Spirit 2 - Die Rückkehr von federfrau ================================================================================ Kapitel 2: Zufälliges Treffen ----------------------------- Little Creek war wütend. Wobei wütend es noch gar nicht richtig traf. Wahrscheinlich gab es gar kein Wort für den ganzen Zorn den er in sich spürte. Wundern täte es ihn jedenfalls nicht. Aber was war eigentlich passiert? Und wieso? Little Creek war im "Indianerbüro" gewesen, das seit einem Jahr für seinen Stamm zuständig war. Vor einem Jahr, kurz nachdem er den wilden Mustang frei gelassen hatte zusammen mit seiner Stute Rain, waren Weiße gekommen und hatten unmissverständlich klar gemacht, dass sein ganzer Stamm unverzüglich in ein Reservat zu ziehen hatte ansonsten... Die Weißen hatten nicht erklärt was sonst geschehen würde aber Little Creek hatte ihre Gedanken beinahe hören können. Wütend ballte er seine zu Fäusten zusammen. Jetzt waren sie also in ein Reservat gezogen. War ihr Leben deshalb besser geworden? Nein. Schlechter? Ja. Kaum waren sie "umgezogen" war sein Vater kurz darauf schwer krank geworden und es immer noch. Schon deshalb hatte es zwischen Little Creek und dem Beamten des Indianerbüro schon öfter gekracht. Denn der Beamte bestand darauf, dass der Häuptling sich um die gesamten Anliegen kümmern würde. Vollidiot! Als ob der seinen schwer kranken Vater irgendwo hinschicken würde, wenn er in der selben Situation wäre. Aber seit dem Little Creek mit seinem Vater und seinem Stamm in das Reservat gezogen waren, waren sie auf das Indianerbüro angewiesen. Und auf dessen Mildtätigkeit. Mildtätigkeit...Pah! Die wussten doch noch nicht einmal was dieses Wort bedeutete! Und warum waren sie genau darauf angewiesen? Weil man ihnen einen Großteil der Pferde genommen hatte und Büffeljagd ihnen verboten war. Wovon lebten sie jetzt? Von Ackerbau. Ackerbau! Little Creek schnaubte aufgebracht. Natürlich gab es in seinem Volk nicht nur Jäger. Aber sie waren nie Bauern gewesen. Ganz davon abgesehen, dass sie je Pflüge oder ähnliches benutzt hatten. Und genau darum stritten sich Little Creek und die Beamten jetzt. Um Pflüge. Und das seit geschlagenen zwei Tagen. Little Creek hatte die Pflüge bereits gesehen. Die Beamten nannten sie "gut Instand gehalten" aber er war nicht dumm. Selbst wenn er die Pflüge bekommen würde - nach ein paar Monaten würde er entweder nach Werkzeug fragen müssen oder nach neuen Pflügen. Wie es diesen Winter werden sollte - daran wollte Little Creek gar nicht erst denken. Wahrscheinlich würde sein Weg ihn da auch öfter nach Santa Fe führen. Dann vermutlich wegen Winterkleidung. Es war wirklich zum verrückt werden. Dabei mochte er diese kleine Stadt eigentlich. Sie war ruhig und ein wenig verschlafen. Gut, wenn die Leute ihn sahen blickten sie ihn immer ganz verwundert, misstrauisch oder abfällig an doch daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Die Bewohner oder zumindest ein Teil der Bewohner anscheinend jedoch noch nicht. Ändern würde sich das vermutlich nie. Einmal hatte Funny Cloud ein Freund Little Creeks ihm mal angeboten für ihn einzuspringen. Little Creek hatte dankend abgelehnt. Nicht weil er Funny Cloud die Aufgabe nicht übertragen wollte, sondern weil Little Cloud das Gemüt seines Freunds zur genüge kannte. Aufbrausend, leicht reizbar und mit einem seltsamen Humor ausgestattet. Keine gute Mischung wenn man was bei den Beamten hier erreichen wollte. Wahrscheinlich hätten sie ihn hochkant rausgeworfen. "Entschuldigung? Geht es Ihnen gut?", hörte Little Creek auf einmal eine junge mädchenhafte Stimme fragen. Er brauchte eine Weile um zu verstehen, dass er es war der angesprochen worden war. Little Creek drehte sich um. Vor ihm stand ein Mädchen. Am Zügel hielt sie ein prächtiges Pferd. Es war komplett schwarz. Zumindest bis auf den rechten Vorderhuf welcher weiß war bis zum Gelenk und er hatte außerdem eine schmale weiße Blesse. Ob das Pferd wohl ihr gehörte? Little Creek konnte es nicht sagen. Das Mädchen wirkte auf ihn zu zart und zerbrechlich um eine Reiterin sein zu können. Und auch dieser traurige Glanz in ihren Augen... Ihre dunkelblonden Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten. Als Kleidung trug sie, Little Creek konnte sich nur schwer ein Grinsen verkneifen, alte abgetragene Männerkleidung. Das Alter des Mädchen schätzte Little Creek auf sechzehn oder siebzehn Jahre. Also etwas jünger als er. "Geht es Ihnen gut?", wiederholte das Mädchen noch einmal und setzte jetzt noch hinzu: "Sie sahen so aufgebracht aus, da dachte ich ich frage mal lieber nach" Little Creek lächelte. "Ja, mir geht es gut. Aber Sie haben recht ich bin tatsächlich etwas aufgebracht", gestand er nach kurzem Zögern. Sie nickte als habe sie verstanden. Sie steckte dem Pferd kurz einen Apfel zu, dann wandte sie sich wieder an Little Creek. "Sie sind ein Lakota oder?", erkundigte sie sich bei ihm und fügte hinzu. "Mein Name ist Clara und wenn ich kann und darf, würde ich Ihnen gerne helfen", sie lächelte. "Little Creek", sagte Little Creek. Er räusperte sich. "Ich meine: Mein Name ist Little Creek und ja ich bin ein Lakota. Wie haben Sie das eigentlich so schnell erkannt?" Clara sah über die Schulter. "Nicht hier. Kommen Sie mit", Clara schwang sich auf den blanken Rücken des Pferdes und hielt ihm ihre Hand hin. "Oder können Sie etwa nicht reiten?", witzelte sie. Little Creek lachte und schwang sich dann hinter sie. Vielleicht würde ihm ein wenig Gesellschaft jetzt ganz gut tun... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)