Ohne Moos nix los von Trinculo (Geld ist nichts. Aber viel Geld, das ist etwas anderes.) ================================================================================ Kapitel 2: Des Prinzen neue Kontoauszüge ---------------------------------------- -- Einige Stunden zuvor... --     „Du, Bel-Senpai?“ „Hmpf.“ „Oi, Bel-Seeeenpai. Seeenpai. Senpai, kann ich dir eine Frage stellen?“ „Shi. Halt den Mund, Fran, ich versuche zu zielen.“ „Das ist es ja, was mich stört, Bel-Senpai. Du musst zielen, um mich nicht zu treffen? Wie erbärmlich.“ „Tja, vielleicht sollte ich mir dann weniger Mühe geben.“   Ein silbernes Messer zischte durch die Luft und bohrte sich in den schwarzen Froschhut, genau zwischen die riesigen Glubschaugen. „Aua“, dröhnte Fran, monoton wie eh und je. „Du hast den Freiwilligen umgebracht, Bel-Senpai. Als Messerwerfer bist du eine totale Flachpfeife. Und wenn du das vor dem Publikum machst, fallen sie alle vor Schreck ihn Ohnmacht.“ „Klappe, Frosch.“ Ein zweites und ein drittes Messer gesellten sich zu dem ersten. „Au. Das hast du mit Absicht gemacht, Bel-Senpai. Und wieso muss ich eigentlich der Freiwillige sein? Da würde doch ein junges, schönes Mädchen mit Netzstrumpfhosen und knappem Kleid viel besser passen. Würde mir auch mehr gefallen.“ Belphegor wirbelte eine Klinge um seinen Finger und grinste heimtückisch. „Zappel ruhig weiter so herum, Froggy. Vielleicht treffe ich aus Versehen an einer unschönen Stelle und mache dich kurzerhand zum Mädchen.“ „Oohh. Du bist ein böser, böser Mann, Senpai.“ „Shishishi. Ich weiß.“   Mit einer blitzschnellen Bewegung des Handgelenks schleuderte Bel das Messer in Richtung der Zielscheibe, vor der Fran stand, und die eigentlich nichts weiter als drei mit einem feuchten Stück Kreide auf Holzbretter gemalte Kreise in verschiedenen Größen waren. Nicht gerade professionell, und ganz bestimmt nicht angemessen für einen Prinzen und meisterhaften Messerwerfer, wie er es war – doch Bel nahm, was er kriegen konnte, solange das bedeutete, dass er den nervigen Frosch bald wieder los sein würde. Die Klinge landete mit einem 'Plopp' in dem übergroßen Hut.   Was war das hier eigentlich für eine hirnverbrannte Mission?   Normalerweise erhielten die Varia Aufträge die mit Attentaten, Geiselnahmen, Spionage, Drogenkriegen, Sommerschlussverkauf, Sabotage oder anderen lebensgefährlichen Ereignissen einhergingen - Arbeit ganz nach Bels Geschmack. Normalerweise. Für ihn war jede blutige Mission eine gute Mission. Und je mehr Körperflüssigkeit während besagter durch die Gegend spritzte, desto zufriedener war auch er. Das ganze verhielt sich proportional zueinander, Bel hatte das mal in einer schicken Formel ausgedrückt: Wenn Blutvolumen x in Kubikmetern zu Laune y in Kilo-Ushishishi linear homogen zugeordnet war, hieße das schlicht und einfach: y = m · x, oder y / x = m. Noch mal zum Mitschreiben, für alle, die nicht mitgekommen sind: Matsch, Kreisch, Splatter → zufriedener Bel.   Ah, die Mathematik des Todes. Das war es, was ihn antrieb; was sein Blut zum Kochen brachte. Naja, und manchmal auch einfach nur sinnloses Morden - es musste ja nicht überall ein tieferer Sinn dahinter stecken.   Ja, so einfach war es, Belphegor glücklich zu machen. Es war doch wirklich nicht zu viel verlangt, ein paar Leutchen am Tag erdolchen zu wollen, oder? Leider schienen Xanxus und Squalo das anders zu sehen. Letzterer hatte ihm ausdrücklich befohlen, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen (was, wenn man mal darüber nachdachte, aus seinem Munde mehr als ironisch war), denn Geldprobleme waren nicht unbedingt etwas, womit die erfolgreichste und tödlichste Attentäter-Gruppe Italiens sich rühmen konnte. Das war einfach nur peinlich.   Wenn Mammon noch am Leben wäre, dachte sich Bel, hätte er sie alle zur umgebracht, weil sie schlechter haushalteten als die FDP. Und danach die Varia Mansion innerhalb einer Viertelstunde zur Wall Street umfunktioniert.   Belphegor hatte kurz darüber nachgedacht, einfach ein paar Millionen von seinem eigenen, doch recht voluminösen Konto auf das der Varia zu buchen, aber er sah nicht ein, wieso ausgerechnet er die Ausschweifungen seines Bosses finanzieren musste. Außerdem hatte er die Kontonummer und die PIN nicht im Kopf. Er war schließlich ein Prinz, sollte er etwa Geld von einem dreckigen Geldautomaten abheben, so wie das gemeine Volk? (Bei der Vorstellung, in der nächsten Sparkasse seine Kontozüge zu ziehen, hatte er plötzlich Lust, ein paar Business-Männer mit den Designer-Schuhen zuerst an der Decke aufzuhängen.)   Jedenfalls mussten die Varia auf die altbewährte Methode zurückgreifen: arbeiten. Das war was für den Pöbel, dachte Bel, und verfluchte Squalo im Stillen. Arbeiten, widerlich. Sollte doch Levi A Than sich die Hände blutig schuften (so wie der Kerl bei Xanxus' Anordnung abgegangen war, tat er das auch höchstwahrscheinlich) - aber Bel selbst würde keinen Finger rühren, unter keinen Umständen.   Er hatte miese Laune, was sich in gesteigerter Mordlust und einem in seiner Magengrube brennenden Hassgefühls gegenüber seinem Partner wider Willen, dem armen Fran, äußerte. Belphegor verabscheute es, wenn er den Frosch Babysitten musste. Und Fran machte es mit seinen Kommentaren, die, um es vorsichtig auszudrücken, nur wenig einfühlsam waren, auch nicht unbedingt besser.   „Ich bin echt erstaunt, dass ausgerechnet du auf diese Idee gekommen bist, Senpai“, bemerkte dieser gerade mit dieser trockenen, unterschwellig sarkastischen Stimme, die selbst den friedfertigsten Pazifisten auf ganz Erden in speichelspuckende Rage hätte treiben können. „Dafür, dass du dich selbst als Genie bezeichnest, ist der Einfall nämlich reichlich bescheuert.“ „Red nur weiter, Fran“, grinste Bel nur mäßig amüsiert. „Wenn du gleich deine Organe farblich sortiert auf dem Boden aufgereiht haben willst.“ „Äh. Nettes Angebot, Senpai, aber ich glaube, das wäre keine so gute Idee.“ „Wirklich bedauerlich, shishishi-“ „Und so wie du wirfst, triffst du mich sowieso nicht.“   Snap. Damit riss Belphegors Geduldsfaden. Kaum eine Milisekunde braucht er, um 10 hauchdünne Klingen zwischen seinen Fingern erscheinen zu lassen und sie alle gleichzeitig auf Fran zu feuern. Auf das leise 'Swish', als die Messer durch die Luft schnitten, folgten mehrere, harte 'Klank'-Laute. In einem perfekten Kreis waren die Messer um Frans Umriss angeordnet, in auf den Milimeter genau gleichmäßigen Abständen, und nur um Haaresbreite von seinem Körper entfernt.   Ein paar Fußgänger, die gerade auf ihrem Mittagsspaziergang durch den ansonsten ziemlich verlassenen Park am Stadtrand waren, blieben in Ehrfurcht stehen und staunten. Fran beäugte einen Moment lang die Zielscheibe mit steinernem Gesichtsausdruck und begann dann absolut euphorisch zu klatschen. Für seine Verhältnisse. „Bravo, Senpai“, jubelte er mit dem Enthusiasmus einer Schildkröte unter Vollnarkose. „Ich habe dich unterschätzt. Du hast definitiv das Zeug dazu, als erfolgreicher Straßenkünstler von Spenden der Passanten überschüttet zu werden. Fehlt nur noch die rote Nase, dann ist die Clownsnummer perfekt.“ „Fraaaan...“, knurrte Bel. „Und da wir das jetzt geklärt haben, Senpai... Darf ich endlich nach Hause gehen?“   Bel zog mehr Messer hervor. Die Passanten waren offenbar klug genug, sich bei dem klang seiner Stimme schnellstmöglich zu verkrümeln. „Du schleimige Drecks-Amphibie, ich werde dich von oben bis unten aufschlitzen, so langsam, dass du nur noch um den Tod bettelst!“ „Oookay, ich denke mal damit ist die Idee mit dem Zirkusauftritt gegessen“, schlussfolgerte Fran, schälte sich aus seinem Rahmen aus Messern und machte, dass er davon kam, bevor sein Hut noch aussah wie ein Mettigel. „Schade.“ Er zuckte mit den Schultern, während er floh. „Und dabei wollte ich schon immer mal die zersägte Jungfrau spielen.“       -- Zur selben Zeit... --       Der Schweiß rann Levi A Than in Strömen das Gesicht und den Nacken herab. Sein Gesicht war knallrot, da ihm das Blut beim Arbeiten zu Kopf stieg, und machte seinen Kollegen bei der Umzugsfirma Angst, dass sein Schädel jeden Moment explodieren könnte. Der Blitzwächter stapelte fünf Kartons übereinander und balancierte sie vom Lastwagen zum Haus, wobei seine Arme und Knie unter der Last zitterten und der Kistenturm gefährlich wackelte. „HOAA!“, grölte er. „Sieh her, Boss! Ich arbeite, bis ich umfalle! Das Geld habe ich im Handumdrehen wieder, hörst du! Mwahahaha!“ Die anderen Arbeiter hielten sich von da an von Levi fern, weil der offensichtlich ein Ei am Wandern hatte. Wusste schließlich jeder, dass der Chef in seinem Büro saß, Kaffee schlürfte und die Umzugstrupps koordinierte. Und wer trug schon einen scheißheißen, schwarzen Ledermantel im Hochsommer? Der Typ musste sich ja tot schwitzen! Levi war das völlig wurscht. Alles, was für ihn zählte, war, Xanxus stolz zu machen. Mann, der Boss würde ihn mit Lob überschütten, wenn er zurückkam; die Taschen voller Geld, die Hände schwielig, aber reicher als alle anderen Varia zusammen!   Die Kollegen sahen nur Kopfschüttelnd zu, wie Levi hin und her rannte und praktisch ihre Arbeit gleich miterledigte. Irgendwann machten sie Pause, fläzten sich auf die Weise und packten ihre Sandwiches aus. Levi A Than ackerte weiter, bis seine Schicht vorbei war. Dann machte er sich im Laufschritt auf den Weg zu seinem zweiten Teilzeitjob.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)