Als wir Kinder waren von KarliHempel ================================================================================ Kapitel 9: Schmerz I und II --------------------------- Schmerz I Träge schlug Schuldig die Augen auf und sah sich um. Neben ihm erkannte er Ran, der auch gerade zu Bewusstsein kam. Sie beide waren an Stühle gefesselt, kaum eine Armlänge von einander entfernt. Das war der pure Hohn. Nahe genug, dass man sich erreichen konnte, wären die Arme nicht sorgfältig gefesselt. Schuldig beobachtete Ran genau. Der Schmerz in seinem Bein schien ihm die Kraft zu rauben. Er war blass, sein Hosenbein mit Blut vollgesogen und seine Kiefer angespannt. Schuldig konnte ihm ansehen, dass er mit einer erneuten Ohnmacht kämpfte. Die Tür ging und Schuldig erkannte mit einem einzigen Blick, dass sie beide tief in der Klemme steckten. Ran wurde munterer und hob den Kopf. „Sieh ihm nicht in die Augen. Egal was passiert!“, raunte Schuldig ihm zu. „Du kennst ihn?“, fragte Ran schwächer, folgte aber der Anweisung. „Natürlich kennt er mich. Wir zwei waren, wie soll ich sagen, Schulfreunde. Dachtest du vielleicht, er wäre der einzige Telepath auf der Welt? Einer der Besten, für wahr. Doch nicht der Einzige.“, erklang die arrogante Stimme dieses Mannes, der nun auf sie zuschritt. //Sieh auf den Boden und sieh in nichts, was spiegelt sonst überrennt er dich!//, gab Schuldig energisch zu verstehen, als er den verstohlenen Blick Rans sah. Erneut folgte er und sah starr auf den Boden vor seinen Füßen. Der Mann lachte. Schuldig knurrte ungehalten. „Ach mein lieber Schuldig … Warum willst du ihm denn unnötig Angst machen? Du weißt doch was echte Angst ist. Nicht wahr?“ Er kniete sich vor Schuldig., sah ihm mit einem diabolischen Grinsen an. Schuldig hob überlegen sein Kinn. Er durfte dieses Spiel nicht verlieren. „Angst ist, wenn du mit fünf Jahren vor deinen Eltern steht, deine Mutter zittert und dich anschreit von ihr fern zu bleiben. Angst ist, wenn der Vater dich als Missgeburt bezeichnet, als Freak und als Dämon. Wenn er versucht dich mit dem Schürhaken des Kamins zu erschlagen und nur sich und seine Frau beschützen will. Wenn du keinen guten Platz mehr in ihren Gedanken für dich, ihr eigenes Kind findest. Angst ist, wenn du wegläufst und nicht weißt, ob du hoffen sollst, dass er dich erwischt oder, dass du ihm entkommst. Das trifft es ganz gut, was meinst du?“, seine Stimme war leise und kalt. Nun begann er zu lächeln und erhob sich. Er schien beschwingter. Schuldigs Blick hatte sich verdunkelt. Er war ernst. „Außerdem habe ich dazu gelernt. Ich brauche keinen Blickkontakt mehr.“ Er fasste Schuldig grob an die Schulter. Dieser schrie auf. Schmerz II Schuldig schrie. Noch nie hatte er ein solches Geräusch von dem Deutschen gehört. So voller Schmerz. Schuldig stöhnte gequält auf, als der Fremde seinen Griff lockerte. Er ließ den Kopf hängen, schnaufte und hob seinen Blick wieder. Der Fremde beugte sich zu ihm. „Du kannst ihn nicht beschützen, deinen Ran.“, raunte er mit einem Lächeln, dass Ran eisige Schauer durch den Körper trieb. Oder war es das „deinen“, dass ihn erschaudern ließ? Der Fremde wandte sich an ihn und vertrieb jeden anderen Gedanken aus Rans Kopf. Er musste jetzt konzentriert sein. „Schöner Name übrigens.“, gab er im Plauderton von sich. Sein Griff in Schuldigs Schulter wurde wieder fester. Schuldig verbiss sich einen neuen Schrei. Schweiß begann ihm an der Schläfe entlang zu laufen. Blut floss von der auf gebissenen Lippe. Sein Atem ging stoßweise. „Weißt du, Ran … Der Kontakt mit einem anderen Telepaten kann äußerst schmerzhaft sein. Und je stärker ihre Fähigkeiten sind, desto fataler kann dieser Kontakt sein, wenn einer mental auf den anderen einprügelt … So wie ich gerade.“, erklärte dieser fremde Mann amüsiert. Ran wurde schlecht bei dem Gedanken daran, dass dieses Amüsement echt sein könnte. „Im schlimmsten Fall, geht es bis zum Tode. Stimmt, oder?“, fragte er bei Schuldig nach, als wolle er für seine Ausführungen noch Bestätigung. Schuldig atmete schnaufend. Es ging ihm offensichtlich immer schlechter. Der Fremde wandte sich an Ran, der ihn kämpferisch ansah. Insgeheim wiederholte er immer wieder die Worte seines Vaters. Er würde sich nicht besiegen lassen. „Es müsste sich jetzt in etwa so anfühlen, als ob man mit einem Stahlrohr auf den Kopf einschlägt“, führte er für Ran aus und wandte sich wieder Schuldig zu. „Deine Abwehr ist wirklich gut. Aber du wirst dieses Level nicht lange halten können.“ Er ließ Schuldig los, der erleichtert aufatmete. Dann hockte er sich vor Ran, sah ihn neugierig an, ehe er seine beachtlich langen Fingernägel in Schuldigs Bein grub, so einen neuen Kontakt herstellte und mit seiner Folter fortfuhr. „Jede emotionale Ablenkung verstärkt übrigens diesen Effekt.“, erklärte der Fremde und drückte mit dem Daumen auf Rans Schusswunde in seinem Oberschenkel. Er biss sich auf die Zunge um nicht zu schreien, wimmerte jedoch leidvoll auf. Er sah, wie Schuldig die Augen schloss. Seine Konzentration schien zu schwinden. Litt er etwa mit ihm mit? Ran war verwirrt. „Hmm... Vielleicht sollte ich mich mehr um deinen Ran kümmern. Es ist schließlich unhöflich, Gäste warten zu lassen.“ Da war es wieder. Schauer liefen durch Rans Körper. „Du warst noch nie höflich. Warum damit jetzt anfangen? Außerdem ist es unprofessionell, angefangene Arbeit liegen zu lassen.“, keuchte Schuldig schwer und erntete ein schallendes Lachen von dem Fremden. „Seit wann bist du bitte professionell?“ Er löste sich sowohl von Ran, als auch von Schuldig und dieser atmete erleichtert durch. Ran beobachtete Schuldig und den Fremden genau. Schuldig sah ihn finster an und atmete konzentriert. Dieser widmete sich wieder Ran. „Folter ist ein Grund, warum unser lieber Schuldig so ein sadistischer Schweinehund geworden ist.“ Er hob Rans Kinn an, dass dieser ihm in die Augen blicken musste. „Aber keine Sorge. Ich stehe ihm da in nichts nach! Ich möchte dich in deinen letzten Minuten doch nicht enttäuschen“ Er drückte erneut in die blutende Wunde und lacht. Ran verbiss sich einen Aufschrei. „Was für schöne Augen du hast. So ein starker, kämpferischer Blick. Es lässt deine Augen richtig funkeln. Ich kann Schuldig schon etwas verstehen. Du lässt dich nicht einfach knacken. Aber mehr interessiert mich, wie lange es wohl dauern wird, bis ich dein Hirn in Brei verwandelt habe.“ In Rans Kopf stieg der Druck und wurde schnell unerträglich. Ihm wurde schlecht. Er schrie auf, ehe alles um ihn herum dunkel wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)