Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 18: Pioniere -------------------- + Pioniere Das Land auf dem sie landeten, lag brach. Es war karg und unglaublich heiß. Die Erde war rot und wurde, trocken wie sie war, vom beißenden Wind aufgewirbelt. Scharfkantige Felsen und verdorrte, kleine Bäume säumten das Bild. Ein Ort an dem man nicht einmal begraben sein wollte, wie Marialle fand. "Teilt euch euer Wasser gut ein, wer weiß wann wir wieder welches auffüllen können. Bei Muradins Bart, ob ich wohl jemals wieder ein ordentliches Bier zu Gesicht bekomme?", erklang die Stimme des Zwerges, der abwesend seinen Bären Bumer streichelte, dem das Klima anscheinend ebenso zusetzte. "Dennoch dürfen wir nicht langsam werden, wir dürfen die Orks nicht aufholen lassen!", gab die Paladin zu bedenken, nachdem auch sie sich die trostlose Landschaft besehen hatte. "Spart euren Atem und marschiert! Wir alle wissen was in solch einer Wüstenlandschaft auf uns lauert. Als hättet ihr noch nie etwas außerhalb eurer eigenen vier Wände zu Gesicht bekommen. ", maulte der Schurke. "Haltet eure Zunge im Zaun, Schattenschreiter. Sonst verliert ihr sie noch!", keifte Bertak missmutig zurück. "Genug von der Zankerei! Sonst lasse ich euch zurück und dann seht zu wie ihr hier klar kommt!", mischte sich ihre Kommandantin gereizt ein. So ging es ein paar Tage und die Stimmung wurde immer schlechter, bis sie schließlich ein Gebiet erreichten, das zwar noch immer karg war aber zumindest mussten sie einen großen Fluss überqueren an dem sie sich erfrischen und die Wasservorräte auffüllen konnten. Dort schlugen sie auch ihr Nachtlager auf. Marialle sah sich seufzend um. Verdorrtes gelbgrünes Gras machte das Bild aus. Der große Platz war voller Lagerfeuer und unzähliger Zelte und seit langem herrschte wieder einträchtiges Gemurmel von den sich unterhaltenden Gefolgsleuten. Von da an kamen sie besser voran. Das Land wurde immer satter und schöner. "Lady Prachtmeer, vor uns ragt ein Gebirge auf!", ertönte die Stimme eines Spähers und die Miene der Magierin erhellte sich. "Endlich! Ich sehe es! Es ist das Gebirge, das ich in meiner Vision gesehen habe! Schlagen wir hier unser Lager auf, morgen gehen wir mit einem kleinen Trupp weiter." Dolette nickte. "Einverstanden. Habt ihr eigentlich auch eine Ahnung was uns in dieser Höhle erwarten wird, Mylady?" Die Freude wich augenblicklich aus dem Gesicht von Jaina und nun sah sie die Paladin grübelnd an. "Naja in der Höhle sind viele versteckte Zaubermechanismen, ansonsten bin ich mir unsicher was dort auf uns lauert." Sie sah ihr betreten in die Augen, Jaina schien ihr Unwissen sehr aufs Gemüt zu schlagen. Ihre langjährigen Studien in Dalaran hatten sie trotz ihrer Jugend intelligent und weise gemacht. Dieses ganze Vorhaben war zu unvorhersehbar. "Lady Prachtmeer, was immer auf uns, in dem Gebirge und der Höhle, lauern wird, wir werden es zusammen durchstehen. Und selbst wenn wir mehr darüber wüssten, ist es nicht sicher, dass es stimmen würde. Macht euch keine Sorgen darüber." Marialle legte ein aufmunterndes Lächeln auf und von der Magierin schien die Anspannung tatsächlich etwas abzufallen. "Danke, Lady Lichtsprung, wir sollten uns jetzt alle daran machen das Lager zu errichten, wir müssen uns ausruhen, bevor wir morgen Früh aufbrechen.", sprach sie nun deutlich gelöster. Später am Abend, als das Lager aufgebaut war und die meisten schon in ihren Zelten lagen, saßen zwei schlanke Gestalten im Mondlicht an dem leise plätschernden Fluss, zwischen einigen Bäumen, die in Form und Farbe ihren Verwandten in den Östlichen Königreichen so gar nicht ähneln wollten. Marialle lehnte gegen die Schulter der Hochelfe und strich ihr abwesend über den Oberschenkel. "Weißt du, irgendwie finde ich diese Reise ganz schön, auch wenn ich mir einen späteren Zeitpunkt gewünscht hätte." Sagte sie und betrachtete verträumt das Gewässer, das vor ihnen lag. "Ja ich weiß was du meinst. Es ist schon spannend so einen neuen Kontinent zu erkunden, die Umstände könnten aber wahrlich besser sein." Dolette legte ihre Hand auf die der Priesterin und augenblicklich erhellte die schicksalhafte Verbindung ihre Körper und Gesichter. Die Priesterin sah ihrer Geliebten in die gold schimmernden Augen und sah darin den forschenden Blick den sie so liebte. "Was denn, Dole?" Ihr fragender Blick sagte mehr als die mit Worten gestellte Frage. "Du beeindruckst mich einfach. Ich weile schon so lange auf dieser Welt, aber du sitzt hier gelassen und siehst genau das was eigentlich wichtig ist. Du führst unsere Truppen mittlerweile genau so wie Lady Prachtmeer und Ich. Einfach nur durch deine Ausstrahlung und dein Auftreten. Niemand zweifelt an deiner Position und Autorität, unter uns Anführern. Das finde ich bemerkenswert und daran musste ich grade denken." Ihre Augen strahlten so viel Wärme aus und eine Woge des Glücks stieg in Marialle auf, die von der Paladin gesandt wurde. Sie wurde leicht rosa um die Wangen, doch sie lächelte. Sie vermochte rein gar nichts mehr vor der Elfe zu verbergen und wollte das auch nicht. "Hör mal Dole, ich möchte dir etwas schenken. Das möchte ich schon seit wir von dem Hof meiner Eltern aufbrachen." Sie zog ein fein gearbeitetes Medaillon aus ihrer Tasche, an dem eine lange, dünne Kette hing und klappte es auf. "Weißt du wir reisen nun schon so lange zusammen und nun ja unsere Verbindung besteht seit jeher. Ich bin dem Licht über alles dankbar, dass es uns zueinander geführt hat." Sie machte eine kleine Pause, betrachtete das filigrane Amulett und strich liebevoll mit einem Finger über die Konturen. Dolette sah ihr gebannt und neugierig zu. In ihren Augen herrschte ein Wechselspiel aus Farben, von dem tief dunklen blau, über das helle fast weiße Silber, das vom Mond zu ihnen nieder schien, bis zu dem schimmernden Goldton, dass von der Verbindung zu der jungen Priesterin zeugte. Sie hielt die Luft an und wagte es nicht zu sprechen. Die Wangen der Menschenfrau liefen nun vollends rot an. "Im inneren sind zwei Worte graviert, Licht und Liebe. Ich habe es von meinen Eltern geschenkt bekommen, als ich meine Ausbildung im Turm begonnen habe und nun möchte ich es dir schenken und hoffe du verstehst, was ich dir damit sagen möchte." Ein feuchter Schimmer legte sich über das Farbenspiel und ließ die Augen der Quel'Dorei noch mehr leuchten. "Marialle, ich..." Die Stimme versagte ihr und eine einzelne glitzernde Träne rann der Elfe über die Wange. Die Priesterin öffnete die Hand der Paladin und legte ihr das Medaillon hinein. Sie sah erwartungsvoll in die schimmernden Augen ihrer Liebsten, doch diese war nicht fähig etwas zu sagen. Stattdessen zog sie die junge Frau an sich und legte ihre Lippen sanft auf die der Anderen. Eine Welle der tiefempfundenen Liebe durchströmte Marialle und plötzlich strömten Bilder auf sie ein. Immer war sie selbst der Mittelpunkt. Aus den unterschiedlichsten Perspektiven sah sie sich selbst durch die Augen der Hochelfe und in jedem Blick lagen die verschiedensten Gefühle, unendlich tiefe Sehnsucht und gleichzeitig ein Gefühl von Freiheit und Geborgenheit, aber auch die große Angst die Priesterin früher oder später verlieren zu müssen, dazu der ausgeprägte Drang sie gegen alles Unheil beschützen zu wollen. Marialle war überwältigt und auch ihr liefen jetzt vereinzelt Tränen über das Gesicht. Sich langsam aus dem Kuss lösend, betrachtete sie das makellose Gesicht der Paladin und fand es nie zuvor schöner. Alles was sie grade empfangen hatte spiegelte sich nun klar und deutlich in ihren feinen Zügen und den leuchtenden Augen ihrer Liebsten, ab. "Wieso hast du nie etwas gesagt?" Tatsächlich bedrückte es sie, dass sie von Dolette noch nie einen Liebesschwur bekommen hatte, außer dem in ihrer ersten gemeinsamen Nacht, und so brachte auch sie es nicht über die Lippen. "Hast du doch auch nicht.", war die schlichte Antwort und der Menschenfrau wurde bewusst, dass der Strom an Gefühlen nicht einseitig ausgesandt wurde. Die Erkenntnis umspielte ihre Lippen mit einem seichten Lächeln. "Na wer ist denn hier die alte, weise Elfe? Da wird Frau ja wohl erwarten dürfen, dass ihr die ein oder andere, zu überwindende, Hürde abgenommen wird!" Marialle grinste und auch die Paladin konnte sich eines Lächelns nicht länger erwehren, aber ihr Blick ließ auch auf Wehmut schließen. "Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber bei diesem Thema bist du um einiges besonnener und mutiger als ich. Wenn du nicht diese Eigenschaften an den Tag gelegt hättest, wären du und ich sicher nicht hier und auf keinen Fall zusammen." Nun lächelte sie aufrichtig und vor allem stolz. "Ich sagte doch vorhin schon, du bist nun mal eine beeindruckende Erscheinung und du bereicherst nicht nur mein Leben, sondern das aller, die in deinem Licht wandeln dürfen." Sowohl im Blick wie auch in den Worten der Paladin lag Wärme und sie drückte sanft die Hand der Priesterin, die in einem Traum zu versinken drohte. "Nein, das ist echt Mari, ich liebe dich über alle Maßen und mehr als mein Leben." Die Priesterin machte große Augen, als sie erkannte, wie tief der Einblick war, den Dolette in ihre Seele hatte und nun liefen die Tränen ungehindert. "Ich liebe dich auch, Dole! Immer schon! Ich habe das Gefühl, dass ich einzig auf dich gewartet habe.", stieß sie, gegen das Schluchzen ankämpfend, hervor. Sie wurde von Armen umschlungen die sie in eine warme Umarmung zogen und so verharrten sie, eng aneinander geschmiegt, bis der Morgen graute. Wie schon so oft spürte sie die warme Hand, die sanft über ihre Wange strich und sie so aus ihren Träumen holte. Ihr war es egal, kein Traum konnte mit der Realität Schritt halten. "Guten Morgen, Dole. Wird es schon Zeit?" Sie blinzelte hoch in die leuchtenden Augen, die von kleinen Lachfalten umspielt wurden. Vernahm ein Schmunzeln und spürte einen zarten Kuss auf ihrer Stirn. "Ich fürchte ja, schau nur wie die Sonne durch die Bäume scheint. Wir müssen wirklich ins Lager.", sagte die Paladin und Wehmut klang in ihrer Stimme mit. "Na schön, dann lass uns jetzt, bevor ich es mir anders überlege." So erhoben sich die beiden und schritten gemächlich zurück ins Lager, wo sie schon von Jaina erwartet wurden. "Da seid ihr ja, ich habe schon nach den anderen rufen lassen, damit wir gleich aufbrechen können.", sprach sie freundlich zu den beiden anderen Frauen. Hinter ihnen tauchten Orphan, Odessa und Malek auf. Sie hatten am gestrigen Abend noch entschieden, wen sie mitnehmen wollten. Diese drei erschienen ihnen am geeignetsten um magische Fallen aufzuspüren und zu entschärfen. Jaina gab ihren Kommandanten noch letzte Befehle, dann brachen die sechs auf. Jeder führte einen Greifen mit sich, sonst würde der Anstieg äußerst gefährlich werden und unnötig lange dauern. Greife waren wahrhaft beeindruckende und vorallem treue Tiere. Der Körper eines gewaltigen Löwen, gepaart mit dem Kopf und den Schwingen eines Adlers, machte es ihnen möglich in schwindelerregende Höhen zu steigen. Die kleine Gruppe brauchte fast einen Tag bis sie an den Ausläufern des Gebirges ankamen. Sie würden diese Nacht noch hier ihr Lager aufschlagen und am morgen mit den Greifen hoch zum Gipfel fliegen. Als der Morgen anbrach war das Lager schon fast vollständig abgebrochen und Jaina rief ihre Gefährten zu sich. "Ein Gewitter zieht auf, ich weiß nicht ob es ratsam ist, jetzt aufzubrechen." Die anderen sahen sich an. Die Magierin hatte recht, dunkle, fast schwarze Wolken zogen auf. Es war nicht abzusehen, welche Ausmaße dies annehmen würde. "Die viel relevantere Frage ist doch, ob wir es uns erlauben können zu warten. Vielleicht haben wir ja Glück, es zieht am Gebirge vorbei und entlädt sich erst im Tal.", gab Orphan zu bedenken. "Wir haben nicht einmal für diese Diskussion Zeit! Seht lieber zu, dass ihr euer restliches Habe zusammen packt, damit wir unverzüglich aufbrechen können!" Der Schurke knurrte, als er geendet hatte. Seine Miene war finster, wie der Himmel, aber er hatte recht. "Irgendwann wird euch, eure forsche Art nochmal den Kopf kosten, Malek. Aber ihr habt dennoch recht, packt zusammen, wir können nicht warten.", befahl Dolette und die Gruppe tat wie ihr geheißen. Einzig die Magierin schaute betrübt drein. "Wir werden es schon schaffen, Lady Prachtmeer.", versuchte Marialle sie zu beruhigen. "Ja, ja sicher." Antwortete sie abwesend. Als sie alles zusammen gepackt hatten, schwangen sie sich auf die Greife und trieben die Tiere an, sich in die Luft zu erheben. Eine ganze Weile kamen sie gut voran und das Gewitter war bis dato gnädig zu ihnen, aber schließlich schnellten die ersten Blitze nieder zur Erde. "Fliegt in einer V-Form hinter mir!", befahl Marialle erhaben und sie ließ eine große goldene Kugel um sich und ihre Gefährten entstehen. Einige Blitze prallten an ihr ab. "Ein abelhafter Einfall, Lady Lichtsprung!", rief Orphan ihr zu. Sie dankte dem Licht, dass es funktionierte, aber sie fühlte wie dieser mächtige Zauber an ihren Manareserven zerrte. Ihr trat der Schweiß auf die Stirn, aber sie waren mittlerweile schon mitten im Gewitter, es würde nicht mehr lange dauern bis sie über die Wolken aufsteigen würden, dann wären sie gerettet, zurück konnten sie nun nicht mehr. 'Weiter! Reiß dich zusammen! Weiter!' Sie wurde immer schwächer und spürte, dass sie drohte in Ohnmacht zu fallen. Die Kugel flackerte und schrumpfte etwas, so dass Malek nicht mehr unter ihrem Schutz stand. "Lady Glutklinge! So helft ihr doch! Ergreift ihre Hand, spendet ihr eure Kraft!", befahl der alte Magier mit seiner tiefen Stimme, in gebieterischem Ton. Dolette sah die Priesterin erschrocken an, sie gehorchte sofort, trieb ihren Greifen an und umfasste ihre Hand. Augenblicklich spürte die junge Frau, wie die mächtige Energie der Paladin Meisterin sie durchströmte und die Kuppel sich wieder auf alle ausdehnte. "Nur noch ein bisschen! Ich kann schon die Sonne sehen!", schrie Odessa aufgebracht. "Haltet durch!", rief nun auch Jaina. Und ein lauter Knall zeugte von dem letzten Blitz, der von der goldenen Barriere abprallte. Und dann Ruhe. Unter ihnen war noch immer das Lichtspiel, des Gewitters in den Wolken zu sehen. Marialle fühlte wie sie endgültig das Bewusstsein verlor und glitt in die Dunkelheit der Ohnmacht, die sie bis hier hin nur hatte hinauszögern können. Eine sanfte vertraute Berührung holte sie zurück. Sie blinzelte gegen die grelle Sonne an. "Dole? Sind alle wohl auf? Hat die..." Sie versuchte das Gesicht über ihr zu erkennen, doch die Sonne ließ es nicht zu. Marialle fühlte einen Finger auf ihren Lippen, der sie zum Schweigen brachte. "Alles ist gut, Mari. Du hast es geschafft. Bleib noch einen Moment liegen, komm in Ruhe zu dir." Sie versuchte sich aufzurichten und spürte die starken Arme ihrer Geliebten, die ihr halt boten. Erst jetzt erkannte sie die besorgten Gesichter, die sie allesamt ansahen. "Es geht schon. Ich danke dir, ohne dich hätte ich es nicht geschafft." Dolette nickte nur zaghaft. Die Priesterin konnte spüren, dass der Schock noch tief in der Elfe saß und so legte sie ihr die Hand auf die Wange und sah sie zärtlich an. "Alles ist gut, Dole." Ein dankbares Lächeln huschte über die vollen Lippen der Paladin. Sie reichte der Priesterin die Hand um ihr aufzuhelfen. "Ist das der Eingang, Lady Prachtmeer?", wandte sie sich an die Magierin, nachdem sie sich erhoben hatte. "Allerdings, Lady Lichtsprung. Fühlt ihr euch schon wieder bereit?" Marialle nickte entschlossen, obwohl sie etwas wacklig auf den Beinen stand. "Und ihr, Lady Glutklinge?", fragte nun Orphan. "Ich? Ja, mir geht es gut, es hat nicht ansatzweise so sehr an meinen Kräften gezerrt wie an Marialles.", erwiderte sie leicht irritiert. "Dann lasst uns herausfinden was in der Höhle auf uns wartet!" Die drei Magier ließen die Kristalle an den Spitzen ihrer Stäbe erstrahlen, dennoch war nicht viel in der Höhle zu erkennen. So tasteten sie sich Schritt für Schritt vorwärts. Eine Weile geschah gar nichts. Doch dann, plötzlich durchbrach ein Zischen, die angespannte Stille, gefolgt von einem leisen Schmerzenslaut. "Verdammt! Haltet ein, keinen Schritt weiter!", befahl Malek harsch. Ihm steckte ein Pfeil in der Schulter, den er ohne groß mit der Wimper zu zucken abbrach, dann aber auf ein Knie niedersackte. "Mylady, wärt ihr wohl so freundlich?", wandte er sich schwach lächelnd an seine Kommandantin, die darauf der Priesterin zunickte um ihr zu folgen. "Beißt die Zähne zusammen, so schwer es euch auch fallen mag, Schattenschreiter. Auf drei. Eins, zwei..." Mit einem gewaltigen Ruck riss sie den Pfeil auf der anderen Seite durch die Wunde. Marialle ließ ihre Hände direkt danach über die Wunde schweifen und sie schloss sich augenblicklich. "Ich wusste, dass ihr das tut, Mylady!", zischte der Schurke, durch sein finsteres Lächeln. "Ich kenne diese Falle. Hier ist eine magische Barriere. Wenn man sie durchschreitet werden die Pfeile ausgelöst.", sprach er nun wieder abgeklärt und analytisch, obwohl ihm winzige Schweißperlen auf der Stirn standen. "Und habt ihr auch eine Idee, wie man sie entschärft?", fragte ihn die Paladin. "Selbstredend, es ist sogar denkbar einfach, wir erschaffen einfach ein Trugbild, dass die Barriere aktiviert, bis alle Bolzen abgeschossen sind.", erklärte er schmunzelnd in die Dunkelheit. "Das klingt wirklich simpel, wenn ihr mir den Vortritt lassen würdet, Kolleginnen?", bat Orphan und erhielt von den beiden blonden Magierinnen ein deutliches Nicken als Antwort. Sie traten alle ein paar Schritte zurück und der Magier fing an sich zu konzentrieren. Seine Hände begannen dunkelblau zu schimmern, von ihnen gingen fadenähnliche Gebilde aus, die in der Luft einen Menschen formten, der schließlich die Gestalt des Magiers annahm. Alle traten einige Schritte zurück und Orphan ließ die Illusion nach vorne schweben. Bolzen um Bolzen zischte auf den falschen Magier zu und durchdrangen ihn spielend, bis nur noch ein leises Puffen zu vernehmen war. Die Bolzen waren aufgebraucht und der Mechanismus versuchte noch immer welche abzufeuern. "Kommt, beeilt euch!", befahl er den anderen und von nun an kamen die sieben Gestalten gut voran. Sie lösten auf diese Art zwei ähnliche Fallen aus und kamen schließlich in ein großes Gewölbe. Es war stockdunkel, so dass man kein Ende erkennen konnte. Die sechs rückten näher zusammen, Orphan ließ sein Ebenbild verblassen. "Hier stimmt etwas ganz und gar nicht!", ließ sich der Schurke vernehmen und duckte sich instinktiv. Dolette nickte ihm grade zu, als plötzlich von überall schlurfende Schritte zu hören waren. Das Schlurfen kam näher. "Was ist das?", fragte Odessa und Panik schwang in ihrer Stimme mit. "Mehr Licht!", befahl Dolette ruhig und gefasst und augenblicklich erstrahlten die Kristalle, an den Stäben der Magier und gaben den Anblick auf unzählige Untote frei, die von allen Seiten näher kamen. "Macht euch bereit, das wird ungemütlich! Ich versuche ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und dann werft ihnen entgegen was ihr habt!", rief die Paladin und reckte ihre Hand in die Höhe, um augenblicklich einen goldenen Schimmer um sich zu erschaffen. Sie stürmte, mit einem lauten Kampfschrei voran in die Menge, dicht gefolgt von Malek. Als sich der Großteil, der Untoten um sie geschart hatte, flogen Feuerbälle und Eisblitze auf sie und streckten viele Untote nieder. Marialle legte einen Schild nach dem anderen auf die Elfe, die immer wieder schnell durchstoßen wurden. Ein mächtiger Schwertstreich durchdrang den leuchtenden Schutz, bevor sie einen neuen erschaffen konnte, zertrümmerte Dolettes rechte Schulterplatte und Teile des Brustpanzers. Eine große Wunde klaffte an der Stelle, aus der Unmengen an Blut quollen und zwang sie in die Knie. Sie erhob schützend den Schild über sich und musste vor Schmerz für einige Herzschläge die Augen schließen. "Marialle! Stell dich hinter mich!", befahl die Paladin schreiend, über das Klirren der Metalle, die auf ihren Schild prallten hinweg und die Priesterin gehorchte augenblicklich. Sie legte ihre Hand auf die freiliegende verwundete Schulter ihrer Geliebten und verschloss die Wunde. Die Elfe öffnete wieder die Augen und wandte ihr, für den Bruchteil eines Augenblicks, das Gesicht zu. In ihren Augen loderte die Farbe ihrer Liebe und eine goldene Kuppel bildete sich um die beiden, die von silbernen Blitzen durchzogen wurde und sich rasch ausbreitete. Jeder Untote der von ihr berührt wurde flog durch einen gewaltigen Stoß nach hinten und rührte sich nicht mehr. "Gebt noch einmal alles!" Marialle sah aus den Augenwinkeln wie Jaina die Hände erhob und sie spürte auf einmal wie sich alles leicht verzerrte und dann eine riesige Kraft durch sie ströhmte. Davon hatte die Priesterin schon gehört, aber dass es tatsächlich einen Zauber gab, der die Energie wieder auffüllte, indem sie einfach einige Augenblicke zurück gesetzt wurden, hielt sie für einen Mythos. Den anderen erging es offenbar genau so und die Untoten fielen einer nach dem anderen. Das Lichtspiel, das die Höhle in den unterschiedlichsten Farben beleuchtete, erlosch jäh, als der letzte Untote vernichtet zu Boden sackte. Nur noch das sanfte Glimmen, aus den Stäben der Magier spendete etwas Licht. Dolette sank, wie Malek und Marialle, wieder vor Erschöpfung auf die Knie. "Hahaha da weiß man doch, dass man noch am Leben ist!", kam es lachend und zugleich erschöpft von dem Schurken. "Ihr sagt es Schattenschreiter.", stimmte Orphan ihm zu. "Mir fielen da ein, zwei bessere Dinge ein um das zu spüren.", schmunzelte Marialle, die ein wissendes Lächeln von Dolette erntete. "Und jetzt? Ich weiß nicht einmal mehr von wo wir gekommen sind. Wie sollen wir denn jetzt weiter gehen?", gab Odessa kraftlos zu bedenken. "Immer mit der Ruhe, Mädchen! Um das Vorn und hinten kümmere ich mich, wenn ich wieder weiß wo oben und unten ist!", war die spitze Erwiderung von Malek, der immer noch heftig atmete. "Ihr habt recht, wir sollten uns einen kleinen Augenblick ausruhen.", stimmte Jaina missmutig zu, auch sie trug einige Spuren des Kampfes davon. "Zum Ausruhen bleibt keine Zeit, Mylady Prachtmeer!", erklang eine gebieterische Stimme, scheinbar aus allen Richtungen des nun endlos wirkenden Gewölbes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)