Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 5: Wettlauf gegen die Zeit ---------------------------------- "Fleckenpfote! Fleckenpfote! Wach auf, mein Kleiner." Der junge Kater blinzelte verwirrt. "Wo, wo bin ich?" Fleckenpfote sprang auf. Er befand sich auf einer weitläufigen Wiese. Sein Blick blieb an den schemenhaften Umrissen einer weißen Katze hängen. "Schwalbenflügel? Mutter, bist es wirklich du?" Schwalbenflügel kam auf ihn zu und liebkoste ihren Sohn, bis er sich plötzlich wegdrückte. "Bedeutet das, dass ich tot bin", schluchzte der Schüler. "Nein, mein Lieber. Ich wandle im Moment in deinen Träumen. Erinnerst du dich? Amselschwinge hat dir ein paar Mohnsamen und etwas Thymian gegeben." Wie ein Blitz erinnerte Fleckenpfote sich wieder an die Ereignisse. "Schwarzstreif! Ich muss ihn finden! Schwalbenflügel, ich habe solche Angst. Ich will ihn nicht auch noch verlieren." Er fing wieder an zu weinen. "Keine Sorge, es geht ihm noch gut. Suche das Wasser, das von Dornen geschützt wird. Im Inneren findest du sieben Sterne." Seine Sicht verschwamm auf einmal. "Nein, ich will noch nicht gehen! Schwalbenflügel, Schwalbenflügel. MAMA!" Fleckenpfote versuchte noch, seine Mutter zu erreichen, die blickte ihn jedoch nur traurig an und das Letzte, was er noch sah, war ihre Gestalt, die langsam verschwand. Er erkannte noch den schwarzen Fleck auf ihrer Seite, der an die Flügel des Schwalbenschwanzes erinnerte. Fleckenpfote schreckte auf. Er war im Heilerbau und die Heiler sahen ihn verwirrt an. Amselschwinge stieß Weißpfote in seine Richtung. "Ähm… Hast du schlecht geträumt?", fragte der Heilerschüler schüchtern nach. Der gefleckte Kater blickte ihn kurz verwirrt an, bis ihm sein Traum wieder einfiel. "Ich habe Schwalbenflügel gesehen. Sie hat mir etwas gesagt. Ich weiß nicht mehr genau, was es war…" Nachdenklich schaute er sich um, in der Hoffnung, sich erinnern zu können. Windpfote trat ohne Vorwarnung in den Heilerbau, was Weißpfote zusammenzucken ließ. "Entschuldigung, Bruder," sprach sie, bis ihr Blick auf ihren Baugenossen traf, "Fleckenpfote! Du bist wieder wach! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du die Nerven verloren hast." "Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?", fragte er besorgt. "Pinienstern hat wohl irgendetwas falsches zu ihm gesagt. Als der Clan das hörte, sind viele noch unruhiger geworden und Sturmkralle hat bereits Suchtrupps losgeschickt. Schattenpelz ist bereits mit leeren Pfoten zurückgekehrt." Der junge Kater wollte etwas erwidern, bis ihm sein Traum wieder einfiel. "Das war es! Das hat mir Schwalbenflügel gesagt! Windpfote, meine Mutter hat mir gesagt, wo Schwarzstreif ist!" Fleckenpfote machte einen Freudensprung. Windpfote blinzelte nur verwirrt und versuchte ihm zu folgen. "Was? Ich verstehe nicht. Ich-" "Das ist jetzt egal, wir müssen ihn finden!", unterbrach er sie. "Und wo ist er?" Fleckenpfote musste kurz überlegen. "Sie hat irgendetwas von sieben Sternen gesagt. Und von Dornen, die irgendein Wasser beschützen. Ich weiß einfach nicht, wo das sein soll." Traurig blickte er zur Seite. "Sieben Sterne? Wasser? Das hört sich nach einer Pflanze an. Nur welche… Es ist schon mal keine herkömmliche Heilpflanze, sonst würde es mir etwas sagen. Warum muss der Sternenclan nur immer in Rätseln sprechen." Amselschwinge brütete über die Worte der Ahnen und bemerkte nicht, wie sich Windpfotes Mine aufhellte. "Ich weiß wo er ist!" Die drei Kater sahen sie verwirrt an. "Windpfote, bist du dir sicher, was du da redest?" Weißpfote musterte sie skeptisch. "Fleckenpfote, bitte, komm mit mir. Du musst mir vertrauen, ich kenne den Ort." Als er nicht sofort antwortete, sah Windpfote ihn bettelnd an. "Bitte, Fleckenpfote. Was hast du schon zu verlieren?" Der Gefleckte sah ihr in die Augen. "Schwarzstreif, ich könnte Schwarzstreif verlieren." "Der halbe Clan sucht nach ihm! Da können wir ihn auch suchen gehen! Wenn ihm etwas passieren würde, würdest du es dir sicher nicht verzeihen, nichts unternommen zu haben." Amselschwinge stieß nun Fleckenpfote grob von hinten an und sah ihm eindringlich in die Augen. "In Ordnung, ich komme ja schon. Aber wie kannst du dir dabei so sicher sein, wo er ist?" "Das erkläre ich dir unterwegs. Wir dürfen keine Zeit verlieren!" Die zwei Schüler liefen Seite an Seite durch das Territorium. "Also, ich höre." keuchte Fleckenpfote. "An meinem ersten Tag als Schülerin hat Schwarzstreif mich zu einem Ort mitgenommen. Hinter Brombeersträuchern liegt ein Bach und das Ufer ist bemoost. Dort wachsen auch Blumen, die Siebenstern heißen." Windpfote versuchte wieder zu Atem zu kommen. Fleckenpfotes Augen leuchteten Hoffnungsvoll auf. "Hoffentlich ist er dort." Sie liefen immer weiter durch den Wald, bis Fleckenpfote plötzlich erstarrte. "Warte! Hörst du das?", sprach er atemlos. Windpfote drehte sich verwirrt zu ihm um. Sie horchte in die Umgebung, bis ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. "Ich höre Schwarzstreifs Jaulen und irgendein Knurren." Fleckenpfote prüfte die Luft und knurrte. "Fuchs. Wir müssen ihm helfen!" Er wollte schon losstürmen, als die braune Kätzin ihn aufhielt. "Ich kann nicht kämpfen", miaute sie kleinlaut. "Was?! Wie meinst du das!?" "So wie ich es gesagt habe. Ich hatte bis jetzt noch keinen Kampfunterricht." Fleckenpfote war hin und hergerissen. Er wollte Schwarzstreif nicht zu lange allein gegen einen Fuchs kämpfen lassen, andererseits konnte er keine kampfunerfahrene Schülerin in einen Kampf gegen einen Fuchs mitnehmen. Ein weiterer Schmerzlaut von Schwarzstreif. Die zwei zuckten zusammen. "Lauf und hol Verstärkung. Nimm die Ersten die du siehst!" Mit diesen Worten lies er sie allein und lief der Geräuschquelle entgegen. Fleckenpfote zwängte sich durch die Brombeeren, ohne Rücksicht auf seinen Pelz zu nehmen. Als er auf der Lichtung ankam, erschrack ihn der Anblick. Schwarzstreif stand einem ausgewachsenen Fuchs gegenüber. Sein weißes Fell hatte sich stellenweise Rot gefärbt und klebte zusammen. Er hatte einige bösartige Bisswunden und humpelte auf drei Pfoten. Schwarzstreif bemerkte den Schüler zuerst nicht, als aber Fleckenpfote sich mit einen Kampfschrei auf den ebenfalls verwundeten Fuchs zusprang, erstarrte der große Kater. "Fleckenpfote?! Was tust du hier! Lauf, so lange du noch kannst!" Seine Augen waren vor Furcht aufgerissen. Der Schüler aber sprang auf den Rücken des Fuchses und borte seine Krallen in das rotes Fellkleid. Dieser jaulte wütend auf und versuchte neuen Angreifer abzuschütteln. Fleckenpfote versuchte verzweifelt seine Position zu halten. Schwarzstreif war immer noch vor Schreck gelähmt. Ein Schrei beförderte ihn in die reale Welt zurück. Er sah, wie der Fuchs es geschafft hatte, den jungen Kater abzuwerfen. Der lag nun auf den Boden und der Fuchs kam knurrend dem schwarz-weißen Fellbündel immer näher. Knurrend sprang das rot-weiße Wesen auf seinen Gegner zu. Schwarzstreif reagierte instinktiv und rempelte, ohne zu denken, den Fuchs an. Dieser verlor seine Flugbahn und landete im Bach. Während dieser versuchte, sich aus dem Wasser zu kämpfen, stellte sich der Krieger schützend vor dem benommenen Kater. Schwarzstreif fürchtete schon das schlimmste, als ein weiteres Jaulen ertönte. Er sah noch wie vier Katzen durch die Brombeersträuchern brachen. Er erkannte noch vage den dunkelbraunen Pelz von Fichtenpelz, das hellbraune Fellkleid von Weizenpfote, das getigerte Fell von Farnfuß, die gemeinsam mit Windpfote auf die verwundeten Katzen zurannten. Schwarzstreif sackte in sich zusammen und mit letzter Kraft verhinderte er, dass er auf Fleckenpfotes Körper fiel. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er hörte nur noch besorgtes Miauen und wildes Knurren. Diese Geräusche allerdings waren nicht mehr zu fassen. "Schwarzstreif! Schwarzstreif! Nein, komm schon, lass uns jetzt nicht allein!" Farnfuß stieß ein verzweifeltes Miauen aus. "Windpfote, schnell! Hilf mir, ihn zurück ins Lager zu tragen!" Windpfote versuchte, zusammen mit Farnfuß, Schwarzstreif hochzuhiefen. "Das geht nicht, er ist zu schwer!" klagte die kleine Katze. "Dann lauf und hol Amselschwinge oder Weißpfote! Ich suche derweil Spinnenweben." Farnfuß sprang ohne zu zögern an dem kämpfenden Fellbündel vorbei und schlüpfte durch die Brombeeren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)