Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ Januar - dritte Woche (Teil 2) ------------------------------ »Uuh, hast du das gehört?«, stöhnte Ino leise, die den Kopf nach hinten gelegt hatte. Das Knacken ihres Nackens hatte sie bis in die Kniekehlen gespürt. »Ja. Hört sich nicht gut an, Ino«, machte Sakura kopfschüttelnd, und häufte Melonen- und Currybrot auf ihr Tablett. Ino ließ den Kopf nach vorne fallen (es knackte erneut), und fischte dann eine ganze Ladung an Obst und abgepacktem Pudding vom Tresen. Mit voll beladenen Tabletts schlängelten sich die Mädchen dann durch die Menge zu ihrem Tisch durch, wo die meisten ihrer Freunde schon saßen. »Sag mal, Sakura«, setzte Ino in ihrem üblichen Plauderton an, und so entging Sakura die innerliche Nervosität ihrer engsten Freundin, »du bist die ganze Woche schon sauer auf Sai, oder? Warum?« Sakura schnaubte empört. »Er hat es doch tatsächlich gewagt, mich noch mal zu fragen, ob ich für ihn Modell stehe – nach allem, was er über mich gesagt hat nach dem letzten Mal!« Ino machte ein Geräusch wie das Fauchen einer Katze. »Männer«, sagte sie dann mit einem Schulterzucken. Kaum hatten die beiden Mädchen den Tisch erreicht und die Tabletts abgesetzt, da hatte Naruto auch schon breit grinsend (und mit Hinata halb auf seinem Schoß) zugegriffen. »Vielfraß«, kommentierte Sakura das trocken, und Hinata lächelte entschuldigend. Neji saß so, dass er seine Cousine und ihren Freund nicht ansehen musste, hatte aber trotzdem eine Miene aufgesetzt, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen. Aber genau genommen war das schon den ganzen Tag so. Mit gerunzelter Stirn dachte Sakura darüber nach, dass Neji gestern beim Training noch blendende Laune gehabt hatte – beinahe gruselig war das leichte Lächeln gewesen, was sonst so selten auf seinem Gesicht zu sehen war. Sie blickte zu Tenten die nachdenklich ihre Wasserflasche hypnotisierte. Das stank förmlich danach, dass irgendwas passiert war. Ino würde einen Salto rückwärts machen. Seltsamerweise schien ihre Freundin allerdings auch etwas abgelenkt zu sein. »Wer kommt am Wochenende eigentlich alles mit zum Kendo?« Temari war soeben an den Tisch getreten und vervollständigte zusammen mit Shikamaru die Runde. Die beiden setzten sich auf die freien Plätze neben Sai. »Ich schaue auf jeden Fall zu«, sagte Sakura mit einem Lächeln, und versuchte, nicht zu Sasuke hinüber zu sehen. »Habe ich eine andere Wahl?«, fragte Shikamaru sarkastisch, und fing sich einen leichten Seitenhieb ein. »Da wir abends eh noch mit meinen Eltern weg gehen, denke ich nicht«, sagte Temari, und streckte ihm die Zunge heraus. »Hinata und ich wollten in den Freizeitpark«, erklärte Naruto mit einem Grinsen und einem Wangenkuss für seine knallrot angelaufene Freundin. Hinata wirkte glücklich, wenn auch peinlich berührt, und Tenten, die sich der Unterhaltung zugewandt hatte, belächelte das Pärchen liebevoll. Vielleicht würde sie auch irgendwann den einen Jungen finden, der sie so glücklich machen würde? Aber momentan kreisten ihre Gedanken eher um Neji. Sie fragte sich permanent, ob er sie angelogen hatte, mit dem Grund den er für seinen Korb Amaya gegenüber angegeben hatte – oder vielleicht hatte Amaya etwas falsch verstanden? Der Gedanke, dass es ein Mädchen gab, für das Neji sich interessierte, und dass er nicht mit ihr, seiner 'besten Freundin' darüber sprach, machte sie irgendwie traurig. Sicher könnte sie ihm helfen. So in Gedanken versunken bekam sie vom Rest der Unterhaltung nur mit, dass Ino sich furchtbar aufregte, weil das Pärchenwochenende doch schon letztes Wochenende gewesen sei – sie meckerte ohne Punkt und Komma, und alle waren froh, ihr mit dem Pausengong entkommen zu können. Weil Ino eingeschnappt war, hatte sie auch kein Wort mehr über irgendeine freitägliche Aktivität verloren (angestanden hätte Shopping), und so fand Tenten sich am Freitag Nachmittag unruhig in ihrem Zimmer wieder. Die Hausaufgaben waren gewissenhaft erledigt, und sie hatte sich im wohnheimeigenen 'Internet-Café' etwas die Zeit vertrieben. Es war allerdings noch nicht mal vier Uhr, und sie langweilte sich aktuell. Wobei… Nein, das war nicht ganz richtig. Eigentlich hatte der kleine Ausflug ins World Wide Web zu ihrer Ablenkung dienen sollen. Sie hatte einfach nicht umhin gekonnt, zu bemerken, dass Neji… komisch war. Seit Dienstag. Und das war nicht nur ihr aufgefallen. Sakura hatte sie am Donnerstag erst nach dem Training beiseite genommen, bei dem Neji - zu Kakashi-Senseis Verzweiflung – für seine Verhältnisse unterirdisch schlecht geschossen hatte. »Ist irgendwas passiert?«, hatte Sakura gefragt, als sie alleine in der Umkleide waren. Tenten hatte ratlos mit den Schultern gezuckt. »Ich weiß nicht. Er hat nicht mit mir drüber geredet.« Mit nachdenklicher Miene hatte Sakura sich weiter umgezogen, und da war es einfach aus Tenten hervorgesprudelt. Die Frage, die sich ihr seit Amayas SMS stellte. »Glaubst du, Neji ist in jemanden verliebt?« Sakuras Kopf war herumgeschossen, und mit großen Augen hatte sie Tenten angestarrt, bevor sie bemüht unschuldig fragte: »Wie kommst du darauf?« »Er… hat einem Mädchen einen Korb gegeben, und ihr gesagt, dass er jemand anderen mag. Meinst du, dass er ihr nur nicht weh tun wollte?« Sakuras Augenbrauen wanderten in die Höhe. Sie hatte wohl bemerkt, dass Tenten das ernst meinte. Das Mädel hatte echt keine Ahnung! »Also…«, setzte Sakura an, die sich in Gedanken schon Pläne machte, Ino darauf anzusetzen, »Wenn Neji das gesagt hat, wird es wohl stimmen. Er ist nicht der Typ, der lügt.« Tenten hatte stumm genickt, und war dann wieder in ihren Gedanken versunken. Ausgestreckt auf ihrem Bett lag sie nun, und besagte Gedanken kreisten erneut durch ihren Kopf. Warum würde Neji nicht mit ihr darüber reden, wenn er verliebt war? Machte man sowas nicht normalerweise unter besten Freunden? Gut, er war ein sehr stiller Typ, und sie wäre wahrscheinlich aus allen Wolken gefallen, wenn er ihr plötzlich von einem Schwarm erzählt hätte. Dann wiederum schoss es ihr durch den Kopf – vielleicht war es ihm peinlich. Vielleicht jemand aus ihrem Freundeskreis? Oder… ein Junge? Nein. Tenten gluckste über ihre Idee und schüttelte den Kopf. Wenn Neji schwul wäre, hätte sie das bestimmt gemerkt. Sie quälte sich weiter mit Überlegungen herum, bis sie zu dem Punkt kam, an dem sie sich fragte, was sie das eigentlich anging. Bestand sie, nur weil er sie seine beste Freundin nannte, auf irgendeinem unsinnigen Recht, dass er ihr alles erzählte? Durfte er nicht auch Geheimnisse haben? Sicher würde er mit ihr reden, sobald die Zeit reif dafür war. Auch, wenn sie ihr möglichstes geben wollte, dass er glücklich war – durch gewisse Sachen musste man(n) erst alleine durch. Frau schließlich auch. Müde hatte Tenten sich trotz der frühen Stunde in ihrem Bett zusammengerollt, und ihre Gedanken wurden immer träger, als sie darüber nachdachte, dass sie froh war, selbst nicht verliebt zu sein. Sicher, sie wünschte sich Nähe und Vertrauen ihrer Freunde – aber das bekam sie ja glücklicherweise in Hülle und Fülle. Ein Lächeln schlich sich zusammen mit einer glücklichen Träne auf ihr Gesicht. Und so lange sie immer zu Neji gehen, und sich von ihm in den Arm nehmen lassen konnte, war doch alles perfekt, oder? Dieser letzte Gedanke begleitete sie in einen kurzen Schlaf, der eine Stunde später durch lautes Klopfen an ihrer Zimmertür unterbrochen wurde. Tenten war aus ihrem Traum hochgeschreckt, und konnte sich prompt nicht mehr daran erinnern, wovon sie geträumt hatte. Rasch öffnete sie nach einem wiederholten Klopfen die Tür. Es war Tayuya, die sie, zusammen mit einem neuen Mädchen in ihrem Alter – Karui - zum Abendessen abholte. Bei dem Gespräch der drei Mädchen auf dem Weg nach unten hatte Tenten das dumpfe Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie sollte sich nicht mehr daran erinnern, dass es der wiederkehrende Traum von dieser Nacht im November gewesen war, in dem sie Neji geküsst hatte. Nach einem mehr oder weniger spannenden Kampf am Samstagvormittag (Sasuke hatte seinen Gegner mit 10 zu 3 in den Boden gestampft), legte er sich eines der kleinen Handtücher um den Hals, die die sogenannten 'Managerinnen' (seines Erachtens Cheerleader ohne Gymnastikeinlage, aber er wollte sich nicht beklagen) des Teams immer bereitlegten. Am Rand der höhergestellten Tribüne erblickte er Temari, die sich locker mit Sakura und Shikamaru unterhielt. Sasuke ließ den Blick kurz schweifen, sah aber sonst keine weiteren bekannten Gesichter. »Sasuke!«, quietschte es freundlich neben ihm, und Kara… Kaori - nein, Kaoru, eine der 'Managerinnen', hielt ihm eine Flasche Wasser entgegen. »Bist du durstig?« »Nein danke«, erklärte er, und ließ dass Mädchen ohne ein weiteres Wort stehen. Er bemerkte nicht, dass Kaoru ärgerlich die Augen zusammenkniff, und die Plastikflasche in ihrer Hand malträtierte. »Sasuke!« Sakura strahlte ihn mit einem Lächeln an, und schon war alles um ihn herum vergessen. Naja, nicht alles. Er hielt sich mit einem Gegen-Lächeln zurück, nickte nur ganz kurz. »Na, Captain – zwei Kämpfe noch, dann hast du's geschafft, was?« Temari grinste herausfordernd, die Arme in die Hüfte gestemmt. »Der nächste Kampf wird nicht so einfach«, gab Sasuke ruhig zu bedenken. »Der Typ vom Hoshi-Internat ist ziemlich gut.« Shikamaru, der sich bis dahin gelangweilt in seinem Sitz zurückgelehnt hatte, sagte träge: »Er zieht den linken Fuß nach.« »Wie meinen?« »Er ist verletzt. Konzentrier' dich auf seine linke Seite…« Verdutzt starrten ihn seine drei Freunde an. Schließlich warf Sasuke einen Blick über die Schulter, und beobachtete seinen nächsten Gegner. Wie es nicht anders sein konnte, hatte Shikamaru Recht. Fast unmerklich belastete der gleichaltrige Junge mehr sein rechtes als sein linkes Bein. »Hn.« »Willst du vielleicht noch was trinken vor der nächsten Runde?«, fragte Sakura plötzlich, und zog eine noch ungeöffnete Wasserflasche aus ihrer Tasche hervor. Ein zustimmendes »Hn«, und mit einem liebevollen Lächeln beugte sich Sakura über die Brüstung nach unten, um Sasuke die Flasche zu reichen. Temari grinste beinahe diabolisch und wandte den Kopf ab, während Sasuke hastig die Flasche entgegennahm, und sich dann mit einem weiteren (diesmal undeutlichen) »Hn« von Sakura wegdrehte. Ohne Verabschiedung stampfte er zurück zu der Bank und dem Tisch, die die Konoha-High belegte. Sakura sah verdutzt aus, und Temari fing an zu kichern. »Wenn er wegen dir jetzt den nächsten Kampf verlierst, bekommst du aber Ärger mit dem Team«, grinste sie ihre Freundin an. »Was? Wieso?« Stumm und immer noch breit grinsend deutete Temari auf Sakura selbst, die hastig an sich herunterblickte und dann aufquietschte. Ihr Oberteil hatte durch das nach vorne Beugen weit tiefere Einblicke zugelassen, als beabsichtigt. »Warum hast du nichts gesagt?!«, zischte sie Temari mit hochrotem Kopf an, während sie sich mit der Hand vor der Brust auf ihren Sitz zurückplumpsen ließ. Natürlich verlor Sasuke nicht. Aber er wirkte durchaus etwas… abgelenkt. Im Gegensatz zu einem Mädchen mit langen blonden Haaren, welches fast die Wasserflasche in ihren Händen zum platzen brachte vor Wut. Es war Samstag, es war Nachmittag, und Tenten war nicht mehr da. Neji hatte sich heute während des gemeinsamen Trainings wenig konzentrieren können. Wie schon die ganze Woche seit Dienstag Abend eigentlich. Und zu seinem verdammten Pech hatte sie sogar vorgeschlagen, dass sie beide am Abend doch eine Horror-Serie anfangen könnten. Er hatte unter fadenscheinigen Lügen abgesagt, und sie war enttäuscht gewesen. Zumindest, bis er vorgeschlagen hatte, sie könnte ja am morgigen Tag zum erneuten Training vorbei kommen. Dass Tenten aber bei ihm übernachtet hätte, konnte er gerade nicht mit sich vereinbaren. Allein die Vorstellung trieb ihm das Blut in Gegenden, wo es sonst nicht viel zu suchen hatte, und er wusste genau – würde er in dem aktuellen Zustand ihrer 'Beziehung' einen Schritt in diese Richtung tun, würde er Tenten verschrecken. Er musste zuerst dafür sorgen, dass sein Interesse erwidert wurde, bevor er seine schüchterne, scheue Freundin verführen konnte. Nur hatte Neji keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Weder das eine, noch das andere. Er musste dringend mit irgendwem reden. Offensichtlich nicht mit Tenten. Nicht mit Hinata. Und definitiv nicht mit seinem Onkel. Irgendwann am Freitag war ihm eine vollkommen verrückte Idee gekommen. Aber er war verzweifelt, und jetzt, am Samstagnachmittag gegen halb fünf kam ihm die Idee schon gar nicht mehr so verrückt vor. Aber, wie gesagt, er war verzweifelt. Und jetzt stand er hier, den Finger auf einer Klingel, die ihm zwar bekannt war, aber die er noch nicht oft gedrückt hatte. Die Tür vor ihm öffnete sich. »Guten Abend«, grüßte er höflich. »Ist Ino da?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)