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Sommer, Strand und Sturmwarnung

Kim X Shego
von

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Wiedersehen in Australien

Es war ihr übliches Pech. Nun, vielleicht nicht Pech, doch zumindest „Glück im Unglück“. Erst hatte sie mitten in einer Klausur eine Nachricht von Wade bekommen, dann war sie nach Australien gefahren, um den nächsten Superbösewicht daran zu hindern, Gold mit der Hilfe von Cyberhaien zu stehlen und dann war ihre Mitfahrgelegenheit abgesprungen. Und nun lag sie am Strand von Australien, während sie eigentlich für ihre nächste Englischklausur lernen sollte.

Zugegeben, dachte sich Kim, so schlecht war es auch nicht und einen kurzen Urlaub konnte sie sich erlauben. Doch wenn Wade ihr bis zum morgen keine Mitfahr- oder eher Mitfluggelegenheit besorgt hatte, würde sie wohl einen normalen Flug zurück nach London nehmen müssen.

Darum konnte sie sich jedoch morgen kümmern. Immerhin konnte sie jetzt nicht viel machen und hatte sich nach einem langen Tag, der Klausur und einen langen Flug beinhaltet hatte, definitiv eine Pause verdient.

So genoss sie ein gutes Abendessen im Restaurant am Strand von Sydney – ein Dankeschön des Millionärs, dessen Gold beinahe gestohlen wurde – und sah auf das Meer hinaus, dass Orange und Rot im Licht der untergehenden Sonne schimmerte. Vielleicht würde sie es sich gönnen noch einmal ins Wasser zu gehen, sofern es keine Haiwarnung gab. Denn von Haien hatte sie mindestens für eine Woche genug gehabt.

Dankbarer Weise stellte sich heraus, dass es keine Haiwarnung gab – wahrscheinlich waren die Haie auch nicht darauf versessen gewesen, sich mit einem der robotischen Haie anzulegen. Kim konnte nur hoffen, dass die Tweebs nichts davon hörten, sonst – und da war sie sich sicher – durfte sich das Middleton Schwimmbad bald über einen robotischen Bewohner freuen.

Doch die Tweebs und das Chaos, dass sie meistens erzeugten, war nun eine halbe Erdumrundung von ihr entfernt, waren auf der anderen Seite des Äquators und anders als in London war sie vor ihnen hier ziemlich sicher.

So gönnte sie sich eine Zeit im kühlen Nass und schwamm für eine Weile in der Brandung. Es war erfrischend, entspannend und genau das richtige nach diesem Tag.

Mit dem groben Plan sich im Hotel ins Bett fallen zu lassen und auszuschlafen, machte sie sich auf den Rückweg. Sie merkte, dass sie müde wurde – aber wenn sie bedachte, wie lange sie schon auf den Beinen war.

Doch ihr Plan sich auf ihr Zimmer zurück zu ziehen wurde durch ein Treffen an der Rezeption aufgehalten, wo sie eine wohl bekannten Hinterkopf sah. Zugegebener Maßen, war es nicht der Hinterkopf, der Kim sie erkennen ließ, sondern eher die leicht grünliche Haut an den Haaren, sowie Stimme, die gerade sprach, als sie an der Rezeptionstheke vorbei lief: „... Nur für eine Person.“

Für einen Moment überlegte Kim weiter zu gehen, doch am Ende gewann doch ihre Neugierde. „Shego?“

Die Frau an der Rezeption drehte sich herum. „Kim?“
 

Wie sich herausstellte war Shego aus ganz ähnlichen Gründen hier, wie Kim. Gut, es waren keine Haie gewesen, aber andere Roboter – wenngleich nicht in Sydney. Was war es nur mit Bösewichten und ihren Robotern?

Nun, anders als Kim, die gegen ihren Willen in Sydney fest saß, hatte Shego jedoch von sich aus beschlossen, sich einige Tage Urlaub auf dem kleinen Kontinent zu gönnen.

„Einmal ehrlich, Kimmy, ich habe mir die ganze Sache nicht ausgesucht“, beschwerte sie sich über einem Glas Wein im Restaurant. „Ich meine, ernsthaft, ich war mit dem ganzen Heldengedöns fertig und dann muss Doktor D damit anfangen? Pfft.“

„Nun, es hat doch auch Vorteile, oder?“, entgegnete Kim mit einem amüsierten Lächeln. „Keine Unterschlüpfe mehr, die komplett abseits sind... Ich denke mal, dass Draken nicht der Typ für eine Festung der Einsamkeit ist, oder?“

Shego verdrehte nur die Augen. „Glaub mir. Er hat es versucht.“

„Natürlich hat er das“, seufzte Kim und lachte.

„Aber ja, natürlich, es hat ein paar positive Seiten“, beantwortete Shego dann die eigentliche Frage. „Vor allem wenn man nicht mit seinen Brüdern zusammen hängst...“ Sie schnaubte und nahm einen Schluck Wein. „Das heißt aber nicht, dass Doktor D nicht genau so nervig sein kann.“ Mit diesen Worten seufzte sie dramatisch. „Aber was ist mit dir? Ganz ohne Sidekick unterwegs in letzter Zeit?“

Kim zuckte mit den Schultern. „Ron ist halt noch immer in den USA. Da ist es nicht so leicht.“

„Bitte sag mir, dass ihr nicht mehr zusammen seid“, murmelte Shego.

Darauf warf Kim ihr einen entgeisterten Blick zu. „Nun, sagen wir es so. Wir haben eine 'Pause'.“

„Na Gott sei dank.“

„Hey. Ich denke nicht, dass du es dir erlauben kannst, über meinen Männergeschmack zu urteilen“, grummelte Kim. „Ich mein, du hast Mr. Barkins gedated.“

„Ich stand unter dem Einfluss einer Gehirnwäsche“, kam die prompte Antwort.

„Und Draken?“, wandte Kim ein.

„Das ist nur ein Gerücht.“

Ungläubig hob Kim eine Augenbraue. „Sicher.“

„Ganz sicher“, knurrte Shego.

„Und wen datest du dann?“, fragte Kim und glaubte für einen Moment, dass sie eine weitere wütende Antwort bekommen würde.

Doch Shego beherrschte sich. Sie nahm einen weiteren Schluck Wein, ehe sie Kim mit einem zuckersüßen Lächeln ansah. „Wieso fragst du das? Interesse?“

Kim verdrehte nur die Augen.

Stürmisches Erwachen

Der nächste Tag hatte nicht den besten Anfang. Es war nichts dramatisches, wie man sich hätte vielleicht vorstellen können. Allerdings verschlief Kim gleich um mehrere Stunden – der vorherige lange, viel zu lange Tag hatte sicherlich seine Spuren hinterlassen – und als sie endlich wach war und Wade kontaktierte, hatte dieser keine besonders guten Nachrichten.

„Das kann nicht sein“, grummelte Kim in den Kimunicator.

„Ich sage dir nur, wie es ist: Keine Flüge nach Europa“, erwiderte Wade. „Ich habe alle Seiten durchgeschaut. Und Jeremy konnte ich auch nicht erreichen.“

Kim ließ ein schweres Seufzen hören. „Bitte sag mir, dass es einen anderen Weg gibt.“

„Na ja, wenn du ein Schiff nimmst...“, meinte er. „Sicher, du wärst ein paar Wochen unterwegs...“

„Ha ha“, meinte sie nur sardonisch und knirschte mit den Zähnen. „Was ist mit einem Umweg? Wenn ich in die USA fliege und von da nach London?“

„Ich schaue, ob ich etwas finden kann“, murmelte Wade ausweichend. „Aber die Chancen sehen schlecht aus.“

„Warum das?“, fragte Kim.

„Na ja“, meinte Wade. „Es sieht danach aus, als wäre der Flughafen in Sydney lahmgelegt. Ich versuche ja schon herauszufinden, was da los ist.“

„Bleib dran“, grummelte Kim. „Ich will das Exam morgen einmal nicht verpassen.“

Irgendwie musste sie verflucht sein. Oder vielleicht war es diese Klausur, die verflucht war. Wenn sie es nicht schaffen würde, vorher nach London zurückzukehren... Langsam sollte die Geduld ihrer Professoren auch am Ende sein.

Sie seufzte.

„Na, du siehst ja aus“, begrüßte sie Shego, die bereits genüsslich einen Croissant im Speisesaal verspeiste.

Kim ließ sich einfach nur auf den Stuhl ihr gegenüber fallen. „Hmpf...“, machte sie nur undeutlich und lehnte sich mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl zurück.

„Nicht gut geschlafen, Kimmylein?“, fragte Shego mit scherzhaften Unterton weiter.

„Zu wenig geschlafen“, murmelte Kim ohne die Augen zu öffnen. „Außerdem habe ich ein Problem und irgendwie läuft gerade einfach nichts, wie es soll...“

Sie konnte ein deutliches Seufzen hören. „Ach jechen, Prinzesschen“, meinte Shego, konnte sich einen leicht sarkastischen Tonfall nicht verkneifen. „Wo drückt denn der Schuh?“

Erneut grummelte Kim. Eigentlich hatte sie gerade so gar keine Lust, sich von Shego aufziehen zu lassen. Auf der anderen Seite war Shego die einzige Person hier, die sie kannte, und da sie hier mit ihr fest saß, konnte sie genau so gut mit ihr reden. Die Augen noch immer geschlossen antwortete sie also: „Ich habe morgen ein wichtiges Exam. Und ich sitze hier fest, weil kein Flug geht.“

Daraufhin war die Ältere für einen Moment ruhig. „Kein Flug?“

„Ja. Kein Flug.“

„Huh“, machte Shego überrascht und Kim war sich sicher, dass sie dasselbe dachte, wie sie selbst: Irgendwas war dabei faul. Doch was? Dann jedoch schien Shego sich zu entschließen, ein anderes Thema anzusprechen: „Nun, dann sitzt du wohl erst einmal hier mit mir fest, Cupcake.“

Wie war sie eigentlich damals auf diesen Spitznamen für sie gekommen? „Und verpasse mein Exam.“

Ein dramatisches Seufzen von Shego. „Wäre es denn so schlimm? Ich mein, ganz ehrlich, Kimmy, ich habe nie verstanden, warum du den Uni-Kram überhaupt mitmachst. Willst du etwa das Heldendarsein irgendwann an den Harken hängen oder was ist dahinter? Ich meine, sind deine Eltern nicht irgendwie superreiche Wissenschaftler? Die könnten dir so ein Studium doch auch finanzieren, wenn du nicht mehr die Welt rettest. Und wenn du damit nicht aufhörst... Wieso studieren?“

„Du weißt schon, das ich für's Welt retten keine Bezahlung nehme, oder?“, murmelte Kim.

„Selbst Schuld“, meinte Shego spitzt.

Zu gerne hätte Kim etwas erwidert, doch ihr Kopf dröhnte und obwohl ihr nach einem Streit zu Mute war, fühlte sie sich doch zu ausgelaugt dafür.

„Komm schon, Kimmy, Kopf hoch“, sagte Shego schließlich. „Trink einen Kaffee, nimm 'ne Aspirin und wenn es dann noch nicht besser geht, haust du dich noch etwas hin. Und wenn du wach bist und noch immer kein Flug geht, schauen wir, was für eine andere Lösung wir finden können.“

„Ich sollte lernen“, murmelte Kim, öffnete aber schließlich die Augen und richtete sich etwas auf.

„Du“, meinte Shego, die sich auf ihre Hände gestützt hatte und sie mit einer Mischung aus Mitleid und Belustigung ansah, „solltest dich etwas hinlegen, bevor du Falten bekommst. Und vielleicht ein wenig was Essen.“

Kim verdrehte die Augen, als Shego aufstand und sie nun etwas freundlicher ansah. „Komm, ich hole dir einen Kaffee.“

Daraufhin seufzte Kim. „Danke“, murmelte sie dann widerwillig.

Zugegebener Maßen war die neue Shego selbst jetzt noch gewöhnungsbedürftig. Sicher, es spielte mit hinein, dass Kim sie nun, da sie nicht mehr ihre persönliche Rivalin war und nicht mindestens einmal in zwei Wochen davon abgehalten werden musste, mit Draken zusammen die Weltherrschaft an sich reißen zu wollen, vielleicht alle zwei Monate oder noch seltener sah. Und natürlich konnte sie sich noch zu gut an die „gute„ Shego erinnern, die sie damals in ihrem Abschlussjahr für eine Woche kennen gelernt hatte. Dennoch war es beinahe schon unheimlich zu sehen, dass Shego sich tatsächlich etwas um sie zu sorgen schien.

Zumindest besorgte sie ihr eine Aspirin und etwas zum Frühstück und begleitete sie danach auf ihr Zimmer. Sie wolle sichergehen, sagte sie, dass Kim sich auch wirklich hinlegen würde. Kim grummelte derweil etwas davon, dass es eigentlich Shegos Schuld war, dass sie so wenig geschlafen hatte, doch die tatsächliche Superheldin überhörte dies irgendwie vollkommen.

Kim musste zugeben, dass es sich gut anfühlte, die Augen wieder zu schließen. Ihr Kopf dröhnte ein bisschen zu sehr dafür, dass sie zuwenig geschlafen hatte. Immerhin war sie diesen Zustand eigentlich gewöhnt. Doch, so sagte sie sich, normaler Weise ging das zu wenig schlafen aufgrund von Weltrettungsaktionen, nicht mit einem solch immensem Jetlag und der Klausurenphase einher.

Tatsächlich schlief sie ein mit dem Gedanken, dass sie die nette Shego weit lieber mochte - trotz allem Sarkasmus - als die Superbösewichting Shego. Und mit dem Gedanken, dass dennoch irgendetwas nicht stimmte.
 

Als Kim das nächste Mal aufwachte, wusste sie direkt, dass etwas nicht stimmte. Sie konnte den Regen hören, der gegen die Fenster des Hotels prasselte. Dies war jedoch nicht, was sie geweckt hatte, auch nicht der Donner, der nun über den Strand hinweg rollte.

Einen Moment später wurde ihr klar, dass es Shego war, die sie geweckt hatte. Shego stand in einem Bademantel am Fenster, das Handy und fluchte.

Die Superheldin, ehemalige Bösewichting, davor auch schon Heldin, sah auf das blaue Smartphone und fluchte noch einmal auf eine nicht gerade jugendfreie Art. „Typisch Draken-Tech“, grummelte sie dann.

„Was ist los?“, fragte Kim verschlafen.

„Kein Empfang“, knurrte Shego mit einem wütenden Blick. „So typisch für Drakens Kram! Wahrscheinlich hat der Idiot seinen eigenen Sateliten aus dem Himmel gehaun. Das wäre wieder so typisch.“

Kim schwieg, da sie erst jetzt feststellte, dass etwas seltsam war. Es gab viele Möglichkeiten auf diese Aussage zu antworten, doch die während sie sich entscheiden wollte, kam ihr schlaftrunkenes Gehirn ihr zuvor. „Was machst du in meinem Zimmer?“

Shego sah sie mit einem sardonischen Grinsen an. „Na ja, weißt du, Kimmylein, nachdem ich dich ins Bett gebracht hatte... Du bist übrigens sehr niedlich, wenn du schläfst. Na ja, ich hätte dich ja gefragt, aber du bist so schnell eingeschlafen. Und wo du dieses luxuriöse Zimmer hast... Selbst ich kann mir das meistens nicht leisten und du kriegst es einfach so. Nun, was ich sagen möchte: Ich konnte einfach nicht wiederstehen, den Whirlpool im Bad auszunutzen. Wirklich, wirklich nett.“ Als sie Kims entgeisterten Blick sah, hob sie abwehrend die Hände. „Wie gesagt, ich hätte gefragt!“

Daraufhin ließ Kim nur ein Seufzen vernehmen. Nein, sie würde jetzt nicht darum streiten. Es gab wichtigeres. Aber der Gedanke das Shego sie beim Schlafen beobachtet hatte, war schon ein wenig gruselig. „Wie lange habe ich geschlafen?“

„Noch gute zwei Stunden“, meinte Shego. „Klein Kimmy braucht noch ihren Schlaf, hmm?“

„Ha ha“, machte Kim trocken. Sie richtete sich auf. Um ehrlich zu sein wusste sie gar nicht, was los war. Normaler Weise brauchte sie nicht so viel Schlaf. Vielleicht wurde sie krank? „Wann hat dieses Unwetter begonnen?“

„Vor eineinhalb Stunden“, meinte Shego. „Um ehrlich zu sein wundert es mich, dass du die ganze Zeit so selig geschlafen hast. Es stürmt schon die ganze Zeit so.“

Sich die Augen reibend erhob sich Kim vom Bett und ging zum Fenster hinüber. Draußen sah es schon beinahe nach einem Weltuntergang aus. Natürlich hatte sie von den Unwettern in Sydney gehört, doch irgendetwas kam ihr dennoch seltsam vor. „Wo wolltest du anrufen?“

„Ach, einen unserer neuen Kollegen“, erwiderte Shego, während ein Lächeln ihre Lippen umspielte. „Wollte eigentlich nachfragen... Nun, vielleicht hätte ich einen Flug für dich organisieren können. Also hätte ich Empfang.“

Kim kam nicht umher eine Augenbraue zu heben. „Ernsthaft?“

„Ja. Dachte, ich könnte dir auch mal einen Gefallen tun.“ Shego zwinkerte, kam aber nicht umher dabei ein wenig amüsiert zu grinsen.

„Danke“, murmelte Kim. „Wer hätte das gedacht...“

„Was?“, meinte Shego.

„Na ja, dass du nett sein kannst... Ohne Gehirnwäsche“, sagte Kim und zuckte mit den Schultern.

Shego lachte. „Ach bitte, der einzige Unterschied ist Weltherrschaft oder Weltrettung. So verschieden ist das nicht!“

Dazu schwieg Kim lieber. Immerhin konnte sie sich noch an ihre Zeitreise erinnern und die Zukunft, in der Shego die Weltherrschaft an sich gerissen hatte. Ja, da war ihr diese Shego, wenngleich gruselig, doch weit aus lieber. Sie seufzte und beschloss das Thema auf sich beruhen zu lassen. „Ich versuche Wade zu erreichen.“

„Den Geek?“, fragte Shego.

Kim zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er eine Lösung gefunden.“ Sie sah auf den Kimmunicator und wählte Wade an. Nur damit der Bildschirm ein Flackern anzeigte und schließlich die Nachricht „Verbindung nicht möglich„ in roten Zeichen. Nun, das war seltsam. Kim zog die Augenbrauen zusammen. Sie startete den Kimmunicator neu und versuchte es noch einmal, doch das Ergebnis war gleich.

„Ist der Geek nicht am Computer?“, fragte Shego.

„Nein“, murmelte Kim Zähne knirschend. „Keine Verbindung.“

Sie sahen sich an, ehe sie beinahe gleichzeitig sagten: „Irgendwas geht hier ab.“

Es mochte immer noch passieren, dass Drakens Hardware den einen oder anderen Fehler hatte, aber seit sie als Heldin aktiv war, war es praktisch nie vorgekommen, dass der Kimmunicator nicht funktioniert hatte. Schon gar nicht, wenn sie in einer Stadt, überirdisch und nicht im Weltall unterwegs war. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.

„Sag mal, Kim“, meinte Shego. „Wie üblich sind Tornados in Sydney?“

„Ähm, keine Ahnung“, murmelte Kim und folgte ihrem Blick. „Ich habe von welchen gehört...“ Sie verstummte, als sie aus der weiten Fensterfront ihres Zimmers sah. „Aber...“, führte sie den Satz dann halblaut fort. „Ich glaube nicht, dass das normal ist.“

Über dem Meer draußen rotierten nicht ein oder zwei Tornados, sondern gleich vier Windhosen, die Wasser aus dem Meer in die Luft saugten, während Blitze zwischen ihnen zuckten.

„Das ist mal ein Weltuntergangsspektakel“, murmelte Shego.

„Und ich glaube nicht, dass es natürlich ist“, fügte Kim hinzu. „Zieh dich an.“

Shego drehte sich um und lief zum Badezimmer hinüber. „Schon dabei.“

Methodische Unterschiede

Als sie nach draußen kamen, musste Kim zugeben, dass sie nicht wirklich wusste, was sie hier tun sollten. Sie selbst hatte keine Möglichkeit das Wetter zu kontrollieren und auch Shego - Superkräfte hin oder her - hatte keine entsprechenden Möglichkeiten. Davon abgesehen war sie sich sicher, dass ein Tornado sie ohne Probleme umbringen konnte - selbst wenn die Tornados sich aktuell durchgehend über das Wasser bewegten.

Na, solange sie keine Haie aufs Land warfen... Aber hey, das war nur Trashfilm-Material, nicht?

„Und jetzt?“, fragte Shego.

„Keine Ahnung“, gab Kim zu. „Aber das Unwetter ist nicht natürlich.“

„Ach ne“, erwiderte Shego sardonish.

Was konnten sie tun? Kim war sich tatsächlich sicher, dass es irgendetwas seltsames mit dem Unwetter auf sich hatte - und ihr bester Tipp war irgendeine Form von einem erneuten Wetterkontrollgerät, dass irgendein Superbösewicht gebaut oder gekauft hatte, um damit irgendeinen Plan durchzuführen. Oder vielleicht war es auch einfach außer Kontrolle geraten - beides nicht untypisch. Aber ohne Kontakt zu Wade, konnte sie nichts herausfinden.

„Wo kriegen wir Informationen her?“, fragte sie schließlich.

Shego zuckte mit den Schultern.

„Was ist mit dem Fernsehen?“

„Lass uns wieder reingehen“, erwiderte Shego.

Kim mochte es nicht - ganz und gar nicht. Als sie kurz ins Hotel zurückkehrten (schon nach den wenigen Sekunden draußen plitschnass), gingen sie auf die Rezeption zu. „Was ist mit dem Fernsehen?“, fragten sie den recht blassen Rezeptionisten, der hier stand.

„Kein Empfang“, stotterte er mit einen deutlichen Dialekt.

„Aber ich dachte, sie haben Kabelanschluss“, knurrte Shego.

„Haben wir auch“, erwiderte er. „Aber wir kriegen nirgendwo einen Kanal rein. Ernsthaft.“

„Ein Unwetter, das mit allen elektrischen Geräten Unfug treibt?“, meinte Kim.

Ein Schulterzucken von Shego. „Was weiß ich.“

„Also haben wir keinen Handyempfang, ich kann Wade nicht erreichen, wir haben kein Internet, kein Fernsehen... Woher bekommen wir dann Informationen?“

„Was weiß ich?“, fragte sie. „Flughafen?“

„Wenn die irgendwelche informationen bekommen“, seufzte Kim. „Aber es ist einen Versuch wert.“

Shego holte einen Schlüssel aus ihrer Tasche. „Ich fahre.“

Wieder rannten sie raus um auf den Parkplatz hinter dem Hotel zu kommen. Bis sie bei dem Leihwagen ankamen, war auch das letzte bisschen Kleidung, dass vorher nicht nass geworden war, vollkommen durchnässt.

Der Wagen, zu dem She go sie brachte, war ein schnittiger, moderner Sportwagen. Natürlich, dachte sich Kim. So etwas passte zu Shego und da sie nun ja offenbar Geld mit dem Heldentum verdiente, schien es nicht verwunderlich. Wenngleich sie auch nicht überrascht gewesen wäre, hätte der Wagen ein paar besondere Extras mit sich gebracht. Immerhin hatte ihr eigener neuster Wagen - eine weitere Erfindung der Tweebs - natürlich noch mehr Extras. Sie wartete noch immer auf den Tag, an dem ihre Brüder ihr einen sprechenden Wagen präsentieren würden.

„Nett“, kommentierte sie den Wagen, als sie endlich im Inneren saßen.

„Leihwagen“, erwiderte Shego und startete den Motor.

Kim schnallte sich an. „Das erklärt, warum er nicht grün ist.“

Daraufhin ließ Shego nur ein schelmisches Lächeln sehen, während sie losfuhr.

Sicher, Geschwindigkeitslimits waren sicher zweitrangig, wenn man eine eventuell nationales Problem angehen musste, doch musste Kim zugeben, dass mit dem starken Windböen, die immer wieder über die Straße in die Stadt hinweg fegten, und dem Müll, denn diese mit sich trugen, ihr durchaus etwas unwohl mit dem vorgelegten Tempo war.

Sie sah aus dem Fenster, um den die Tornados im Auge zu behalten. Immerhin glaubte sie nicht, dass dieser Wagen einen Tornado aushalten würde - und auf einen Freiflug der Art hatte sie sicherlich keine Lust. Schon gar nicht ohne ihren Kampfanzug.

Es war hierbei, dass ihr etwas merkwürdiges auffiel.

„Liegt es an mir oder bewegen sich die Tornados nicht?“, sprach sie ihren Gedanken laut aus.

„Huh?“ Shego sah in den Rückspiegel, um so aufs Meer schauen zu können. Dann nickte sie. „Also wirklich ein Wetterkontrollgerät, eh?“

„Sieht ganz danach aus“, grummelte Kim. „Das wird langsam alt.“

„Wem sagst du das“, erwiderte Shego. „Und diese Dinge gehen fast immer schief.“
 

Irgendwie schafften sie es am Flughafen anzukommen, ohne dass sie von einer Anzeigetafel oder Dachziegeln Erschlagen wurden oder von einem Wind aufs Meer geworfen wurden.

Nun, Kim war sich ziemlich sicher, dass diese ganze Wetter Sache etwas mit ihren nicht möglichen Flügen zu tun hatte. Das hieß auch, dass, wenn sie dieses neue Gerät ausschalten könnten, wer auch immer es jetzt gebaut hatte, würde sie nach London zurückfliegen können.

„Und jetzt?“, fragte Shego, als sie in das Parkhaus von Flughafen fuhren.

„Rein“, erwiderte Kim und sprang schon aus dem Wagen.

Mittlerweile störte es sie auch nicht mehr, dass der Wind den Regen in die Ebenen des Parkhauses wehte - immerhin war sie während der Fahrt auch nicht wirklich getrocknet. Entsprechend war das einzige, was zählte, endlich irgendetwas heraus zu finden.

Am Flughafen herrschte (natürlich) absolutes Chaos. Immerhin waren nun seit über 24 Stunden Flüge ausgefallen und dank des Unwetters konnten die ohnehin festsitzenden Reisenden offenbar das Flughafengebäude gerade nicht verlassen. Entsprechend war der Gebäude überfüllt mit genervten Geschäftsleuten, ermüdeten Reisenden, die auf Bänken versuchten ein wenig Schlaf zu finden, und schreienden Kindern. Doch das alles interessierte Kim im Moment nicht - denn sie war aus einem anderen Grund hier. Entsprechend durchquerte sie mit Shego das Gebäude.

„Schon einen Plan, wie wir zum Tower kommen?“, fragte Shego, während sie sich so schnell wie ihnen möglich durch die Menschenmenge drängten.

„Fragen?“, erwiderte Kim und warf ihr kurz einen verwirrten Blick zu.

Shego seufzte. „Langweilig...“

Kim erwiderte nichts, sondern verdrehte nur die Augen und drängte sich weiter in Richtung des Gepäckbereichs. Irgendwie mussten sie immerhin auf das Flugfeld kommen.

Natürlich unterschätzte sie dabei beinahe, dass sie früher oder später von Sicherheitspersonal aufgehalten werden würden. Denn die Durchgänge auf die Start und Landebahnen waren nur dem Flughafenpersonal und Reisenden, die gerade zu einem Flugzeug gebracht wurden, vorbehalten. Und natürlich privaten Besitzern von Flugzeugen.

„Misses“, sagte eine junge Frau in der Kleidung der Sicherheitskräfte. „Sie dürfen hier nicht durch. Bitte warten sie zusammen mit den anderen Reisenden, bis das Unwetter vorüber ist.“

„Wir müssen hier aber durch“, erwiderte Shego grummelig. „Wir müssen in den Tower.“

„Der Tower ist Reisenden Untersagt“, sagte die Dame schockiert.

Kim seufzte. „Wir versuchen etwas gegen dieses Unwetter zu tun“, warf sie rasch ein. „Rufen Sie durch. Sagen Sie, Kim Possible sei da.“

Die Frau sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Natürlich kannte man sie in diesen breiten der Welt nicht so gut, wie in Amerika oder Europa. Immerhin kam sie nur selten nach Australien. Doch dann nickte die Frau und machte einen Durchruf mit ihrem Walkie Talkie. Zumindest diese schienen noch irgendwie zu funktionieren, auch wenn Kim und Shego ein deutliches Rauschen in der Leitung.

Nach einer kurzen Unterhaltung sah die Frau die beiden noch immer misstrauisch an. „Mitkommen“, grummelte sie dann und wandte sich ab, offenbar um die beiden weiter zu führen.

Sie folgten. Erneut mussten sie in den Regen hinaus, als sie zum Tower gingen, der am Rand der Flugbahnen stationiert war. Doch immerhin waren sie nicht großartig aufgehalten worden was immerhin etwas wert war, dachte sich Kim.

Sie war froh, als sie im Gebäude waren, auch wenn hier das Heulen des Windes besonders gruselig klang.

„Hier“, sagte die Sicherheitsdame, als sie ihnen die Tür öffnete. Offenbar war sie ebenso wenig begeistert von dem Regen, der auch ihre Kleidung durchnässt hatte.

Kim konnte es sich nicht verkneifen, Shego ein überlegendes Lächeln zuzuwerfen. „Ich sagte ja: Fragen.“

„Und ich sagte ja: Langweilig“, murmelte Shego und rollte nun ihrerseits mit den Augen.

Sie stiegen hinauf in die Brücke des Towers, wo bereits jemand auf sie wartete.

„Kim Possible“, sagte ein Mann mit einem dicken australischen Dialekt. „Dann stimmt es also wirklich.“

„Ja, und ich brauche ihre Hilfe“, erwiderte Kim, die keine Zeit hatte, eine Unterhaltung darüber zu führen, warum sie eigentlich nach Australien gekommen war - wobei Roboter-Haie ihr nun ziemlich kreativ vorkamen, verglich man sie mit der gefühlt fünfzehten Wetterkontrollmaschine, die sie bekämpfen sollte.

„Natürlich, Kim Possible“, meinte der Mann gutmütig. „Was kann ich für Sie tun?“

Erleichtert seufzte sie. Keine weiteren Fragen. Gut.

„Haben Sie noch Möglichkeiten auf Wetterdaten zuzugreifen? Ich meine Satelitenbilder und so etwas“, sagte Kim schnell. „Fernsehen und Internet scheinen nicht richtig zu laufen.“

„Wir haben ein paar Daten“, erwiderte der Mann mit dem dicken Dialekt, während die anderen Leute, die hier noch immer arbeiteten, sie neugierig beobachten. „Wenn ihr mitkommt.“

Shego wirkte etwas genervt, als sie mit Kim dem Mann zu einem Bildschirm folgte.

Immerhin rief der Mann tatsächlich einige Wetterkarten auf, die die Wetterentwicklung der vergangenen Stunden anzeigte.

„Nun, die Entwicklung hat letzte Nacht angefangen“, erklärte er die Karte. „Sturmwolken haben sich angesammelt, was der Grund war, warum Flüge erst einmal ausgesetzt wurden.“

„Interessante Sturmwolken“, kommentierte Shego die Bilder, die deutlich zeigten, dass die Sturmwolken sich direkt an der Küste Australiens entlang angesammelt hatten.

„Tatsächlich“, erwiderte der Mann nüchtern. „Das eigentliche Unwetter fing heute morgen mit zunehmenden Winden an und entwickelte sich schnell zu... Dem hier. Wie das möglich ist, dürfen Sie mich allerdings nicht fragen, immerhin bin ich kein Wetterfrosch, nicht?“ Er lachte trocken. Dann räusperte er sich. „Nun, was machen Sie daraus.“

„Wetterkontrolle“, murmelten Shego und Kim wie aus einem Munde und mit einem deutlich genervten Unterton.

„Und was machen Sie dagegen?“, erwiderte der Mann.

„Haben Sie eine Möglichkeit Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen?“, fragte Shego. „Telefon? Internet? Irgendetwas?“

Im Labor

Eine Stunde später fuhren sie auf den Parkplatz eines Forschungsinstitutes, die angeblich irgendeine vernünftige Möglichkeiten für einen Satlink hatten.

„Was würde ich für trockene Kleidung geben“, grummelte Shego, während sie erneut durch den Regen liefen. Gab es in Australien eigentlich keine Tiefgaragen?

Auf der anderen Seite wären diese wahrscheinlich auch schon lange überflutet.

„Lass uns gehen“, seufzte Kim.

Zumindest hatten sie hier keine Probleme mit der Sicherheit. Das Institut schien beinahe auf gespenstische Art und Weise verlassen zu sein. Die Tür war zwar offen, die Gänge, in die sie traten aber düster. Niemand schien hier zu sein, so dass sie durchaus Zweifel bekam, die Forscherin, die sie hier treffen sollten, überhaupt anzutreffen.

„Ein wenig gruselig, hmm?“, meinte sie scherzhaft.

„Och, hat Kimmylein etwa Angst?“, erwiderte Shego triezend.

„Haha.“ Kim seufzte, bewegte sich aber dennoch vorsichtig voran. Das letzte Mal, dass sie in einer verlassenen Forschungseinrichtung gewesen war, hatte sie einen unschönen Zusammenstoß mit einigen mutierten Katzen gehabt. Als ob es nicht gereicht hatte, einen Cougar für die Nachbarin zu retten.

„Sag mal, Kimmy“, meinte Shego, während sie die Gänge im obersten Geschoss des Instituts entlang liefen, den Raum N815 suchend, „hast du wirklich vor, nach dieser Sache für das dumme Examen zurück nach England zu fliegen?“

Kim zuckte mit den Schultern. „Es ist ja nicht so, als hätte ich eine Wahl.“

„Na ja, es ist nicht so als hättest du ein Zeitlimit, oder?“, erwiderte Shego. „Und wenn du mich fragst: Du könntest einen Urlaub gebrauchen. Das heißt, wenn wir morgen nicht beide eine Erkältung haben.“ Sie wrang einen ihrer Handschuhe aus. „Was würde ich für trockene Kleidung tun...“

„Wem sagst du das“, murmelte Kim.

Shego seufzte. „Na ja, davon abgesehen... Ich meine, sobald wir was gegen dieses Unwetter getan haben und ich Doktor D erreichen kann, könnte ich dich auch zurückfliegen... Also wenn du drauf bestehst.“

Etwas überrascht sah Kim sie an. „Danke“, sagte sie.

„Kein Problem, Kimmylein.“ Shego sah auf die Türen der rechten Wand. „Aber ich bleibe dabei... Du kannst Urlaub gebrauchen. Du musst echt mal lernen, dich zu entspannen.“

Kim erwiderte nichts, sondern sah zur linken. „N809. N811. N815. Da ist es.“

Shego seufzte, sagte aber nichts, während Kim an die Tür klopfte.

Es kam keine Antwort.

Kim versuchte es noch einmal, doch erneut war alles still, so dass sie nun rief. „Ähm. Hallo? Ms. Satavari?“ Aber auch daraufhin kam keine Antwort.

„Du bist zu nett“, meinte Shego, packte die Türklinke und öffnete sie. „Hey. Ms. Satavari. Wir haben gehört, sie können uns vielleicht helfen.“

Ein überraschtes Kreischen ertönte aus der Dunkelheit des Raums. Dann ein schmerzerfüllter Ausruf. „Autsch.“ Ein Licht ging an und das blasse Gesicht einer Frau, verzerrt durch ein paar dicker, runder Brillengläser sah sich zu ihnen um. „Äh... Ja?“, kam es dann kleinlaut von ihr.

Der Raum in den sie nun sehen konnte war relativ groß, wirkte jedoch viel kleiner, da so ziemlich jeder Quadratzentimeter Boden mit irgendetwas bedeckt war. Da waren einige vollgestopfte Regale, in denen nicht nur Bücher und Ordner, sondern auch lose Zettel standen. Zudem stapelte sich massenhaft technisches Equipment, wie Kim es schon einmal bei ihrem Vater gesehen hatte, an der ihnen gegenüberliegenden Wand, wo die Frau an einem Schreibtisch saß.

„Wir brauchen Ihre Hilfe“, sagte Kim bemüht freundlich. So schreckhaft, wie die zierliche Dame wirkte, hatte sie Angst, dass Shego ihr einen Herzinfakt verpassen könnte. „Wir brauchen Zugang auf einen Sateliten und uns wurde gesagt, Sie hätten das Equipment, um durch diesen Sturm zu kommen.“

„Äh...“, erwiderte die Frau. „Ähm... W-wer seid ihr?“

„Mein Name ist Kim Possible und das hier ist Shego“, sagte Kim. „Wir wollen etwas gegen dieses Unwetter unternehmen.“

„Unwetter?“, fragte die Frau und rückte ihre Brille zurecht. „Ihr meint die Wetteranomalie?“

Kim sah sie an, ehe sie einen fragenden Blick an Shego schickte, die jedoch nur mit den Schultern zuckte. „Ähm... Ja, die Anomalie.“

„Das ist interessant, nicht?“, plapperte die Forscherin los und schien auf einmal viel selbstbewusster. „Ich habe so etwas noch nie gesehen. Das Unwetter bewegt sich nur an der Küste entlang und scheint das einzige in dem Gebiet zu sein. Meine Satelitenbilder sagen, dass es sich nicht natürlich entwickelt hat.“

„Also können sie normal auf ihre Sateliten zugreifen?“, fragte Kim.

Dr. Satavari blinzelte. „Was? Äh, ja. Ja, habe ich. Wieso?“

Genervt schlug sich Shego mit der Hand gegen die Stirn und verdrehte die Augen. „Wir müssen auf einen Sateliten zugreifen. Können Sie uns helfen?“

„Ja, ich denke schon“, murmelte die Forscherin und sah sie an. „Ja, ich denke schon. Welchen Sateliten denn?“

„Kim?“, fragte Shego. „Kann Ms. Possible was damit anfangen?“ Sie nickte auf das Equipment, das vor der Forscherin aufgestellt war.

Ja, sie hatte so etwas schon einmal gesehen - aber sie war nicht die Tweebs. Sie war selbst nie an dem Raketenkram ihres Vaters interessiert gewesen. Entsprechend... Aber da gab es vielleicht eine andere Möglichkeit: Die Tweebs. Sie sah sich zur Forscherin um. „Können Sie auf das Internet zugreifen?“

„Ja...“, kam es unsicher zurück.

Eine weitere halbe Stunde, in denen sie sich nur zu bewusst des immer lauter werdenden Rauschens des Windes war, hatte sie es geschafft, Kontakt zu Wade und Doktor D. herzustellen - auch wenn sie sich noch immer nicht ganz sicher war, wozu sie dessen Hilfe brauchen würden. Sie war nur zu froh gewesen, dass die Tweebs noch auf gewesen und ihre Eltern aus dem Haus gewesen waren. Das hatte alles einfacher gemacht.

„Und jetzt?“, fragte Shego, als sie fertig waren.

Kim seufzte und wandte sich an Dr. Saravati. „Gibt es hier irgendwo eine Kaffeemaschine?“

„Natürlich“, erwiderte die Forscherin, die die ganze Zeit daneben gestanden hatte - ganz offenbar in Furcht, dass jemand ihr teures Equipment kaputt machen würde. „Den Gang hinunter. Ihr müsst die Sicherung nur wieder reinstecken.“ Während sie sprach wurde ihre Stimme wieder leiser. „Ähm... Und vielleicht... Solltet ihr... Na ja, es gibt Kleidung des Institutes...“

„Das... Wäre gut.“ Kim sah auf die Wasserlache, die sie und Shego auf dem Boden hinterlassen hatten. „Ähm, wollen Sie mit...“

„Nein, nein“, sagte Dr. Saravati schnell. „Ich bleibe lieber hier.“

Shego verdrehte die Augen, schwieg nach einem warnenden Blick von Kim jedoch lieber und sagte schließlich nur: „Dann lass uns gehen. Ich kann etwas warmes gebrauchen.“

Kim nickte. „Und etwas trockenes zum Anziehen...“, murmelte sie und sah sich schließlich zu der Forscherin um. „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

Doch Dr. Saravati war schon wieder in ihr Equipment vertieft - wahrscheinlich um es wieder neu zu kalibrieren.

So machten sich die beiden auf den Weg zu dem von der Forscherin genannten Raum, wo sie tatsächlich eine Kaffeemaschine fanden. „Nun ist da nur noch die Frage des Sicherungskastens...“, murmelte Shego. „Und der Kleidung...“ Sie fröstelte.

„Vielleicht zuerst die Kleidung“, meinte Kim, die das Gefühl hatte ihre Beine nicht mehr zu spüren.

Shego nickte.

Dankbarer Weise war der Umkleideraum direkt neben der Kaffeeecke. Hier fanden sie zumindest einige Kleidung - offenbar auch generische Uniformen des Instituts. Nicht das es etwas gewesen wäre, dass Kim normal angezogen hätte, da es für den jetzigen Anlass doch viel zu formal wirkte. Doch zumindest bot sie genug Bewegungsfreiheit für den Kampf, der ihnen bevor stand. Natürlich würde es sich nicht lohnen - dachte sie sich - da diese Kleidung nach kurzer Zeit draußen ebenso durchnässt sein würde, wie ihr altes Outfit.

Sie trugen nun beide einen Anzug - Sachen, die offenbar auch hier für die Security gedacht waren. Immerhin war es zumindest halbwegs bequem.

„Hmm, Partnerlook“, meinte Shego durchaus amüsiert und warf Kim einen vielsagenden Blick zu.

Kim sah etwas unsicher zu ihr hinüber und dann an sich herunter. Sie wusste nicht, was seltsamer war: Selbst solche formale Kleidung zu tragen oder Shego, die eigentlich noch immer fast ausschließlich in ihrem Superheldenoutfit zu sehen war, in solcher Kleidung zu sehen.

„Ist einmal etwas anderes“, murmelte sie.

„Was anderes... Ja, tatsächlich“, erwiderte Shego. „Lass uns einen Kaffee holen. Zur Hölle, ich würde töten für eine heiße Dusche.“

Kim seufzte. „Lass das töten lieber bleiben.“

„Keine Sorge, Kimmylein“, antwortete Shego.

So machten sie sich wieder auf den Raum auf den Nebenraum. Dankbarer Weise war es nicht schwer, den Sicherungskasten zu suchen, der sich im Gang befand, und bald lief heißes Wasser durch den Kaffeeautomaten und füllte bald die dampfende Flüssigkeit in Papptassen.

Sicherlich gab es besseren Kaffee - doch im Moment war Kim einfach nur glücklich, dass sie etwas warmes trinken konnten.

Sie erwischte sich dabei, wie ihr Blick wieder zu Shego hinüber wanderte. Sie musste zugeben, dass es seltsam war, mit ihr zusammen zu arbeiten. Sicherlich, war es schon vorher vorgekommen, dass sie zusammen gearbeitet hatten - selbst als Shego noch auf der Gegenseite gekämpft hatte. Und sicher war es nun schon zwei Jahre her, dass Shego und Draken auf der guten Seite gelandet waren. Seltsam fühlte es sich dennoch an. Immerhin waren sie so lange Feinde, Rivalen gewesen.

Auf der anderen Seite, musste sie zugeben, dass sie es auch genoss. Immer wieder erinnerte sie sich an die Tage, in denen Shego an ihrer Highschool unterrichtet hatte. Die paar Tage, in denen sie damals schon befreundet gewesen waren. Sie waren sich so ähnlich - und dennoch.

Zumindest war es nett, mit jemanden zusammen zu arbeiten, der kompetent war und dabei auch ähnlich dachte, wie sie selbst.

„Und“, begann sie schließlich so etwas wie Smalltalk anzufangen, „wie läuft die Arbeit mit Draken so?“

Shego betrachtete ihre Fingernägel, wie sie es so oft tat, wenn sie sich langweilte. „Na ja, wonach sieht es aus? Immerhin hocken wir beide gerade hier und warten darauf, dass er uns das Flugzeug schickt.“

„Na ja...“ Kim zögerte ein wenig verunsichert. „Ich meine davon abgesehen. Die Heldenarbeit?“

Daraufhin zuckte Shego nur mit den Schultern. „Es ist letzten Endes auch nicht viel anders. Nur dass wir nun die Reaktion sind - anstelle der Aktion. Ein wenig ungewohnt. Vor allem wenn man...“ Sie konnte sich ein etwas fieses Lächeln nicht verkneifen konnte. „Nun, sagen wir es so: Wenn man gerne oben ist.“

Erneut war Kim die Mehrdeutigkeit in der Aussage allzu bewusst und sie verdrehte die Augen. „Natürlich. Dafür haben mehr Leute etwas davon.“

Shego grinste. „Wie süß...“

„Hmm?“

„Nichts.“ Nun war es Shego, die mit den Schultern zuckte.

Für einen Moment war Kim still, da sie überlegte, was sie darauf sagen sollte. Schließlich beschloss sie das Thema zu wechseln. „Nun, schon eine Idee, was wir machen, um was gegen den Sturm zu machen.“

„Wir wissen, dass es irgendeine Form der Wetterkontrolle ist“, erwiderte Shego.

„Nur nicht, woher diese Wetterkontrolle kommt“, ergänzte Kim.

Shego nickte. „Oder von wem sie ausgeht.“

„Sprich: Selbst wenn das Fluggerät da ist... Kommen wir nicht weiter“, murmelte Kim.

„Es sei denn Wade findet bis dahin etwas heraus“, sagte Shego. „Aber sieh es positiv. Wenn wir über die Wolken kommen, sollten wir das Kommunikationsproblem nicht mehr haben.“

„Bleibt zu hoffen...“ Kim trank einen großen Schluck des Kaffees und leerte damit den Pappbecher, ehe sie ihn erneut unter die Maschine stellte.

„Das wird schon, Cupcake“, erwiderte Shego. „Im Notfall setze ich dich bei deiner Uni ab und kümmer mich darum allein.“

„Kommt nicht in Frage.“ Kim seufzte.

Ein weiteres Schulterzucken von Shego, ehe auch sie sich neuen Kaffee holte, ehe sie beide in ein etwas unwohliges Schweigen verfielen. Schließlich war gerade so wenig zu sagen - immerhin hatten sie noch immer nichts neues herausgefunden und auch wenn sei zumindest eine Möglichkeit gefunden hatten, vom Fleck zu kommen, so konnte - von allem was sie wussten - dass Gerät, das für dieses seltsame Wetter verantwortlich war, irgendwo auf dem australischen Kontinent sein, irgendwo auf dem Meer oder sogar im Weltall.

Dann war da noch immer die Sache mit Shego. Wieso machte sie sie nervös? Wieso dachte sie überhaupt darüber nach? Ach, das war doch absoluter Unsinn.

Kim seufzte.

„Kopf hoch, Kimmylein“, meinte Shego aufmunternd. „Das wird schon.“

Ein Klopfen ertönte - leise, zurückhaltend, doch als die beiden sich umsahen, stand Dr. Paravati in der Tür. Sie war hergekommen, ohne dass einer von ihnen etwas gehört hatte - oder sie sonst irgendwie zu bemerken. Wie konnte jemand so wenig Ausstrahlung haben? Doch nun stand sie da, die runde Brille gegen das Gesicht gedrückt. „Ähm... Ladies...“, stotterte sie. Sie schien unsicher zu sein, nun da sie nun nicht mehr in ihrem Büro war. Weit unsicherer, als sie ihnen zuvor begegnet war. „Ich... Ich habe da etwas... Dass sie interessieren könnte... Ähm... Wenn sie kommen würden... Dann könnte ich es ihnen zeigen.“

„Was denn?“, fragten Kim und Shego beinahe wie aus einem Mund.

„Nun ja...“, murmelte die Forscherin. „Folgen Sie mir einfach... Bitte...“

Die Wetterkontrollmaschine

„Alles Gold?“, fragte Wade und hob eine Augenbraue.

„Nun, zumindest ist er direkt“, meinte Shego, während sie sich bemühte die Kontrolle über die Flugmaschine zu behalten.

Der „Jet“ war effektiv nur eine geupdatete Version von Drakens alter fliegenden Untertasse und hatte daher mehr Ähnlichkeit mit einem vermeintlichen UFO oder etwas ähnlichem, als einem richtigen Flugzeug. Aber es war stabiler in seiner Flugbahn und immerhin war stabil genug gewesen, dass es durch die Wolken gekommen waren. Und während die dunklen Wolken nun unter ihnen lagen, hatten sie endlich wieder Kontakt zu Wade - und Draken, wenn es jemanden interessiert hätte.

Was die Forscherin - Dr. Saravati - herausgefunden hatte (wenn man es so nennen konnte, da es offen gepostet worden war), war, dass der Verursacher des Unwetters ein Dr. Thunder (sehr einfallsreicher Name) war, dessen Plan es ganz offenbar war, Australien als Geisel zu halten, um alles Gold des Landes an sich zu bringen.

„Wisst ihr denn mittlerweile, wo er ist?“, fragte Wade.

„Deswegen kontaktiere ich dich“, erwiderte Kim halb seufzend. „Finde es für mich heraus.“

Wade betrachtete sie durch den Kimmunicator und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Schon dabei.“ Er machte sich über seine Tastatur her und Kim schaltete die Bildverbindung erst einmal aus.

„Schön die Sonne mal wieder zu sehen, eh?“, scherzte Shego.

„Ja“, seufzte Kim.

Die andere sah sie grinsend an. „Nun, Kimmylein. Das Angebot steht noch immer: Ich kann dich nach London fliegen und mich um den Donnermann alleine kümmern.“ Sie zwinkerte.

„Ja, sicher“, grummelte Kim nur und verdrehte die Augen. „Ich sag dir: Der Typ ist dran.“

„Oh ja“, meinte Shego. „Ich hatte immerhin vor Urlaub zu machen. Tss. Aber du weißt ja, wie das mit Superbösewichten ist... Egal, ob sie mit ihnen zusammenarbeitest oder gegen sie... Sie nehmen einfach keine Rücksicht auf andere.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wobei es soweit doch... Sehr interessant war.“

Eine Augenbraue hochgezogen sah Kim zu ihr und fragte sich, ob sie wissen wollte, was Shego meinte. „Hmm?“

„Ach, es war nett, mit meiner kleinen Kimmy zusammen zu arbeiten“, sagte Shego und lachte.

„Was du nicht sagst“, murmelte Kim leise.

Bevor Shego jedoch wieder antworten konnte, klingelte der Kimmunicator erneut und Wades Bild erschien erneut. „Ich hab's, Kim.“

„Der Geek ist schnell“, murmelte Shego anerkennend.

„Schnell ist mein zweiter Vorname“, erwiderte Wade ungerüht. „Ihr wollt nach Bernier Island. Eine Insel im Osten. Da sollte euer Dr. Thunder sein.“ Er spielte ihr eine Karte zu. „Zusammen mit der Maschine. Ich denke, es sollte kein Problem sein.“

„Natürlich nicht“, meinte Kim selbstbewusst. Sie wollte das ganze einfach nur hinter sich bringen.

„Nun, dann lass uns mal sehen“, meinte Shego gelangweilt. „Ob der Bösewicht mehr zu bieten hat, als einfach nur einen lahmen Namen und das fünfzehnte Wetterkontrollgerät.“ Sie wandte den Jet zur Seite und flog eine schafe Kurve, um die von Wade markierte Insel anzusteuern.

Dankbarer Weise war der von Draken gebaute Jet erstaunlich schnell, weshalb es sie keine zehn Minuten brauchte, um zur Insel zu kommen. Schon als sie über der Wolkendecke im Anflug waren, konnten sie sehen, wie die Wolken über der Insel rotierten.

„Sieht so aus, als hätten wir unseren Übeltäter gefunden“, meinte Kim und zeigte darauf.

„Sieht ganz danach aus“, erwiderte Shego grummelnd. „Dann hat dich fest, Kimmylein.“ Sie senkte den Steuerknüppel nach vorne, um den Jet zum Sinken zu bringen.

Kaum, dass sie in die Wolkendecke eingetaucht waren, begannen die Turbolenzen. Das kleine Fluggefährt wurde durchgeschüttelt, so dass Kim durchaus dankbar war, angeschnallt zu sein.

Blitze zuckten um den Jet herum, konnten ihn jedoch nicht zum Absturz bringen. Dennoch gerieten sie mehr ins Trudeln, je tiefer sie kamen, bis sie schließlich das untere Ende der Wolkendecke durchbrachen.

Nun waren es nur noch die Regenschauer, die das Meer und das Inselarchipel unter ihnen verschwimmen ließen. Doch sie konnten den Vortex sehen, der sich von den Wolken hinab zur größten der Insel wand.

„Ich denke, ich weiß, wo wir hinmüssen“, murmelte Kim.

„Was du nicht sagst“, kam die prompte Antwort, während Shego auf die Insel zuhielt.

Sie flogen nur knapp über den meterhohen Wellen, als ein Blitz aus dem Himmel auf sie hinabzuckte und die Elektronik im Jet verrückt zu spielen begann.

„Was ist los?“, rief Kim, als der Jet begann durch die Luft zu wirbeln.

Sie schlugen einige Loopings, ehe der Jet eine unsanfte Landung in den Sand des Strandes machte, die sie beide in den Gurten hin und her warf, ehe das Flugzeug schließlich kurz vor einer Palme zum stehen kam.

„Autsch“, murmelte Kim.

„Wir sind da“, erwiderte Shego nur trocken, als die Kabine sich automatisch öffnete.

Kim musste sich noch immer sammeln, ehe sie sich schließlich aus den Anschnallgurten schälte, ehe sie aus dem Jet sprang. Sie merkte, dass sie immer noch wackelig auf den Beinen war. Nun standen sie erneut im Regen und natürlich war ihre Kleidung innerhalb weniger Sekunden vollkommen durchnässt.

„Lass es hinter uns bringen“, grummelte Shego, als sie neben ihr landete.

Sie liefen auf die Himmelsvortex zu, kämpften sich gegen den Wind an. Kim konnte nur hoffen, dass dieser Bösewicht keine Minions hatte und das ganze nun wirklich innerhalb weniger Minuten erledigt war. Und bitte, dachte sie sich, bitte keine Roboterhaie.

„Ähm, Kimmy“, meinte Shego vorsichtig.

Sie sah sich zu ihr um. „Huh?“

„Liegt es an mir oder kommt die Vortex auf uns zu?“, fragte Shego.

„Ähm...“ Kim sah auf und musste feststellen, dass Shego recht hatte. Die Vortex bewegte sich, wie ein riesiger Tornado auf sie zu. Und im nächsten Moment hörte sie etwas, das beinahe wie eine Stimme klang: „Wiiiiiiiiiiii!“

Auf einmal löste sich die Vortex auf und noch während sich Wolken- und Nebelfetzen durch die Luft schwebten, kam Hagel aus der Mitte der Vortex auf sie zugeschossen.

„Runter, Kim!“, rief Shego, ehe die Energieaura ihre Hände umspielte, nur um kleine (Blasts) auf die Hagelkörner abzugeben.

„Wiiiii!“, erklang die Stimme erneut, die ein wenig an ein Kind erinnerte, dass Raumschiffgeräusche nachmachte. Doch während sie im nassen Sand lag, konnte Kim auch erkennen, woher das Geräusch kam.

Sie stöhnte genervt auf. „Natürlich haben sie einen Roboter!“

„Was hast du denn erwartet, Kimmylein?“, erwiderte Shego zynisch und zog sie mit aus dem Weg, als der Roboter mit seiner Metalfaust auf sie einschlug.

„Danke“, murmelte Kim, als sie wieder auf eigenen Beinen stand.

„Nicht erwähnenswert“, kam die prompte Antwort, während auch Shego auf den Roboter sah.

Es war ganz eindeutig einmal wieder einer jener humanoiden Roboterkörper, die aus einer Kuppel am Kopf heraus gesteuert wurden - das Standardmodel der Superbösewichte, wie es schien. In der gelblich eingefärbten Kuppel sah in diesem Fall ein nicht besonders sportlich aussehender Bösewicht mit Brille und einer Halbglatze - Kim schätzte ihn auf etwa vierzig - und hatte die Beine auf die Schaltkonsole gelegt.

Es war klar, dass er sie gesehen hatte, denn als der Roboter nun inne hielt, sah er sie an.

„Wer seid ihr beide denn?“, fragte er mit krächzender Stimme und irgendein Lautsprecher schien seine Stimme nach außen zu übertragen.

„Wir sind hier um dich aufzuhalten!“, erwiderte Kim selbstbewusst - unterließ es aber ihn beim Namen zu nennen, da ihr dieser einfach zu albern erschien.

„Oh man“, murmelte Shego derweil halblaut neben Kim, „wieso gibt es eigentlich keine Superbösewichte die gut aussehen?“

„Was ist mit Junior?“, meinte Kim.

„Der ist dafür dämlich“, grummelte Shego.

„Na, na, na“, erwiderte der Bösewicht und warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Nicht so vorlaut, grünhäutiges Weibsbild! Du wagst es mich zu beleidigen?“

Shego verdrehte nur die Augen. „Ich beleidige, wen ich will, Geek.“

„Das wirst du bereuhen!“, kam natürlich die prompte Antwort.

„Oh, sicher, was hast du vor dagegen zu tun?“, fragte Shego unbeeindruckt. „Mir eine Mathevorlesung halten oder sowas?“

„Nein, viel besser.“ Der Mann legte einen Schalter um. „Ich überlasse euch beide meiner Schöpfung.“ Was folgte war das obligatorische Bösewichtslachen, ehe der Roboter begann auf seinen Beinen um die eigene Achse zu routieren.

Kim seufzte, während sie sich zum Kampf bereit machte. „War das wirklich notwendig?“

„Was? Ein bisschen Wortaustausch gehört zu einem guten Kampf dazu“, erwiderte Shego trocken.

Das war der Moment, in dem der Roboter begann, Blitze zu verschießen und sie so zu Boden zwang.

„Okay, ich glaube, der Roboter ist auch für die Wetterkontrolle zuständig“, stellte Kim fest.

„Was du nicht sagst“, war die entgeisterte Antwort, während sie sich beide auf den Boden drückten. „Irgendwelche klugen Ideen?“

Kim überlegte. Soweit erschien ihr eine Sache als relativ klar: Mit Gewalt allein war dieser Kampf nicht gewonnen. Zugegebener Maßen wünschte sie sich gerade Ron und vor allem Rufus her, der es erstaunlich gut schaffte sich Zugang zu solchen Maschinen zu verschaffen. Doch sowohl Ron, als auch sein Haustier waren effektiv am anderen Ende der Welt – weshalb sie darauf nicht zählen konnte.

Nun, was gab es denn noch für eine Möglichkeit? Immerhin war sie doch selbst auch nicht auf den Kopf gefallen. Kein Genie wie der Tweebs, aber nicht dumm. Also, was konnte sie tun? Gegen die Blitze konnte man mit Blitzableitern vorgehen – soweit, so gut. Aber sie brauchte eine Möglichkeit den Roboter komplett auszuschalten.

Sie sah sich um und ihr Blick blieb am arg mitgenommenen Fluggefährt der Baumarke Draken hängen. Ja, das könnte funktionieren.

„Lenk' ihn ab“, sagte sie zu Shego, während der Roboter aufhörte Blitze zu verschießen und stattdessen nun auf sie zu kam.

Shego zuckte nur mit den Schultern. „Was auch immer du sagst, Prinzessin“, meinte sie und sprang zur Seite, um den Schlag des Roboters zu entgehen, ehe sie ihm einen mit Energieaura verstärkten Schlag gegen den Metalltorso versetzte. „Glaub nicht, dass du uns mit ein paar Blitzen beeindruckst, Blechbüchse“, rief sie.

Dankbarer Weise sprang der Roboter darauf an und lieferte sich schon wenige Sekunden einen Kampf mit Shego, den diese versuchte im Nahkampf zu halten.

Dies nutzte Kim aus. Darauf hoffend, dass weder der Superbösewicht, noch der Roboter ihr Aufmerksamkeit schenkten, lief sie zum abgestürzten Jet hinüber, um sich ein paar Sachen einzustecken und schließlich mit Gewalt eine schmale Metallplanke vom Rand des Jets ab – und betete das es funktionieren würde.

Gerade als sie damit fertig war, hörte sie einen überraschten Aufschrei. Es war – natürlich – Shego, die nun Kopfüber von der Hand des Roboters baumelte.

„Du freches Weibsbild, hast du nicht wirklich geglaubt, mich so einfach besiegen zu können“, meinte Dr. Thunder, der noch immer eher gelangweilt in seiner Kuppel saß, während der Roboter dies mit einem „Wihihihihi“ unterlegte.

„Fahr zur Hölle“, erwiderte Shego nur, warf Kim jedoch einen kurzen Blick zu.

Bin ja schon dabei, dachte sich Kim, während sie in einem großen Bogen um den Roboter herum schlich, in der Hoffnung nicht gesehen zu werden.

„Wo ist eigentlich das andere Weibsbild abgeblieben?“, murmelte der Bösewicht jetzt auf einmal und begann sich umzuschauen.

Natürlich. Weil sie nicht einmal Glück haben konnten!

Doch Shego verstand schnell genug. „Schau erst einmal, wie du mit mir fertig wirst!“, rief sie aus, ehe sie einen Energiestoß auf das Handgelenk des Roboters abgab, der die Hand zwar nicht abtrennte, aber den Griff offenbar genug schwächte, als dass sich Shego losreißen konnte. Sie schwang sich auf den Arm und lief ihn entlang, um der Kuppel einen Schlag zu verpassen – was genug Ablenkung war, damit sich Kim endgültig zum Roboter hinüber schleichen konnte.

Sie hatte einen kleinen Schraubenschlüssel im Cockpit des Jets gefunden, sowie ein Taschenmesser, was reichen sollte, um die Konsole des Roboters – die es sicher geben musste – auszubekommen. Nur wo. Sie betrachtete die Rückseite des Roboters auf der Suche nach der Klappe, was einfacher gesagt als getan war, da der Roboter sich permanent in Bewegung befand. Doch dann sah sie es und holte einen Ring aus der Tasche – froh ihn mitgenommen zu haben.

Die Tweebs hatten diese Ringe vor einer Weile entworfen, um an einem Raketenwagen entlang zu klettern. Sie waren magnetisch und erlaubten ihr, sich an das Metall zu hängen. Und so kletterte sie hinauf, was nicht minder schwer war, wie bei einem Wagen, der versuchte, auf Schallgeschwindigkeit zu beschleunigen. Denn während der Roboter bei weitem nicht so schnell war, bewegte er sich weiter im Kampf gegen Shego. Zentimeter um Zentimeter kämpfte sich Kim den Roboterkörper hinauf, bis sie endlich die kleine Klappe erreichte.

Sie steckte die Klinge des Taschenmessers unter die Klappe und versuchte sie aufzustemmen, was ebenfalls nicht so leicht war. Zwei Mal fiel das Messer beinahe aus ihrer Hand, doch sie schaffte es noch zu fangen.

Schließlich sprang die Klappe auf und gab die Schaltkreise frei. Kim hatte keine Ahnung, was die einzelnen Platten und Kabel taten, doch bisher war ein solches Wissen nie notwendig geworden. Entsprechend steckte sie das Taschenmesser in die Tasche – froh, dass sie dies schaffte, ohne es fallen zu lassen – und fischte eine Zange daraus hervor, ehe sie sich an der Elektronik zu schaffen machte. Hier ein Kabel rausgezogen, da eins durchgeschnitten...

Ein Zittern ging durch den Roboterkörper und ein Schrei erklang: „Was machst du da, Mädchen?“, schrie der verrückte Wissenschaftler und der Roboterkörper fuhr herum.

Kim kappte das nächste Kabel, als einer der Roboterarme sich komplett verdrehte, während der Roboterkörper sich selbst so drehte, dass Dr. Thunder auf sie schauen konnte.

„Kim!“, rief Shego warnend, doch Kims Möglichkeiten auszuweichen waren zu begrenzt.

Sie versuchte sich zur Seite zu drehen, doch die Roboterhand bekam sie zu fassen und drückte zu.

„Da haben wir es ja“, grummelte der Bösewicht zufrieden, als der Roboter sie anhob.

Kim versuchte aus der Hand zu gleiten, doch dies gestaltete sich als nicht ganz so einfach, da die Hand begann sich fester und fester um sie zu schließen. „Lass mich los, verdammt!“

„So einfach ist das nicht, Weib“, meinte ihr Gegner. „Na, was meinst du? Ein, zwei gebrochene Rippen?“

Da erklang ein weiterer Ruf: „Vergisst du nicht wen?“

Shego hatte sich die Metallplanke geschnappt und hob sie nun in die Luft, von ihrer grünen Energieaura umgeben.

„Was?“, fragten Kim und Shego beinahe gleichzeitig.

Da warf Shego die Planke – gezielt auf den Kasten.

„Du verdammtes...“, begann der Bösewichte zu fluchen, kam jedoch nicht weiter, ehe die Planke sich knirschend und kreischend durch die Schaltkreise in den Roboterkörper bohrte.

Die Hand ließ Kim los und sie fiel in den nassen Sand, während der Roboter nach hinten kippte.

Funken sprühten, als der Roboter selbst im Sand landete.

Shego kam zu Kim hinüber gelaufen. „Alles okay?“

Doch Kim sah nur zum Roboter hinüber, der seltsame Geräusche von sich gab. Sie hatte ein schlechtes Gefühl und irgendetwas sagte ihr, dass dieses Gefühl richtig lag. Sie sprang und warf Shego um. „Runter!“

Sie lag richtig. Der Roboter explodierte und Teile der Trümmer verteilten sich über die ganze Insel, schossen über sie beide hinweg.

Als nichts mehr von hinabprasselnden Teilen zu hören war, richtete Kim sich auf. „Ich glaube, das war's.“

Shego, die nun unter ihr lag, grinste.

„Was?“, fragte Kim leicht gereizt, doch Shego winkte ab.

„Nichts, nichts...“

Küsse am Strand

Der Himmel klarte auf, während Kim und Shego am Strand zwischen den Trümmern lagen. Sie hatten die Hosen und Jackets der Anzüge, wie auch ihre Socken und Schuhe ausgezogen und ließen sie über den Palmen trocknen. Ihr Bösewicht lag ohnmächtig und gefesselt neben dem letzten Rest, der von seinem Roboter übrig geblieben war.

„Und was machst du, wenn unsere Rettung uns so sieht?“, fragte Shego amüsiert und sah zu Kim hinüber.

Kim sah zu ihren nackten Beinen und Füßen und seufzte. „Hey, ich war Cheerleader. Die Röcke haben nicht mehr verdeckt, als das Hemd.“

„Also wäre es dir nicht peinlich?“, neckte Shego sie weiter.

„Wieso denn?“ Kim zuckte nur mit den Schultern. Dann lächelte sie. „Was glaubst du, wer er da ist? Die australische Küstenwache oder Drakens Ersatzflieger?“

„Dr. D“, meinte Shego. „Und ich kann kaum glauben, dass ich das sage. Aber mal ehrlich... Behörden?“

„Wohl wahr.“ Kim seufzte und sah zum nun klaren Himmel hinauf.

„Wenn der neue Jet da ist... Nun, das Angebot steht. Ich kann dich nach London bringen, nachdem wir unseren Bösewicht abgesetzt haben“, sagte Shego.

Für einen Moment schloss Kim die Augen. Zugegebener Maßen war das letzte, worauf sie jetzt Lust hatte, eine Klausur – oder noch mehr Regen in London, wenn sie so darüber nachdachte. Doch sie wusste, dass sie die Klausur schreiben musste.

Shego drehte sich auf die Seite, um sie anzusehen. „Na, wie soll ich dieses Schweigen deuten?“

„Sagen wir es einmal so... Ich habe eigentlich genug von schlechtem Wetter“, murmelte sie.

„Ich dachte, dass mit England ist nur ein Klischee“, erwiderte Shego.

„Nun, sagen wir es so: Das Wetter ist schlimm genug.“ Noch einmal seufzte Kim.

„Heißt das etwa, unsere kleine Madame Perfect, möchte ihre Klausur schwänzen?“, fragte Shego und zog eine Augenbraue hoch.

Kim erwiderte nichts.

Daraufhin wurde Shegos Grinsen breiter. „Nun, es ist nicht so, als würde ich mich beschweren.“

„Was meinst du?“, fragte Kim vorsichtig.

Doch nun war es Shego, die schwieg und sie nur vielsagend ansah.

Wieder zögerte Kim. Sie war sich nicht sicher, was Shego sagen wollte. Nun, zugegebener Maßen ahnte sie es, doch rätselte sie dennoch, ob es nur als weiterer Witz, als eine Art sie zu necken gemeint war.

Nach einigen Sekunden Schweigen, verdrehte Shego die Augen und stöhnte genervt auf. „Manchmal bist du echt lahm, Kimmylein“, meinte sie und streckte sich zu ihr hinüber.

Beinahe erschrocken riss Kim die Augen auf, als sich ihre Lippen berührten. Zugegebener Maßen, es war doch das, was sie gedacht hatte, doch irgendwie hatte sie doch nicht damit gerechnet. Sie war hin und hergerissen, da ein Teil von ihr Shego von sich schubsen wollte, während ein anderer Teil deutlich dafür plädierte, sich dem Kuss hinzugeben. Am Ende tat sie nichts von beidem.

„Was ist los, Kimmylein?“, fragte Shego. „Sag bloß nicht, es hat dir die Sprache verschlagen?“

Kim starrte sie an und bemerkte zu spät, dass ihr Mund offen stand.

Nun wurde Shegos Gesichtsausdruck etwas besorgt. „Alles in Ordnung?“ Sie zögerte. „Ich... Habe ich zu viel angenommen? Es...“

Nur mit Mühe schaffte es Kim den Mund wieder zu schließen. Sie war sich ehrlich gesagt nicht ganz sicher. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, doch sie wusste einfach nicht ganz, was sie aus dieser Situation machen konnte. Sicherlich hatte sie schon vorher zugeben müssen, dass sie sich schon häufiger gefragt hatte, wie es wohl wäre, da sie eine gewisse Anziehung seitens Shego nicht verleugnen könnte. Vielleicht hatte sie so etwas tatsächlich auch schon einmal nachts geträumt – aber sie hatte nie damit gerechnet, dass es wirklich zu so einer Situation kommen könnte.

„Es... Schon gut“, zwang sie sich schließlich zu sagen. Was sollte sie aus dieser Situation machen? Ein Teil von ihr wollte... Ein anderer Teil von ihr... „Schon gut“, wiederholte sie und holte tief Luft. Dann schloss sie die Augen, beugte sich ihrerseits vor und küsste Shego.

Sie spürte wie Shego lächelte, ehe sie den Kuss erwiderte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Darkdragon83
2021-03-19T22:20:41+00:00 19.03.2021 23:20
Uuuh sehr schöne Kurzstory. Magst du nicht weiter schreiben? Davon hätte ich gerne mehr.
Antwort von:  Alaiya
20.03.2021 10:03
Die Geschichte ist leider in sich abgeschlossen. Aber freut mich, dass sie dir gefallen hat :D
Von:  Pingune
2017-10-20T22:30:54+00:00 21.10.2017 00:30
<3
Wunderbare Geschichte, Dankeschön! :)
Von:  MiraFangzahn
2017-09-25T12:05:13+00:00 25.09.2017 14:05
Ich bin hin und weg, ich liebe es, jedes Wort hat mich noch süchtiger gemacht, ich weiß nicht was ich sagen soll, einafach ambrosisch.
LG Mira
Von:  rikku1987
2016-07-13T15:30:01+00:00 13.07.2016 17:30
Ich liiiiebe diese Story sehr gut gemacht
Von:  CharleyQueens
2016-07-11T16:56:06+00:00 11.07.2016 18:56
Alaiya schreibt Disney!
Jetzt kann ich glücklich und zufrieden sterben~
Ich hab mich wirklich sehr gefreut über deine FF - mit einer Kim/Shego-Geschichte hätte ich ehrlich nie gerechnet. Und mit deinen Fragen hast du mich ja perfekt auf die falsche Fährte geführt. :P
Es hat wirklich Spaß gemacht die FF zu lesen und auch wenn dir die Geschichte explodiert ist, fand ich die actionszenen passend und die Wettermaschine ist ja sowieso etwas, was oft genug in der Serie thematisiert wurde. Aber auch Shegos direkte Art war einfach nur toll *__*
*Shego!-Fahne schwing*
Einige kleine Flüchtigkeitsfehler hatten sich eingeschlichen, sonst habe ich aber nichts zu meckern. Also ein großes Dankeschön nochmals an Dich für diese wunderbare FF.
MfG, Lilim
Von:  Amilein
2016-07-04T15:34:27+00:00 04.07.2016 17:34
Schönes Kapitel. Bin schon gespannt wie es weiter geht:)
lg
Ich liebe dieses Pairing einfach;)

Antwort von:  Alaiya
04.07.2016 17:59
Danke. :D Freut mich, dass es gefällt.
Und ja, das Pairing ist toll ^^


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