Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 17: Abwesende Blicke ---------------------------- "Warum nimmst du nicht einfach Schattenpelz oder Distelschweif? Selbst Amselschwinge wäre besser geeignet als ich." Schwarzstreif beschleunigte seinen Schritt, bis er Sturmkralle hinter sich gelassen hatte. Windpfote lief zusammen mit Fleckenpfote vorne weg. Die Große Versammlung lag bereits einige Tage zurück, doch zur Sicherheit hatte Sturmkralle die Patrouillen an der Bachclangrenze verschärft. "Hör doch genauer zu, ich weiß dass du wegen deines hellen Pelzes Nachteile hast, aber das kannst du doch zum Vorteil nutzen. Die zwei werden am Anfang nur dich sehen und dann schlägt Distelschweif von hinten zu. Davon werden sie überfordert sein, da sie Distelschweif nicht sehen können und wissen nicht mehr, wie sie reagieren sollen." Schwarzstreif sah sich genervt um. "Und wie soll ich mich so lange versteckt halten? Soll ich mich in Schlamm und Erde wälzen damit sie mich nicht sehen? Und am besten überdecke ich auch noch meinen Geruch. Vergiss es, Sturmkralle." Der graue Kater schickte die zwei neugierigen Schüler mit einem Schwanzschnipsen weg. "Jagd uns etwas. Wir müssen derweil wichtige Kriegersachen besprechen." Fleckenpfote sah beleidigt zu seinem Mentor auf, aber Windpfote lockerte die Lage ehe die zwei streiten konnten. "Wetten dass ich mehr fange als du?" Mit gespielter Heiterkeit lief sie weg und der schwarz-weiße Schüler rannte ihr schnell hinterher. "Niemals!" Als sie außer Hörweite waren, setzte Sturmkralle die Unterhaltung ohne Umschweife fort. "Das ist keine schlechte Idee. Sie würden dich nicht erkennen und Distelschweif könnte das gleiche machen. Sie wüssten nicht, gegen wen sie kämpfen und wären realen Bedingungen ausgesetzt." Schwarzstreif drehte ihm nun den Rücken zu und fing an, sich zu waschen. "Ich kann dich wohl nicht davon abbringen, oder? Und lass mich raten, du und Stachelherz beobachten alles aus euren schönen Verstecken." Sturmkralle umkreiste ihn nun und war voll bei der Sache. "Nein, ich würde nur auffallen. Jemand anderes wird Fichtenpelz’ Platz einnehmen müssen, da ihm so etwas wohl nicht mehr zuzumuten wäre. Vielleicht Schattenpelz." "Na schön, ich werde es machen. Aber nur unter einer Bedingung." Sturmkralle sah misstrauisch zu den größeren Kater. “Ich kann Windpfote nicht jemand anderem geben, auch kann ich mich nicht dafür einsetzen, dass dein Nest in den Heilerbau verlegt wird oder dass du deinen eigenen Platz im Lager bekommst, wo dich keiner stören kann. Ebenfalls schicke ich dich noch nicht in den Ältestenbau oder -" "Ich weiß, ich weiß," unterbrach ihn Schwarzstreif schnell, "Ich will ja auch etwas einfacheres, was nichts mit mir zu tun hat." Die grünen Augen des zweiten Anführers blitzten schelmisch auf. "Seit wann wünscht du dir denn etwa für andere? Aber na gut, sag mir was du willst und ich denke darüber nach, SchwarzHERZ." Die letzte Silbe betonte er extra deutlich. Der Krieger ignorierte die Sticheleien des anderen und fuhr einfach fort. "Ich will dass du dafür sorgst, dass Spechtpfotes Kriegername Spechtfeder wird." Sturmkralle blinzelte überrascht auf. "Warum dass denn?" Schwarzstreif stand auf und ging ein paar Schritte weg. Er blickte verschwörerisch über seine Schulter. "Es wird ihr sicherlich gefallen." Leiser fügte er noch zu sich selbst hinzu: "Und außerdem bin ich auf ihre Reaktion gespannt." Sturmkralle verstand gar nichts mehr. "Na gut, dann machen wir es so. Sonst noch irgendwelche Wünsche?" "Also, wenn du es so fragst, ehrst du am besten ihre Loyalität bei ihrer Zeremonie." Sturmkralle, der eh nicht mitkam, akzeptierte diese Abmachung einfach, ohne es genauer zu hinterfragen. "Aber zuerst müssen Weizenpfote und Spechtpfote ihre Prüfung bestehen. Wir werden später noch einmal alles durchgehen. Gemeinsam mit den anderen werden wir alles genau planen." Zurück im Lager vielen Schwarzstreif sogleich die zwei ältesten Schüler ins Auge. Spechtpfote feilte an ihren Kampfzügen, während Weizenpfote sein Jagdkauern perfektionierte. Als der Sandfarbene den Krieger erblickte, lief er auf ihn zu. "Schwarzstreif, kannst du uns noch ein paar Hinweise geben und uns auf Fehler aufmerksam machen? Du nimm kein Blatt vor den Mund." Als er gelangweilt zustimmte, gingen beide in ein Jagdkauern und schlichen sich an eingebildete Beute an. Windpfote und Fleckenpfote beobachteten, genau wie ein paar andere Krieger, das Geschehen neugierig. "Und die machen sich Sorgen, dass sie es nicht schaffen! Ich erkenne keine Fehler bei ihnen!" Schwarzstreif fixierte seine Schülerin wütend. "Du kannst das ja selbst nicht, also weißt du auch nicht, was sie falsch machen. Weizenpfote setzt seine Pfoten immer noch zu zögerlich auf. Bis er angekommen ist, ist die Beute schon längst weg. Spechtpfote dagegen hat ein gutes Tempo drauf, donnert aber ihre Pfoten regelrecht auf den Boden. Für Mäuse wäre das als wenn die Erde zu beben anfangen würde." Die schwarz - weiße Schülerin horchte neugierig auf. "Also deshalb flüchten bei mir die Mäuse so schnell! Danke Schwarzstreif, ich werde gleich daran Arbeiten!" Sie stürzte sofort davon. Weizenpfote hingegen schaute betroffen auf den Boden. "Ich bin immer noch zu langsam? Dabei dachte ich, dass ich inzwischen schneller geworden wäre. Aber die Prüfung ist doch schon heute, wie soll ich mich so schnell verbessern?" "Wenn du übst, wird das schon. Du hast noch etwas Zeit, trainiere mit Spechtpfote, dann kannst du ihr beibringen, wie man die Pfoten besser aufsetzt und sie dir, wie du schneller wirst." Schwarzstreif wollte gerade werggehen, als Distelschweif zu ihn trat und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Kater nickte und die zwei gingen gemeinsam aus dem Lager. "Warum muss er eigentlich mein Mentor sein! Wäre doch nur so jemand wie Schattenpelz oder Wolkenflug." Windpfote zog eine beleidigte Schnute und Fleckenpfote sah sie daraufhin wütend an. "Du kannst dir deinen Mentor nicht aussuchen! Ansonsten hätte ich wohl Schwarzstreif als Mentor! Pinienstern wird wohl einen Grund gehabt haben, dass er dein Mentor ist. Du machst es ihm ja auch nicht immer leicht." Von dem ungewohnten Ton des Katers überrascht, stammelte sie nur irgendwelche Worte vor sich her. Der Schüler bemerkte erst jetzt seinen Ton und legte die Ohren zurück. "Entschuldige, das war nicht gerade nett von mir. Aber wie wäre es, wenn wir einmal herum fragen, warum Schwarzstreif dich immer so ansieht." Windpfote sah ihn nur noch verwirrter an. "Wie sieht er mich denn an?" Fleckenpfote sah überrascht auf. "Das merkst du nicht? Er sieht dich immer ganz, naja, wie soll ich sagen, verträumt an? Jedenfalls total abwesend, aber dann wird sein Blick von einem Moment auf den anderen wieder abweisend." "Das ist mir noch nie aufgefallen. Aber fragen können wir einmal. Bei wem sollten wir denn anfangen?" Fleckenpfote überlegte laut: "Wir müssten jemanden fragen, der ihn schon länger kennt. Vielleicht jemand, der älter ist als Schwarzstreif, aber wen? … Ich glaube Sturmkralle ist älter, aber er ist jetzt nicht hier. Mohnpelz könnte älter sein, aber er redet ja nie mit ihm, also bezweifle ich, dass er etwas weiß. Blitzfell könnte etwas wissen, aber sie ist ja zu sehr mit ihren Jungen beschäftigt. Und ich bezweifle, dass Fichtenpelz sich noch an etwas nützliches erinnert." Während die zwei weiter grübelten, schlich sich Schattenpelz langsam von hinten an. "Über was redet ihr denn?" Die Schüler zuckten vor Schreck zusammen und sahen die Kriegerin verstört an. "Also?" Fleckenpfote hatte sich zuerst wieder gefasst und dachte schnell über die richtigen Worte nach. "Weißt du, warum Schwarzstreif Windpfote immer so ansieht?" Schattenpelz schüttelte verneinend den Kopf. "Ich war damals noch zu klein um mich an etwas zu erinnern. Ich weiß nur, dass er spät zum Krieger ernannt wurde und auch etwas früh mit der Ausbildung begonnen hat. Ihr solltet Wolkenherz fragen, die zwei waren gemeinsam Schüler. Oder Sturmkralle, Stachelherz und deine Eltern, Windpfote. Alle waren mit ihm Schüler. Ihr habt also genug Auswahl. Aber ich würde ja am ehesten Wolkenflug fragen. Ich weiß nur noch, was später passiert ist, was aber nichts mit dir zu tun hat." Die zwei sahen sich begeistert an, bedankten sich bei Schattenpelz und rannten aufgeregt zur Kinderstube. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)