Nummer Neun von Avialle ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Schweigend stand der Fürst dicht neben dem Hauptausgang für die Sklaven. Oder eher ehemaligen Sklaven. Gut die Hälfte der Menschen war bereits in ihre neu gewonnene Freiheit aufgebrochen. Die Leibeigenen des Hauses waren eifrig dabei, die Türen aufzuschließen und die Ketten abzunehmen. Letzteres war das Zeitaufwendige, denn sie hatten nur einen Schlüssel. Jaken an seiner Seite zog es ebenfalls vor still zu sein. Selbst er hatte begriffen, dass sie nicht weiter kamen. Sesshomaru hatte jeden, der ihnen Antworten geben konnte, getötet. Dummerweise so, dass selbst mit Tenseiga nichts mehr zu machen war. Die Verletzungen waren zu schwerwiegend, als dass das Schwert einem von ihnen neues Leben einhauchen konnte. Selbiges ging dem Inu durch den Kopf. Das konnte nicht sein, dass er so knapp vor dem Ziel versagte! Es musste eine Möglichkeit geben, Rins Aufenthaltsort zu erfahren! Nebenbei registrierte er, dass das unbekannte Youki ganz in der Nähe war. Was auch immer der Besitzer wollte, sein Ziel war Kenzos Heim. Er würde abwarten müssen – vielleicht hatte er das Glück und es war ein weiterer Handlanger des Händlers. Auch wenn er dies bezweifelte, bei der Energie. Vorsichtige Schritte näherten sich und eine reichlich eingeschüchterte Menschenfrau trat auf die Dämonen zu. Es war dieselbe, die auch seine Frage nach Rin beantwortet hatte. Hinagiku wagte es nicht, ihrem Retter in die Augen zu sehen. Ihr gesamter Körper zitterte vor Aufregung und Angst. Nach ihrer Aussage Rins Verbleib betreffend, waren die sonst so kalten, goldenen Augen einem furchterregenden Rot gewichen. Von der Vermissten wusste sie, dass dies kein gutes Zeichen war. Ein Grund mehr, sich fern zu halten. Ihren gesamten Mut zusammen kratzend, wagte sie einen kurzen Blick nach oben. Kein Rot mehr, immerhin etwas. Der Kappa war es, der sie ansprach: „Was willst du, Weib?“ „I-Ich…“, die Frau schluckte die Panik herunter. Sie spürte regelrecht, wie sich die Augen des Fürsten durch ihren Körper bohrten. „Ich hab-be die Söldner“, sie musste sich zwingen, einzuatmen „reden hören“, ein weiterer, hastiger Atemzug, ehe sie schnell ausstieß: „Sie waren bei einer Auktion.“ Nicht gerade viel Information, aber vielleicht war es eine Hilfe. Sesshomaru hatte zwar durchaus zugehört, doch er war mehr damit beschäftigt, sich auf das fremde Youki zu konzentrieren. Wem auch immer es gehörte, dieser jemand hatte soeben das Haus betreten. Dummerweise konnte er nicht riechen, um was für einen Dämon es sich handelte, da er außer dem Gestank vom Inneren des Sklavenhauses nichts wahrnahm. Der Unbekannte bewegte sich nicht mehr, er hatte wohl die Leiche von Kenzo entdeckt. ‚Neun‘ hielt inne, als sie aus dem Wald trat. Direkt vor ihr befand sich ein einziges Schlachtfeld, der schwere Geruch von Blut lag in der Luft und überdeckte alles andere. Ihre Augen huschten umher und sie zählte die herumliegenden Köpfe. Wenn sie das richtig einschätzte, waren alle Söldner tot. Wer war es, der so etwas schaffte? Es waren keine großartigen Kampfspuren zu sehen… All das dauerte nur wenige Sekunden, ehe sie sich der wichtigsten Frage widmete: Was war mit ihrem Herrn?! Da ‚Neun‘ nicht das Bedürfnis hatte, durch die blutdurchtränkte Erde zu gehen, machte sie einen großzügigen Satz und kam vor der Schwelle zur Haustür auf. Auch hier konnte sie nicht viel mehr als den metallenen Geruch wahrnehmen, der vom Körper ihres Besitzers ausging. Ihres ziemlich kopflosen Besitzers. Mit wenigen Schritten war sie neben der Blutlache, die sich zwischen dem abgetrennten Kopf und dem restlichen Körper gebildet hatte. Die geplante Vermählung würde wohl ausfallen. Wie war es möglich, ein solches Massaker anzurichten, ohne das es mehr Spuren gab? Eine einzelne Person konnte das unmöglich geleistet haben! Es gab aber keinerlei Hinweise darauf, dass es sich um eine größere Gruppe Angreifer handelte. Sie ging in die Hocke, reckte den Hals und schnupperte. Falten bildeten sich auf ihrer Stirn. Da war der Hauch eines Dufts, welches sie schon einmal gerochen hatte. Nur sie konnte es nicht zuordnen. Wie ärgerlich! Und überhaupt, wo war der Mörder Kenzos? Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht! Noch ein letztes Mal sog sie den Duft des Gesuchten ein, ehe sie sich erhob und zu der Tür ging, die zu den Gefangenen führte. Diese war lediglich angelehnt und sie konnte hören, dass auf der anderen Seite rege Betriebsamkeit herrschte. Als sie eintrat quietschten die Scharniere wie gewohnt – und einige alarmierte Blicke flogen in ihre Richtung. Nach und nach wandten sich ihr immer mehr Gesichter zu und alle verharrten, warteten ab, was sie tun würde. ‚Neun‘ legte den Kopf schief, während sie sich umsah. Die Zellen waren geöffnet, am anderen Ausgang stapelten sich die Halsketten und eine von Kenzos früheren Leibeigenen war gerade dabei, einem Mann das Metall vom Hals zu entfernen. Was sollte das?! Wenn sie die Zahl der Anwesenden überschlug, war bereits gut die Hälfte ihrer Ware weg. Was war nur los? Wie sollte sie sich verhalten? Was musste sie als erstes tun? Die Menschen wieder einfangen? Sicher stellen, das nicht noch mehr flüchteten? Nein – es lag doch auf der Hand. Zu aller erst musste sie denjenigen finden, der für all das hier verantwortlich war. Das hatte oberste Priorität. Entschlossen rauschte sie an den Menschen vorbei, die darauf warteten, dass auch sie die Kette abgenommen bekamen. Zum Glück wurde ihr eilig Platz gemacht. Im Vorbeigehen nahm sie die Witterung auf, welche an Kenzos Leichnam klebte. Der Besitzer war hier – oder täuschte sie sich? Denn wenn sie sich nicht gewaltig irrte, dann folgte sie der Spur eines Youkais! Doch, sie war sich sicher, es mit ihresgleichen zu tun zu haben. Ihre Vermutung wurde bestätigt, denn als sie ins Freie trat, stand ihr tatsächlich ein anderer Inu gegenüber. Nicht der erste Vertreter ihrer Art, den sie traf. Nur der erste, der die gleichen, goldenen Augen wie sie hatte. Nebenbei registrierte sie den Kappa und den Reitdrachen, ebenso eine ihrer neusten Gefangenen, die nahe bei dem hochgewachsenen Mann standen. Dann galt ihr gesamtes Augenmerk aber wieder IHM. Ein letztes Mal atmete sie tief ein und aus, dann hatte sie Gewissheit. Er war es, der die gesamten Söldner und – weit schwerwiegender – ihren Herrn abgeschlachtet hatte. Nach außen hin nach wie vor ruhig, machte sich Sesshomaru bereit, umgehend zu reagieren, sollte er angegriffen werden. Dann endlich konnte er sehen, zu wem das Youki gehörte. Die unbekannte Youkai hielt abrupt inne und starrte ihn an. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich deutlich Überraschung wieder, ebenso ein gehöriges Maß an Verwirrung. Etwas, dass er nachvollziehen konnte, waren dies doch ein Stück weit seine eigenen Empfindungen. Nur ließ er sich diese nicht derart anmerken. Ihr Auftreten… Dank des Goldes um ihren Hals wusste er, dass er den angepriesenen „Schoßhund“ gefunden hatte. Er hatte mit einem vierbeinigen Vertreter der Inu gerechnet, ein niederer Hundedämon. Bestenfalls einer Youkai aus einem kleinen, schwachen Clan. Vor ihm aber stand eine Frau, deren Energie von vielem zeugte, aber gewiss nicht von Schwäche. Und ihr gesamtes Äußeres deutete darauf hin, dass sie aus einer der stärksten Linie ihrer Art abstammte. Jene, zu der auch sein Vater und er selbst gehörten. Neben ihm zuckte die Menschenfrau zusammen und man merkte, dass sie sich zusammenreißen musste, um nicht noch mehr Abstand zwischen sich und den Neuankömmling zu bringen. Jaken wollte gerade seinen Schnabel öffnen und die Youkai dafür rügen, einfach so offen seinen Herrn anzustarren. Dazu kam er nicht mehr, denn die folgende Handlung brachte ihn völlig aus dem Konzept. Mit zwei zügigen Schritten war sie einen Meter vor den DaiYoukai getreten, kniete sich nieder und verbeugte sich. Sekundenlang geschah nichts, denn keiner von ihnen mit solch einer Reaktion gerechnet. Dann aber reagierte Sesshomaru. Was auch immer hier vorging, musste vorerst warten. Allein eines zählte: Es gab jemanden, der ihm Rin Aufenthaltsort verraten konnte. „Wohin ging die letzte Lieferung?“ Die am Boden kniende setzte sich auf und runzelte die Stirn, blickte auf den Boden und verzog den Mund. „Sprich, Weib!“ Keine Antwort, stattdessen rutschte die Gefragte unruhig auf den Knien herum. Ehe der Fürst seine ohnehin stark begrenzte Geduld verlieren konnte, schaltete sich jene Frau ein, die bis eben die Ketten geöffnet hatte. „Edler Herr, sie kann nicht antworten. Neun ist stumm.“ ~~~ Mit entschlossener Miene stieg Kohaku auf Kiraras Rücken. Er war erst kurz zuvor im Dorf eingetroffen, da er davon ausging, seine Begleiterin wieder abholen zu können. So ungern er es zugab: Mit der erfahrenen Nekomata an seiner Seite fühlte er sich dort draußen deutlich sicherer. Der Anblick, der sich ihm bot hatte ihn wie ein Schlag ins Gesicht getroffen. Er sah nicht zum ersten Mal ein überfallenes Dorf – aber hier, der Heimat seiner Schwester, war es etwas vollkommen anderes. Sein Weg führte ihn regelmäßig zu seiner verbliebenen Familie und er verband erholsame und ruhige Zeiten mit diesem Ort. Sango legte ihm eine Hand auf die Schulter „Die Ältesten sagen, Sesshomaru ist gen Osten aufgebrochen. Mehr haben wir nicht.“ Der junge Mann nickte. „Ich weiß, aber wir werden unser Glück dennoch versuchen.“ Unter ihm gab Kirara ein zustimmendes Fauchen von sich. Ihre roten Augen blieben für einen Moment bei einem gewissen Hanyou hängen, der reichlich unzufrieden wirkte. InuYasha kostete es eine Menge Überwindung, nicht einfach loszustürmen. Doch sie schienen Glück zu haben und einer der seltenen Momente trat ein, in denen er vernünftig handelte. Momentan war er hier nötiger, zumal in zwei Tagen Neumond war. Keine guten Voraussetzungen für eine Verfolgungsjagd durch die Wildnis. Die anderen konnten ihn auch nicht begleiten, es wäre grob fahrlässig, die Menschen abermals alleine zu lassen. Sie brauchten den Schutz und die Hilfe der kleinen Truppe. Umso gelegener kam Kohakus Ankunft. Gemeinsam mit Kirara wollte er sich auf die Suche machen. So wie es auch Kaede getan hatte, zweifelten sie keinen Moment daran, dass Sesshomaru alle Menschen befreien würde. Nur was dann? Es war äußerst fraglich, dass er alle unter seinen Schutz stellte und zurück brachte. Dieses Recht war allein Rin vorbehalten. Aus diesem Grund machten sich die beiden auf den Weg, um die Bewohner zu suchen und sie in ihre Heimat zu geleiten. Der Dämonenjäger nickte dem Hanyou zu, der diese Geste knapp erwiderte. Sango trat zurück und Kirara setzte sich in Bewegung. Fliegend wären sie zwar schneller, doch sie wollten nicht riskieren, dass ihnen Hinweise am Boden entgingen. Auf dem Rücken der großen Katze beugte sich Kohaku vor und presste sich eng an den kräftigen Körper, um seine Begleiterin so wenig wie möglich einzuschränken. Kagome hatte sich bereits verabschiedet und war nun damit beschäftigt, in den Trümmern nach Werkzeugen zu suchen, die sie für das Herstellen von Medizin brauchte. Zu ihrer Erleichterung fand sie zumindest einen Steinmörser samt Schüssel, die beide lediglich von Ruß bedeckt waren. Endlich schienen sie zumindest etwas Glück zu haben. Damit ließ sich arbeiten. So gut es ging hatte sie alle Verwundeten behandelt, daher konnte sie es sich erlauben, das Dorf kurz zu verlassen. Die Miko brauchte nicht lange, bis sie den roten Schopf des Kitsunes gefunden hatte. „Shippo, hilfst du mir Kräuter zu sammeln?“ Angesprochener reagierte auf ihren Ruf sofort und kam heran gelaufen. „Was suchen wir?“ Trotz der angespannten Lage, musste Kagome bei seinem Eifer etwas lächeln. Mit Shippo als Helfer sollte sie zumindest das Nötigste noch vor Einbruch der Nacht zusammen haben. Der kleine Youkai war ausgesprochen gut darin, die gesuchten Pflanzen zu finden. ~~~ Sie war stark verunsichert, wusste nichts mit dem Verhalten des Youkais vor ihr anzufangen. Was wollte er nur von ihr? Natürlich, eine Antwort auf seine Frage. Ausgerechnet von ihr! Normalerweise würde sie Schriftzeichen auf den Boden schreiben, aber um sie herum war es nicht sandig genug. Aber selbst wenn, konnte sie keine aussagekräftige Antwort geben… Da war sie fast schon froh, als sich der Mensch einschaltete und erklärte, dass sie nicht sprechen konnte. Oder eher wollte? ‚Neun‘ wusste nicht einmal, ob sie es denn konnte. Sie hatte es nie versucht. Vor ihr fuchtelte der Kappa mit seinem Stab herum „Was soll das heißen, sie ist stumm? Sie-“ „Jaken.“ Der warnende Unterton entging niemandem und sofort stammelte Besagter eine Reihe an Entschuldigungen. ‚Neun‘ runzelte die Stirn und sah wieder zu ihrem neuen Herrn auf. Ein Youkai. Das war ungewohnt, bisher hatte sie immer nur Menschen gehört. Und warum ließ er die Ware gehen? Da lief gerade ein kleines Vermögen weg! Nun, es war seine Entscheidung. Wenn auch absolut unsinnig. „Neun.“ Beim Klang ihrer Nummer aus seinem Mund, zuckte sie zusammen, warum, konnte sie nicht genau definieren. Vielleicht, weil sie ihn nicht einschätzen konnte? Ihre gesamte Situation hatte sich grundlegend verändert. Bisher hatte sie immer gewusst, woran sie war und was von ihr verlangt wurde. Ein auffordernder Ton schwang mit und galt offenbar jener Frau, die erklärt hatte, warum die Inu nicht antwortete. Diese zuckte ratlos mit den Schultern „Keine Ahnung, ob sie einen Namen hat. Nummer Neun war schon da, als ich kam. Kenzo hatte einem Kunden gegenüber erwähnt, sie sei ein Erbstück und daher unverkäuflich. Nur durch den Tod wechselt sie den Besitzer. Sie gehört demnach Euch, Herr.“ Nach diesen Worten lag der Blick des Fürsten sofort wieder auf der Person am Boden. „Stimmt das?“ Ein knappes Nicken war die Antwort, die Sesshomaru die Augen verengen ließ. Solcherlei Verhalten war doch nicht normal! Welcher Youkai ließ sich so etwas bitteschön gefallen? Absurd! Zumal er spüren konnte, dass ihre Kräfte im Gegensatz zu denen der anderen geknechteten Dämonen nicht unterdrückt wurden. Sie ließ sich all das aus freien Stücken gefallen. Das ergab keinen Sinn! Einer der Männer war indessen ins Innere gelaufen und kam mit einem hellen Holzbrett zurück, ebenso wie mit einem Stück Kohle. Beides hielt er ‚Neun‘ hin. Nicht auszudenken, wenn ihr Retter wegen dem Weib doch entschied, sie alle zu töten. Lieber nicht unnötig reizen war daher die Devise – und so kommunizierte ‚Neun‘ eben, sollte der seltene Fall eintreten, dass sie etwas gefragt wurde und nicht mit Ja oder Nein antworten konnte. Die nahm die Utensilien eilig entgegen und begann zu schreiben, nur um kurz darauf das Brett zu drehen, damit Sesshomaru lesen konnte. In überraschend sauberer Schrift stand dort geschrieben. Eure Befehle? Sofort meckerte Jaken los „Hast du nicht zugehört? Wo habt ihr die letzte Lieferung hin geschickt?!“ Von seinem lauten Geschreie unbeeindruckt, schrieb ‚Neun‘ wieder etwas und hielt es zum Lesen hin. Eine Auktion. Wir bekommen nur das Geld und erfahren nicht, wer die Käufer sind. Kurz wartete sie, ehe sie alles wegwischte und auf dem nun wieder leeren Brett schrieb. Der Auktionator sollte in etwa wissen, an wen unsere Ware verkauft wurde. Abwartend, was weiter kam, lag ihr Blick auf dem Youkai. „Wo?“ ‚Neun‘ neigte den Kopf. Das war eine schwierige Frage. Die Bühne war einfach zu finden, doch das Haus, in dem der Auktionator lebte, nicht. Die Auktionen finden eine halbe Tagesreise von hier entfernt statt. Verborgen im Wald. Jaken öffnete bereits den Mund, um wegen der mangelhaften Antwort eine lautstarke Tirade auszustoßen, als ihm sein Herr zuvor kam. Dieser hatte sich bereits entschieden, wie er weiter vorgehen würde. „Du wirst uns hinführen.“ Während dem Kappa die Kinnlade auf den Boden klappte, verbeugte sich die Sklavin nur gehorsam, was offenbar ihre Art war, einen Befehl zu bestätigen. Sesshomaru wandte sich zum Gehen. Die Menschen würden schon alleine klar kommen und es war nicht seine Aufgabe, sich um sie zu kümmern. „Meister Sesshomaru, wartet auf mich!“, Jaken packte die Zügel Ah-Uhns und bemühte sich, trotz seiner kurzen Beine wieder aufzuschließen. Nur ‚Neun‘ brauchte einen Moment länger. Sie ließen die Menschen einfach so zurück? Um aber nicht negativ aufzufallen, erhob sie sich rasch und schloss zu der seltsamen Gruppe auf. Erst gehorchen, dann nachdenken. Der Anführer der kleinen Gruppe warf über die Schulter einen Blick nach hinten. Ihre Unsicherheit war beinahe schon in der Luft greifbar, ebenso wie ihr Unverständnis seinen Handlungen gegenüber. Trotzdem folgte sie ihm gehorsam, das Brett fest an den Oberkörper gepresst. Keine Lüge war zu riechen, sie schien nicht im Traum daran zu denken, ihn hinters Licht führen zu wollen. Besser für sie. Gold traf auf Gold und die Frau zuckte heftig zusammen, wohl in Erwartung eines Tadels. Der blieb zu ihrem Glück aus, stattdessen wurde nur die Reisegeschwindigkeit erhöht. Da sie als einzige den Weg kannte, lief sie zwangsweise neben ihrem neuen Herrn. Hinter ihnen flog Jaken auf Ah-Uhn, da er sonst mit dem Tempo der beiden InuYoukai nicht mithalten konnte. Da sie den Weg bereits im Schlaf finden würde, nahm sich ‚Neun‘ endlich die Zeit, nachzudenken. Sie hatte einen neuen Besitzer. In all den Jahrhunderten, die sie schon lebte, war dies nicht unbedingt etwas Neues. Weshalb es ihr normalerweise nicht schwer fiel, diesen Umstand schnell zu akzeptieren. Dennoch... Dieses Mal war anders und löste Unbehagen in ihr aus. Ihr neuer Herr war ein Youkai, eine Premiere. Was sie wohl erwarten würde? Wenn er allein für das Blutbad verantwortlich war, dann musste er sehr stark sein. Das wiederum bedeutete, sie würde zum ersten Mal einem Herrn über einen längeren Zeitraum hinweg dienen. Sofern er sie nicht verkaufte. Ob er dies tun würde, konnte sie nicht einschätzen. Immerhin hatte er alle Sklaven frei gelassen. Selbst die dämonischen Blutes. Daran, dass er nicht an menschlichen Leibeigenen interessiert war, konnte es folglich nicht liegen. Nur warum sonst überfiel jemand einen Menschenhändler, wenn er nicht an dessen Ware wollte? Doch was für ein Geschäft er sich da entgehen ließ, schien ihm vollkommen egal zu sein. Ein äußerst widersprüchliches Verhalten. Warum wollte er unbedingt wissen, wo die letzte- ‚Neun‘ stockte in ihren wirren Gedanken. Ihr fiel ein, woher ihr der Geruch bekannt vorkam. Rin hatte nach dem Youkai gerochen. Sie war mit der letzten Lieferung fortgebracht worden. Konnte es also sein, dass der Mann auf der Suche nach dem Menschenkind war? Sie zögerte, ehe sie stehen blieb. Gefährlich, da sie nicht wusste, wie ihr neuer Herr alles handhabte. Manche mochten es, wenn sie mit dachte, anderen hingegen war es ein Dorn im Auge. Gleich würde sie schlauer sein, denn so wenig sie Sesshomaru verstand – er war nun mal ihr Herr. Eilig begann sie zu schreiben, was auch der einzige Grund war, warum besagter Fürst nichts sagte, sondern abwartete. Fünf Meter weiter hatte es auch Jaken geschafft, anzuhalten. Ihr sucht Rin, Herr? ‚Neun‘ beobachtete genau jede seiner Regungen, konnte aber nichts registrieren. Lediglich ein knappes Nicken und ein bohrender Blick waren seine Antwort. Obwohl sie noch nicht wusste, wie sie ihr Besitzer wollte, so verstand sie dennoch die Aufforderung. Ihr Verhalten war ungewöhnlich und sie roch nach Euch. Nach kurzem Überlegen fügte sie noch etwas an, mit dem der Fürst aber nichts anzufangen wusste. Ein Zeichen, ähnlich einem Familiensymbol und mehrere Ziffern. Im Anschluss daran hielt ‚Neun‘ ihre Marke hoch und deutete darauf. Jetzt verstand auch Sesshomaru, was sie ihm mitteilen wollte. Rins Nummer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)