Wo dich dein Leben hinführt von tatosensei ================================================================================ Kapitel 5: Eindringling im Paradies ----------------------------------- Die Hochzeitsfeier in der Kaiba Villa war voll im Gange. Die versammelten Gäste feierten, als gäbe es keinen Morgen mehr, fasziniert von der prachtvollen Hochzeit, von dem bezaubernden Brautpaar, dem leckeren Essen und dem literweise fließendem Champagner.   Es amüsierten sich auch die frisch vermählten Seto Kaiba und Tea Gardner -  nun offiziell eine Kaiba -, die die Anspannung der Zeremonie und der ersten Beglückwünschungen hinter sich gelassen hatten. Ab und zu, als Teas Augen auf den CEO fielen, dachte sie an den Kuss zurück, den sie geteilt hatten, als der Pfarrer sie zur Mann und Frau erklärte. Sie hatte sich davor viele Gedanken über den Kuss gemacht. Wie würde er sich anfühlen, wie könnten sie es am besten hinkriegen, dass es nicht gekünstelt aussehen würde? Niemals hatte sie aber so einen intensiven, atemberaubenden und echten Kuss erwartet. Entgegen ihrer Vorstellung hatte Kaiba sehr sinnliche Lippen. Die Wärme und die Intensität, die sie sofort spürte, nachdem er sich angelehnt und seinen Arm um ihre Taille gelegt  hatte und mit einem leichten anziehen ihre Lippen gefangen nahm, raubten ihr den Atem. Sie war in diesem kleinen Augenblick hin und weg, bis er sich langsam von ihr wandte. Sie war sogar ein wenig enttäuscht, als dies geschah, riss sich aber zusammen, als sie das Klatschen und die Bravo-Rufe der Gäste wahrnahm. Jetzt, wo sie ihn wieder, ohne zu merken, anschaute, kam die Erinnerung an den Kuss zurück, welche eine leichte Röte an ihren Wangen zauberte. Unbeabsichtigt glitt sie mit ihren Fingern über ihre Lippen. Gott, konnte er gut küssen.   „Tea, ich bin begeistert von der Hochzeit, ich glaube, dass ist das Ereignis des Jahrhunderts“, sagte Mai mit einer berauschten Stimme, als sie mit einem Champagnerglas in der einen Hand und Joey Wheeler in der anderen in ihre Richtung kam, dort wo inzwischen auch Serenity mit Tristan Taylor und Yugi Muto versammelt waren.   „Und ich glaube, du solltest jetzt aufhören zu trinken, wenn du noch deine Würde behalten willst, Mai“, ärgerte sich Joey und versuchte vergeblich das Champagnerglas aus Mais Händen zu reißen, „Wir müssen irgendwann mal heil zu Hause ankommen.“   In dem Moment sah Joey so verzweifelt aus, dass es sogar lustig war, sodass  alle anfingen herzlich zu lachen.   „Apropos nach Hause gehen, wann macht ihr euch auf den Weg zu euren Flitterwochen? Ich dachte ihr wolltet direkt während der Feier fliegen“, fragte Serenity und schaute auf die Uhr.   „Ja  das haben wir immer noch vor“, Tea konnte ihren Satz nicht zu Ende bringen, da sie ihren frischgebackenen Ehemann in ihre Richtung kommen sah. Seto Kaiba erreichte die Gruppe und grüßte kurz die Anwesenden, entschuldigte sich, nahm Teas Arm und führte sie ein wenig weg von der Gruppe.   „Du solltest dich schon mal vorbereiten, in fünfzehn Minuten kommt der Hubschrauber und bringt uns zum Flughafen. Versuche so wenig Aufmerksamkeit zu erwecken, wie möglich. Ich warte auf dich oben, auf dem Dach“, sagte er mit einer sachlichen Stimme und verschwand zwischen den Gästen.   Fünfzehn Minuten hatte er ihr gegeben. War er verrückt geworden? Wie sollte sie es schaffen in fünfzehn Minuten das Kleid auszuziehen, sich umzuziehen und nach oben zu rennen? Sie müsste schnell handeln.   „Mai, Serenity, kommt mit, ich brauche eure Hilfe.“   Fünfzehn Minuten später stand sie auf dem Dach der Kaiba Villa in einem weißen knielangen Sommerkleid, auf den Schultern ein helles Jäckchen. Der Hubschrauber war flugbereit und machte unglaublichen Krach und Wind. Tea näherte sich dem Flugobjekt mit ihren Freunden, die sich noch unbedingt von ihr verabschieden wollten. Am Hubschrauber stand Kaiba mit Mokuba, der ebenfalls die letzten Minuten des Beisammenseins nicht verpassen wollte.   Tea umarmte ihre Freunde und lächelte sie an. Nie hätte sie gedacht, dass sie die erste in der Gang sein würde, die als erstes heiratete, wo doch die anderen schon mehrere Jahre zusammen waren. Sie drehte sich um und gab Mokuba einen leichten Kuss auf die Wange, nachdem sie ihm bat gut auf sich in dieser Zeit aufzupassen. Der Teenager wurde Rot, was sie zum Schmunzeln brachte. Dann nahm sie Kaibas ausgestreckte Hand und setzte sich in den Hubschrauber, welcher kurz danach mit lautem Krach und orkanartigem Wind davon flog.   Nach einem kurzen Flug kamen sie am Flughafen an, wo der Kaiba-Jet auf sie wartete. Ihr Ziel war das wunderschöne sonnige Griechenland, genauer genommen eine kleine Insel in Griechenland, welche sie nach sechzehn Stunden Flug erst erreichen würden.   Der Flug verlief ruhig. Tea schlief die ganze Zeit zurückgelehnt in ihrem gemütlichen Sitz. Ab und zu wachte sie auf und sah Kaiba ununterbrochen auf seinem Laptop arbeiten. Nur als die Stewardess etwas zu essen oder zu trinken brachte, legte er die Arbeit zur Seite. Nach einem halben Tag im Flugzeug kamen sie am Flughafen von Athen an, wo sie wieder mit einem Hubschrauber zu der kleinen Insel geflogen wurden. Es war Abenddämmerung, als sie ein großes weißes Haus mit blauen Türen und Fensterrahmen betraten. Dort wurden sie von einem sehr freundlichen Personal begrüßt, eine davon, die älteste Hausangestellte, brachte sie in eine Art Wohnzimmer und verpflegte sie mit frisch gepresstem Orangensaft und saftigen Früchten.   Teas Begeisterung hatte keine Grenzen. Sie lief zum Fenster und schaute hinaus auf das Meer. Obwohl es dämmerte und sie nicht viel mitbekam, war sie von diesem Ort bezaubert. Das Meer hatte schon vom Hubschrauber aus im Sonnenuntergang geleuchtet, das Haus, so weiß wie der Schnee, erhob sich aus dem Blau des Meeres und dem Grün der Umgebung. So musste wohl das Paradies aussehen.   „Wie ich sehe, bist du sichtlich begeistert von diesem Ort.“ Kaibas Worte brachten sie dazu sich umzudrehen und ihn in die Augen zu schauen.   „Ja, ich bin wirklich begeistert. So einen schönen Ort habe ich noch nie gesehen“, gab sie ehrlich zu und schaute zurück, „bestimmt ist der Ort sehr beliebt und es gibt sehr viele Touristen hier.“   „Es gibt hier keine Touristen“, antwortete ihr Kaiba, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Er sah, wie sie sich ungläubig umdrehte. „Die Insel gehört mir. Es sind nur wir zwei hier und die Angestellten.“ Ihr Blick zeigte Überraschung, was ihn sehr amüsierte. „Ich habe die Insel während der griechischen Finanzkriese gekauft“, fuhr er fort und näherte sich der kleinen Getränkebar, die in der Nähe von Tea in einer Kommode stand, „damit habe ich der griechischen Regierung einen Gefallen getan, und sie war eine sehr gute Investition.“   Tea schüttelte ihren Kopf. „Verstehe einer die Businessmen, ihr shoppt Immobilien und Inseln, wie wir Schuhe shoppen gehen. Das ist unglaublich.“   Kaiba grinste aufgrund ihres sehr treffenden Vergleichs und reichte ihr ein Glas mit Whiskey on Ice, den er inzwischen eingeschenkt hatte, und nahm einen Schluck von seinem eigenen Glas.   „Was ist das?“, fragte Tea, als sie das Glas bemerkte. „Whiskey, nimm ihn, er ist sehr gut.“ „Danke, aber, ich trinke keinen Alkohol“, wollte Tea protestieren, als er sie unterbrach.   „Du solltest aber anfangen, ihn zu trinken, in unseren Kreisen ist es üblich, dass man etwas trinkt. Außerdem müssen wir noch auf unsere Vermählung anstoßen. Hier nimm ihn, ich habe wenig eingeschenkt.“   Er gab ihr das Getränk und sie nahm es dieses Mal ohne Widerrede. Als sie einen kleinen Schluck nahm, musste sie ihre Augen verdrehen und Grimassen schneiden. Offensichtlich hatte er ihr nicht gefallen. Trotzdem bemühte sie sich nicht unhöflich zu wirken und trank vorsichtig weiter. Sie tranken auf sich, auf ihren gemeinsamen Plan, auf die Zukunft.   „Ich glaube, ich mache mich langsam auf den Weg ins Bett“, sagte Tea, als sie das nunmehr leere Glas auf den Tisch stellte, und gab ehrlich zu, dass sie nicht wusste, wo ihr Zimmer war. Kaiba nickte nur und drückte einen Knopf an der Wand. Wenige Sekunden später stand eine Hausangestellte am Türeingang und wartete auf seinen Befehl. „Begleite meine Frau ins Schlafzimmer, sie kennt sich im Haus nicht aus.“   Tea wünschte Kaiba eine gute Nacht und folgte der jungen Hausangestellten. Als sie die Zimmertür aufmachte, staunte sie nicht schlecht. Das Zimmer war in einem kleinen Vorraum und dem eigentliche Schlafzimmer geteilt. Es war stilvoll im hellenistischen Stil eingerichtet und gemütlich, mit vielen Kissen hier und da und langen weißen Vorhängen an den Fenstern. Das große Bett in der Mitte des Raumes war prachtvoll und war wohl eher was für die olympischen Götter, als Normalsterbliche wie sie. Überall an den Nachttischen, an der Kommode, in einer Ecke am Boden, waren große und kleine Kerzen angezündet, welche dem Zimmer ein romantisches Gefühl einhauchten. Sie brauchte das Licht nicht mehr anzuschalten um etwas zu sehen. Ihre Gedanken fixierten sich auf die zwei großen Koffer, die sie in der Ecke des Vorraumes bemerkt hatte, die offensichtlich bereits ausgepackt waren. Der eine Koffer gehörte Kaiba. Was hatte er hier in ihrem Zimmer zu suchen? Ein komisches Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. War das wegen dem Whiskey, den sie getrunken hatte, oder gab es einen Grund zur Beunruhigung?   In diesem Augenblick vernahm sie, wie jemand in das Zimmer trat und die Tür mit einem leisen Knall hinter sich schloss.   Sie wusste, dass es nur einer sein konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)