Vampires and Humanity von Nisshoku (My Devil on the Bed) ================================================================================ Kapitel 4: Tension ------------------ Einige Stunden später, ungefähr um dieselbe Zeit wie immer, erwachte ich langsam aus meinem tiefen Schlaf. Ich beschloss meine Augen noch nicht zu öffnen, sondern einfach noch etwas liegen zu bleiben. So richtig wach war ich eh noch nicht und darüberhinaus war es gerade so wunderbar kuschelig unter der Decke und der Geruch, der meine Nase umgarnte, lud sowieso dazu ein, noch länger liegen zu bleiben. Hatte ich mein Waschmittel gewechselt? Nein, eigentlich nicht. Hin und wieder tauschte ich den Weichspüler aus aber den nutzte ich eh nicht allzu häufig. Der Geruch störte, auf Dauer, einfach die empfindliche Nase eines Vampirs. Dennoch roch es hier einfach himmlisch weshalb ich einfach beschloss nicht weiter darüber nachzudenken sondern mich wohlig seufzend tiefer ins Kissen zu kuscheln. Ich wollte gerade wieder abdriften, da spürte ich eine Berührung an meiner Hand. Was war das? Ich runzelte die Stirn und da war es. Ganz plötzlich bemerkte ich den anderen Herzschlag, der mir vorher irgendwie entgangen war. Ein leises Seufzen war zu hören weshalb ich schlagartig die Augen öffnete und einen honigblonden Hinterkopf entdeckte. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich einfach nur darauf, unfähig zu denken oder zu handeln. Nur langsam kehrte meine Erinnerung zurück und meine Panik verflog. Nein, ich hatte keinen Stalker und Uruha auch nicht mehr - dank mir. Ich schluckte und schloss für einen Moment die Augen um wieder runterzukommen. Verdammt. Er lag immer noch in meinem Arm und gottverdammt, er lag immer noch in meinem Bett. Doch das schlimmste war nicht mal, dass er immer noch hier lag sondern, was ich dabei empfand. Ich fühlte mich so unglaublich friedlich und ruhig. Es war als ob ich endlich Frieden gefunden hätte und das nur, weil er hier neben mir in meinem Arm lag. Ich öffnete die Augen und sah wieder zu ihm, runzelte erneut die Stirn und presste die Lippen aufeinander. Mir fiel noch etwas ein. Ich hatte nicht schlecht geträumt. Gewöhnliche Vampire träumten nicht, ich schon. Früher hatte ich immer von verschiedenen Abschnitten meines langen Lebens geträumt aber seit zwei Jahren träumte ich immer wieder denselben Traum. Er veränderte sich immer mal wieder aber der Sinn blieb derselbe. Jede Nacht träumte ich von Hakueis Verrat, spielte es immer wieder in diversen Szenarien durch, was es mir unmöglich machte, überhaupt erholsamen Schlaf zu finden. Nun war es anders. Ich hatte gar nicht geträumt. Nein. Ich hatte einfach geschlafen. So selig und friedlich wie ein Baby. Ich erinnerte mich ja nicht mal daran überhaupt eingeschlafen zu sein. Leise seufzend stützte ich mich vorsichtig auf meinen anderen Arm, bewegte mich so wenig wie möglich um ihn nicht zu wecken. Eigentlich wollte ich aufstehen aber mein Körper hatte andere Pläne. Ich schob mich weiter über seinen Körper, der sich plötzlich bewegte, was mich erschrocken innehalten ließ. Uruha drehte sich auf den Bauch, schmatzte kurz wirklich süß und schlief weiter. Erst als sich alles wieder beruhigte führte ich meine Bewegung fort, griff nach seinen Strähnen und schob sie beiseite, damit ich in sein Gesicht sehen konnte. Ich lag quasi auf ihm, stemmte mein Gewicht aber überwiegend mit den Armen, damit er nicht aufwachte während ich, wie ein Aasgeier, über ihm lungerte. Ich betrachtete seine entspannten Züge, die schönen geschwungenen Lippen, die leicht geöffnet waren, die feine Nase, die geschlossenen Mandelaugen und der kleine dunkle Ansatz, der sich unterhalb der blonden Mähne bildete. Langsam beugte ich mich weiter zu ihm runter, ließ meine Nase sachte über seine Schulter gleiten und schloss die Augen, als ich seinen Duft ganz bewusst einatmete. Es war so, als raste er durch jede Zelle, ließ sie leuchten und gleichzeitig prägten sie sich auf ihn. Ich verstand es nicht. Was machte ihn so besonders? Wieso jetzt? Ich hatte nicht das Gefühl, mich ihm überhaupt entziehen zu können und genau das war der Punkt, der mir so dermaßen missfiel. Ich hatte schon mal meine Macht aus den Händen gegeben und was war passiert? Man hatte mich verraten und verkauft. Liebe war etwas für die Schwachen und ich wollte nie wieder schwach sein aber bei Uruha hatte ich die Befürchtung, dass ich es werden würde und selbst wenn nicht, dann würde er zu meiner neuen Schwachstelle werden. Wenn mir jemand schaden wollte, würde er immer meinen wunden Punkt darstellen. Das hier durfte einfach nicht sein, auch wenn es sich so gut anfühlte. Ich bemerkte nicht, dass mein Gast wach war und mich aus leicht geöffneten Augen beobachtete, wie ich meine Nase gegen seine Haut drückte. "Dir scheint zu gefallen, was du da riechst...das hoffe ich zumindest...", sprach er mit verschlafener aber amüsierter Stimme. Ich erstarrte sofort zur Salzsäule. Oh nein. Nein! Nein! Nein! Er war wach und hatte mich erwischt. Scheiße. Was machte ich denn jetzt? "Das braucht dir nicht peinlich zu sein...", fügte er noch an und ich öffnete die Augen, sah ihn aber nicht an sondern ging sofort von ihm runter, rollte zur Seite und sprang förmlich aus dem Bett. Scheiße war mir das unangenehm. Ich rieb mir über's Gesicht und durch die Haare, hörte das Rascheln der Bettwäsche. "Och Kai...jetzt sei doch nicht so...ist doch nicht schlimm. Du scheinst meinen Geruch zu mögen. Ist wohl das Mindeste, das ich dir geben kann um dir für letzte Nacht zu danken." Mögen war untertrieben. Er hatte keine Ahnung, was sein Geruch in mir auslöste und dabei würde es auch bleiben. "Ich brauche keine Gegenleistung.", erwiderte ich kurz angebunden. Ich kam mir wie ein absoluter Frischling vor, der keine Ahnung hatte, was er nun zu tun hatte. In meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken herum und gleichzeitig auch keiner. Es war beängstigend schon wieder so hilflos zu sein. Ich wollte das nicht und doch nutzte Uruha diesen Moment, erhob sich und trat vor mich, legte seine warmen Hände an meine Arme und strich sie hinauf bis sie mein Gesicht umrahmten. "Warum wehrst du dich so dagegen? Ich weiß, dass du es spüren kannst, diese Anziehung zwischen uns." Sein Blick war ehrlich fragend. Nichts an ihm deutete gerade Ironie oder Spaß an. Er wollte eine ehrliche Antwort darauf, die ich ihm nicht geben würde. Ich sah zur Seite und presste die Lippen aufeinander ehe ich tief durchatmete, ihm wieder in die schönen dunklen Mandelaugen sah. Sie verlangten noch immer eine Antwort. "Das geht dich nichts an und da ist keine Anziehung. Ich weiß nicht, was du dir da einbildest aber...da ist nichts und da wird auch nie etwas sein Uruha. Ja, ich habe dir geholfen, dich auch gerettet aber...das hat nichts zu bedeuten. Du solltest dich nicht in etwas hineinsteigern, das so nicht existiert." Gott, was war ich doch für ein Arschloch aber meine Angst, erneut hintergangen zu werden, nahm mich einfach so sehr ein, dass ich ihn von mir stieß, egal wie gut mir seine Anwesenheit tat. Kurz konnte ich den Anflug von Schmerz in seinen Augen lesen, bis diese wieder weich wurden und er sachte lächelte. "Wenn das so ist...", warf er ein und bevor ich es hatte kommen sehen, lagen seine Lippen auf meinen. Er hielt mich im Nacken bei sich aber ich konnte mich gerade eh nicht bewegen. Warme, weiche Lippen verlangten nach meinen, nippten an ihrem Gegenstück und ich wurde weich. Mein ganzer Widerstand brach einfach so zusammen. Ich gab nach, erwiderte den Kuss und erlaubte mir diesen einen Moment der Schwäche, den ich sicherlich tierisch bereuen würde. Meine Arme schlangen sich um den schmalen Körper, drückten ihn an meinen während sich unsere Lippen so zärtlich kosten, dass es mir fast den Verstand raubte. Ja, nur fast. Irgendwann schaltete sich der Teufel ein, klopfte an und fragte mich, was ich hier eigentlich tat. So viel zu dem Vorsatz, ihn nicht an mich ranzulassen. Ich öffnete die Augen, löste den Kuss und schob ihn von mir, schüttelte den Kopf und brachte erst mal ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen uns. Ich konnte seine Verwirrung riechen, hob aber eine Hand als ich hörte, dass er näher kommen wollte. "Nicht...komm nicht näher...bitte. Es ist besser, wenn du jetzt gehst...du...du musst heute Abend nicht zur Arbeit kommen. Komm wieder wenn du fit bist." Es war erstaunlich wie weh es mir selbst tat, das auszusprechen. Ich war schon wirklich verkorkst aber ich ertrug das gerade nicht, kam nicht klar. Meine Welt drehte sich viel zu schnell und niemand war da um sie anzuhalten. Ich kannte nur den Rückzug und den trat ich nun an, verließ schnellen Schrittes das Schlafzimmer und ging ins Bad. Dort lagen Uruhas Sachen. Ich hatte sie noch in der Nacht in den Trockner geworfen, aus dem ich sie nun holte und darauf ablegte. "Deine Sachen sind im Bad.", rief ich aus dem Flur und ging ins Wohnzimmer. Unruhig lief ich auf und ab, fuhr mir immer wieder durch die Haare und seufzte tief. Ich verließ den Raum erst, als ich die Tür des Badezimmers hörte und ging ins Schlafzimmer. Sein Duft erschlug mich förmlich, als ich eintrat. Für einen Moment musste ich innehalten, bis ich meinen Weg zum Kleiderschrank fortsetzen konnte. Ich holte mir schnell ein paar frische Klamotten heraus und zog sie über bevor ich die Fenster aufriss. Gerade ertrug ich meine eigene Wohnung nicht und wäre am liebsten gegangen aber noch war Uruha hier, also hieß es bleiben. Ich verließ das Schlafzimmer und wanderte zurück ins Wohnzimmer zum Balkon, öffnete die Tür und trat hinaus. Der Himmel war wolkenverhangen und passte perfekt zu meiner Stimmung. Seufzend stützte ich mich auf das Geländer und sah in die Ferne. Ich hätte ihn nie hier her bringen dürfen. Nun rächte sich das alles und das schlimmste war, dass ich es vorhergesehen hatte. Ich hatte all das hier gesehen und trotzdem war es geschehen, weil ich es nicht aufgehalten hatte. Dumm, ich war einfach nur so dumm. Jedoch dauerte es nicht lange, da hörte ich seinen schnellen Herzschlag, der näher kam. Doch er tat gut daran, im Türrahmen stehen zu bleiben. Ich wollte ihm nicht weh tun aber Nähe war gerade nichts, das ich ertrug. "Ich...ich komme heute Abend zur Arbeit. Es geht mir ja gut und...danke für deine Hilfe. Ich lasse dich dann mal alleine." Seine Niedergeschlagenheit machte mir das Herz schwer und doch nickte ich nur. "Ist gut.", erwiderte ich knapp und spürte noch für einen Moment, wie sich seine Augen in meinen Rücken brannten bevor ich Schritte vernahm und er sich entfernte. Wenige Momente später fiel die Tür ins Schloss und ich sank tief seufzend auf den Sessel, stemmte meine Arme auf die Knie und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich hatte Scheiße gebaut und zwar richtig. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, schnappte ich mir meinen Laptop und benachrichtigte Ruki und Jin, fragte an ob sie eben Zeit für eine kleine Videokonferenz hatten. So war es leichter, als sie einzeln zu fragen, wann sie denn Zeit hatten und das dann zu koordinieren. Es dauerte auch nicht lang, da kamen beide online. Ich schickte ihnen eine Einladung, wartete darauf, dass angenommen wurde und nippte an meinem Whisky. Für einen Menschen war es noch viel zu früh für Alkohol aber das konnte mir ja egal sein. "Oh, du bist aber schon früh dabei.", hörte ich Rukis Stimme sagen, begleitet von einem zustimmenden Brummen seitens Reita. Ich hob eine Braue, ließ das Glas sinken und lächelte leicht, zuckte mit den Schultern. Dann nahm auch Jin an, der nach Byou rief oder mehr schrie. "Ups. Ich hab wohl zu früh angenommen.", lachte er verlegen und winkte allen zu. "Kein Ding. Wie geht's euch?", fragte ich in die Runde. "Gut gut, nur Byou treibt mich in den Wahnsinn aber das ist ja nichts neues.", zuckte der mittlerweile erblondete Vampir mit den Schultern als sein Partner auch endlich mal auftauchte. "Du liebst das doch an mir Babe.", lachte der Ältere und brachte mich zum Schmunzeln. Wie süß sie sich ankeiften aber man sah ihnen ihre Liebe an, auch wenn man glaubte, dass sie stritten. "Hey Kai, alles gut bei dir? Du siehst angeschlagen aus." Von allen drei Personen kam ein Zischen und sein Name wurde in einem ermahnenden Tonfall ausgesprochen. Jin gab ihm auch noch einen Klaps auf den Hinterkopf. "Ey was denn? Schaut ihn euch doch an. Er sieht voll fertig aus." Ich rieb mir über die Augen. Na ganz toll. "Ja, aber wir fallen nicht mit der Tür ins Haus du Holzkopf. Gott ey. Jin...bring dem Kerl doch mal Vernunft und Anstand bei.", bat Ruki genervt. "Vergiss es, da ist Hopfen und Malz verloren aber was solls...er hat ja recht aber weshalb wolltest du uns sprechen?" Ich sah wieder auf und lächelte leicht. "Naja wenn wir jetzt damit fertig sind, mein überarbeitetes Aussehen zu beurteilen...ich wollte euch einladen herzukommen. Es ist schon viel zu lange her, dass wir uns gesehen haben und ich finde, das sollten wir ändern." Stille. Die Paare sahen sich kurz, wie abgesprochen, an und nickten dann. "Klar, warum auch nicht? Ich könnte mal ein bisschen Urlaub vertragen. Ich komm im Labor gerade eh nicht weiter.", verkündete Jin worauf Byou nur zustimmend nickte. "Wir sind auch dabei. Wann soll die Party steigen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Am Wochenende? Dann kann ich noch eine Unterkunft für euch organisieren.", schlug ich vor und alle nickten. "Ja klingt gut. Lernen wir dann auch den neuen Menschen kennen?" Jins Grinsen wurde breit, bis er begriff, dass er das nicht hätte sagen sollen. Er schlug sich eine Hand vor den Mund worauf die anderen Drei ihn fragend ansahen bevor sie sich scheinbar mir zuwandten. Ich zog die Brauen zusammen und grummelte vor mich hin. "Kai es tut mir leid...das ist mir jetzt so rausgerutscht.", entschuldigte sich mein bester Freund aber ich konnte nur schnauben. "Jaja...", murrte ich und es war klar, dass sich da alle drauf stürzten wie die Aasgeier. "Menschen? Uhhh Kai...sag bloß du hast dir ein nettes Menschlein aufgerissen? Erzähl!", forderte Ruki mit funkelnden Augen. "Jin...warum tust du mir das an...das war privat...", seufzte ich enttäuscht und sah dann zu Ruki. "Nein hab ich nicht und da gibt es auch nichts zu erzählen. Ich habe nur einen neuen Mitarbeiter, der etwas schwierig ist. Mehr nicht.", log ich aber Ruki schien nicht zufrieden, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich mit diesem Blick an, der einem bedeutete, dass er gerne die Wahrheit hören würde und nicht irgendeinen Blödsinn. "Naja, so ganz stimmt das ja nicht...", murmelte Jin und ich hätte beinahe das Glas in meiner Hand zerbrochen. "Boah hältst du jetzt wohl mal die Klappe?! Dir kann man echt gar nichts mehr erzählen oder?" Jetzt wurde ich wütend, denn wenn ihm etwas rausgerutscht war, dann legte man eigentlich nicht noch nach, sondern hielt sich bedeckt. "Doch...oh man es tut mir leid, ehrlich aber du holst uns doch bestimmt auch zu dir, wegen ihm oder? Wir sind doch alle für dich da Kai." "Na jetzt lass doch mal Jin in Ruhe. Der klärt uns wenigstens mal auf, was man ja von dir nicht behaupten kann. Also? Ich höre." Ruki nahm Jin in Schutz und ich fühlte mich gerade enorm in die Ecke gedrängt. "Nicht jetzt okay? Von mir aus können wir drüber reden wenn ihr da seid aber gerade möchte ich diesbezüglich meine Ruhe. Könnt ihr damit leben?" Ich sprach eigentlich nur mit Ruki, der mir sonst eben keine Ruhe lassen würde und auch, wenn ich ihm ansah, dass es ihm nicht gefiel, stimmte er zu. "Na gut, wie du willst aber wenn wir da sind, will ich die ganze Story hören ja? Und keine Ausflüchte! Jin hat nämlich Recht, wir sind alle für dich da." Ich nickte ergeben. "Jaja ist ja gut. Am Wochenende, aber lasst mich jetzt damit in Ruhe. Wenn wir dann soweit alles geklärt haben, würde ich gerne Schluss machen und mich um den Rest kümmern. Ich geb euch dann Bescheid wegen der Unterkunft. Ich freu mich trotzdem, auch wenn ihr mir wegen der Sache sicher tierisch auf die Nerven gehen werdet.", lächelte ich schief aber Ruki grinste nur Stolz. "Wissen wir doch und wir freuen uns auch. Also dann bis Samstag.", verabschiedete sich Ruki zwinkernd und auch das andere Paar verließ, nach einem kurzen Abschied, die Videounterhaltung. Jin würde ich mir definitiv noch zur Brust nehmen. Das stand fest. Manabu POV "Aoi." Weckversuch 1 scheiterte. "Aoi! Hallo! Aufstehen!" Weckversuch 2 zeigte tatsächlich Wirkung. Na immerhin. Er brummte und drehte sich auf den Rücken, legte sich den Unterarm über die Augen und doch konnte ich sehen, dass er die Augen einen Spalt breit geöffnet hatte. "Aufstehen Herzchen, es wird Zeit.", lächelte ich so liebevoll ich konnte, nämlich gar nicht. Aoi seufzte tief, wobei es einem Knurren gleich kam. "Fick dich.", erwiderte er nur, was mich schmunzeln ließ. Ich rutschte zurück ins Bett, hing über ihm und zog ihm den Arm von den Augen. "Das hast du schon letzte Nacht übernommen und nun beweg deinen Arsch aus dem Bett. Ich hab keine Lust, dass du mich wieder anmachst, weil du spät dran bist.", hauchte ich ihm entgegen und musste grinsen, als er schmunzelte. "Du stehst doch drauf." Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Vielleicht aber das ändert nichts an der Tatsache. Du hast genug zu tun und dir bleiben noch genau...", ich warf einen Blick auf den Wecker "...37 Minuten um dich fertig zu machen." Das hatte gewirkt. Aois Lider öffnete sich schlagartig und der Schalk war aus seinem Gesicht gewichen. "WAS?!" Seine Stimme war viel zu schrill und tat mir in den Ohren weh, was ich mit einem Zischen kommentierte. "Warum hast du mich denn nicht früher geweckt. Och man Manabu...", zeterte er los, wie fast jeden Morgen. Seufzend ging ich beiseite und erhob mich, strich mir die Kleidung glatt und konnte meist mitsprechen was danach kam. "Ich komme wieder zu spät zur Arbeit - wegen dir! Du bist ein Vampir und schaffst es nicht mich aufzuwecken? Was ist nur los mit dir? Gott verdammt..." Ich wandte ihm den Rücken zu, verdrehte die Augen und sprach stumm mit. Jeden Morgen dasselbe. Er würde sich beruhigen. Spätestens nach einer Dusche und einem Kaffee, der bereits auf ihn wartete. Da huschte er auch schon an mir vorbei ins Bad und die Tür fiel knallend zu. Jaja. Ich schüttelte den Kopf und lief durch die dunkle Wohnung. Das Sonnenlicht bekam mir nicht so gut, weshalb alles verdunkelt blieb, bis es Nacht wurde. War zwar ätzend aber Aoi hatte sich daran gewöhnt. Wegen ihm war ich ja überhaupt erst hier. Nun, wenn ich es recht betrachtete hatte ich die erste Zeit in einem Keller verbracht, an die Wand gekettet und war gerade so am Leben gehalten worden. Wie sich die Zeiten doch änderten. Mein Weg führte mich in die Küche. Ich hatte gelernt Kaffee zu kochen der auch schmeckte genauso wie ein kleines Frühstück zuzubereiten, für das man kein Sternekoch sein musste. Eine Tasse stand bereit in die ich den gekochten Kaffee füllte und dann noch das Essen servierfertig machte. Kurz sah ich auf die Uhr und grinste, ging zum Waschbecken und schaltete das Wasser bis zum Anschlag an. Innerlich zählte ich runter. Drei. Zwei. Eins. Schrei. Bingo. Ich lachte leise und stellte das Wasser wieder ab. Aoi lag dem Vermieter seit Wochen in den Ohren, dass etwas mit unserer Wasserleitung oder dem Durchlauferhitzer nicht stimmte, dabei war das meine kleine persönliche Rache für sein Verhalten am Morgen. Es wirkte wahre Wunder. Jedes Mal. Während ich also mit einer Tasse Blutkaffee, ja es handelte sich dabei eher um Blut mit einem Schluck Kaffee als umgekehrt, darauf wartete, dass der Herr aus dem Bad kam, schaltete ich mal den Fernseher an. Ich langweilte mich tierisch über Tag, konnte ja nicht raus während Aoi zur Arbeit ging. Schließlich öffnete sich die Tür zum Badezimmer und er kam in Arbeitskluft in die Küche. "Dieses Badezimmer regt mich auf.", motzte er und ich kaschierte mein Grinsen mit meiner Tasse. "Wieso?", murmelte ich unschuldig und er sah mich an. "Ist schon wieder eiskalt geworden. Als ob das immer nur passiert, wenn ich unter der Scheiß Dusche stehe.", wetterte er weiter und nahm sich seine Tasse um einen Schluck des schwarzen Goldes zu trinken. "Stimmt, ist echt merkwürdig." Ja total. Er würde mich umbringen, wenn er das je erfuhr aber ich ließ mich ja nicht erwischen. "Wann kommst du heute?", fragte ich beiläufig während ich zum Fernseher sah. "Weiß noch nicht. Hab heute Abend noch eine Besprechung. Ich schreib dir." Ich nickte, gab einen verstehenden Laut von mir und seufzte tonlos. Wieder sah ich zur Uhr aber da hörte ich schon das Klirren vom Geschirr. Aoi war fertig und kurz darauf schlangen sich zwei starke Arme um mich und seine Lippen legten sich auf meinen Nacken, was mich doch leicht lächeln ließ. "Danke und tut mir leid." Ich drehte den Kopf ein wenig. "Was tut dir leid?" Er besserte sich. "Ich weiß, dass ich ein Morgenmuffel bin und dich zu unrecht anmache." Oha. Wir besserten uns wirklich. Vielleicht konnte ich ja doch bald die Notabkühlung sein lassen. Dann bekam auch der Vermieter endlich seine Ruhe. "Ich weiß, ich bin es gewohnt. Schon gut.", erwiderte ich und doch drehte er mich auf meinem Stuhl, sodass ich ihn ansehen musste. "Ich besser mich, versprochen." Ich nickte während er eine Hand in meinen Nacken legte und mich dann innig küsste. Leise seufzend erwiderte ich den Kuss, schmiegte mich an ihn bis er sich von mir löste. "So jetzt muss ich aber wirklich los.", lächelte er und strich mir über die Wange, löste sich gänzlich von mir und schnappte sich sein Zeug. "Dann bis später Zicke.", grinste er und ich konnte nur den Kopf schütteln. "Verpiss dich endlich Arschloch.", schmunzelte ich und hörte dann wie die Tür ins Schloss fiel. Amüsiert schnaubend drehte ich mich wieder rum und nahm einen Schluck aus meiner Tasse. So ein Idiot, aber er war mein Idiot und was sollte ich schon sagen? Es war nun mal unsere ganz spezielle Art uns zu sagen, dass wir uns lieben. Normal konnte doch jeder und normal war unsere Beziehung sowieso nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)