Flauschiges Problem von Nirotua ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel VI: Dieses Kind lebt gefährlich -------------------------------------------------- „Wo müssen wir nun hin?“, fragte Finny und hatte so die Aufmerksamkeit der anderen. Maylene holte etwas aus einer schwarzen Ledertasche die sie um die linke Schulter trug und blieb unter einer Laterne stehen. „Das ist eine Karte von den reichsten Anwesen Londons. Trancy ist recht weit oben“, sagte sie und zeigte mit ihrem Zeigefinger auf den Namen. „Woher hast du das?“, fragte Finny staunend, doch mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte sie und lächelte leicht. Er schüttelte zaghaft den Kopf. „Haha! Das ist meine Maylene“, kicherte Bard und klopfte ihr auf die Schulter. Sie funkelte ihn böse an, worauf er zurückwich und sich hinter Finny versteckte. „Ho, ho, ho“, machte etwas. „Was?!“, fragte sie etwas gereizt. Finny räusperte sich und ho-hote noch einmal. „Frosch verschlugt“, sagte er lächelnd und sah beschämt zu Boden. „Aha“, machte Maylene, schüttelte den Kopf und packte das Papier wieder in die Tasche. „Mitten in der Nacht streiften die drei Diener des Anwesens der Phantomhives los um ihre glorreiche Aufgabe zu erfüllen und den letzten Phantomhive zu retten. Sie ließen alles stehen und liegen um ihren entführten Herrn zu retten. Legenden würden in der Zukunft von ihrer Mission erzählt werden, so heldenhaft waren sie. Sie scheuten nichts. Keine Wunden, keine Schmerzen. Nicht einmal den Tod“, flüsterte Bard vor sich hin und rauchte eine Zigarette nach der anderen. „Den Tod?“, fragte Finny zittrig und schüttelte energisch den Kopf. „Was denkst du warum wir die Waffen dabei haben? Nur zum Schein?“, fragte Maylene und lachte spöttisch. „Du machst mir Angst, Maylene“, schauderte Finny. „Mit gutem Grund“, knurrte sie und seufzte. „Ich hasse diese Rolle.“ Sie blieb stehen und ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn das hier vorbei ist werde ich… Ich werde…“ „Wir müssen weiter“, meinte Bard und klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. Er lächelte und zündete sich eine Zigarette an. „Wir haben nicht viel Zeit.“ „Sie werden kommen. Ich habe sie gehört wie sie davon sprachen“, sprach Claude lautlos. „Wir müssen bereit sein.“ Timber, Thomson und Cantebury sahen sich gegenseitig an und nickten danach gleichzeitig. Hannah nickte ebenfalls und sah schweigend auf ihre Hände. „Wir müssen alle bereit sein“, wiederholte Claude und funkelte sie böse an. „Wir werden Alois wehtun“, meinte sie sehr leise, sodass man kaum mehr ihre Gedanken verstand. „Hat dich das früher aufgehalten?“, knurrte Claude und stellte sich blitzschnell hinter sie, hielt ihren zierlichen Hals mit seinen kräftigen Händen fest. Er drückte leicht an diesen, sodass sie einen leichten Schmerz verspürte. „Du bist nicht fähig dich zu widersetzen.“ „Gewiss“, sagte sie, worauf Claude losließ und seine Brille richtete. „Wir sind bereit. Sie werden bald kommen.“ Alle vier nickten lautlos. „Ho, ho, ho“, machte Tanaka, worauf Maylene und Bard Finny böse anfunkelten. Mehr aber seinen schwarzen Beutel. „Du hast Tanaka mitgenommen?“, fragte Bard gereizt. „Nein, dass war mir unbekannt“, versuchte sich Finny herauszureden. In diesem Moment steckte Tanaka seinen Kopf aus dem Sack und schaute die beiden finsteren Gestalten ohne schlechtes Gewissen oder Reue an. „Ho, ho, ho“, machte er und versteckte sich danach wieder mit einem PFLUPP in dem Beutel. „Tanaka! Geh wieder nach Hause!“, rief Bard, doch man hörte nur Schnarch-Geräusche. Und man fragte sich, wie klein dieser Mann nur ist… „Egal! Wir müssen weiter“, murmelte Maylene und schritt voran. Die anderen folgten ihr. „Guten Morgen, Herr“, begrüßte Claude den schlafenden Jungen. Alois öffnete müde die Augen und gähnte. „Warum weckst du mich so früh?“, nörgelte er undeutlich und schlug sein Kissen über seinen Kopf. „Heute früh haben sich wichtige Gäste angekündigt“, erklärte Claude und zündete ein paar Kerzen an, was dem Zimmer mehr Helligkeit brachte als die aufgehende Sonne, die hinter den Wolken versteckt lag. „Na gut“, murmelte Alois und legte das Kissen zur Seite. Ciel musterte den Jungen neugierig. „ Was für Gäste denn? “, fragte Ciel und wandte sich danach zu Claude. Sah er da ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht des neutralen Butlers? War das überhaupt möglich? Und was die größere Frage war: Warum war er so fröhlich? Plötzlich durchzog ein schlechtes Gefühl Ciel, worauf er schnell zu Alois sah, der sich bereits aufrecht hingesetzt hatte, und schlich schnell an seine Seite. Erst danach, als er sich in Sicherheit wiegte, fauchte er Claude an. Alois lachte und streichelte Ciel über den Kopf. „Was wollen diese Gäste hier?“, fragte er seinen Butler, sah dabei aber nicht von der Katze auf. „Sie wollen ihre Katze wiederbekommen“, meinte Claude monoton, doch mit einer kaum spürbaren Freude in seinen Worten. „Was?!“, fuhr Alois ihn an und drückte Ciel schnell an sich. „Wer ist es? Wer will mir Miss Flausch wegnehmen?“ Erfreute sich Claude über diese Situation oder warum beißt er sich auf die Lippe? Wollte er ein Lachen unterdrücken? Ciel legte den Kopf schief und musterte ihn gründlich. „Es sind die Diener der Phonomhives“, gab Claude zu und verbeugte sich. „Aber sie gehört mir!“ „ Er… “ „Nicht rechtmäßig“, erklärte Claude. „Ist mir doch egal! Miss Flausch bleibt bei mir!“, protestierte Alois. Sie kommen um mich zu retten? Haben sie endlich verstanden, dass ich ICH bin? Endlich ist der Spuk vorbei , stimmte sich Ciel fröhlich, doch erkannte er schnell die Probleme: 1. Er war noch eine Katze. „ Ich bin ein Kater, WENN ich ein Katzentier wäre “, meinte Ciel mürrisch. 2. Wie sollten sie herausgefunden haben, dass er dieser Kater ist? So eine Erkenntnis kommt schließlich nicht aus heiterem Himmel. 3. Die Diener ist Mehrzahl. Warum sollte Sebastian diese drei (vier) Idioten mitnehmen auf eine Rettungsaktion? Es ergab für Ciel einfach keinen Sinn. Warum, wieso, weshalb… „Oder, Miss Flausch? Willst du bei mir bleiben?“, fragte Alois und hob die Katze nahe seinem Gesicht. Ciel sah ihn ausdruckslos an und merkte wie sich in den Augen des Jungen Wasser bildete. Schnell nickte Ciel. Schließlich wollte er erst einmal feststellen, dass es keine Falle war. Schließlich wäre dies nicht das erste Mal, dass Claude Alois anlog. Alois drückte Ciel an sich und seufzte glücklich. „Siehst du, Claude, Miss Flausch will hier bleiben! Sie bleibt hier!“, knurrte Alois. „Wir werden diesen Dienern schon zeigen, dass du es Besser hast bei mir!“ „ Das endet nicht gut “, meinte Ciel und gab so seiner Vorahnung Ausdruck. „Hier muss es sein“, rief Maylene aus und blieb vor dem großen Anwesen stehen. Die Sonne war bereits aufgegangen, stand an ihrem höchsten Punkt, doch bekam man davon nur wenig mit. Der Himmel war in ein gleichmäßiges helles Grau getaucht. Er sah beinahe so aus als wäre er eine Leinwand auf die man erst die Sonne und den blauen Himmel malen sollte, doch keiner machte dies. „Whoa, ist das groß...“, stellte Finny fest und bekam leuchtende Kinderaugen. „Ziemlich reicher Bursche dieser Mr. Tancy“, dachte Bard nach und bekam schon Pfundzeichen als Pupillen. „Hier muss der Earl gefangen gehalten werden“, murmelte Maylene und berührte das Gitter der Tür die den Eingang zum Vorgarten bildete. „Nicht einmal abgeschlossen haben sie…“ „Ich möchte auch ein Gefangener sein“, meinte Finny. „Wir müssen los. Reißt euch zusammen!“, knurrte Maylene. „Ho, ho, ho“, machte Tanaka und steckte sein Kopf aus dem Sack. „Kommt schon“, meinte Maylene und Schritt voran. „Wir sind hier nicht um das Gebäude zu besichtigen.“ „Na schön“, nörgelte Bard. „Bu-hu“, machte Tanaka. "Schade", sprach Finny niedergeschlagen. „Sie standen vor der Tür, wagten es nicht zu klopfen. Sie wussten, dass der Teufel höchstpersönlich in dem Haus wohnte. Doch“, fing Bard wieder an, doch in diesen Moment öffnete Claude die Tür und verbeugte sich. „Willkommen, Diener der Phantomhives. Mein Name ist Claude und ich bin der Butler der Familie Trancy. Bitte tretet ein“, sprach der Butler monoton und stellte sich aus seiner verbeugten Position gerade hin. Er ging einen Schritt von der Tür weg und verharrte dort in seiner Pose. „Wir haben Euch schon erwartet.“ „ Schön... “, murmelte Finny langgezogen und fing an zu zittern. Sie traten in den Raum und staunten über diese tadellose Sauberkeit. So sieht es nicht bei uns aus, wenn man bedenkt, dass die Fensterscheibe immer noch zerbrochen war und keiner sich dafür bereitstellte die Scherben wegzuräumen… Aber zum Glück kommt Sebastian erst morgen wieder …, dachte Maylene. „Was zur Hölle?“, fragte sich Sebastian und musterte das zerbrochene Glas. Was haben diese inkompetenten Diener nur in meiner Abwesenheit gemacht , fragte sich Sebastian und schüttelte den Kopf. „Wartet Ihr hier bitte?“, fragte Claude und musterte die drei verwirrt dreinblickende Gestalten. Die drei nickten artig und blieben an Ort und Stelle stehen, starrten in die Leere. Erst als sich die Tür schloss, erwachten die Personen aus ihrer Starre. „Fangen wir nun an zu suchen?“, fragte Finny zittrig. „Nein“, antwortete Maylene. „Wir sollen einfach in diese Falle gehen?“, fragte Bard fassungslos und räusperte sich. „Nein, werden wir nicht. Das ist keine Falle“, meinte Maylene. „Warum meinst du das? Das ist doch Irrsinn!“ „Sie wollen uns damit einschüchtern. Ich würde meine Gäste alleine in einen Raum lassen und mich verspäten, damit sie etwas nervös werden. Somit würden diese Gäste ungeduldiger und machen mehr Fehler. Sie greifen schneller zu ihren Waffen, beispielsweise“, erklärte Maylene, doch Bard hörte gar nicht zu. Er hatte seinen Flammenwerfer in der Hand und zündete ein paar Gardinen an. Seine Augen schütze er mit einer Schutzbrille, doch glänzten sie voller Euphorie. „Nieder mit dem Feind“, rief er schallend. „Idiot“, murmelte Maylene und schlug ihn auf den Kopf. Er wiederum machte den Flammenwerfer aus und seufzte traurig. „Hebe dir das für später auf.“ „Genau“, rief Finny kleinlaut. Daraufhin wurde er von Bard böse angefunkelt. „Sie sind da“, meinte Claude und verbeugte sich tief. Alois lächelte leicht und nickte. „Bring sie zu mir. Ich möchte mich hier mit diesen Dienern unterhalten“, knurrte Alois und wandte sich zu Ciel, der auf seinem Schreibtisch saß und beide beobachtete. „Keine Sorge, sie werden dich mir nicht wegnehmen. Dafür sorge ich.“ Ciel sah kurz zu ihm, miaute und wandte sich danach zu Claude. Der Kater wackelte mit der Schwanzspitze und miaute noch einmal, doch Claude ignorierte es. „Gewiss, Mylord“, sagte er und verbeugte sich ein weiteres Mal. Claude trat wieder zu den Dreien und sah kurz zu dem Haufen Asche der anstelle der Gardine auf dem Boden lag. Bard funkelte Finny wütend an, hatte er doch Finny vorher den Flammenwerfer untergejubelt. Dieser war zwar wenig begeistert, doch Bard war aus dem Schneider. Claude richtete als fahle Reaktion nur seine Brille und verbeugte sich. „Der Herr wünscht Sie zu sehen. Folgen Sie mir bitte“, sagte er mit ruhiger Stimme und ging danach voran. Das Herrenhaus wäre eines Königs würdig gewesen, wenigstens taten Bard und Finny so. Sie staunten, stießen oft ein „ Uh, ist das hübsch “ oder ein „ Oh... “ aus. Maylene schwieg lieber. Schließlich waren sie nicht bei einer Hausbesichtigung, sondern auf einer Rettungsmission. Als sie nach einiger Zeit endlich an einen Raum kamen, wo sich der Butler von Mr. Tancy neben die offenen Tür stellte und sie hereinbat, wusste Maylene, dass es nun ernst wurde. Würden sie nun scheitern, wäre der Earl verloren. „Kommt schon rein“, lachte Alois und winkte sie zu sich. „Jeder hat einen Stuhl, keiner braucht draußen stehen zu bleiben!“ Maylene folgte als erstes der Anweisung, Finny und Bard folgten. Claude ging als Letztes in den Raum und schloss leise die Tür. Er stand danach vor dieser und beobachtete die Diener der Phantomhives. Er dufte nicht näher an das Geschehen und sich auch nur einmischen, wenn das Leben seines Schützlings in Gefahr war. „Sie haben uns diesen Brief geschickt?“, fragte Maylene und kramte in ihrer Tasche, schlug das Blatt Papier auf den Tisch und setzte sich. Alois nahm es interessiert in die Hand und nickte verständnisvoll. Sehr geehrter Earl Ciel Phantomhive, Wie in den anderen zahlreichen Briefen wollen wir bitten die Angelegenheit friedlich zu lösen. Wir wollen natürlich eine faire Lösung und keinerlei Konflikte damit aufrufen. Bitte begebt euch in den nächsten 24 Stunden in unser Anwesen, damit wir die Sache vernünftig ausdiskutieren können. Claude lächelte innerlich. Eine Kleinigkeit den Zettel auszutauschen. „Wo ist er?“, fuhr Maylene Alois an, der darauf von seinem unterschriebenen Brief aufsah und freundlich lächelte. „Ihr wollt doch etwas von mir, also müsst ihr nett zu mir sein. Ich soll euch doch schließlich den Gefallen tun und ehrlich antworten“, meinte Alois und streichelte Ciel über den Kopf. Das waren wirklich seine inkompetenten Diener… Warum war Sebastian denn nur nicht mitgekommen? Schließlich ging es gerade um ihn, seinen Schützling. Hatte der Vertrag zu wenig Gewicht für ihn? War es ihm gar nichts wert? Wohl kaum, wenn er seine Diener schickte. Ciel legte den Kopf schief und miaute. Finny sah als erstes zu dem Kater und bekam leuchtende Augen. Doch Maylene funkelte ihn böse an. Es war ein Verhandlungsgespräch, kein Streichelzoo. „Sicher“, sagte Maylene und nickte. „Dürfen wir fragen wo er sich befindet?“ „ Er ist hier in diesen Raum“, sagte Alois nachdenklich und hob eine Augenbraue. „Doch dies erkennt ihr nicht, oder?“ „Zu unserem Bedauern muss ich gestehen, dass Ihr recht habt“, antwortete Maylene. „Warum wollt ihr ihn wieder?“, fragte Alois weiter und legte seinen Kopf auf seine Hand – sein Arm war angewinkelt und aufrecht auf den Tisch gestützt. Maylene hielt inne. Was war dies für eine Frage? Was sollte man nur darauf antworten? „Versteht Ihr etwa die Frage nicht?“, fragte Alois gelangweilt und seufzte. „Oder kommt noch eine Antwort?“ „Warum habt Ihr ihn entführt? Was wollt Ihr? Geld?“, mischte sich Bard zornig ein und faltete die Hand zur Faust. „Was bringt Euch das?“ „Entführt? Frechheit! Er ist zu mir gekommen, ohne dass ich etwas gemacht habe! Er wollte zu mir!“, rief Alois zornig und setzte sich wieder richtig hin. „Aber…“, machte Bard, doch Maylene räusperte sich. Sie wollte schließlich dieses Gespräch hauptsächlich führen. „Wo ist der junge Earl nun? Wir wollen ihn sehen, damit wir sichergehen können, dass er hier ist.“ „Der Earl?“, fragte Alois erstaunt. „Warum sollte dieser bei mir sein?“ „Wie bitte?“, mischte sich nun auch Finny ein. „Ciel…“, dachte Alois nach und sah danach kurz zu Miss Flausch. „Das kann nicht sein…“ „Den Earl mit Vornamen anzusprechen ist unhöflich“, murmelte Maylene undeutlich. Plötzlich erstarrte Alois kurz, weitete seine Augen und sprang auf. „Ihr werdet ihn mir nicht wegnehmen!“ „Warum? Ihr habt kein Recht ihn einzusperren“, protestierte Maylene. „Das ist nicht wahr!“, schrie Alois. „Durchaus schon“, knurrte Maylene. Man hörte plötzlich etwas knacken. „Was?!“, hauchte Alois. Maylene kicherte kurz. Alois nahm den Blick von dem Gewehr, das auf seine Schläfen zielte, nicht ab. Er war starr vor Angst und wagte nicht einmal zu blinzeln. Er wagte aber auch keinen Hilferuf, sodass Claude sich nur am Anblick des Spektakels amüsierte. „Wo ist der Earl?!“, knurrte Maylene und stützte ein Bein auf den Schreibtisch. „Maylene!“, rief Finny empört und starrte sie mit offenem Mund an. „Er ist doch noch ein Kind.“ „Ha. Ein Kind?!“, fragte sie und lachte mit tiefer Stimme. „Ich will das ja nicht, aber der Earl Trancy zwingt mich ja förmlich…“ Wieder lachte sie und sah dem Jungen in die blauen, feuchten Augen. „Claude“, hauchte Alois. „Lasst Euren Butler aus dem Spielchen“, drohte sie ihn. „Übergebt uns den Earl, dann passiert Euch nichts.“ Maylene lächelte und zielte plötzlich auf seinen rechten Arm, drückte ab. Alois schloss schnell die Augen, atmete ein und verharrte. Ein Schuss. Ein Klicken. Kein Schrei. Alois wartete auf den Schmerz, doch dieser kam nicht. Er zitterte am ganzen Körper, hatte er zu sehr Angst um die Augen wieder zu öffnen. „Verdammt“, knurrte Maylene. Erst jetzt begriff Alois, dass er wohl unversehrt war. Nun öffnete er die Augen und sah, dass sein Butler neben ihn stand. „Ich habe mir die Freiheit genommen, Eure Waffen unschädlich zu machen“, prallte er monoton und öffnete seine Hand. Verschiedene Kugeln waren darin, kleine und große. Finny erschrak und sah schnell nach ob auch seine Waffe manipuliert wurde. Er schüttelte die Pistole und hörte kein klapperndes Geräusch, was die Pistole sonst von sich gegeben hätte. Also war auch seine kaputt. „Sperrt sie ein“, hauchte Alois und zeigte mit seinen zittrigen Zeigefinger auf die drei. „Gewiss, Mylord“, sagte Claude und verbeugte sich knapp. „Würden die Herrschaften nun mit mir kommen?“ „Wir werden den Earl nie befreien können. Nicht ohne Sebastian“, murmelte Bard. „Es war eh eine Scheißidee alleine die Mission zu beginnen.“ „Hätten wir es nicht gemacht, wäre der Earl verloren. Nun sind wir es. Wir wussten, dass wir Opfer bringen müssen. Vielleicht hat der Earl nun noch etwas Zeit. Schließlich will dieser blonde Junge nur ein Spielchen spielen. Ernst ist ihm diese Situation nicht“, dachte Maylene laut nach und setzte sich, lehnte sich an das kalte, nasse Gestein. Finny saß mitten im Raum im Schneidersitz und sah hilfesuchend hinauf zu dem kleinen, vergitterten Fenster. „Und was machen wir nun?“, fragte Finny und seufzte. „Warten“, meinte Bard zornig und zog sein Schächtelchen, wo sich die Streichhölzer befanden, heraus und wurde auf Anhieb deprimierter. „Mist. Alle.“ „Wir sind in dem Kerker des Anwesens und du beschwerst dich, dass du nicht mehr rauchen kannst?“ Maylene schüttelte den Kopf. Tanaka war bereits aus dem Sack geschlüpft und hatte einen Stein gefunden mit dem er gerade an der Wand malte. Es waren bereits Finny, Bard und Maylene an der Wand verewigt. Nun setzte er ein kleineres Strichmännchen an die Wand, was wohl ihn selber darstellen würde. Doch malte der kleine Mann noch eine Augenklappe an den kleinen Kreis der wohl den Kopf darstellen sollte. „Der Earl, ho, ho, ho“, machte Tanaka und strahlte über beide Backen. „Warum soll der Earl nur hier bleiben wollen?“, meinte Finny und legte sich auf den schmierigen Boden. Er seufzte und starrte an die Decke. „Bestimmt lügt dieses Kind“, knurrte Bard und ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn ich diesen Jungen erwische werde ich… werde ich…“ „Ho, ho, ho“, meinte Tanaka. „Das Spielchen ist lustig.“ „Lustig? Du findest das lustig?“, fragte Bard und nahm den kleinen Mann hoch. „Spinnst du?“ „Lass ihn runter. Spare dir das für die Flucht“, meinte Maylene genervt. „Flucht?“, fragten Bard und Finny wie aus einem Mund. Der ältere kleine Mann wurde sanft wieder auf den Boden gesetzt und wieder sich selbst überlassen. Tanaka lief wieder zu der Wand und hob wieder seinen Kreide-Stein auf und fing an eine weitere Figur neben den jungen Earl zu skizzieren. „Wie sollen wir das anstellen?“, fragte Bard. „Auf Sebastian warten? Wo wir nicht mal einen Zettel liegen gelassen hatten, damit er weiß wo wir uns befinden…“ Flieg, flatter, flatter, hüpf. „Hört ihr das?“, fragte Finny und sah wieder zu dem Fenster. „Lady Cordelia Helga von Feuer!“ „Bist du dir sicher Finny? Sie ist so winzig“, murmelte Bard, worauf das kleine Vögelchen ihn böse anfunkelte. „Piep!“, machte es und schüttelte sich. Es drückte sich durch die Gitterstäbe und flog Finny auf den Kopf. „Meine kleine Lady C.H.v.F.“, sagte er und nahm das Vögelchen in die Hand. „Du hast uns gefunden!“ „Piep“, machte es triumphierend und sah danach zu Maylene und Bard. Erst danach erspähte sie Tanaka. Es sprang aus Finnys Hand und hüpfte zu dem kleinen Mann hinüber. Endlich jemand in Augenhöhe! „Ho, ho, ho“, machte Tanaka, worauf die anderen drei Diener ihn hinterlistig anschauten. „Du, Tanaka? Was wäre, wenn du auf Lady C. Hilfe suchst?“, lachte Bard. „Ho?“ – „Piep?“ „Du bist doch so klein dass du auf sie klettern könntest und mit ihr in die Freiheit fliegen kannst, damit du Sebastian holen kannst!“ „Ho.“ „Machst du es?“, fragte Maylene, die ihn mit strahlenden Augen ansah. „Bitte.“ Er nickte nur, legte den Stein beiseite und kletterte auf den Rücken des Vögelchens. „Du bist unsere Rettung, Tanaka! Habe ich nicht immer gesagt, dass es eine gute Idee ist ihn mitzunehmen?“, prahlte Maylene und wurde plötzlich rot. „Oder so ähnlich habe ich es wenigstens gesagt.“ „Ja ja“, machte Bard und rollte mir den Augen. „Wenigstens bist du ein Held! Du bekommst sicher einen Orden vom Earl!“ In Tanakas Augen spiegelte sich ein glorreicher Orden, der nur heldenhaften Helden übergeben wird. „Ja“, machte er und hob triumphierend die Hand. „Such' Sebastian und sag ihm, dass wir hier sind. Und dass der Earl in Gefahr ist!“, befahl Maylene. „Gut“, sagte Tanaka und räusperte sich. Danach sprang er von dem Rücken des Vogels. „Ich werde vielleicht nicht zurückkommen, meine kleine Maylene. Ich werde aber alles für dich geben. Ich werde weder Sturm noch Regen scheuen, um so schnell wie es mir möglich ist wieder hier her zu kommen und dich – und die anderen – zu retten.“ Er nahm Maylenes Hand und sah sie intensiv an. „Betet für mich.“ Sie nickte schüchtern, wurde rot. Tanaka wiederum sprang wieder auf das Federvieh und flog siegreich nach draußen. Maylene sah ihm hinterher. „Mein Held“, murmelte sie und faltete die Hände zusammen. „Bring mir Streichhölzer und Zigaretten mit, Tanaka!“, brüllte Bard hinterher. „Du unromantischer Grobian!“, schimpfte Maylene und schlug ihm auf den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)