Vampires and Humanity von Nisshoku (My Devil on the Bed) ================================================================================ Kapitel 13: The Change ---------------------- Als die Tür aufsprang, war ein Teil von uns eigentlich wieder fit. Jin hatten sie dauerhaft an einen Tropf legen müssen. Die Anomalie, dass er gegen sämtliche Einflüsse immun war, wirkte auch bei Medikamenten. Deshalb war er auch schnell wieder auf den Beinen, als das Mittel nicht mehr durch seine Adern zirkulierte. Als nächstes folgte Byou und kurz darauf Ruki und Reita. Sie waren alle angeschlagen, selbst ich hatte Kopfschmerzen aber das war absolut unwichtig. Ich verstand rein gar nichts mehr. Manabu war zurück, er lebte noch und...sorgte sich um Aoi? Er war sein Freund? Was war hier nur los? Gerade fehlten mir die passenden Puzzleteile um das Bild des großen Ganzen aufzudecken aber dazu fehlte uns gerade leider auch die Zeit. Soldaten betraten den Raum, verteilten sich und zielten mit ihren Waffen auf uns. Jeder hatte mehrere rote Punkte auf diversen Stellen seines Körpers, selbst Aoi und Uruha. Was ging hier nur vor sich? Allerdings erkannte man den Anführer dieser Truppe sofort. Vermutlich eben jener Vorgesetzte, vor dem sich Aoi so gefürchtet hatte. Ganz klassisch in Soldatenkluft, kurzem grauen Haar und stechend dunklen Augen, betrat er den Raum voller Abscheu und betrachtete jeden einzelnen in unserer Reihe. Schnalzend trat er näher, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, versprühte reine Arroganz. "Aoi, Aoi, Aoi.", tadelte er und blieb dann stehen. "Ich muss ehrlich zugeben, dass es mich wahrlich bestürzt, wie leicht wir uns haben an der Nase herum führen lassen. Du hast deine Rolle hervorragend gespielt. Der noch immer hassende Phoenix Soldat. Hätte ich gewusst, dass du einen kleinen Vampir vögelst, hätte ich dich noch auf der Stelle in deinem Haus, von dieser Schmach befreit. Naja und diese Abartigkeit sowieso.", deutete er abfällig in Manabus Richtung, der Aoi festhielt weil dieser wohl Anstalten machte, sich auf die Soldaten oder ihren Anführer zu stürzen. Dummer Mensch. Es waren bestimmt 20 Waffen auf uns gerichtet und wer wusste schon, wie viele noch in anderen Bereichen standen, getarnt und nur darauf wartend abdrücken zu dürfen. Ich konnte Rukis Mienenspiel verfolgen. Sein Bruder lebte noch und schlief ganz offensichtlich mit seinem Entführer. Ja, das löste auch in mir gemischte Gefühle aus. Davon durfte ich mich allerdings nicht ablenken lassen. Die Situation war ernst, mehr als das. "Was soll dieses kleine Theater hier überhaupt?", mischte ich mich nun ein und trat einen Schritt nach vorne. Natürlich ruckten sämtliche Waffen zu mir und ich konnte einen wahren Pool an roten Lasermarkierungen auf meiner Brust ausmachen. "Kai. Der letzte Urvampir. Ich muss gestehen, ich habe mich auf dieses Treffen gefreut wobei ich zugeben muss, dass du für einen Urvampir nicht sehr gefährlich aussiehst. Nun, ich weiß es ja zum Glück besser. Schließlich hast du meine Mannschaft in jener Nacht, vor zwei Jahren, ausgerottet. Wie dem auch sei...unser lieber Aoi hatte wohl die glorreiche Idee, euch vor mir zu verstecken. Das hat auch wirklich lange funktioniert. Ich bin umgeben von Inkompetenz, fürchterlich. Wir hätten euch schon lange finden können aber wenn die Suche manipuliert wird, gestaltet sich das natürlich schwierig. Andauernd gab es Falschmeldungen, die Suchparameter wurden verändert und all sowas. Langweiliger Kram. Naja, bis zuletzt. Uruha einzuschleusen war natürlich Aois Idee. So wie ich es verstanden habe, sah der Plan vor, euch gefangen zu nehmen aber in Sicherheit zu schaffen bevor ihr in meine Hände gelangt. Hat allerdings nicht geklappt." Mir fiel alles aus dem Gesicht. Konnte ich auf die Wahrheit in seinen Worten vertrauen? Hatten Aoi und Uruha dieses Spiel gespielt um uns zu beschützen? "Bullshit. Das klingt nicht nach Jägern der Phoenix, das klingt danach, als ob du definitiv zu viele Sience-Fiction-Filme gesehen hättest. Aoi wollte sogar seinen eigenen Bruder töten, also wieso sollte er sich diese Mühe machen? So wie ich das sehe, ist es auch absolut irrelevant. Wir haben hier wohl ein anderes Problem. Wir werden uns nicht ergeben und ihr werdet uns nicht gehen lassen. Was machen wir also mit dieser Ausgangssituation?" Der Anführer lachte nur. "Oh es gibt keine Verhandlungen, keine Deals. Eigentlich brauche ich auch nur dich. Der Rest ist mir egal. Ich hätte sie einfach ausgeschaltet aber Aoi hat insistiert und so gute Argumente für ihre Festnahme ausgearbeitet, dass er mich überzeugen konnte. Allerdings liegt der Fall nun anders. Ich habe kein Interesse mehr an ihnen, nur an dir. Wobei...lass uns ein Spiel daraus machen. Dich ausgenommen, seid ihr zu siebt. Das ist schon mal einer zu viel. Die kleine Hure muss weg, sie ist sowieso unwichtig und nicht von Bedeutung." Meine Augen weiteten sich als ich verstand, wen er meinte und auf wen der Soldat zielte, schlussendlich auch abdrückte. Es ging viel zu schnell, selbst für die Reaktionen eines Vampirs. Ehe ich verstand, was passierte, hallte der Klang eines Schusses durch die Halle und ein Körper glitt zu Boden, gefolgt von dem Geruch nach Blut. Jedoch blieb es nicht bei diesem einzigen Schuss. Eine ganze Reihe an Schüssen wurde abgefeuert. Doch anstatt uns anzugreifen, fielen die Gegner reihenweise zu Boden bis nur noch der Kopf der Organisation übrig war. Mein Blick glitt zu den Männern, die aus sämtlichen Winkeln kamen, sogar von der Decke - nationale Task Forces. Doch woher kamen die ganzen Leute? Wer hatte sie gerufen? Mein Blick glitt wieder durch die Reihen und blieb an den beiden Personen hängen, die das alles nicht interessierte. Aoi POV Mein Chef war schon immer ein Arschloch gewesen. Sadistisch, unberechenbar und eine wirkliche Plage. All das hatte auch ich einst verkörpert. Nun nicht mehr. Ich hatte mich in den Feind verliebt, in meinen eigenen Gefangenen und meine ganze Rasse verraten. So wie Jin. Falsche Entscheidungen lagen wohl in der Familie. Keuchend sah ich zu Manabu auf, dessen Tränen mir aufs Gesicht fielen, mich blinzeln ließen. Er versuchte verzweifelt das Blut aufzuhalten, das unaufhörlich aus meiner Wunde floss, egal wie fest er zudrückte. "Manabu...", hauchte ich kraftlos und lächelte doch. Ich wusste, dass mein Vorgesetzter ihn erschießen würde. Manabu war der Grund für meinen Verrat und darüber hinaus unnütz. Er hatte nie Kais Blut getrunken, war noch ein stinknormaler Vampir und konnte deshalb eliminiert werden. Der Grund weshalb ich mich noch im selben Augenblick vor meinen Freund geschoben und die Kugel abgefangen hatte, die zwar nicht mein Herz aber dafür eine wichtige Arterie getroffen hatte. Ich blutete stark, spürte meine Gliedmaßen schon nicht mal mehr und in meinem Kopf wurde alles schon ganz dumpf. Ich starb und der einzige Mann, den ich je geliebt hatte, weinte um mich. Es stand ihm nicht. "...sschh...nicht reden. Wir kriegen das hin, hörst du? Du wirst leben. Ja? Ich kann dich wandeln." Die Hoffnung in seiner Stimme versetzte mir einen Stich und mit letzter Kraft schüttelte ich den Kopf. "Nein...ich will kein Vampir sein...ich...", meine Worte wurden durch einen Schwall Blut gestoppt, den ich hustete. Oh super. Anscheinend reichte es nicht, dass ich bereits aus der Brust blutete. Rasselnd schnappte ich nach Luft, was Manabu umso lauter schluchzen ließ. "Das ist mir egal! Jin wollte auch nie ein Vampir sein und doch hat Byou ihn einfach dazu gemacht. Ich liebe dich Aoi. Bitte, du darfst nicht einfach sterben...", flehte er mich an und doch hallten nur die vier wichtigsten Worte in meinen Ohren nach. In all der Zeit hatte er mir nie gesagt, dass er mich liebte. Wir hatten kein Wort darüber verloren, so verkorkst waren wir wohl beide. Ich wollte etwas erwidern, kam aber nicht dazu als sich Kai in mein, sich stetig verkleinerndes, Sichtfeld schob. Seinen Blick konnte ich nicht lesen, so unergründlich waren seine dunklen Augen, die einfach nur meinen gefangen hielten. Er schien nachzudenken, abzuwägen ehe er seinen Ärmel hoch schob und sein Handgelenk entblößte. "Kai nicht!" Eine blasse Hand schlang sich um jenes Handgelenk und ich erkannte meinen Bruder, der ihn voller Furcht davon abhalten wollte, etwas dummes zu tun. Doch er entzog ihm seinen Arm, murmelte etwas, das ich nicht verstand und widmete sich wieder meiner sterbenden Gestalt. "Hör mir jetzt ganz genau zu. Es ist mir scheiß egal, ob du keiner von uns werden willst. Du hast mir einiges zu erklären und ich denke du bist dir dessen bewusst, was du mir angetan hast." Mein Blick glitt zu Uruha, der etwas entfernt stand, fest gefroren und unfähig etwas zu tun bevor ich wieder zu Kai sah, zustimmend blinzelte. "Ich werde dir mein Blut geben, dich zu meinem Kind machen. Solltest du nicht stark genug sein und deinen Verstand verlieren, erlöse ich dich mit Vorliebe von deiner irdischen Existenz. Sollte dies aber nicht der Fall sein, wirst du dieses Geschenk annehmen...für ihn. Du wirst dafür sorgen, deine Schuld abzuleisten, wie das auch immer aussehen mag. Das ist meine Entscheidung." Daraufhin biss sich der Urvampir in sein Handgelenk, öffnete eine Wunde, die er mir auf die geöffneten Lippen presste. "Trink oder stirb. Deine Entscheidung.", offerierte er mir kalt und nach einem weiteren Blick in Manabus ängstliches Gesicht, beschloss ich zu trinken. Ich wusste nicht, ob er Angst davor hatte, dass mich Kais Blut verrückt werden ließ oder dass ich starb. Vermutlich beides. Jedoch klang es nach einem fairen Angebot weshalb ich einfach nachgab und an der Wunde saugte, das Blut trank, das mir dargereicht wurde. Zunächst schmeckte es metallisch, so wie Blut eben schmeckte bis es ein ungeahntes Kribbeln in mir auslöste, mich keuchen ließ und neue Lebensgeister in mir weckte. Ich packte sein Handgelenk, öffnete meine Augen und trank gierig weiter bis er mir den Zugang verwehrte. Die Wunde schloss sich noch in der Sekunde, als meine Lippen sie verließen und nach einer weiteren suchte mich ein, nie zuvor gekannter, Schmerz heim. Alles um mich herum verschwamm, die Stimme meines Freundes wurde leiser und leiser bis auch sie verschwand. Ich versank in der unendlichen Dunkelheit des Wandlungsprozesses. Der Schmerz war vorüber, zumindest spürte ich ihn nicht mehr. Es war fast so, als hätte sich meine Seele gelöst, ihre körperliche Hülle verlassen und schwebte nun in der unendliche Schwärze von Raum und Zeit bis ich Bilder sah, Erinnerungen, die nicht meine waren. Ich erkannte das Kind und seinen Weg, seine Erlebnisse durch die Zeit. Kai. Ich sah seine Geschichte voller Einsamkeit und einem unstillbaren Hunger nach menschlichem Blut. Ich sah Hakuei und die Hoffnung auf ein normales Leben, soweit das möglich war. Die Schuld erdrückte mich wortwörtlich, presste mich in einen freien Fall, dessen Ende nicht abzusehen war bis ich aufschlug. Ich befand mich in einer Art Arena, gesäumt von diversen hölzernen Türen, die allesamt verschlossen schienen. Zumindest solange bis sich eine öffnete. Das war es also, was Kai gemeint hatte. Ich verstand es nun. Während des Wandlungsprozesses entschied sich, ob ich meine Dämonen besiegen konnte oder ihnen unterlag und auf ewig den Verstand verlor. Zunächst war es nicht schwierig. Meine 'Gegner' entsprangen allesamt einer Vergangenheit, die nicht mir gehörte. Ich kannte die Personen nicht, weshalb mir der Kampf nicht schwer fiel bis zu dem Moment als sich die letzte Tür öffnete und zwei Personen herauskamen, die sich als meine Eltern entpuppten. Ich erstarrte als sie auf mich zukamen, Blut befleckt, mich voller Abscheu anblickend. Sie sagten nichts und doch konnte ich ihre Stimmen hören, die meinen Geist vergifteten. Sie gaben mir die Schuld an ihrem Tod. Ich hatte geschworen ihren Tod zu rächen, die Vampire auszulöschen und nun befand ich mich im Wandel um zu diesem Feind zu werden. Ihre Worte erdrückten mich, machten mich klein und ich sank auf die Knie, hielt mir die Hände auf die Ohren. Du hast uns getötet Aoi. Sieh es dir an! Ich hob den Kopf und konnte zusehen, wie ich selbst am Hals meiner Mutter hing, ihr die Kehle aufriss und mich an ihrem Blut labte. Nein! So war das nicht gewesen, so würde es niemals sein. Ich schrie, schüttelte den Kopf bis ich plötzlich wieder stand und meinen Vater direkt vor mir hatte. Er hielt ein Jagdmesser in der Hand. Solche waren Teil meiner Ausrüstung. Er griff nach meiner Hand, legte den Griff hinein und drehte die Klinge so, dass sie direkt auf mein Herz deutete. Tu es und erlöse dich. Mach uns Stolz Aoi. Komm zu uns. Meine Hand zitterte als ich auf sie hinab blickte. Ich sollte sie Stolz machen. Ich musste meine Schuld doch ableisten. Immerhin hatte ich ihnen geschworen sie zu rächen. Ich wollte bei ihnen sein, das wollte ich wirklich und doch...etwas hielt mich davon ab. Mein Blick glitt zu meinem eigenen Handgelenk. Mein Ärmel war ein wenig hinauf gerutscht, entblößte mein Handgelenk an dem ich ein Armband entdeckte, das aus kleinen schwarzen Kugeln bestand, die ihm schwachen Licht glitzerten. Ich konnte mich nicht davon lösen, es hielt mich einfach gefangen während mein Vater immer weiter auf mich einredete aber ich hörte ihn gar nicht mehr. Ich sah den Grund weshalb ich es nicht konnte. Es gab jemanden, der auf mich wartete. Jemanden, der mich liebte und mich brauchte. Ich hatte eine Schuld zu begleichen aber nicht gegenüber meinen Eltern. "Manabu...", hauchte ich, drehte das Messer in meiner Hand und stieß es meinem Vater ins Herz. "Es tut mir leid...ich kann nicht bei euch sein...vergebt mir...", schluchzte ich leise und öffnete meine Augen. Die Schemen meiner Eltern verschwanden, auch das Messer. Die ganze Arena begann zu zerfallen bevor sich der Boden auftat und mich verschluckte. Wieder fiel ich in die schwarze Leere, versuchte nicht mich dagegen zu wehren und ließ es geschehen. Als ich das nächste und letzte Mal aufprallte, öffnete ich schlagartig meine Augen, tat einen tiefen lauten Atemzug, setzte mich dabei auf und fasste mir an die Brust. Doch das erste, was ich erblickte, war keine neue Arena sondern zwei blassviolette Augen, die so unglaublich schön waren, wie nichts, was ich je zuvor erblickt hatte. "Manabu." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)