World's End von Puraido ================================================================================ Erzählungen ----------- Die allgemeine Freude war groß, als die Piraten bemerkten, dass ihr Kapitän aus dem Krankenhaus entlassen worden war, auch wenn sie ziemlich schnell bemerkten, dass Luffy noch immer ziemlich geschlaucht war. Chopper legte ihn auf eines der Betten und Tanya setzte sich neben ihn. Luffy brachte sich nach einiger Zeit allerdings auch in eine sitzende Position. Dexter setzte Maria ab und richtete sich dann wieder auf. Er wandte sich an die Piraten. „Nun, wir müssen etwas mit euch besprechen“, setzte er an. Er sah über die Gruppe und stellte fest, dass zum Glück alle da waren, er hasste es, Dinge zigmal erklären zu müssen. „Aber zuerst werde ich euch die Geschichte dieses Landes erzählen“, setzte Maria an. Dexter brachte ihr einen Stuhl, nachdem sie sich gesetzt hatte blickte sie wieder zu den Piraten. „Wie ihr sicherlich bereits wisst, war diese Insel früher Mal als Oasis bekannt. Die Menschen waren ihrer Zeit sehr weit voraus, sie bauten Gerätschaften, mit der der Rest der Welt nichts anfangen konnte. Gerätschaften, die den Untergang für unsere Insel bedeuten sollten“, sie atmete noch einmal durch, normalerweise erzählte sie nicht gerne aus dieser Zeit, es war einfach zu schrecklich. „Im Jahre 1311 war unsere Insel mit ihren Technologien ihrer Zeit geschätzte achthundert Jahre voraus, die klügsten Köpfe der Welt waren auf dieser Insel geboren wurden. Der durchschnittliche Intelligenzquotient lag weit über der Norm. Damals gab es noch die wahren Genies. Keiner konnte sich erklären, warum die Leute auf dieser Insel überdurchschnittlich intelligent waren, doch eigentlich war es auch egal. Sie waren eher damit beschäftigt, die Ressourcen des Landes auszubeuten, sie nahmen sich alles, was diese Insel zu bieten hatte und fertigten daraufhin ihre Waffen. Doch es kam wie es kommen musste. Zwei Parteien bildeten sich: Die einen, die sich stetig weiter entwickeln wollten und die anderen, die dagegen vorgingen, diejenigen, die die Ausbeutung der Insel, auf der wir ja schließlich alle lebten, stoppen wollte. Sie wollten den Wissenschaftlern klar machen, dass man Geld und Waffen nicht essen konnte. Diese Fraktion wurde schließlich von allen nur noch die Baummenschen genannt, da sie regelrechte Proteste gegen die Abholzung der Wälder und dergleichen unternahmen. Aber genützt hat es leider überhaupt nichts“, sie hielt kurz inne und schüttelte sichtlich frustriert den Kopf. „Diese Streitigkeiten dauerten fünf Jahre an. Es war gerade eine schwierige Zeit und die Machtverhältnisse waren derzeit so zerrüttet wie nie. Es gab einen Streit innerhalb der Waffen-Fraktion. Tja, und was kommt dabei raus, wenn zu mächtige Leute sich streiten und dazu noch ein ganzes Arsenal von Waffen besitzen? Genau, ein Krieg entbrennt. Es war ein einziger Tag, der das Schicksal dieser Insel besiegelte … eine Stunde, die die Bewohner der Insel an den Rand der Ausrottung trieb. Eine Stunde nur, die beinahe eine ganze Zivilisation auslöschte. Ich werde nie vergessen, wie die ersten Bomben auf die Stadt nieder regneten …“, ihre blassblauen Augen spiegelten Schmerz wider. Im Jahr 1316 Maria war gerade einmal zwölf Jahre alt, als jenes Unglück passierte. Dabei fing der Tag ganz normal an, wie jeder andere auch. Maria stand wie gewöhnlich um sechs Uhr auf und machte sich auf den Weg zur Schule. Sie verbrachte dort den halben Tag, spielte mit ihren Freundinnen, lernte und hatte Spaß. Doch plötzlich, mitten während des Unterrichts ging es los. Der Lehrer erstarrte für wenige Sekunden, als der ABC-Alarm startete, Maria wusste noch ganz genau, wie er erblasste. Sie selbst wusste nicht, was los war, doch plötzlich wurde es hektisch und Panik brach aus. Der Lehrer forderte sie alle auf, das Gebäude zu verlassen. Schon vor einigen Jahren hatte man unterirdische Bunker bauen lassen, nur für den Fall der Fälle und eigentlich waren sie dazu gedacht, falls es zum Krieg mit einer anderen Insel kommen sollte, doch nun war es soweit. Jeder auf der Insel wusste, wo sich diese Bunker befanden und jedem Kind wurde schon so früh wie möglich eingetrichtert, dass es auf jeden Fall zu einem der Bunker gehen sollte, falls so ein Alarm ertönte. So wies jetzt auch der Lehrer die Schüler an, sich zum nächstgelegenen Bunker zu begeben. Immer in Dreier-Gruppen liefen die Schüler nebeneinander her, sie mussten sich alle beeilen, denn es war ein wenig zu laufen, ehe man den Bunker erreichte. Noch dazu war alles ziemlich überfüllt, da plötzlich alle zu diesen Bunkern wollten. Maria wurde ständig hin und her geschubst, da sich nicht alle an die Regeln, sich ruhig und geordnet zu bewegen, hielten. Eigentlich ging es aber mit der Fortbewegung, es war halbwegs strukturiert, zumindest bis zu dem Augenblick, als in einigen Kilometern Entfernung die erste Atombombe einschlug. Als das passierte war die Panik groß. Maria war wie festgefroren, kalter Schweiß trat ihr aus jeder Pore. Die Druckwelle der Explosion traf sie ziemlich heftig, sie hatte jedoch Glück, dass sie weit genug weg war, sodass die Flammen sie nicht erreichten. Die meisten Schüler wurden von den Füßen gerissen, so auch Maria. Sie wurde gegen einen Mast geschleudert und blieb zuerst benommen liegen. Nur undeutlich bekam sie mit, wie jemand, der sich später als ihr Vater herausstellte, sie packte und mitzerrte. Dass sie zu diesem Zeitpunkt schon viel radioaktive Strahlung abbekommen hatte, wusste sie natürlich nicht. Es dauerte einige Minuten, ehe sie wieder bei Bewusstsein war. Ihr Vater schleifte sie hinter sich her. Er war körperlich nicht in der Lage, sie komplett hoch zu heben, da er ein Rückenleiden und einen tauben Arm hatte, doch er tat sein bestes, um seine Tochter zu retten. „Keine Sorge, mein Baby, wir schaffen das“, murmelte er immer wieder. Maria keuchte auf und versuchte angestrengt, selbstständig zu laufen. Es klappte nur müßig. „Komm, mein Schatz, wir müssen in die Bunker gelangen“, redete ihr Vater weiter. „Wir können es schaffen.“ Maria nickte. „Wo ist Mama?“, wollte sie wissen. – „Die ist bereits in den Bunkern. Komm, Schatz, wir gehen zu ihr“, immer schwerer ging der Atem ihres Vaters. Aber auch ihr eigener Atem ging kaum leichter. Der Schmerz in ihrem Kopf war qualvoll, doch daran durfte sie jetzt nicht denken. Noch immer liefen die Leute hektisch durcheinander, versuchten um jeden Preis den nächsten Bunker zu erreichen, versuchten um jeden Preis zu überleben. Doch … die nächsten Bomben fielen. Und es waren nicht länger nur die Bomben, nein, jetzt zogen auch die Bodentruppen los, um sich gegenseitig nieder zu metzeln. Soldaten schossen auf die Zivilisten, Schreie ertönten, Menschen fielen verwundet oder tot zu Boden. Die Soldaten schossen was das Zeug hielt. Projektile zischten durch die Luft und Maria wurde von einem Querschläger am Becken verletzt. Sie schrie auf, doch ihr Vater zog sie unermüdlich weiter. „Komm mit, mein Schatz, wir haben es gleich geschafft, nur noch ein bisschen“, sprach er ihr weiter zu. Maria zwang ihre Beine, sich weiter zu bewegen. Sie hatten es fast geschafft, sie konnte schon den Eingang zum Bunker erkennen, sie freute sich schon, endlich waren sie in Sicherheit, allerdings detonierte in diesem Moment eine Granate in etwa fünfzig Meter Entfernung. Die Wucht der Druckwelle riss sie wieder von den Füßen, es war viel heftiger als zuvor bei der Bombe, klar, hier war sie ja auch näher dran. Sie blieb zirka eine Minute liegen, ehe sie wieder das Bewusstsein erlangte. Ein Tinnitus erklang in ihren Ohren. Sie keuchte auf, als sie versuchte, sich aufzurichten. Augen und Mund weit aufgerissen suchte sie nach ihrem Vater, doch er war nicht neben ihr. Wo war er nur hin? Tränen quollen aus ihren Augenwinkeln, taub und vollkommen orientierungslos taumelte sie durch die Gegend, der Tinnitus schmerzte sehr. Ihr Gesicht war aufgeschürft, da sie über den Boden gerutscht war, es blutete stark, ihre Arme sahen kaum besser aus und auch ihre Schienbeine blieben nicht verschont. Über all, am ganzen Körper hatte sie Blessuren und Abschürfungen. Zudem tat ihr Bein unheimlich weh, ganz zu schweigen von ihrem Becken. Alles verschwamm immer wieder vor ihren Augen. Sie glaubte, ihr Herz in ihrem Kopf schlagen zu hören, es übertönte, neben dem Tinnitus alles andere. Die eine Hand an ihre Seite gelegt, die andere lose herunterbaumelnd schleppte sie sich irgendwo hin. Sie konnte nicht erkennen, wo sie gerade war. Allerdings konnte sie erkennen, dass die Umgebung rot war und es war kochend heiß. Feuer regnete vom Himmel. Zirka drei Minuten später tauchte das Gesicht eines Soldaten vor ihr auf, er brüllte ihr irgendetwas zu, doch sie sah ihn nur mit unfixiertem Blick an, ihr Kopf sackte nach hinten, da sie zu ihm aufsehen musste. Schließlich wurde sie gepackt und der Soldat warf sie sich über die Schulter. Er sprintete mit ihr zum Bunker. So schnell er konnte, hastete der Mann die Treppen hinunter, er musste es rechtzeitig schaffen, bevor sich die gewaltigen Türen für eine lange Zeit schlossen. Es würde knapp werden, die Türen waren bereits im Schließvorgang. Er legte einen Zahn zu, er musste dieses Kind beschützen. Er kannte es zwar nicht, aber es schien ihm wichtig. Unter Aufbietung all seiner Kräfte, wurde er noch ein wenig schneller. Schließlich sprang er, mitsamt Maria durch die halb geschlossene Tür hindurch. Traumatisiert saß Maria im Quarantäne-Raum des Bunkers. Viele konnten sich hier runter flüchten, bevor die erste Atombombe explodierte, doch diejenigen, die es nicht rechtzeitig geschafft hatten, waren von den anderen getrennt worden. Alle Bunker waren durch ein Tunnelsystem mit einander verbunden, weshalb man einen Bunker für die kontaminierten Leute einrichtete. Sie konnte noch immer nichts hören, sie fragte sich nicht, ob sie diese Fähigkeit jemals wieder erlangen würde, es war ihr egal, ganz egal. Ihr Vater war nicht hier gewesen und ihre Mutter auch nicht. Eine ganze Woche verging, ehe die Taubheit langsam verschwand und Maria wieder anfing zu hören. Es war noch immer nicht ganz klar, aber sie konnte verstehen, was man von ihr wollte. Die Zustände im Quarantäne-Bunker waren schlimm, Verletzte lagen hier zu Hauf und niemand kümmerte sich um sie. Die anderen fürchteten, sich ebenfalls mit der Strahlung anzustecken. Der Tod war auch Marias steter Begleiter, wenn ihre Wunden nicht bald versorgt wurden, dann würde auch sie sterben. Maria erwachte, jemand schrie. Qualvoll drang das Geräusch an ihre Ohren, ein weiterer, der im Sterben lag. Ihr Becken tat weh, die Wunde hatte sich entzündet, dennoch war keine Hilfe in Sicht, nicht für sie und auch nicht für jemanden sonst in diesem Teil des Bunkers. Dicht bei dicht saßen sie in einen der großen Bunker gedrängt, kaum Platz war vorhanden, es waren viel zu viele hier drin, die Bewegungsfreiheit ging gegen null. Maria saß neben einem jungen Mädchen, und einem Greis, doch dieser war in der vergangen Nacht an seinem eigenen Blut erstickt. Er hatte furchtbar geröchelt, niemand kam ihm zur Hilfe. Fünfzehn Tage saßen sie nun schon hier drinnen, die Nahrung wurde langsam knapp. Die anderen dürften Nahrung in Hülle und Fülle haben, sie hatten ihnen gerade so viel zum Leben gelassen, wie sie es für richtig hielten. Es war viel zu wenig. Die Hitze stand nur so in den Räumen, die Belüftung funktionierte seit drei Tagen nicht mehr richtig. Wenn nichts passierte, würden sie alle ersticken. Schweiß perlte von Marias Stirn, ihr schwarzes Haar war fettig, verfilzt und stand in alle Richtungen ab. Ihre braunen Augen waren glanzlos und ausgebrannt. Ihre Lippen waren vor Trockenheit aufgeplatzt. Ihre Haut war käsig und unrein geworden, noch dazu hatten sich die Wunden entzündet. Das Mädchen neben ihr hustete, Krankheiten breiteten sich schnell aus. Viele erlagen jetzt der Strahlung, doch wohin sollten sie mit den Toten? Wenn sie hier drinnen liegen blieben, dann würde das ihr aller Ende sein, schon jetzt war der Gestank bestialisch. Zwanzig Tage waren seit dem Anschlag nun vergangen. Maria wurde grob aus ihrem Schlaf gerissen. Ein alter Kerl packte sie am Arm und stieß sie vorwärts. Sie würden diesen Bunker öffnen, die Leichen mussten nach draußen und zwar sofort. Würgend wurden ihr die Leichen einiger Kinder in die Hand gedrückt, danach wurde sie zum Tor gestoßen. Zusammen mit allen, die noch halbwegs laufen konnten, wurde Maria nach draußen geschickt. Sie sollten die Leichen dort draußen entsorgen. Mit stolpernden Schritten erklomm Maria die einzelnen Treppenstufen. Ihre Beine waren schwach und sie musste aufpassen, dass sie nicht hinfiel. Sie wusste, dass man sie hier oben lassen würde, wenn man sie für zu schwach hielt. Es war Tag als sie aus dem Untergrund nach oben traten. Sonnenlicht blendete sie, im ersten Moment musste Maria die Augen zusammenkneifen. Sie traten ganz an die Oberfläche, Entsetzen breitete sich aus. Nichts war mehr übrig. Das, was einmal ihre Stadt gewesen war, war nur noch ein gigantisches Trümmerfeld. Maria schmiss die Leichen einfach hin. Sie wurde für einen Moment aus ihrer Apathie herausgerissen. Das war einmal ihr Zuhause! Jetzt war es nur noch ein Schlachtfeld. Alles war verbrannt, zerbrochen, einfach zerstört. „Die habgierigen Herzen der Menschen sind dafür verantwortlich“, hörte sie jemanden neben sich murmeln. „Wir wurden für unsere Sünden bestraft. Wir nahmen zu viel und gaben zu wenig, dass ist der Dank dafür“, der Mann ging auf die Knie und sein Blick war weiterhin geradeaus gerichtet. Maria stiegen Tränen in die Augen. Sie konnte das nicht ertragen, das erste Mal, nach einer gefühlten Ewigkeit war sie wieder an der frischen Luft – eine verstrahlte Luft – und dann sah sie das. Unglücklich setzte sie sich wieder in Bewegung. Sie wollte nach drinnen. Dort wo sie dieses Bild wieder vergessen konnte. Ein Monat verging, die Menschen starben noch immer, mittlerweile war nicht einmal mehr die Hälfte der Menschen übrig geblieben, die sie zu Beginn waren. Dennoch waren es weiterhin viel zu viele. Marias Verletzungen waren noch immer nicht geheilt, sie waren sogar noch schlimmer geworden. Langsam war sie am Ende ihrer Kräfte. Niemand glaubte mehr daran, dass dieser Quarantäne-Bunker es überstehen würde, doch eines Tages öffnete sich die Tür, die ihren Bunker, mit einem weiteren verband. Die Menschen glaubten es selbst kaum, als ein Arzt plötzlich bei ihnen im Raum stand. Dein Name war Doolan. Er war ein recht mürrischer Zeitgenosse, er blickte die Insassen an, als wären sie der letzte Abschaum. Maria konnte seinen hasserfüllten Blick auch auf sich spüren. Doch er behandelte sie alle. Auch wenn er nicht gerade nett zu ihnen war, er behandelte ihre Wunden. Eine Woche war er damit beschäftigt, die Verwundeten zu versorgen, als er jeden einzelnen behandelt hatte, verschwand er einfach wieder. Auch wenn die Menschen nicht wussten, was sie von ihm halten sollten, so waren sie ihm dankbar. Sechzig Tage waren vergangen. Maria ging es den Umständen entsprechend wieder gut. Mittlerweile hatten die Personen aus den anderen Bunkern angefangen, sie mit Nahrung zu versorgen. Die Luftzufuhr war auch repariert worden. Es gab einige Freiwillige, die sich dafür gemeldet hatten, obwohl das Risiko, selbst verstrahlt zu werden, enorm hoch war. Allerdings gab es den Leuten aus dem Quarantäne-Bunker wieder ein wenig Hoffnung und ein wenig Kraft. Es hielt sie am Leben, es sorgte dafür, dass sie noch immer um einen weiteren Tag ihres Lebens kämpften. Auch Maria hatte neue Kraft geschöpft. Einhundertzwanzig Tage später passierte etwas Sonderbares mit Marias Körper. Sie hatten nur sehr wenige Spiegel, deswegen konnte sie selbst nicht genau sagen, ob das schon länger so war, oder erst seit Kurzem. Ihre Haut am Rücken war ziemlich dunkel, fast schwarz geworden. Was hatte das zu bedeuten? Es waren keine Hämatome, so viel stand fest. Sie wusste nicht genau, wie sie damit umgehen sollte, und sie wusste nicht, ob noch jemand solch schwarze Flecken aufwies, weshalb sie ihre Haut lieber versteckte. Es machte sie nervös. Sie hatte bei einigen Toten ebenfalls schwarz verfärbte Haut gesehen. Was hatte das nur zu bedeuten. Ein Jahr nach der Katastrophe wurden die Zustände im Bunker wieder schlimmer. Langsam aber sicher breitete sich bei einigen eine neue Seuche aus. Genauso wie bei Maria färbte sich die Haut einiger Menschen dunkel. Die Leute wurden natürlich panisch und auch Doolan kam nicht mehr zu ihnen. Es gab niemanden, der ihnen hätte helfen können. Je weiter die Zeit voranschritt, desto panischer wurde Maria. Sie versteckte ihre Hände mittlerweile vor den anderen, denn sie waren ebenfalls schwarz geworden, zudem löste sich bereits an einigen Stellen die Haut ab. Ihr Rücken sah auch nicht besser aus. Mal abgesehen davon, dass sie generell schlimm aussah. Sie konnte kaum noch menschliche Züge in sich erkennen. Ihr Gesicht war eingefallen und die Wangenknochen stachen hervor. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen und die Lippen waren sehr schmal. Wenn sie ihr Shirt hochhob, dann konnte man jede einzelne Rippe zählen. Ihre Arme waren so dünn wie Stöckchen, ihre Beine ebenso. Ihre Haare waren leicht ergraut und sehr strähnig. Ihre Haut glänzte vor Schweiß und dem dünnen Fettfilm, auch wenn die Luftzufuhr wieder funktionierte, so war es doch konstant sehr warm im Bunker. Jahre vergingen, Maria wurde immer älter und obwohl sie eigentlich noch im Wachstum war, wuchs sie keinen Zentimeter. Sie war viel zu unterernährt, wog kaum noch zwanzig Kilogramm. Mittlerweile war die schwarze Haut vollkommen abgeblättert. Der Verwesungsprozess hatte begonnen. Mittlerweile hatte man herausgefunden, dass ein Gen-Defekt dafür verantwortlich war. Die Menschen starben durch die erhöhte Gamma-Strahlung nicht, sie veränderten sich. Ihre Haut schälte sich Stück für Stück ab, da die Durchblutung nicht mehr funktionierte. Als sich die Haut auch in Marias Gesicht langsam ablöste, war sie sehr erschrocken. Es tat am Anfang weh, danach war es einfach unschön anzusehen. Es ekelte sie an, sie fragte sich, warum gerade ihr das passierte. Auf den Namen Ghul kam man allerdings erst sehr viel später. Zuerst wurden sie einfach nur Zombies genannt, die noch gesunden Leute fanden das Aussehen ebenfalls abstoßend, sie wollten die Ghule nicht mehr bei sich haben. Sie kannten diese neue Lebensform nicht und sie machte ihnen auch Angst. Deshalb verstießen sie ihre einstigen Leidensgenossen. Je mehr Zeit verging, desto mehr gewöhnten sich die Menschen an ihre neue Erscheinung. Sie nannten sich schließlich Ghule, da sie nicht für Zombies gehalten werden wollten. Allerdings blieb das natürlich nicht aus. Eines Tages war es schließlich soweit, dass die normalen Menschen, die Ghule aus dem Bunker verbannten. Zum Glück war es dunkel, die Ghule hatten schnell festgestellt, dass sie grelles Licht eher weniger gut vertrugen. Die Ghule zogen also gemeinsam los um eine neue Heimat zu finden. Es waren mittlerweile fast zehn Jahre vergangen, seit jenem Vorfall. Viele Ghule kamen allerdings mit ihrer neuen Erscheinung nicht zurecht, weshalb sie sich teilweise sogar das Leben nahmen, doch diejenigen, die sich daran gewöhnt hatten, zogen immer weiter. Tagsüber suchten sie sich Verstecke und nachts wanderten sie. So erreichten sie eines Tages eine Stadt, später bekannt als Megaton, sie fanden die U-Bahn-Tunnel und empfanden die Dunkelheit als angenehm, weshalb sie fortan dort lebten. Sie nannten ihre Stadt Necropolis. Underworld City war zu dem Zeitpunkt noch nicht gegründet, obwohl schon viele Ghule in das ehemalige Untergrundmuseum zogen. Nach und nach kamen immer mehr Ghule, nicht nur in Marias Dorf war alles zerstört worden, wie sie von den anderen gesagt bekamen, sah die ganze Insel so aus. Viele Ghule waren aus den Bunkern vertrieben worden, weil die Menschen einfach Angst hatten. Gut einhundertvierzig Jahre lebten die Ghule in Necropolis in Ruhe und Frieden, auch wenn es ab und zu mal passierte, dass sie zu wilden Ghulen mutierten, so herrschte doch ruhe. Die Ghule lebten frei, denn die radioaktive Strahlung machte ihnen nichts aus. Die Menschen hingegen waren noch immer in ihren Bunkern eingesperrt. Doch einhundertfünfzig Jahre nach dem Krieg kamen auch die Menschen so langsam wieder aus ihren Bunkern hervor. Viele wurden allerdings Opfer der Radioaktivität. Die, die es überlebten bauten sich eine neue Zukunft auf, sie fingen wieder an, ihre Städte aufzubauen, mit allem, was sie noch auftreiben konnten. Sie zogen, wie die Ghule Jahrzehnte zuvor, durch das Land und schließlich kamen sie auch in Necropolis an. Die habgierigen Menschen wollten diese große, gut erhaltene Stadt natürlich für sich haben, doch die Ghule wehrten sich dagegen. Sie wurden schon einmal aus ihrer Heimat vertrieben, dass wollten sie jetzt nicht auf sich sitzen lassen. Bevor es jedoch wieder zu einem Krieg kommen konnte, den die Menschen zahlen- und kräftemäßig gewonnen hätten, denn die normalen Ghule waren nicht gerade sehr stark, erst wenn sie zu Wilden mutierten, bekamen sie bestialische Kräfte, beratschlagten sich das Oberhaupt der Ghule, Volker, und das Oberhaupt der Menschen, Brandon Lytte. Sie entschieden, dass die Menschen die ungenutzte, obere Hälfte von Necropolis bekamen und die Ghule den Untergrund behalten durften. Mit diesem Abkommen waren die beiden Parteien zu frieden. Die Menschen nannten ihre Stadt Megaton und die Ghule blieben weiterhin bei Necropolis, wobei die meisten Ghule sich in den Bezirk ‚Underworld City‘ zurückzogen. Necropolis war natürlich noch viel größer, als nur das unterirdische Museum, doch Underworld City war der größte Bereich davon. Und so blieb es bis in die Gegenwart. Allerdings näherten sich die Menschen und die Ghule langsam wieder an. So kam es zum Beispiel häufiger vor, dass Menschen ebenfalls nach Underworld City kamen, wenn zum Beispiel der Partner ghulifizierte. Oder aber einfach, weil ihnen die Ghule sympathischer waren als die Menschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)