Glückspiraten von Anyi ================================================================================ Prolog: Prolog - Wie ein Traum ------------------------------ Prolog - Wie ein Traum Sie saßen im hohen Gras eng beieinander, ganz still und ruhig, spendeten sich gegenseitig ein wenig Wärme, während über ihnen der dunkle Nachthimmel sternenlos und in einem tiefen Schwarz erstrahlte. Nur der kräftige Schein des Mondes drang mäßig durch die dicke Wolkendecke und hauchte die beiden Kinder in sein nächtliches Licht. "Gibst du mir ein Versprechen, Sasuke?", hauchte der kleinere von beiden und rutschte näher an seinen Freund. "Ein Versprechen?", wiederholte Sasuke abwesend. Seine Stimme war zu leise und zu verträumt, weshalb sich der kleinere nun auf den Schoß des anderen setzte, um ihm leicht schmollenden entgegen zu sehen. Nur undeutlich, mit ganz viel Mühe konnte er die feinen Gesichtszüge erkennen, die vom fahlen Mondlicht angestrahlt wurden. "Ja, wenn wir groß sind, Sasuke", flüsterte er leise und lehnte sich an die Brust des anderen, nachdem er das leise, gemurmelte Zustimmen vernahm. Sasuke hörte ihm zu, lauschte aufmerksam seiner kindlichen Begeisterung. „Wenn wir groß sind, möchte ich Pirat sein und mit dir zusammen aufs Meer fahren“, beendete er leise, fast ein wenig sehnsüchtig. Sasuke registrierte es mit einem Lächeln, selig und ruhig, versunken in Gedanken. Ganz von selbst legten sich seine Arme und den Körper seines Freundes, der sich in die Umarmung kuschelte und diesen Moment sichtlich genoss. "Ja, wenn wir groß sind, werden wir die besten Piraten sein, die es je auf der Welt gegeben hat, versprochen", bestätigte er ihm schließlich mit verträumten Blick in die Ferne und streichelte ganz sanft über seinen Rücken. Sie waren noch jung. Gerade mal zehn Jahre alt. Lebten in einer unberechenbaren Welt, zwischen vielen Geheimnissen, Lügen und Verbrechen. Sie waren Kinder, einfach nur Kinder mit einem gemeinsamen Traum. In der Stille der Nacht hatten sie sich herausgeschlichen, aus einem verschlafenen Dorf, über die Rapsfelder und an den Mühlen vorbei durch dichte Pflanzenwelt, um sich hier an diesem Ort, ihrem geheimen Treffpunkt zu finden. Vor ihnen befand sich die steile Klippe, an der sich in stetigem Rauschen die Wellen brachen. Seit den letzten Tagen war die See unruhig, niemals spiegelglatt, wie sie es vor Monaten zum ersten Mal staunend erlebt hatten. Jetzt legte Sasuke seinen Kopf in den Nacken und sah hinauf in den Himmel, während sein Freund friedlich dem ruhigen Herzschlag lauschte. "Wollt ihr das wirklich?" Sasuke schreckte leicht zusammen, als er eine dunkle Stimme hinter sich vernahm. Unerwartet nah. Sogar Naruto, der noch immer selig in seinen Armen lag, hatte sich ungewollt erschrocken und angespannt. Der Schlaf glänzte noch in seinen blauen Augen, während er fragend zu dem anderen aufsah. Sie hatten niemanden bemerkt. Sie beide nicht. Waren zu sehr fasziniert um jemanden zu bemerken, der sich lautlos und unbemerkt heranschleichen würde. Ein Fremder, der gekommen war, um ihren Worten zu lauschen? Sasuke wandte langsam und bedacht seinen Kopf herum und drückte den Blonden beruhigend näher an sich. Im Schatten der schützenden Nacht erkannte er nur schemenhafte, verschleierte Umrisse. Eine dunkle Gestalt, die sich abseits der Wege bewegte, näher an die leicht beleuchtete Stelle heran, auf der die zwei Jungen saßen. Mit gesteigerter Nervosität sah der Schwarzhaarige zu, wie sich das Mondlicht näher an das fremde Gesicht wagte und als er das bekannte Grinsen sah, sickerte auch die die Erkenntnis über den Träger der angenehm dunklen Stimme in sein Bewusstsein. Zu lange hatte er ihn nicht mehr gesehen und so wäre ihm die amüsierte Stimmlage beinahe entgangen. Sasukes angespannte Haltung nahm mit einem Mal gänzlich ab, sodass sich auch Naruto wieder locker und vertrauensvoll an den warmen Körper schmiegte. "Itachi", rief Sasuke schließlich erfreut und winkte ihn lächelnd zu sich und Naruto heran. "Na kleiner Bruder, was plant ihr schon wieder für unsinnige Sachen?", fragte Itachi und wuschelte dem Blonden kurz begrüßend durch das wilde Haar, ehe er sich ebenfalls ins weiche Gras setzte. Über das missfallende Grummeln des Blonden schmunzelte er nur. "Unsere Zukunft", nuschelte Naruto als Antwort gegen die Brust seines Freundes, bevor Sasuke überhaupt darüber nachdenken konnte. Aber er hatte auch nichts anderes erwartet und würde sicherlich nichts mehr hinzufügen. Dafür mochte er es zu sehr, wenn Naruto zufrieden grinste und wie so oft in diesen schwärmerischen Vorstellungen versank. Es war nahezu ansteckend. "Soso...", amüsierte sich Itachi sowohl über das Gesagte, als auch über das Bild, welches die beiden Freunde abgaben. Es wirkte vertraut und innig – ein Bild, das er wohl so schnell nicht wieder vergessen würde. Für einen Moment verweilte sein Blick länger auf Sasuke, seinem kleinen Bruder, der besonnen durch blondes Haar streichelte und dabei lächelte, als gäbe es kein Leid draußen in der Welt, die er kannte und von der er schon viel zu viel gesehen hatte. Die Stille hier an diesem Ort war jedoch beruhigend. Lenkte ihn ab von den Dingen, die die beiden Jungen noch nicht ahnten. Und Itachi nutzte diese Stille um sich verschwörerisch zu den beiden Kindern herunterzubeugen. "Wie soll denn eure Piratenbande heißen? Schließlich muss ich ja wissen, mit wem ich es zu tun bekomme und wer mir in Zukunft das Leben schwer machen wird“, flüsterte er verhalten, beinahe so, als bestehe die Gefahr, dass ihr Gespräch von irgendwem belauscht werden könnte. Sasuke sah sofort hinab auf Naruto, der grinsend seinen Kopf hob. Ein wenig wunderte sich Itachi darüber, dass sie beinahe augenblicklich anfingen zu lachen, ehe sie zeitgleich einen Namen aussprachen. Den Namen ihrer zukünftigen Piratenbande. Ein Name, den er nie wieder vergessen würde, auch wenn er aus den Herzen zweier kleiner, unwissender Kinder kam. Wahrscheinlich aber genau aus diesem Grund. "Glückspiraten!" Viel zu naiv, dachte Itachi noch im selben Moment, bevor er diesen Gedanken abschüttelte und in das sanfte, kindliche Kichern miteinstimmte, bis er sich schließlich vorsichtig erhob und die Blicke der beiden Jungen auf sich zog. „Na dann wünsch ich den Glückspiraten mal viel Glück auf ihrer großen Reise“, sagte er mit einer Ehrlichkeit in der Stimme, die die Kinderaugen zum Leuchten brachte. „Wir werden die größten …“, lachte Naruto. „Und die besten“, ergänzte Sasuke. „Das werdet ihr.“ Itachi lächelte sie an, kein Stück zweifelnd, dass sie ihren Traum verwirklichen würden, ehe er mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen der Klippe den Rücken zuwandte. Er ließ die beiden Freunde zurück, glaubte noch ein zaghaftes Danke aus dem Mund seines Bruders zu hören, ehe er im entfernten, dichten Gestrüpp verschwand. Nur Sasuke und Naruto blieben dort sitzen. In einer langen, sternenlosen Nacht an der Klippe zum offenen Meer, wo sie die rauschenden Wellen belauschten und hin und wieder über ihre Zukunft als freie Piraten redeten. Zwischen Halbschlaf und schöner Träumerei. "Wenn wir groß sind, sind wir Glückspiraten und werden das Paradies finden, echt jetzt!" Kapitel 1: Aufbruch mit Anfangsschwierigkeiten ---------------------------------------------- Kapitel 1 - Aufbruch mit Anfangsschwierigkeiten "Wahnsinn!" Naruto staunte. Seine Augen waren aufgerissen, glänzten und funkelten vor Begeisterung, während Sasuke neben ihm nur verhalten ein kleines Lächeln zeigte. "Sieh nur wie groß das ist", bewunderte er unbeschwert, mit leichter Aufregung in der Stimme, die er nicht zurückhalten konnte und wandte sich glücklich strahlend an den jungen Mann neben sich. Nur ein knappes Nicken erhielt er. Eine stumme, karge Erwiderung, nichts Besonderes, weshalb er seine Unterlippe leicht schmollend nach vorn schob. Das hier war immerhin etwas ganz Großes. Etwas Gewaltiges! Eine Veränderung. Ein riesiger Einschnitt in ihr bisheriges Leben, auf das man doch mehr Reaktion zeigen sollte. Nicht nur ein Nicken und nettes Lächeln. "Sasuke", ermahnte er seinen Freund und boxte ihm neckend gegen die Schulter. Auf das genervt klingende Murren schüttelte Naruto jedoch nur seinen Kopf und wandte sich wieder dem riesigen Objekt zu, welches sich in prachtvoller Größe vor ihnen befand. „Das ist echt krass. Ich mein, schau dir die Segel an, Sasuke. Die sind der Wahnsinn, ich kann es kaum erwarten damit in See zu stechen.“ Sasuke hörte das obligatorische „Echt jetzt“ am Ende des Satzes, auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, was er aber nicht hörte, war die Vorsicht, die in seinem nächsten Satz lauerte. „Was meinst du, bringt uns dieses Schiff bis ans Ende der Welt?“, fragte er, verdeutlichte seine Worte mit einem verspielten Blick, der seinen Freund eigentlich ein wenig locken sollte, aber eine Antwort erwartete er dennoch nicht. Er kannte Sasuke mittlerweile zu gut. Im Grunde sein ganzes Leben lang und doch wurde Naruto überrascht, als Sasuke leise zugab: "Ich denke schon." Sein Blick, und vor allem das sympathische Lächeln auf seinen Lippen verrieten, dass er damit nicht gerechnet hatte. Ganz und gar nicht. Dabei empfand er Sasukes Stimme eindeutig als angenehm. Einprägsam, stimmig. Es war wirklich schade, dass er sie so selten benutzte, um mit ihm zu reden. Zu selten, um diesen Moment nicht noch ein wenig auszunutzen. Genau aus diesem Grund legte Naruto einen Arm um ihn, ignorierte das versteifte Hochziehen der Schultern. "Und, wann segeln wir los?", hauchte er dem anderen ins Ohr und grinste leicht über die Reaktion, die augenblicklich folgte. Sasuke zuckte merklich zusammen, weil sich der warme Atem auf seiner Haut verteilte, hauchzart und ganz fein seinen Nacken streifte. Ungewohnt und auf eine angenehme Weise, was ihn deutlich irritierte. "In zwei Stunden wollte ich von dieser Insel weg sein", gab er dennoch angespannt kühl von sich, vollkommen neutral und trotzdem wie immer. Typisch Sasuke eben, dachte Naruto innerlich ein wenig wehmütig, während Sasuke sich seinen Arm locker von den Schultern streifte. Naruto hätte beinahe missfallend protestiert, doch Sasukes ernster Blick verschlug ihm die Sprache. "Pack deine restlichen Sachen. Wir treffen uns Punkt zwölf wieder hier, ich muss noch was erledigen", sagte er und noch bevor Naruto etwas darauf erwidern konnte, war er verschwunden. Na ganz klasse. Was auch immer so wichtig war, dass er Naruto hier allein ließ, sorgte dafür, dass er ihm nicht gerade begeistert nachsah, ehe er sich leise grummelnd ebenfalls in Bewegung setzte. Sein Weg führte ihn über steinige, grobsandige Straßen, die sich durch die kleine Innenstadt des Dörfchens schlängelten, über ein paar Hügel hinweg, direkt zu dem kleinen Häuschen, das er zusammen mit Sasuke bewohnte. Auch wenn er es nicht aussprach, so wusste Naruto sehr wohl, weshalb es sein Freund so eilig hatte von dieser Insel zu verschwinden. Schuld war ein Ereignis, das jetzt schon mehr als ein halbes Jahr zurücklag. Ein schwerwiegendes, einschneidendes Erlebnis, an das auch Naruto nur mit bedrückten Gefühlen denken konnte. Sasukes Eltern - Mikoto und Fugaku … Naruto erinnerte sich noch an das sanfte Lächeln auf ihrem Gesicht und das ermunternde Nicken von einem Mann, den er selbst oft als Vater bezeichnet hatte, ehe alles undeutlich wurde. Sie waren nur noch ein Bild, ein kleiner Fetzen einer Erinnerung, dessen Konturen hinter milchigem Glas verschwammen. Dass sie nicht mehr lebten, hatte Sasuke verändert. Hatte sie beide verändert. Von einem Tag auf den anderen. Sasuke war seither kühler geworden, distanzierter und deutlich wortkarger, ganz anders, als ihn Naruto aus ihren Kindheitstagen in Erinnerung hatte. Jetzt war es selbst für ihn ein schweres Herankommen. Manchmal jedenfalls. Noch in Gedanken bei Sasuke schloss er seufzend die Holztür hinter sich, die bei jeder Bewegung ein sanftes Quietschen von sich gab. Ein vertrautes Geräusch, weil er immer noch nicht die alten Scharniere geölt hatte, wie es Sasuke mehr als einmal von ihm gefordert hatte, doch das mahnende Murren seines Freundes blieb dieses Mal aus. Immerhin reichte der Gedanke daran, um ihm ein Lächeln zu entlocken. "Das werde ich bestimmt vermissen", meinte er zu sich selbst und schüttelte amüsiert seinen Kopf. Vereinzelte Haarsträhnen fielen ihm dabei vor die Stirn, ehe er sich abwandte und auf sein Zimmer zuging, um die restlichen Sachen einzupacken. Ganz wie es Sasuke von ihm erwartete. Er ging leichtfüßig über den rauen Holzboden, ignorierte das leise Knarzen der Dielen und blieb stockend stehen, als sein Blick beiläufig in das Zimmer seines besten Freundes glitt. Es war leer. Nur sein altes Bett stand verlassen an der Wand. Abgedeckt von den weißen Bettlaken erschien es neu und ungebraucht, als hätte noch nie jemand darin geschlafen, doch Naruto wusste es besser. Zu oft hatte er sich in schlaflosen Nächten in Sasukes Zimmer geschlichen, um diesen zu beobachten. Beim Schlafen, vielleicht sogar beim Träumen, wenn er selbst kein Auge zubekam. Jetzt jedoch würde sich das vielleicht ändern. Es war ein merkwürdiges, belastendes Gefühl, das dieser Gedanke in ihm hervorrief. Ein Gefühl, das sich schwer auf seinen Magen legte und das er doch nur verdrängen konnte. Verdammt. Er wollte gar nicht so denken. Er wollte nicht zweifeln. Er wollte seiner Befürchtung nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Sasuke würde immer sein bester Freund bleiben, immer. Für immer. Daran wollte er festhalten, auch wenn es Momente gab, die an seiner Überzeugung kratzten. Sasuke war sein Freund und er würde es bleiben. Wenn nötig, würde er dafür Himmel und Hölle in Bewegung setzen, kompromisslos! Seit langem spürte er, dass sich etwas verändert hatte. Sein Herz schlug höher, sobald er Sasuke sah. Es schlug schneller, sobald er ihn sprechen hörte und es hüpfte aus seinem Takt, wenn er Narutos Blicke erwiderte, doch auch wenn er wusste, was es zu bedeuten hatte, fasste er nicht den Mut es auszusprechen. Vielleicht war Sasuke nicht einmal abgeneigt. Manchmal gab es Situationen, Momente zwischen ihnen, die anders waren. Er hatte Blicke gesehen und Reaktionen bemerkt, sobald er Sasuke mit seinen Fingern berührt hatte, aber das würde nichts ändern. Noch nicht. Sasuke weckte Zweifel in ihm, genauso schnell wie er Hoffnung erzeugte. Jedes Mal, wenn Naruto bereit war die Wahrheit zu sagen. Notgedrungen löste er seinen Blick von dem leeren Zimmer, das ihm unheimlich vorkam, jetzt, wo es dort kein Anzeichen mehr auf Leben gab. Abgelegen und dunkel – ein Teil seiner Vergangenheit … Er warf jeden trüben Gedanken beiseite, als er die Zimmertür seines Freundes schloss und sein eigenes kurz darauf betrat. Vergangenes bleibt zurück, wenn vor einem eine ungewisse Zukunft liegt. Ein Abenteuer … Ein Neuanfang? Nur das Nötigste fand einen Platz in zwei großen Reisetaschen, dann begab sich Naruto wieder auf den Weg zu ihrem gemeinsamen Schiff, für das sie jahrelang gespart und geschuftet hatten. Freudige Erwartung mischte sich unter die nagenden Zweifel, dessen Ranken sich fest um sein pochendes Herz geschlungen hatten. "Da bist du ja endlich. Es ist bereits zehn nach zwölf, Naruto", grummelte Sasuke, während Naruto mit einem aufgesetzten Lächeln neben ihm zum Stehen kam. Es war nicht leicht ihm gegenüber zu treten und nichts zu fühlen, sein Herz auszuschalten und das Bedürfnis, ihm endlich alles zu gestehen, in den Hintergrund zu drängen. Es war verdammt schwer, aber trotzdem schaffte er es in wenigen Sekunden wieder unbeschwert und gewohnt lässig zu Schmunzeln, ohne verräterische Nachdenklichkeit. Pure Lebensfreude – ein dünner Mantel seiner Seele. „Ich hab mich noch verabschiedet“, sagte Naruto, wohl wissend dass Sasuke niemals nachfragen würde. Es gab Menschen in diesem Dorf, bei denen würde sich Naruto niemals verabschieden. Nicht einmal mit einem halbherzigen Winken aus sicherer Entfernung. Aber es gab auch einige wenige, die Naruto ans Herz gewachsen waren. Iruka und Ayame, bei denen er Milch und Kekse bekommen hatte, wann immer ihm danach war. Selbst der alte Bürgermeister, der bei Narutos Streichen immer nur gelacht hatte, war einer dieser Menschen, von denen er sich sicher verabschiedet hatte, auch wenn Sasuke dafür keine Bestätigung bekam. Tatsächlich war Naruto aber nur nochmal zum Friedhof gegangen, und die einzige Zimmerpflanze dort abgestellt, die sie beide über Jahre gepflegt hatten. "Hn. Es wird Zeit, wir müssen eine Crew zusammensuchen", erwiderte Sasuke auf seine abgeklärte Weise sogar ein wenig euphorisch und warf kurzerhand sein Gepäck über die Reling. Erst danach schwang er sich selbst in geschmeidig eleganter Bewegung auf das Deck, wobei ihm Naruto etwas ungeschickt folgte. „Jaja, jetzt hetz doch nicht so, wir haben doch alle Zeit der Welt“, meinte er unbekümmert und fing sich einen Blick ein, der ihn gleich wieder verstummte. Dafür stieg ihm der frische Geruch von gerade getrockneter Farbe in die Nase. Lack, der glänzend schöne Akzente an dem einheitlichen braunen Holz hinterließ. Wieder kam Naruto ins stumme Staunen, sodass er nur mühsam seinen Mund geschlossen halten konnte, als er die Treppe hinab ins Innere des Schiffes betrat. "Das hier ist meins", begeisterte sich Naruto für eines der Zimmer. Erst im Nachhinein bemerkte er den Schatten, der sich neben ihm aufbaute. Fast zeitgleich schlug sein Herz penetrant schneller, sodass er dem Drang, sich dem anderen zuzuwenden, nicht widerstehen konnte. Naruto hielt seinen Atem beinahe automatisch an, als ihm Sasukes markante Gesichtszüge so nah waren, dass er jede einzelne Wimper sehen konnte. Perfekt ... diese Perfektion, die geraden Kieferstrukturen … "Es ist jedenfalls das größte Zimmer", murmelte Sasuke neben ihm. Ungerührt und nah, bewegte sich nicht und gab Naruto unwissend die Chance, ihn länger betrachten zu können. Was er auch ungeniert in die Tat umsetzte. Sich von diesem atemberaubenden Anblick zu lösen war ihm im Moment einfach unmöglich. "Welches wirst du nehmen?", fragte er dann flüsternd, riss die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen gewollt auf sich. Nur mit Mühe konnte Naruto das verräterische Keuchen verhindern, das seiner trockenen Kehle entweichen wollte, als er in diese unergründlichen, dunklen Augen blickte. Er konnte sehen, wie sich Sasukes Adamsapfel bewegte, als dieser schlucken musste, doch die ebenmäßigen Lippen lenkten ihn ab – fesselten ihn. Naruto konnte nur noch starrend beobachten, wie sie sich öffneten und von einer flinken Zunge befeuchtet wurden, ehe ihn die raue Stimme seines Freundes zurück in die Realität holte. Zurück aus seinen Träumen, wo er niemals in einen intensiveren Genuss dieser Lippen, dieser Zunge, dieses Mundes kommen würde. Seiner Einschätzung nach war das nichts weiter als Wunschdenken. "Keins. Wir brauchen noch eine Mannschaft und für alle werden wir kein Einzelzimmer haben", sagte er bestimmt. Anschließend wandte er sich von Narutos verdutztem Gesichtsausdruck ab. "Aber...", begann Naruto, doch Sasuke unterbrach ihn. "Ich schlafe oben an Deck oder unten bei den anderen. Ein Pirat lebt nicht im Luxus, Naruto", er zwinkerte ihm unerwartet verwegen zu. "Und für Extrawünsche haben wir keine Zeit." Naruto hatte es sich anders vorgestellt. Entspannter, viel ausgeglichener. Mehr wie Urlaub, ziemlich ruhig und eher gechillt, aber bitte mit zwischenzeitlichem Nervenkitzel. Hier und da ein paar kleine Abenteuer aber stattdessen bekam er einen terrorisierenden Sasuke, der ihn mit Kleinigkeiten beschäftigte. Den ganzen Tag. Schrubb das Deck. Flick die kaputten Segel. Lerne das Schiff zu steuern. Zähl die Vorräte nach … Naruto hörte ihn dauerhaft in seinen Gedanken, auch dann, wenn sich Sasuke nicht in seiner Nähe befand. Es war unglaublich. Zudem schien Sasuke ein besonderes Gespür dafür zu haben, wenn er sich gerade mal irgendwo entspannt zurückgezogen hatte. So wie jetzt auch. Keine zwei Sekunden hatte er seine Augen geschlossen, da spürte er einen kühlenden Schatten auf seinem Gesicht. Er unterdrückte das entnervte Seufzen, genauso wie den Drang seine Augen zu öffnen. „Was wird das?“ Sollte er wirklich versuchen ihn zu ignorieren? Einfach so tun als würde er schlafen? „Ich weiß, dass du wach bist.“ Ja leider, dachte Naruto und seufzte nun doch, ehe er zaghaft ein Auge wieder öffnete. Er hätte echt gern einfach mal ein paar Minuten geschlafen. Sich ausgeruht, die Sonne auf seiner Haut gespürt und tief die salzige Meeresluft eingeatmet, denn seit Sasuke ununterbrochen nur noch über irgendwelchen Karten brütete, durfte er hier nämlich alles allein machen. Ausnahmslos alles. Selbst jetzt, da war sich Naruto sicher, kam er bestimmt nicht ohne Grund. Sasuke stand mit verschränkten Armen vor ihm. Sein Kopf verdeckte die Sonne und Naruto bemerkte mit einem Schmunzeln die Kette, die um seinen Hals hing. „Ich bin müde, Sas“, versuchte er es mit verspieltem Charme. Einem Lächeln, von dem er überzeugt war, auch wenn Sasukes einzige Reaktion darin bestand, dass er die Arme lockerte und seine Augenbrauen hochzog. „Das bist du immer“, stellte er nüchtern fest. „Ich hab den ganzen Tag das Geschirr gespült und die Kanonenkugeln poliert …“ Naruto verzog das Gesicht. Er verstand immer noch nicht, warum er das machen sollte. Sasukes Erklärung war mehr als dürftig und auf eine lange Diskussion war er gar nicht erst eingegangen. „Ich hab mir echt eine Pause verdient.“ „Hn“, machte Sasuke und Naruto glaubte, dass darauf noch irgendwas folgen würde. Worte. Sätze. Aber nichts, dafür bewegte er sich und setzte sich zu seinem Erstaunen neben ihn. „Es ist echt ätzend immer alles allein zu machen.“ Ob er den kleinen Seitenhieb in seiner Stimme geschickt verpackt hatte, konnte Naruto nicht sagen. Dafür war Sasukes Gesichtsausdruck zu regungslos. „Hm, wir brauchen wirklich dringend ein paar Leute“, stimmte er jedoch zu. Irgendwie nachdenklich. „Dann solltest du erstmal deine Ansprüche runterschrauben. Bisher hast du doch jeden als unqualifiziert abgelehnt“, erwiderte Naruto. Als er seinen Kopf drehte, um Sasuke anzusehen, funkelte der kleine Anhänger im Sonnenlicht. Es war ein silbernes Pergament mit einem eingravierten Raben. „Sie waren schlecht …“ „Sie könnten besser werden …“ „Hn … In der nächsten Stadt versuchen wir es erneut“, sagte er, während er sich zurücklehnte. Mit dem Rücken gegen ein altes Weinfass, das sie von ihrem letzten Landgang mitgenommen hatten. Eine Requisite, die sie nicht wirklich brauchten, aber von der besonders Naruto überzeugt gewesen war, dass man sowas unbedingt auf einem Schiff haben musste. Man konnte es schließlich in Büchern nachlesen, auf Bildern sehen – sowas gehörte einfach auf ein echtes Piratenschiff. Und wenn es nur die Möglichkeit bot Sasuke dabei zu beobachten, wie er etwas von seiner dauerhaften Anspannung verlor. „Ich bin dafür, dass wir uns als erstes einen Koch besorgen sollten. Immer nur diese Dosensuppen essen wird nämlich echt langweilig …“, lachte Naruto und konnte das Schmunzeln auf Sasukes Lippen nicht sehen, als er sich rücklings nach hinten fallen ließ. Die Arme hinter seinem Kopf verschränkt seufzte er zufrieden auf. Über ihnen nur weiter, blauer Himmel. „Bei dir steht Essen wohl immer noch an erster Stelle, was?“ Sasukes Stimme war so leise und weich wie der warme Wind, der seine Nasenspitze streichelte und sie langsam über das Wasser trieb. „Jap, Essen ist auch echt wichtig. Hab gelesen, dass es auf dem Meer häufig …“ „Du hast gelesen?“, unterbrach ihn Sasuke amüsiert. Die Antwort kam in Form einer Faust, die ihn am Oberarm traf und Sasuke zur Seite kippen ließ. „Bastard … du hast doch gesagt, dass ich mir die Bücher ansehen soll.“ Naruto schob schmollend die Unterlippe vor, fühlte sich ernsthaft verarscht, als Sasuke ein kurzes Glucksen von sich gab. „Hätte nicht gedacht, dass du es wirklich tust …“, gab er seine Feststellung offenkundig zu, doch Naruto schnaubte nur. „Jaja … verarsch mich ruhig … du bist ein fieser, gemeiner Bastard, echt jetzt!“, entgegnete er beleidigt, ließ sich zur Seite fallen und wandte Sasuke ganz absichtlich den Rücken zu, damit er nicht sehen konnte, dass es ihn eigentlich amüsierte. Immerhin hatte er Sasuke auch ein wenig überrascht, oder? Er hatte ihn damit gezeigt, dass er es ernst nahm, nicht nur faul auf der Haut lag und bereit war, für ihren Traum etwas zu tun. Selbst wenn Sasuke es nicht zeigen konnte, ihn lieber wie gewohnt provozierte und neckte, war er doch bestimmt ein wenig Stolz auf Naruto. Ein ganz kleines Bisschen, richtig? „Und du bist gerade kindisch“, kommentierte Sasuke das Verhalten des Blonden, der nur ein verächtliches Geräusch zustande brachte. „Na und …“ „Hn.“ Naruto konnte nicht sehen, dass ihn Sasuke beobachtete. Hatte keine Ahnung von dem Blick, der auf seinem Rücken ruhte und dem Lächeln auf seinem Gesicht, das so selten geworden war. Sie sprachen nicht. In diesem Moment herrschte angenehmes Schweigen zwischen ihnen. Eine Stille begleitet durch sanftes Rauschen des Wassers und vorsichtigen Blicken aus schwarzen Augen. Ein Seufzen. Ein Schlucken. Naruto brummte verträumt, zuckte mit den Beinen. Da wäre er beinahe unter der Sonne eingeschlafen, wenn ihn Sasukes Finger nicht berührt hätten. An seinem Hals, seinem Nacken. Sie tasteten über stacheliges, kurzes Haar, über die ersten Halswirbel und Naruto biss sich stumm auf die Zunge, um das Summen zu verhindern, das nur unbeabsichtigt signalisiert hätte, wie sehr ihm Sasukes Behandlung gerade gefiel. Wann hatte sich die Stimmung verändert? Seit wann suchte Sasuke diese Nähe und warum genau jetzt? Naruto traute sich nicht irgendetwas zu sagen. Konnte sich nicht einmal bewegen, weil er befürchtete, dass es sofort aufhören würde. Das hier. Das alles. Sasuke … die Zärtlichkeit … selbst die Gänsehaut würde er vermissen, die sich über seinen Rücken zog. Er wäre doch verrückt, wenn er jetzt dagegen arbeiten würde. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn er so tat, als würde er es kaum bemerken. Einfach weiter schweigen und im Stillen genießen, ganz eigennützig. „Du trägst sie nicht …“, hört er ihn schließlich leise sagen, als Finger tiefer wanderten, sein Hemd etwas verrutschte und Sasuke mehr Haut sehen konnte, als er gewollt hatte. Aber sie zuckten nicht weg, wanderten nur fester über seine Haut, dennoch versteifte sich Naruto. Sein Herz schlug zu schnell, zu kräftig. Viel hektischer noch als zuvor, weil er genau wusste, worauf Sasuke anspielte. „Ich …“, er schluckte. Jetzt noch weiterhin vorgeben nicht wach zu sein wäre fatal. Sasukes Hände schmiegten sich derweil um seinen Hals, versprachen einen Griff, der ihn sichtlich nervös machte. „Sie liegt unten. Ich hab sie vorhin nur kurz abgemacht, als ich mich gewaschen habe“, erklärte er und als Sasukes Finger den Druck minderten hörte er nur noch ein verstimmtes Brummen, ehe sie gänzlich verschwanden. „Hm…“ Sasukes Kleidung raschelte. Er wusste genau warum und vermutlich wäre es besser gewesen wenn er sich nicht umgedreht hätte. Dann hätte ihn Sasukes enttäuschter Blick nicht so unvorbereitet getroffen. Mit einer Intensität, die ihm die Luft zum Atmen nahm – mitten ins Herz. „Du solltest sie tragen. Er hat sie dir nicht umsonst gegeben bevor er …“ „Ich weiß“, warf Naruto dazwischen, als er seiner Stimme anmerkte, dass sie drohte zu versagen. „Ich weiß es … wirklich.“ „Hn …“ Ein letztes Mal fiel Narutos Blick auf die silberne Kette, bevor sich Sasuke von ihm abwandte. Diese Kette… Seine lag unten auf seinem Bett. Er hatte sie vergessen. Einfach nicht mehr daran gedacht. Und er hatte nicht geahnt, dass es Sasuke auffallen würde. Es war nur ein Versehen, das er bereute, weil ihm Sasukes Blick nicht mehr aus dem Kopf ging. Enttäuschung. Wegen einer Kette. Wegen einer vergangenen Geste. Dabei wusste Naruto ganz genau, warum sich Sasukes Blick so schmerzlich anfühlte. Es lag nur an einer Person. An einem einzigen Mann, dessen Name nicht mehr ausgesprochen wurde. Itachi Kapitel 2: Logbuch 1 - Die Reise beginnt ---------------------------------------- Logbuch 1 - Die Reise beginnt 25. August - Konohas Hafen Mit Verspätung zum ersten Mal die Segel gesetzt. Der Idiot - Naruto - war der Meinung trödeln zu müssen. Jetzt liegt er in seinem Zimmer und versucht hoffentlich herauszufinden wie man ein Schiff steuert. Solange wir keine Mannschaft haben, müssen wir uns die Aufgaben teilen, ob er will oder nicht. Die See ist ruhig und hinter uns verschwimmen die Konturen unserer Heimat immer mehr. Heimat ... Eigentlich ist es nur der Ort, an dem wir aufgewachsen sind. Naruto, dieser Schwätzer, hat mal gesagt, dass der Ort, an dem deine Familie und Freunde sind, auch dein Zuhause ist. In Konoha gibt es weder Freunde noch Familie. Das einzige bisschen Familie, das ich noch habe, befindet sich hier mit mir auf diesem Schiff ... Vermutlich schlafend unter dem Buch, das ich ihm vorhin in die Hand gedrückt habe. Ob wir Konoha noch einmal wiedersehen? Ich weiß es nicht. Wir haben Pläne und Ziele. In zwei Tagen wollen wir eine Insel erreichen, von der man uns früher erzählt hatte. Naruto ist schon ganz aufgeregt. Dieser Volltrottel gibt schon seit Tagen nur sinnloses Zeug von sich, das mir tierisch auf die Nerven geht. Manchmal würde ich ihm gerne einfach nur den Mund zukleben, für ein paar Stunden Ruhe... Jedenfalls soll es auf dieser Insel eine kleine Stadt geben, die sich Sunny Ayla nennt. Total idiotischer Name. Laut Erzählungen besteht sie hauptsächlich aus kleinen runden Häusern, mit Reetdächern und runden Fenstern, die am Fuße eines riesigen Berges stehen sollen. Der Berg ist angeblich ihre Hauptversorgungsquelle. Er liefert seltene Edelsteine, die im Licht wie ein Regenbogen schimmern sollen. Aber ob das stimmt? Ich glaube nicht dran. Noch nie hat jemand einen solchen Edelstein gefunden oder gekauft. Also vermutlich ist es nur eine Geschichte, die man uns als Kindern aufgetischt hatte, damit wir was Schönes träumen konnten. Sunny Ayla gibt es allerdings wirklich. Das habe ich auf den Karten gesehen. Sie liegt östlich und wenn wir weiterhin Glück haben, dann trägt uns der Wind direkt dorthin. ~ Sasuke ~ Maaaahhh Sasuke, sei nicht so gemein. Warum beschimpfst du mich sogar in einem Buch, huh? Außerdem war ich gar nicht wirklich zu spät. Deine dumme Armbanduhr geht nämlich nach ... Oder vor, ach wie auch immer... Ich war so pünktlich wie ein Zug im Stau! Ähhh, ja ... Also ich finde im Gegensatz zu dem Uchiha-Bastard, dass Konoha unser Zuhause ist. Iruka zum Beispiel, von dem hab ich mich übrigens schon zwei Tage vorher verabschiedet, damit er gar nicht erst auf die Idee kommt zum Schiff zukommen, um dort ´ne riesen Abschiedsszene zu veranstalten. Iruka war immer für uns da. Ein richtig netter, cooler Kerl, der unsere Wäsche gemacht hat, wenn ich mit einem riesigen Korb voller triefendnasser Klamotten vor seiner Tür stand, weil ich wieder vergessen hatte, wo bei uns der Schleudergang war. Außerdem hat er uns immer kostenlos Essen vorbeigebracht. Ganz besonders zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Dann gab es da noch Ayame, die hab ich auf dem Weg zum Schiff am Dorfbrunnen getroffen. Sie hat mir eines ihrer leckersten Ramen-Rezepte zugesteckt. Damit ich nicht verhungere, hat sie gesagt. Als ob das jemals passieren würde. Haha, naja vielleicht nur dann, wenn wir tatsächlich keinen Koch finden. Sasuke ist da nämlich sehr anspruchsvoll. Dabei muss er doch nur vernünftig ein paar Nudeln kochen können. Ah, da fällt mir ein, ich soll für Ayame von unserer Reise ein paar neue, exotische Gewürze mitbringen, auch wenn ich keinen Plan davon habe, was genau Gewürze eigentlich sind. Außer Salz und Pfeffer kenn ich doch nichts. Okay, sobald wir einen Koch haben, werde ich diese Aufgabe einfach abgeben, aber psssst, das bleibt unter uns, ja? Irgendwie vermiss ich sie ja schon. Sogar den alten Sack, der immer gesagt hat, dass er mal ganz großer Schriftsteller wird und eine ganze Reihe von Büchern veröffentlichen will. Pfff, der hat noch nie was zu einem Verlag geschickt und ehrlich, ich glaube, der sitzt immer noch auf der anderen Seite der Brücke und starrt die Mädchen an, die im Bach ihre Füße baden. Im Sommer hab ich ihm oft Gesellschaft geleistet, weil ich herausfinden wollte, ob er in den Stunden, die er da sitzt auch wirklich etwas schreibt. Und vor allem was er da schreibt. Ich mein hallo? Er begafft halbnackte Mädchen dabei wie sie sich mit Wasser bespritzen … was soll daran so interessant sein, dass man das in Worte fassen muss? Hehehe, ich für meinen Teil möchte irgendwann schon wieder nach Konoha zurück. Wieder über Konohas staubige Straßen laufen. Ein paar Maiskolben von den Feldern klauen und die Statuen vom Hauptplatz zu Halloween verkleiden. Das wäre toll … Und wow, der Bastard hat die ganzen schönen, wichtigen Details ausgelassen. Sunny Ayla ist nicht nur einfache eine Stadt mit runden Häusern an einem Berg. Also echt mal, hast du vergessen, was sie dort für Feste feiern? Was sie für einen guten Apfelwein haben sollen, wo man bei jedem Schluck den Sommer schmeckt? Sie haben viele junge Frauen, die dich mit lieblichen Gesang in den Sonnenuntergang begleiten und auf dem Gipfel des Berges seltene Schmetterlingsschwärme, die in den unterschiedlichsten Farben leuchten. Hach, ich könnte noch stundenlang über Sunny Ayla schreiben, aber Sasuke will, dass ich jetzt Kanonenkugeln nachzähle und sie nach Größe sortiere. Warum auch immer das wichtiger sein soll. Hörst du, Bastard? Irgendwann landen die Kanonenkugeln doch sowieso im Meer. Aber das hab ich dir auch schon tausendmal gesagt … du hörst nur nie zu. ~ Naruto ~ 26. August – Unter Deck Ich höre zu. Ich ignoriere dich nur. Und könntest du dich in Zukunft bitte auf das Wesentliche beschränken und nur schreiben was unterwegs passiert? Im Moment passiert allerdings nichts. Es ist windstill geworden. Dafür macht der Idiot nur Mist, den ich wieder ausbaden muss. Er verknotet die Seile falsch und überall rollen Dosennudeln über den Boden. Die uns leider auch langsam ausgehen, weil Naruto ein verdammter Vielfraß ist und die Vorräte gefunden hat, die ich versteckt habe. Hoffentlich erreichen wir bald Sunny Ayla. ~ Sasuke ~ Du hättest einfach mehr einpacken müssen, echt jetzt! Außerdem, wie soll man bitteschön nach deiner Anleitung vernünftige Knoten machen, hä? Hast du mal selbst nachgesehen? Das ist doch alles viel zu durcheinander und überhaupt … seit wann schreibst du so krakelig? Ach weißt du was, ich komm jetzt hoch und dann musst du es mir eben zeigen. … … Oh, das klang jetzt irgendwie falsch, oder? Also ich mein das natürlich nicht so. Also schon, aber nicht SOOO so. Ach fuck, vergiss es einfach. ~ Naruto ~ 27. August – Hafen von Sunny Ayla Sunny Ayla war ein Reinfall. Genauso wie erwartet – enttäuschend. Die Hütten stimmen mit der Erzählung überein, das ist aber auch das einzige. Der Berg fördert nichts als Schutt und Asche zu Tage, vielleicht noch ein bisschen Braunkohle, was aber gerade so reicht um die kleinen Hütten zu beheizen. Alles in allem ein unbedeutender Besuch. Reine Zeitverschwendung. ~ Sasuke ~ Wooaar Bastard, so schlimm war Sunny Ayla nun auch wieder nicht. Na gut, die Edelsteine gab es wirklich nicht. Aber dafür war der Apfelsaft echt gut, du hättest ihn einfach probieren sollen. Und schön, die Frauen waren fast alle durchgehend etwas zu kräftig und mindestens über siebzig, aber gesungen haben sie trotzdem. Was aber richtig richtig geil war, und das kann jetzt selbst dieser Miesepeter nicht leugnen, war die Aussicht vom Berg. Am Morgen war es noch etwas neblig und wir dachten, dass wir gar nichts sehen werden, aber zum Nachmittag dann lichtete sich der Nebel und man konnte so wahnsinnig weit über das Meer sehen, das war der Hammer. Ich schwöre, ich habe sogar den Rathausturm von Konoha gesehen, mit dem alten Bürgermeister am Fenster. Wir hätten uns quasi zuwinken können, echt jetzt. Total krass. Nur die Schmetterlinge waren nicht so außergewöhnlich, wie ich es mir vorgestellt habe… Wie auch immer, ich fand es schön auf Sunny Ayla. Und immerhin haben wir jetzt eine ganze Menge neuer Vorräte an Board, die man mir zu verdanken hat. Nur weil ich den netten, alten Damen mit der Honigernte geholfen habe, durften wir uns so viel mitnehmen, wie wir wollten. In den nächsten Tagen gibt es also vorrangig Honig mit Brot. Honig im Tee. Honig auf Kartoffeln und Möhren? Nudeln in Honigsoße? Okay, vielleicht sollten wir ihn in der nächsten Stadt doch lieber verkaufen … Apropos nächste Stadt. Sasuke sagt, dass Kaifuu, eine Insel, die für ihre vielen Feinschmeckerlokale bekannt ist, ganz in der Nähe liegt. Klingt ja fast nach einem Paradies für mich! Kaifuu, wir kommen! ~ Naruto ~ 01. September – Kaifuus Strandküste OH MEIN GOTT! OH MEIN ... FUCK! Es ist so sau geil, echt jetzt. Der Strand! Der Sand! Das Wasser und fuck, das Essen! DAS ESSEN!!! Shit man, ich glaube, ich bin im Himmel. Kaifuu ist ein Traum. Allein schon der kilometerlange Strand mit richtig feinem, weißen Sand, der verdammt nochmal extrem weich ist, ist der Wahnsinn. Man kommt gar nicht drum herum sich da ohne Handtuch hinzulegen. Und dann ist Kaifuu auch noch so eine verdammt schöne Stadt, echt. Im Gegensatz zu Sunny Ayla ist hier alles modern und technologisch fortgeschritten, bunt und trotzdem alles so farblich aufeinander abgestimmt, das absolut alles so wirkt, als wäre es an seinem richtigen Platz. Sasuke sagt, das ist alles neumodischer Blödsinn. Nur für die Reichen und die Touristen. Ich finde es trotzdem beeindruckend schön. Überall sind Menschen. Sie laufen durch die Fußgängermeile mit Shoppingtüten oder sitzen auf komischen Fahrrädern, die zwar an ganz alte Modelle erinnern, weil sie ein viel zu großes Rad vorne und ein kleines Rad hinten haben, aber die Optik der Dinger sieht trotzdem voll schick aus. Als hätten sie es gerade erst erfunden. Wir sind jetzt übrigens seit zwei Tagen hier. Davon war ich leider den ersten Tag mehr im Bett und auf dem Klo, als an diesem arschgeilen Strand. Irgendwas hat mich flachgelegt... Totaler Dreck! Für den doofen Uchiha war das ja wieder ein gefundenes Fressen. Der gibt nämlich mir die Schuld, dass wir verdorbenes Essen im Kühlschrank lagern, dabei hätte es ihm genauso passieren können. Aber nein, er ist ja perfekt und fehlerfrei... Blöder Sasuke! Jetzt wo die Scheißerei aber endlich vorbei ist, ist Kaifuu absolut nicht mehr sicher vor mir. Sie haben in den Straßen, an jeder Ecke irgendwelche Stände mit kulinarischen Speisen aus aller Welt. Und sie bieten sogar kostenlose Proben an! Krasser Scheiß, du kannst dir hier für nichts den Bauch voll schlagen. Vorausgesetzt du hast nichts gegen Muscheln, Schnecken und Froschschenkel. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich das Zeug freiwillig in den Mund genommen habe ... Uhhhaaaa, nein nein ... Es war mehr so ein Versehen, ehrlich. Aber der Hummer gestern war grandios. Das Beste was ich bisher gegessen habe. Außer die Ramen von Ayame, natürlich. Fakt ist, dass ich diese Stadt liebe. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich noch eine ganze Woche hier bleiben. Pirat sein ist echt unglaublich cool. Und erstaunlicherweise total entspannt. Hätte eigentlich vermutet, dass wir irgendwann mal auf andere Typen treffen, die uns irgendwie herausfordern oder so, aber nee, bisher konnten wir tun und lassen was wir wollten. Vielleicht liegt das aber auch an der fehlenden Piratenflagge, die ich noch nicht aufhängen durfte. "Solange wir noch keine Mannschaft haben, zeigen wir niemandem wer wir sind." - Sasukes Worte... Ist er feige oder was? Ey Bastard, wenn du das hier liest, dann nenn mir endlich vernünftige Gründe! ~ Naruto ~ 04. September - Ca. 230 Kilometer von Kaifuu auf dem Meer Kompass spinnt, sollte demnächst neu gekauft werden. Wir haben einen Koch... Naruto hat es geschafft einen zu besorgen. Ich bin skeptisch. Der neue Koch ist fett und untrainiert. Mag es aber absolut nicht, wenn man ihn direkt darauf anspricht. Seinen Namen hab ich vergessen, ist unwichtig. Sollte sich in den nächsten Tagen herausstellen, dass er nichts weiter drauf hat, als Pfannen zu schwingen, muss er das Schiff wieder verlassen. Naruto ist allerdings begeistert, dank der Ramen, die er als erstes gekocht hat. Er ist und bleibt ein Idiot. Der Idiot hat außerdem am letzten Tag in Kaifuu eine Schlägerei angefangen. In einem Porzellanladen... Letzte Ersparnisse samt Honig sind weg. Dafür haben wir einen Navigator dazubekommen. Scheint ganz okay. Er ist still, redet nicht viel. Nach dem Koch ist er die Nummer zwei. Nummer zwei nimmt Kurs auf Banri Bay. Eine Insel umgeben von schwarzem Meer, mit tiefen Strudeln. Hoffentlich weiß er was er tut… ~ Sasuke ~ Natürlich weiß Shikamaru was er tut. Und hey, ich arbeite das Geld schon irgendwie wieder rein, keine Panik. Ich bezirze einfach wieder ein paar alte Damen, trage ihre Taschen oder jäte ihr Unkraut... was weiß ich, mir fällt schon was ein. Der Typ hatte halt einfach eine Abreibung verdient, so wie er das arme Mädchen über den Tisch ziehen wollte. ~ Naruto ~ Ich sag ja, ein Idiot und hoffnungsloser Fall. Du stehst mit knapp 600 bei mir in den Miesen. Dein Schuldenberg häuft sich... ~ Sasuke ~ 15. September - Banri Bay Mach nicht so einen Stress, Sasuke. Es hat doch alles geklappt. Allein an einem Tag hier habe ich 300 verdient, also genau die Hälfte von dem, was du noch bekommst. Echt mal, manchmal bist du so kleinlich... Und komm mir jetzt ja nicht nochmal mit Planung und Sicherheit und alles muss genau durchdacht sein. Bullshit, wir sind doch Piraten! Und noch dazu haben wir dank mir jetzt zwei neue Männer. Kiba und Lee. Voll lustige Typen. Vor allem Lee, der gleich an seinem ersten Abend in das Weinfass gefallen ist. Das war ein Erlebnis... Seit dem glaubt der Pessimist von Uchiha, dass zumindest einer von beiden eine hohle Nuss ist. Von Fähigkeiten hätte er auch noch nichts geschehen ... Bla bla bla... Irgendwie ist er schlecht drauf zur Zeit... Richtig nervig, sagt sogar Shikamaru, obwohl das auch sein Standardsatz auf alles zu sein scheint. Jedenfalls versteh ich mich mit Kiba am besten. Er ist irgendwie wie ein Bruder den ich nie hatte. Wir ticken ähnlich, auch wenn er wahrscheinlich selbst noch nicht weiß, warum er jetzt überhaupt mitgekommen ist. Er sagte, er wäre neugierig und suche ein Abenteuer. Das Leben in Bay wäre ihm zu langweilig. Kann ich verstehen, wirklich spannend ist es hier nicht. Eigentlich ziemlich gewöhnlich. Dafür scheint sich aber Sasuke zum ersten Mal in einer Stadt wohl zu fühlen. Zumindest verlässt er öfter mal allein das Schiff, um irgendwelche Besorgungen zu machen... Was treibst du in Bay, so allein, Sasuke? ~ Naruto ~ Geht dich nichts an. In zwei Tagen werden wir Banri Bay verlassen. Shikamaru hat angefangen Karten zu sortieren... Der Kompass wurde erneuert. Ich denke darüber nach, ob wir uns langsam ein eigenes Piratenlogo zulegen sollten. ~ Sasuke ~ OH Goooott Sasuke, das sollten wir! Unbedingt! Glückspiraten YOHOOO ~ Naruto ~ Kapitel 3: Erste Differenzen ---------------------------- Kapitel 2 – Erste Differenzen „Verdammt Sasuke, was ist dein Problem?“ „Es ist ein Mädchen!“ „Ja und? Sie hat immerhin …“ „Wir nehmen keine Frauen mit an Bord!“ Naruto hätte beinahe die Augen verdreht, während er halbherzig versuchte Sasuke hinterher zu trotten, der einen beachtlich zügigen Schritt vorlegte. Als wäre ihm sonst was Gefährliches auf den Fersen. Doch alles, was außer ihnen noch auf diesen Straßen war, waren friedvolle Zivilisten, Händler und Kinder, absolut nichts Bedrohliches. Ausgenommen von dem weiblichen Wesen, das ihnen mit sicherem und zu ihrem Glück auch großem Abstand folgte, wenn man Sasukes Ansicht teilte. Naruto verstand es jedenfalls nicht. Warum keine Frau? Was war daran so schlimm? „Gott … Sasuke, jetzt warte doch mal“, rief ihm Naruto hinterher. Sie folgten schon seit geraumer Zeit einem Fluss, der sich durch die Stadt schlängelte und irgendwann wieder ins Meer mündete, genau an der Stelle, wo sie vor ein paar Tagen mit ihrem Schiff angelegt hatten. „Was genau stört dich daran ein Mädchen mitzunehmen, huh?“ Er hatte ihn eingeholt, an der Schulter gepackt und grob zu sich herumgerissen. Sasuke sah nur minimal überrascht aus. Nur für einen kurzen Moment, ehe er ihm mit gewohnter Härte entgegenblickte. „Weiber sind schwach.“ Er zischte, klang abwertend und seine Worte irritierten Naruto. Er dachte immer, es ging ausschließlich um die Qualifikationen, um die Fähigkeiten, die jeder einzelne von ihnen mitbrachte. Nicht um die Klassifikation, um das Geschlecht oder irgendwelche Rollen. Während Naruto ihm nur ungläubig in die Augen starrte, brach Sasuke den Blickkontakt ab. Er glitt an ihm vorbei, nach hinten und Naruto konnte beobachten, wie sich seine Augen veränderten, schmaler wurden. „Du kannst ihr sagen, dass sie verschwinden soll“, knurrte er und schenkte nicht nur ihr einen drohenden Blick. Auch Naruto musste schlucken, als sich seine dunklen Augen wieder auf ihn richteten. „Ich denke, wir sollten es wenigstens versuchen …“ „Nein!“ „Aber Sasuke …“, begann Naruto ungehalten. Die ganze Sache war doch lächerlich. Sasukes Ansichten waren lächerlich, übertrieben und seiner Meinung nach vollkommen unbegründet. Er ließ es ja nicht einmal auf einen Versuch ankommen, war stur und geradezu voreingenommen. „Sie kennt sich mit diesem Kräuterkram besser aus als jeder andere von uns und du hast selbst gesagt, dass wir jemanden brauchen, der Wunden versorgen kann …“ „Aber keine Frau!“ Verbissen presste Sasuke seine Zähne aufeinander. „Wovor hast du Angst, Sasuke?“ Naruto kam ihm näher, flüsterte beinahe. „Ich habe keine Angst. Wir können nur nicht noch jemanden gebrauchen, der schwach und hilflos ist und dauernd beschützt werden muss“, entgegnete Sasuke scharf, verpasste seinem Freund damit unbewusst einen groben Schlag in den Magen, ehe er ihn näher an die Wand drängte. Beinahe verschwörerisch, fast schon ein wenig aufdringlich beugte sich Sasuke hinab. „Ehrlich Naruto, wir haben einen Koch, der nicht kämpfen kann. Einen Navigator, der lieber in die Wolken starrt als mit seinem Schwert zu trainieren und zwei Idioten, die sich die ganze Zeit gegenseitig aufziehen, wir brauchen ganz sicher nicht auch noch eine Frau“, flüsterte er ihm zu, aber trotzdem mit einer beeindruckenden Unnachgiebigkeit, dass Naruto glaubte unter seiner Stimme, unter jedem Ton deutlich zu schrumpfen. „Aber …“ „Nein, Naruto … ich habe mich schon vier Mal überreden lassen. Dieses Mal nicht!“ Er ließ von ihm ab. So schnell, dass Naruto gar keine Möglichkeit hatte, noch etwas zu sagen. Aber selbst wenn, er hätte nicht gewusst was. Sasuke hatte recht. Alle, die jetzt mit ihnen zusammen reisten, waren seinetwegen da. Weil er sich durchgesetzt hatte, hartnäckig geblieben war. Diskutiert hatte bis aufs Blut. Wahrscheinlich lag es an dem Moment, als er dem Mädchen einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte oder an ihren traurigen Augen, von denen er sich nicht abwenden konnte, aber vielleicht, mit ziemlicher Sicherheit sogar, lag es an seiner unbeschwerten Natur, die sich absolut gar nichts von irgendjemandem vorschreiben ließ. Grundsätzlich handelte er doch sowieso nur nach seinen Instinkten. Mittlerweile wusste das jeder. Selbst der Uchiha. Außerdem war Sasuke bisher nicht dadurch gestorben und auch in Zukunft würde er vermutlich gut damit leben können. Letztendlich konnte er doch nichts dafür, dass er immer genau das tun musste, was Sasuke absolut nicht wollte. Es war ein ungeschriebenes Gesetz. Ein penetranter Zustand. Eine Gegebenheit, die schon ihr ganzes Leben vorherrschte und an der definitiv nicht mehr zu rütteln war. Jedenfalls nicht im Moment. Für Naruto war es undenkbar sie einfach wieder zurück an diesen kleinen Blumenstand zu schicken. Es war inakzeptabel ihr nicht wenigstens eine Chance zu geben, deshalb lächelte er sie an, winkte ihr zu, als Sasuke die letzte Brücke betrat, die sie überqueren mussten, um wieder zu ihrem Schiff zu gelangen. „Heh“, machte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Wie war noch gleich dein Name?“ Er schluckte. Sie hatte klare blaue Augen, blondes Haar, das geschmeidig glatt über ihre Schulter fiel und eine hohe Stimme, die sich bestimmt immer gezielt Aufmerksamkeit verschaffen konnte. Die Art, wie sie ihre Hände in die Hüften stemmte, die Schultern straff nach hinten zog und ihm entgegensah, vermittelte nun wirklich keine Schwäche. Naruto glaubte, dass sie sich wahrscheinlich nicht einmal die Butter vom Brot stehlen lassen würde. „Ino. Ich heiße Ino“, antwortete sie zügig. Auf ihren Lippen erschien ein Lächeln, das womöglich jeden jungen Kerl um den Finger gewickelte hätte. Jeden, vielleicht sogar Sasuke. Obwohl, nein, Sasuke ganz bestimmt nicht. Dafür aber Naruto umso mehr. „Gut … ähm, er ist noch nicht ganz so überzeugt, aber ich will dich trotzdem mitnehmen, also … wenn du so gut bist, wie du sagst, dann wirst du ihn sicher bald überzeugen“, grinste Naruto und irgendwie konnte er nicht verhindern, dass ihr Strahlen eine Wärme erzeugte, die sich unangenehm auf seine Wangen legte. „Danke… Ich werde euch nicht enttäuschen, versprochen.“ Sie hatte seinen Arm gestreichelt, ihn berührt und seine Finger für ein paar Sekunden länger gehalten. „Naruto …“ Er schreckte zusammen, blickte ruckartig zum Ende der Brücke und begegnete einem finsteren Blick, der keine Zweifel übrig ließ. Sasuke wusste genau, was er getan hatte. Wusste in erschreckender Einzelheit, welchen Inhalt dieses Gespräch hatte und dass Naruto seinen Arm viel zu spät wegzog, hatte eine Ignoranz zur Folge, die er sogar noch auf ihrem Schiff spüren musste. Er seufzte träge, konnte nicht schlafen, warf sich stattdessen von einer Seite auf die andere. Immer wieder. War müde und doch hielten ihn seine Gedanken davon ab endlich in einen erholsamen Zustand abzudriften, der es ihm möglich gemacht hätte für eine Weile der Realität zu entfliehen. Nicht nur einmal in dieser angebrochenen Nacht hatte er gedacht, dass er den Bogen vielleicht ein wenig überspannt hatte. Sein Glück zu sehr ausgereizt, zu viel gewollt, vielleicht sogar zu viel gefordert hatte. Immer, wenn er die Wand sah, ihr mattes grau, ihre Trostlosigkeit fühlte er sich gezwungen sich wieder umzudrehen. Die Bettdecke raschelte, das Bett gab ein knarzendes Geräusch von sich, bis er wieder ruhig lag. Die Hände unter seinem Kopf, die Augen hellwach liegend auf der angelehnten Tür. Sie war schwarz. So schwarz und dunkel wie Sasukes Augen, die seit Tagen jeden Kontakt zu ihm mieden. Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie Doriyama, die kleine Insel südlich von ihrem Heimatort, verlassen haben. Verdammt! Naruto rieb sich über die Augen. Innerlich war er zu aufgewühlt. Sasuke ging ihm konsequent aus dem Weg. Tauchte ins Innere des Schiffes ab, sobald Naruto einen Fuß auf das Deck setzte und schien ihn generell nicht mehr zu beachten. Egal was Naruto sagte, Sasuke kommentierte es nicht. Es war zum Verrücktwerden. Und das alles nur wegen einer Frau, die sich schon in den ersten zwei Tagen als ziemlich nützlich erwiesen hatte. Beinahe hätte Naruto gelächelt, als er daran zurückdachte, was für einen Aufstand Kiba gemacht hatte, als er sich in einer spontanen Rauferei mit Lee einen Holzsplitter in den Finger gezogen hatte. Kein Blut, kein großes Drama aber dennoch ein enormes Geschrei, bis Ino ihn mit ihrer Pinzette von diesem bösen Splitter befreit hatte. Es war töricht und naiv zu glauben, dass dieser Vorfall ausreichen würde, um wieder in Sasukes Gunst zu steigen. Dabei hätte er gerne einfach wieder mit ihm geredet. Ganz belanglos. Irgendwas Alltägliches? Etwas ganz Gewöhnliches? Eben so wie früher. Naruto seufzte erneut. Selbst das kam ihm mittlerweile fremd vor. Zu oft war es jetzt seinen Lippen entwichen. Schon viel zu oft und dennoch konnte er es ein weiteres Mal nicht verhindern. Draußen auf dem Flur war es dunkel und auf dem Schiff herrschte schläfrige Stille. Niemand schien mehr wach und Naruto konnte nicht einmal beruhigendes Wasser gegen das Schiff schlagen hören. Es war windstill, nicht eine einzige kleine Brise trieb sie voran. Sie mussten auf dieser Stelle verharren, hoffen und warten – ein lähmender Zustand, wenn man bedachte, dass der einzige Mensch, mit dem man diese Zeit gern verbringen würde auf keinerlei Annäherung einging. Vielleicht war es besser einfach die Augen zu schließen. Es war spät, mitten in der Nacht, doch so sehr er sich auch bemühte, es ging nicht. Immer wieder öffnete er die Augen, sah zur Tür, zur Decke und wieder zurück. Was genau er sich davon erhoffte wusste er nicht. Aber vielleicht glaubte er an einen plötzlichen Besuch, vielleicht ein kleines Entgegenkommen. Es gab doch immer einen winzigen Hauch eines Zufalls und warum sollte es dumm sein, sich genau an diesen zu klammern? Warum durfte er nicht glauben, dass es Sasuke vielleicht genauso schlecht ging, wenn sie nicht mehr miteinander sprachen? Narutos Gedanken beschäftigten ihn die halbe Nacht lang. Irgendwann war er so benommen von den Schuldgefühlen und dem Eingeständnis, dass er doch nichts von seinen Entscheidungen bereute, dass er sich sichtlich erschrak, als durch den schmalen Türspalt ein flackerndes Licht drang, gefolgt von Schritten, die er mit angehaltenem Atem belauschte. Eine Sekunde hatte Naruto tatsächlich geglaubt, diese Schritte würden ihren Weg in sein Zimmer finden, doch sie gingen direkt an ihm vorbei. Für aufwallende Enttäuschung war allerdings keine Zeit, denn um wen es sich dabei gehandelt hatte, wusste Naruto. Sasuke trug noch immer die gleichen schwarzen Schuhe wie an dem Tag, an dem sie zusammen aufgebrochen waren. Schwarze Schuhe aus rauem Wildleder, ohne Absatz. Genau diesen Schuhen folgte er jetzt, an der Küche vorbei und die Treppe nach oben bis auf das Schiffsdeck, das vollkommen ausgestorben unter einem schwachen Sternenhimmel lag. Sasuke fand er am Heck des Schiffes, wo er in die Ferne blickte und scheinbar nicht bemerkt hatte, dass ihm Naruto hierher gefolgt war, denn er zuckte merkbar zusammen, als sich Naruto dicht neben ihn an die Reling stellte. "Kannst du auch nicht schlafen?", begann Naruto zaghaft ein Gespräch, von dem er hoffte, dass der Uchiha dieses Mal reden würde, doch bisher kam nichts. Rein gar nichts. Nicht einmal ein kurzer Blick. "Sasuke ..." Seine Hand streifte über helle Haut, leider vollkommen gedankenlos, denn Sasuke zog seinen Arm weg. Blicke trafen sich. Finstere und flehende, zornige und bittende. Naruto musste schlucken, bevor er den Mut fand seinen Mund wieder zu öffnen. "Sasuke, es tut mir leid, ehrlich", sagte er, doch Sasukes Blick bohrte sich verunsichernd in seinen. Selbst durch die dichte Nacht sah er die verengten Augen, das wütende Glimmen und spürte die Angriffslust in jedem Atemzug, den sein Freund durch zusammengepresste Lippen entließ. "Wirklich Sasuke, ich will nicht, dass wir uns streiten oder ignorieren. Ich dachte nur ... wir ..." "Du dachtest?", zischte Sasuke plötzlich und Naruto verstummte augenblicklich. "Weißt du, du denkst vielleicht, dass du denkst, aber in Wirklichkeit denkst du überhaupt nicht. Noch nie hast du irgendwas jemals richtig durchdacht, Naruto." Sasukes Stimme war hart, seine Worte ein scharfes Schwert, das sich glühend heiß durch seinen Kopf bohrte. "Aber ich habe gedacht, sie wäre gut für uns", beteuerte er leise, beinahe kleinlaut. "Falsch, Naruto ... du hast dich von ihr einwickeln lassen!" Jetzt konnte er nur schlucken, weil er darauf keine passenden Worte fand. "Ich hab es nur gut gemeint und wollte ihr helfen ..." Sasuke seufzte geschlagen. "Das ist ja das Schlimme ..." Naruto senkte betroffenen seinen Kopf. Auch wenn Sasuke hier gerade wieder ein paar Worte mit ihm wechselte, so fühlte es sich trotzdem merkwürdig fremd an. So kalt und distanziert, dass er nicht wusste, was er tun sollte. "So geht das nicht weiter." Schließlich war es Sasuke der die Stille zwischen ihnen wieder brach. "Du kannst nicht immer alle Entscheidungen allein treffen. Und vor allem kannst du meine Autorität nicht immer total untergraben. Weißt du wie dumm das aussieht? Wir sollten zusammenarbeiten, nicht gegeneinander ...", meinte Sasuke mühsam beherrscht, doch in seinem Ton lag etwas, das seine Worte bedrohlich wirken ließ. "Ja ..." Naruto hauchte nur zur Antwort. Wenn er ehrlich war, dann hatte er wirklich nie darüber nachgedacht, welche Folge sein Handeln haben konnte. Er wollte Sasuke doch nie absichtlich auf das zweite Gleis stellen. "Es tut mir wirklich leid", wiederholte Naruto. Er meinte wirklich was er sagte, aber warum traute er sich dann nicht aufzusehen? Sein Kopf hing nach unten wie ein schwerer nasser Sack voller Kartoffeln. "Weißt du, ich habe mir einfach ein wenig mehr Unterstützung von dir erhofft aber stattdessen übergehst du meine Meinung und ignorierst meine Bedenken ..." Jedes Wort aus Sasukes Mund ließ ihn kleiner werden. Er schrumpfte kontinuierlich, dafür musste er ihn noch nicht einmal ansehen. Allein Sasukes warme Präsenz neben sich reichte aus, dass er schuldbewusst nickte. "Kommt nicht wieder vor", nuschelte er verhalten, gerade so laut, dass er sich sicher war, dass es Sasuke verstanden hatte. Jedenfalls zeugte das Schnaufen davon, dass er seinen Worten wohl vorerst Glauben schenken wollte. "Wärst du dann bereit mit mir nach Vion zu gehen?" Selbst wenn er es nicht gewollt hätte, Naruto konnte nicht verhindern, dass sein Kopf innerhalb von Sekunden nach oben schoss. Sasukes herausfordernder, mahnender Blick traf ihn unmittelbar, sodass trotz beunruhigender Hintergedanken nur eine Reaktion möglich war. "Vion, huh?" Sasuke nickte und Naruto stimmte zu. "Wir nehmen Kurs auf Vion", verkündete Sasukes Stimme im Morgengrauen ziemlich beharrlich, sodass sich Naruto, der sich gerade nachdenklich in eine abgelegene Ecke des Schiffes zurückgezogen hatte, nicht darüber wunderte, dass die Stimmung, die eben noch ausgelassen und heiter war, jetzt binnen Sekunden deutlich abkühlte. Das lag nicht etwa an Sasukes ebenfalls eisiger Stimmlage, sondern vielmehr an dem Inhalt seiner Worte. Naruto hatte es geahnt, aber einmischen würde er sich vorerst nicht. Lieber würde er sein Schwert weiter polieren und die Situation aus sicherer Entfernung beobachten, auch wenn die Distanz zu den anderen vielleicht höchstens drei Meter betraf, als sich jetzt als Zielscheibe auszuliefern. "Vion liegt nicht auf unserer ursprünglichen Route", warf Shikamaru sachlich ein. Damit hatte er recht, das bewies auch Sasukes entnervtes Grummeln. "Die Pläne haben sich geändert. Ab jetzt fahren wir direkt nach Vion", entgegnete Sasuke ungerührt. Er bemerkte die fragenden Blicke, die Shikamaru unsicher in Narutos Richtung wagte, doch dieser leckte sich nur kurz fahrig über die Lippen, als würde ihm etwas Wichtiges auf der Zunge liegen, ehe er schweigend seinen Kopf senkte. "Ich verstehe nicht, welchen Grund haben wir, ausgerechnet Vion einen Besuch abzustatten?" Shikamaru klang seltsam uninteressiert, auch wenn sich niemand wirklich vorstellen konnte wieso er es dann überhaupt ansprach, wenn er dabei keinerlei Interesse verspürte. "In Vion gibt es etwas, was wir dringend brauchen", erklärte Sasuke und sein Ton vermittelte deutlich, dass er keine genaueren Angaben machen würde. Nicht jetzt, nicht gegenüber seiner Crew und nicht einmal Naruto wusste viel mehr. Am liebsten hätte er sich auf die Lippe gebissen, um von dem wachsenden Geschwür in seinem Magen abzulenken. "Vion ist gefährlich!", rief Kiba überraschenderweise laut über das Deck. Auf seinem Gesicht konnte Naruto merkwürdige Zeichen erkennen, die er noch nie zuvor getragen hatte. Seltsam, dachte er, aber einen weiteren Gedanken verschwendete er daran nicht. Wenn Kiba diese Kriegsbemalung brauchte, dann war das seine Sache, er würde darüber lediglich leicht schmunzeln, weil es einfach unsagbar komisch aussah. "Ich habe über Vion gelesen. Wir sollten da nicht hinfahren." Lee zappelte unruhig von einem Bein aufs andere. "Die Leute aus Dori haben erzählt, wer einmal einen Fuß in diese Stadt setzt, kommt nie wieder heile raus, wenn überhaupt. Diese Stadt soll Menschen fressen!" "Das sind nur alte Ammenmärchen. Du solltest nicht alles glauben, was dir deine Großmutter vor dem Einschlafen erzählt hat", erwiderte Sasuke und auch wenn Naruto in diesem Punkt seine Ansicht teilte, so hätte er es doch etwas sanfter formuliert. Ino schien es jedenfalls ziemlich persönlich zu nehmen. Sie plusterte die Wangen auf und setzte sich in unmittelbarer Nähe von Naruto auf den Holzboden. "Wenn du unbedingt sterben willst, bitte ... mich kriegst du hier nicht weg!", schmollte sie. "Ich finde, sie haben recht, Sasuke. Vion ist eine der ärmsten und gefährlichsten Städte, die es gibt. Die Zeitungen sind voll von Verbrechen und Leichen, die sich dort stapeln. Kinder verhungern auf offener Straße, direkt vor deinen Augen und ..." "Schluss jetzt, Shikamaru, ändere einfach den Kurs ... Vor Einbruch der Nacht will ich Vions Hafen erreichen." Sasuke stand mit verschränkten Armen vor seiner Mannschaft, die mit unsicheren Blicken reagierten. Naruto seufzte, sah direkt zu Shikamaru, der unschlüssig vor dem Ruder stand. Als er sich schwerfällig erhob, fühlte er sich lediglich zu einem schwachen Nicken in der Lage, das die stumme Frage beantworten sollte, auch wenn sein Herz etwas ganz anderes wollte. "Sasukes Befehle werden befolgt. Also bereitet euch vor, wir gehen nach Vion!" Als er den anderen den Rücken kehrte, spürte er ausschließlich Sasukes Blick in seinem Nacken, aber dafür konnte er die anderen deutlich genug hören. Sie waren erstaunt, verwirrt ... vielleicht auch etwas verunsichert. Aber eines waren sie alle gemeinsam: beunruhigt. Wenn man nur das Äußere sah, dann lag vor ihnen eine gigantisch große Stadt, mit Häusern aus roten Backsteinen und Ziegeln auf den Dächern, die in der untergehenden Sonne rot-golden schimmerten. Nicht nur Naruto schluckte bei diesem Anblick fasziniert. Es schimmerte, blendete ... wirkte ganz und gar nicht düster, viel eher einladend - lockend. Der Hafen erstreckte sich zu beiden Seiten unendlich lang, schien kaum ein Ende zu nehmen und aus der Stadtmitte ragte ein imposantes altes Gemäuer empor. Zuerst dachte Naruto an eine Kirche, aber dafür waren die Grundmauern zu massiv, zu grob und zu klar strukturiert. Wahrscheinlich war es eher vergleichbar mit einer Burg. Mittelalterliche, stabile Türme, so wie er es aus den Büchern kannte, die er früher als Kind angesehen hatte. Damals hatte es ihn neugierig gemacht und jetzt, wo er sowas tatsächlich vor sich sah, wusste er gar nicht wo er die ganzen Empfindungen einordnen sollte. Es war beeindruckend. "Ich hab gehört, dass sie die Menschen, die sie auf den Straßen gefangen nehmen dorthin schleppen und bis zu ihrem Tode grausam foltern", flüsterte Kiba neben ihm eindrucksvoll leise, als müsse er sich absichtlich zusammenreißen, während er genau auf die Burg zeigte, deren Türme langsam die Sonne verdeckten. "Davon hab ich auch gelesen. Sie haben Keller, die bis tief unter die Erde reichen ... Bist du einmal dort unten, hört niemand mehr dein Schreien", stimmte Lee zu und Naruto hatte zum ersten Mal das Gefühl ihn ruhig und angespannt zu erleben, mit starrem Blick auf die Stadt, die ihre Schönheit binnen Sekunden ablegte, als der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwand. In grau gehüllte Straßen führten vom Hafen weg, direkt ins Zentrum, zu einer schwarzen, finsteren Burg, deren Anblick sich schwer auf das Gemüt legte. "Was haben diese Leute Schlimmes getan?", fragte Naruto. Seine Stimme klang ungewohnt belegt und irgendwie war er froh, dass sich Sasuke gerade nicht in unmittelbarer Nähe befand. "Die meisten haben gar nichts Schlimmes getan. Es sind einfache Bauern, die ganz schnell zu Dieben werden, wenn sie ihre Kinder nicht mehr ernähren können. Frauen werden zu Huren, die sich für ein bisschen mehr Geld in zwielichtige Geschäfte verwickeln lassen und dabei ihren Kopf verlieren und die obdachlosen Kinder sind der Schandfleck dieser Stadt. Sie klauen Essen, verdrecken die Straßen, allein dafür, dass sie geboren wurden, werden sie bestraft.“ „Das ist furchtbar …“, murmelte Naruto mit belegter Stimme. „Ja, es ist grausam. Die ganze Stadt stinkt nach Angst und Furcht. Ich finde es erstaunlich, dass man da drin überhaupt noch atmen kann …“ Lee seufzte und Kiba schenkte ihm einen mitfühlenden Blick, als Sasuke ihn harsch aufforderte ihm dabei zu helfen das Schiff sicher und unbeschadet in den Hafen zu manövrieren. „Kiba, wie reagieren sie auf Piraten?“ Naruto klang verunsichert, zunehmend nervöser und während er zusah, wie sie sich Zentimeter für Zentimeter den Hafenbegrenzungen näherten, stellte sich instinktiv ein Fluchtreflex ein. „Ehrlich?“, schnaubte Kiba neben ihm leise. Naruto hatte eigentlich nicht absichtlich durchblicken lassen, dass er die Antwort nicht selbst kannte. Er war ja nicht dumm, nur eben ein guter Mensch voller Hoffnungen, der alles in ein letztes zaghaftes Nicken packte. „Wenn ich ehrlich bin, Naruto, dann würde ich an deiner Stelle kein Wort darüber verlieren, wer du bist. Ich würde nicht einmal einen Fuß in diese Hölle setzen!“ „Hmm, vielleicht musst du das auch nicht“, nuschelte Naruto, plötzlich nachdenklich und kämpfend gegen seine eigene Ohnmacht, die drohte ihn zu übermannen, weil er sich einfach und absolut nicht bereit für das hier fühlte. Hinter den Mauern dieser Stadt lauerten Geheimnisse. Mehr als er selbst je vermutet hätte und er verspürte auf keinen Fall das Verlangen, diese jetzt schon zu lüften. „Wie meinst du das?“, hakte Kiba erstaunt nach. Eine gewisse Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. „Weißt du, eigentlich ist es mir lieber, wenn mehr als einer auf dem Schiff bleibt. Wenn etwas passiert, setzt ihr die Segel und wartet auf dem Meer, bis wir zurückkommen.“ Kiba stand der Mund offen. „Falls ihr zurückkommt“, warf Ino bedrohlich kühl ein. Ihre Haut war blass, wirkte beinahe kränklich grau, als sie nur einen Blick auf die Stadt wagte, die ihnen jetzt wortwörtlich zu Füßen lag. Einschüchternd und dunkel, verschluckt durch die hereingebrochene Nacht. „Wir kommen zurück!“ Narutos Worte wirkten nur für einen Moment zuversichtlich, ehe er sich umdrehte und in Sasukes Richtung verschwand. Kiba und Ino konnten sie reden sehen. Kurze Sätze wurden ausgetauscht, ein knappes Nicken auf beiden Seiten, dann lächelte ihnen Naruto entgegen. „Wie besprochen“, rief ihnen Naruto zu, als er sein Schwert an seinem Gürtel befestigte und nur noch auf ein einstimmiges Zeichen wartete, bevor er wie Sasuke schwungvoll vom Deck sprang. Sein Herz schlug zu schnell. Seine Füße schienen taub zu sein, als er versuchte den ersten Schritt zu wagen. Das Holz war glitschig, überwuchert von Algen, Seetang und irgendeinem schwarzen Moos, dem Naruto lieber nicht so viel Beachtung schenken sollte. Es roch ekelerregend, schmatze bei jedem Schritt, als wäre es schmieriges Öl, das sich über den ganzen Steg zog. Selbst auf den weiterentfernten Docks schimmerte diese Substanz, was ihn instinktiv dazu verleitete die Nase zu rümpfen. Oh Gott. Er würgte anschließend, da er ungewollt tiefer eingeatmet hatte. Shit. Am liebsten würde er die Luft anhalten. Aber er bezweifelte, dass es innerhalb der Stadt besser werden würde. „Du trödelst“, ermahnte ihn Sasuke. Seine plötzlichen Worte ließen ihn zusammenzucken. Fuck. Sein Herz pochte angestrengt. Er hatte Sasuke tatsächlich fast vergessen, oder verdrängt. War zu abgelenkt von dem lähmenden Gestank, der seine Sinne betäubte. „Jaja“, stöhnte er und zog seinen Stiefel aus dem ätzenden Schlick. „Was ist das überhaupt für ein widerliches Zeug?“, murrte er, senkte den Kopf und verzog das Gesicht. Dabei war er sich nicht einmal sicher, ob er darauf wirklich eine ehrliche Antwort haben wollte. Vielleicht… „Sieh nicht hin!“ Auch wenn Sasuke warnend und gehetzt klang, nahm Naruto kaum ernsthafte Notiz davon. Seine Neugier überwiegte plötzlich, verdrängte den panischen Herzschlag, den rasenden Puls, die nahende Atemnot und ein spitzer Schrei glitt durch die Nacht, als Naruto auf etwas Hartem ausrutschte. Er fiel mit ausgestreckten Händen voran auf den Boden und keuchte angestrengt, als er mit geweiteten Augen bemerkte, dass er seine Nase vor diesem üblen Zeug bewahren konnte. Nicht auszudenken, wenn er damit … uhhh. „Was machst du … Du Idiot“, zischte Sasuke angespannt. „Fuck, Sasuke … was … was ist das?“, hauchte Naruto mit starrem Blick auf die Flüssigkeit, die sich klebrig zwischen seinen Fingern verteilte. „Du Volltrottel, steh auf!“ Er packte Naruto unvermittelt am Kragen, zog ihn hoch und hinter sich her, auch wenn jeder Schritt mehr einem apathischen Stolpern glich. „Sas …“, hauchte Naruto zittrig – erkennend. Das an seiner Hand, auf seiner Haut … das, was seine Nase reizte und sein Gehirn unangenehm benebelte, brachte Übelkeit und Schwindel. „Es kommt von den Tonnen dort, ignorier es und lauf weiter.“ Es war schockierend, wie monoton und gleichgültig Sasuke diese erschreckende Tatsache kommentierte. Kein Mitgefühl, kein Funken einer aufrichtigen Emotion, nur närrisches Drängen, sowohl in seinem Blick als auch in seiner Haltung. Warum? „Mir wird schlecht …“, keuchte Naruto. „Gewöhn dich lieber dran.“ „Was?“ „Es ist nur Blut, Naruto …“ „Nur … Blut?“, wiederholte er mit stockendem Atem, ehe er von Sasuke überraschend gegen eine Wand gedrückt wurde. Den Hafen hatten sie hinter sich. Vor ihnen lag eine Gasse, die sich eng und verlassen durch windschiefe Häuser schlängelte, mit grob zusammengewürfelten Pflastersteinen, die ihn kurzzeitig an eine schuppige Schlangenhaut erinnerten, ehe ihn Sasukes Hände ablenkten, die sich um sein Handgelenk klammerten. „Verdammt, reiß dich zusammen! Wenn dich schon so ein bisschen Tierblut ausknockt, wie willst du dann jemals richtig kämpfen?“ Sasukes Augen fixierten ihn eindringlich und herausfordernd. Sie waren hart und gnadenlos, und auch wenn Naruto den Gedanken an früher verabscheute, wusste er genau, warum Sasuke so reagierte. Im Gegensatz zu ihm kannte er Blut. Hatte es sehen müssen. Hatte es riechen müssen. Hatte es beseitigen müssen. Als Naruto ihn fand, war nichts mehr davon übrig. „Es … Ich …“ Nicht mehr als ein gestammeltes Röcheln verließ seine Lippen. Scheiße. Er verfluchte sich innerlich für diesen Moment, für die Schwäche, die er zu deutlich zeigte, ohne es zu wollen. Er wollte doch stark sein. Wollte sich nicht fürchten. Wollte an Sasukes Seite stehen, doch gegen ihn schien er lächerlich unvorbereitet und naiv, war zu beeinflussbar. Fühlte sich elend und klein im großen Schatten des Uchihas. „Es geht schon wieder“, presste er hervor, gewillt sich die Lüge nicht anmerken zu lassen, obwohl sich alles in ihm dagegen wehrte. Nichts ging. Nichts war okay. Absolut gar nichts. Dieser Ort schnürte ihm die Kehle zu. Dieser Mensch, der sich unmittelbar vor ihm befand … Sasuke … schien ihm Meilen voraus zu sein. Unerreichbar. Und wo auch immer er war, wo auch immer er stehengeblieben war, dort würde er nicht mehr bleiben können. Nicht jetzt, nicht heute. Es wurde Zeit die nächsten Schritte zu wagen. „Gut, wir sollten jetzt gehen, los“ Sasuke lockerte seinen Griff, wandte sich ab und betrat die Gasse, die leider noch immer unheimlich beängstigend aussah. Kein Ort, an dem sich Naruto jemals gesehen hatte und doch folgte er ihm. Ein schwerer Schleier der Nacht legte sich bedrückend auf seinen Rücken, während er kalte, neugierige Augen stechend in seinem Genick spürte, je tiefer er sich wagte. Vielleicht hätte er umkehren sollen, als sich Schatten auf Sasukes Mantel bewegten und die Zeiger seiner Uhr unaufhörlich im Kreis drehten. „Ignorier es“, zischte Sasuke erneut. Es überraschte ihn nicht? Stand das etwa auch in einem der Bücher? Hatte das schon mal jemand schriftlich festgehalten? Jemand, den man nicht für verrückt erklärt hatte? Naruto schluckte nur. Hoffte und schickte stumme Stoßgebete zum Himmel. Die Zeit lief schneller. Kapitel 4: Logbuch 2 - Auf hoher See ------------------------------------ Logbuch 2 – Auf hoher See 18. September – Küste ohne Namen (Hab ich vergessen – Sasuke hatte es erwähnt aber … aber ich bin so sauer, echt jetzt!) Sasuke ist leider immer noch so feige und stur wie ein ostpyrenäisches Sumpfhuhn. Ja, wirklich. Von den Vögeln hat mir Choji neulich erzählt. Das sind zwar verdammt schlaue Tierchen, aber sie sind leider auch genauso dämlich. Sie sollen stundenlang im Kreis rennen, weil sie glauben ihren Gegner damit in die Irre zu führen. Feinde haben sie allerdings keine, außer uns Menschen natürlich. Wenn sie sich sicher fühlen, dann stolzieren sie herum, mit dem Kopf so weit nach oben wie es ihnen möglich ist, geben hier und da einen seltsamen Laut von sich, um ihre Artgenossen bei sich zu halten und nicht den Trugschluss aufkommen zu lassen, dass jeder auf sich allein gestellt ist. Kommt es dann allerdings dazu, dass eines der Hühner ein wenig Gefahr wittert, und sei es nur ein winziger Geruch, der gut und gerne auch nur Einbildung sein kann, stecken sie ihre Köpfe geradewegs in den Sand, wobei sich allerdings die Hälfte von ihnen das Genick bricht, weil sie einfach mal nicht dafür ausgelegt sind. Nicht so wie Straußenviecher eben, bei denen das ja an der Tagesordnung steht. Auf diese Weise braucht sich der Mensch nicht einmal viel Mühe dabei geben, diese Tiere zu jagen, weil sie ihm früher oder später von ganz allein in die Arme laufen. Oh ja, Sasuke … Du bist wirklich ein dummes Sumpfhuhn, wenn du glaubst, dass wir nur sicher sind, weil wir auf unsere eigene Flagge noch verzichten. Ich versteh es nicht. Wir haben eine Mannschaft, sind vielleicht noch nicht so groß und geübt, wie er sich das vorgestellt hat, aber immerhin haben wir ein funktionsfähiges Schiff, ein paar durchschlagende Kanonen und Kiba testet sich neuerdings auch mit einigen Waffen aus, sodass ich wirklich keinen Grund darin sehe, warum wir uns weiterhin verstecken sollen. Als ob wir gleich von allen Piratenflotten der Welt überrannt werden würden. So ein Bullshit. Ich hab übrigens versucht selbst unsere Flagge anzubringen. Vergeblich. Sasuke hat mich mit einem saftigen Tritt ins Meer befördert, samt Flagge und einem Teil des Segels, das ich jetzt auch noch flicken darf. Zum Glück hat mir Kiba versprochen mir Gesellschaft zu leisten. Schwacher Trost, weil ich bereits jetzt weiß, dass Sasuke uns die ganze Zeit im Auge behalten wird, weil er der Meinung ist, dass diese Scheiße ausschließlich meine Aufgabe ist. Heißt im Klartext, Kiba darf keine Flicken ins Segel nähen. Er darf mir höchstens zuhören wie ich rumjammere, weil ich mir tausendmal in den Finger stechen werde. Aber mal was anderes. Choji hat mir noch mehr erzählt. Über sich und woher er kommt, aber auch warum er sich uns angeschlossen hat. Wenn man nämlich weiß, dass Choji früher - also bevor er zu uns kam - als fünf-Sterne-Koch in einem Nobelrestaurant gearbeitet hat, dann kann man sich schwer vorstellen, dass er dieses Leben freiwillig einfach so aufgibt, nur um mal ein paar Erfahrungen auf See zu sammeln, oder? Genau deshalb hab ich auch nachgefragt und Choji hatte kein Problem damit mir zu erzählen, welche Ziele er tatsächlich verfolgt. Es geht nicht einfach nur ums Kochen. Auch nicht darum so viele neue und verschiedene Rezepte zusammen wie möglich, nein. Nicht einmal das ergründen unbekannter Ozeantiefen, von denen bisher nur in Legenden berichtet wurde, treibt diesen Mann an. Zugegeben, mich hat es zunächst auch ein wenig gewundert, weil ich geglaubt habe, dass er durch und durch Koch ist. Aber er will tatsächlich kämpfen und ein berüchtigter Pirat werden. So mit allem drum und dran - am liebsten sogar irgendwann mit seiner eigenen Crew (was ich ihm allerdings sofort ausreden werde, soweit kommt es wohl noch das wir ihn verlieren ...) Außerdem - und jetzt kommt der Punkt, den ich persönlich erschreckend und gleichzeitig schon irgendwie rührend finde - hat er gesagt, dass er hofft auf diesem Wege, unserer Reise eine Frau zu finden und die Möglichkeit hat eine Familie zu gründen. Ehrlich, hätte ihm nie zugetraut, dass ihm das so wichtig ist. Zumal ich geglaubt habe, dass das Leben auf einem Piratenschiff und das ständige Reisen von A nach B keine besonders guten Voraussetzungen dafür sind. Meiner Meinung nach wäre Choji mit diesem Vorhaben wohl in Kaifuu besser dran, aber er sieht das anders. Hat sich das regelrecht in den Kopf gesetzt, aber Sasuke sollte er davon lieber nichts erzählen ... Ich kann mir vorstellen, dass er ihn sonst gleich kopfüber von Bord schmeißt. Dabei habe ich ihn endlich davon überzeugen können, dass Choji unentbehrlich für uns ist. Im Übrigen genauso wie die anderen natürlich. Auch wenn ich mir bei Lee selbst nicht mehr sicher bin. Er ist ein komischer Vogel, der ständig bei Kiba aneckt, obwohl ich herausgehört habe, dass sie sich schon ewig lange kennen. Nicht ganz so lang wie ich Sasuke kenne, aber wohl doch nah dran. Warum Lee allerdings jeden Tag diesen froschgrünen Gummianzug trägt, der auffälliger ist als eine Leuchtrakete in der Nacht, konnte mir selbst Kiba nicht erklären. Ein Mysterium, hat er es genannt. Irgendein geheimer Teil eines unbekannten Rituals, in das er von seinem ehemaligen Judo-Trainers eingeweiht worden war. Na sicher - und ich glaube noch immer an den Weihnachtsmann, der auf seinen Rentieren reitet um uns teure Geschenke zu bringen. ~ Naruto ~ 19. September – auf dem Meer Die Insel hieß Zesshi. Nicht der Rede wert, war nur ein kurzer Zwischenstopp, um unsere Vorräte wieder ein wenig aufzustocken. Kleine Bevölkerungsdichte, dafür besitzen sie aber eine hohe Gastfreundlichkeit. Allem Anschein nach ziehen sich dort einige zurück, wenn sie mal ein paar Tage ausspannen wollen. Dafür ist Zesshi auch ein guter Ort. Ruhig, ausgeglichen und fern ab von jeglicher Zivilisation. Kein Grund also länger als nötig dort zu verweilen, obwohl Kiba gerade zusammen mit dem Uzumaki herausgefunden hat, wie man am besten ein paar der Kokosnüsse sammelt. Sie sind geklettert wie Affen. Ungelenke Affen, die mehr als einmal vom Baum gefallen sind. Immerhin haben wir jetzt Kokosnüsse an Bord. Gutes Material, falls Naruto wieder einmal über die Stränge schlägt. Vorerst scheint er aber größenwahnsinnig zu werden. Er hat sich in den Kopf gesetzt die Zeit, bis wir eine neue Insel erreichen, zu nutzen, indem er übt mit Kanonen zu schießen. Schwachsinniges Unterfangen, weil sich schon nach dem ersten Schuss herausgestellt hat, dass er nahezu talentfrei ist. Vielleicht sollte er lieber bei seinem Schwert bleiben, das er auch noch nicht perfekt führen kann. Kiba hingegen scheint ein unerwartetes Naturtalent zu sein. Ach ja, Idiot, jede Kugel die du versenkt hast, ersetzt du aus eigener Tasche. ~ Sasuke ~ Waaaaaas? Och nöööö, Sasuke. Das ist unfair. Du hast doch gesagt, dass wir das üben sollen. Mir jetzt damit zu kommen, dass ich die Kanonenkugeln ersetzten soll, ist echt hinterhältig. Unter diesen Bedingungen hätte ich es erst gar nicht gemacht, echt jetzt. Verdammt, du bist ein fieser Bastard. Außerdem, wenn ich die scheiß Kugeln zahlen darf, dann müssen Kiba und Lee neue Hängematten besorgen, den einen Teil der Reling und den verbeulten Boiler reparieren. Ich sehe absolut nicht ein, dass nur ich immer schuften muss. Die anderen machen genauso viel kaputt. So. ~ Naruto ~ 21. September – kurz nach halb zwei Nachts Wir wurden von einem Unwetter überrascht. Das Schiff schwankt. Deck steht unter Wasser und wir sitzen in der Küche. Kiba und Lee haben es noch rechtzeitig geschafft, die Segel einzuholen, ehe das Gewitter losging. Morgen früh werden wir sehen, welche Schäden das Schiff genommen hat. Solange vertreiben sich die anderen die Zeit mit sinnlosen Kartenspielen. Naruto freut sich wie ein Kleinkind, wenn er beim Mau Mau gewinnt. Dabei lassen ihn die anderen absichtlich gewinnen, weil sie bemerkt haben, dass er einfach unerträglich ist, wenn er schmollt. ~ Sasuke ~ 22. September – Morgengrauen Der Sturm ist vorüber. Allerdings ist unser Mast stark beschädigt, muss dringend erneuert werden. Im vorderen Bereich des Schiffes ist ebenfalls Wasser eingedrungen. Nächster Zielhafen: Doriyama, eine der größten Werftstädte, die mir bekannt ist. ~ Sasuke ~ 27. September – Doriyama Auch wenn Sasuke ein ewiger Pessimist ist, haben wir Doriyama heile und in einem Stück erreicht. Dafür wackelt unser Mast jetzt umso mehr. Aber darum wird sich bereits gekümmert. Was ich wesentlich schlimmer finde ist, dass uns der Spaß eine Menge Kohle kosten wird. Geld, das wir eigentlich nicht haben, würde Kiba nicht auf der Straße mit Zaubertricks ein wenig Geld verdienen. Wirklich. Ich habe gedacht er würde Witze machen. Lee hingegen stellt sich häufig daneben und jongliert mit bunten Eiern, die nicht gekocht wurden, und nimmt Wetten an. Choji hat es von uns allen wohl am leichtesten. Er hat sich für eine Woche verpflichtet den Arbeitern das Essen frisch zuzubereiten, dafür erlassen sie uns 10 % der Gesamtkosten. Sasuke meinte allerdings, dass es immer noch reine Abzocke wäre. Vermutlich hat er recht. Shikamaru bleibt jeden Tag auf dem Schiff, und beobachtet die Fortschritte. Am Abend hat er jedoch nie viel zu berichten, was mich langsam glauben lässt, dass er die Zeit eher dazu nutzt um in Ruhe ein Nickerchen zu halten. Dagegen spricht nur der Lärm, den die Handwerker machen. Ach keine Ahnung. Für mich ist wichtig, dass ich Zeit mit Sasuke verbringen kann. Allein. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich die Zeit mit dir genieße, Bastard. Es erinnert mich einfach nur an früher. Wir ziehen durch die Stadt, erkunden sie bis in den letzten Winkel und manchmal habe ich das Gefühl, dass Sasuke absichtlich lieber in die kleinen, dunkleren Gassen geht, als die großen Hauptwege zu benutzen. Hier und da unterhält er sich mit Händlern, sammelt Informationen über Dinge, die mir fremd sind, aber ich vertraue darauf, dass sie ihre Bedeutung haben. Welche auch immer das sein mag. Bis jetzt hatten wir eine schöne Zeit in Doriyama, die sich in wenigen Tagen, wenn die wichtigsten Reparaturarbeiten erledigt sind, dem Ende entgegengeht. ~ Naruto ~ 03. Oktober – Hafen Doriyama Er hat es tatsächlich gewagt diese Frau mit aufs Schiff zu schleppen. Eine Frau. Was hat er sich dabei gedacht? Sie wird uns behindern. Sie wird uns im Weg stehen. Früher oder später werden wir es bereuen, dass wir diese Frau mitgenommen haben. Ganz egal ob sie geschickt im Umgang mit Nadel und Faden ist und ein paar Schürfwunden versorgen kann. Sie kann nicht kämpfen. Und wer nicht kämpfen kann ist unbrauchbar für mein Vorhaben. ~ Sasuke ~ Es tut mir leid, Sasuke. Echt jetzt. Außerdem ist Ino gar nicht so übel. Sie macht ihren Job echt gut und du kannst nicht leugnen, dass sie weniger nervig ist, als wir dachten. ~ Naruto ~ 06. Oktober – Narutos Zimmer Sasuke hat vor nach Vion zu gehen. Ich glaube nicht, dass Vion gut für uns ist, aber ich habe zugestimmt. Es gibt zu viele Gerüchte. Zu viel Negatives, das man sich über diese Stadt erzählt. Ich weiß nicht, ob das alles wahr ist, aber ich hoffe sehr, dass es nicht stimmt. Die anderen sind genauso beunruhigt. Sasuke hat irgendetwas vor. Aber spricht nicht darüber. Ich weiß nicht, welche Geheimnisse er hat und was das alles mit Vion zu tun hat. Hoffentlich macht er keinen Scheiß. Momentan wirkt er nachdenklich. Teilweise abwesend, ehe er konzentriert in irgendwelchen Büchern blättert. Er ist schweigsam. Beteiligt sich selten am Essen. Sasuke? Was ist los? ~ Naruto ~ 08. Oktober – Vion Naruto und Sasuke sind weg. Ich kann nicht glauben, dass sie wirklich in diese Stadt gegangen sind, obwohl es allein von außen schon so aussieht, als würde man dort drinnen ersticken. Hier auf dem Schiff ist allerdings alles ruhig und Naruto hat mir erlaubt, ein paar Notizen zu machen. Ach ja, ich bin Kiba. Komme aus Bay – Banri Bay um genau zu sein. Eine langweilige Stadt. Aber wenn ich mir Vion so ansehe, dann ziehe ich Bay doch vor. Auf jeden. Je länger sie weg sind, desto angespannter wird die Stimmung hier. Ino ist kreidebleich und ich fürchte, sie wird uns bald ohnmächtig umkippen, wenn hier nicht plötzlich ein Lebenszeichen der beiden reinflattert. Ich wüsste nämlich nicht, was man tun sollte, falls sie wirklich abnippelt. Fakt ist, wir sind hier allein. Keine Menschenseele lässt sich im Hafen blicken und es ist gruselig. Fuck Mann. Es ist abartig geisterhaft. Und ich kann einfach nicht glauben, wie Shikamaru es schafft bei dieser Atmosphäre schnarchend in seiner Koje zu liegen. Unfassbar. Scheiße … Draußen kratzt irgendwas … Irgendwas ist da … Schritte? Oh Shit … Ich glaube … ich glaube, da kommt jemand … ~ Kiba ~ Nachtrag: Es war nur Lee, der sich ein Glas Milch warmgemacht hat … Kapitel 5: Vion, das Schlangennest ---------------------------------- Kapitel 3 – Vion, das Schlangennest Nüchtern betrachtet war Vion wirklich keine schöne Stadt. In der eingetroffenen Dunkelheit wirkten die Häuser grau, hässlich, alt und heruntergekommen, sodass Naruto befürchtete, sie würden beim nächsten falschen Windstoß zusammenfallen wie stümperhaft aufgebaute Kartenhäuschen. Er sah es geradezu bildlich vor sich wie sie nacheinander zusammenklappten, ähnlich einer Kettenreaktion mit Dominosteinen, weil sie sich dicht an dicht, so eng aneinander reihten, dass kaum noch eine Mülltonne dazwischen Platz fand. Regen- und Abwasser vermischte sich in einem schmalen Graben zu beiden Seiten der Straßen und selbst ohne groß nachzudenken wusste Naruto, wo es am Ende hinführen würde. Es stank. Selbst wenn es nicht so windstill in den engen Gassen gewesen wäre, würde es wohl trotzdem nicht nach frischen Blumen und saftigen Gras riechen. Im Gegenteil. Die Luft war verpestet, dick und hochschwanger durch allerlei ekelregenden Gerüchen. Verrottete Lebensmittel, die vom Schimmel bis zur Unkenntlichkeit verseucht waren, stapelten sich zwischen fetten Ratten mit blutunterlaufenen roten Augen, die durch den fahlen, giftig gelben Schein vereinzelter Laternen huschten und auf deren Anblick Naruto lieber verzichtet hätte. Sie offenbarten die schreckliche Wahrheit, die sich ihm schonungslos in ihrer Vollkommenheit präsentierte. Neben ihm, hinter ihm, vor ihm … sogar über ihm. Provisorische Wäscheleinen hingen schlaff von Fenster zu Fenster, auf ihnen ein paar Lumpen, die für ihre Besitzer wohl Hemd und Hose darstellen sollten, doch Naruto befürchtete, dass ihm der Dreck auf den Kopf tropfte, sollte er sich länger als nötig dort aufhalten. Einziger Lichtblick schien ein Brunnen zu sein, der sich einsam und verlassen in sein Sichtfeld schob. Von weitem konnte er noch nicht sehen, was genau die Steinfiguren darstellten, die sie kunstvoll auf dem massiven Brunnenrand drapiert hatten. Menschen und Tiere. Peitschen in ihren Händen und Messer im Hals des Tieres und unzählige Schlangen, die sich mit langen Zungen um abgemagerte Körper schlängelten. Naruto schluckte, als er näher an ihn herantrat, während Sasuke nur unbeachtet daran vorbei lief. „Sasuke“, rief Naruto vorsichtig. Wie lächerlich. Alles in seinem Körper war angespannt, vom kleinen Zeh bis zur letzten Wimper, und doch blieb er vor dem Brunnen stehen. Er sah Sasuke nur noch schemenhaft, als dieser eine Treppe aus ungleichen Stufen erreichte, die steil nach oben führte, an dessen Ende ein großes schwarzes Loch. „Sasuke, warte …“, rief Naruto beinahe abwesend ohne den Blick zu seinem Freund zu suchen. „Warum?“, hörte er seine Stimme entfernt, ehe er sich vorbeugte. „Ich will sie wenigstens waschen“, murmelte er und streckte die Hände der glänzenden Oberfläche entgegen. Kälte an seinen Fingerspitzen ließ ihn frösteln und sein Magen reagierte empfindlich auf den intensiven Geruch, der ihm dabei in die Nase stieg. Es war benebelnd, schwindelerregend. Naruto keuchte, beugte sich tiefer, obwohl er hier nicht sein wollte. Irgendwas zog ihn herab, näher und dichter, viel zu tief. Eine der Steinfiguren – vermutlich spitze Schlangenzähne – drückte sich schmerzhaft in seinen Bauch und Naruto glaubte den Boden unter seinen Füßen zu verlieren. Er fiel. Vor ihm schwammen Hände in braunem Wasser – unzählig viele Hände. Dazwischen nur blasse, knochige Glieder, mit magerem Fleisch. Er schluckte. „Was ist jetzt?“ Sasukes Stimme nahe seinem Ohr schreckte ihn auf, seine Hand an seiner Schulter ließ ihn zusammenzucken. Er stand aufrecht, apathisch starrend auf den Brunnen, der unschuldig eine Schrittlänge von ihm entfernt war. „Was?“, krächzte er mühevoll hervor. Sein Mund war trocken. Was bitte war das? Was für ein bescheuertes Spiel wurde hier gespielt? Naruto sah auf seine Hände, betrachtete das getrocknete Blut, die Spuren seines Missgeschicks und verstand gar nichts mehr. Er war verloren. Er und vor allem sein Verstand. „Du wolltest sie waschen, schon vergessen?“ Er hatte das Gefühl, dass Sasuke viel zu ruhig war dafür, dass er von ihm misstrauisch gemustert wurde. Irgendetwas schien hier faul zu sein. Gewaltig faul. „Schon, aber …“ Er wagte es nicht weiter zu sprechen. Er war nicht verrückt. Das ganze spielte sich nur in seiner lebhaften Fantasie ab, oder? Nur in seinem Kopf. Richtig? Er würde ganz bestimmt nicht verrückt werden. Das war nur ein blöder Brunnen, kein Leichenschauhaus, das ihn bei lebendigem Leib verschlingen würde. Gott, er war zu jung für sowas… „Mach jetzt … wir müssen uns beeilen“, drängte Sasuke und zog einen Eimer voll Wasser aus dem Brunnen, was Naruto nur mit offenen Augen beobachtete. Verdammt, warum war für Sasuke immer alles so einfach? Er seufzte und wusch sich eilig die Hände. Hätte er es gewagt, noch einmal in das Wasser zu blicken, wäre ihm die unnatürliche Farbe mit Sicherheit aufgefallen. „Du benimmst dich seltsam, Naruto“, stellte Sasuke schließlich kopfschüttelnd fest, als er den Eimer zurück in den Brunnen warf. Naruto schnaubte verächtlich. „Dieser Ort ist seltsam … nicht ich.“ „Hn, komm jetzt“, meinte er schulterzuckend und ging voraus. Die Treppe, die Naruto zuvor noch gesehen hatte, war allerdings nicht mehr da. Stattdessen schlängelte sich ein Kiesweg durch imposante Steinbögen und kleine Tunnel, die ihn verdächtig an eine Kanalisation erinnerten. Fuck, vielleicht erzeugten die Dämpfe ja doch irgendwie Halluzinationen? So ein bisschen? Ein ganz klein wenig? Hoffentlich, ansonsten war er gerade auf dem besten Wege seinen Kopf zu verlieren. Er war wirklich dumm. Wirklich und absolut richtig dumm und so maßlos bescheuert, weil er doch tatsächlich geglaubt hatte, dass es nicht noch schlimmer kommen konnte. Wie ahnungslos er sich doch an den Gedanken geklammert hatte, dass das, was er bereits von dieser Stadt sehen konnte, das Maß aller schrecklichen Dinge war. Seine Fähigkeit, sich positive Dinge regelrecht einzureden war schon immer besonders heftig ausgeprägt gewesen und trotzdem fühlte er sich jedes Mal von neuem davon überrascht. Der rasende Herzschlag, der auf erschreckende Weise zwei – drei Takte aussetzte, ehe er beinahe hyperventilierend gegen seinen Brustkorb einhämmerte, war eindeutig ein Indiz für seine unbedarfte Kindheit, sein reines und beschütztes Aufwachsen, wo er sowas niemals vorgefunden hätte. Kein Buch, kein Bericht, kein Gespräch mit einem Freund hätte ihn jemals auf das hier vorbereiten können. Nichts in der Welt könnte in seinen Augen grausamer sein als das, was sich in endloser Weite auf dem Platz abspielte, der sich nun unmittelbar vor ihm befand. Warum genau Sasuke darauf keinerlei Reaktion zeigte konnte er nicht sagen. Er hatte eine Ahnung, aber die würde er nicht aussprechen. Es würde nur bedeuten, dass er zugeben musste, dass Sasuke etwas getan hatte, was für ihn unmöglich erschien. Niemand konnte von jetzt auf gleich so kalt werden, so herzlos und abgebrüht werden, oder? Während er nur schluckend, starrend und regungslos dastand, blickte sich Sasuke suchend um. Dieser Platz ähnelte einem Markt, hatte die richtige Größe und lag zu Füßen der riesigen Burg, deren dunkle Eisentore weit geöffnet standen. Aus dem Inneren drang Licht nach draußen, das den Platz und die riesige Menschenmasse beleuchtete. Menschen, überall unzählig viele Menschen, die Naruto nicht erwartet hätte. Den ganzen Weg hier hoch hatte er keinen einzigen gesehen. Hatte geglaubt, sie würden in ihren Häusern sein, vielleicht sogar bereits schlafend in ihren Betten liegen, doch auch in diesem Punkt hatte er sich allem Anschein nach kräftig getäuscht. Auch wenn es sich bei näherem Hinsehen ganz eindeutig nicht um eine normale Bevölkerung handeln konnte. „Komm, hier lang“, raunte ihm Sasuke plötzlich ins Ohr, war ihm kurzzeitig nah und gleich wieder weg. Er spürte nur noch seine Hand, die sich um sein Handgelenk schloss und ihn an einer Wand entlang zerrte. „Was ist das hier, Sasuke?“, flüsterte er gegen den Rücken seines Freundes, der nur ein seltsames Geräusch von sich gab, ehe er antwortete. „Zählung“, murmelte er. „Zählung?“, wiederholte Naruto, doch Sasuke antwortete nicht. „Wieso müssen sie gezählt werden? So spät in der Nacht? Und warum tragen sie dabei Ketten an ihren Händen und Füßen? Scheiße man, sorgt sich da niemand um ihre Verletzungen? Sie bluten und haben offensichtlich Schmerzen. Sasuke, warum hilft ihnen niemand?“ Naruto konnte nichts dagegen tun, dass Worte unaufhörlich über seine Lippen sprudelten. Er sah in leblose Gesichter. Sah tote, glanzlose Augen. Das hier waren lebende Gespenster, die sich zwanghaft vorwärts bewegten wie Zombies. Absolut erschreckend. Sasuke zog sie an seltsamen Geräten und Werkzeugen vorbei, die Naruto in seinem ganzen Leben noch niemals zuvor gesehen hatte. Er hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass sie für Menschen bestimmt waren, wenn er nicht an jedem zweiten einen gefesselt vorgefunden hätte – blutüberströmt und mit röchelndem Atem. „Du stellst zu viele Fragen“, knirschte Sasuke genervt mit den Zähnen. Immerhin zeigte er jetzt doch, dass er zumindest irgendwie auch etwas unter Anspannung litt. Vielleicht nicht unbedingt in der gleichen Art und Weise wie Naruto, aber ungerührt zogen diese Bilder nicht an ihm vorbei. „Aber sie sehen so hilflos aus, Sasuke.“ „Es sind Sklaven, Naruto. Sklaven, die bereits verkauft wurden“, knurrte er ungehalten, während Naruto hinter ihm die Luft lautstark anhielt. "Sasuke ...", hauchte er fassungslos. Warum hatte ihm niemand erzählt, dass es sowas auf der Welt gab? War er wirklich so blind? Die Realität traf ihn schonungslos und hart, als sich Sasuke zu ihm umdrehte und mit den Augen rollte, als kämen Narutos Ansichten direkt vom Mond. "Was glaubst du, was wir hier wollen?", zischte er unterdrückt, woraufhin Naruto nur benommen schluckte. "Ich dachte ..." "Verdammt Naruto, hör auf zu denken. Wir brauchen fähige Männer, die kämpfen können", unterbrach ihn Sasuke ungehalten, drückte ihn dichter an die Wand. Rauer Putz bröckelte auf seinen Kopf und in seinen Nacken. "Du willst Sklaven kaufen ...", erwiderte Naruto ahnend und Sasuke nickte nur genervt. "Du willst sie für dich benutzen, selbst wenn sie es nicht wollen?", hakte er leise nach. In seiner Stimme schwang etwas mit, das bei Sasuke eine minimale Gesichtsregung zur Folge hatte. Ein kleines Zucken. Nur ein klitzekleines, kaum sichtbares Zucken seiner linken Augenbraue. "Ja", antwortete er und Naruto atmete stockend aus. Darauf wusste er nichts zu sagen. Auf diese Neuigkeit war er genauso unvorbereitet gewesen wie auf diesen ganzen Ausflug. Mehr noch, es erschütterte ihn zutiefst, wie sein bester Freund, der Mann, mit dem er früher kindliche Fang-mich-spiele gespielt und dabei herzlich gelacht hatte, jetzt so teilnahmslos über das Leben anderer Menschen entscheiden konnte. "Das geht nicht", stöhnte Naruto kleinlaut. "Was?" "Das hier. Wir können nicht ... Es sollte niemand gezwungen werden, Sasuke." Naruto klang flehend und verzweifelt zugleich. "Hn... dafür ist es zu spät…" "Sasuke bitte, diese Menschen da sind Monster. Und ich will nicht, dass wir genauso werden." Auch wenn Sasuke ihn weiterhin betrachtete, ihm eiskalt in die Augen sah, deutete Naruto auf eine Gruppe junger, starker Männer, die mit hämischen Grinsen im Gesicht und langer Peitsche in der Hand am Rand standen und mit widerwärtigen Sprüchen die Leute in Bewegung brachten, die nicht schnell genug ihren Platz in der richtigen Reihe fanden. "Du stellst dich schon wieder gegen mich." Naruto hatte das Gefühl, plötzlich nur noch diese Worte zu hören. Alles andere war Nebensache. Sasukes Stimme schnitt sich tief in sein Fleisch, ehe er protestierend mit dem Kopf schüttelte. "Nein, ich will mich nicht gegen dich stellen. Ich will nur vorher darüber reden." "Zum Reden fehlt uns aber gerade die Zeit. Falls du es nicht bemerkt hast, wir stehen schon mitten drin." "Okay ...", seufzte Naruto. "Ich bin nicht einverstanden... aber wenn du das hier durchziehst, dann nur unter einer Bedingung", fügte er hinzu und erwiderte eindringlich den dunklen Blick des Uchihas, der nur milde überrascht seinen Kopf neigte. "Wir kaufen sie frei und lassen ihnen die Entscheidung, ob sie mit uns kommen. Wenn sie nicht wollen, lassen wir sie gehen." "Ist das dein ernst?", schnaubte Sasuke verächtlich, dabei war sich Naruto sicher, dass er so etwas Ähnliches bereits erwartet hatte. "Ja, entweder so oder gar nicht." Vielleicht bildete sich Naruto ein, dass er Sasuke so eben etwas nervös gemacht hatte. Vielleicht war es wirklich nur purer Zufall, dass er sich unruhig umsah, wieder und wieder, geleitet durch die lauten Geräusche aus der Umgebung, die Naruto verbissen versuchte auszublenden. "Von mir aus", knurrte Sasuke schließlich nach endlos langem Schweigen und Naruto lächelte ihm dankbar entgegen, obwohl ihm überhaupt nicht danach zumute war. Aber immerhin hatten sie ihren ersten Kompromiss geschlossen. Auf einem furchteinflößenden Sklavenmarkt. Konnte nur besser werden. Irrglaube. Absolut bescheuerter Trugschluss, dem Naruto mit offenem Herzen und gutem Glauben auf den Leim gegangen war. Nachdem er nämlich das letzte bisschen Mut zusammengekratzt hatte, das er in sich trug, war er Sasuke ins Innere der Burg gefolgt. Mit dem Kopf voran durch dicke Steinmauern und felsenfest davon überzeugt, seine Unruhe im Zaum halten zu können. Er war losgestürmt wie ein unbezwingbarer Rammbock, der plötzlich nur noch ein kleines Schaf war, das lautlos mit seinen Hufen scharrte, während er sich schneller in der Mitte irgendwelcher fragwürdigen, dubiosen Gestalten wiederfand. Noch bevor er das Wort "Hilfe" überhaupt denken konnte. Bei näherer Betrachtung hätte dieser Ort vielleicht durchaus schön sein können. Durch die hohen, gewölbten Decken und den in Stein eingelassenen Tribünen bot sich eine Unmenge an Platz, die ganz entfernt an einen Festsaal erinnerte. Womöglich war das gar nicht so unwahrscheinlich, dachte Naruto, als er einige der Verzierungen an den Bänken, Säulen und Holzbalken betrachtete. Mit ein wenig Lippenstift und Rouge würde das hier bestimmt zu einem wunderschönen Ballsaal werden, wo man Feste und Hochzeiten feiern konnte und wo sich die Reichen und Schönen zum Tee am Nachmittag trafen, um über die neuesten Weltereignisse zu diskutieren. Naruto sah es beinahe bildlich vor sich, in schillernden, übertrieben bunten Farben. Hörte ihr hohes, künstliches Kichern zwischen lieblichen Klängen klassischer Musik, doch es war nur eine kurze, blendende Vorstellung, die sich in Luft auflöste, als ihn jemand hart an der Schulter traf. Er stand im Weg? Feuchte Worte schleuderten ihm entgegen, unverständlich und laut. Naruto wollte ihn verstehen, sich entschuldigen, für was auch immer, während er der groben Hand nach hinten auswich, die ihm gefährlich nah kam, doch kein Wort verließ seine Lippen. Nur ein gedämpftes Keuchen, als er mit dem Rücken auf Widerstand traf. "Hmpf..." Er hätte lieber nicht nach hinten sehen sollen. Hätte lieber gar nicht erst einen Fuß in diese Höhle aus fleischgewordenen Bestien setzen sollen, doch er war hier. Stand einem großen Kerl gegenüber, der zähnefletschend auf ihn herab sah. Faules Zahnfleisch umrandete gelbe Überreste auf wunden Kieferknochen und Naruto erwischte sich instinktiv dabei, wie er seine Lippen fester aufeinander presste. Vielleicht wäre sowas ansteckend? Das hier war die Hölle. Überall Menschen, zwischen Gerüchen, die einem den Magen umdrehten. Das flackernde Kerzenlicht hätte nicht sein müssen, stellte Naruto fest und versuchte sich unauffällig aus dem Sichtbereich des Mannes zu schieben, den er ungewollt angerempelt hatte. Er verkörperte ein ganz typisches, klischeehaftes Bild eines gesetzlosen Piraten. Schwarze Augenklappe, Holzbein und ein silberner Hacken anstelle von Fingern. Und er war nicht der einzige. Ein klassischer Verschnitt von Captain Hook in hundertfacher Ausführung, leider aber deutlich hässlicher als das Original. Dafür waren sie vermutlich aber auch gefährlicher. Naruto war nicht sonderlich scharf darauf das herauszufinden. Dementsprechend war er froh, als ihn Sasuke an die Hand nahm und eilig in eine andere Richtung zerrte. Was allerdings aber niemals erwähnt werden durfte. Zumindest nicht gegenüber Kiba oder Lee. Ganz besonders nicht im Beisein von Shikamaru, der sowieso nicht sonderlich viel von ihm zu halten schien. "Komm hier lang, ich habe ihn dort hinten gesehen", zischte ihm Sasuke zu, ohne seinen konzentrierten Blick von der Masse abzuwenden, die sich ungelenk und ständig provozierend hin und her bewegte, wie dickflüssiger Schleim in einem Goldfischglas. "Wen?", erwiderte Naruto perplex. Überall rasselten Ketten, schlürften träge Schritte über den Steinboden. Sasukes fordernder Zug wurde kräftiger. "Unseren Kontaktmann." "Hä? Seit wann haben wir ..." "Von Anfang an." Sasukes Stimme war nur ein Nuscheln, das Naruto durch den dröhnenden Lärm besoffener Männer, die lautstark nach ein paar willigen Weibern grölten, kaum verstand. Aber das Wort Anfang erzeugte ein unangenehmes Kribbeln in seinem Nacken. Von Anfang an? Bedeutete das, dass sie diesen Kontaktmann bereits in Konoha hatten? Selbst dann schon, als sie noch in ihrem Heimatdorf waren? Verdammt, warum sprach Sasuke erst jetzt davon? Wie viele Geheimnisse hatte er denn noch? Die Liste von nie besprochenen Dingen wurde immer länger … "Er wird Die Schlange genannt." Naruto schluckte automatisch. Na prima. Wie konnte denn jemand vertrauensvoll sein, der sich freiwillig Die Schlange taufte? Sasuke musste scherzen, oder? Irgendwas hatte ihn vielleicht am Hafen gestochen. Ein Insekt? Vielleicht irgendeine besondere Käferspezies? Wenn er es sich genau überlegte, dann lag die Ursache vielleicht auch noch in Konoha. Da gab es ein paar Pflanzen, denen man besser nicht zu nahe kommen sollte, vielleicht war Sasuke ja bei seinem letzten Spaziergang... "Überlass die Sache mir und erzähl ihm nichts. Weder wo wir herkommen, noch wo wir hinwollen, kein Wort über die Leute, die mit uns reisen und erwähne nicht unser Ziel. Auf keinen Fall erwähnst du unser Ziel. Er muss nichts über uns wissen, klar? Am besten ... am besten sagst du einfach gar nichts." Oh, nichts leichter als das. Seit er hier war, traute er seiner Stimme ohnehin nicht mehr wirklich. Als läge sein eigenes Verderben nur an einem falschen Wort. Oder an Sasuke, der mit jedem weiteren Schritt immer undurchsichtiger wurde. Falls er diesen Ort hier wirklich lebend verlassen würde, dann musste er dringend mit ihm reden. Das war so deutlich wie das Make-up des Mannes, den Sasuke mit einem kurzen, kräftigen Händedruck begrüßte. Sie mussten reden. Sie mussten wirklich ganz dringend reden. Mit so einem Menschen konnte man doch nicht einfach so in Kontakt treten, oder? Seine ersten Worte waren schmierig und schleimig, sodass Naruto alle Mühe hatte nicht vor lauter Ekel die Nase zu rümpfen. „Oh welch hübsche und seltene Überraschung den letzten noch lebenden Uchiha hier in meinem Haus begrüßen zu können. Verzeiht mir bitte diese Idioten, sie kennen kein wirklich gutes Benehmen“, säuselte er in jugendhaft hoher Stimme, während er in ausschweifender Geste auf die anderen Menschen deutete. Für Naruto wurde es immer schwieriger sie von wilden Tieren zu unterscheiden. Manche von ihnen saßen an runden Tischen, auf wackligen Holzhockern und warfen abgeknabberte Hühnerbeine und Rinderkeulen nach hinten. Wenig appetitlich und leider auch ziemlich mittelalterlich. „Du weißt, warum wir hier sind?“, hörte Naruto die Stimme seines Freundes, der etwas angespannt wirkte. Vielleicht sogar nervös, auch wenn diese Kleinigkeit sicherlich niemandem außer ihm auffallen würde. Es war die Art, wie er unbewusst mit den Fingern am Daumennagel polkte, während er abschätzende Blicke mit der Schlange austauschte. „Aber sicher, auch wenn ich ehrlich zugeben muss, dass ich mit diesem Besuch noch nicht gerechnet habe.“ „Unsere Pläne haben sich kurzfristig geändert“, gab Sasuke zu. Pff, von wegen … alles pure Berechnung! „Wenn das so ist…“ Er schmunzelte und in seinen Augen funkelte etwas gefährlich Gieriges auf, ehe er sich langsam in Bewegung setzte. „Dann sollten wir uns vielleicht setzen. Seit unserem letzten Treffen haben sich die Konditionen ein klein wenig verändert“, sagte er in einem süffisant niederträchtigen Ton, der selbst Sasuke ein Knurren abverlangte, das Naruto so noch nie gehört hatte. Dabei hätte er beinahe nicht mitbekommen, dass es scheinbar wirklich schon vorher ein Treffen gegeben hatte. Nur eins? Oder vielleicht doch schon mehr? Wann sollte das gewesen sein? In Konoha, als er noch etwas erledigen musste? In Banri Bay, als Naruto die Neuen, Kiba und Lee, zum Schiff gebracht hatte? Oder in Kaifuu, als er mit Magenschmerzen im Bett liegen bleiben musste, weil die Milch schlecht geworden war? Gott, Naruto hatte das Gefühl, dass sein Schädel bald platzen würde. Es pochte, dröhnte … roch immer stärker nach Schweiß und Alkohol und die Zunge der Schlange leckte sich genüsslich über die Lippen, als er Sasuke gegenüber saß. Zwischen ihnen nur ein ovaler Tisch. Eine Grenze, die sie nicht sonderlich gut abschirmte, ihnen kaum richtige Distanz bot. Wenn Naruto seine Beine nur ein klein wenig weiter strecken würde, dann würde er ganz sicher auf fremden Widerstand treffen. Aber das allein war nicht der Grund, warum er sich auf seinem Sitz so eingeengt fühlte. Neben ihm war ein Mann, der sein halbes Bauchfett auf der Bank verteilte und ihm schräg gegenüber saß jemand, der scheinbar nicht richtig trinken konnte. Roter Wein lief ihm aus den Mundwinkeln das Kinn herunter, bis es im dreckigen Leinentuch verschwand, das er sich leider locker um den Hals gebunden hatte. „Also, was für neue Konditionen?“ Während Sasuke direkt und beherrscht das Gespräch eröffnete, war ihm Naruto dafür unendlich dankbar seine Aufmerksamkeit von der Umgebung abzulenken. Auch wenn er dadurch Blicke einfing, die ihm unheimlich waren. Diese Schlange … Naruto hatte noch nie solche Augen gesehen. Sie waren schmal, trotz des schummrigen Lichts und Naruto stellte fest, dass Lila nicht unbedingt die beste Farbe war, um seine Augen positiv hervorzuheben. Sie starrten amüsiert und lüstern in Sasukes Richtung, der mit betonter Ruhe abwartete, doch Naruto sah, was in ihm vorging. In seinen Augen tobte ein Feuer. „Vielleicht erstmal ein Glas Wein, Sasuke?“ Seinen Namen von ihm zu hören war unangenehm. „Kein Wein. Ich will das, was mir zusteht, ich habe bereits bezahlt.“ Was? Nicht nur Naruto sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Aber er bezweifelte, dass die Schlange genauso überrascht wurde wie er selbst. „Sicher … aber ich sagte bereits, die Konditionen haben sich verändert.“ Naruto schluckte, als er zusehen musste wie er sich grinsend ein Glas weißen Weines einschenken ließ. Von einem Mädchen, das sicher nicht einmal zehn Jahre alt war. „Hn.“ Sasuke hörte er leise zischen. „Du musst wissen, Sasuke, sie für dich zu kaufen ist nicht gerade leicht, wenn dein Name nicht erwähnt werden soll.“ Naruto hätte schwören können, dass sich Sasukes Haltung verändert hatte. Er saß gerader, aufmerksamer, aber von der Wut, die tief in ihm schlummerte wich er nicht ab. „Wie viel?“, raunte er schließlich und das Grinsen wurde breiter und um ein vielfaches fieser. Eine lange Zunge leckte über reine, weiße Zähne, die ihn regelrecht blendeten. „1000“, lächelte er, während er das Glas an seine Lippen führte. „Du hattest bereits 1000“, erwiderte Sasuke. „Und jetzt will ich nochmal 1000 …“, säuselte er. Naruto wusste genau, warum sich Sasukes Hände verkrampften. Wusste, um was er im Verborgenen seine Finger schloss. „Nochmal 1000 pro Kopf!“ Vielleicht war Naruto genau deshalb hier. Möglicherweise war das seine Aufgabe, weil Sasuke geahnt hatte, dass es so kommen konnte. Dass er kurz davor stand seine Beherrschung zu verlieren und Naruto dafür sorgen konnte, dass er diesem waghalsigen Impuls nicht nachging. Ob das alles wirklich vom Uchiha so berechnet wurden war, wusste er nicht, als er einfach reagierte, seine Hand auf Sasukes Oberschenkel legte und sie dort ganz ruhig hielt, bis er sich sicher war, dass er nichts Dummes tun würde. Der anschließenden Diskussion konnte er jedoch nicht mehr folgen. Zu viele Zahlen. Zu viele unnötige Beleidigungen. Zu viele unverschämte Forderungen. Warum sich Sasuke darauf einließ war für ihn unbegreiflich. Ausgerechnet Sasuke. Er ließ sich binnen Sekunden auf ein Niveau herunter, das ihm nicht wirklich stand. Es machte ihn kälter … grausamer. Und je länger er das Profil seines Freundes betrachtete, desto ferner erschien es ihm. „500 für alle.“ „500? Und das von einem Uchiha?“ Naruto seufzte und wandte sich ab. Wenn es nach ihm ginge, dann würden sie diesem Mistkerl überhaupt nichts geben. Im Gegenteil, er würde ihm liebend gern die Haut abziehen. Nur nicht unbedingt hier und jetzt. Sie waren schon zu lange hier. Die meisten der Anwesenden waren mittlerweile so ausgelassen, dass sie sich kaum noch unter Kontrolle hatten. Naruto sah zwei Männer an einer Tür, in ihrer Mitte ein schmächtiger Junge, der mit leerem Blick ihren groben Befehlen nachkam. Erschreckend. Diese Welt … diese Welt ging unter. Er hörte Sasuke nicht mehr, als sein Blick jemanden erfasste, der ihn ganz offensichtlich beobachtete. Ein Mann im Schatten, dessen Gesicht von einer tiefliegenden Kapuze verdeckt wurde. Er sah ihn nicht, hatte keine Gewissheit und doch kribbelte es in seinem Körper. Die Luft war zäh. Schweres Rauschen erfüllte seine Ohren. Er konnte nicht wegsehen. „Wie wäre es mit ein Bisschen mehr Entgegenkommen, Sasuke?“ „500 für alle sind mehr als genug.“ Irgendetwas stimmte nicht. Diese Gestalt bewegte sich keinen Millimeter. Niemand schien ihn zu bemerken. Niemand außer Naruto. Er wollte etwas sagen, sich an Sasuke wenden, doch seine Lippen bewegten sich nicht. Nichts. „Was hältst du von einem Tausch?“ „Ein Tausch?“ Nur sein Puls schlug schneller. „Deine Ware gegen meine. Du hast einen hübschen kleinen Freund mitgebracht. Er würde sich perfekt als persönliches …“ Und dann sah er weiße Finger, die sich in die Luft hoben. Drei weiße, schlanke Finger. Drei … Was? Sasukes Messer flog über die Tischplatte, blieb im Holz stecken, als sich ein Arm vor sein Gesicht schob, der eindeutig zu Sasuke gehörte. Seine Finger schlossen sich um kalkweiße Haut, drehten das Handgelenk, bis es unnatürlich laut knackte. Naruto blinzelte irritiert, fühlte sich schwindlig und benommen, als wäre er aus einer ganz anderen Realität zurückgeschleudert wurden. Er hatte nicht bemerkt, dass sich die Schlange ihm genähert hatte. „Niemand legt auch nur einen Finger an Naruto“, knurrte Sasuke. Naruto hatte das Gefühl zwischen Eis und Feuer zu stehen, als der Mann mit schmerzlich verzogenem Gesicht auflachte. „Noch ein wunder Punkt, Sasuke? Erst Itachi und jetzt …“ Auch wenn er selbst die Augen aufriss, als er diesen Namen hörte, war Naruto überrascht von Sasukes plötzlich heftiger Initiative, als er über den Tisch sprang, hinter der Schlange landete und ihren Kopf nach unten presste, mit dem Hals so dicht an der Messerkante, dass sie problemlos die dünne Haut zerschneiden konnte. „Lass meinen Bruder aus dem Spiel“, zischte Sasuke und drückte ihn tiefer. Naruto war wie erstarrt. Ähnlich wie die Menschen um ihn herum. Alles war still. Kaum einer schien noch richtig zu atmen, während Sasuke keuchend an schwarzem Haar zog. Hinter ihnen stolperte ein Junge durch den Saal, als er versuchte sich ungeschickt seine Hose wieder hochzuziehen. „Du erregst ziemlich viel Aufmerksamkeit für jemanden, dessen Existenz geheim bleiben soll“, zischte es durch schmale Lippen. Sein Kehlkopf kratzte gefährlich dicht am Messer. „Ich habe nichts zu verlieren, im Gegensatz zu dir“, raunte Sasuke selbstsicher in die Stille des Raumes. Wäre es nicht so voll, würden seine Worte bestimmt an den hohen Decken wiederhallen. Genauso wie das spöttische Lachen. „Okay, Sasuke … nenn mir deine Bedingung“, gluckste er und während sich Sasuke zu ihm runterbeugte, fixierten gelbe Schlangenaugen Narutos Gesicht. Die Gänsehaut, die darauf folgte, war alles andere als gewollt. „Einhundert pro Kopf, nicht mehr … und du sorgst dafür, dass wir unbehelligt den Hafen verlassen können.“ Naruto hatte wirklich keine Ahnung, was genau Sasuke dort aushandelte und was das triumphierende Grinsen zu bedeuten hatte, ehe die Schlange zustimmte. „Einverstanden.“ Sasuke ließ ihn los, griff in einer flüssigen Bewegung nach seinem Messer, um es geschickt wieder in seiner Beintasche zu verstauen und richtete sich an Naruto, der leicht zusammenzuckte, als er den harten Blick seines Freundes bemerkte. „Komm, wir sind hier fertig.“ Selbst wenn er gewollt hätte, Sasuke ließ ihm keine Chance etwas darauf zu erwidern. Er lief bereits um den Tisch herum auf den Ausgang zu, nur Naruto zögerte. Hier stimmte etwas nicht. Verdammt. Er hatte gelächelt, ohne dass es Sasuke sehen konnte. Er hatte gelächelt und einem Verlustgeschäft zugestimmt? „Warte…“ Das erste Wort, das er laut aussprach, seit sie die Schlange getroffen hatten und Sasuke blieb abrupt stehen. „Was …?“ „Irgendwas stimmt hier nicht, Sasuke.“ Eigentlich hatte Naruto nur geflüstert und trotzdem schien es, als hätte es jeder gehört. „Doch ziemlich scharfsinnig, der Kleine“, erwiderte die Schlange. Fast schon provozierend massierten seine Finger den Hals, genau an der Stelle, wo zuvor die Klinge des Messers lag. „Was verheimlichst du?“, entgegnete Sasuke knurrend, ehe er in einigen großen Schritten wieder näher trat. „Du hast keine Ahnung, wer alles wirklich hinter dir her ist, Uchiha Sasuke.“ „Von wem sprichst du?“ Sasukes Augen verengten sich, seine Nase zuckte. Naruto kannte diese Angewohnheit. Sie zeigte sich immer dann, wenn Sasuke unsicher wurde. Wenn er nicht abwägen konnte, in welchem Gebiet er sich befand. „Rotauge hat schon lange seinen Blick auf dich gerichtet und er hat geschworen dich zu jagen … bis in den Tod.“ „Wer oder was ist Rotauge?“, fragte Naruto irritiert. Warum, verdammt nochmal, konnte sich hier niemand einen normalen Namen geben? War das irgendein Kodex, den er noch nicht mitbekommen hatte? So ein besonderes Ding unter Piraten? „Niemand, lass uns gehen“, riss ihn Sasuke jedoch aus seiner Verwirrung, bevor er sehen konnte, dass er sich umgedreht hatte und eilig quer durch die riesige Halle lief. Steif, gehetzt … vielleicht sogar ein wenig nervös. Rotauge… Wer auch immer das war, er hatte definitiv eine Wirkung auf Sasuke. Kapitel 6: Wie Katz und Maus ---------------------------- Kapitel 4 – Wie Katz und Maus Es gab nicht sonderlich viele Situationen, denen Naruto bisher ganz allein ausgesetzt gewesen war. Wenn es hoch kam, würde er sich vielleicht an ungefähr vier oder fünf solcher Momente erinnern, die er ohne Sasukes Beistand durchstehen musste. Und davon waren mindestens drei nicht einmal der Rede wert, weil sie einfach zu Kleinigkeiten zählten, die in seiner Kindheit vorgefallen waren. Ansonsten musste er leider zugeben, dass der Uchiha einfach immer an seiner Seite gewesen war. Bei jeder Flucht, bei jedem Streich, bei jedem missglückten Versuch den Kirschkuchen der Nachbarin zu stehlen – Sasuke war da. Jetzt allerdings war er infolge eines einzigen Wimpernschlages so schnell aus der riesigen Halle gestürmt, dass Naruto kaum Zeit hatte sich zu orientieren. Er hatte ihm nachgesehen, war aufgestanden und im nächsten Moment hatte er den Blick auf seinen Rücken verloren. Zwischen all den Menschen, die sich plötzlich rege bewegten, war Sasuke einfach spurlos verschwunden. Fast schon verschwörerisch verschluckt von einer dichten Masse aus Körperfett, Schweiß und Alkoholfahnen, die ihn schwindlig machten, je tiefer er einatmete. Fuck. Wieso war er hier drin, und Sasuke irgendwo da draußen? Was hatte ihn so schnell die Flucht ergreifen lassen? Nur dieser eine bescheuerte Name? Ein Name ohne Bedeutung, zumindest für Naruto. Und doch war dieser Name der Grund für sein Zögern, sein langsames Handeln. Er stand noch immer neben dem Platz, auf dem er zuvor gesessen hatte. Die Augen der Schlange hell leuchtend auf sich ruhend, was ihn unter Umständen ziemlich beunruhigt hätte, doch im Moment konnte er es sich nicht leisten, derartige Schwäche zu zeigen. Es hätte so leicht sein müssen einfach zu gehen. Sasuke zu folgen, auch wenn er ihn nicht mehr sah. Naruto hätte verdammt nochmal einfach einen Fuß vor den anderen setzen müssen, um sich endlich hier fortzubewegen, den Augen zu entkommen, die sich geradewegs durch seine Haut bohrten. Sämtliche Instinkte, die ein Mensch besaß, waren bereits irgendwo draußen an frischer Luft, teilweise sogar schon auf seinem Schiff und meilenweit vom Hafen entfernt, nur sein Körper verharrte an Ort und Stelle, als würde er auf die Frage warten, die auf seiner Zunge lag und auf den besten Moment wartete, um ausgesprochen zu werden. Scheiß drauf, warum musste er sich dafür interessieren? Entweder sie waren da, bevor sie gingen, oder eben nicht. Nur sein Mund sah die Sache anders. Deutlich anders. „Wie … ähm, wer … also, fuck, wann bekommen wir unsere … äh Ware?“, fragte Naruto und kam sich mit jedem Wort mehr als dämlich vor. Das hier war definitiv nicht sein Part. Andere Menschen als Ware zu bezeichnen ging schwerer über die Lippen als er gedacht hätte. Zudem musste er Sasukes Drecksarbeit erledigen, was ihm unbewusst ziemlich gegen den Strich ging. Als die Schlange dann auch noch anfing in einem gemeinen hohen Ton zu lachen, hatte Naruto das Gefühl, dass sich seine Fußnägel nach oben rollten. Wie unfair. Er hatte nicht gewollt, dass diese Scheiße an ihm hängen blieb und verdammt ja, er war für sowas nicht ausgebildet. Sasuke hatte ihn ungefragt in diese Misere hineinschliddern lassen. Ganz toll. „Sie wird euch rechtzeitig gebracht, keine Sorge. Solange wir im Austausch das Geld bekommen.“ Selbst wenn Naruto nach dieser Aussage erleichtert gewesen wäre, hatte er die Befürchtung, dass es nicht schlau gewesen wäre, sich das anmerken zu lassen. Aber er nickte, drehte sich um und setzte endlich einen seiner Füße in Bewegung. Innerlich war er sich nicht sicher, wie Sasuke das fehlende Geld auftreiben wollte. Wusste nicht einmal, ob er noch Reserven auf ihrem Schiff versteckt hatte oder nicht. Er wusste gar nichts. Nur, dass er hier so schnell wie möglich weg wollte. Viel schneller als man ihn ließ, weil sich ihm abscheuliche Gestalten in den Weg stellten, die allesamt mindestens einen Kopf größer waren als er selbst. Verdammt. Warum nochmal wollte er Pirat sein? „Oh, warum so eilig, junger Freund?“, zischte ihm die Stimme der Schlange schleimig freundlich ins Ohr. Sie war plötzlich unfassbar nah. Kühle, eiskalte Finger umfassten seinen Arm, zogen ihn zur Seite, mit einer Kraft, die er den gealterten Knochen nicht zugetraut hätte. „Was soll das?“, fauchte er zurück und versuchte ruckartig seinen Arm zu befreien, doch vergeblich. Die Finger der Schlange zogen sich fester, brannten auf seiner Haut wie ein Würgegriff einer ausgewachsenen Python. So genau hatte er sich nie vorstellen wollen, wie es sein würde, von einer Riesenschlange erwürgt zu werden, dabei war sein Hals vollkommen frei. „Ich dachte, wir unterhalten uns noch ein wenig“, säuselte eine gespaltene Zunge neben ihm, die ihm unnatürlich lang vorkam, als sie sich erneut über die Lippen leckte. „Ich denke nicht“, erwiderte Naruto knurrend, während er mit wachsender Verzweiflung versuchte die Finger von seiner Haut zu lösen, die sich absolut gar nicht lockerten. Nicht einen Millimeter. „Schade … Dabei hätte ich noch eine wichtige Information für euch. Ganz besonders für deinen Freund.“ Er war eindeutig ein gerissenes, hinterhältiges, mieses Arschloch, das leider ganz genau wusste, womit er Narutos Aufmerksamkeit gewann. Innerhalb von Sekunden, nachdem er realisiert hatte, das hier schon wieder die Sprache von Sasuke war, ließ er von seinem Befreiungsversuch ab und starrte mit skeptischen Blick in die schmalen, giftgrünen Augen des anderen Mannes. „Sag schon“, drängte Naruto und rollte mit den Augen. Das hier war ein Spiel, oder? Ein Spiel oder eine Falle? Was es auch war, Naruto war nicht sonderlich wohl bei der Sache. Aber er kam hier nicht weg, egal wie sehr er es sich auch wünschte. Shit! Gegenwehr brachte ihn hier nicht weiter. Wie wahrscheinlich war es, dass Sasuke seine Abwesenheit bald bemerkte und auf der Suche nach ihm hierher zurückkommen würde? „Oh nicht doch, solche Verhandlungen brauchen seine Zeit.“ „Was für eine Verhandlung? Hier wird nichts mehr verhandelt.“ „Das sehe ich anders.“ Naruto war sich nicht sicher, ob er sich den zunehmenden Druck auf seinem Arm nur einbildete, oder ob die folgende Taubheit wirklich nur eintrat, weil er schon zu lange seine normale Blutzufuhr blockierte. „Was willst du?“, grollte er mit unterdrücktem Zorn, der sich nur minimal in seinen Augen wiederspiegelte. „Ich will nur einen Gefallen, ein Versprechen, sobald die Zeit gekommen ist“, sagte er und lächelte ein Lächeln, bei dem Naruto unwillkürlich den Mund verzog. „Welche Zeit?“ „Das wirst du sehen, wenn es soweit ist.“ Ein Spiel. Ganz klar. Das hier war irgendein dummes Spiel, das er bereuen würde, da war er sich sicher und doch stimmte er ihm zu. „Okay, aber ich will die Informationen jetzt.“ Ein Pakt mit der Schlange, die in diesem Moment einem Teufel glich, als sie sich näher an ihn wagte, leise flüsternd, sodass niemand im Umkreis hörte, wovon sie sprach. Niemand außer Naruto, der nachdenklich der Wand entgegenstarrte, mit geweiteten Augen, ehe sich der fesselnde Griff lockerte und er hastig aus der Halle rannte. Wo genau war Sasuke, wenn man ihn brauchte? Überall waren Menschen, Sklaven an Ketten und Kinder, die mit ausgestreckten Armen am Straßenrand auf kaputten Knien kauerten und bettelten, aber von Sasuke fehlte jede Spur. Naruto bemerkte die aufgehende Sonne gerade in dem Moment, als er den Weg gefunden hatte, den sie in der Nacht genommen hatten. Äußerst erstaunlich fand Naruto die Tatsache, wie leicht und vor allem schnell sich Vion innerhalb von ein paar Minuten verändern konnte. Allein durch die Sonnenstrahlen, die sich auf dem Platz verteilten und ihn in einen warmen Schein tauchten, wirkte es viel einladender und weniger bedrohlich. Nur die Gassen, die hinab zum Hafen führten, blieben im Dunkeln. Aus ihnen strömten jetzt immer mehr Menschen, hauptsächlich Frauen in alten Lumpen, mit eingefallenen Wangen, blassgrauer Haut und tiefen Schatten unter den Augen. Sie verteilten sich auf dem Platz, scheuchten Kinder durch die Gegend und bauten mit Holzbrettern, die Naruto längst als Abfall bezeichnen würde, notdürftige Stände auf, deren einzige Aufgabe darin bestand, ein paar Waren zum Verkauf anzubieten. Brot und Brötchen, hier und da ein wenig Obst und Gemüse aber auch Stände mit selbstbemalten Tassen und Schüsseln aus Ton und gewebten Tüchern, die mit ihren bunten Farben überhaupt nicht in dieses Bild passten, konnte Naruto sehen, während er immer noch fahrig Ausschau hielt. Nach einem Uchiha, der wie vom Erdboden verschluckt schien. Auch von Vions Sklavenmarkt war innerhalb der nächsten fünf Minuten nichts mehr zu sehen. Keine Sklaven mehr, keine Peitschen oder Ketten, nur die Händler waren noch da und legten ein scheinbar charmantes Lächeln auf, als sie versuchten mit höflichen Floskeln ihre Ware an die Bevölkerung zu bringen, die weniger schlecht gekleidet nach und nach mit Körbchen unter den Armen hier auftauchte. Scheinbar aus einer Gegend, die sich hinter der Burg befand und Naruto fragte sich insgeheim, wie abartig groß diese Stadt sein musste und was genau noch alles im Süden lag, außer einem zweiten Hafen, von dem er wenige Minuten zuvor erfahren durfte. Und verdammt nochmal, er musste dringend mit Sasuke reden. Jetzt! Ihm schwirrte der Kopf, als er sich über den Marktplatz bewegte, durch Menschenreihen schlängelte, die ihn mitunter schiefe Blicke zuwarfen, ehe er endlich die Gasse erreichte, die er ohne zu zögern betrat. Sasuke konnte nur diesen Weg genommen haben, oder? Warum hatte dieser Bastard draußen nicht auf ihn gewartet? Oder war er einfach nur zu verblendet, um ihn zu bemerken? Dieser Gedanke ließ ihn doch noch einmal umdrehen. Noch einmal zum Marktplatz sehen, hinüber zum Burgeingang, wo die schweren Türen zugezogen wurden, bevor sein Blick auf etwas fiel, dass sein Herz noch einmal aussetzen ließ. Fuck. Er hatte ihn beinahe vergessen. Diesen Mann, gehüllt in einen tiefschwarzen Umhang, dessen Kapuze weit ins Gesicht fiel. Zu weit, um Konturen erkennen zu können, doch irgendwas an ihm hielt seinen Blick gefangen. Etwas, nur ein Gefühl, das er nicht deuten konnte. Irgendwo in einer Ecke entstand eine Rangelei. Geschrei, das sich über den Platz zog. Wüste Beschimpfungen, die klagenden Beteuerungen eines Kindes. Naruto stand in unmittelbarer Nähe. Regungslos und benommen, und dann sah er sie … Drei Finger. Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Drei … Drei, die sich in die Luft hoben und seine Atmung ins Stocken brachten. Drei… warum drei? Naruto formte ein stummes Wort, war drauf und dran einen Fuß zu bewegen, den Mann erreichen zu wollen, der viel zu weit entfernt an einem Holzpfosten stand, als er grob nach hinten gerissen wurde. Der Blickkontakt brach. Sein Herz raste. „Verdammt Naruto, bist du eigentlich vollkommen bescheuert? Ich dachte, du folgst mir … ich … was ist passiert?“ „Sasuke …“ Er stand vor ihm. Seine Augen wütend und gleichzeitig so voller Sorge, dass Naruto es kaum glauben konnte. Es folgte ein Keuchen durch die Wucht, die Sasuke aufbrachte um Naruto an die Seite zu drängen. „Was ist los?“, wollte Sasuke erneut eindringlich wissen, doch Naruto zuckte nur mit den Schultern. In seinem Kopf herrschte ein dichter Nebel aus Empfindungen und Bildern, die er nicht mehr zusammenfügen konnte. Alles war verschwommen. Und der Mann, von dessen Existenz er eben noch überzeugt gewesen war, war jetzt nicht mehr da. Als hätte er sich aufgelöst, einfach so. „Jetzt sag schon. Wo warst du?“ Sasuke forderte vehement einen Blickkontakt, den Naruto nur mit großer Mühe aufrechterhalten konnte. So klein wie er sich im Moment fühlte, war es alles andere als angenehm in dieser Form von Sasuke gemustert zu werden. „Er hat mich aufgehalten. Ich wollte dir ja hinterher aber er hat mich festgehalten …“, antwortete er zögerlich. Dass sich Sasukes Miene mit jedem Wort verdunkelte ließ ihn schlucken. „Wer?“, knurrte er zurück. Anstatt was zu sagen, hob Naruto nur seine Hand, zeigte auf die Burg und hoffte gleichzeitig die Chance zu haben den maskierten Mann erneut zu sehen, doch nichts. Stattdessen hörte er Sasuke leise fluchen. „Was wollte er?“ Naruto hatte das Gefühl von seinem Freund immer tiefer in die Mauern gedrückt zu werden, auch wenn das sicherlich kaum noch möglich war. „Er hat gesagt, dass wir verschwinden sollen. So schnell wie möglich.“ Sasuke runzelte die Stirn. „Ist das alles?“, schnaubte er. „Nein.“ Naruto war nicht wohl bei der Sache, auch wenn er vor wenigen Minuten noch alles dafür gegeben hätte, um mit Sasuke darüber zu reden, aber jetzt … Das hier waren keine Zufälle mehr, oder? „Sprich endlich, Naruto.“ Sasukes Griff an seinem Hemdkragen wurde fester. „Er … uhm, er hat gesagt, dass sie in drei …“ Naruto schluckte. Drei. Scheiße nochmal, was bedeutete diese verdammte Zahl? „In drei was? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“ „In drei Tagen. Sie werden in drei Tagen im Südhafen anlegen, bis dahin sollen wir weg sein. Weit weg.“ Er hörte seine eigene Stimme kaum, weil sich der Tumult vom Marktplatz in den Vordergrund drängte. Sasuke schien ihn jedoch gehört zu haben, denn sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. „Wer wird anlegen?“, hauchte er leise zurück. „Der, den er Rotauge genannt hat“, flüsterte Naruto zurück und vor ihm schien Sasukes Mimik gänzlich einzufrieren. Vielleicht hatte er noch die Hoffnung gehabt, dass ihn sein Gefühl getäuscht hätte, doch diese Reaktion jetzt war mehr als eindeutig. Sasuke kannte diesen Namen. Musste ihn zumindest schon mal irgendwo gehört haben und konnte Verbindungen schließen, die für Naruto nicht klar waren. „Wer ist das, Sasuke?“, fragte Naruto und legte seinen Kopf schief, um Sasuke weiterhin ansehen zu können, da er seinen Blick nachdenklich gesenkt hatte. „Das …“ „Sasuke?“ Er sah auf, für einen kurzen Moment ratlos und erschrocken. „Nichts. Wir sollten los“, meinte er plötzlich und ließ vom Kragen seines Freundes ab. „Aber … Sasuke“, warf Naruto ein, als sich Sasuke wieder in Bewegung setzte. Er lief die Gasse entlang, dicht an der Wand und Naruto stolperte hinterher. „Verdammt, jetzt warte doch …“, rief er, aber Sasuke verschwand zu schnell um die nächste Ecke. „Scheiße Mann“, fluchte Naruto und rannte hinterher. Auf halber Strecke sah er den Brunnen, die Schlangenfiguren, denen er vorher kaum Beachtung geschenkt hatte und etwas weiter entfernt sah er eine Tür, vor dem der Mann stand, der ihn zu verfolgen schien. Fuck. „Sasuke …“ Seine Stimme war zu hoch, seine Schritte ungeschickt, als sie geradewegs über die glänzenden Pflastersteine stolperten. Der Mann zeigte nach oben, auf ein verwittertes Schild über der Tür. Naruto erkannte einen Raben, einen pechschwarzen Vogel, blinzelte und im nächsten Augenblick war niemand mehr zu sehen. Die Zahl drei und ein Rabe auf einem Türschild einer Bar, die ganz offensichtlich geschlossen hatte? Was bitte sollte das? Wieso jetzt? Und warum musste man sowas ausgerechnet mit ihm spielen? Er hasste knifflige Rätsel. „Du bist so ein Volltrottel, komm jetzt“, drängte sich Sasukes Stimme ungehalten in sein Ohr, ehe er ihn packte und wieder auf die Beine zog. „Aber da war …“ Naruto stockte. Wollte eigentlich sagen, was ihn aufgehalten hatte. Wollte sagen, dass es doch nicht seine schuld war und Sasuke klar machen, dass hier irgendetwas seltsames vor sich ging, doch als er die dunklen Augen seines Freundes sah, blieb ihm jedes Wort im Hals stecken. Sasuke würde ihm nicht glauben, richtig? Würde nur denken, dass er jetzt vollkommen den Verstand verloren hatte. Weil er ständig irgendwelche komischen Gestalten sah, ohne Gesicht und Stimme, die ihm fragwürdige Hinweise auf was auch immer gaben. Und je länger er darüber nachdachte, desto mehr glaubte er selbst, dass ihm hier irgendwer einen ganz fiesen Streich spielte. „Schon gut, lass uns … wuhaaaa“, stöhnte er überrascht auf, als er unsanft herumgeschleudert wurde, auf der Suche nach seinem Gleichgewicht, das ein kleiner Junge zielsicher aus dem Takt gebracht hatte, ehe er sich der Länge nach auf die Nase legte. Kirschrote Äpfel kullerten über den Weg, während Naruto sah, wie der Junge seine Finger in ein halbes Stück Brot krallte, bevor er versuchte sich wieder aufzurappeln. Sasuke neben ihm zischte nur undeutlich. „Oh Gott, Ist dir was passiert? Warte ich …“ Er streckte seine Hand aus, wollte sich eigentlich nur das aufgeschürfte Knie des Jungen ansehen, hielt aber inne, als er den verschreckten Blick bemerkte, der suchend an ihm vorbei glitt. Hinter ihnen tauchten Männer auf, wild rufend und gestikulieren. Es fielen nicht gerade nette Worte und Naruto traf binnen Sekunden eine Entscheidung. Er sah mit entschlossenem Blick auf den Jungen, hob die Äpfel auf und drückte sie ihm in die Hand. „Lauf“, war das einzige, was er ihm zuflüsterte, ehe er ihn leicht vorwärts schubste. „Danke.“ Er wusste genau, was er getan hatte. Wusste, dass er mit Sicherheit weder die Äpfel noch das Brot bezahlt hatte und dennoch ließ er ihn laufen. Vielleicht lag das an den Erzählungen von Kiba und Lee. Vielleicht lag es an den Erfahrungen, die er innerhalb der Burg gemacht hatte. So genau wusste er das nicht, aber es war ein leichtes, seinen Kopf für einen kleinen Jungen hinzuhalten, der scheinbar keinen anderen Weg mehr wusste, als sich mit Klauen ein paar Lebensmittel zu sichern. Die Diskussion, die er anschließend führte, zeigte eindeutig, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die folgenden blauen Flecke, die Magenschmerzen, sogar die geprellte Schulter war es ihm wert, wenn er dafür nur einen Tag von diesem Jungen lebenswerter gemacht hatte. Dabei kannte er nicht einmal seinen Namen. Warum sich Sasuke jedoch die ganze Zeit zurückhielt, stellte er allerdings erst fest, als die aufgebrachten Dorfbewohner wieder verschwunden waren, denn Sasuke war ebenfalls weg. Schon wieder … So langsam fühlte sich Naruto ernsthaft verascht. Das konnte doch jetzt unmöglich sein ernst sein, oder? Einfach sang und klanglos abhauen, war das jetzt seine neue Masche, oder wie? Ehrlich, darüber mussten sie wirklich reden. Ganz dringend reden. Hier warten, bis der arrogante Herr Uchiha auf die Idee kam um ihn abzuholen, würde er ganz sicher nicht. Jetzt war seine Geduld auch langsam am Ende, falls er sie überhaupt jemals richtig gehabt hatte. Er wollte hier weg. Wollte ehrlich einfach nur noch von diesem Ort verschwinden und Sasuke würde schon noch auftauchen – und wenn nicht, dann war es ihm jetzt auch egal. Auf die Suche gehen würde er jedenfalls nicht. Möglicherweise war es ihm aber doch nicht ganz so egal, wie er versucht hatte sich das einzureden, denn er spürte ganz eindeutig die Erleichterung, als er Sasuke unten in Hafennähe wieder antraf. Er stand neben einer dieser ekligen Tonnen, aus dem gemächlich rote Flüssigkeit auf den Steg sickerte. Eigentlich müsste es doch längst getrocknet sein, dachte Naruto beiläufig, nur um im nächsten Moment den Kopf über seinen eigenen Gedanken zu schütteln. Die Luftfeuchtigkeit war auf manchen Inseln höher, als er es gewohnt war, das hatte er erst vor kurzem in einem der Bücher gelesen, aber ob das wirklich der Grund war, warum hier das Blut nicht trocknete, wusste er nicht. „Weißt du, dass du mich echt irre machst?“, fuhr er Sasuke an, als er neben ihm zum Stehen kam. Der Uchiha allerdings hob nur eine Augenbraue an. „Ich? Ich mache dich irre?“, wiederholte er Narutos Worte mit deutlichem Spott in der Stimme. „Ja, verdammt. Jedes Mal bist du einfach wie vom Erdboden verschluckt, was bitte soll das?“ „Warum soll ich dir bei jeder Schlägerei, die du provozierst zusehen?“ „Du hättest ja auch helfen können?“ „Wozu? Das war deine Sache, nicht meine.“ „Gott, Sasuke, manchmal bist du echt ein richtiges Arschloch!“ „Und du ein Idiot, der sich in Angelegenheiten einmischt, die uns nichts angehen.“ „Sie hätten ihn bis in den Tod gejagt, wenn ich nicht …“ „Ja, und jetzt lebt er noch einen Tag länger, können wir dann?“, unterbrach ihn Sasuke mit einer erschreckenden Nüchternheit, die ihn sichtlich sprachlos machte. Immerhin so sprachlos, dass er ein fernes Flüstern hörte, das ihn lächeln ließ, obwohl er die Bedeutung der Worte nicht ganz verinnerlichen konnte. Gerade fragte sich Naruto noch, wie eine Hand, die kälter war als ein Eiswürfel trotz allem ein so warmes Gefühl hervorrufen konnte, dass er sie am liebsten nie wieder losgelassen hätte, als Kiba diesem Kontakt ein jähes Ende setzte. „Heilige Scheiße, ihr seid tatsächlich wieder da“, rief er zwischen Freude und Sorge, mit einer Stimme, die Naruto an ihm noch nie zuvor gehört hatte. Sie war erstaunlich hoch. Vermutlich benutzte er hier sogar eine Frequenz, die jedes Tier in ihrer Nähe in die Flucht schlagen könnte. Wenn es so wäre, dann hoffte er, dass sich das auch auf fiese, schleimige Schlangen auswirkte. Die darauffolgende Umarmung kam allerdings selbst für einen Naruto zu plötzlich, sodass sie ihn beinahe wieder vom Schiff geworfen hätte, dabei war ihm Sasuke eben noch so hilfreich zur Hand gegangen. Etwas überfordert krallte er sich in Kibas komische Felljacke, die tatsächlich etwas seltsam roch und entfernt an Frettchen oder Eichhörnchen erinnerte, obwohl er natürlich noch nie an einem solchen Tier gerochen hatte. „Ist ja gut, Alter …“, lachte er irritiert, als Kiba begann ihn von oben bis unten zu mustern. „Ist auch wirklich noch alles dran? Kein Finger weg? Oder ein Zeh? Hast du noch deine Kronjuwelen…“ „Wahh Kiba …“ Naruto schnappte hörbar nach Luft, als Kiba ihm unvermittelt seine Hand in den Schritt legte, um besagte Juwelen zu erfühlen, ehe er erleichtert aufseufzte. „Gott sei Dank, es ist alles noch dran“, sagte er und grinste, als wäre es vollkommen natürlich, dass man sich gleich vor Ort ungeniert selbst überzeugte. „Alter, leidest du an Fieber?“, fragte Naruto, nachdem er mehrmals geblinzelt hatte. Das war doch grade nicht ernsthaft passiert, oder? Kiba hatte nicht … Shit. „Nö, warum?“, entgegnete Kiba ratlos, allerdings mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Ich hab mir lediglich ernsthafte Sorgen um deine Fortpflanzungsmöglichkeiten gemacht.“ Na wenn der wüsste, dachte Naruto und schnaubte. „Ach, willst du dann vielleicht auch noch nachsehen, ob mein Schwanz noch seine Normalgröße hat?“ Naruto klang angefressen, sein Ton schnippisch und seine Worte waren sicherlich nicht so ernst gemeint, wie sie Kiba aufnahm. „Oh ja, jetzt wo du es sagst, zeig mal. Oder haben sie dir echt was abgeschnitten?“ Er streckte bereits seine Hände nach dem Hosenbund des Uzumakis aus, als Naruto zurückwich. „Scheiße Kiba, was läuft falsch bei dir? Es ist alles noch da wo es sein soll, echt jetzt.“ „Wirklich? Soll ich nicht doch lieber nochmal nachsehen, ob …“ 
„Nein. Das ist echt nicht nötig … echt nicht“, beteuerte Naruto und Sasukes, der dicht neben ihm stand, brachte ein tiefen Knurren über seine Lippen. Was zum …? „Tze“, machte er schließlich und Naruto sah gerade noch, wie sich Sasuke mit angestrengt verzogenem Gesicht umdrehte und auf Shikamaru zulief, der mit dem Rücken am Mast lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen. Seltsam. Sehr seltsam. Sasukes Blick war so … „Hey …“, sagte Sasuke und stieß unsanft mit dem Fuß gegen Shikamaru, der daraufhin grummelnd ein Auge öffnete, um Sasuke entgegen zu blicken. „Mach das Schiff klar. Sobald die Neuen an Bord sind, segeln wir los.“ Shikamaru antwortete nicht, aber Naruto glaubte, dass er zumindest kurz genickt hatte, ehe er wieder die Augen schloss. Der Typ hatte echt eine Arschruhe. Ähnlich wie Sasuke, der dazu nichts weiter hinzuzufügen hatte. „Die Neuen?“, meldete sich jedoch Lee zu Wort, der neugierig von Sasuke zu Naruto sah, der leider immer noch genauestens von Kiba gemustert wurde. Himmel nochmal, warum musste der seine Nase überall reinstecken wollen? Im wahrsten Sinne des Wortes. Naruto hatte das Gefühl, Kiba schnüffelte gerade an sämtlichen Kleidungsstücken, die er trug. Auf der Suche nach... Ja nach was eigentlich? „Oh nein, ist das Blut?“ Schock lag auf seiner Stimme und in seinem Gesicht, als er Narutos Hose und sein beschmutztes Hemd betrachtete. „Ja, aber nicht …“ „Uhhhaaaa, das riecht nach totem Schwein“, meinte Kiba plötzlich angewidert, während sich seine Nase kräuselte. „Oder Ratte …“ „Ist es vermutlich auch … die Tonnen dahinten sind voll davon“, sagte Naruto und deutete mit ausgestrecktem Arm zurück zum Hafen. „Ist ja eklig … warum haben die das am Hafen?“, fragte Ino, die immer noch ziemlich blass und kränklich wirkte. Na hoffentlich hatte sie sich nicht doch etwas eingefangen. Das würde ihnen gerade noch fehlen, wenn die einzige Person, die sich mit Heilkram auskannte außer Gefecht im Bett liegen bleiben musste. „Keine Ahnung …“, zuckte Naruto mit den Schultern. „Vielleicht zur Abschreckung?“, mutmaßte Lee, doch Naruto schüttelte nur den Kopf. „Glaub ich nicht. Jeder der hier ankommt, bringt schließlich auch irgendwas mit in die Stadt was von Wert ist.“ „Stimmt, vermutlich haben sie einfach nur kein besonders kluges Entsorgungssystem“, meinte Kiba und konnte es jetzt scheinbar nicht mehr ertragen, denn er hielt sich die Nase zu und sprach dadurch ziemlich gekünstelt. „Würde mich nicht wundern, wenn sie das Zeug nach und nach im Meer versenken“, sagte er und Naruto hätte aufgrund der Stimmlage beinahe gelacht, wenn seine Worte nicht so niederschmetternd wären. Diese Vermutung war leider ziemlich naheliegend. „Kiba du bist abartig“, stellte Ino fest. Lee lachte. „Und das merkst du erst jetzt? Ino, er ist ein Kerl, der furzt sogar im Schlaf.“ „Und du bist leider ziemlich ekelhaft, Lee“, zischte Ino, ehe sie ihnen den Rücken kehrte. „Schön, wo sie jetzt weg ist, sagst du uns dann endlich von was für Neuen hier die Rede war?“, lenkte Lee alle Aufmerksamkeit wieder auf sich. Naruto seufzte. Er konnte die Euphorie, die Lee an den Tag legte, einfach nicht teilen und hatte wirklich gehofft, dass Kiba sie von diesem Thema erfolgreich abgelenkt hatte, aber da hatte er sich scheinbar getäuscht. „Sasuke hat neue Crewmitglieder gekauft“, seufzte er schließlich leise und es war Kiba, der ihn plötzlich grob an der Schulter packte. 
„Gekauft?“, wiederholte er fassungslos. „Jap…“ Lee schien sprachlos, während Kiba begann auf ihn einzureden. „Wusstest du davon?“ „Nein, natürlich nicht. Ich hätte es ihm ausgeredet, bevor wir Vion erreicht hätten, aber selbst dann wäre es zu spät gewesen. Sasuke hat sich da einfach was in den Kopf gesetzt …“, seufzte Naruto schwer. Eigentlich hatte er geglaubt, nein sogar gehofft, dass es noch dauern würde. Dass Sasuke vernünftig sein würde und die ganze Sache langsamer angehen würde. Aber allmählich blieb ihm wohl nichts anderes über als einzusehen, dass er wachsamer werden musste, wenn er nicht plötzlich von Sasuke überrannt werden wollte. „Was hat sich Sasuke in den Kopf gesetzt?“ Kibas Frage kam durchaus berechtigt, aber Naruto verspürte nicht wirklich die Lust sie jetzt, hier und sofort zu beantworten. Vielleicht waren seine Vermutungen auch vollkommen an den Haaren herbeigezogen und die ganze Sache würde sich in ein paar Tagen von selbst regeln. „Nicht so wichtig, Kiba. Es ist nur ein Kindheitstraum.“ Er lächelte ihm entgegen, müde und erschöpft. „Ich geh mich hinlegen, weckt mich, sobald die Neuen da sind“, richtete er sich noch einmal an seine Freunde, ehe er im Innern des Schiffes verschwand. Er traf Sasuke in seinem Zimmer, vor dem Logbuch sitzend, in das sie gelegentlich abwechselnd ihre wichtigsten Einträge schrieben. Sasuke schien gerade fertig zu sein, denn er schlug das Buch lautlos zu. „Sasuke?“ „Hm?“ Naruto hatte eigentlich ganz bestimmte Fragen auf der Zunge. Warum er das hier alles machte... Wieso er nicht offen mit ihm über alles sprach und vor allem, seit wann er die ganzen Dinge schon geplant hatte und worauf er sich noch gefasst machen konnte, aber nichts dergleichen sprach er aus. „Wie hast du das eigentlich gemeint?“, fragte er stattdessen und beobachte das Zusammenziehen der Augenbrauen, weil er scheinbar nicht ganz folgen konnte. „Du hast gesagt, dass niemand auch nur einen Finger an mich legen darf, wie hast du das gemeint?“, fragte er genauer, mit trockenem Mund und plötzlich schnell schlagendem Herzen. Sasuke hingegen sah für eine Sekunde ertappt aus, ehe er beiläufig den Stift, den er noch in der Hand hielt, zur Seite legte. „Ich weiß nicht wovon du sprichst“, sagte er schließlich und Naruto lachte leise auf. „Schon klar, Sasuke. Kannst ruhig zugeben, dass du nicht willst, dass mich jemand anderes berührt.“ Warum er ausgerechnet jetzt verspielt mit den Wimpern klimpern musste, verstand Naruto wohl am allerwenigsten. „Bilde dir bloß nichts drauf ein, Naruto“, entgegnete Sasuke kühl, aber man sah eindeutig die leicht gefärbten Ohren, bevor er das Zimmer verließ und hinter sich die Tür schloss. Naruto sah ihm schmunzelnd nach, bis er gähnte und sich endlich der Kleidung entledigen konnte, die unangenehm an seiner Haut haftete. Er war müde. Die Ereignisse der letzten Nacht, die seltsamen Dinge, das Gesicht der Schlange – all das verfolgte ihn. Selbst dann noch, als er längst schlafend in seinem Bett lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)