Die Ruhe nach dem Sturm von randydavies ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1     Wir schrieben das Jahr 2030. Die Menschheit verbrauchte viel zu viele Ressourcen, der Lebensstil blieb weiterhin bei den Reichen pompös, der Überfluss und die Dekadenz auch, sodass einige Wissenschaftler ausrechneten, dass wir in ungefähr 100 Jahren zu wenig Nahrungsmittel für die Bevölkerung hatten. Wir wussten es, aber unternahmen wir etwas dagegen? Nein, und so verhielt es sich auch mit dem Klimawandel. Immer nur machten Forscher Gutachten, die von der Regierung zum Teil so manipuliert wurden, damit das Weltbild stimmte. Wir hatten also nichts dazugelernt. Doch einige wahre Messdaten sickerten trotzdem an die Oberfläche; es gab auch Rebellen unter den Wissenschaftlern. Die Sommer waren heißer geworden, die Winter, die nur noch in wenigen Regionen auf der Erde kurz waren, waren bitterkalt. Ein Kontrastprogramm, das bei vielen Menschen, besonders bei Älteren, auf das Herzkreislaufsystem gingen. Die Ärzte hatten alle Hände voll zu tun und die Pharmaindustrie freute sich über die Masse an Erkrankungen, und boomte mit ihren Wunderpillen, die angeblich, für viel Geld, alles heilten. Die hohe Sterblichkeitsrate wuchs aber weiterhin unangefochten an, trotz der Pillen. Dazwischen waren die Jahreszeiten, die man früher als Frühling oder Herbst bezeichnete, ebenso anders. Die Regenfälle nahmen zu, erreichten das Ausmaß von Monsunregen. Selbst in Regionen, die früher keinen Winter erlebten, hatten Veränderungen, indem sie nun Schnee und Eis abbekamen. Das Klima war auf der ganzen Welt instabiler denn je. Alles an sich war anfälliger. Temperaturschwankungen von immensen Ausmaßen wurden in vielen Regionen gemessen und auch die Erdbeben wuchsen an, erreichten oftmals auf der Richterskala 6-7. Die Regierungen aus aller Herren Länder konnten nicht mehr alles unter Verschluss halten. Vor einem Jahr hätte ich stutzig werden müssen, warum ein durchschnittlicher Wissenschaftler wie ich, sich auf einmal auf solch einem hohen Posten wiederfinden würde. Ich war nun Leiter von drei Reaktoren geworden. Ich gehörte zwar nicht gerade zu den Wissenschaftlern, die ihre Daten gerne manipulieren ließen, aber meine Arbeiten an den seismografischen Anlagen waren durch die Beförderung beendet und ich wurde durch einen anderen Wissenschaftler ersetzt. Anfänglich genoss ich durchaus meine Position, blickte somit in eine andere Zukunft, in der ich nicht schlecht Geld verdiente. Ich ließ es mir gut gehen, genoss den Luxus. Man hielt bewusst die Bevölkerung weiterhin dumm. Als Fragen aufkamen, gaukelte man ihnen vor, es sei ökologisch absolut der Norm entsprechend. Die neue Energie, so hieß es, war die Zukunft unserer Erde, die Zukunft der Menschheit überhaupt, aber die Katastrophe nahm ihren Lauf!     Alles fing damit an, dass sich die Regierung quer stellte, als ich ihnen empfahl, die Reaktoren stilllegen zu lassen. Wissenschaftler aus aller Welt schickten alarmierende Daten zu uns, die alles andere als in Ordnung waren. Sie waren nicht manipuliert und sehr erschreckend, als man sie in unseren Labors genauestens analysiert hatte. Spätestens ab hier begann meine Sorge um die Menschheit und dies teilte ich der Regierung mit. Korngrößenbestimmung, Schlämmanalysen, Partikelanalysen, wie zum Beispiel Laserbeugung von 0.04 - 200 µm, wurden gemacht. Das alles waren Daten, die ich nicht mehr ignorieren konnte und wollte. Drei Standorte, die unter meiner Leitung standen, wollte ich darum dringend abschalten lassen, bevor es zu der größten Katastrophe kommen konnte, die die Menschheit jemals erleben würde. Ich trug meine Bedenken meiner Regierung vor, doch sie wurden ignoriert und ich bekam Mundfesseln verpasst. Schweigen war angesagt, und zwar für uns alle, die an dem Projekt arbeiteten. Würde ich mich nicht an das Redeverbot halten, wäre mein Leben vertan, hieß es. Aber war es das nicht schon, wenn ich der Menschheit vorenthielt, was passieren würde, wenn es zu einem Supergau kommen würde? Ich befand mich in einer mentalen Zwickmühle. Der Luxus, den ich noch bis vor Kurzem genossen hatte, wurde zu einem Hohn, ein Trugschluss, es könnte alles wieder gut werden, wenn man in Geld schwimme und sich alles erkaufen konnte, was man wollte. Hatten die Menschen nicht ein Recht darauf zu erfahren, was auf sie zukommen würde, wenn es wirklich so weit kommen würde? Wir saßen auf einem Pulverfass, das jeden Moment hochgehen konnte. Einigen anderen, denen es anscheinend egal zu sein schien und nur der Profit zählte, wussten es. Aber mein schlechtes Gewissen erdrückte mich, ließ mich verzweifeln.   Und nun war das passiert, was ich befürchtet hatte, was wir längst vorhergesagt hatten und keiner der Verantwortlichen hören wollte: Die Zerstörung unseres Planeten hatte angefangen …     ***   Rückblick.   Ich war aufgrund des plötzlichen Verschwindens meines Vorgängers Leiter der Reaktoren geworden, die sich HiKS nannten. Warum man so einen Namen vergab, beziehungsweise wofür die Abkürzung stand, war selbst mir ein Rätsel. Man gab mir keine Auskunft, als ich danach fragte, um meine Neugierde zu stillen. Man warnte mich sogar davor, weiter den Namen zu hinterfragen. Für mich war es ein Anlass, mich mit einer Verschwörungstheorie zu beschäftigen. Die Drohung hatte bei mir Gehör gefunden, war mir mein Leben zu wichtig. Jeder Mitarbeiter, der an der Entstehung der drei schwarzen Löcher oder an den Reaktoren arbeitete wusste nur zum Teil von der drohenden Gefahr. Aber keiner unternahm wirklich etwas dagegen und alle verrichteten ihre Arbeit, bis sie nicht mehr gebraucht wurden. Danach gab man ihnen Schweigegeld. Die meisten von ihnen setzten sich in die Schweiz ab, um mit ihren Familien sorgenfrei in einem schönen Häuschen leben zu können, andere hingegen verschwanden auf mysteriöse Art und Weise spurlos.   Zu der Optik der Reaktoren selbst, waren die Meinungen gezweiteilt. Ich für meinen Teil fand sie hässlich, andere wiederum verglichen sie mit Statuen abstrakter Pop Art. Wie gesagt, fand ich sie scheußlich, da sie, meiner Meinung nach, das Land optisch verschandelten mit ihrem kegelförmigen Aussehen, die mausgrau 200 Meter gen Himmel ragten und einen Umfang von einer Meile an Breite betrugen. Nein, sie wirkten zudem auf mich - und ich war mit meiner Meinung durchaus nicht alleine - furchteinflößend und stellten zudem für den Vogelflugverkehr eine Bedrohung dar. Sie glichen eher uralten Ruinen oder Gesteinsnachbildungen von Königen, wie die der Osterinsel. Daher gab ich ihnen auch ihren Namen: Die Hölle in Königsgrößen, Abkürzung hierfür: (HiKs). Den ausgesprochenen Namen behielt ich aber natürlich für mich. Die drei Reaktoren bildeten die Grundbasis der Versorgung in weiten Teilen Amerikas. Sie lieferten in vielen Städten neue Energie. Ganz besonders Los Angeles und New York profitierten davon, waren es gerade die Großstädte, und somit die Energiefresser Numero Uno. Mit der neu entwickelten Nanotechnik, schwarze Löcher zu projizieren, um damit die Kraft daraus zu schöpfen, die wie zu Magneten wurde, konnte man die Energie flächendeckend nutzen und löste in weiten Teilen das Erdöl damit ab. Somit war die Versorgung, ohne Erdöl auskommen zu können, gesichert, wenn die Quellen eines Tages endgültig versiegten und eine Alternative sie ersetzen musste. Nun hatten wir sie. Das umstrittene und vielfachgehasste Fracking wurde gänzlich eingestellt. Zehn lange Jahre war dieses Projekt diskutabel geblieben.    Viele Länder waren begeistert von dieser Entwicklung, stimmten bei HiKs zu, machten voller Tatendrang mit. Deutschland hatte es eigens durch eine Handvoll Wissenschaftler entwickeln lassen. Auch Europa begann, solche Reaktoren zu bauen, als die EU-Regierung endlich nach jahrelanger Debatte und endlosen Beschlüssen zustimmte. Auch wenn Deutschland sie entwickelt hatte, war es das letzte Land in Europa, das nachzog, als endlich der Flüchtlingsstrom nachließ und Ruhe eingekehrt war. Nach fünfzehn Jahren, beschlossen auch sie, diese Energie für sich zu nutzen. Die Bevölkerung war um das 20zigfache angestiegen und darum brauchten sie mehr Energie als sie bis dato produzieren konnten. Doch waren sie noch lange nicht mit den Bauten fertig. Wie immer verzettelte sich Deutschland mit Verträgen, Paragraphen und ihren Beschlüssen hierzu. Auch Europa musste den Normen für die Reaktoren zustimmen. Die Deutschen waren schon ein komisches Volk, aber wir brauchten sie. Sie waren die Denker und Philosophen, die wir leider nicht hatten. Aber wir waren die Ersten, die diese Anlage bauten und besaßen. Amerika war wie immer stolz auf sich, zuerst gehandelt zu haben und vor allem wieder vor den Russen zu sein. Das vermittelten auch die Medien und wie immer wurde der Rest an Wahrheit unter den Tisch gekehrt. Was wirklich vor sich ging, wusste noch nicht einmal ich so recht und im Prinzip war es ein Krieg zwischen den einzelnen Geheimdiensten und den Regierungen. In der Bevölkerung gab es aber auch Gegner, die alles anzweifelten. Sie protestierten wegen der Entwicklung, weil sie HiKs für weitaus gefährlicher hielten, als die Atomenergie an sich. Wie Recht sie behielten …     ©Randy D. Avies 2012 (überarbeitet August 2016)   Betaleser: peonie   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)