Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 48: Entschluss ---------------------- Schwarzstreif saß allein auf der Lichtung. Die letzten Sonnenstrahlen waren schon längst hinter den Baumwipfeln verschwunden und der Mond kam langsam heraus. Der Himmelskörper war noch längst nicht voll, aber es würde auch nicht mehr so lange dauern, bis er voll wurde. Nach diesem anstrengenden Tag wollte Schwarzstreif erst einmal in Ruhe seine Gedanken ordnen und übernahm deswegen die Nachtwache. Er starrte gerne in den Sternenhimmel und ließ seine Gedanken abschweifen und konzentrierte sich nebenbei auf seine Umgebung. Ein Fuchs oder ein Dachs würde ihn so oder so aus seinen Gedanken reißen und welcher Clan würde sich schon die Mühe machen, den Nachtclan in der Nacht anzugreifen. Das wäre wirklich selten dämlich. Zuerst drehten sich seine Gedanken um den heutigen Tag, der bald vergangen sein würde. Er selbst wollte sich nicht die Mühe machen, Mohnpelz aufzuklären. Das kann die Familie schön unter sich klären. Seine neue Wunde an seiner Schulter brannte noch etwas, aber das würde ebenfalls bald vergehen. Während er heute im Wald darüber nachgedacht hatte, wie er Windpfote am besten weiter trainierte, hatte er einen verzweifelten Hilferuf gehört. Da es keiner aus seinem Clan war, wollte er zuerst nicht helfen, doch dann kamen die Laute immer näher, bis er erkannte, was es war. Ein Falke flog über eine Wiese, jenseits der Grenze, mit einem Jungen zwischen den Krallen. Schwarzstreif hatte instinktiv reagiert und den niedrig fliegenden Greifvogel angesprungen. Dieser ließ vor Überraschung das Junge fallen und machte sich aus dem Staub. Doch davor wurde Schwarzstreif noch an der Schulter von dessen Krallen gestreift. Der Clan musste nichts von all dem erfahren, da es nur umsonst Aufsehen erregen würde. Das Junge würde so oder so nicht mehr zu seinem Clan zurückkehren, somit war das Thema für Schwarzstreif erledigt. Jungen… Die Kinderstube müsste auch ausgebaut werden, falls Windpfote mehrere Jungen werfen sollte. Allerdings wäre eine engere Kinderstube wärmer. Blitzfells Brut würde auch bald zu Schülern werden und sie hatten keine große Auswahl an Mentoren. Wenn er es sich genauer überlegte, hatten sie gar keine Auswahl. Immerhin würde das nächste Junge erst in knapp fünf Monden zum Schüler. Bis dahin würde Federpfote ziemlich sicher bereits Krieger sein. Einige der vier Geschwister könnten dann auch schon Krieger sein und bei Windpfote kommt es darauf an. Auf jeden Fall hat Rauchjunges wieder einen Mentor. Was wohl passieren würde, wenn es mehr Schüler als Krieger gäbe? Darum wollte er sich erst gar keine Gedanken machen. Das wäre dann Sturmsterns Problem. Sie hätten auch weniger Probleme, wäre nicht einer ihrer Krieger abhanden gekommen. Wie es Weizenpelz wohl ging? Wäre er geblieben, wäre er mit Sicherheit Mentor geworden. Schwarzstreif verspürte einen Stich, als er sich an den Krieger erinnerte. Leider waren sie im Streit, als er mit der Rotte ging. Es war ja seine Schuld, doch er war nunmal schlecht gelaunt. Aber Schwarzstreif würde denoch gerne erfahren, wie es ihm jetzt ging und vielleicht könnte er sich auch… entschuldigen. Schwarzstreif schlug müde seine Augen auf. Während der Nacht hatte er sich weiter Gedanken über Weizenpelz gemacht und einen Entschluss gefasst. Er wollte losgehen und ihn suchen. Leider hatte er Pflichten im Clan, deshalb musste er wohl zuerst Sturmstern Bescheid sagen. Der Krieger reckte sich und ging langsam aus dem Kriegerbau. Er sah sich auf der Lichtung um und ignorierte Windpfote, die ihn Erwartungsvoll anstarrte. Schwarzstreif trottete zu Sturmsterns Bau und prüfte die Luft auf dessen Geruch um sicherzugehen, dass er wohl anwesend war. Zögernd trat er ein und überlegte noch einmal genau seine Worte. Sturmstern sah überrascht auf, schwieg aber als er den entschlossenen Blick des Zweiten Anführers sah. "Ich werde nach Weizenpelz suchen. Da gibt es etwas, was ich ihm sagen muss." Die zwei Kater starrten sich einen Herzschlag einfach nur an, bis Sturmstern aufsprang und seiner Verwirrung Wut wich. "Das wirst du ganz bestimmt nicht! Wir haben Blattleere und brauchen jeden Jäger! Und du bist auch noch Zweiter Anführer, du kannst nicht einfach weggehen!" Die Stimme des Anführers war ungewöhnlich hoch, doch Schwarzstreif blieb ruhig und verzog keine Mine. "Das war keine Frage, ich habe dir nur Bescheid gesagt, eben weil ich dein Stellvertreter bin. Ansonsten wäre ich einfach gegangen und irgendwann wieder aufgetaucht." Das Fell des Grauen Katers sträubte sich und seine Stimme wurde lauter. "Meinst du wirklich ich werde tolerieren, dass du einfach einmal kurz den Clan verlässt?! Wir haben uns doch darauf geeinigt, dass wir nicht nach Weizenpelz suchen. Du hast auch noch eine Schülerin auszubilden!" Schwarzstreif legte seine Ohren nach hinten und bemühte sich, dass sein Nackenfell glatt blieb. "Wir haben gar nichts entschieden das warst du allein. Was Windpfote angeht, ich kann ihr in der kurzen Zeit nichts mehr beibringen, was sie nicht zu sehr anstrengt. Sie kann einfach bei irgendeiner Patrouille mitgehen und fertig. Außerdem habt ihr dann ein Maul weniger zu Füttern. Ich bleibe ja keinen ganzen Blattwechsel weg." Der Anführer atmete heftig aus und ein um sich langsam zu beruhigen. Er legte langsam sein Fell an und fuhr seine Krallen in die festgetretene Erde seines Baues. "Warum bist du so besessen von dieser Idee?" Schwarzstreif sah Surmstern an und dachte scharf über seine Antwort nach. Langsam tastete er sich an eine Antwort heran, die den Anführer vielleicht umstimmen würde. "Er wurde von Schwalbenflügel gemeinsam mit Fleckenpfote gesäugt…" Der graue Kater kniff seine Augen zusammen. "Willst du mir etwa erzählen, dass du Vatergefühle für ihn hast. Das glaube ich dir nämlich nicht." Schwarzstreif starrte seine Pfoten an und erwiderte nichts. Egal was er sagen würde, es würde nichts besser machen. Er entschied sich einfach zu schweigen, bis Sturmstern wieder etwas sagte. "Warum sollte ich dich überhaupt gehen lassen um nach Weizenpelz zu suchen?" Sturmstern brach die Stille mit seiner Frage. "Schwarzstreif geht Weizenpelz suchen?! Ich komme mit!" Die zwei Kater sahen sich überrascht um, als sich Spechtfeder in den Bau quetschte. Die Königin sah die beiden entschlossen an, doch Sturmstern knurrte nur verärgert. "Das kannst du vergessen! Willst du Rauchjunges etwa währenddessen alleine lassen?" "Federpfote ist doch noch da und außerdem können sich auch noch Blitzfell und Farnfuß um ihn kümmern. Weizenpelz ist mein Wurfgefährte! Ich konnte mich noch nicht einmal von ihm verabschieden und außerdem kennt Ratte mich. Er wird Schwarzstreif und mich sicher nicht angreifen, wenn er mich erkennt. Und weil ich das von vorhin mitgehört habe, ihr hättet derweil ein Maul weniger zu füttern und im Gegensatz zu Schwarzstreif jage ich derzeit nicht." Strumstern seufzte verzweifelt aus. "Und Federpfote wird dich sicher gehen lassen, oder? Was dich angeht, Schwarzstreif, dich kann ich so oder so nicht aufhalten, also gebe ich dir vier Tage. Ich kenne deinen Dickschädel leider zu gut, aber danach will ich nichts mehr von dir hören. Kein Extrawunsch oder dergleichen. Hast du mich verstanden?" Der Krieger grinste zufrieden und nickte zustimmend. "Und was ist mit mir?" Spechtfeder sah ihren Anführer bettelnd an, doch dieser blieb hartnäckig. "Nein, du bist eine Königin! Ich schicke dich sicher nicht auf eine Erkundungstour die außerhalb unseres Territoriums stattfindet damit du mit deinem Bruder reden kannst. Schwarzstreif geht alleine und basta! Er kann Weizenpelz ja einen Gruß von dir ausrichten, wenn er ihn tatsächlich findet." Die Königin schnaubte beleidigt und trottete aus dem Bau. Schwarzstreif sah nochmal zu Sturmstern. "Erklär du es dem Clan. Ich will noch vor der Dämmerung außerhalb unseres Territoriums sein. Für so etwas bleibt mir jetzt keine Zeit." Der Krieger sprang schnell auf, bevor Sturmstern etwas erwidern konnte und verließ den Bau. Spechtfeder wartete bereits auf ihn. "Warte auf mich. Ich muss nur Farnfuß bescheid sagen und dann komme ich." Sie rannte zur Kinderstube und Schwarzstreif seufzte leise und ging langsam aus dem Lager. Sie hatte gut argumentiert, aber wollte er sie wirklich dabei haben? Er hatte wohl oder übel keine andere Wahl und trottete zu der Stelle, bei der er vermutete, dass sich dort Spechtfeder durch den Lagerwall quetschen würde. Und dann wartete er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)