Wo dich dein Leben hinführt von tatosensei ================================================================================ Kapitel 13: Die High Society ---------------------------- Die dunkle Limousine näherte sich langsam ihrem Ziel. Bald würde er vor dem Eingang des Fünsfternehotels anhalten und sie müssten aussteigen. Wie Kaiba ihr vorher gesagt hatte, sie würden von einer Horde sensationsgieriger Journalisten empfangen werden, denn das alljährliche Bankett mit den Aufsichtsräten war wie eine Sensation für die Medienwelt. Obwohl Tea an die mediale Aufmerksamkeit etwas gewohnt war und wusste, dass sie nicht halb so berühmt und begehrt war wie der CEO, so wurde sie nervöser mit jeder Sekunde, mit der sie sich der Veranstaltung näherten. Es war ihr erstes Auftreten als Ehepaar vor den kritischen Blicken der Öffentlichkeit. Sie würde sich gerne heraushalten von allem was öffentlich war. Ihr machte es unglaublichen Spaß vor dem Publikum zu stehen und zu tanzen, aber ihr Privatleben würde sie nur für sich und ihre Freunde haben. Das gleiche passierte auch mit Kaiba. Er suchte nie die Medienaufmerksamkeit, sie suchten ihn. Dennoch gab es Tage und Veranstaltungen wie diese, die unumgänglich waren. Und da diese Tage so selten waren, zogen sie fast alle Repräsentanten der Boulevard- und Medienwelt zusammen. Dagegen konnte niemand etwas tun, nicht die Polizei, nicht mal Seto Kaiba. Der Wagen hielt an. Ein rasches Durcheinander war von draußen zu hören. Jemand näherte sich der Tür, um sie zu öffnen. Kaiba legte seine Hand auf Teas, die nervös ein Stück Papier in ihren Händen drehte. „Mach dir nicht allzu viele Gedanken. Halte dich an mich und wir sind in null Komma nichts im Hotel verschwunden.“ Tea nickte. Die Tür ging auf und Kaiba stieg als erster aus. Er knöpfte sein Smoking zu und reichte seine Hand zu Tea. Diese stieg vorsichtig aus der Limousine. Sie hatte ein schwarzes langes Kleid an, die eng an ihrem Körper saß und nur unten bei den Füßen etwas breiter wurde. Der Oberteil des Kleides reichte bis zum Schlüsselbein und verdeckte ihre Brust, die Ärmel waren lang und aus Spitze. Nur ihr Rücken war frei und reichte bis hin zu ihrem Kreuz, und öffnete somit einen Ausblick auf ihrem bezaubernden Rücken. Immer wenn Kaiba seinen Arm um ihre Taille legte, berührte er - freiwilliger oder unfreiwilliger Weise – ihren zarten Rücken und brachte ein kleines Schaudern durch ihren ganzen Körper. Er selbst empfand die Berührung als eine neue Tortur, die er zusätzlich zu dem bezaubernden Aussehen von Tea und ihrem verführerischen Geruch aushalten musste. Kaiba nahm sie an die Hand und lief Richtung Eingang, dicht begleitet von den Sicherheitskräften des Hotels und des CEO selbst. Das einzige Vertraute, dass Tea in diesen Augenblicken spürte, war Kaibas warme Hand, die kraftvoll und sicher ihre Hand festhielt und schweigend versprach sie sicher ans Ziel zu bringen. Das Blitzlichtgewitter ließ nicht lange auf sich warten. Zwischen den Bodyguards und Sicherheitsleuten, die den Reporter am Näherkommen hindern sollten, erschienen zahlreiche Kameras, die hektisch fotografierten, was sie in ihre Objektive bekamen, Hauptsache sie hatten irgendwas zum Veröffentlichen. Denn dieses Ereignis würde sich verkaufen! Im Veranstaltungssaal waren bereits wichtige Akteure der Geschäftswelt versammelt, dennoch sah die Menge sehr bunt und sehr entspannt aus, anders als man von neunzehn Aufsichtsratsmitgliedern und fünf Vorständen erwarten würde. Möglicherweise lag es an den literweise strömenden hochwertigen alkoholischen Getränken, möglicherweise an den Ehegattinnen, die schick und glamourös bekleidet waren. Als Kaiba mit Tea in den Raum hineintrat, sank der Geräuschpegel um einiges und wurde zum leisen flüstern. Kaiba begrüßte die nahe stehenden Personen und stellte seine Frau vor. Die Blicke konzentrierten sich auf Tea, die unter den Augen der Zuschauer noch nervöser wurde als sie schon war. Irgendwas in den Blicken der Damen und Herrschaften gefiel ihr nicht und machte die Situation nicht leichter. Sie war entspannter damals, als sie zum ersten Mal vor einer Bühne stehen musste, als jetzt. Als Kaiba sich mit einigen seiner Executive Officers und Boardmitgliedern unterhielt, entfernte sich Tea allmählich von der Gruppe. Sie verstand nicht viel vom Geschäftsleben, von einem Weltkonzern wie Kaiba Corp noch weniger. Kaiba verwandelte sich zum strengen und distanzierten Geschäftsmann, sobald er anfing sich mit seinen Mitarbeitern zu unterhalten, und an diesem Abend war wohl irgendein wichtiges Thema vorhanden, was zu diskutieren war. Tea schaute sich deshalb lieber im Raum um, ein riesiger Saal mit großen Fenstern und bodenlangen Vorhängen. An den Wänden waren kleine Leuchter befestigt, die ein mildes, warmes Licht verstreuten. In der Mitte hing ein Kronleuchter, die dem Raum etwas zauberhaft-märchenhaftes verlieh. Überall waren runde Tische aufgestellt, die bedeckt waren mit edelstem Geschirr und Besteck, mit den feinsten Wein- und Wassergläsern. Einer der Tische war größer als die anderen, dort waren auch mehr Stühle vorhanden, zehn insgesamt, Tea vermutete, dass dieser Tisch für den Vorstand war, denn es gab inklusive Kaiba fünf Vorstandsmitglieder mit jeweils einem Ehepartner. Vor diesem Tisch war eine kleine Bühne mit einem Pult und Mikrofon aufgebaut und an der Wand dahinter sollte eine Präsentation gezeigt werden. In dem Bild der Umgebung vertieft, bemerkte Tea erst nach einigen Sekunden, dass sich vier Damen ihr genähert hatten und sie mit interessiertem und skeptischem Blick anschauten. Tea drehte sich zu ihnen und lächelte sie an. „Guten Abend“, sagte sie. Die Damen erwiderten den Gruß und lächelten ebenfalls. Sie konnte sich vorstellten, dass sie die Ehefrauen von den Vorstandsmitgliedern sein könnten, alle Ende Vierzig, und von der High Society von Domino und sogar des ganzen Landes, schick angezogen, mit einer arroganten Manier. „Sie sind also die Ehefrau von Mr. Kaiba? Na sieh mal an! Wir waren sehr überrascht, als wir von Ihrer Heirat mit Mr. Kaiba gehört hatten, und noch überraschter, dass wir bei einem solchen Ereignis nicht eingeladen wurden“, sagte die Ehefrau des Vorstandes für Entwicklung, eine mollige Frau, die sich in eine Nummer zu kleine Abendrobe gesteckt hatte und die den letzten Satz mit vorwurfsvoller Stimmer aussprach. „Oh ja, Sie müssen wissen Kindchen, dass wir wichtige Akteure in unserer Gesellschaft sind und dass unsere Präsenz und die unserer Ehegatten immer eine Ehre für die Gastgeber ist. Uns nicht einzuladen war eine große Beleidigung, meine Liebe, denn wir sind alte Aristokraten aus wichtigen Familien von Domino und nicht Hineingeheiratete wie manch einer…“, ergänzte eine andere Ehefrau. Die letzte Andeutung galt wohl Tea, denn die Dame musterte sie von oben nach unten. Tea wurde ein wenig blass um die Nase. Sie hätte eine solche Reaktion auf ihre Person nicht erwartet. Weder, dass man sie so begrüßt, noch, dass man ihr Vorwürfe macht, wen sie zu ihrer Hochzeit einladen sollte und wen nicht. Sie versuchte dennoch die Situation zu retten, indem sie den aufgebrachten Damen erklärte, dass sie eine kleine Hochzeit, mit engsten Familien und Freunden feiern wollten, und dass sie niemals irgendjemanden beleidigen wollten. Dies war nicht genug, jedenfalls, machten die Damen genauso weiter, wie vorher, beschrieben ihr hohes Ansehen, ihre Wichtigkeit und dass sie sehr viel in der Gesellschaft zu sagen hatten, und ihre Männer erst… Sie drängten Tea in die Enge, die sich weder rechtfertigen konnte und wollte, die aber auch nichts erwidern konnte. Ihr war es sehr unangenehm sich mit solchen Oberflächlichkeiten zu befassen und noch unangenehmer die Selbstdarstellung der Damen anzuhören, vor allem, weil sie damit auf sie herabschauten. Die Situation rettete die Präsenz von Seto Kaiba, der seine Frau aus dem Blick verloren hatte und sie nun unter der Gesellschaft der Executive- Ehefrauen gefunden hatte. Er kannte diese Damen zu gut und hatte, entgegen seinem Willen, mindestens zwei Mal im Jahr mit ihnen zu tun, wie jetzt bei der Jahresabschlussveranstaltung und an Weihnachten. Er kannte die snobistische Art dieser Menschen nur zu gut und hatte seit seiner Kindheit gelernt damit umzugehen, das heißt sie zu ignorieren, aber er wusste genau wie unangenehm dies auch nach so vielen Jahren Erfahrung sein könnte, vor allem für Tea, die aus einfachen Verhältnissen kam und ein einfaches Gemüt hatte. Er bemerkte ihre verlorene Lage und eilte zu ihr. „Verzeihung, aber ich müsste kurz mit meiner Frau sprechen. Die Veranstaltung beginnt gleich, wir sollten uns alle daher an unseren Tischen begeben.“, sagte Kaiba gewohnt mit seiner befehlenden Stimme, nahm Teas Arm und führte sie in eine Ecke des Raumes. Diese, noch immer unter dem unangenehmen Eindruck der Damen, etwas schockiert und etwas verwirrt, Blickte verloren zu Kaiba. Kaiba konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er wusste schon vorher, dass der Abend eine kleine Offenbarung für Tea werden würde, aber dass sie so reagieren würde, das war für ihn überraschend. Sie blickte ihn ungläubig an, als würde sie fragen, ob das wirklich ihr ernst war, ob das wirklich überall so ist. Kaiba strich mit einer Hand ihre Wange und hielt mit der anderen ihren Arm fest. „Keine Sorge, so schlimm wie heute wird es nicht mehr sein. Wir sollten aber an unserem Platz. Bald beginnt die Veranstaltung.“ Der Abend verlief genauso, wie er angefangen hatte. Trotz aller Bemühungen, konnte Tea die Blicke der anwesenden Männer und Frauen nicht ignorieren, obwohl sie sich an der Seite von Kaiba viel wohler fühlte und nicht von seiner Seite wich. Trotzdem bemerkte sie die lüsternen und durchdringenden Blicke einiger Männer und die verärgerten und irgendwie auch neidvollen Augen einiger Damen auf sie gerichtet, die sie bei jedem ihrer Bewegungen begleiteten und untereinander kommentierten. Sie wusste, dass sie einen Weg finden musste sie zu ignorieren, sonst würde sie irgendwann einmal ihre Ausgeglichenheit verlieren. Sie blickte zu Kaiba der nach seiner Begrüßungsrede der Präsentation, der Zahlen und Fakten über Kaiba Corp folgte. Er konnte alles ignorieren, wegstecken, als ginge ihn nichts an, obwohl er mehr in der Öffentlichkeit stand, obwohl er immer die Hauptrolle spielte, egal wo er auftauchte. War es deswegen, weil er der Chef des ganzen war? War es, weil er sich schon an solche Auftritte und den Hype um seine Person gewöhnt hatte? Oder war es, weil er nicht anders konnte, als sich zu distanzieren, kalt und verschlossen zu sein? Auf einmal verstand sie die Welt von Kaiba, auf einmal konnte sie seine Gefühle besser nachvollziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)