochen, nein, sogar Monate so.

Dann fängt es an schlimmer zu werden. Sie geht immer seltener zur Schule und isst so gut wie gar nichts mehr. Die Verzweiflung wird immer stärker und ihr Lebenswille immer schwächer. Sie versinkt immer tiefer in ihre Gedanken, hat kaum noch Bezug zur Realität.

Und doch wird sie nicht aufgegeben. Familie und Freunde drängen sich in ihr Zimmer, nehmen sie mit zu verschiedenen Unternehmungen. Drängen sie zum Essen und Lachen, versuchen sie aufzumuntern. Dennoch merkt keiner von ihnen dass sie tiefer und tiefer in das dunkle Meer der Verzweiflung eintaucht.

Nach einer Weile lässt sie niemanden mehr an sich ran. Sie greift immer öfter zum Messer. Ritzt sich die Arme auf, fällt in immer tiefere Depressionen. Traut niemanden mehr, nicht einmal mehr sich selbst. Sie hat jegliche Selbstachtung verloren, sowie jeden Bezug zur Welt außerhalb ihres Zimmers. Die Verzweiflung wird langsam zu Hass. Hass gegen das Leben, gegen sich selbst. Das Messer wird ihr bester Freund. Sie hat es immer bei sich, lässt es niemals allein.

Freunde wenden sich ab, kennen sie nicht mehr. Familie gibt es für sie nicht mehr. Einsamkeit. Nur das umgibt sie. Verzweiflung gibt es nicht mehr, nur noch puren Hass. Doch was bringt er ihr? Trauer. Das ist die einzige Antwort die sie findet. Doch worum soll sie trauern? Lohnt es sich überhaupt? Zweifel breiten sich aus. Warum ist sie hier? Weshalb ist ihr Leben so dunkel?

Sie hält es nicht für möglich, doch sinkt sie noch tiefer in das dunkle Meer. Sie weiß nicht mehr was wahr und was Fiktion ist. Wie besessen sitzt sie da. Ihr Blick ist fest auf das Messer in ihrer Hand gerichtet. Nur noch ein Gedanke ist in ihrem Kopf. Das Ende. Das Ende aller Probleme. Doch ist es Erlösung? Wird der Hass dann endlich verschwinden? Wird er wieder zur Verzweiflung und sich auflösen?

Das weiß nur sie. Kein anderer wird es erfahren, denn sie schließt sich wieder ein, in ihr Zimmer.

Verloren..

Sie sitzt nur da. Reagiert auf nichts. Gibt keinen Ton von sich. Und dennoch ist sie nicht tot, doch wünscht sie sich, es zu sein. Nur warum? Was ist ihr geschehen dass sie sich jenes wünscht? Ist es die Ausgeschlossenheit? Die Trauer? Oder sogar Hass? Sie weiß es nicht, und weiß sie auch nicht ob sie es wissen will. Schließlich nimmt sie es einfach hin und lebt so weiter, wenn man dies noch leben nennen kann.

Unternehmen tut sie gar nichts mehr, von Freunden wendete sie sich ab. Die Familie ist ihr egal, folglich ist sie auch der Familie egal, aber stören tut sie das nicht. In der Einsamkeit fühlt sie sich am wohlsten. Doch ist es auch gut für sie?

Schon mit jungen Jahren hat sie sich zurückgezogen, wollte allein sein, doch war sie es nie, bis vor kurzem. Ständig kamen "Freunde" vorbei, wollten mit ihr was unternehmen oder zwang sogar die eigene Familie sie etwas zu tun. Nicht nur immer am Fenster zu sitzen und gen Himmel zu starren. Doch genau das wollte sie, denn das machte ihr Hoffnung. Hoffnung auf die Freiheit der Seele. Doch was soll ihr diese Freiheit bringen? Denn ihr Körper war gefangen, in dieser Welt, bei jenen Menschen.

Diese Erkenntnis zwang sich ihr immer wieder auf, zerstörte mehr und mehr ihre Träume, doch die Wünsche blieben, wenn auch unerfüllt. Langsam zieht sich immer mehr zurück, will niemanden mehr sehen, nichts um sich haben. Nahrung nimmt sich nicht mehr zu sich, auch verweigert sie jeden Kontakt zu ihrer "Familie", wenn man diese Leute denn noch so nennen konnte. Verzweiflung macht sich in ihr breit, verschlingt alle Gefühle in ihr.

Selbst fügt sie sich Wunden zu, hofft dass dies die Verzweiflung rauslässt, doch bringt es nur noch mehr von ihr in sie. Mehr als sie ertragen kann.

Nun sitzt sie nicht mal mehr am Fenster, sonder nur noch in der dunkelsten Ecke ihres Zimmers. Und sie weiß genau was immer mehr mit ihr geschieht. Aber, wollte sie es soweit haben? Diese Frage stellt sie sich schon seit Tagen, doch eine Antwort findet sie nicht. Will sie sie denn überhaupt finden? Oder schreitet sie doch schon den Weg freiwillig entlang? Was sie auch dahin treibt, es verschwindet nicht, sie verliert mehr und mehr den Hang zur Realität, erkennt den Unterschied zwischen fiktiven und realem nicht mehr. Und doch vermag sie noch nicht aufzugeben. Sie kämpft, will niemanden einen Gefallen tun, doch weiß sie auch, dass sie diesen Kampf verlieren wird.

Und das wahrscheinlich früher als sie denkt, und auch wird sie schnell vergessen, denn existieren tat sie schon lange nicht mehr für die Menschen.

Welten

Immer lacht sie, lächelt sie, gibt sich fröhlich, doch im Herzen hat sie alles verloren, alles wofür es sich lohnt fröhlich zu sein. Die Menschen die sie mag, die sie lieb gewonnen hat, verlassen sie, spielen ihr Freundschaft nur vor. Nutzen sie aus, misshandeln ihre Seele, ihr Herz. Niemand vermag es wieder zu heilen, niemanden lässt sie mehr an sich ran. Verschließt sich, vor allem, nicht nur vor ihren Mitmenschen, nein, auch vor allem anderen. Leben tut sie nur noch in ihrer eigenen Welt und keiner vermag sie daraus zu holen. Immer öfter verflüchtigt sie sich, zieht die Einsamkeit allem anderen vor. Mag nicht mehr reden, einfach nur vor sich hin starren, nur das tut sie noch gerne.

Auch verschließt sie allmählich ihre Augen, traut ihnen nicht mehr, will ihnen nicht glauben. Die Umgebung nimmt sie nicht mehr wahr, sie ist nur für sich. Mag nicht mal mehr ihren Interessen nachgehen. Ihr Herz stirbt, doch wird ihr Körper weiter leben. Denn das eine kann ohne das andere existieren, doch sollte es nicht.

Aber immer wieder geschieht es, auch immer öfter passiert es. Immer mehr Menschen lassen ihr Herz sterben, ihre Seele verkümmern. Nicht nur aus Angst verletzt zu werden, nein, auch aus Furcht vor der Welt die sie nicht kennen. Es gibt viele Menschen wie sie, doch werden sie einander nie kennen lernen. Denn verschlossen leben sie alle in ihrer eigenen Welt, einsam und ohne einen Funken Freude.

Doch kann es sein, dass dieser Umstand sie doch glücklich macht? Die Frage kann nur einer von ihnen beantworten, doch wird man nicht zu ihnen vordringen, in ihre Welten. Phantasie raubt ihnen die Energie, die Lebenskraft.

Doch sie, sie will ihre Lebenskraft nicht verlieren, aber schafft sie es auch nicht aus ihrer Welt. Sie kämpft, aber wird sie diesen Kampf auch verlieren, denn die Kraft fehlt ihr. Die Kraft aus ihrer Welt zu fliehen, die Kraft sich wieder in das Leben der anderen einzubringen.

Schnell wird sie vergessen. Nur die Familie weiß von ihr, doch kann sie mit ihr nichts anfangen. Auf keinen reagiert sie, keiner dringt zu ihr durch, keiner behält Hoffnung für sie. Und doch bleiben sie bei ihr, lassen sie nicht allein, ihren Körper, die Hülle. Auch wenn die Seele zerstört, der Körper schwach und der Wille zum Leben gebrochen ist, bleiben sie bei ihr. Bis zum Ende..

Besserung?

Immer wieder gibt sie sich anders, versucht alles zu verbergen. Doch bricht es immer mehr durch ihre Fassade hindurch. Sie erträgt es nicht mehr. Versinkt in Zweifel. Noch immer hofft sie auf Besserung, doch trifft sie nicht ein. Ihre Hand wandert immer öfter zum Messer, zur erflehten Erlösung, aber hat sie auch angst davor. Ist es dann wirklich vorbei? Sie glaubt nicht wirklich daran. Regt sich in ihr doch ein Funken der sie zum weiter machen antreiben will. Nur weiß sie nicht ob sie diesem freien Lauf lassen soll. Denn Freude findet sie nur noch selten. Lacht obwohl ihr gar nicht danach ist. Will den anderen keinen Kummer bereiten. Verzieht sich in ihre eigene Welt, und findet auch da keine Ruhe. Sie zweifelt an ihrem Dasein und an dem, was sie tut. Mehr und mehr greift sie sich selbst an, und versinkt immer tiefer in der Einsamkeit. Hasst es zu weinen und doch tut sie es. Will niemanden weh tun und doch glaubt sie, dass sie es tut. Will sie doch nur endlich Freude empfinden, Liebe, Freundschaft. Doch weiß sie nicht einmal, was dies ist. Sie träumt nicht mehr von Freiheit, Frieden, Glückseeligkeit. Hat sie doch nur noch einen Wunsch. Endlich in Ruhe gelassen werden. Aber warum wird er nicht erfüllt? Warum passiert alles, nur dies nicht? Keiner kann es sagen, weil keiner ihre wahren Gedanken kennt. Immer mehr verschließt sie sich, kehrt in ihren Alptraum, ihr Zuhause, zurück und lässt alles über sich ergehen. Denn den Mut, etwas zu tun, hat sie nicht. Mehr ist die Furcht da, dass es noch schlimmer werden könnte. Das sie keinen Augenblick mehr Ruhe hat, keinen Zeitpunkt wo sie sich ausruhen kann. Obwohl dies, eh schon kaum vorhanden ist. Immer wieder will sie etwas ändern, nur schafft sie es einfach nicht. Freunde wollen ihr helfen, doch verschließt sie sich vor ihnen. Sie will niemanden mehr da hinein ziehen, obwohl sie es schon getan hat. Doch hasst sie sich auch dafür wieder. Sie fragt sich ständig, warum sie dies getan hat. Denn glaubt sie nicht daran, dass irgendjemand ihr da helfen kann. Vielleicht verhindert diese Einstellung es auch, aber kann sich jemand in sie hinein versetzen? Nicht wirklich. Hat sie doch schließlich nicht solch ein Problem, dass alltäglich ist. Von Tag zu Tag wird sie schwächer, verliert mehr und mehr ihren Willen zu Überleben. Bis sie sich nur noch in eine Ecke hockt und weint. Nicht sichtlicht, sie weint ihn ihrem Herzen. Redet sich aber doch immer wieder ein, dass es besser wird. Nur wann? Erst wenn ihre "Mutter" gestorben ist? Oder wenn sie es endlich schafft, den Mut aufzubringen um zu sterben? Keiner kann das sagen. Und keiner wird es erfahren.

Leben

An Freundschaft glaubt sie nicht. Liebe kennt sie nicht. Freude ist ihr vergönnt. Und doch kann sie lachen. Aber was bringt ihr dies? Niemals wird sie mit Freunden lachen können. Niemals wird Liebe der Grund sein. Und Freude wird sich dafür nicht zeigen. Nur die Trauer zeigt sich ihr zu genüge und der Hass schließt sich ihr meist an. Doch kann sie mit diesen beiden lachen. Nur warum? Hat sie soviel verlernt dass nur noch schlechtes gut genug für sie ist? Wurde sie schon so oft verstoßen das sie es nicht anders kennt?

Was es auch ist, es zerstört sie. Innerlich und äußerlich. Nie zeigt sie wem ihre Arme, oder Beine. Immer trägt sie lange Sachen, denn scheint es so, als täte sie jenes schon seit ihrer Geburt. Und redet sie sich ständig ein, sie habe es nicht besser verdient. Sie sei unnütz oder gar eine Schande für das Leben. Doch ist in ihr ein kleiner funken Hoffnung, der sie nicht verlässt. Nur, wo kommt dieser Funke her? Das fragt sie sich immer wieder, nur findet sie keine Antwort. Warum auch? Schließlich ist es so, wie es nun einmal ist.

Immer wieder flüchtet sie in andere Welten, mit Alkohol, Drogen oder Schmerz. Aber die Realität holt sie auch immer wieder zurück. Deswegen fühlt sie sich wie eine Gefangene, ein Wesen dass es nicht Wert ist frei zu sein. Aber, sie akzeptiert es. Denn warum sollte es anders sein? Schließlich lebt sie nur um eines anderen Frust, Stress und Wut zu ertragen. Und dann, irgendwann, endlich Frieden zu finden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von: abgemeldet
2003-10-02T20:46:01+00:00 02.10.2003 22:46
*schnüff*
irgendwie kann ich das nachfühlen
mir geht es manchmal genauso
ich verbringe auch viel Zeit in "meiner" Welt.
Es ist einfach so
Für den Moment ist es ein tolles Gefühl, doch wenn man aus ihr erwacht und merkt, dass es niemals so kommen wird, da verliehrt man auch manchmal die Hoffnung.
Darum sollte man sich lieber nicht zu sehr auf diese Welt einlassen
*seufzt*
aber ich habe mich schon viel zu weit da rein gewagt, um jetzt noch so einfach zu entfliehen
Doch verliehre ich nicht den Drang zur Realität!
Die von dir beschriebene Person tut mir wirklich total leid
und du hast das toll geschrieben
mach weiter so
Von: abgemeldet
2003-09-28T06:16:19+00:00 28.09.2003 08:16
*simbolisch heult*
das ist so traurig
warum ist sie nur so?
du schreibst das so richtig toll
mach weiter so
ich finde, da merkt man erst, wie gut es einem eigentlich geht
Von: abgemeldet
2003-09-28T06:12:10+00:00 28.09.2003 08:12
Wow, du kannst das echt gut.
Wie bekommst du das hin?
Ich hab ne richtige Gänsehaut bekommen
Ich kann mit jeder Zeile mitfühlen, auch wenn ich sowas nie erlebt hab
Von:  Tuti
2003-09-21T17:14:28+00:00 21.09.2003 19:14
Oo
Horror!
*wegsreh*
Lass mich nie wieder so was lesen!!!
Naja.. Bis auf, dass ich so was nciht mag ist es gut! ^^''
Von:  Homelander
2003-09-21T17:13:15+00:00 21.09.2003 19:13
oh man jetz hab ich selbst wieder deprissionen XD echt 'schön' beschrieben... *schniff* genau kann ichs zwar nicht nachvollziehen, aber es ist trotzdem ne echt gut geschriebene kurzgeschichte... *knuddl*
Von:  Ioni
2003-09-21T12:17:00+00:00 21.09.2003 14:17
ich find das einfach nur hammerhart...
jetzt weiß ich wie sich viel Mädchen fühlen müssen und das so zu beschreiben find ich echt schwer...


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