Grenzenloses Vertrauen von Lina_Kudo (»Du bist wirklich ein Vampir, oder?« (Kaname&Yuki)) ================================================================================ Kapitel 1: Grenzenloses Vertrauen --------------------------------- GRENZENLOSES VERTRAUEN »Du bist wirklich ein Vampir, oder?« Musst du jetzt wirklich schon gehen, Kaname-sama?« Der Angesprochene sah mit einem milden Lächeln zu dem kleinen Mädchen runter, das ihn mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung ansah. Dabei hielt sie hartnäckig ein Stück seines Mantels umklammert und gab ihm damit mehr als deutlich zu verstehen, dass sie nicht wollte, dass er sie nun wieder verließ. Um dieser bisher stummen Bitte Nachdruck zu verleihen, schmollte sie ein trauriges »Du bist doch gerade erst gekommen!« Verzückt legte er seinen Kopf leicht schief. Was für ein zuckersüßer Anblick seine über alles geliebte Yuki doch war. »Eigentlich schon, aber … wenn du es wirklich so sehr möchtest, kann ich noch eine Weile bei dir bleiben«, gab er als Antwort zurück. Wie hätte er diese unausgesprochene, aber eindeutige Bitte seiner Liebsten auch abschlagen können? Er litt selbst auch schon genug darunter, sie nur so selten besuchen zu dürfen. Und der Abschied fiel ihm jedes Mal mindestens genauso schwer wie ihr. Auch wenn man es ihm nicht direkt ansah. Er nahm es daher auch in Kauf, mächtigen Ärger von den Oberhäuptern des Senats zu bekommen, weil er mal wieder nicht pünktlich erschienen war. Doch er würde vor rein gar nichts zurückschrecken und alles über sich ergehen lassen, nur um dieses glückselige Lächeln zu sehen, welches sie ihm direkt nach seiner Antwort schenkte. Das Lächeln, das Licht in seine Finsternis brachte. Das Lächeln, das sein Leben erst lebenswert machte. Dafür würde er auch sein Leben hergeben. Der einzige Grund, warum er sie nicht öfter besuchte und er dem Senat gegenüber so gehorsam war, war sie. Der Senat durfte auf keinen Fall etwas von ihr wissen und seine Aufmerksamkeit auf sie lenken. Sie sollte wohlbehütet und fernab von all diesen dunklen, gefährlichen Gestalten aufwachsen. Yuki sah mit großen Augen zu dem dunkelhaarigen Jungen rauf. »Bringst du mich dann bitte diesmal ins Bett?«, fragte sie etwas zweifelnd. Sie hatte offenkundige Angst, dass er ihr diesen Wunsch wieder nicht erfüllen konnte. Wie schon die letzten Male. Ihm wurde augenblicklich warm ums Herz. »Ja, das mache ich. Sehr gerne sogar …« Einige Zeit später lagen sie im Bett. Kaname hatte letzten Endes doch zugestimmt, seinen Mantel auszuziehen und sich zu ihr ins Bett zu legen, bis sie eingeschlafen war. Denn wenn er weiterhin mit dem Mantel gekleidet wäre, hätte sie ja ihrer Aussage nach immer das Gefühl, dass er jeden Moment gehen wollte und konnte sich daher nicht richtig entspannen. Wie er ihre kindliche Ehrlichkeit doch liebte. Um sich nochmal zusätzlich abzusichern, hatte sie ihn ebenfalls zugedeckt. Und natürlich wollte sie ihm in erster Linie so nahe wie möglich sein. Ihr war klar, dass auch eine einfache Decke kein Hindernis für ihren Liebsten war, sie wieder zu verlassen. Zwar hatte sie ihn immer wieder gefragt, warum er denn nie länger als ein paar Stunden bei ihr bleiben konnte, doch er hatte ihr partout nie eine zufriedenstellende Antwort darauf geben. Sie ahnte ja nicht, dass er damit nur zu ihrem Schutz hinter dem Berg hielt. Sie hatte sich ganz nah an ihn herangekuschelt, während er beschützend einen Arm um sie gelegt hatte. Genau wie früher, auch wenn Yuki keinerlei Erinnerung mehr an diese Zeit hatte. Schweigend beobachtete Kaname seine Liebste, während jedoch auch sie ihn mit großen Augen musterte und keinerlei Anstalten machte, einzuschlafen. Sie unternahm noch nicht einmal einen Versuch. Etwas belustigt über dieses Szenario grinste ihr Lebensretter unweigerlich. »Möchtest du nicht irgendwann schlafen, Yuki? Oder hast du vor, mich die ganze Nacht so anzustarren?« Die Elfjährige überlegte kurz, bevor sie sich seufzend dazu entschloss, ihm die Wahrheit zu gestehen und ihr Einblick in ihre geheimen Sorgen zu gewähren. Außerdem wollte sie doch immer ehrlich zu ihrem geliebten Kaname sein. Wahrheitsgemäß berichtete Yuki ihm von ihren geheimen Sorgen. »Ich möchte nicht, dass du gehst. Denn ich weiß, dass du sofort gehen wirst, sobald ich eingeschlafen bin. Und das will ich nicht.« Es schmerzte ihn sehr, diese Worte aus ihren Lippen zu hören. Doch inzwischen war er ein unangefochtener Profi darin, seine eigenen Gefühle hinter einem schwarzen, undurchsichtigen Vorhang zu verbergen. Zärtlich strich der junge Vampir ihr durch die Haare. »Keine Angst. Ich werde so lange es geht über dich wachen, auch nachdem du eingeschlafen bist. Denn glaube mir: Ich genieße diese Momente so sehr … Das kannst du dir gar nicht vorstellen.« Er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn nach dieser leisen Offenbarung. »Darf ich dich etwas fragen, Kaname-sama? Entspannt schloss er seine Augen. »Alles, was du willst, Yuki.« Es dauerte, bis sich das braunhaarige Mädchen wirklich traute, ihm diese Frage zu stellen. Zugegebenermaßen kostete es sie sehr viel Überwindung. Zwar wusste sie es bereits von ihrem Adoptivvater, aber Kaname persönlich hatte sie noch nie darauf angesprochen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt zumindest. »Du … bist ein Vampir, richtig?« Mit einem Mal schlug er seine Augen auf. Seine dichten Wimpern umrahmten seine weinroten Augen, ließen sie noch mehr hervorstechen. Er gab nur einen leisen, bestätigenden Laut von sich und nickte beinahe schon abwesend. »Ich hoffe, du hast jetzt keine Angst vor mir«, hauchte er leise. Er lächelte sie zwar nach wie vor noch warm an, und doch … lag etwas sehr Bitteres in seinem Blick, der sie in diesem Augenblick zu durchbohren drohte. Wie jedes Mal, wenn er sie so intensiv und eingehend betrachtete. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch spielten nun vollkommen verrückt, schwirrten wild und durcheinander umher durch den gewaltigen Hormonüberschuss, der in ihr ausgeschüttet wurde. Ließ ihr Herz in einem nicht mehr ganz gesunden Tempo schlagen. Sie hörte ihr eigenes Blut in ihren Ohren rauschen. Sie liebte diese Augen, auch wenn sie nahezu immer leere Einsamkeit ausstrahlten. Eine gewisse Sehnsucht … Und doch tat es ihr weh, ihn so freudlos zu sehen. Das machte sie selbst … ganz traurig. Sie verzog ihre Lippen zu einem aufheiternden Lächeln und hoffte, ihn damit anstecken zu können. Es war auch ihr sehnlichster Wunsch, diesen Jungen aus vollem Herzen wahrhaftig lachen zu sehen. »Nein, ich habe keine Angst vor dir«, startete sie den Versuch, ihn aufzumuntern. Auch wenn das nur zum Teil stimmte. Sie hatte schon immer ein ganz kleines bisschen Angst vor ihm gehabt. Er hatte einfach so eine furchteinflößende Aura an sich, war so undurchschaubar … Doch ihre tiefe Zuneigung und Liebe zu ihm ließen ihre Angst – oder sagen wir eher Ehrfurcht - immer komplett in den Hintergrund rücken. Ohne Vorwarnung drückte Kaname das kleine Mädchen fest an sich. Sie spürte seinen kühlen Atem ganz nah an ihrem Ohr. Wie immer überkam sie eine angenehm prickelnde Gänsehaut. »Die brauchst du auch nicht zu haben. Ich werde dir nie etwas tun.« Yuki strahlte. »Das weiß ich doch«, erwiderte sie glücklich und schmiegte sich ganz fest an ihren Kaname. An ihren Helden. Sie war sich sicher, dass er ihr wirklich niemals etwas antun würde. Sie vertraute ihm voll und ganz, ohne jegliche Grenzen. Sie konnte auch sagen, dass sie ihm absolut alles verzeihen würde. Wie sehr sie ihm doch schon verfallen war … Auch war sie sich noch einer Tatsache ganz sicher: Sobald sie groß genug sein würde, würde sie ihn heiraten. Kein anderer Mann als er kam dafür in Frage. Er war alles für sie. Alles, was sie besaß und alles, was für sie von Bedeutung war. Ein Leben ohne Kaname konnte sie sich nicht vorstellen. Es war schlicht undenkbar und existierte nicht einmal in ihren dunkelsten Vorstellungen. Schließlich war er doch ihr Lebensanfang. Mit ihm hatte ihr Leben begonnen. Und mit ihm würde es auch zu Ende gehen. Das war der natürlichste Lauf des Lebens. Zumindest für sie. Daran konnte selbst die Tatsache, dass er ein Vampir war, nichts ändern. Sie liebte ihn nach wie vor über alles. Bei ihrer ersten Begegnung war er zwar einschüchternd gewesen, wie er den bösen Vampir zur Strecke gebracht hatte, doch gleichzeitig schon immer so sanft ihr gegenüber. Zwar hatte sie unheimliche Furcht vor dem zweiten Vampir gehabt, der sie damals angreifen wollte, aber das hieß nicht, dass es ihr jetzt vor allen Vampiren graute. Es gab auch nette Vampire, die friedlich mit den Menschen zusammenleben wollten. So wie Kaname, der hier als allerbestes Beispiel fungierte. Dennoch dachte sie an den bösartigen und blutrünstigen Vampir von damals zurück, der sie damals attackieren wollte. Und diese Erinnerung an ihn stimmte sie wiederum traurig. »Warum können nicht alle Vampire so nett sein wie du?« Unbewusst klammerte sie sich noch mehr an ihn. Fast so, als hätte sie Angst, dass er auch zu einem bösen Vampir mutieren könnte, wenn sie ihn auch nur für eine Sekunde losließ. Sie ahnte nicht, was für Gefühle sie mit dieser Geste in ihm auslöste. Doch wie immer ließ er nichts durchscheinen. »Tu' mir bitte den Gefallen und halte dich von anderen Vampiren fern«, bat er sie eindringlich und setzte sein für sie unwiderstehlichstes Lächeln auf. »Nimm dich vor ihnen in Acht. Leider sind viele von ihnen nach wie vor gefährlich und führen nichts Gutes im Schilde.« Zärtlich strich er ihr dabei abermals eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Und jetzt sei ein braves Mädchen und schlaf«, forderte er sie sanft, aber dennoch bestimmt, auf. Er war der Einzige auf dieser Welt, bei dem ein Befehl so liebevoll klingen konnte. Zweifelsohne würde sie ihm jeden Wunsch erfüllen. Sie würde alles für ihn tun. So lange es für ihn war. »Aber nur unter einer Bedingung«, warf Yuki frech ein, sah ihn jedoch mit großen, unschuldigen Augen an. Wer hätte da überhaupt widerstehen können, wenn sie schon in diesem zarten Alter so unverschämt gut mit ihrem Charme umgehen konnte und es immer wieder schaffte, ihn um den Finger zu wickeln? Schließlich stimmte er mit einem kichernden »Na gut« zu. »Liest du mir bitte noch eine ›Gute Nacht‹-Geschichte vor, Kaname-sama?«, sprach das Mädchen, was ihm mehr am Herzen lag als alles andere, ihre bescheidene Bitte aus. Das hatte er sich schon fast gedacht. »In Ordnung.« Schmunzelnd stand er kurz auf, ging zum Regal und holte das Buch heraus, was er ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte und legte sich wieder zu ihr ins Bett. Dank seiner Vampiraugen brauchte er kein Licht, um alles hervorragend lesen zu können, sodass er getrost auf das Lampenlicht verzichten konnte. Abermals kuschelte sich Yuki an ihn, legte ihren Kopf auf seine Brust und lauschte seinem langsamen Herzschlag. Für sie war es das beruhigendste Geräusch, das es gab. Kurz darauf erklang seine helle und sanfte Stimme, die sie geduldig und sanft in eine neue Welt entführte. Genießerisch schloss sie ihre Augen. Sie liebte seine Stimme. So wie sie alles an ihm liebte. Der Klang seiner Stimme war die wunderschönste Melodie, die existierte. Diese Stimme könnte sie ihr ganzes Leben lang ununterbrochen lauschen, ohne dass auch nur für einen Augenblick langweilig werden könnte. Sie war glücklich. Sie fühlte ich so wohl in seinen Armen. Hier, und nur hier war der Ort, wo sie hingehörte. Hier war sie wahrhaftig zu Hause. Am Ziel. Es dauerte daher nicht lange, bis Yuki endlich friedlich ins Land der Träume fiel. Und auch dort war sie immer noch bei ihm. Wie immer. »Kaname-sama …« Erstaunt blickte Kaname auf, als er dabei war, sich vorsichtig aus ihrer Umarmung zu befreien, so schwer ihm das auch fiel. Stünde es in seiner Macht, würde er nie wieder von ihrer Seite weichen. Doch das ging leider nicht. Er musste zurück zu seinem alten Zuhause. Zurück zur Überwachung des verhassten Senats. Erleichtert erkannte er, dass Yuki nur im Schlaf geredet hatte. Leise klappte er das Buch zu und stellte es zurück zu den anderen Romanen. Wieder drehte er sich zu ihr um. Obwohl er sich gegen diese Versuchung wehrte, konnte er ihr doch nicht standhalten. Er musste noch einmal kurz zu ihr, um ihr zärtlich durch die glatten Haare zu streichen. Natürlich vorsichtig, damit sie davon ja nicht wach wurde. Wer wusste schon, wann er es das nächste Mal schaffen würde, sie zu besuchen und ein paar wenige, aber glückliche Stunden mit ihr zu verbringen? Diese wenigen Momente musste er in sich einsaugen, denn sie waren es, die ihn überhaupt am Leben erhielten. Einzig und allein für sie lebte er noch. Alleine ihretwegen wollte er überhaupt noch leben. Er hätte sie ewig beim Schlafen betrachten können – wohl gemerkt, dass für ihn »ewig« wirklich die reine, wahrhaftige Ewigkeit bedeutete. Er musste nur ihr Gesicht sehen, um alles Böse und Grausame auf dieser Welt zu vergessen. Allein mit ihren Augen schenkte sie ihm so viel Geborgenheit und Wärme. In Wahrheit war sie diejenige, die ihn beschützte. Sie beschützte ihn vor der dunklen Einsamkeit, die kurz davor gewesen war, ihn vollends zu verschlingen. Allein mit ihrer Existenz bewahrte sie ihn vor seinem sicheren Untergang. Sie war die Einzige, die ihm wirklich einen Grund gab, weiterzuleben. »Kaname-sama, ich liebe dich«, murmelte sie leise im Schlaf. Seine Augen wurden groß vor Überraschung. Womit hatte er es verdient, so von ihr geliebt zu werden? Am Ende wich die Überraschung immer weiter, bis sie nicht mehr als grenzenlose, unendliche Liebe ausstrahlten. Dass er es sogar schaffte, in ihren Träumen aufzutauchen, freute ihn besonders. »Ach Yuki«, flüsterte er leise und drückte ihr einen leichten, aber intensiven Kuss auf die Stirn. »Ich liebe dich auch. Mehr als du dir vorstellen kannst …« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)