Lucie - Die Puppe von Arikashikari ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Ein letzter Nadelstich. Nur noch einer. Nicht schwer. Jedenfalls, wenn dass eine normale Puppe wäre, die in seinen verschwitzten Händen lag. Aber sie war nicht normal und sie würde es nie sein. Es war ein Risiko. Was würde geschehen? Würde sie auf ihn hören? Was wenn nicht? Es war gefährlich, dennoch zögerte er nicht lange. Nur etwa den Bruchteil einer Sekunde. Er versuchte sich einzureden, dass sie genau dass tun würde weshalb er sie erschaffen hatte. Hoffentlich würde sie für ihn morden. Seine Hand zitterte, diese streckte er aus und stach zu. Er führte die Nadel durch den Stoff und verknotete die beiden Enden der Schnur. Dann trat er einen Schritt zurück um sein Werk zu betrachten. Sie war weder groß, noch schön. Ehrlich gesagt ähnelte ihre Nase eher einer Kartoffel, aber zum morden musste man nicht hübsch sein. Sie öffnete ihre Augen und schaute ihn an. Sie fixierte ihn regelrecht mit ihren toten, schwarzen blutunterlaufenen Augen. Sie war voller Gier. Gier nach dem Töten. "Das ist mein Mädchen, meine Lucie", sagte er heiser. Doch da stürzte sie sich schon auf ihn. Sie attackierte ihn immer und immer wieder. Sie bleckte ihr Zähne und warf sich erneut auf ihn. Er versuchte sich zu wehren, sie abzuschütteln. Doch vergeblich, sie war zu stark. Weil er sie so erschaffen hatte. Sie zerkratzte ihm das Gesicht. Er berührte sein Stirn und fühlte das warme Blut auf seinen Fingern. Sie packte seinen Arm und vertiefte ihre messerscharfen Zähne in seinem Fleisch. Dann erst packte ihn die Erkenntnis, dass er leichtsinnig gewesen war. Leichtsinnig und dumm. Er jaulte vor Schmerz auf. Das Blut rann aus der Wunde, doch dann war der Schmerz weg. Er fühlte sich, als würde er schweben. Und er fühlte, dass er sich veränderte. Er schrumpfte, seine Zähne wurden kleiner und spitzer. Seine Augen brannten. Danach schlug er seine blutunterlaufenen Augen auf. Er spürte die Gier, die Gier nach dem Töten. Kapitel 2: Halloween... und eine gewisse Erfahrung -------------------------------------------------- ich ziehe eine Grimasse. Meine Mutter runzelt die Stirn. "Und du bist dir sicher, dass ...?", fragt sie mich jetzt schon zum millionsten Mal. Ich ergänze ihren halben Satz: ", dass ich als Vampir gehen will? Ja, Mum." Sie ist immer noch entsetzt, dass ich nicht mehr als Prinzessin gehen will. Ich bin doch immerhin schon 13! Und als Prinzessin gehe ich schon lange nicht mehr. Ich hab mich für einen schwarzen Umhang entschieden und darunter ein echt cooles Vampirkleid. Ich muss zugeben ich sehe echt cool aus. Mein Gesicht habe ich weiß geschminkt und meine Lippen tiefrot. Dunkle Augenringe liegen unter meinen Augen. Vor ein paar Tagen habe ich mir rote Kontaktlinsen mit besorgt, weil ich normalerweise eine Brille brauche, aber nehme immer Kontaktlinsen. Zufrieden betrachte ich mein Outfit im Spiegel, ich sehe gut aus. Meine Haare habe ich hochgesteckt und rote Rosen (irgendwie) reingeflochten. Ich hole eine Tasche aus der Küche und trete hinaus in die kühle Abendluft. Dort wartet schon meine Freundin Liss. "Du siehst echt cool aus", bemerkt sie. "Du auch", sage ich wahrheitsgemäß. Liss geht als weiße Frau, ihr Kleid ist weiß und mit Rüschen verziert. Auch ihr Gesicht ist weiß geschminkt. Erst einmal klappern wir die Nachbarshäuser ab. Dabei begegnen wir ein paar Leuten aus unserer Klasse, unter ihnen leider auch Janet und ihr privater Fanclub. Ich glaube die werden dafür bezahlt, dass sie Janets Freunde sind. Wieso soll sich sonst jemand mit ihr abgeben, aber heute lasse ich mir meine gute Laune von nichts zerstören. Auch nicht von Janet, und deshalb: Gute Miene zum bösen Spiel Denn erst einmal lästert Janet voll über Liss und mich ab, in unserer Anwesenheit. Wir jedoch verdrehen nur die Augen und lassen es über uns ergehen. "Lasst uns verstecken spielen", meint ein Mädchen. "Ihr seid ja so kindisch", sagt Janet. Typisch Janet, tut immer so erwachsen. "Ach komm", meint Timo. Timo ist Janets Schwarm und deshalb stimmt sie doch zu. Liss will zählen und wir anderen verdrücken uns. Ich schleiche bis an ein nahes Waldstück, unser Dorf ist ja nicht besonders groß. Ich klettere auf den nächstbesten Baum und lausche, als ein trockener Ast knackt zucke ich zusammen. Ich erblicke Janet und bin erleichtert. "Was machst du denn hier?", fragt sie mich. Da hören wir noch eine Stimme: "Nein, ich will nicht! Hilfe!" Ich packe Janets Hand und ziehe sie mit nach oben in die Baumkrone. Mein Instinkt sagt mir, dass es besser ist nicht gefunden zu werden. Ich habe Recht. Ein kleines Mädchen tauchte am Fuß des Baumes auf und in ihren Armen liegt eine hässliche Puppe. Angewiedert wende ich den Kopf ab. "Wieso führst du mich her?", fragt das Mädchen an die Puppe gewandt. Plötzlich erwacht die Puppe zum Leben. Sie grinste. Ich halte die Luft an, Janet will schreien aber ich halte ihr den Mund zu. "Du bist gruselig!", schreit das kleine Mädchen, die Puppe grinst noch breiter. Janet ist ganz weiß ihm Gesicht, aber vielleicht ist es auch ihre Schminke. Und dann wird die Puppe total aggressiv, springt das Mädchen an und zerkratzt ihr das Gesicht und beißt das Mädchen sogar. Jetzt schreien wir beide, Janet und ich. Die Puppe dreht den Kopf und schaut genau zu... uns. Wir schreien noch lauter. Sie dreht sich um und (unfassbar), läuft weg. Mit zitternden Knien klettern wir von dem Baum. Janet kniet neben dem Mädchen und schüttelt einfach nur den Kopf. Das Blut rinnt aus ihren Wunden. "Komm", sage ich und Janet erhebt sich. Gerade als wir die Lichtung verlassen wollen, hören wir ein unnatürliches Knacksen. Wir drehen uns sofort um, das Mädchen ist weg. Nur eine Blutlache ist dort, wo sie gelegen hat. "Renn!", schreie ich. Und wir rennen, rennen um unser Leben. Kapitel 3: Der Tag danach..., unnd eine weitere gewisse Erkenntnis ------------------------------------------------------------------ "Ehrlich", sage ich und versuche die ganze Sache mal aus ihrer Sicht zusehen. "Und... Aber... dass ist nicht möglich", stammelt sie. "Frag Janet", begründe ich meine Aussage. "Der kann man doch eh nicht trauen." "Glaubst du mir nicht?", frage ich sie. "Nicht richtig." Ich bin verwirrt: "Wie nicht richtig?" "Liv, dass klingt so komisch." Ich springe auf. "Richtige Freunde vertrauen einander!", rufe ich und verlasse Liss` Zimmer. Ich renne aus ihrem Haus, dabei hatte ich gedacht sie würde mich verstehen. Sie ist meine beste Freundin. Auf dem Heimweg treffe ich Janet. "Mit dir wollte ich reden", meint sie schnell. Wir gehen zu ihr, denn ihre Eltern sind gerade nicht zuhause. "Also ich denke es war eine"; sie zögert. "Mörderpuppe", beende ich ihren Satz. "Ja genau, wie in der Gruselgeschichte mit der Acht, oder die Mörderpuppe das Mädchen...", sprudelt es aus ihr heraus. "Stopp!", schreie ich, "Das ist genug. Ich kann niemals wieder ruhig schlafen!" "Geht mir genauso", seufzt Janet. Sie ist blass und hat Augenringe. Ihre Augen waren rot und verquollen, und ich bemerke, dass wir uns ziemlich ähnlich sehen. Und jetzt sahen wir uns noch ähnlicher, denn ich hatte ebenfalls kaum schlafen können. Am Morgen war ich dann bei Liss um ihr dass zu erzählen, aber, sie hat mir nicht geglaubt. Ich glaube fast, dass Janet eine bessere Freundin wäre als Liss. "Was denkst du wo das Mädchen gestern hin ist?", frage ich. "Ich glaube es ist wie bei Vampiren. Wird man gebissen, verwandelt man sich." "Aber, dass heißt ja", ich stocke. "Sie verbreiten sich", ergänzt Janet. Wir sehen uns an. Wir sind wahrscheinlich die einzigsten die davon wissen. Und sie würden kommen. In diesem Moment klopft jemand an der Tür. Ein heisere Stimme fordert: "Macht die Tür auf." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)