Lust'n'Needs II von Anemia ================================================================================ Kapitel 6: Virtual Reality -------------------------- Virtual Reality     Er wusste selbst nicht, wieso er diesen Schritt eigentlich gegangen war. Okay, um ehrlich zu sein wusste er es schon ziemlich genau. Eine Portion gieriger Verzweiflung gepaart mit dieser seit Jahren anhaltenden, unerfüllten Sehnsucht war es schließlich gewesen, die ihn dazu getrieben hatte, sich auf einer dieser doch recht ominösen Partnerbörsen anzumelden. Gut, als Partnerbörse konnte man diese Seite nicht gerade bezeichnen. Denn wer suchte schon mittels eines Schwanzbild nach der Liebe seines Lebens? Auf jener Plattform wimmelte es nur so von eindeutigen Profilbildern und dazu passenden Benutzernamen. Einerseits schreckte Jamie dies ab, doch wenn er einmal seinen Verstand außer Acht ließ und nur seine Instinkte sprechen ließ, wurde ihm klar, dass er hier richtig war. Denn auch er war nicht auf der Suche nach einer Partnerschaft, mitnichten, hatte er doch eine Freundin, die er liebte und die glücklicherweise dieselben Gefühle für ihn hegte. Aber leider war sie nicht in der Lage, ihm im Bett all das zu geben, was er brauchte. Er verzehrte sich nach etwas anderem. Nach etwas, das er auf dieser Seite zu finden glaubte. Ja, hier war er richtig. Ohne Frage.   Auch wenn es ein eher ruhigerer Nachmittag war, den er allein zu Hause im Bett verbrachte, hatte er nicht die Geduld, sich einen vernünftigen Username auszudenken. Er empfand dies ohnehin als eher lästig und mitunter auch als recht albern. Was er wusste war lediglich, dass er sich auf keinen Fall einen total reißerischen Namen zulegen wollte. Um sich selbst 'Cocksucker' oder 'Creampielover' zu nennen, fehlte ihm dann doch das Selbstbewusstsein. Außerdem passte es überhaupt nicht zu ihm. Jamie war keiner, den man als coolen Macker bezeichnet hätte. Er mochte zwar auch kein Langweiler sein, aber er war eben anders in seinen Interessen. Wie er erfahren hatte, begeisterten sich die meisten Kerle auf der Seite für alltägliche Dinge - Autos, Sport (okay, das tat er selbst auch) und eben Sex (dito). Musik oder Bands erwähnte kaum jemand, und einen Hang zur dunklen Seite besaß wohl auch niemand. Nun, es würde wahrscheinlich nicht allzu leicht werden, jemanden zu finden, der sein Profil ansprechend fand. Aber er wollte es dennoch versuchen. Und das, ohne sich selbst zu verleugnen. Deshalb tippte er als Benutzernamen auch kurzerhand 'Deadboy' ein, denn das war das passabelste, was ihm auf die Schnelle einfiel. Zehn Minuten später würde er seine Wahl ohnehin bereuen, und vielleicht würde er dann auch schon wieder sein Profil löschen, weil er erkannt hatte, dass es eine dämliche Idee gewesen war, sich auf so einem Portal zu registrieren. Denn auf ewig konnte er seinen Verstand nicht schweigen lassen. Irgendwann würde der ihm mitteilen, dass es absolut hirnrissig anmutete, ein Teil einer Welt zu werden, für die es nur Schwänze und Ärsche gab. Doch noch wollte er es auf sich zukommen lassen. Vielleicht schrieb ihm eh niemand. Er hoffte es genauso sehr, wie er es befürchtete. Da er seine Chancen aber doch ein wenig in die Höhe treiben wollte, beschloss er, ein Bild von seinem Gesicht in das Profil einzufügen. Seine Wahl fiel auf eines, auf dem er kein Make Up trug, auch wenn er sein nacktes Gesicht meist nur ungern zeigte. Aber Gruselschminke würde dann noch die letzten potenziellen Stecher abschrecken. Oh Mann, wie weit ihn seine Verzweiflung gehen ließ. Aber er brauchte schlicht und ergreifend mal eine ordentliche Nummer mit einem Typen. Wahrscheinlich würde er sogar mit dem erstbesten ein Treffen vereinbaren, ganz egal, wie dieser aussah. Vielleicht würde er auf ungeschützten Verkehr bestehen und ihn mit allen möglichen Krankheiten anstecken. Und ihm zudem seinen ungefickten Arsch zerstören. Abermals zweifelte er daran, dass er das Richtige tat. Aber nun war er schon so weit, jetzt kam kein Rückzieher mehr infrage. Immerhin konnte er sich selbst davon abhalten, solche prägnanten Eckdaten wie Schwanzlänge und sexuelle Präferenzen aufzuführen. Derartiges wollte er dann doch erst kundtun, wenn er direkt danach gefragt wurde und der Kerl einigermaßen was in der Birne hatte. Dumm fickte zwar gut, aber Dumme waren auch gefährlich. Dann wollte er doch lieber etwas länger warten auf einen, der es wirklich ernst meinte. Klar, er wollte sich beim Ficken nicht über die Relativitätstheorie austauschen, und er selbst war zugegeben auch nicht die hellste Leuchte am Himmel. Aber dennoch... Ja, vielleicht würde er so nie jemanden finden. Was er insgeheim ja wollte. Denn um ehrlich zu sein sehnte er sich ohnehin nur nach einem ganz bestimmten Mann. Oder zumindest einem Ersatz für diesen. Er würde ohnehin nur an ihn denken. Ganz egal, mit wem er sich traf. Mit wem er schrieb.   Noch einmal ging er die wenigen Daten durch, die er angegeben hatte, dann speicherte er sie ab. Nun waren sie für jeden sichtbar, und er wurde sogar als neues Mitglied in einer Liste geführt. Wahrscheinlich würden die notgeilen, alten Säcke ihm die Tür einrennen. Egal. Er musste schließlich auf keine einzige Mail eingehen. Oder er konnte besonders unterbelichtete Typen ein wenig verarschen. Sollten sie ihn doch als Fakeprofil melden. Die Welt würde deshalb auch nicht untergehen.   Sekunden später leuchtete neben dem Briefsymbol auch schon eine kleine, rote Eins. Nun wurde es also ernst, dachte Jamie sich und klickte mit zusammengepressten Lippen auf den Posteingang. Die Nachricht kam von einem dieser Perversen, die wohl ein und denselben Copy-and-Paste-Text an die gesamte Memberschaft schickten. Ein Angebot zu unverbindlichem Sex auf einem Parkplatz bei Stockholm. Wenn man Näheres wissen wollte, sollte man eine Handynummer anrufen. Genervt löschte er die Mail, nur um bei der Aktualisierung der Seite feststellen zu können, dass er schon wieder Post hatte. Dieses Mal sogar gleich drei Nachrichten. Die erste stammte von einem Typen, der ein Schwanzbild auf dem Profil hatte (welches noch nicht einmal gut aussah...dieses Teil hätte er niemals in die Hand, geschweige denn in den Mund genommen, nicht einmal dann, wenn er schon drei Schnäpse intus hatte). Seine Nachricht bestand aus gerade mal zwei Worten in Kleinbuchstaben: 'wie gehts?' Da Jamie auf jenen Kerl ebenfalls keinen Bock hatte, löschte er diese Mail genau wie die erste und widmete sich der zweiten. Auch diese war absolut nichtssagend und von einem Typen ohne nennenswerte Infos im Profil verfasst. Bestimmt war er fett, hässlich und zudem auch noch mit einem kleinen Ding gesegnet. Sowas kam für ihn ebenfalls nicht infrage. Schließlich sah er selbst ganz gut aus und wollte sich nicht mit solchem Abschaum zufrieden geben. Auch Verzweifelte durften ja wohl ein paar Ansprüche hegen.   Er hatte die Hoffnung auf eine vernünftige Nachricht eigentlich schon aufgegeben, weshalb er die dritte im Bunde entsprechend gelangweilt seufzend öffnete. Allerdings musste er überrascht feststellen, dass diese ein wenig anders war als die vorherigen. Der Typ, der sie geschickt hatte, nannte sich Kråka666 und hatte ein Bild von Gene Simmons auf dem Profil anstatt seinem Geschlechtsteil. Ansonsten erfuhr man über ihn auch nicht sonderlich viel, außer, dass er auf verschiedene Bands stand, die auch Jamie zu seinen liebsten zählte. Ach, und bei seinen Präferenzen fanden sich nicht etwa die üblichen Abkürzungen wie AV, NS oder gar KV. Nein, dieser Typ hatte laut eigener Aussage ein Faible für lange, schwarze Haare und grüne Augen. Kråka. Krähe. Crow. Quatsch, er brauchte sich gar nicht einzubilden, dass ausgerechnet sein heimlicher Traummann und Jugendschwarm auf so einer Seite wie dieser jagen ging. Schließlich stand dieser nicht auf Männer; Jamie hatte genügend Versuche getätigt, um ihm bezüglich seiner Sexualität ein paar Geheimnisse zu entlocken, aber er hatte stets dicht gemacht und war auf nichts eingegangen. Selbst als Jamie sich ihm einmal ganz ungeniert nackt im Hotelzimmer präsentiert hatte, hatte er aus der Wäsche geguckt, als würde er die Wand anstarren. Komplettes Desinteresse war dem Sänger entgegengeschlagen und hatte ihn schwer enttäuscht. In dieser Zeit hatte er sich geschworen, Cari abzuschreiben. Er wollte ihn nur noch als seinen besten Freund sehen. Aber das war schwierig, wenn man sich jede Nacht vor dem Einschlafen wünschte, wie man sich nackt an dem Körper eben dieses besten Freundes rieb und von ihm zum Orgasmus gebracht wurde. Wieso musste Cari auch nur so verdammt heiß und gutaussehend sein? Ohne ihn hätte Jamie wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, dass er bisexuell veranlagt war. Cari hatte diese Seite an ihm wachgekitzelt. Und nun kam er nicht mehr von seinen Fantasien los.   Er hakte die Namens- und Interessengleichheit des anonymen Typen mit seinem besten Kumpel als reinen Zufall ab. Die Nachricht des Krähenmannes fesselte ihn aber dennoch prompt. Mann, dieser Kerl hatte sich wenigstens Gedanken gemacht und war wirklich an ihm als Mensch interessiert. Und nicht nur an seinen Genitalien. "Einen Prinzen der Nacht habe ich mir immer in meinem Bett gewünscht", schrieb er - okay, Sex war ihm ebenfalls nicht ganz unwichtig, und das war gut so. "Aber solche dunklen Engel wie dich findet man selten in der freien Wildbahn. Wo hast du dich nur so lange vor mir versteckt, wenn du doch auch in Stockholm wohnst?" Jamie machte sich sofort daran, eine Antwort zu tippen. Er wusste nicht so recht, ob es ihm gefiel, als Prinz der Nacht und dunkler Engel bezeichnet zu werden, aber als er sich vorstellte, wie Cari ihm derartige Worte mit seiner tiefen Stimme ins Ohr raunte, während er mit ihm zugange war, kannte er die Antwort doch. Cari würde er einige Dinge durchgehen lassen. Hauptsache, er nahm ihn endlich wahr und ließ ihn spüren, dass er ihn begehrte. Leider hatte der Krähenmann kein Bild von seinem Gesicht in seinem Profil, obwohl Jamie dies gerade interessiert hätte. So beschloss er, neben einem Dank für die Komplimente an seine Schönheit und dem Lob des guten Musikgeschmackes des anderen nach einem Foto zu fragen. Dass dies offenbar ein wenig zu früh kam, merkte Jamie daran, dass sein Chatpartner auf seine Frage gar nicht einging. Anstatt schwärmte er wieder von ihm. "Ich möchte dich küssen. Auf den Mund und wohin immer du möchtest." Jamie mochte keine Frau sein, aber solche Worte ließen ihn dennoch nicht kalt, ganz und gar nicht. Er genoss es, umworben zu werden, und zum ersten Mal fühlte er sich wirklich gut mit seiner Sexualität und konnte sie akzeptieren. Es war befreiend, endlich einmal zu dem stehen zu können, was man war. Er genoss es so sehr, dass der Chat bis in die Nacht hinein andauerte. Zwischendurch rief seine Freundin an und erzählte ihm von ihrer Mädelsshoppingtour, auf die er ganz gerne hatte verzichten können. Dafür hatte er sich die Zeit schließlich mit anderen Dingen vertrieben. Endlich hatte er einen Kerl gefunden, mit dem er sich verstand und der im Gegensatz zu Cari Interesse an ihm als Mann hatte. Und trotzdem Cari ihm so fern war, was dies anging, stellte er sich jedes Mal vor, sein Freund wäre es, der ihn mit solch charmanten, süßen Worten zu bezirzen versuchte. Denn dies stellte nun einmal nach wie vor seinen größten Wunsch dar. Eine Nacht mit Cari, eine einzige nur...er hätte sich nichts Schöneres und Erfüllenderes ausmalen können.   Es war schon weit nach ein Uhr, als der Krähenmann ihm schließlich eine gute Nacht wünschte und ihm versprach, von ihm zu träumen, von seinem hübschen Gesicht und seinen wundervollen Haaren, durch welche er seine Finger gleiten lassen wollte. Er beschrieb, dass er sich nach seinem Duft sehnte, und als Jamie den Laptop zuklappte, lag er zum ersten Mal nach sehr langer Zeit wieder einmal komplett zufrieden und auch ein wenig erleichtert in seinem Bett. Für einen Moment waren alle Sorgen von ihm abgefallen, weshalb er auch gleich einschlief. Morgen würde ein anstrengender Tag werden, arbeitete die Band doch gerade an den Aufnahmen für ihr nächstes Album, und er würde wahrscheinlich von früh bis spät singen müssen, immer und immer wieder dieselben Stellen. Doch der Morgen sollte ihm von seiner Bekanntschaft noch ein wenig versüßt werden. Der Krähenmann umwarb ihn abermals mit lieblichen Worten, und der verzückte Jamie schickte ihm daraufhin ein Bild von seinem tätowierten Oberkörper, lechzend danach, weitere Komplimente zu bekommen. Und natürlich blieben diese nicht aus. "Du bist die reinste Sünde, Baby", lobte er ihn. "Ich beneide all die Männer, die dich schon ganz nackt gesehen haben. Die dich hatten haben dürfen. Es muss wundervoll sein, dich zu lieben." Jamie wusste nicht, ob er ihm mitteilen sollte, dass er bisher noch nie etwas mit einem Mann gehabt hatte, doch weil er sich noch immer unbewusst einbildete, mit Cari zu schreiben, erzählte er ihm sein Geheimnis einfach. Erzählte ihm, wie lange er sich schon nach einem Kerl sehnte, der es ihm besorgte - und dass er sehr für seinen besten Freund schwärmte. "Seine ganze Art und seine Ausstrahlung sind einfach nur wahnsinnig scharf", ließ er sich zu genaueren Umschreibungen hinreißen. "Oft läuft er nur in kurzen Hosen herum, und wenn ich nur seine nackten Beine sehe, fange ich an zu sabbern. Ich würde ihm am liebsten in seinen knackigen Hintern beißen. Oh Mann, er dürfte mich jederzeit ficken. Ich will doch nur einmal schreien dürfen für ihn...warum tut er mir den Gefallen nicht? Ach so: Weil er ne verdammte Hete ist..." Die Antwort des Krähenmannes blieb aus, und Jamie befürchtete, ihn mit seinen Lechzereien verschreckt zu haben. Wieso hatte er nicht einmal nachdenken können, bevor er so einen Stuss schrieb, der einen Fremden gar nicht interessierte und der einen Kerl, der irgendwie auf ihn zu stehen begonnen hatte, abstieß? Verdammt. Das alles geschah nur, weil er Cari ums Verrecken nicht aus dem Schädel bekam. Wahrscheinlich würde er sich nie auf einen anderen Mann einlassen können. Schließlich wollte er nur ihn. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und vor allen Dingen dann, wenn er in unmittelbarer Nähe war.   Kein Wunder also, dass ihm der Tag im Studio doppelt zusetzte. Als er abends in sein Bett fiel und einen erschöpften Seufzer tätigte, ließ er das Geschehene noch einmal Revue passieren. Cari war ständig um ihn herumscharwenzelt und hatte ihn ab und an so seltsam angesehen, als wüsste er irgendetwas, das ihn ziemlich interessierte. Dass er dabei noch heißer als sonst gewesen war, musste man gar nicht erst erwähnen. Das kleine, spitzbübische Lächeln auf den Lippen und die funkelnden Augen hatten Jamie eine verdammte Gänsehaut beschert. Als der Drummer sich dann noch seines Shirts unter seinen Blicken entledigt hatte, war Jamie nichts anderes mehr übrig geblieben, als sich schlicht und ergreifend wegzudrehen. Auch er hatte Gefühle, verflucht! Und Cari hatte eindeutig mit ihnen gespielt. Ganz so, als wüsste er tatsächlich etwas von Jamies Schwärmerei für ihn. Aber er hatte sich nie verraten. Bei niemandem. Also konnte es nur sein, dass ein Gerücht die Runde machte. Hatte er Cari irgendwann einmal zu indiskret angestarrt, mit glasigen Augen und Geifer im Mundwinkel? Er konnte sich nicht erinnern. Eigentlich hatte er stets geglaubt, sich und seinen Körper unter Kontrolle zu haben. Aber dem war wohl nicht so. Oder aber Cari war doch der Krähenmann. Dann hätte alles einen Sinn ergeben. Aber dieser Illusion, diesem Wunschdenken, wollte er sich dann doch nicht hingeben. Es war einfach zu absurd. Wieso sollte Cari so eine seltsame Nummer abziehen? Wenn er denn wirklich etwas von ihm gewollt hätte, dann hätte er es ihm doch einfach ins Gesicht sagen können, oder? Okay, Jamie hatte dies auch nicht getan, aber immerhin hatte er ihm genügend Möglichkeiten eingeräumt, sich ihm zu nähern. Doch keine hatte er ergriffen. Keine einzige.   Nachdem er sich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt hatte, klappte er den Laptop auf, in der leisen Hoffnung, dass der Krähenmann trotz allem noch Interesse an ihm hegte. Er beschloss, sich bei ihm zu entschuldigen, vergaß diesen Vorsatz jedoch, als er eine neue Nachricht von seinem Chatpartner im Postfach vorfand. In dieser fand sich kaum mehr als der Vorschlag, ihm doch mal über seinen normalen Mailaccount zu schreiben, da dies komfortabler war und vor allen Dingen diskreter. Er wollte quasi, dass sie unter sich waren, schlussfolgerte Jamie und schrieb ihn also per E-Mail an, ganz so, wie er es gewünscht hatte. Er teilte ihm mit, dass er nun Feierabend hatte und ziemlich abgeschlagen war. Eine Minute später fand er eine neue Nachricht im Eingang. "Du Armer." Anbei fand sich ein lächelnder Smiley. "Offenbar brauchst du jetzt jemanden, der dir ein wenig Zuwendung schenkt. Ist deine Freundin denn nicht in der Nähe?" "Die hat Nachtschicht", tippte Jamie und entschloss sich dazu, ein wenig mutiger zu werden und ebenfalls seinen Chatpartner anzuflirten. Was hatte er schon zu verlieren? "Aber zum Glück hab ich ja dich." "Du meinst also, ich könnte dich ein wenig verwöhnen, mh?" Abermals tauchte vor seinem inneren Augen Cari auf. Cari, wie er ihn an diesem Tag gemustert hatte, mit einer hochgezogenen Braue. Es hatte nur noch gefehlt, dass er ihm zuzwinkerte - gottseidank hatte er dies nicht getan. Das hätte Jamie nicht überlebt. "Sag du es mir", schrieb er forsch. Die Antwort folgte prompt. "Ich nehme an, dass ich weiß, was du mögen könntest", las Jamie in Gedanken mit Caris lasziver Stimme. "Aber ich möchte, dass du den ersten Schritt gehst und mir zeigst, wonach es dir verlangt." Das Gespräch nahm Jamie mehr und mehr gefangen, was zur Folge hatte, dass auch seine letzten Hemmungen fielen. Er hatte noch nie etwas getan, das man als Cybersex bezeichnen konnte, aber irgendwann war ja immer das erste Mal. Und diesem Mann vertraute er gewissermaßen. Auch wenn er ihn nicht kannte, noch nicht einmal dessen Gesicht gesehen hatte. Aber er erinnerte ihn eben so sehr an seinen besten Freund. Und schon deshalb konnte er gar nicht mehr anders. Er machte es sich so bequem, wie man es sich mit einem Laptop im Bett machen konnte, nahm noch einen Schluck aus seiner Bierflasche und knackte mit den Fingergelenken. Anschließend ließ er sich ganz in ihr Spiel fallen. "Ich liege hier auf dem Bett", schrieb er, "und ich möchte, dass du zu mir kommst." "Das tue ich mit dem größten Vergnügen", erwiderte der Krähenmann. "Während ich mich dir nähere, ziehe ich mir das Shirt über den Kopf und präsentiere dir meinen Oberkörper. Ich genieße deine Blicke, die begehrlich über meine tätowierte Brust wandern. Deine Augen sind ganz glasig, als du meine trainierten Oberarme betrachtest. Du willst mich, nicht wahr?" "Was für eine Frage. Natürlich will ich dich!" Jamie biss sich auf die Unterlippe. Der Film in seinem Kopf zeigte ihm nun erst recht Cari, und aufgrund dessen spürte er, wie es schon jetzt drängend zwischen seinen Beinen zu pochen begann. Oh, Fantasien konnten ungemein erotisch sein, und trotzdem er schon so viele davon gehabt hatte, ließ er sich immer wieder von ihnen verführen. "Als du dich über meine Beine kniest, kann ich nicht anders, als meine Fingernägel über deinen Oberkörper gleiten zu lassen. Du siehst unglaublich gut aus und dein Selbstbewusstsein macht dich nur noch heißer. Mit dir will ich mein erstes Mal erleben. Aber nicht heute. Heute will ich nur schnell kommen. Ganz für dich allein." Jamie hoffte, dass der andere verstand, auf was er hinauswollte, aber da sein Partner alles andere als dumm war, lösten sich seine Zweifel wenig später in nichts auf. "Ich sehe bereits durch deine Unterhose hindurch, wie sehr dein Schwanz bereits auf meine Zuwendung lauert", kommt es von dem Krähenmann. "Du besitzt eine wundervolle Beule, und nachdem ich dir noch einmal tief in die Augen gesehen habe, beuge ich mich über sie und lecke mit breiter Zunge über den schwarzen Stoff. Na, wie fühlt sich das an? Willst du mehr?" Jamies Lippen öffneten sich vor Erregung aufgrund dieser Worte. Dieser Mann war einfach nur der helle Wahnsinn, und Jamie hätte sich ihm nun am liebsten wirklich geschenkt, mit Haut und Haar! Aber ihm blieb nichts anderes übrig, als mit seiner Hand vorlieb zu nehmen und abermals in seinen heißen Fantasien zu versinken. Immerhin war er nicht allein - nein, im Geist war jemand bei ihm, und er wusste, dass Sex stets im Gehirn anfing. Man sollte die Kraft der Vorstellung nicht unterschätzen. Er schob sich die Hand in die Unterhose und massierte sich ein wenig. Tatsächlich hatte er schon eine beachtliche Erregung, aber hier ging noch mehr. Mit der freien Hand tippte er die nächste Nachricht. "Hör auf mit den Spielchen. Ich will es jetzt, und ich will es richtig! Ich habe lange genug gewartet. Ich sehne mich so sehr nach deinem verdammten Mund!" "Du ungeduldiges, durchtriebenes Luder." Der andere amüsierte sich ganz eindeutig über Jamies Verlangen, fand dies aber offenbar gleichzeitig sehr anregend. "Ich mag Jungs, die gleich zur Sache kommen. Du brauchst es schnell, also gebe ich es dir, als Belohnung für deine harte und gute Arbeit an diesem Tag. Ich ziehe dir die Unterhose nach unten und umfasse dein hartes Glied. Ich vergöttere es, denn es ist ein Teil des Mannes, der mich feucht träumen lässt. Begehrend reibe ich meine Wange an deinem Schaft, liebkose ihn mit meinem Kinn, ehe meine Zungenspitze sanft um deine Eichel kreist. Lass dich fallen, Süßer, diese Nacht gehört nur dir und mir." Keuchend rieb Jamie sich in seiner Hand. Oh Shit, wenn dieser Mann mit seinem Mund genauso talentiert war wie mit Worten, dann würde er schon sehr bald überkochen. Und wenn er sich nur vorstellte, wie Cari es ihm besorgte... Er konnte schon jetzt nicht mehr klar denken. Und das teilte er dem anderen auch mit. Nach süßen Worten würde er nicht mehr suchen wollen. Er wollte nur noch verführt werden. Und zum Glück erfüllte ihm sein Partner diesen Wunsch. "Noch unterdrückst du dein Stöhnen", schrieb er, "obwohl es schon längst in deiner Kehle sitzt und heraus will. Wie gerne ich dich hören möchte! Und ich werde bekommen, was ich will, denn du bist längst Wachs in meiner Hand. Schon bald ist es nicht mehr nur meine Zunge, die dich verwöhnt; ich stülpe meine Lippen über deinen Schwanz und sauge dich fest aus. Du liebst es, denn du spreizt die Beine weiter für mich, kommst mir mit deinem Becken entgegen. Dein ganzer Körper windet sich auf dem Laken. Zu lange schon hast du auf mich gewartet. Du hältst es nicht mehr aus, nicht wahr? Und mir geht es ganz genauso. Dich so zu sehen, selbstvergessen deine Sinnlichkeit lebend, erregt mich schwer. Unsere Frauen können uns nicht das geben, was wir uns gegenseitig schenken. Zum ersten Mal einen Mann zu schmecken, das ist auch für mich der Himmel." Jamie stöhnte auf. Wenn Cari ihn nun hätte hören können - er hätte es geliebt. Er hätte ihm zur Belohnung für die Laute seiner Lust noch mehr gegeben. Alles, was er gewollt und begehrt hätte. Seine Bauchdecke begann sich anzuspannend, und als die nächste Nachricht eintrudelte, leckte er sich verlangend über die Lippen. Er war schon so weit, er würde es nicht mehr lange aushalten mit diesem Wahnsinn im Kopf. "Du zuckst bereits, doch ich lutschte dich genüsslich schmatzend weiter. Als ich mit der Zungenspitze durch die kleine Furche an der Unterseite deiner Eichel gleite, keuchst du ungehalten. Und als ich mit dem Zeigefinger über deinen Damm streiche, bis ich dein hungriges Loch finde, stöhnst du schließlich sogar. Endlich lässt du dich vollends gehen, endlich hast du keine Skrupel und Hemmungen mehr. Dein hübsches Köpfchen hat nun Sendepause. Dafür steht dein Körper in Flammen. Während ich dich kräftig lutsche, pumpe ich deinen Schaft und suche nach deinem Gesicht. Du siehst mir in die Augen, dein Blick so unglaublich verhangen, dass ich mit dem Zeigefinger nun am liebsten in dich eingedrungen wäre, um deinen süßen Punkt zu suchen. Aber in diesem Moment spritzt mir auch schon deine Lust in den Rachen, unaufhörlich und von einer beträchtlichen Menge. Befreit sowie erleichtert schreist du auf, krallst dich in das Laken und belohnst den für sein Tun, der die ganze Zeit Herr über deine Lust gewesen war." Jamie wichste sich auf diese letzten Zeilen so lange, bis es schließlich um ihn geschah. Die Lustlösung war heftiger als sonst, wenn er sich selbst befriedigte, denn es fühlte sich heute so viel echter an, fast so, als hockte Cari tatsächlich zwischen seinen Schenkeln, um ihn nach bestem Wissen und Gewissen zu blasen. Oh ja, er hatte es geliebt, was sie miteinander getan hatten, aber nun kehrte allmählich wieder seine Fähigkeit zum Denken zurück. Er wollte gerade eine Nachricht an den Krähenmann verfassen, als sein Mailprogramm ihm eine neue Mitteilung im Posteingang offenbarte. "Du kommst allmählich zur Ruhe, deine Atemzüge werden tiefer", führte der andere das Spiel behutsam zu Ende. "Du bist nun ganz entspannt, und auch, wenn du nun sicher sehr müde bist, komme ich über dich und lasse dich mittels eines Kusses von dir selbst kosten, denn du schmeckst so gut auf der Zunge eines dich so sehr begehrenden Mannes. Ich kann nicht mehr genug von dir bekommen. In dieser Nacht hast du mich süchtig nach dir gemacht. Ich will mehr." Das wollte Jamie auch, auf alle Fälle. Aber heute konnte er es ihm nicht mehr geben. Sie hatten ausgemacht, dass er verwöhnt werden sollte, und dabei blieb es auch. Doch eine Nachricht war von Jamies Seite dennoch fällig. "Danke für dieses ganz besondere Spiel", schrieb er seinem Chatpartner, über den er noch immer nicht mehr wusste, als dass er verrückt nach ihm war. "Du hast ein unglaubliches Talent zum erotischen Schreiben. Wann bringst du denn mal ein Buch heraus?" "Ich hebe mir meine Gabe lieber für die auf, die sie zu schätzen wissen", antwortete der Krähenmann. "Es zählt nur, dass es dir gefällt und nicht den Massen."   Auch in dieser Nacht fiel Jamie schon bald in einen tiefen, traumlosen Schlaf, aus welchem er am nächsten Morgen putzmunter erwachte. Trotzdem er schon bald wieder im Studio sein musste, fand er noch die Zeit, bei einem stärkenden Kaffee und einer Morgenzigarette seine Mails zu checken. Jede Menge Werbung war eingetrudelt, aber zwischen dieser fand sich doch tatsächlich auch eine Nachricht von seinem Krähenmann. Nanu, war der etwa schon wach? Es war doch noch so früh... Er öffnete die Mail, welche nur aus einem Satz bestand. "Ich wünsche dir viel Spaß mit dem Anhang", stand da und Jamie runzelte die Stirn. Anhänge öffnete er nur ungern, lief man dabei doch stets Gefahr, sich einen Virus einzufangen. Aber da er seiner Bekanntschaft vertraute, klickte er ihn an und lud die Datei herunter. Er merkte schon bald, dass es sich um einen Film handelte. Dementsprechend lange dauerte der Download, und er begann schon bald recht nervös zu werden. Als er die Datei endlich auf der Festplatte hatte, doppelklickte er sie mit zitternden Fingern. Der Mediaplayer öffnete sich und nach eins, zwei Sekunden hatte er Cari vor der Linse, mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht und nackt, wie Satan ihn geschaffen hatte. Er traute seinen Augen kaum. Also hatte er doch die ganze Zeit über recht gehabt! Seine Hoffnung hatte sich bewahrheitet - all die hübschen Worte stammten von Cari, genau wie dieses Video, auf dem er sich für Jamie einen runterholte. Oh Shit, das würde er sich für einsame Nächte aufheben. Zuerst aber würde er Cari anrufen und ihn herbestellen, damit er nicht mehr länger Jungfrau sein musste. Denn selbst der schönste Cybersex konnte einen wahren Fick nicht ersetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)