Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 20: Krieger der Nacht ----------------------------- Weizenpfote wich den Pranken seines Gegners mit einem Sprung nach hinten aus. Fast wäre er in Spechtpfote gesprungen, die er nur knapp verfehlt hatte. "Sie kreisen uns ein! Wenn wir nicht irgendwas machen, sind wir Geschichte," keuchte sie. Weizenpfote ließ seinen Blick nicht von dem Kater ab. "Wir müssen fliehen. Treffen wir uns beim Blitzstamm!" Er flüsterte gerade so laut, dass es seine Schwester gerade noch verstehen konnte. Spechtpfote peitschte verärgert mit dem Schweif. "Nein! Ich werde bleiben, Weizenpfote! Wenn wir jetzt fliehen, kommen sie ungehindert ins Lager und das werde ich nicht zulassen!" Weizenpfote zuckte bei der lauten Stimme zusammen. "Gegenerwechsel," flüsterte sie ihm nun zu. Ohne auf eine Antwort zu warten sprang sie an ihrem Bruder vorbei und auf den riesigen Kater zu. Er reagierte gekonnt und sprang im Gegenzug auf die andere Katze zu, die verwirrt zurück schreckte. Er schlug mit voller Wucht auf ihren Kopf ein und merkte sofort, dass sie ihr Fell ebenfalls mit Schlamm überdeckt hatte. "Verflickst, der Schlamm dämpft meine Hiebe etwas ab!" Er versuchte die Tatsache zu ignorieren und schlug nochmals zu. Diesmal jedoch war seine Gegnerin darauf vorbereitet und wich aus, um kurz darauf zu kontern. Weizenpfote musste diesen Schlag einstecken, aber er kauerte sich hin und sprang. Er landete allerdings auf dem Boden, da sich seine Gegnerin weggerollt hatte. Blitzschnell drehte er sich um drückte ihren Schweif zu Boden. Er bohrte seine Krallen hinein und die Katze jaulte wütend auf. Sie wollte mit ihren Pfoten nach ihm schlagen, aber er konterte schneller. Gerade dachte er, dass sie doch eine Chance hatten, da hörte er Spechtpfote jaulen. Der Kater drückte sie zu Boden und sie kämpfte mit aller Kraft dagegen an. "Bitte nicht," keuchte sie unter enormen Anstrengungen, "Ich bin trächtig!" Geschockt ließ der Kater von ihr ab und sie wankte von ihm weg. Ein Höllenschmerz durchfuhr ihn, als seine Gegnerin ihre Zähne in seine Pfote bohrte. Er ließ sofort von ihr ab und sie wechselte mit dem Anderen einen Blick. Der Kater knurrte tief und kam langsam auf Spechtpfote zu. Weizenpfote stürzte auf ihn zu und stieß ihn mit voller Wucht in einen Brombeerstrauch. Dieser jaulte wütend auf und versuchte sich gehetzt aus dem Strauch zu befreien. Weizenpfote nutzte die Gelegenheit und sprang zu seiner Schwester. "Stimmt das?" Sie sah ihn betroffen an und kam langsam wieder zu Atem. "Ja, ich habe es erst vor kurzem gemerkt." Er nickte und baute sich schützend vor ihr auf. Knurrend starrte er die andere Katze an und diese kam langsam näher. Doch ihre Bewegungen waren zimperlich und unsicher. Sie fuhr die Krallen aus und schlug nach ihm. Doch ihre Hiebe hatten nicht mehr die gleiche Kraft wie zuvor und er wich mit Leichtigkeit aus. Er sprang auf sie zu und drückte sie zu Boden. Weizenpfote bemerkte, wie ihr Blick immer wieder zu seiner Schwester glitt. Sie wollte nicht gegen eine trächtige Katze kämpfen! "Weizenpfote! Er ist weg, der Kater ist weg!" Verwirrt sprang er von der Katze herunter und schaute sich um. Tatsächlich! Keine Spur von ihm! Doch plötzlich raschelte es in einem Baum. Schnell sprang er zu Spechtpfote um den kommenden Angriff abzufangen. Doch es kam nichts. Stattdessen sprang eine Katze leichtfüßig herunter und ging auf sie zu. Ebenfalls glitten zwei Katzen aus ihren Verstecken. "Spechtpfote, warum hast du nichts gesagt! Echte Angreifer hätten mit Sicherheit keine Rücksicht auf dich genommen!" Stachelherz funkelte seine Schülerin wütend, aber auch besorgt an. Weizenpfote verstand gar nichts mehr. "Echte Angreifer? Was soll das heißen! Und warum habt ihr uns nicht geholfen!" Nun trat auch eine braune Katze vor. "Das war Teil der Prüfung. Neben jagen solltet ihr auch noch in der Nacht kämpfen können. Ihr habt nicht gegen echte Feinde gekämpft, sondern gegen Distelschweif und Schwarzstreif." Langsam begann er zu verstehen. "Deswegen der ganze Schlamm!" "Genau," meldete sich nun auch Distelschweif. "Aber wo ist Schwarzstreif?" Nach dieser Frage sahen sich alle verwirrt um. "Vielleicht hatte er keinen Bock mehr und ist sich in Ruhe waschen gegangen. Ich könnte es ihm nicht verübeln, dieser Schlamm klebt ganz schön und richtig kämpfen kann man damit erst recht nicht. Es zieht immer an meinem Pelz!" Distelschweif kratzte sich wo sie nur konnte. Stachelherz knurrte nur wieder. "Mäusehirn. Wir können ihn hier draußen nicht allein lassen. Schattenpelz, begleite du Spechtpfote zurück ins Lager und erkläre Sturmkralle die Situation, falls er auf uns warten sollte." Die schwarze Kriegerin nickte und trottete mit der Schülerin weg. Die Katzen schnupperten überall herum, bis jemand endlich Schwarzstreifs Geruch aufgespürt hatte. "Hier! Er ist in diese Richtung gegangen." Alle drehten sich zu Farnfuß um, die in den Wald starrte. Stachelherz kam als erstes zu ihr und schmiegte sich an sie. "Gut gemacht." Der Kater übernahm sofort wieder die Führung und zusammen suchten sie nach weiteren Hinweisen über Schwarzstreifs Verbleib. Immerzu fanden sie etwas, was sie bestätigte, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Doch plötzlich hob Stachelherz warnend den Schweif. Alle horchten daraufhin in die dunkle Nacht hinein, bis schließlich dumpfe Pfotenschritte zu ihnen drangen. Sie rückten etwas näher zusammen und starrten auf raschelnde Farnsträucher. Die Blätter teilten sich und ein mit Schlamm überzogener Kater trat hervor. Stachelherz trat wütend auf Schwarzstreif zu und boxte ihn in die Seite. "Du Mäusehirn, wie kommst du auf die Idee, einfach alleine loszuziehen! Es ist zu Gefährlich!" Doch der Kater reagierte auf die Worte nicht. Schwarzstreif sah nur abwesend in die Runde und drehte wieder um. "Was machst du denn jetzt!? Das Lager ist nicht in dieser Richtung!" Wütend sprang Stachelherz hinter ihm her, um ihn irgendwie zum Umkehren zu zwingen. Aber egal, was er auch versuchte, es half nichts. Schwarzstreif schaute ihn nur mit einer ungewohnten Emotion in den Augen an. Mitgefühl. Stachelherz gab auf und die ganze Patrouille folgte dem mit Schlamm überdeckten Kater durch den Wald. Als er endlich stehen blieb, starrte er nur auf Stachelherz. Dem grauen Kater wurde unwohl unter diesem Blick. "Was?" Schwarzstreif schüttelte seinen Kopf und sah ihn wieder abweisend an. "Er hatte kein Mitleid für meinen Bruder. Er hat mich immer gehasst. Er hat Eisjunges und mich immer gehänselt und niedergemacht. Er hat mir nichts gegönnt und wollte mich und Windpfote auseinander bringen. Ich muss ihm kein Mitleid geben. Er hat es nicht verdient!" Der Krieger ging nun einen Abhang hinab und blieb neben etwas stehen. Stachelherz und die anderen folgten ihm und starrten alle auf einen Punkt. Sie konnten es nicht glauben, was sie da sahen. Auf dem Boden lag ein lebloser Körper. Das braune Fell konnte die hervorstechenden Rippen nicht verbergen. Durch Krankheit und Alter war er zu Lebzeiten sehr geschwächt worden und dadurch litt sein Appetit. Stachelherz sah entsetzt auf den Körper. Unsicher machte er ein paar Schritte auf ihn zu. Farnfuß folgte ihm und schmiegte sich tröstend an ihn. "Nein, nein! Nicht so! Warum?!" Stachelherz Rufe durchschnitten die Stille der Nacht. Stolpernd kam er bei der Leiche an und grub seine Nase in den Pelz. Verzweifelt versuchte er, den Kater durch kräftiges Lecken gegen den Strich zu wecken. Die anderen sahen ihn mitfühlend an. Bis auf Schwarzstreif. Er ging auf die anderen zu und nahm keine Rücksicht auf ihre Gefühle. "Wir müssen ihn ins Lager bringen. dort könnt ihr zusammen mit den anderen richtig um ihn trauern. Hier werdet ihr nur von Räubern gestört." Gerade als der Krieger auf den Leichnam zukam, um ihn zu packen, wirbelte Stachelherz herum. "Bleib weg von ihm! Lass meinen Vater in Ruhe! Was hast du gemacht?!" Stachelherz bebte vor Trauer und Verzweiflung. "Zuerst meine Schwestern und nun er. Das ist nicht fair!" Schwarzstreif verengte die Augen. "Stachelherz, wir müssen ihn zum Lager tragen. Entweder du hilfst, oder nicht." Doch der graue Kater fuhr die Krallen aus und schlug nach ihm. Schwarzstreif bewegte sich keinen Millimeter. Sein Blut tropfte aus den Kratzern, aber er ignorierte es und bewegte sich nicht vom Fleck. "Was hast du mit ihm gemacht!?" Anstatt zu antworten, schlug er mit eingefahrenen Krallen kräftig zu. Von der Wucht des Schlages, stolperte Stachelherz einige Schritte zurück und wurde sofort von Schwarzstreif an den Boden geheftet. Er beugte sich etwas herab und starrte ihm in die Augen. "Ich habe Pinienstern nicht getötet, falls du das denken solltest." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)