Look after you von Lance (Kingsman) ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- Mit einer leichten Handbewegung schüttelte der ältere Mann mit Hornbrille die Schneekugel und brachte den Schnee damit zum Aufwirbeln. Die großen runden Augen des Jungen, der auf dem Boden saß und vergeblich versucht hatte, genau diesen Schnee in der Kugel aufwirbeln zu lassen, blickten begeistert und ehrfurchtsvoll auf. Er hatte diesen Mann noch nie in seinem Leben gesehen, doch hatte er seine Mami zum Weinen gebracht, also konnte dieser Mann doch kein Held sein, oder? Aber er hatte ihm geholfen und im nächsten Augenblick gab er ihm eine Münze... nein, keine Münze – eine Medaille. „Achte gut auf sie... und auf deine Mom“, Eggsy nickte, ehe er eine Berührung an seiner Schulter spürte, dann erhob sich der Mann im Anzug und wurde mit einem Mal so riesig, dass Eggsy vom Boden aus gar nicht mehr in sein Gesicht sehen konnte. Wieso waren alle Leute eigentlich so groß? Wenn er älter war, wollte er auch so groß wie ein Baum werden! Dieser Mann konnte gar nicht schlecht sein, sonst hätte Mami ihn schon längst angeschrien nicht wahr? Wo war eigentlich Papa? Die Schneekugel schien vergessen, denn immerhin hielt er gerade eine glänzende Medaille in der Hand, von deren Wert er aktuell noch keinerlei Ahnung hatte.   „Eggsy, wo bist du schon wieder?“, die Stimme seiner Mutter ertönte vom Rand des Spielplatzes, er lag nur ein paar Blocks von ihrem Zuhause entfernt Wenn Eggsy alt genug war, würde er hier alleine hingehen. Zwei Jahre waren inzwischen vergangen, seitdem sein Vater in den Himmel gegangen war, eine sehr blumige Aussprache, aber seine Mama war der Meinung er sei noch zu jung um mit dem Wort Tod in Berührung zu kommen. Letzte Woche war im Kindergarten der Hase Dooky gestorben, er war schon sehr alt und war deswegen für immer eingeschlafen. Eggsy war nicht dumm, er wusste, dass es bei seinem Vater genau so gewesen war. Hin und wieder spürte er ein komisches Gefühl in seinem Bauch und seine Augen begannen zu kribbeln, jedes Mal wenn er an ihn dachte. Mama erging es wohl ebenso, oft lugte der dunkelblonde Junge durch den Türspalt in seinem Zimmer und er sah sie auf der Couch sitzen, das Bild von Mama und Papa in Händen haltend und weinen. Oft hatte er sich nicht getraut dann aus dem Zimmer zu kommen. Wenn seine Mutter traurig war, wollte sie allein sein, doch manchmal durfte er zu ihr auf die Couch und sie umarmen. Dann fühlte er sich gut, weil er wusste, dass er auf Mama aufpasste, das hatte er dem Mann mit der Hornbrille versprochen. Der kleine Junge dachte nicht oft an diesen Mann, nur wenn er die Medaille ansah, die er vor seiner Mama versteckt hielt, weil sie jedes Mal traurig aussah und das wollte Eggsy nicht. Trotzdem war der kleine Junge stolz auf diese Medaille, alle anderen Kinder besaßen so etwas nicht und wollten immer mit ihr spielen, doch das erlaubte er nicht. Dieses Ding war einzig und allein für ihn bestimmt, weswegen Eggsy es auch immer in seiner Hosentasche trug, dort war es sicher, dort konnte es nicht verschwinden. „Ich will auch endlich!“, eine quengelnde Stimme von einem jungen Mädchens machte ihm wieder bewusst , dass er gerade in der Mitte der Kletterstangen hing. Er kletterte gerne, Mama hatte ihn in einem Turnverein angemeldet, damit er nicht immer auf dem Spielplatz alle besetzte. „Eh... aua!“ Das Mädchen hatte sich einfach an Eggsy vorbei quetschen wollen, was jedoch damit geendet hatte, dass Beide den Halt der Stangen verloren hatten und einen halben Meter in den Sand gefallen waren. „Mama!“, das rothaarige Mädchen schien gar nicht verletzt zu sein und trotzdem fing es an zu weinen. Ihre Wangen wurden rot, nicht wie ihr Haar, doch das rosa Shirt mit weiß-gelben Blumen drauf, deren Farbe entsprachen sie. Ihre Hände rieben über ihr Gesicht, Sand klebte nun auf ihren Wagen und sie begann fast zu kreischen, damit ihre Mutter sich ja beeilte um zu ihr zu gelangen. Eggsy hingegen saß fast schon stumm im Sand und beobachtete wie die Mutter versuchte ihre quengelnde Tochter zu beruhigen, sie hob sie hoch und sofort schlangen sich ihre Arme und Beine wie ein Klammeräffchen um ihre Mutter. So ein Verhalten empfand Eggsy als peinlich, immerhin war er ein Junge, er weinte nicht weil er die Kletterstange herunter gefallen war – so ein Mädchen! „Eggsy, komm jetzt wir wollen nach Hause“, die Stimme seiner Mutter erreichte endlich wieder sein Ohr, sie klang noch nicht besorgt, also musste er nicht über den Sand rennen. Er war schon oft im Sand hängen geblieben und hingefallen, Mama mochte es nicht, wenn er sich verletzte und der Sand brannte in den Wunden, weswegen er inzwischen gelernt hatte nicht mehr einfach so durch den Sand zu rasen. Nun wo die Mutter mit dem rothaarigen Mädchen verschwunden war, konnte er auch endlich aufstehen, nur mit groben und unkoordinierten Bewegungen versuchte Eggsy sich selbst den Sand von der Kleidung zu wischen. Aber um den Sand auf seinem Popo los zu werden, musste er sich so verdrehen, dass er beinahe wieder hinfiel. Da musste Mama ihm helfen. Gerade als der kleine Junge seine Reise durch die Sandkiste antreten wollte, schien ihm eine Hand auf der Schulter festzuhalten. Kein fester Druck, eher wie eine sanfte Berührung, sofort drehte sich der Junge herum und erkannte ihn. Den Mann mit der Hornbrille. „Eggsy, ich hoffe ich habe dich nicht gestört?“ Eigentlich hatte Mama gesagt, er sollte nicht mit Fremden sprechen, aber er war doch bei ihnen im Haus gewesen, er hat ihm seine Medaille gegeben. Wie bei ihrem ersten Kennenlernen schüttelte der Junge erst einmal nur den Kopf, „Nein, Mama hat mich gerufen, wir wollen nach Hause gehen.“ Dem Jungen fiel auf, das der Mann inzwischen nicht mehr ganz so riesig war. War er etwa geschrumpft? Nein Eggsy war ganz sicher gewachsen! Der Mann mit der Hornbrille lächelte und trotzdem lag in dem Auge derselbe traurige Blick den Mama hatte. Waren alle alten Leute so? Wenn ja, wollte er niemals erwachsen werden! „Ich habe immer noch deine Medaille... und ich pass immer brav auf Mama auf“, verkündete Eggsy stolz und griff in seine Hosentasche, um das glänzende Stück Metall hervor zu holen. Doch schienen die blauen Augen plötzlich noch größer und runder zu werden, als er feststellen musste, dass sie nicht mehr da war. Oh nein! Wo war sie? Eggsy ging sofort wieder auf die Knie und wischte mit den kleinen Kinderhänden im körnigen Sand herum. Sie muss hier irgendwo sein. „Eggsy“ Die Stimme des Mannes im Anzug wirkte beruhigend, sanft, wie seine Berührung. Der kleine Junge stand den Tränen nahe, als er schniefend aufschaute. Er blickte direkt in die glänzende Verzierung seiner Medaille. „Sie ist dir aus der Tasche gefallen, als du gefallen bist, Eggsy.“ Es lag kein Tadel in seiner Stimme, als er seine kleine Hand nahm und sie ihm wieder in die Hand legte. „Du warst sehr tapfer und mutig dort hoch zu klettern, magst du das Klettergerüst?“ Der kleine Junge nickte heftig, starrte aber voller Freude auf seinen wiedergefundenen Schatz. „Ja, Mama hat mich zum Turnen angemeldet, weil ich super sein soll!“ Ein Junge, der nur so voller Stolz platzte, jedoch immer noch den Tränen nahe stand. „Ich wollte sie nicht verlieren.“ Die Hand des Mannes glitt auf seinen Kopf und streichelten ihn behutsam. „Ich weiß Eggsy, ich habe hier noch etwas, damit du sie nicht noch einmal verlierst.“ Aus seiner Innentasche zog der Herr eine Kette, eine viel zu große Kette für einen so kleinen Jungen wie ihm. Eine kurze Bewegung und er fädelte die Kette durch die Öse der Medaille und er legte diese Eggsy um den Hals. Wie schon erwartet hing sie ihm nun bis zum Bauch. „Wenn du älter bist, wird sie dir nicht mehr so groß vorkommen. Aber merk dir eines Eggsy“, er drehte die Medaille in der Hand des Kindes so das die gravierte Inschrift zum Vorschein kam, Zahlen die der Junge noch nicht richtig aussprechen oder gar lesen konnte. „Wenn du diese Nummer anrufst... musst du sagen Oxford nicht Budapester. Kannst du dir das merken, Eggsy?“ Man sah wie sich die Stirn des Jungen runzelte, er kannte die Wörter vielleicht schon, aber sie sich so zu merken war sicher keine leichte Aufgabe für ein Kind. „Ox...“ „GARY UNWIN, KOMM JETZT SOFORT HER!“, Oh! Mama war nun sauer, sie nannte ihn nie Gary, außer er hatte irgendetwas angestellt. Der junge Knirps drehte den Kopf wieder zu dem Mann mit der Hornbrille, doch dieser schien verschwunden. Er hatte ihm nicht einmal danke sagen können. „Ich komme, Mama!“, nun entschied sich Eggsy doch durch den Sand zu laufen, der Gedanke an den Mann im Anzug, mit der Hornbrille, waren wie weggeblasen. Ja der Verstand eines Kindes war doch etwas großartiges. Als Eggsy bei seiner Mutter angelaufen kam, fing sie ihn mit ihren großen, beschützenden Armen auf, ehe sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. Einen verdammt feuchten Kuss.     „Alter J.B.! Lass den Mist“, murrend schob er den adretten Mops beiseite, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte sein Herrchen aus einem Mittagsschläfchen aus der Hängematte zu wecken. Eggsy schnappte sich seinen Hund, der vor Freude den kleinen Schwanz hin und her wedeln ließ, ehe er ihn auf das frisch gemähte Gras abstellte. Sie hatten beide doch so schön geschlafen, er hatte schon lange nicht mehr an seine Kindheit zurück gedacht, wo es noch keinen bescheuerten Stiefvater gab, keinen Ärger sondern nur eine unbeschwerte Freiheit. „Habt ihr beiden endlich ausgeschlafen? Der Tea ist inzwischen kalt geworden“, ein leichter Tadel schwang in der Stimme des Mannes mit, der in einem Morgenmantel gekleidet in der geöffneten Trassentür stand, unter dem Arm die aktuelle Tageszeitung. „Entschuldige, ich hatte einen sehr schönen Traum“, der junge Mann grinste bis über beide Ohren, während er barfuß über den Rasen glitt, dicht gefolgt von seinem jungen Hund. „Ach... und was war daran so schön?“ Hörte man da etwa eine gewisse Neugierde aus der Stimme von Harry Hart? Manchmal war Harry so einfach zu durchschauen, dass es einfach nur amüsant war, „Nichts besonderes, ich hab von einem alten Freund geträumt.“ Elegant schritt der dunkelblonde Jüngling über die Schwelle um ihr gemeinsames Haus zu treten, ehe er auch schon die Hand an seiner Schulter spürte, eine eindringliche Geste anzuhalten, nicht zu stark und doch bestimmend. „Und wer ist dieser ominöse Freund?“ J.B. Lief nun ungeduldig zwischen ihnen herum, er schien die Spannung zwischen ihnen zu spüren, keine negative... eher eine sehr leidenschaftliche Spannung, die nur einen gewissen Funken brauchte um richtig Feuer zu fangen. „Der gute alte Herr mit der Hornbrille, vielleicht kennst du ihn... er hing früher viel auf Spielplätzen herum...“, überlegend kratzte sich Eggsy am Kinn. „Gut das ich heute alt genug bin und weiß, dass ich nur mit diesem Mann mit nach Hause gehen werde.“ Im nächsten Moment spürte er schon wie sich die Hand von seiner Schulter löste und in seinen Nacken glitt und Harry ihn zu sich hinzog. „Oh ja, diesen Herren kenne ich definitiv.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)