Flauschiges Problem von Nirotua ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel II: Dieses Kind ist mürrisch ----------------------------------------------- Ein Butler hat es nie einfach. Vor allem hat er es nicht einfach, wenn er drei inkompetente Gehilfen hat, die nicht einmal die kleinste Aufgabe richtig absolvieren können. Sie sind keine gute Hilfe und kosten nur unnötig Zeit. Zeit die er nicht vergeuden durfte. Niemals!! Er kraulte dem schwarz-weißen Kätzchen über den Rücken und hörte zu wie es schnurrte. „Du bist so flauschig“, flüsterte er und nahm das Kätzchen hoch und sah ihm in die wunderschönen grünen Augen. Das Kätzchen wiederum leckte kurz an der Nasenspitze des Butlers und miaute danach. „Du bist so süß...“, flüsterte er und umarmte es fest – drückte es gar. „Sebastian!“, schimpfte der Earl. Sebastian drehte sich um und lächelte entschuldigend. „Nicht schon wieder.“ „Können wir sie nicht behalten, Herr?“, fragte er, worauf Ciel ihn böse anfunkelte. „Sebastian, verjag' die Katze, das ist ein Befehl“, rief er und sah ihn siegessicher lächelnd an. Der Butler nickte und setzte das Tier auf den Boden. „Husch, husch“, machte er und stupste das Tierchen an. „Ich sagte verjagen!“, knurrte Ciel. „Sie sagten nicht, wie ich dies anstellen sollte“, meinte Sebastian und lächelte freundlich. „Sie müssen sich schon besser und detaillierter ausdrücken.“ „Sebastian, du elender Bastard.“ „Schauen Sie doch. Das Kätzchen geht doch bereits“, sagte Sebastian und zeigte dem Earl wie die Katze über die Hecke sprang. „Ich will keine Tiere mehr auf meinem Anwesen sehen“, knurrte Ciel und ging zurück in das Herrenhaus. „Ich hasse diese Viecher.“ „Oh wie süß“, rief Finny aus. „Sie hat ja schon richtige Federn bekommen.“ „Wie schnell so kleine Wesen doch wachsen“, lachte Bard. „Die Federn sind braun“, murmelte Maylene. „Es ist also doch ein Adler. Sie wird ein stolzer, königlicher Weißkopfseeadler“, prallte Bard. „Nein, es wird eine braune Taube“, schwärmte Finny. „Braun?“, fragte Maylene. „Ja. Nach der Mauser werden die Federn dann weiß. Weiß wie Schnee.“ „Genau“, murmelte Bard langgezogen, sarkastisch. „Ho, ho, ho“, machte Tanaka, der auf Maylenes Schrank saß und hinunter schaute. „Guck doch mal“, quietschte Finny und strahlte das kleine Geschöpf an als es anfing zu flattern. „Es will fliegen lernen.“ Alle sahen auf das Vögelchen und lächelten. „Oh wie süß.“ „Bard, Finny, Maylene“, rief Sebastian. Plötzlich wurden sie blass. „I-ich habe die Wäsche vergessen“, stotterte Maylene und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. (Wäsche ist immer noch dreckig. Fliegen fliegen um diese.) „Mist. Stimmt ja. Der Braten im Ofen. Mist“, machte Bard. (Braten ist verkohlt, was ein Feuer hervorgerufen hatte.) „Ich sollte die Blumen gießen“, stellte Finny fest. (Blumen sind verendet.) „Angetreten!“, hörte man Sebastian rufen. Die drei Diener fingen an wie Espenlaub zu zittern und schlichen mit leisen Sohlen in Richtung Tür. „Tanaka, du passt auf Lady Cordelia Helga von Feuer auf“, befahl Bard, worauf der kleine Mann nickte. Hüpf, hüpf, hüpf, flatter. Hüpf, hüpf, flatter, flatter. Schon war der kleine Vogel an der Treppe und schaute interessiert nach unten. Es beobachtete den jungen Earl wie er gerade sein Frühstück aß. Er nahm einen Keks zur Hand und tauchte ihn in den Tee. Die Augen des Vogels glänzten als sie diesen Keks sahen, worauf der Vogel wusste was nun sein Ziel war. „Oh nein“, machte Maylene als sie den kleinen Vogel sah. Ihre Gesichtsfarbe wurde auf Anhieb bleicher als zuvor. Das kleine Vögelchen sprang einfach so in die Tiefe und Maylene konnte nur zusehen wie es mit den zu kurz geratenen Flügeln schlug und wie ein Stein fiel. Doch in dem Moment, wo die Kleine beinahe auf dem Boden aufschlug, schaffte sie es und flog ein Stück, sodass sie auf den Boden glitt und danach darauf wenige Meter lang rutschte. Hüpf, hüpf, hüpf, flatter. Hüpf, hüpf, flatter, flatter. „Den Tee?“, fragte der Earl ungeduldig. Maylene wandte sich erschrocken zu ihm und nickte eifrig. Ihre Hände zitterten als sie die Teekanne hob und versuchte ihrem Herrn etwas einzuschenken. Das braune Gebräu traf zum Glück die Tasse, doch als der kleine Vogel Maylene entdeckte schrie es so laut es konnte – schließlich hatte sie Hunger und Maylene war eine der geliebten Futtergeber. Sie zuckte zusammen und verfehlte die Tasse für einen kurzen Moment. Der italienische Tee glitt über den Tisch und wurde von der eigentlich weißen Tischdecke aufgesogen. Ciels Auge weitete sich und er atmete empört ein. „Maylene!“, schimpfte er. Sie wiederum stellte schnell die Kanne wieder auf den Teewagen und holte ein Stofftuch aus ihrer Schürze. Sie tupfte schnell die Stelle ab und merkte langsam, dass dies keinen Effekt hatte. „Sebastian“, rief Ciel und zeigte Maylene mit einer abwertenden Handbewegung, dass sie gehen sollte. Sie nickte und drehte sich geschwind um und stoß beinahe Sebastian um. Dieser schüttelte enttäuscht den Kopf und seufzte. „Ich werde die Tischdecke sofort säubern, wenn Ihr mit Eurem Mahl fertig seid“, sagte der Butler und verbeugte sich tief. „Ich will, dass du sie jetzt entfernst“, befahl der Junge, worauf der Butler nickte und sie geschwind herunterzog. Die Tasse, der Teller und alles andere was sich auf den Tisch befand, blieb an seiner Stelle, bewegte sich kein bisschen. Nicht einmal ein wenig. Überhaupt nicht. Sebastian faltete die befleckte Tischdecke schnell zusammen und legte sie über seinen rechten, angewinkelten Arm. Danach verbeugte er sich knapp. Ciel nickte und trank ein wenig vom Tee. Maylene schlich währenddessen zu Lady Cordelia Helga von Feuer, hob sie hoch und verbarg sie hinter ihren Kopftuch. Danach wandte sie sich wieder dem Teewagen zu und lächelte Ciel entschuldigend an. „Ungeschicktes Hausmädchen“, murmelte er und seufzte. „Was steht heute an, Sebastian?“ Dieses Gespräch ging Maylene wirklich nichts an und so verbeugte sie sich knapp, hielt dabei ihr Kopftuch fest und schob den Wagen in Richtung Küche. Der kleine Vogel steckte seinen Kopf aus dem Kopftuch. Sofort erkannte er in unmittelbare Nähe den so heiß begehrten Keks. Ihre Augen glänzten neugierig. So nah und doch so fern. Doch Maylene blieb nicht stehen, im Gegenteil: sie ging weiter, sodass die Entfernung größer wurde. Das Vögelchen flatterte, befreite sich so aus dem Tuch und sprang. Sie flatterte im Sprung und landete ausgerechnet in der Tasse der Earls. PLATSCH. Maylene drehte sich geschwind um und hielt sich die Hand vorm Mund. Oh nein , dachte sie und blieb wie angewurzelt stehen. Als sich Ciel von seinen Butler abwandte, hob er die Tasse hoch und sah danach auf sie. Er wollte gerade aus dieser Tasse trinken – den letzten Schluck –, als er das kleine Federvieh sah was ihn mit offenen Schnabel begrüßte – es schrie. Ciel setzte die Tasse wie automatisch wieder ab und verzog angewidert danach das Gesicht. „Sebastian“, schrie der junge Earl hysterisch und putzte sich hektisch den imaginären Schmutz von seiner Hand an einer Serviette ab, die noch kurz zuvor neben dem Teller auf dem Tisch lag. „Mach es weg. Schnell!“ „Habt ihr etwa Angst vor so einem kleinen schutzlosen Wesen?“, fragte Sebastian amüsiert und sah seinen Herrn aus den Augenwinkel an. „Sebastian. Ich befehle dir, dass du dieses Vieh herausbittest “, sagte das Kind zornig und knirschte mit den Zähnen. „Ich muss Sie leider bitten dieses Anwesen zu verlassen, Mr. Vogel“, meinte Sebastian zu den Vögelchen, was verstummte und sich schüttelte. „Sebastian“, schimpfte Ciel lauter. „Du weißt, dass ich das nicht meine!“ „Sie sagten aber…“, meinte Sebastian monoton. „Ich weiß was ich sagte“, unterbrach ihn Ciel. „Mach es weg.“ Doch Sebastian stand nur da und beobachtete interessiert das kleine Wesen. Wie es aus der Tasse sprang und, nass wie ein vollgesogener Schwamm, auf den Tisch hüpfte. Diese Aktion hinterließ wiederum nasse Pfützen auf dem Tisch, was das Tier aber nicht weiter störte. Sie hüpfte erst zu der Kerze, die mitten auf den Tisch stand und betrachtete interessiert ihr Spiegelbild. Sie klopfte mit dem Schnabel ein-, zwei-, dreimal daran und piepte. Danach schüttelte es sich, worauf viele Wasser-/Teetropfen auf dem Tisch und dem silbernen Kerzenständer verteilt wurden. Danach war das eigene Spiegelbild wohl uninteressant geworden, denn das kleine Getier hüpfte flatternd auf den Earl zu. Ciel sah angewidert auf das Tier herab und beobachte es wie es ihn beobachtete. „Ich glaube Sie sind jetzt seine Mutter, Herr“, scherzte Sebastian. Das kleine Tier öffnete den Mund und schrie. „Wohl kaum“, murmelte Ciel genervt und lachte spöttisch über die Aussage seines Butlers. Kurz streckte Ciel interessiert den Finger aus, worauf der kleine danach schnappte. „Was zur Hölle ist das?“ „Es ist eine braune Taube, Herr“, meinte Finny der links neben der erstarrten Maylene stand und sich an seinen Kopf kratzte. „Nein, es ist ein Adler“, berichtigte Bard der rechts von Maylene stand. „Pinguin“, meinte Tanaka der hinter Finny auftauchte und seinen Tee trank. „Ho, ho, ho.“ Der Blick des Earl wurde verzweifelter und er murmelte etwas Undeutliches, was sich aber ungefähr so anhörte wie: „Ihr elenden Diener “. „Piep“, machte die Kleine und pickte an den Keks. Endlich hatte sie es geschafft ihn zu erreichen. „Sebastian es reicht. Entferne es aus meiner Sicht“, sagte Ciel mit fester Stimme. „Yes, Sir“, sagte er und verbeugte sich, worauf Sebastian das kleine, nasse Tier mit zwei Fingern hochhob. „Nein“, schrien die zwei männlichen Diener wie aus einem Mund, Tanaka trank genüsslich seinen Tee. Sebastian setzte den Vogel auf seine offene, flache Hand und sah sie fragend an. „Warum denn nicht?“ „Wir… wir… wir… wir…“, fing Bard an. „Wir haben sie aufgezogen“, vervollständigte Finny Bards Satz. Plötzlich war es still. Doch kam keine Zustimmung von Maylene, wie es sonst immer der Fall war. Finny runzelte die Stirn und wandte sich zu Maylene die immer noch in einer scheintoten Starre war. Er klopfte ihr an den Kopf, worauf ein Ton erklang als klopfe man auf Porzellan. „Maylene? Hast du gar nichts dazu zu sagen“ „Nein“, hauchte sie. „Ich verlange von euch Disziplin und Gehorsam! Ich will keine Tiere hier haben, verstanden?“, rief Ciel mit starker Stimme. Er war bereits aufgestanden und stand nun neben Sebastian. „Ja, Herr“, sagten die zwei Männer gleichzeitig und traurig. „Geht an eure Arbeit! Und nehmt Maylene mit!“, befahl Ciel und wandte sich zu Sebastian. „Setzt ihn oder sie im Garten aus. Deine Katzen werden sich schon um ihn oder sie kümmern.“ „Yes, Mylord“, sagte Sebastian und verbeugte sich. Der kleine Vogel sprang von der Hand des Butlers, flatterte, doch fiel er wieder nach einen kleinen Moment. Ciel fing den kleinen Vogel auf und sah sie sich an wie sie den Mund öffnete und nach Essen bat. Kurz sah man ein wenig Mitgefühl in seinem Blick, doch dieser hielt nicht lange an. Sebastian entfernte das Tier aus seiner Hand und trug es nach draußen. „Kleiner Ciel“, murmelte der Butler zu dem Vogel, worauf der Earl das Auge weitete und kurz verharrte. Er setzte sich danach in Bewegung und schritt schnell und stur die Treppe hoch. „Geht an die Arbeit“, rief er noch nach unten und sah wie sich die vier inkompetenten Diener in den Armen lagen und bitterlich weinten. Doch dies war Ciel egal. Er schüttelte den Kopf und betrat sein Zimmer. Es waren schließlich noch wichtige Dinge zu erledigen – sich mi so einen Kinderkram zu beschäftigen kostet zu viel Zeit. Und Zeit ist nun mal kostbar. Am Abend, als Ciel schon im Bett lag und zugedeckt wurde, beobachte er seinen Butler misstrauisch und beinahe wütend. „Warum nanntest du das Vieh Ciel?“, knurrte der Earl und sah ihn intensiv an. Sebastian sah ihn wiederum überrascht an und lächelte danach. Er beugte sich zu dem Jungen und kicherte. „Dass Eure Diener ihn gefunden hatten war nur reines Glück. Er war alleine. Von aller Welt verlassen. Er rief nach irgendjemandem und er wurde erhört. Sonst wäre er dem Tod geweiht gewesen“, erklärte Sebastian dem Kind, worauf dieses das Auge weitete. „So wie Sie vor einigen Jahren.“ „Es ist aber nur ein Vogel“, meinte Ciel kalt. „Das ist eben die Natur – Leben und Sterben.“ „Gewiss, Herr“, sagte Sebastian monoton und stand auf. Er nahm den Kerzenständer zur Hand, der vorher auf dem Nachttischchen stand und blies ihn aus. „Schlaf gut, mein kleiner Vogel.“ Maylene guckte verschwörerisch um die Ecke und gab ihren Kumpanen ein Zeichen, dass die Luft rein war. Alle drei hatten schwarze Sachen an, schlichen wie Schwerverbrecher durch das Anwesen des Earls. Drei Kerzenhalter erhellten ihre Sicht, sonst war die Villa bereits dunkel. „Stop“, hörte man Bard sagen, worauf alle stehen blieben und ihm mit ihren Kerzen ins Gesicht strahlten. „Was ist?“, fragten Maylene und Finny wie aus einen Mund. „Wo ist Tanaka?“, fragte er, worauf die Drei sich verwirrt umdrehten und ihre Blicke durch den Raum streifen ließ. „Buh“, machte der kleine Butler, der hinter ihnen stand. Die drei erschraken, schrien und ließen vor Schreck die Kerzenhalter fallen, die auf den Boden fielen und ausgingen. „Tanaka“, schimpften sie alle. „Was soll denn das?“ „Ho, ho, ho“, machte der kleine Mann und zog das Bettlacken aus. „Verdammter kleiner Mann“, knurrte Bard. „Verschwinde.“ „Mist“, machte Maylene und versuchte einen Kerzenhalter mit einen Streichholz anzumachen. „Meine Streichhölzer gehen nicht an.“ „Meine auch nicht“, meinte Finny. „Keine Angst. Meine...“, meinte Bard triumphierend und holte seine eigenen Streichhölzer hinaus. Er klappte die kleine Box auf und fasste ins Leere. „Meine sind alle.“ „Und was nun?“, fragte Maylene und fing an zu schluchzen. „Lady Cordelia Helga von Feuer ist verloren – für immer“, weinte Finny. „Unser armer kleiner Vogel.“ Bard schlug Maylene und Finny auf den Hinterkopf und räusperte sich. „Wir geben nicht auf!“, sagte er im Militärton und ballte die rechte Hand zur Faust. „Für die kleine Lady C.!“ „Genau!“, meinten beide voller Euphorie. Sie standen im Dunkeln draußen im Garten, suchten verzweifelt nach dem kleinen Vogel und riefen ihren Namen und pfiffen. Der Vollmond half ihnen dabei. „Lady C.?“, fragte Finny in die Dunkelheit. „Wo bist du?“ „Komm her, Lady C.“, rief Maylene. „Das ist sinnlos“, gab Bard zu. „Sie ist weg.“ Finny und Maylene nickten niedergeschlagen. „Ich hoffe ihr geht es gut.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)